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VerorvnnnnSblatt der KreiHhüirptmanuschast Vautze» zugleich als KovMonalbehSrde der Oberlausttz. A m t s v ta t t der Nmtslmiivt'nannschastcn Bautzen und Löbau, dcS Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt «id des ^a^lneueramls Bautzen, ingterchen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, jonne der Stadlgewcind^äte zu Schirgiswalde und Weihe«ck«A- r g o n der Handels» nud Gewerbelamrner zo Zittau. Verantwortlicher Redakteur Georg G Monse (Sprechstunde« wock-entag- von 10 N» 11 »nd »on Z bi« 4 Uhr). — Fernsprechanschluß Nr. St.' 2K Banfiener Nackrichlen ericbeincn, mit Ausnahme der Sann- und Festtage, täglich abends. Preis d«S »ierteitätzrliche, «dvanemeni s 3.«! JnIertionSgebühr für den Rae« einer Petit» GpaUzeur gewöhnlichen Satzes I-"/, <»>. in geeigneten Fällen unter Gewährung van Rabatt: Ziffern-, Tabellen- und anderer jchivteriger Satz '^rechend teurer. NachwetSgebÜhr für !«»« Anjetge «a Iniertlon 20 Pig., für tzririlichc AuskunftScncHmifl IN Pig. (und Porto), v«?- Nur bis früh 10 Uhr eingehende Jns-ru.- nuden uan m arm abends erlcheinenden Blatte Ausnah»«. Jnserai« nehmen die GeichüstSsielle deS Blattes und die Aniioncenburenus an, desgleichen die Herren Walde in Lübau, Clauß in Wct»enb-rq, .Misch in Schirgiswalde, Gusta» Kröltng in Bernstadt, Buin in Königshain bet Ostritz Reußner in Ober-CunnerSdors und von Lindenau in Puls» Ml. 218. Dienstag, den 2V September, abends. 1898. Beka«ntmach«xg. Im Hinblick daraus daß von der nach § 41 und ß 149» Abs. 2 des Brandversicherungsgesetzes In der Fassung vom 15. Oktober 1886 bestehenden Füglichkeit einer Vorvcrsichcrung nur selten Gebrauch ge macht wird, weil diese Bestimmungen zu wenig bekannt zu sein scheinen, nehmen wir Veranlassung, die Betheiligten auf die durch die angezogenen Vorschriften gebotenen Vortheile noch besonders ausmerksam zu machen. Nach 8 41 des gedachten Gesetzes ist bei Neu- und VergrützcrungSbauten die Anmeldung zur Versicherung schon von Zeit deS Baubeginnes an gestaltet. Der Eiqenchümcr bleibt solchensalls jedoch versuchtet, zum Zwecke der Katastration eine nochmalige Anmeldung binnen 14 Tagen von der Bollcndnng des Baues, oder der Veränderung, oder von Zeit der eingetrctenen veränderten Benutzung, oder, dafern das anzumeldende Object vor seiner völligen Herstellung zur Benutzung gelangt, von Zeit öer Ingebrauch nahme an gerechnet, zu bewirken. Nach 8 149a Abs. 2 desselben Gesetzes kann durch die Brandversicherungskammer die freiwillige Versicherung von Maschinen, Apparaten und Gcräthschasten nebst den zugehörigen Reservetheilen, welche «Inem gewerblichen, land- oder sonstigen wirthschastlichen Betriebe dienen, sobald sie innerhalb eines bei der Landesanstalt versicherten Grundstücks oder Grundsiückskomplexes ausgestellt sind, von der Zeit an zu- gelasjen iverden, zu welcher die Maschinen zum Zwecke der Aufstellung in VaS für den Betrieb bestimmte «rundstück beziehentlich den Grundstückseompler etngcbracht sind. Bautzen, am 17. September 1898. Der Stadtrath. Ablheilung für Baupolizeisachen. v> Ackermann. Schdt. - — r, — r. Das im Grundbuche aus den Namen Josef Heidrich eingetragene Grundstück, Gartennahrung, Fol. 70 des Grundbuchs sür Schönfeld, Nr. 77/70 des Brandkatasters, bestehend aus den Flurstücken No. 108, 109 und 372, nach dem Flurbuche 1 da 61,2 a groß, mit 88,73 Steuereinheiten belegt und auf 4440 Mark geschätzt, soll Im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 29. «eptember 1898, Bormittags 19 Uhr, als VerstclgcrungStrrmin, sowie der 11. Oktober 1898, vormittags 10 Uhr, als Termin zu Verkündung