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Bautzener Nachrichten : 26.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189805262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18980526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18980526
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-26
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 26.05.1898
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(Litewka, Tuchhose, gerollter Mantel mit Kochgeschirr, Brot- beutel, Feldflasche und Revolver) in der Lage ist, während der Fahrt Schüsse mit dem Revolver auf einen ihm plötzlich entgegentretenden Gegner abzugeben und verschie dene Exerzitien nach Kommando auszuführen. Außerdem muß jeder Radfahrer über sachgemäße Behandlung des Rades informiert und imstande sein, kleine Deffekte selbst auszubefsern. — Herr Stadtrat und Fabrikant Bruck in Oschatz, der als Reichstagskandidat der vereinigten Liberalen im 11. Wahlkreise aufgestellt war, hat in einer vertraulichen Besprechung die bindende Erklärung abgegeben, daß er von der ReichstagSkandidatur zurücktrete. — Ernennungen, Versetzungen rc. im Geschäfts bereiche des Ministeriums des Krieges. Militär-Geistliche. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. lüo. vr. von Erregern, evangelisch-lutherischer Divifionspfaner in Leipzig, die nachgesuchte Entlastung behufs Uebernahme eines landes- kirchlichen Amtes unterm 31. Mai d. I. erteilt. Neu meister, evangelisch.lutherischer Divifionspfaner in Dresden, unterm 1. Juni d. I. nach Leipzig versetzt. Otto, Pfarr vikar in Schirgiswalde, als evang.-luth. Divisionpfarrer in Dresden unterm 1. Juni d. I. angeftcllt. — Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Mini steriums. Wehle, Unterapotheker der Reserve des Landw.- Bez. Zittau, zum Oberapotheker des Beurlaubtenstandes befördert. Leipzig, 25. Mai. Eine Versammlung von Vertrauens männern der deutsch-socialen Reformpartei des XIII. Wahlkreises Leipzig-Land hat beschlossen, mit dem für die Kandidatur Oehler bestehenden Wahlkomitee in der Voraussetzung in Unterhandlungen zu treten, daß der aus gestellte Kandidat sich bereit erklärt, Fragen zu beantworten, die sie im Interesse der deutsch-socialen Rcformpartei zu stellen sich genötigt glauben. Hoffentlich führen diese Einigungs versuche zu einem glücklichen Erfolge, so daß am LLahltage Konservative, Nationalliberale und Deutschsocialc dem bis herigen socialistischen Inhaber des Mandats fest und ge schlossen gegenüberstehen. Johanngeorgenstadt, 25. Mai. (L. Z.) Am 18. Mai 1848 wurde der hiesigen privilegierten Lchützen- compagnie eine hohe Ehre zu teil. Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Maria Augusta von Sachsen schenkte der- selben in Anerkennung ihrer Könizstreue und vaterländi- schen Gesinnung eine neue, geschmackvolle und reichgestickte seidene Fahne. Die Schützencompagnie beabsichtigt, das fünfzigjährige Jubiläum dieser Fahne am dritten Pfingst nehmenden Ümsturzbestrebungen ist^ es hocherfreulich, zu sehen, daß in unserer Stadt eine Korperation besteht, die neben der Pflege des löblichen Schützenwesens und guter Kameradschaft die Treue zu König und Vaterland und zu Kaiser und Reich immer hoch gehalten hat und auch ferner hoch halten wird. Berlin, 25. Mai. Der Kaiser hörte heute vor mittag die Vorträge des Ministers des Kgl. Hauses und des Chefs des Civilkabinetts. Um 1 Uhr empfing Seine Majestät in besonderer Audienz den neu ernannten japani schen Gesandten am hiesigen Hofe Katsunosuke Inouye zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens und des Abberufungsschreibens für den bisherigen Gesandten Vi- comte Aoki. Nachmittags 5 Uhr holte der Kaiser seine Schwester Sophie und ihren Gemahl, den Kronprinzen von Griechenland, vom Anhalter Bahnhofe ab. Zum Em pfange war eine Ehrencompagnie des 2. Garderegiments aufgestellt. Seit ihrer Vermählung vor 9 Jahren stattet die Kronprinzessin ihren zweiten Besuch in Berlin ab. — Das Kaiserpaar und die jüngeren Prinzen werden am 6. Juni in Wilhelmshöhe eintreffen. — Der Kaiser hat gestern auf dem Döberitzer Ueb- ungsplatz nach der Parade