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Verordnungsblatt der Sreishan<tt»an«schaft Bautzen zugleich als ttorMortaldetzörde der vberlanfitz. A m 1 s ö ta 1 1 Nr Nmtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgericht« Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und vstütz des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und WetßeuLerA Orga« der Handel«, «nd Gewerbeka»««» z » Zitta». Verantworrlicher Redakteur Georg S. Monse (Sprechstunden wochentags von 1V bl« 11 do« S bi« 4 Uhr). — Fernsprechanschluß Rr. «t. BI« Baatzener Va»rtlblen er!rbe1n«n, mtt «1u«nabmr der Komi- »nd Fktti««-. Ulpllck «bendl Pr«<4 de« »Ier««Ii4>rrich»» «»»»»»»»»<« So» 8»1«rtt»»«jitd4br stU de« Ram« Prap Gpaltzttl« gekvodnlichrn LatzrS 12'/, 4, ki geeigneten Füllen «nler »ewährung von Rabatt; Mern-, labellen. »nd «>d««r schwIertD« Satz ««sprechend I«»r«r. tztackwrttztzebiUn sßr je»« Wch DHerU-n 20 Pi»., kür brteslicht «uSkunUSrnetlung l« Pf«. <und Port»). WM- Siu» bi« früh 10 «h» «Ingetzende Jnjerale finden «»ch t» de» «»end« «clckrtneade, Ufiun *»t»«tzm«. Jns.rat« i»ch»r» di» Geichüil«steü« »«« UiaNe« an» »t« Ann»n^enbnre«u« «n, »etgle^en die Herren Waid« in L»b«n, Lla«» d> Wet»«»erß in Schirgi«n>«Ide rrSIi«« in W»r»p«dt, y»»r in tki ^»»«m »-- Ofin» Neuiinek in Oder-Kun»cr«»,rl a»t »»» 8bi»«n«u >» UnKnitz Rr. 144. Sonnabend, de« L5. Juni, abend«. 18^ Trichinenschau. Der Tischler Herr Wilhelm Adolf Böhmer in Neudorf a. d. Eigen ist als Trichinenschauer für die Gemeinde Neudorf a. d. Eigen am 21. d. M. hier in Pflicht genommen worden. Sein Stellvertreter ist Herr Reinhold Hollstein in GroßhennerSdors. Königliche Amtshauptmannschast Löbau, am 22. Juni 1898. von CrauSvaar. Die Palacky-Feier ia Prag am vorigen Sonntag hat einen Verlauf genommen, der einem Feste von ursprünglich beschränktem nationalen Cha- rakter eine ungeahnte politische Bedeutung verliehen hat. Aus der Gedächtnisfeier für den hervorragendsten czechischcn Geschichtsforscher und Politiker ist eine große panstavisttsche Kundgebung geworden, deren agitatorischer Zweck nicht zu verkennen, noch zu unterschätzen ist. Das ist aber namentlich durch das kaum zu qualificierende Gebaren eines aus ländischen Gastes bewirkt worden, des russischen panslavisti. kchen Schriftstellers General Komaroff, der bei dem aus die Grundsteinlegung zum Palacky-Denkmal folgenden Fest mahle in herausfordernder, leidenschaftlicher Rede die slavi- schen Nationen zum Kampfe gegen das Deutschtum aufries. Die „Bautzener Nachr." haben über die Vorgänge bei der Prager Feier und namentlich auch über Komaroffs Rede mehrfach (am ausführlichsten in Nr. 142) Bericht er- stattet, so daß die Leser volle Kenntnis dieses von National haß triefenden Ergusses haben, auch die verwunderliche Ge- schichtsauffafsung des vom PanslavismuS berauschten Redners gewürdigt haben werden. Denn „anders als in anderer Menschen Köpfen malt sich in diesem Kopf die Welt". Wir beabsichtigen daher keineswegs, hier aus den Inhalt der Komarossschen Rede selbst zurückzukommen; wohl aber möchten wir kurz die Beurteilung beleuchten, welche sie und das Verhalten des russischen Generals (Titular-GeneralS) überhaupt bisher in der deutschen, besonders aber in der deutsch-österreichischen, Presse gefunden hat. Es zeigt sich nämlich in den betreffenden Auslassungen, in denen selbst verständlich