des VerthcilungSplanS anberaumt worden. Eine Nebcrsicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Ost ritz, am 26. Juli 1898. Königliches Amtsgericht. vr. Kowarzik. ObstverwertuugS-KursuS. Am 26. und 27. September s o. (nicht wie früher angegeben 28. und 29. September), an ersterem Tage Vormittags 8 Uhr beginnend, findet, wenn sich eine genügende Teilnehmerzahl amneldet, an der Obst- und Gartcnbauschule zu Bautzen ein Lchrlursus über Verwertung deS Obstes statt Dieser Kursus ist ein vorzugsweise praktischer und erstreckt sich über die Behandlung des Obstes zum direkten Verlaus und Versand, aus die Obstweinbereitung, das Dörren, die Mus- und Gelecberettung. Der Kursus ist sür die Teiinehmer unentgeltlich. Anmeldungen zur Teilnahme an diesem Kursus sind bis zum 25. September bei der Direktion der genannten Anstalt zu machen. Bautzen, den 15. September 1898. Das Direktorium des landwirtschaftlichen Kreisvercins. Hähnel. Brugger. 18. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten Donnerstag, den 22. September 1898, abends 6 Uhr. Tagesordnung: I. Gegenstände zur Kenntnssmahme. II. Rcchnuugssachen. III. Berathungsgegenstände: 1. Beschaffung größerer Gasbehiilterräume sür die Gasanstalt 2. Herstellung des Wendischen Grabens. 3. Wahlen in den Ausschuß für die Verwaltung der Industrie- und Gewerbeschule. 4. Bestimmungen über Anordnung der Polizeistunde sür Gast- und Schankwirthschaslen. 5. Anstellung eines neuen I. Siadibau- amtsajsistenten. 6. Verkauf eines Scheunenbauplapes. — Geheime Sitzung. Bautzen, am 19. September 1898. vr. Müller, Stadtverordnetenvorsteher. Zum 50jährigen Jubiläum der inneren Mission am 21. September. Während im September 1848 die deutsche Revolution die rote Fahne des Aufruhrs im badischen Oberlande ent faltete und in Frankfurt a. M. der Pöbel bei einem Auf stande an Mitgliedern der Nationalversammlung (General von Auerswald und Fürst Lichnowsky) schnöden Meuchel mord verübte, tagten über den Grabern der Reformatoren zu Wittenberg 500 Glieder, Geistliche und Laien, der deutsch-evangelischen Kirche in Frieden und stiller Samm lung, einig im Glauben an Jesum Christum, den ge kreuzigten Heiland der Welt. Kommende Ereignisse hatten längst ihre Schatten voraus geworfen Der Kampf, der mit der Aufklärung und der französischen Revolution im vorigen Jahrhundert begonnen hatte, und von dem Napoleon I. auf Helena sagte: „Die alte Welt ist untergegangen, die neue steht noch nicht*, rang der Entscheidung entgegen. Erstarrung und Auslösung machten sich politisch und kirchlich überall geltend. Tiefer blickende sahen das Wetter sich zusammenballen. Zu diesen gehörte auch Wichern, der Herold unserer inneren Mission. Er sah ein Gottesgericht kommen und erhob frühe seine warnende Stimme. Die Gottentfremd- ung der Menge erschien ihm als eine Hauptwurzcl aller Notstände in Kirche und Staat »Wer hilft diesen elenden, getauften Menschenkindern aus ihrem Elend, wer bringt ihnen das Wort und Evangelium des Lebens? Die Thätigkeit des Staates ist aufgeregt durch die Frage, wie zu helfen und zu bessern, wie die gesetzlichen Verhältnisse zu schützen seien gegen die drohenden Mächte des Ver derbens. Und der Staat hat Ursache dazu; der Dämon der Empörung findet in diesen Massen seine stets bereiten Werkzeuge. Das Gesetz ist diesem Geschlechte der bitterste Feind, und nur der göttliche Arm hat unsere Staaten bis heute vor Explosionen geschützt. Die Staaten bauen Zucht-, Arbeitshäuser und Gefängnisse als Bollwerke gegen diesen inneren Feind und überwachen ihn mit ihren Polizei- anstalten. Aber was thut durch ihre Organe die Kirche als solche? Wo hat sie die