der zweiten Jnfanteriebrigade eine Ansprache gehalten, in der er daran erinnerte, daß sein Vater am 29. Mai 1888 eine Parade — die ein zige — über diese Brigade abgenommen habe. Wegen des Pfingstfestes habe in diesem Jahre entgegen dem Brauch die Parade früher stattfinden muffen. Er erwarte von der Brigade Fleiß und treue Pflichterfüllung im Frieden und frisches unaushaltsames Draufgehen im Kriege, denn dar- auf ist unsere Zukunst begründet. . . „Was ich heute von der Brigade im Gefecht und beim Parademarsch gesehen habe, war außerordentlich stramm und erfüllt mich mit Freude. Ich bin sehr zufrieden mit der Brigade. Adieu, Kameraden!" — Der Kaiser hat, wie der „R.-A." mitteili, nach Empfang der Nachricht von dem Brandunglück auf Zeche .Zollern" den Minister für Handel und Gewerbe be auftragt, allen Beteiligten seine Teilnahme auszusprechen. — Prinz Adalbert wird nach neueren Bestimmungen zunächst an Bord des Schulschiffes .Sophie" einen Kursus durchmachen und sich erst dann an Bord der .Charlotte" rinschiffen. Mehrfach verlautet, daß noch zwei Hohen- zollernprinzen innerhalb kurzer Zeit in die Marine eintrelen werden, und zwar der fünfte Sohn des Kaiserpaares, Prinz Oskar, und der älteste Sohn des Prinzen Heinrich, Prinz Waldemar. — Der Sultan hat den beiden ältesten Söhnen des Kaisers anläßlich ihrer Konfirmation den Jftar-Orden überreichen lassen. Es ist dies durch den besonderen Ab gesandten des Sultans Abdullah Pascha, den früheren Gou- verneur von Kreta, geschehen. Der Jftar-Orden, von Abdul Medschid gestiftet, bildet die älteste Dekoration des os manischen Hauses, die nur in ganz besonderen Fällen ver liehen wird. Der Sultan Abdul Hamid schuf daher vor zwei Jahren eine zweite Klaffe dieses Ordens. Den Prinzen ist jedoch die erste, d. h. die alte Klaffe verliehen worden. — Der chinesische Gesandte in Berlin Lii-Hai- Hw an hat nach der Auswechselung des deutsch-chinesischen Vertrages den Kronenorden 1. Klaffe erhalten. — General Vogel von Falckenstein, der General, inspekteur der Festungen, ist, nach der „Kreuzztg.", in Ge nehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt worden. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, sowie 1»?L die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwescn und für Justizwesen hielten heute Sitzungen. — Daß die Militärstrasprozeßreform im Bun desrat gegen die Stimmen Braunschweigs angenommen sei, wird m dem .Hannov. Kur." bezweifelt, wert vor der Einbringung im Reichstag außer Bayern nur Reuß ä. L. gegen den Entwurf gestimmt und die Abänderungen durch den Reichstag kaum das Stimmenverhältnis im Bundesrat geändert haben dürfte. — Dem Besuch des Kaisers in den Reichslanden hatte der Pariser .Matin" einen militärischen Zweck bei gelegt, der Kaiser habe sich im Thal von Masmünster durch einen Generalstabsoffizier über die strategische Verwert ung dieses Geländes in einem künftigen Feldzug gegen Frankreich Vortrag halten lassen. Dazu bemerkt die „N. A. Z." an der Spitze des Blattes: .Wir finden es nichl hübsch, daß der „Matin" seine Phantasie zu Attentaten auf die Nerven der Pariser benutzt, und wollen zur Be ruhigung mitteilen, daß der Kaiser bei einem Ausflug in das Thal von Masmünster auch nicht von einem ein- zigen Generalstabsoffizier begleitet war." — Als ein erfreuliches Zeichen für die vorläufige fried liche Entwickelung unseres neuen ostasiatischen Besitzes kann es angesehen werden, daß der Chef des Kreuzergeschwaders Viceadmiral von Diederichs für das Kiautschau-Ge- biet nur die Stationierung eines Kreuzers als Wachschiff für erforderlich erachtet. Aus diesem Grunde war bereits die letzten Wochen über im Kiautschauhafen nur die ,Ar- cona" anwesend. Da dieser Kreuzer in den letzten Tagen den Befehl erhielt, nach dem japanischen Nagasaki zu dampfen, um nach dem .Kaiser" und der „Prinzeß Wil helm" gleichfalls gedockt zu werden, so wurde die unter dem Befehle des Korvettenkapitäns Follenius stehende „G e- fion" von der zweiten Division des Kreuzergeschwaders von Taku nach dem Kiautschauhafen beordert, um dort für die nächste Zeit als Lvachschiff zu fungieren. — Zur kulturellen Hebung des Ostens ist, nach der „Pos. Ztg.", in erster Reihe die unter Aegide der Kgl. Seehandlung beabsichtigte Umwandlung der Provinzial- Aktienbank in Posen zu einer „Ostbank für Handel und Gewerbe" bestimmt. — Seitens der Preuß. Staatsregierung ist die Herstell ung einer geologisch.agronomischen Specialarte des norddeutschen Flachlandes in Angriff genommen. Verschiedene Geologen find mit der Arbeit betraut worden. — Nachhaltiges Aussehen, schreibt die „B. B.