das (auch von den österreichischen Behörden in der Form einer Verwarnung gerügte) Benehmen des russi schen Gastes auf das schärfste verurteilt wird, unverkennbar das Bestreben, dem Erscheinen desselben in Prag und seinen Worten nur einen geringen Wert beizulegen, da Komaroffs Ansichten und Absichten nach der Schätzung, die ihm in Rußland selbst zu teil werde, in keimr Weise von erheblichem Einflüsse oder gar maßgebend für die russische Politik sein könnten. Das Letz-ere wollen auch wir nicht behaupten; aber, wenn man bestreiten will, daß die pan- slavistische Bewegung heute in Rußland ohnmächtig sei, so widerlegt doch wohl das Auftreten Komaroffs, wider legen seine Aeußetungen diese Meinung selbst am besten. Wenn der PanslavismuS nicht noch einflußreich, sehr ein flußreich in Rußland wäre, so würde bei der strengen Kontrolle, die dort geübt wird, der publicistisch wirkende General niemals gewagt haben, in Prag so auf» und kernnrentreten. aekchmeiae denn dort ein? Rede zu halten, in der er u. ä. mit dürren Worten sagt, daß „die slavische Bewegung jetzt in Rußland alles, von der Hütte bis zum Zarenpalaste, ergriffen hat! ?. Die konservative Partei und die Wahlen. Die „Kons. Korr." schreibt: Noch ist das volle Wahl ergebnis nicht bekannt. Was die Stichwahlen bringen werden, wird erst in den nächsten Tagen sich ergeben. Wir wollen aber gleichwohl nicht länger zögern, uns über den Eindruck auszusprechen, den die bis jetzt vorliegenden Wahlresultate in Bezug auf die konservative Partei ge- macht haben. Unseres Erachtens hat die konservative Partei allen Anlaß, auf das in den Reichstagswahlen Errungene mit Befriedigung zu blicken. Unsere Partei war von allen Seiten bedrängt. Dem parallelen Ansturm von „Freunden" und Todfeinden hat die konservative Partei standgehalten Sie ist aus den Hauptwahlen als zweitftärkste hervor- gegangen und wird hoffentlich auch im zweiten Wahlgange diese Stellung behaupten. Die düsteren Prophezeiungen, mit denen von rechts und links der Wahlkampf unserer Partei begleitet worden ist, haben sich also nicht erfüllt, und gerade diejenigen Parteien und Gruppen, die die Erb schaft der „morschen" konservativen Partei antreten wollten und stolz „auf eigenen Füßen", schon im voraus den Sieg verkündend, sich tu das Wahlgetümmel stürzten, find am ärgsten gerupft worden. Es ist eine von uns häufig ausgesprochene und durch die Wahlergebnisse bestätigte Thatsache, daß der Freisinn nebst den zu ihm gehörigen Richtungen infolge seiner ver- kehrten Wirtschaftspolitik und seine- starren Doktrinarismus im Begriffe ist, von der Socialdemokratie aufgezehrt zu werden. Eine Rettung für ihn wird es nur geben, wenn er sich zu Reformen versieht, wenn er sich mit einem Worte aus einer reinen Großhandels- und Börsenintereffen-Ver- tretung in eine, den modernen Anschauungen Rechnung tragende, wirklich liberale Partei mausert. Gerade die soeben beendete Wahlcampagne hat gezeigt, daß nicht wirtschaftliche oder andere — auch sociale — Sonderinteressen es find, die bei der Bevölkerung den Aus schlag geben. Wie schon auf dem konservativen Parteitage zu Dresden betont worden ist. sind es vielmehr die Ideale der politischen Parteien, welche die Volksseele packen und denen gegenüber die übermäßige Hervorhebung der ma terialistischen Bestrebungen schweigen oder doch in den Hintergrund treten müssen. Es