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gericht hat am 16. Februar 1898 die vom Kreisausschuß eingelegte Revision verworfen. Das Erkenntnis des Oberverwaltungsgenchts geht von dem feststehenden staats rechtlichen Grundsätze aus, daß der Landesherr persönlich wm jeder Steuer frei ist. Nach dem ganzen Bildungspro« zesie des preußischen Staates, so wird darin ausgeführt, ist der König niemals persönlich steuerpflichtig gewesen, und durch kein Gesetz dafür erklärt, auch nicht durch die vom Kreisausschuß angerufene Kreisordnung vom 13. De zember 1872, deren bezügliche Htz9 —18 sich nur auf solche Subjekte erstrecken, die an sich dem Besteucrungsrechte unter liegen. Wäre, so heißt es weiter, die Absicht dahin ge gangen, den Monarchen — gleich den in 8 14, Abs. 1 ge dachten physischen Personen — für verbunden zu erklären, mit dem Einkommen aus seinem im genannten Kreise be legenen Grundbesitz zu den wirtschaftlichen Bedürfnissen des Kreises beizutragen, so hätte dies — wie es z. B. hinsicht lich des Fiskus geschehen ist — ausdrücklich ausgesprochen werden müssen. Auf die weitere Ausführung und Begründung dieser Grundsätze in dem Erkenntnis des Oberverwaltungsgerichts kann hier nicht eingegangen werden; es unterliegt jeden falls keinem Zweifel, daß das letztere auf streng juristischem Boden steht. Um so peinlicher muß die geschmacklose Art und Weife berühren, in der die Socialdemokratie gegen das Oberverwaltungsgericht Stellung genommen hat. In dem eingangs erwähnten socialdemokratischen Flugblatt wird behauptet, das Oberverwaltungsgericht habe die Steuer freiheit des Monarchen auf ein „Naturrecht" zurück geführt. Dieses „Naturrecht" wird von den Flugblatt- Fabrikanten dazu ausgebeutet, um das Volk in unverant wortlichem Maße aufzuhetzen. Der „deutschen Juristerei" wird der an den Haaren herbeigezogene Vorwurf gemacht, daß sie ein „Naturrecht" nur bei hohen Personen kenne, den unteren Ständen aber die Anwendung desselben ver weigere. Daß einer Partei, welche die monarchischen Jnstitu- tionen grundsätzlich bekämpft, auch das Verständnis für den Begriff der Königlichen Hoheitsrechte abgeht, kann nicht Wunder nehmen. Eine dreiste Wahllüge aber ist in der Unterstellung enthalten, daß das deutscheRichter- tum mit zweierlei Maß mißt, je nachdem vornehm oder gering vor seine Schranken tritt. Wenn in der So cialdemokratie ein Funken ehrlicher Gesinnung vorhanden wäre, so würde dieselbe nicht die verfassungsmäßigen Grund lagen der monarchischen Gewalt in demselben Augenblicke als Nichtigkeiten hinstellen, wo sie andererseits für die von niemandem bedrohten Volksrechte, wie sie die Verfassung beispielsweise in dem allgemeinen Wahlrecht auSprägt, einen gewaltigen KriegStanz in Scene setzt. Aber so habe« die .Genossen" es immer gehalten, Recht und Verfassung find nur zu ihrem Gunsten geschaffen; was ihren In teressen zuwiderläuft, wird de« socialistischen Anathem« preisgegebeu. verordunugSblatt der KreiSha«pt»aa«schast. Bautzen zugleich «US «ouftstort«Ube-örde der Oberla«sttz„ Amtsblatt ta AmtShauPtmannschasten Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostrttz des Hauptsteueramls Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weihender- r g » « der Handel-» und Gewerbetammer zn Zitta«. Verantwortlicher Redakteur Georg G Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bi« 11 und vo» S