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SIO« ein. Die „Hohenzollern" führte den Inkognito Wimpel, setzte beim Eintreffen jedoch die Kaiserstandarte. Die im Hafen liegenden österreichischen Schiffe gaben den Kaisersalut ab Nachdem die „Hohenzollern" Anker geworfen, begaben sic! Erzherzog und Erzherzogin Karl Stefan an Bord, um die Majestäten zu begrüßen, und nahmen hierauf am Frühstück teil. Auch der Marine Kommandant Freiherr von Spaun, der Statthalter Gras Goeß, der Hafen-Admiral von Hinke und der Escadre-Kommandant Baron Minutillo begrüßten die deutschen Majestäten an Bord der „Hohenzollern". Der deutsche Kaiser begab sich im Laufe des Bormittags an Bord der Kriegsschiffe „Maria Theresia" und „Budapest", welche die Kaiserstandarten hißten, und kehrte nach 12 Uhr auf die „Hohenzollern" zurück. Hierauf begaben sich beide Maje stäten aus die Jacht des Erzherzogs Karl Stefan „Ossero". Um ^,2 Uhr fuhren die Majestäten mittels Dampfgigg zum Bahnhofe, wo eine Ehrencompagnie mit Musik des Matrosen corps Aufstellung genommen hatte. Zum Abschied hatten sich Erzherzog Karl Stefan mit Gemahlin, Marinekommandant Frhr. v. Spaun, Statihalter Gras Goeß, Hafen-Admiral v. Hinke mit Gemahlin, Vice-Admiral Baron Minutillo, der deutsche Generalkonsul vr. Stannius, Bezirkshauptmann Ro setti mit Gemahlin und Bürgermeister Rizzi mit Gemahlin eingefunden. Bei der Landung der Majestäten am Bahnhofe intonierte die Musik die deutsche Hymne. Kaiser Wilhelm schritt die Front der Ehrencompagnie ab, während die Kaiserin sich die erschienenen Damen vorstellen ließ. Die Abreise der Majestäten erfolgte gegen 2 Uhr mit Sonderzug über Laibach, Nillach und den Brenner. Neueste TelegraZhtsche KvrrefvouKe«,. * Wie«, 24. November. (Tel. der Bautzener Nachr Der Czechenklub nahm einstimmig eine Resolution an, die den Zwang czechischer Reservisten, sich bei den Kontroll- Versammlungen ausschließlich deutsch zu melden, als eine Erniedrigung bezeichnet, wie sie anderen Nationalitäten nicht zugcmutet werde. Der Klub will der Regierung eine bezügliche Denkschrift überreichen. Rom, 23. November, abends. In der Deputierten kam m er gab Schatzminister Vacchelli heute das Finanz- Exposö. Er hob darin das Aufblühen der Industrie und des Handels hervor, welche bei Verbesserung der Steuer- gesetzgebung noch mehr prosperieren könnten. Es würden Reformen eingeführt werden durch Maßnahmen, welche keine Verminderung der gegenwärtigen Steuereinnahmen mit sich bringen würden. Bet Durchführung dieser Um gestaltung werde es nötig sein, sich mit der Herstellung des vollkommenen Gleichgewichts zwischen den thatsächlichen Einnahmen und Ausgaben zufrieden zu geben, indem man zur Tilgung der Schulden und zum Bau von Eisenbahnen die vorhandenen Bestände verwendet. Es werde jedenfalls nicht nötig sein, für den Dienst des laufenden Jahres und der nächsten Jahre Anleihen aufzunehmen, da noch verfüg, bare Bestände vorhanden seien. Das Jahr 1897/98 habe mit einem Deficit von nur etwa einer Million abgeschlossen, trotz der durch die Unruhen im Mai verursachten Ausgaben und trotz des Ausfalls in den Getreidezöllen. Für das Jahr 1898/99 werde ein Deficit von rund 14'/^ Mill, und für das Jahr 1899/1900 ein solches von 31'/, Millionen vorge sehen, welche durch den Bau von Eisenbahnen und die Kapitalbewegung verursacht werden. Diese 46 