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Bautzener Nachrichten : 12.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189811127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18981112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18981112
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-12
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 12.11.1898
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selben Abteilung auf einen Wahlmann möglichst die gleiche Zahl von Urwählern entfällt. Dadurch wird erreicht, daß in demselben Orte oder Wahlkreise für Urwähler gleichen Steuervetrages eine Verschiedenheit des Wahlrechts in der Abteilung nicht eintreten kann. Außerdem verdienen die Maßregeln hervorgehoben zu werden, welche das sächsische Gesetz gegen einen übermäßigen Einfluß des Reichtums auf das Wahlrecht getroffen hat. Zun ächst kommen in Sachsen bei der Zuteilung eines Wählers in eine der drei Wähler abteilungen nur die staatliche Grund- und Einkommensteuer in Betracht, in Preußen dagegen außer den staatlichen Steuern auch die Gemeinde-, Bezirks- und Provinzialsteuern. Sodann kommen in Sachsen Steuerbeträge, welche den Be trag von 2000 Mk. übersteigen, bei der Wahl nur nach diesem Betrage in Anrechnung. Ferner ist in Sachsen sür den Fall, daß in einer Wahlabteilung aus einen Wahlmann weniger als süns Urwähler entfallen, die Zahl dec Urwähler durch die nächstniedrigcn besteuerten Urwähler aus der zweiten oder dritten Abteilung bis auf fünf zu ergänzen. Eine vierte Bestimmung Sachsens, welche dem entgegen wirkt, daß die Reichen bei der Wahl zu viel Einfluß erhalten, geht dahin, daß der ersten Abteilung, welche ein Drittel der Wahlmänner zu wählen hat, jedenfalls alle die stimm berechtigten Urwähler zugewiesen werden, welche an Grund oder Einkommensteuer oder an beiden zusammen den Betrag von mindestens 300 Mk. jährlich zu entrichten haben, der zweiten Abteilung aber unter allen Umständen alle Urwähler, die an diesen Steuern mindestens 38 Mk. jährlich entrichten. Von Wichtigkeit ist auch der Unterschied, daß in Preußen die Stimmabgabe öffentlich zu Protokoll erfolgt, in Sachsen dagegen die Wahl eine geheime ist. Leipzig, 11. Novbr. Ihre Majestät die Königin traf heute mittag 12 Uhr 36 Minuten ans Dresden hier ein. In ihrer Begleitung befinden sich Oberhofmeister von Malortie, Fräulein von Naundorff und Gräfin Einsiede!. Ein Empfang fand nicht statt. Die Königin fuhr direkt nach der Wohnung des Generallieutenants von Treitschke, um dort das Mittagsmahl einzunehmen. Ihre Majestät wurde beim Eintreffen in der Wohnung des Generallieutc- nants von Treitschke von dem Gastgeber und seinen Damen auf das ehrfurchtsvollste begrüßt, wobei der hohen Frau ein prächtiges Bouquelt aus Marschall Nielrosen gereicht wurde. Die Königin verweilte bis 3'/, Uhr bei Exc. von Treitschke. Letzterer hatte die Ehre, nach aufgehobener Tafel die hohe Frau am Arme nach dem Wagen geleiten zu dürfen, woselbst sich Ihre Majestät in huldvollster Weise von ihrem Gastgeber verabschiedete. Die Königin begab sich sodann zunächst mit ihrem Gefolge nach dem Palais zurück, um nach kurzem Verweilen in Begleitung von Frau Generallieutenant von Treitschke eine Spazierfahrt durch das Rosenthal zu unternehmen Gegen 5 Uhr begab sich die Königin mit Frau v. Treitschke in das Palais zurück, um in Gesellschaft derselben den Thee einzunehmen. Nach dem Thee zog sich die hohe Frau auf einige Zeit in ihre Gemächer zurück. * Leipzig, 1l. November. Der Zeichner des „Lim- plicissimus" Heine ist, wie das „Leipziger Tagebl." meldet, gegen eine Kaution von 30000 Maik auf freien Fuß gesetzt worden. Zwickau, 11. November. Rat und Stadtverordnete hier haben unter dem Ausdrucke des Bedauerns über den Fortgang unseres als Oberbürgermeister von Gera ge wählten Bürgermeisters Or. Huhn dessen EntlaffungS- gesuch genehmigt. Die hiesige