ist ganz unbestreitbar, daß diejenigen Gruppen und Vereinigungen, die sich zur Auf gabe gestellt haben, entweder wirtschaftliche oder sociale Interessen zu vertreten, nur dann thatiächliche Erfolge zu erreichen vermochten, wenn sie in der Lage waren, dies im Rahmen großer politischer Parteiverbände zu thun. Die kdnservative Partei hat keinen Augenblick darüber Zweifel aufkommen lassen, daß sie von den in ihrem Namen aufgestellten Kandidaten erwartet, daß diese in erster Linie als Angehörige der Partei sich zu betrachten und als ausschlaggebende Richtschnur für ihre parlamentarische Thätigkeit das konservative Parteiprogramm anzuerkennen haben. Gerade diese unzweideutige Betonung der alten bewährten konservativen Grundsätze hat dazu beigetragen, daß unsere Partei im großen und ganzen mit Befriedigung auf den ihren Bestand konzentrisch bedrohenden Wahlkampf zurückblicken kann. Es liegt uns durchaus fern, in den Fehler der Ruhm- redigkeit zu verfallen und etwa behaupten zu wollen, der von konservativer Seite geführte Wahlkampf sei ganz tadel los gewesen. Das läßt sich ganz gewiß nicht behaupten; wir haben im Gegenteil auch diesmal mit Bedauern sest- zustellen, daß in manchen Wahlkreisen an intensiver und namentlich an vorsorglicher Wühlarbeit und an weit blickender Kräftigung der Parteiorganisotion weit mehr, als geschehen, hätte geleistet werden, daß also erheblich bessere Resultate hätten erzielt werden können. Allein wir hoffen, daß das trotzdem Erreichte ein Ansporn zu frischer, reger Organisationsarbeit für die kommenden stillen Zeiten sein wird. Heute möchten wir in erster Linie den unserer Partei immer noch zuzurechnenden Anhängern der deutsch.socialen, national-socialen und christlich-socialen Parteien zu bedenken geben, daß sie ihre Ziele im Rahmen ver großen konserva tiven Partei weit ersprießlicher zu vertreten und zu fördern vermögen, als wenn sie sich in erfolglose Kämpfe gegen die Konservativen etnlaffen und so doch nur ihre eigene Sache gefährden. Die Bevölkerung will von solchen Sonder - bestrebungen nichts wissen; die Zeit verlangt große, ge- schloffene Parteien. Wenn es gelingen soll, des social demokratischen Ansturms Herr zu werden, müssen alle Ge sinnungsverwandten in großen Dingen zusammenstehen. Zn kleinen Dingen wird sich dann ein moäus vivonäi, bei dem auch die Sonderinteressen ihre Rechnung finden können, schon Herstellen lassen. Borläufige Stichwahlergebuiffe. 1. sächsischer Wahlkreis (Zittau u. s. w.): Privatus vr. Vogel-Dresden (nat.-lib.) 10431 St., Redakteur Fischer (Soc.) 11003 St. Fischer gewählt. 2. sächs. Wahlkreis (Löbau u. s. w.): Förster (Kartell) 9677 St., Postell (Soc.) 9654 St. Förster ge wählt. 4. sächs. Wahlkreis (Dresden-Neustadt u. s. w.): Pri vatus Hönerbach-Niederlößnitz (Kons.) 18468 St., Cigarrenfabrikant Kaden-Kötzschenbroda (Soc.) 21316 St. Kaden gewählt. 5. sächs. Wahlkreis (Dresden-Altstadt): Professor vr. Weidenbach (Kons.) 18539St., Redakteur vr. Grad- nauer-Berlin (Soc.) 19677 St. Gradnauer gewählt. 7. sächs. Wahlkreis (Meißen u. s. w.): Landwirt Gäbel- Klessig (Reformp.) 12683 St., Redakteur Gold stein - Zwickau (Soc.) 11512 St. Gäbel ge wählt. 10. sächs. Wahlkreis (Döbeln u. s. w): Geschäftsleiter vr. Lehr-Berlin (Nat.-lib.) 12053 St., Webwaren- Fabrikant Grünberg-Hartha (Soc.) 10704 St. vr. Lehr gewählt. 