Saat des Lebens in diese Ge filde hineingestreut? Leichter wie auf diese Frage ist die Antwort auf die andere: was sie nicht gethan hat und nicht thut. Der Grundsatz, nur denjenigen zu dienen, welche das Amt aufsuchen und begehren, nur den jenigen zu predigen, welche in die Kirche kommen, ist fast der allgemeine geworden und die Folge liegt vor Augen: jene Tausende bleiben ohne das Wort, ohne Licht und Leben. Unser Herr Christus hat jenen Satz umgekehrt, er offenbart seine Liebe gerade darin, daß er das Verlorene sucht, bis daß er es findet. Mit jenem Grundsätze kann die Kirche nicht bestehen, sondern wird immer tiefer sinken und zuletzt zu Grunde gehen.- (1844) Der Abfall vom Christentum trat immer offenkundiger hervor, und wer die Augen offen hatte, der sah ihn. „Was wird das Ende sein, wenn die Kräfte des Glaubens sich nicht regen, wenn die alle, welche zu wirken den engeren oder weiteren Beruf haben, müßig stehen bleiben am Markt?" Und 1847 bezeichnet Wichern die Lage mit den Worten: „Alles, was ohne Gott und wider ihn ist, rüstet sich zum offenen Kampf, oder zum Kampf im Hinterhalt. Die Wellen derjenigen Mächte, welche das Evangelium nicht kennen oder nicht wollen, türmen sich hoch. Und was thun die, welchen der Herr doch Mut und Waffen und Sieg verheißen? Unsere Tage fordern große heilige Opfer!" Immer wieder rief er auf zur Evangelisation der Massen, „der erstorbenen, verkommenen, immer mehr und mehr »n- christlich werdenden und zuletzt sich als widerchristlich aus- gebärenden Massen". Wie die Revolution hereingebrochen war, nach den Märztagen 1848, schrieb Wichern: „Die Zeit ist nahe in welcher sich aus dem Christentum ein Heidentum aus- scheiden wird. Wir werden ein Geschlecht vor uns haben, welches Christum nicht hat und nicht will. Wohl dem, der, wenn solche Zeiten hereinbrcchen, auf sie gerüstet ist und treu ausharret im Dienste des Herrn." Aus diesem Sinne und aus der Not der Zeit wurde der Gedanke an einen allgemeinen deutsch evangelischen Kirchent ag geboren. M. A. von Bethmann-Hollweg, der ein Förderer der evangelischen Kirche und ihrer Liebesaibeit werden sollte, und der von der Kraft des Evangeliums für die Seele des Einzelnen, wie für Kirche und Volk durchdrungen war, lag die Erneuerung und Wiederbelebung der evangelischen Kirche durch Buße und Gotteswort am Herzen und hieß ihn auch, mit dem Gedanken eines Kirchentages an die Öffentlichkeit zu treten. Ec schrieb: „Gewaltige Gottes gerichte sind über die Ncstionen Europas und über unser Volk hereingebrochen, und die evangelische Kirche unseres Vaterlandes sollte dabei stumm bleiben? Wenn sie schwiege, so zöge sie damit noch ernstere Strafgerichte über unser Volk herab, denn das Salz, das allein die Nationen von der beginnenden Fäulnis noch erretten kann, wäre dumm geworden." Er will eine die Gesamtheit darstellende Ver sammlung, die zu einem Tag der Buße und des Bekennt- niffes zu Christo sich vereinige. Bald finden sich aller Orlen wlänner, die in diesem Geiste eine Versammlung nach Wittenberg einladen, und wie der Kirchentag zusammentritt, 500 Deutsche aus allen Ständen und aus allen Gauen des Vaterlandes, da spricht der Präsident, von Bethmann-Hollweg, es aus, daß es eine Versammlung ist ohne rechtliche Macht und rechilicheS Ansehen, aber bestehend au« solchen, die die Kirche lieb haben und ihr dienen möchten. Die Versammlung wurde ein Zeichen neuerwachender Lebenskräfte in dem deutschen evangelischen Volke. Der Tag von Wittenberg wurde zum Ausgangspunkte einer bis in die Gegenwart reichenden Geistes bewegung. Der Gedanke, daß Kirche und Staat sich von nun an immer mehr trennen und so die