Millionen Deficit würden gedeckt durch die Einnahmen aus den durch die Finanzmaßnahmcn vom Jahre 1894 genehmigten Ope rationen mit den tilgbaren Schulden, und durch einen Teil der Beträge, welche dem Staate aus dem Vermögen der verbotenen Religionsgesellschaften zufließen. Angesichts des Standes der schwebenden Schuld, welcher auf 500 Millionen zu schätzen ist, werde es erforderlich sein, die Schatz Bonds zu vermindern und die ordentlichen Vorschüsse an die Emissionsbanken zu beschränken, um dadurch auch den Papiergeld-Umlaus zu verringern, der eine der Ursachen der Erhöhung des Wechselkurses sei. Er werde die Umwand lung eines Teiles der Schatzbonds in 4'/, proz. Konsols in Vorschlag bringen. Wenn der Kursstand es erfordere, werde er Vorschläge machen, durch deren Verwirklichung die Bank von Italien in die Lage versetzt werden solle, ihre wirtschaftliche Aufgabe zu erfüllen und ihre Rolle als Reglerin des Wechselkurses und Zinsfußes durchzuführen Des weiteren erklärte der Minister, man werde die Ab- schaffung der Oktrois auf Brot und Mehl in Vorschlag bringen, indem man die Gemeinden dadurch entschädige, daß man die Beträge, welche sie von den anderen Oktroi- Einnahmen an den Staat abzuführen haben, um den gleichen Betrag verringere und sie ermächtige, hinsichtlich der Lokal- Abgaben neue Bestimmungen zur Durchführung zu bringen, oder ihnen gestatte, in beschränktem Maße die Accise auf Wein und Fleisch zu erhöhen. Da der Staat keinesfalls auf die gegenwärtigen Einnahmen verzichten könne, werde der Ausfall durch Abänderungen der Fabrikationssteuer, zum Teil durch die Wehrsteuer und durch Andersgestaltung der Umsatzsteuer zu decken sein. London, 23. November, abends. Nach einem Tele gramm des „Globe" aus Birmingham machte das Kriegsamt bei dortigen Fabrikanten Bestellungen auf 7 Millionen Patronenhülsen. Die betreffenden Ver- träge seien als dringend bezeichnet. Doloham«, 23. November, abends. Zwischen den po litischen Parteien in Söul kam es zu einem Zus am m en- stoß. Dabei wurden auf der einen Seite 23 Personen ge- tötet. Weiteres Blutvergießen wird befürchtet. Die ja panische Negierung ist gebeten worden, Truppen zu senden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. ^ew-Aork, 22. Novbr, abends. (Schluß-Kurse.) An fangs höher, Schluß fest, «Ad für Regierungrbondr Vro,mtlLk 2V4/», do. für andere Sicherheiten do. 2'/,°/^ Wechsel ars Zoudrn (60 Tag«) 4,82'/.. Tadle Tran«,«,, 4,86'/,. Wechsel ans Sari» (6V rag«/ 5^4'/,, do. aus Berlin (60 Tage) 94'/,,. Atchison kopeta und Santa Ha- Aktien 16°/,. Tanadian Pacific-Aktien 84°',. 4mtral-Pacific-Aktien 28'/,. Shicago-, Milwaukee- u. St. Paul-Aktien 113'/,. Denver äi Rio Arant e PreferreL 62'/,. Illinois Central-Aktien 111'/,. Lake Shore ShareS 193. LouiSvtlle- und Nashville-Aktien 61. New-Umk Leutral- bahn 118'/,. Northern Pacific-Pr«s«rred (neue Emiss.l 75'/,. Com- mon SharcS 41'/,. Northern Pacific 3°/, Bonds 66'/,. Norfolk and Western vreserred (^nlerimS-Anlethefcheinm) 55'/,. union-Pacifi « Aktien (neue Emission) 34'/,. 4°/, bereinigte Staaten-VondS pr. 1925 127. Silber, Lommerctal Zar! 60°/«. KansaS City, Pittsb. Gulf RailroadCo.ShareS19'/.,do.do.l.Hypotheken-Obligalionen74>/,. Lenden/ >ür Geld: Leicht. — Warenbertcht. Baumwoue-PretS tn New-Uorl 5'/>„ do. kür Lieferung pr. Dezbr. 5.23, do für Lieferung vr. Februar 5,30, do do. in Nrw-Orleani! 