bi« « Uhr> — Fernfinrchawchluß Nr. »1. — W, Vie Bautzener N-ckricklni krickeln,n, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, »glich abend« Preis de« »ierteljährllchen «donnemenl« JnssrNooSgebüpr glr du, Ra«« «i«« PeNA «Palljtilr gewöhnlichen Satze« IS'/, - in geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt: Ziffern-, radelten- und ander« Ichwlerig« Satz eatsprechend teurer. «a»wkl«geb»hr stil jede «^elg« Snienton 20 Vig., lür briesliche «uskimsigerleilung lv Pi«. tuns vorlo). WM" Stur bi. früh 10 Uhr eingehend- Jnjerale finden n.ch tn de» «dend» erscheinenden «laue Ausnahme. Ja,erat« ««s«eo die GeschäslssieU« »e» Blatte» und die Annoncenbureau« in, dergleichen die Herren Wald, tv Löbau. Llauh ta Weißenberg, Libpttsch tn Schlrgl«»albe, «ust.» Kröltng « Seruh«»^ Buhr In Kö-ilaShain bet Ostrttz. Reuhner tn Ober-CunnerSb»rs und »»> Lindenau tn UuKuttz Xt. 121. Lonnabeud, den 28. Mai, abends. 1898. Bekanntmachung. Die LsbenSversickerungSgesellschast (Acliengesellschafi) .Dordrecht" zu Dordrecht (Holland) ist zum GeschSstSbetrlebe im Königreich Sachsen mit dem Sitze in Dresden zugelassen worden Gemäß 8 6 dec Verordnung vom 16. September 1856 wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntnkß aeörachr. Dresden, am 20. Mai 1898. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackeibau, Gewerbe und Handel. Or. Bodtl. Edelmann. Als zur Ermittelung der Entschädigungen für die wegen Seuchen gctüdtclrn Lhiere und infolge von Milzbrand "gefallenen Rinder ist vom Bezirksausschüsse der unterzeichneten AmiS- Hauptmannschast an Stelle des von Wilthen verzogenen Herrn Rittergutspachters Ackermann Herr Rittergutspachter Horst Hiiusel in Wilthen Gewählt worden. Bautzen, am 25. Mai 1898. Königliche Amtshauptmannschaft. vr. Hempel. Rgm. Straßensperrung. Die Nieskyer Staatsstraße wird wegen Auswechselung schadhafter Hölzer der über das Löbauer Wasser führenden Brücke im Dorfe klcinsauberuttz vom 31. d. M. bi« mit 3. Juni d. I gesperrt Der Bei kehr wird auf den Dorfweg tn Kleinsaubernttz und die daselbst befindliche Furth und ans den von Guttau nach Lömischau und Wartha führenden Kommuntkativnsweg gewiesen. Bautzen, am 26. Mai 1898. Königliche AmtShauptmamlschaft. I>r. Hempel. H. Wiederzubesetzen ist die Kirchschulstelle zu Türchau bei Hirschfelde Kollator: DaS Königliche Ministerium deS Kultus und Sfsentlichen Unterrichts. DaS Einkommen der Stelle beträgt außer der freien Amtswohnung und den gesetz lichen Alterszulagen 1000 Mk. vom Schuldienst und 772 Mk. 25 Psg. vom Kirchendlenst, wozu noch 72 Ml. für den Foribildungsschulunterricht und eventuell für die Frau des gewählten Lehrers 72 Mk. sllr den Unterricht tn den weiblichen Handarbeiten kommen. Gesuche mit den gesetzlichen Beilagen und bis in« lausende Schuljahr reichenden Zeugnissen, unter denen daS musikalische ulcht fehlen darf, sind bis zum S. Juni d. I. an den Unterzeichneten etnzureichen. Zittau, den 23. Mai 1898. Der Königliche Bezirksschulinspektor Müller. Bekanntmachung. A« Mittwoch, de« 8. Juni 1898, vormittags 19 Uhr findet tm Saale des Hotels „zur Weintraube" hierselbst die 120. Ausschubversammlung deS landwirtschaft lichen KreisvereinS statt, wozu hiermit ergebenst eingeladen wird. Bautzen, den 23. Mai 1898. Das Direktorium des landwirtschaftlichen Kreis-Vercins der Oberlausitz. Hähnel. Brugger. Bekanntmachung. Bon dem