12. sächs. Wahlkreis (Leipzig-Stadt): Pros. vr. Hasse (Nat.-lib.) 17057 St, vr. Schmidt-Berlin (Soc.) 14408 St. vr. Hasse gewählt. (Telegraphisch be- Ehv Ui üör. Nt. 20. sächsischer Wahlkreis (Zschopau u. s. w): Ritterguts- bes. v. Herder-Forchheim (Kons.) 10160 St., Re dakteur Rosenow-Chemnitz (Soc.) 10221 St. Rosenow gewählt. (Telegramm nachträglich be richtigt.) 23. sächsischer Wahlkreis (Plauen i. V. u. s. w.): Ritter- gutsbes.Zeidler-Oberlosa 14255 St., Parteikassierer Geri sch-Berlin (Soc.) 13 722 St. Zeidler gewählt. * Berlin, 25. Juni. (Tel. der Bautzener Nachr.) Bei der gestrigen Stichwahl wurden gewählt: 1. Wahlkreis vr. Langerhans (Freis. Volksp.); 2. Wahlkreis Kreitling (Freis. Volksp.); 3. Wahlkreis Heine (Soc.); 5. Wahlkreis Zwick (Freis. Volksp.). Die Socialisten verlieren zwei Sitze. * Görlitz, 24. Juni. Bei der Reichstagsstichwahl er hielt Lüders (Freis. Volksp.) 17845 Stimmen, Keller (Soc.) 13504 Stimmen. Lüders ist somit gewählt. * Berlin, 25. Juni, früh 5 Uhr 50 Min. (Tel. der Bautzener Nachr.) Bis heute früh 4 Uhr waren 117 Re sultate bekannt, darunter befanden sich 13 Konservative, 6 der Reichspartei, 10 vom Centrum, 3 der Resormpartci, 21 Nationalliberale, 7 freisinnige Vereinigung, 24 freisinnige Volkspartei, 7 deutsche Volkspartei, ein Bund der Landwirte, 18 Socialisten, 3 Welfen und 4 Wilde. Unter den Ge wählten befinden sich Rickert (freis. Vereinigung), Ahlwardt (Antisemit), Levetzow (kons.), Prinz Schönaich (nat.-lib.), Hänel (freisinnige Vereinigung), Hahn (Bund der Landwirte), Richter (freisinnige Volkspartei), Stumm (Reichspartei), Träger (frei sinnige Volkspartei). Nicht gewählt sind Ring (kons.), Priuz Georg Schönaich-Carolalh (kons.), Leipziger (kons.), Legien (Soc.), Lütgenau (Soc.), Bassermann (nat.-lib.) in Mannheim, Paasche (nat.-lib.) in Meiningen. * Memel, 25. Juni. (Tel. der Bautzener Nachr. Hier ist Waldersee gegen Smalaky unterlegen. Spante« ««- Nord-Amerika. * Madrid, 23 Juni. Ein Telegramm des Admirals Cervera meldet, daß die Amerikaner an der Porta de Berracos, östlich von Santiago, landeten. Cervera berichtet ferner, daß die Besatzungen der Schiffe sich mit den Land truppen vereinigten, um den Feind zurückzuschlagen; der Admiral hält die Lage für kritisch. Eine dem Unterstaats- sekretär im Ministerium des Innern zugegangene Depesche, welche später eintraf, meldet dagegen, daß die Spanier die Angriffe des Feindes siegreich zurückwiesen. — Der Kriegs- minifter erhielt eine amtliche Depesche aus Santiago, welche besagt, der erste Angriff der Amerikaner auf Punta de Berracos sei nach hartem, blutigen Kampfe abge schlagen worden. — Wie eine Depesche des Gouverneurs von Santiago meldet, dauerte der Angriff des amerikani- scheu Geschwaders auf die Ortschaften Siboney und Bai- quiri bis Einbruch der Nacht. Die Amerikaner wurden auf der ganzen Linie zurückgeworfen, nur auf dem linken Flügel bei Baiquirt mußten die Spanier weichen, da ameri kanische Truppen, welche 9 Kilometer östlich von Baiquiri gelandet waren, eine Umgehung ausgeführt hatten. Die Spanier zogen sich in voller Ordnung in die Berge zurück. Die Ortschaften Siboney und Baiquiri wurden voll ständig durch die Geschosse der Amerikaner zerstört. — AuS den vorliegenden Meldungen ergiebt sich, daß nur der linke Flügel der Spanier, und zwar, um nicht umzingelt zu werden, sich ins Gebirge zurückzog. Die eingelausenen Rach-