4"/,,. Petroleum Stand, whtte w Ncw- Aori 7,30, do do. in Philadelpdte 7,25, do. Refined 4n TaieSi 8,05, do Credit Balance- at Oll City 115 Schmal» Kestern kteam 5,35, do. Rohe und Brothers 5,62. Mais Lmdenz: fest, do. Pr. Dezember 39' «, do. pr. Mai 40'/,. Weizen Tendenz: fest. Roter "Sinter wetzen loco 78'/,. Weizen Pr. Dezember 74'/,. do. pr. März 75',,, do. pr. Mai 72. G«ttrtd«srachl nach Liverpool 5, Kaisee fair Rio Nr. 7 6'/,, do. Ri Nr. 7 pr. Dezbr. 5,40, do. do pr. Februar 5,60. Mehl, Bprinc- Äheat clears 2,65. Hurter 4. Hino 17,90. Kupfer 13. Deutsche- Reich. Weißenberg, 23. November. (Oberl. Ztg.) Beider gestern statlgefundenen Stadtverordneten-Ergänzungswahl wurden von 114 Stimmen folgende Herren gewählt: Pri vatier Andreas Hocker mit 64, Mühlenbesitzer Heinrich Rudolph mit 59 und Färbermeister Heinr. Hoppstock mit 53 Stimmen. Dresden. Se. Majestät der König hat dem Baumeister Stadtrat Uhlmann in Stollberg den Titel und Rang als Baurat und dem Hutfabrikanten Hugo Karl Adolf Barthei in Dresden das Prädikat „Hoflieferant Ihrer Majestät der Königin von Sachsen" zu verleihen geruht. 23. November. Ihre Majestät die Königin besuchte gestern abend in Begleitung der Palastdame Gräfin Einsiedel, der Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl, des Oberhofmeisters, Generalmajor v. Malortie und des Kammerherrn v. Minckwitz das 2. Philharmonische populäre Künstlerkonzert im Gewerbe hause. In diesem Konzert gelangte eine Komposition des Schwedischen Kapellmeisters Andreas Hallsn, betitelt: „Gustav Wasa-Suite", zur Aufführung, deren Widmung Ihre Majestät die Königin im vorigen Jahre anzunehmen geruhte. — Wie bereits mitgeteilt, besuchte Ihre Majestät die Königin gestern abermals das Stadt-Irren - und Siech en- h a u s. Diesmal galt der Besuch Ihrer Majestät der Königin den körperlich siechen Männern, bei denen Oberarzt l-r. Hecker über die verschiedenen Leiden Auskunft gab. Ihre Majestät nahm hierauf noch das neuerbante, für 280 Betten ein gerichtete Männerhaus, das in seiner Ausstattung vollständig fertig ist, und das nächsten Freitag seiner Bestimmung über geben werden soll, in Augenschein. — Der König Albert-Jubiläumsstiftung Säch sischer Staatsbeamten wurde von einem sächsischen Pa trioten, der ungenannt bleiben will, die namhafte Summe von 5000 Mark zugewcndet. — In der am 21. d. M. stattgefundenen Sitzung des Landesmedizinalkollegiums von Sachsen erklärte sich dasselbe für die Forderung des Reifezeugnisses und eines Gymnasiums oder Realgymnasiums als Vorbildung für den Apolhekerberuf; ferner wurde ein akademisches Studium von fünf Semestern gefordert. Die bisherigen Bedingungen sind Reife für Obersekunda und vier Semester Universttätsstudium. — Das „Leipz. Tagebl." schreibt ferner: In sächsischen und außersächsischen Blättern werden von unverantwort lichen und, wie wir gleich hinzufügen wollen, herzlich schlecht unterrichteten Federn Nachrichten über die bevorstehen den Landtagswahlen und das sogenannte Kartell verbreitet, denen zu widersprechen Pflicht ist. So läßt sich die „Köln. Ztg." aus Sachsen schreiben, „daß man in den Kreisen der Nationalliberalen Sachsens ein ferneres zartes Rücksichtnehmen und ein Zusammengehen mit der konser vativen Partei nur in sehr bedingter Weise für ersprießlich halte und man daher in allen Wahlkreisen, in denen