unterzeichneten Stadtralhe soll die Lieferung von 95>ü Raummetern kiefernen Scheit holzes vom Wlntereinschlag 1897 98 unter der Bedingung freier Ansuhre von 250 Raummetern btS in de« Wirthschastshos und 700 Raummetern bis in die Kinderarbeitsschule, sowie die Lieferung von 460« Zentnern Nutzkohle 1 vom Brücher Johauuschacht und 20600 Lentuer« Brücher oder Ossegger Mtttelkohle 1 und II vergeben «erden. Die Angebote sind verschlossen mit der Aufschrift „Kohlen- und Holzlieserung" längstens bis zu« 11. Juni dss. IS, Abends 6 Uhr, in der RathSkanzlei niederzulege«. Die Kohlen sind franco Bautzen zu liefern und eS hat der Lieferant die indirekte Siadtanlage hierfür zu übernehmen. Bautzen, am 25. Mai 1898. Der Stadtrath. vr. Kaeublcr, Bürgermstr. Schluß- Die aus Mittwoch, den 1. Juni 1898, anberaumtc Versteigerung von Mobiliar in dem Grundstücke No. 33 in Singwitz findet nicht statt. Bautzen, den 27. Mai 1898. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Sekretär Hänsch. Zum Pfingstfcste. Tausend Zungen" und einen „tausendfachen Mund" wünschte sich einst ein frommer Dichter unseres deutschen Volkes, um damit um die Wette vom „allertiefsten Herzens grund" ein Loblied nach dem andern anstimmen zu können von dem, was Gott an ihm gethan. Nun, diese tausend Zungen und diesen tausendfachen Mund hat die Natur um Pfingsten. Von allen Zweigen schallt da der gefiederten Sänger Loblied, aus allen Knospen und Blüten strömen gleichsam Weihrauchdüfte und es wird wahr, was der Dichter in seinem Liede weiter sagt: „Ihr grünen Blätter Ln den Wäldern, bewegt und regt euch doch mit mir! Ihr schwanken Gräser in den Feldern, ihr Blumen, laßt doch eure Zier zu Gottes Ruhm belebet sein und stimmet lieblich mit mir ein." Und dazu prangt die Erde um Pfingsten gleichsam in ihrem Festkleid, ein herrlicher Anblick für jeden, der noch ein Gefühl sich bewahit hat für die Schönheit der Natur und an ihr seine Freude haben kann. Nun, gottlob! die Freude an d er Natur ist in unserem Volke noch lebendig, sie ist dem Menschen gleichsam angeboren, ein köstliches Erbteil aus der Paradieseszeit der Erde, recht geeignet, uns immer wieder zu verjüngen und zu erfrischen. Aber das Höchste und Beste, was uns Pfingsten geben kann, bietet die Natur doch nicht; wer seine Freude am Pfingstfeste lediglich in einer, sei es auch noch so genußreichen Wanderung durch Flur und Auen suchen müßte, der wurde den vollen Ertrag dieser Tage doch nicht «ingeheimst und gerade das Beste, was Pfingsten uns geben soll, doch verloren haben, mag auch immerhin seine Art, Pfingsten zu feiern, derjenigen noch tausendmal vorzu ziehen sein, die lediglich in rauschenden Vergnügungen und gesteigertem Lebensgenuß Befriedigung sucht. Von der Herrlichkeit der Schöpfung blickt der denkende Geist zu dem Schöpfer empor, dem Vater, der über Wolken th-ont, aber von dort hernieder uns durch den zum Himmel erhöhten Heiland seinen Geist gesandt hat, uns in alle Wahrheit zu leiten. Denn dieser Pfingstgeist ist vor allen Dingen ein Geist der Wahrheit. Was ist Wahrheit? Diese Pilatusfrage durchtönt auch heute die Welt. Mit bloßer Bildung, großem Wissen und einem noch so subtilen Verstand wird sie nicht beantwortet. Und doch hängt von ihrer Beant wortung die Ruhe der Seele und da« Glück des LebevS ab. Der Geist der Lüge, welcher ein Widerspruch des heiligen Geistes als des Geistes