Bürgermeisterftelle soll aus geschrieben werden. * Plauen, 11. Novbr. Der „Vogtländische Anzeiger" meldet: Fürst Herbert Bismarck hat auf die vom Vorstande des , Sächsischen Gemeindetages " an ihn gerichtete Anfrage in betreff der Teilnahme des Vorstandes als Vertreters der sächsischen Gemeinden an der Beisetzung seines Vaters, unter dem Ausdruck des Dankes für den das Andenken seines Vaters ehrenden Wunsch erwidert, daß er mit Rücksicht auf die Jahreszeit und den Mangel an Gelegenheit, die betreffende Deputation empfangen zu können, zu seinem Bedauern Ab stand nehmen müsse, Ein- ladungen zur Beisetzung ergehen zu lassen. Berlin, 11. November. Die Abreise der Prinzessin Heinrich von Genua ist aus den 16. November ver schoben worden. — Das Befinden derErbgroßherzogin vonOlden- burg, die, wie gemeldet, im Schloß zu Kiel sich einer schweren Operation unterziehen mußte, ist, nach dem „Berl. Tagebl.", soweit in der Besserung fortgeschritten, daß die Ueberfiedelung der Patientin von Kiel nach ihrer Residenz Haus Lensahn demnächst erfolgen wird. — Der Bun des rat hat, der „Berl. Korr." zufolge, in seiner gestrigen Plenarsitzung dem Ausschutzantrag, betr. die Abänderung der Ausführungsoorschriften zum Tabak- steuergesetz, die Zustimmung und der Rechnung der Kaffe der Oberrechnungskammer bezüglich des den Rech nungshof betreffenden Teiles für 1896 — 97 die Entlastung erteilt. Dte Entwürfe zum Reichshaushaltsetat für 1899, betr. die Einnahmen an Zöllen, Verbrauchssteuern u. s. w und betr. die Einnahmen an Stempelabgaben, sowie die Etats des Reichsinvalidenfonds und der Reichs-Justiz-Ver- waltung wurden genehmigt. Schließlich wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — Der Entwurf zu einem Flets chschaug ese tz ist dem Bundesrat noch nicht zugegangen; er ist der ,N. A. Z." zufolge noch Gegenstand der Beratung zwischen den be- teiligien Regierungen. — An der Konferenz gegen die Anarchistenwerden als deutsche Mitglieder teilnehmen der Botschafter in Rom Frhr. von Saurma, der vortragende Rat im preußischen Ministerium des Innern v. Philipsborn und derOber- verwaltungsgerichtsrat, Professor an der Berliner Uni versität vr. F. v. Martitz. — Die etatsmäßige Einnahme der Reichspost- und Telegraphen-Verwaltung für die erste Hälfte des laufenden Rechnungsjahres hat 165530000 Mk. betragen, während die Einnahme im gleichen Zeitraum des ver gangenen Jahres sich aus 154031 000 Mk. belaufen hat. Die Steigerung beträgt mithin nahezu 11*/, Mill. Mark. — Im Ersatzjahr 1897/98 wurden für das Landheer und die Marine tm Bereich der preußischen Monarchie insgesamt 151 832 Mannschaften ausgehoben. Von diesen »9'37 hatten Schulbildung in der deutschen Sprache 151 398, nur in der nichtdeutscben Muttersprache 264, während 170 — 0,11 Prozent ohne Schulbildung waren gegen 2,30 Prozent im Srsatzjahr 1879/80. — Doß in dem neuen Etat eine Forderung für die Reorganisation der Fe I d-Artillerte, die der Kriegs- Minister schon vor fast einem Jahre als nicht wohl mehr ausschiebbar bezeichnete, erscheinen wird, ist einer anscheinend offiziösen Mitteilung zufolge als bestimmt zu betrachten. Mit einiger Sicherheit darf auch angenommen werden, daß diese Reorganisation jedem normalen Corps von zwei Di visionen zwei Brigaden Feldartillerie, je eine zu zwei kleineren und übersichtlicheren Regimentern für die Division, außerdem vielleicht eine Haubitzabteilung sür jedes Armee corps geben wird, baß man ferner, der Kostenersparnis halber, an eine Verminderung der reitenden Abteilungen auf die für Kavallerie-Divisionen im Kriege nötige Zahl denkt. Veränderungen dürften auch bezüglich des Detache ments Jäger zu Pferde bevorstehen, und man geht wohl nicht fehl, wenn man aunimmt, daß diese der Ein heitlichkeit der Schulung dieses Specialpersonals wegen auf ein Zusammenfafsen gerichtet sein werden Daß man eine besondere Telegraphentruppe