die nationalliberale Partei Aussicht auf Erfolg habe, eigene Kandidaten aufstellen werde. Es seien das von den 35 ,ur Wahl stehenden Kreisen etwa 20". Die Oberflächlich- eit des Korrespondenten der „Köln. Ztg." kennzeichnet sich Zunächst dadurch, daß er statt der thatsächlich zur Wahl rerufenen 29 Wahlkreise deren 35 angiebt. Wenn er fiervon weiter etwa 20 als solche bezeichnet, in denen na- ionalliberale Kandidaten ausgestellt werden sollen, so muß diese Behauptung das Ergebnis einer sehr regen Phantasie ein, denn in maßgebenden nationalliberalen Kreisen ist von einer solchen Absicht nichts bekannt. Zur Sache elbst und um solchen Queitreibereien ein für allemal ein Lnde zu bereiten, miede, holen wir, daß zwar bei Schluß des letzten Tages eine Erneuerung der sogennanten Kartell- erklärungnichtstattgefunden hat, damit aber doch noch lange nicht gesagt ist, daß man em Kartell allerseits nicht wünsche, oder nicht mehr für notwendig erachte. Wir glauben im Gegenteil gut unterrichtet zu sein, wenn wir sagen, daß legenseitige Vereinbarungen im Sinne des Kar» ellgedankens in maßgebenden national liberalen und konservativen Kreisen als durchaus wünschens wert angesehen werden. In diesem Sinne wurde in einer am 2. Oktober d. I. abgehaltenen, durch Delegierte aus dem Lande verstärkten Verbandssitzung der Vorstand des Nationalliberalen Vereins im Königreich Sachsen beauf .ragt, hinsichtlich der für 1899 bevorstehenden Landtags wahlen zu gegebener Zeit mit den anderen in Frage kommen den Parteien über die wünschenswerte Art des Zusammen- gehens sich ins Vernehmen zu setzen. Hiernach wird man das weitere ruhig abwarten können. Jene „unverantwort- ichen" Federn thäten gut, die öffentliche Meinung, noch dazu 11 Monate vor der Wahl, mit Phantasiegemälden nicht weiter zu beunruhigen. Wurzen, 23. November. Bei den Stadtverordneten wahlen hat die vom Wahlausschuß der Ordnungsparteien aufgestellte Kandidatenliste mit großer Mehrheit gesiegt. Im ganzen wurden etwa 1400 Stimmen abgegeben, von denen ber 1200 Stimmen auf die Liste der Ordnungsparteien ent- ielen. Zwickau, 23. November. Bei der hiesigen Stadt- Verordnetenwahl beteiligten sich von 3498 stimmberech tigten Bürgern 2197 — 62,8 Prozent. Von den Aus- cheidenden wurden sieben wiedergewählt; sieben Mit- zlieder wurden neugewählt. Socialdemokraten find nicht ns Kollegium gekommen. Berlin, 23. November. Das württembergische königspaar, das gegenwärtig in Lebenhausen bei Tü bingen weilt, wird sich morgen nach der Hauptstadt be ¬ geben, um denKaiser und dieKaiserin bei ihrerDurch- reise am Stuttgarter Bahnhofe zu begrüßen. Das Kaiser- paar wird nahezu eine Stunde dort verweilen, den Bahn- Hof aber nicht verlassen. Ein offizieller Empfang unter bleibt auf Wunsch des Kaisers. — Aus Anlaß des Geburtstages der Königin Marghe rita von Italien am 20. d. sandte der Kaiser an das hohe Geburtstagskind ein Glückwunschtelegramm. Kurz darauf traf auch das Kaiserliche Geburtstagsgeschenk in Rom ein. Dasselbe besteht aus vier kostbaren, mit sel- tenen Mustern versehenen Teppichen, die der Kaiser im Orient zu diesem Zwecke gekauft hatte. — Eine der ersten gesetzgeberischen Vorlagen, die den Reichstag in seiner nächsten Tagung beschäftigen werden, dürfte, den „Berl. Pol. Nachr." zufolge, das Bankgesetz sein, das sich u. a. aus dem 41 des Gesetzes vom 14. März 1875 notwendig macht. — Die Etats für die Aenderungen in der Or ganisation des Reichs Heeres sind dem Bundesrat zu- gegaugen, nebst einer Ueberstckt der Etatsstärke des deut schen Heeres nach den für 1899 geplanten Organisations änderungen. Für Preußen werden dadurch neue dauernde Ausgaben von etwa 5 Millionen, einmalige Ausgaben von etwa 28 Millionen erwachsen, für Sachsen 1'/, und 10 Millionen. Es werden u a. eine Kaserne gefordert für AUenstein (1100000 Mk), Gumbinen, Trier und Dt.