der Wahrheit ist, ist jetzt wieder mächtiger denn je. Die Welt ist voll von falschen Propheten, die ihr Lügewerk für Wahrheit ausgeben Wölfen, die sich in Schafskleidern unter die Herden mischen und unter falscher Maske ihr Werk der Verführung und Zerstörung treiben, wie sie es von jeher gethan. Der Geist der Lüge herrscht in Handel und Wandel, im Wirt- schaftlichen und geschäftlichen Leben der Nation, er herrscht auch tn der Politik. An gleisnerischen Gewändern tritt « auf und weiß seine Sache so geschickt zu führen, daß oftmals schwarz als weiß und weiß als schwarz erscheint. Wie soll sich da der gemeine Mann zurechlfinden? Nein, Gott sei Dank, dem Christen braucht nicht bange zu sein; er hat eine Wahrheit, die in Gottes Wort bezeugt und in der Bibel fest begründet ist. Diese Wahrheit erkennt er durch die Kraft deS heiligen Geistes, wenn er diesen in seinem Herzen Einzug halten läßt. Denn dazu hat Gott den Pfingstgeist in die Welt gesandt, daß er unsere Herzen durchleuchte und durchglühe und sie der Wahrheit öffne, damit wir erkennen, was der Wille Gottes ist und diesen zu erfüllen uns bemühen. Die Geschichte des ersten Pfingstfestes lehrt unS, daß dieser Geist der Wahrheit am liebsten und am ehesten da kommt, wo man „einmütig bei einander" ist. Da ist der Boden für sein Kommen am besten vorbereitet, wo jeder Einzelne gewillt ist, sich der Wahrheit hinzugeben, und die Gesamtheit nur von dem einen Streben beseelt ist, die Wahrheit zu suchen und Ohr und Herz der Wahrheit zu öffnen. Aber die Christenheit ist gespalten in ver schiedene Konfessionen und Sekten, von denen eine die andere befehdet, die menschliche Gesellschaft ist getrennt und geschieden in einzelne Lslände, von denen ein Stand wider den anderen ist, das Volk ist zersplittert in einzelne Parteien, von denen jede das Rechte erfaßt zu haben behauptet und eine der anderen das Wasser abzugraben sucht. Was wir brauchen in Staat und Kirche, in Volk und Gemeinde, das ist der Pfingstgeist, der Geist der Wahrheit, der uns aus der Lüge heraus in die Wahrheit, aus der Zerspaltung zur Einmütigkeit, aus der Selbstsucht zur rechten Brüderlichkeit führe, damit wir werden ein eimg Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennend noch Ge fahr. Um diesen Geist zu bitten, mahnt uns das Pfingst fest nicht nur, sondern es giebt uns auch die tröstliche Verheißung: „Der Vater im Himmel wird seinen Geist geben denen, die ihn bitten." O, daß es an solchen Betern nicht fehlen möchte! lll. kk Die Steuerfreiheit des Mouarcheu i« social- demokratischer Beleuchtung. In einer Verwaltungsstreitsache des KreiSausschuffes des Kreises Beeskow - Storkow gegen die Königliche Hof kammer der Königlichen Familiengüter hat das preußische Oberverwaltungsgericht als Revistonsinstanz ein Urteil ge fällt, das einem im Herzogtum Sachsen-Altenburg verbrei teten socialdemokratischen Flugblatte als Unterlage für eine äußerst gehässige Art der Wahlagitation dient. Der Sachverhalt ist in Kürze folgender: Die Hofkammer «ar als Vertreterin deS Königs für das Jahr 1896/97 von dem Einkommen, welches ihr aus den im Kreise Beeskow-Storkow belegenen Königlichen Fa- miliengütern zufließt, seitens des Kretsausschuffes zur Steuer herangezogen worden. Die gegen diese Auslage er hobene Klage ist von dem Bezirksausschuß zu Potsdam als berechtigt anerkannt worden und da« OberoerwaltungS-