errichten will, ist schon vor längerer Zeit berichtet worden. Diese Neubildungen dürften abcr nicht mit einem Schlag durchgefühlt, sondern auf mehrere Jahre verteilt werden. — Zur Amtsenthebung des lippeschen Archivrats Berkemeyer berichtet die „Lippesche Landesztg.", daß das lippesche Archiv der schaumburgischcn Linie zur freien Ver fügung gestanden habe und der fürstlich lippesche Archivrai Berkemeyer für den Vertreter des Fürstentums Schaum burg-Lippe das gesamte Urkundenmaterial zusammcngetragen hat, während es dem Vertreter des Grafen Ernst nur mit Mühe gelang. Einsicht in höchst wichtige Dokumente zu bekommen. — Im hiesigen Belle-AUiance-Kasino wurde gestern eine gemeinsame Versammlung von Konservativen, Antisemiten und Christlich-Socialen abgehaltcn, in welcher Redakteur Karl Trost einen Vortrag über Stöcker nnv ieinen Einfluß auf das christliche Volksleben hielt. Der Vortragende sprach sich für einen festeren Zusammen schluß und ein einiges Vorgehen der drei Parteien aus, deren gemeinsame Grundlage doch die konservative Gesinn ung sei. Da seine Vorschläge in ihrer Tendenz bei den Anwesenden Anklang fanden, sollen der Versammlung weitere folgen. — In der Berliner Stadtverordnetenversamm lung ist die zweite Beratung des neuen mit den Berliner E>ektricitätswcrken abzuschließenden Vertrags beendet w rdc-. Die Abstimmung über den ganzen Vertrag ergab dessen Annahme mit 64 gegen 50 Stimmen. Auf Antrag des Stadtverordneten Singer wurde beschlossen, am Donners- tag noch eine drille Lesung statlfinden zu lassen. — 'S. „Loreley", Kommandant Korvetten Kapitän v. Witzleben, lst In Beirut eingetrosfen und von dort nach Konstantinopel in See ge gangen. Schulschiss „Stosch", Kommandant Korvelten-Kapitän mit Oberstlieutenantsrang Ehrlich, ist In Porto Grande aus St. Bicent <Kap Neidische Inseln) eingetrossen und wird bis Anfang Januar in den dortigen Gewässern und an der westasrikanischen Küpe Kreuztouren unternebmen und Schießübungen abhalten. S. „Skorpion" Ist in Pillau eingetrossen. Schultorpedoboo't« „8 1", „8 5" und „8 32" sind in Saß nitz eingetrossen, nach Kolberg wettergegangen und daselbst eingetrossen. Dte dritte Torpedobootsdivision ist von Geestemünde in Wilhelmshaven eingetroffen. Tpdbt. „8 27" ist nach erfolgter Probefahrt von der Katserl. Werst In Gaarden abgenommen und in die erste Torpedoboots- division (Res.) eingestellt worden. — sKo lonialpolitisches. s Von der preußischen Re gierung und den deulschen Bundesstaaten ist bekanntlich eine Wohlfahrts-L otterie genehmigt worden, deren auf mehrere Jahre verteilte Erträge dem Frauenverein für die Kran kenvf lege in den den Kolonien und der Deutschen Kolonial - Gesellschaft zulallen werden. Die Konzession zu dieser Lotterie ist an die Bedingung ge knüpft worden, daß keine Ausgabe ohne Zustimmung des Auswärtigen Amtes erfolgen darf. Die erste Sitzung des Verwaltungsrats fand am 31. Oktober unter Vorsitz des Geheimrats Sachse statt. Beschlossen wurde, dem Herzog- Regenten Johann Albrecht als dem Präsidenten der Deut scheu Kolonialgesellschaft 20000 Mark behufs Unterstützung der Ueberfiedelung deutscher Flauen und Mädchen nach Südwestafrita zur Verfügung zu stellen. Die Deutsche Kolonialgesellschaft hatte, wie die „Magdeburger Zeitung" berichtet, zu diesem Zwecke bereits früher 5000 Mark be willigt, doch erwies sich diese Summe als bei weitem nicht ausreichend. Es werden übrigens nur Frauen und Bräute von Ansiedlern oder Angehörigen der Schutztruppe oder solche weibliche Personen unterstützt, denen durch Vermittel ung des Gouvernements eine feste Stellung überwiesen werden kann. Nur unbescholtene, /sichtige und gesunde Mädchen haben Aussicht auf Unterstützung. Ferner be schloß der Verwaltnngsrat eine Unterstützung des Tanga- nyika-Dampferausschuffes, da die Sammlungen nur für den Bau des Dampfers, aber nicht für den Transport aus- gereicht haben, mit