-Eylau (je 1 Million), für Hanau (2400000 Mk.) und für Lang fuhr bei Danzig (2 Millionen). Es find die ersten Raten von je 400000 Mark eingesetzt. Ferner erkält Leipzig eine Feld-ArtiUerieregiments-Kaserne (2400000 Mk) und eineTrainbataillons-Kaserne(1200000Mk), sowie Wurzen eine Kaserne für ein Artillerie-Regiment (2200000 Mk.), Chemnitz für ein Infanterie-Regiment (2400000 Mk.> und Riesa für ein Pionier-Bataillon (1300000 Mk.). In Dresden soll die Train-Compagnie-Kasernc erweitert werden für eine fahrende Abteilung der Feldartillerie. Für Leipzig wird infolge Verstärkung der Garnison um ein Feldartillerie-Regiment und ein Trainbalaillon die Erweiter ung dcs Exerzierplatzes gefordert. — Der Entwurf eines Reichsversicherungsgesetzes ist, wie die „Gothaische Ztg.' aus zuverlässiger Quelle er führt, im Reichsamt des Innern nunmehr fertiggcstellt. Bei den vorbereitenden Beratungen mit Autoritäten des Versicherungs faches haben die grundsätzlichen Bestimmungen des Entwurfs im wesent lichen die Billigung der Sachverständigen gefunden. Die Bundes-Re gierungen haben den Entwurf mit Erläuterungen nunmehr erhalte», um zu demselben Stellung zu nehmen. Wie das Blatt hört, beschränken sich die Bestimmungen auf die öffentlich rechtliche, d. h. gewerbe- und verkehrspolizeiliche, Seite des Versicherungswesens, während die privat rechtliche Regelung des Versicherungsvertrags als minder dringlich einem späteren Akte der Neichsgesetzgebung Vorbehalten bleibt. Für private Versicherungsunternehmen aller Art ist Konzessionspflicht und Staatsaufsicht vorgesehen. Die Aufsicht über solche kleinere Anstalten, deren Arbeitsfeld auf das Gebiet eines einzigen Bundesstaats beschränkt ist, soll den Behörden dieses Bundesstaats obliegen; die Aussicht über die größeren Anstalten soll dagegen unmittelbar durch das Reich und zwar durch eine besonders zu diesem Zwecke zu schaffende Reichsbehörde ausgeübt werden. Zur Mitwirkung bei der Aufsicht soll der zu bilden den Reichsbehörde ein aus Sachverständigen und Praktikern des Ver sicherungswesens zusammengesetzter Versicherungsbeirat beigegeben werden. Wie weiter verlautet, beschäftigt sich der Entwurf nur mit den Rechts verhältnissen Privater Versicherungsunternehmungen; öffentliche Ver sicherungsanstalten, namentlich die öffentlichen Feuersocietäten und die in einzelnen Teilen des Reichs vorhandenen öffentlichen Hagel- und Viehversicherungsanstalten, sollen in ihrer Rechtsstellung unberührt und nach wie vor dem Landesrecht unterstellt bleiben. In gleicher Weise oll die auf Landesrecht beruhende steuer- und stempelrechtliche Behand- ung der Versicherungsanstalten, des Geschäftsbetriebes ihrer Agent«» und der Versicherungsabschlüsse unberührt bleiben. — In der LipPeschen Angelegenheit hatProfessor von Seydel den für den Fürsten von Schaumburg-Lippe m einem zweiten Gutachten eintretenden