Vereinigung der gläubigen Elemente noch notwendiger sein werde, wird laut: Es ist ein schwerer Weg, den die evangelische Kirche Deutschlands mit diesem Wendepunkte des Jahres 1848 betritt. Zwei Mächte bedrohen sie besonders. Der Unglaube, der ent schieden und unverhüllt jetzt alles aufbieten wird und die Gemeinde ganz von Religion und Kirche losreißen will, und die römisch-katholische Kirche, die aus ihrer Freiheit vom Staat die größten Vorteile zieht. Aber Weg und Ziel, der Not der Zeit zu begegnen, blieb der Versammlung mehr oder weniger unklar, wenn auch religiös-kirchliche Lebensäußerungen durch ihre Mit glieder laut wurden, und man die Nenbelebung der Refor- mationSkirche wieder forderte. Erst WichernS Auftreten machte den Tag von Wittenberg zu einem Tage des Er wachens für die deutsch-evangelische Kirche und Christenheit. Wichern, damals noch wenig bekannt, entrollte mit ge waltigen Worten die vielgestaltigen Notstände des Volks lebens und erhob den Ruf nach rettender bewahrender Liebe: „Der Acker ist tief durchfurcht und fähig geworden, die neue Gottessaat, der im Glauben waltenden, rettenden Liebe in sich zur Herrlichkeit keimen zu lassen, denn wer vom Glauben nichts mehr wissen will, will von der Liebe noch etwas wissen, derLiebe, auf der die innereMission beruht, allerdings auch der Liebe, die aus dem inneren Glauben stammet." Wichern wies darauf hin, welche Kirchenschuld das Jahr 1848 offenbar gemacht habe. 1848, ein Wendepunkt der Geschichte, aber auch ein Wendepunkt der christlichen Kirche, die wieder in eine neue Stellung zum Volk ein- tretcn muß. Hinter allem Zusammenbruch sah er den An bruch neuen Wirkens der Kirche, einer evangelischen Kirche, die Vol ks kirche werden muß und kann. Und die innere Mission war ihm der Anfang dazu; sie sollte das Volk durch das Evangelium erneuen und dem religiösen sitt lichen Maffenverderben wie dem Zerfall in den socialen Verhältnissen steuern. Zu der inneren Erneuerung der Zu stände in Kirche, Staat und Gesellschaft gehört aber die Belebung des allgemeinen Priestertums, ein Kleinod der evangelischen Christenheit, dessen sie sich so wenig bewußt ist und es so wenig übt, und durch das allein das Evan gelium in die Herzen der Menschen und in die Volks- massen nicht nur als Gotteswort, sondern auch als Gottes- that getragen werden kann. Trotz des Zusammensturzes in den Märzwochen hatte Wichern nicht das Vertrauen zum deutschen Volk verloren: „Es ist in ihm mehr Christenglauben und Chriftenliebe, als wir durch die Nebel des Tages erblicken. Es gilt nur, diese Schätze zu heben und zu sammeln." Er sieht viele, die sich von dem falschen Götzen abwenden und sich sehnen nach einem festen Anker des Trostes und der Hoffnung, und darum blickt er getrost und froh in die Zukunfr, wenn nur die Kirche mit zugreift beim Bauen und Schaffen der neuen Zeit. In großen Zügen zeigte Wichern der Versammlung daS weite Feld der inneren Mission, die aus der Refor mation geboren ist und allem Volk Gottes Wort bringt und den Zusammenhang zwischen Glauben und Werken offenbart in den rettenden Thaten. Die innere Mission, die den Menschen liebt und be gleitet von der Wiege bis zum Grabe, sie schützt die neu geborenen Kinder und sammelt sie, ehe sie schulpflichtig sind, in Kleinkinderschulen, den Schulpflichtigen bietet sie Kindergottesdienste, damit sie eingeführt werden in das Evangelium und den Sonntag heiligen lernen. Der ver wahrlosten Jugend baut sie Rettungshäuser und den Jüng lingen und Jungfrauen bietet sie Herbergen, Heimaten und Marthahäuser. Sie schafft christlichen Zusammenschluß für Männer und Frauen und nimmt sich der Kranken, Ge-