der Maßgabe, daß weitere Beiträge für diesen Zweck seitens der Lotterie nicht geleistet werden könnten. Zur Zeil befindet sich der Leiter der Expedition, Plemierlieutenant Schleifer, bereits am Nyaffaiee. Aus anderer Quelle erfährt man, daß der Transport bisher nur Schwierigkeiten infolge der mangelhaften Organisation der Asrican Lakes-Company begegnete. Die Hauptschwierigkeit — der Landweg zwischen dem Nyafsa- und Tanganyika see — steht aber noch bevor. * Görlitz, 12. November. In vergangener Nacht ist der ehemalige Reichstagspräsident und frühere Oberpräsident von Schlesien, Exc. Wirkl. Geh. Rat Or. v. Seydewitz auf seinem Gute Biesig bei Reichenbach (Ober-Lausitz) verstorben; der Verewigte hatte am 11. September d. I. sein 80. Lebensjahr vollendet. * Breslau, 11. November. Wie die „SchlesischeZtg.' aus Naumburg a. S. meldet, ist dort gestern der Kom mandant von Breslau, Generallieutenant v. Alvensleben, gestorben. Neuwied, 10. Novbr. (K. Z.) Erbprinz Friedrich zu Wied und seine Gemahlin Prinzessin Pauline von Württemberg trafen heute hier ein. In Ehrenbreitstein waren sie von dem Erbgroßherzog von Baden und seiner Gemahlin begrüßt worden. Hier wurden sic am Bahnhöfe von den fürstlichen Herrschaften empfangen. An den Ehrenpforten der wirkungsvoll geschmückten Fahrstraße zum Schlosse waren die Behörden von Heddesdors und Neuwied, sowie eine Anzahl Ehrenjungfrauen zur Begrüßung erschienen. Schulen und Vereine aus Stadl und Umgegend bildeten zu beiden Seiten Spalier. Der Bürgermeister von Heddesdors hielt bei der Ehrenpforte am Bahnhof, der Bürgermeister von Neuwied an der Ehrenpforte auf dem Luisenplatz eine Ansprache. Der Erbprinz dankte bei beiden Anlässen sür den herzlichen Empfang. Die Stadt prangte in Laubgewinden und Flaggen schmuck. Abends fand allgemeine Beleuchtung statt; das erbprinzliche Paar unternahm eine Fahrt durch die Stadt. Später bewegte sich ein Fackelzug nach dem Schlosse wo die vereinigten Männerchöre einige Lieder vortrugen. Oesterreich. * Wien, 11. November. In weiteren 15 galizischen Bezirken ist der Ausnahmezustand aufgehoben worden; er bleibt jetzt nur noch in acht Bezirken aufrecht, in denen das gerichtliche Verfahren wegen der seiner Zeit erfolgten Ausschreitungen noch anhängig ist. — Zur Lage Frankreichs schreibt die „N. Fr. Pr.": „Frankreich ist allein, keine Hand wird sich für seine ägyp tischen Interessen rühien. Welche Illusionen hat es mildem russischen Bündnisse verknüpft und wie wenig haben sie sich verwirklicht. Im stillen wähnte anfangs jeder Franzose, daß das russische Bündnis die künftige Wiedererlangung Elsaß- Lothringens verbürge; dieser Glaube ist schon lange verweht. Nun aber versagt das russische Bündnis auch in dem Konflikte mit den Engländern, trotzdem man in Paris gerade für diesen Fall auf Rußlands Unterstützung rechne» zu können glaubte. Der unüberbrückbare Antagonismus zwischen Rußland und England, dcr sich über die ganze Welt erstreckt, verlieh ja diesem Glauben einen gewissen Schein von Berechtigung, nur daß eben Rußland sich nicht von Frankreich und um eines französischen Interesses willen vorschrcibcn läßt, wann und wo es mit den Engländern handgemein werden soll. So gesellt sich zu der blutigen Erbitterung gegen die Engländer die nagende Enttäuschung über das russische Bündnis. Die 1.50 Senegalesen, mit denen Major Marchand in Faschoda cinzog, haben etwas ganz Unerwartetes zuwege gebracht; sie haben einige feste Punkte in dem internationalen System Europas schwankend gemacht." * Prag, 10. Novbr. Die „Neue Freie Presse" meldet von hier: Infolge des Ergebnisses des Dn el ls Gniewosz- Wolf fanden hier in den Straßen Demonstrationen statt. Ein czechischer Pöbelhaufe zog über den Graben zum deutschen Kasino und brach vor demselben in Pereatrufc aus. Dann zog der Haufe wieder nach dem Graben, kehrte aber wieder vor das deutsche Kasino zurück, wo er