Professor Zorn in einer neuen Rechtsausführung, welche in der Münchener „Allg. Ztg." veröffentlicht wird, abgeführt. Zorn hatte die Zuständigkeit des Bundesrats daraus zu folgern gesucht, daß, wenn >as Reich nicht bestände, das Fürstentum Schaumburg-Lippe zur Geltendmachung des Thronsolgerechts seines Fürsten den Staat Lippe- Detmold mit Krieg überziehen würde. Deshalb handle es sich nicht u« einen Anspruch des Fürsten von Schaumburg an den Staat Lippe, son dern um den Staat Lippe und den Staat Schaumburg-Lippe. Daz« bemerkt Prof. v. Seydel: „Es gehört in der That einer überwundenen Rechtsanschauung an, wenn man das nicht einsehen will. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts hätte der Lippesche Thronstreit vielleicht zu eine« Kartosfelkrieg Anlaß geben können. Aber dem modernen Menschen ist >ie Unterscheidung zwischen dynastischen und Staatsinteressen eine s» elbstverständliche, daß auch der mächtigste Herrscher nicht wagen würde, im nur dynastischer Interessen willen Gut und Blut seiner Unterthanen n Anspruch zu nehmen. Die neuere Geschichte bietet zahlreiche Bes piele dafür, daß dieser Kultursortschritt nicht mehr angefochten wird. Selbst wenn man sich das Deutsche Reich wegdenkt, würde der Lippesche Thronstreit zu keinem Krieg mit Schaumburg führen können. Denn die Schaumburgsche Nation würde sich dafür bedanken, für eine Sache, die ihr gleichgültig sein kann, die gesunden Knochen ihrer Söhne aufs Spiel zu fetzen. Dafür also, daß der deutsche Landfriede Schaumburg a» einer Thorheit, wenn es je sic begehen wollte, hindert, braucht es durch die Reichsversassung nicht entschädigt zu werden. Wenn der souveräne Fürst von Schaumburg im Staate Lippe etwas will, muß er sich auch die dortige Rechtsordnung gefallen lassen." — Das im Bau begriffene Bismarckmausoleum besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Mausoleum, das etwa 40 Fuß hoch ist und eine bedeutende, mit Kupfer ge leckte Kuppel bekommt, und einer Grabkapelle, in der die Beisetzungsfeierlichkeiten stattfinden. Die Länge dcs ganzen Bauwerks ist 27 Meter oder 90 Fuß. Unter dem Kuppel« bau werden Fürst und Fürstin beigesetzt; unter der Ka pelle befindet sich in unmittelbarem Zusammenhang mit lern Beisetzungsraume die Familiengruft. Die Grund mauern, außen aus Granitfindlingen und innen aus Back« tein-Mauerwerk bestehend, find 1'/, Meter dick. Darauf erhebt sich der Oberbau in Tuffstein-Quadern. Die Zier- örmen sind streng romanisch. Der Eingang liegt dem Walde zugekehrt in dem mit Schiefer gedeckten Kapellen bau. Ueber der Thür ist das Bismarcksche Wappen ein gemeißelt. Vom Eingang aus führt eine breite Treppe echts hinunter in die Beisetzungsräume, links aufwärts in >ie Kapelle und in den über der Gruft des Fürstenpaares iegenden großen, von oben erhellten Raum des eigentlichen Mausoleums. Der ganze Bau macht nach dem „Hamb, korr." einen seiner Bestimmung entsprechenden imposanten Eindruck, voll Kraft und Würde. Die Riesen des Waldes trecken ihm von zwei Seiten ihre Aeste entgegen, rings- )erum werden noch Parkanlagen geschaffen. Der Zugang wird über einen neu anzulegenden Weg erfolgen, der von der öffentlichen Straße in dem erwähnten Hohlwege rechts abgeht und die Steigung bis zum Plateau des Mauso- eums in sanfter Kurve unter den hohen Waldbäumen überwindet. Ein Haus für den Wärter dcs Mausoleums