abermals Pereatrufc ausstieß. Erst nach cinstündiger Dauer dcr Demonstrationen wurden die Ruhestörer von der berittenen Sicherheitswache auseinander getrieben. Prag, 11. November. Im Wintergarten des „Grand Hotels" veranstalteten die Deutschvölkischen Prags am 8. d. eine überaus würdige Bismarck-Tran erfrier. lieber 800 Personen erfüllten den prächtigen, glaSüberwölbtcn Spiegclsaal. Die dcutschvölkische Studentenschaft war durch 9 Korporationen vertreten, zu denen sich noch Vertreter der deutschen Studentenschaft auS Wien, Graz und Brünn gesellten. Zahlreiche bürgerliche Vereine waren erschienen. Auch der „Verein deutscher Studenten" an dcr königl. Technischen Hochschule zu Dresden hatte sich außer durch seinen in diesem Semester in Prag weilenden Vertreter durch zwei weitere Chargierte an der Feier beteiligt. Der Vorsitzende bewillkommnete aufs herzlichste die gesamte Korona, in der auch die deutschvölkischen Frauen und Mädchen Prags reichlich vertreten waren. Die Feier wurde eingeleitet durch die Klänge des gewaltigen Liedes: „Hast du dem Lied der alten Eichen", von den Anwesenden begeistert gesungen. Hieran schloß sich ein wohlgelnngener Vortrag des Bcet- hovenschen Trauermarsches aus Harmonium und Klavier. Herr »tust. Kunze (Obibvllinmo) sprach hierauf mit warmer Begeisterung die Wildenbruchsche Dichtung „Unser Bismarck". Den Ernst der Feier erhöhte der „Deutsche Volksgesang verein" durch einen schönen Vortrog des „Altdeutschen Grab- liedeS". Herr Schriftleiter N. Pacher aus Wien ergriff da rauf das Wort zur Gedenkrede und sprach über das Thema: Wie war Deutschland, da Bismarck geboren ward und wie hat er es uns nach seinem Tode hinterlassen? Ein weiterer Vortrag des deutschen Volksgesangvereins und das Lied der Deutschen: „Die Wacht am Rhein" beendigten die würde volle und ernste Feier. Zahlreiche Drahtgrüße, darunter von den Abgeordneten Wolf und Jro, wurden stürmisch be grüßt. Trotz der drohenden Haltung des cZechischen Pöbels, der eine Stürmung des Hotels beabsichtigt hatte, verlief die Feier ohne Zwischenfall. Während der Feier traf die Knude ein, daß die Czechen den stml. Teichmann vom Verein deutscher Hochschüler Prags „^rezm" überfallen und erheblich verwundet hatten. * Budapest, 11. November. Im Abgeordneten hause forderte Abg. Graf Stefan Tisza die Opposition auf, von der Obstruktion abzulassen. „Nirgends", sagte Graf Tisza, „ist der Parlamentarismus eine solche Lebensbeding ung wie bei uns. Wir untergraben das Ansehen desselben. Machen wir diesen Zuständen ein Ende und beginnen wir mit ernster Arbeit." (Stürmische Eljenrufe rechts.) Abg, Kossuth interpellierte betreffs des Hcntzi-Denkmals. Minister präsident Baron Banffy antwortete, er wundere sich darüber, daß die Opposition darin ein Gravamen erblicke, daß das Hentzi-Denkmal auf Wunsch des Kaisers entfernt wurde, damit dort ein Denkmal für die verewigte Kaiserin Elisabeth er richtet, und daß das Hentzi-Denkmal in der Nähe ver Ka dettenschule ausgestellt werde. Auf die Ausführungen des Abg. Kossuth könne er aus Zartgefühl für Krone und Nation nicht eingehen. Es sei weder zweckmäßig noch notwendig, bei dieser Frage nach politischen Beweggründen zu suchen, da dieselben nicht vorhanden seien. Davon, daß die Dcnksäule zu einem Beispiele dienen solle, wisse er, Banffy, nichts. So wie alle Blätter das Recht hätten, zu den einzelnen Fragen Stellung zu nehmen, hätte auch das Armeeblatt, welches weder ein offizielles Organ des Kriegsministers noch der Armee sei, das Recht hierzu. Diese Antwort des Minister präsidenten wurde mit großer Mehrheit zur Kenntnis genommen. Das Schwurgericht verurteilte den aus Pesth aus gewiesenen Socialistenführer Cscznadin wegen Veröffent lichung aufreizender Zeitungsartikel zu einem Jahr Staats gefängnis; der mitangeklagte Socialist Tompa wurde frei gesprochen.
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