-Ztg.", macht die vom leitenden Minister Braunschweigs jüngst In «"»pikant» (Kin? Treue gegen die Dynastie, die über alle anderen Rücksichten weg geht, ist unmöglich." Es ist selbstverständlich, daß der Minister dieses Wort nicht gesprochen hätte, wenn er hätte fürchten müßen, beim Prinz-Regenten oder gar in Berlin anzuftoßen. So bedeutsam das Wort an sich ist, größer fällt das Moment ins Gewicht, daß es von einer offiziellen, in leitender politischer Stellung befindlichen Per- sönlichkeit gesprochen wurde. Man giebt also „oben' zu, daß das Lebensrecht der Nation höher steht, als das Recht der Dynastie. Die schroffe Absage des braunschweigischen Ministers an die Welfen darf somit als ein Zeichen dafür ausgefaßt werden, daß die nationale Richtung im Bismarck- schen Sinne, die jetzt verfolgt wird, die Gewähr der Dauer in sich trägt. Der Ernst, mit dem regierungsseits diese nationale Richtung betont wird, kann und wird auf die Parteizersplitterung im Vaterlande nur reinigend und heil sam wirken. — Nach Einführung der mit besonderen Abzeichen für Musikdirektoren versehenen Schulterstücke der Stabs- Hoboisten, Stabähorniften und Stabstrompeter soll, wie verlautet, die Verleihung des Titels Militär-Musikdirigent an Stabshoboisten rc. von jetzt ab in der Regel erst nach einer Dienstzeit von 20 Jahren, während der die Charge als Stabshoboist rc. 10 Jahre bekleidet sein mnß, erfolgen. Bisher haben in einzelnen Fällen solche Titelverleihungen auf Grund besonderer Verdienste schon früher stattgesunden. — Freiherr v. Stumm hat in Wählerversammlungen dementiert, daß er durch den Kaiser zur Wiederannahme einer Kandidatur bestimmt sei. Der Kaiser habe bei einer Unterredung vor 14 Tagen seine Wahl mit keinem Worte berührt. — Der Centrumsabgeordnete vr. Bachem behauptete in einer kürzlich stattgesundenen Wahlversammlung, es habe die Idee eines Staatsstreiches zwecks gewalt- samer Beseitigung des Reichstags-Wahlrechts bestanden. Die Idee sei von einflußreichen Ministern ernsthaft erwogen worden. — Die deutsch-hannoversche Partei (Welfen) hat in 16 hannoverschen Wahlkreisen (4—19) Kandidaten aus gestellt. — Der antisemitische Reichstagsabgeordnele Js kraut wurde heute wegen Beleidigung des Redakteurs Erdmanns- dörffer zu einer Geldstrafe von 25 Mark verurteilt. Die Widerklage Jskrauts wurde abgewiesen. Jskraut hatte Erdmannsdörffer in einer Versammlung einen frechen Patron genannt. — * S. „Schwalbe', Kommandant Korvetten-Ka- pitän Hoepner, ist in Aden angekommen und beabsichtigt am 26. d. nach Zanzibar in See zu gehen. S. „Ar- co na", Kommandant Kapitän zur See Becker, ist in Na- gasaki angekommen. S. „Geier', Kommandant Korvetten- Kapitän Jacobsen, ist, wie schon erwähnt, mit 25 Deut schen und Schweizern von Havanna nach Vera Cruz ge gangen und kehrt dann nach Havanna zurück, die 1. Di vision des 1. Geschwaders — Chef Vicc-Admiral Thomsen — ist von Helgoland nach Kiel in See gegangen. S. „Olden- bürg", Kommandant Koroetten-Kapitän Wahrendorff, ist in Tanger angekommen. S. „Mars„ hat die Reise von Wilhelmshaven nach Kiel durch den Kaiser Wilhelm Kanal angelreten, S. „Otter" ist in Cuxhafen eingetroffen, S. „Pfeil" ist in Wilhelmshaven eingetroffen und alsbald wieder inSee gegangen; desgl. S. „Wörth". S.„Hela" hat auf der Wilhelmshavener Reede geankert und ist am 24. d. wieder in See gegangen. Poststation für S. „Al batroß" ist vom 26. Mai bis 1. Juni Wilhelmshaven. Der englische Regierungskutter „Bose" ankerte am 24. d. vor Helgoland. SS. „Aegir" und „Hagen' sind von Kiel in See gegangen, Tpdivbt. „v 5" ist in Holtenau eingetroffen, Hat gleich die Rückfahrt nach Wilhelmshaven angetreten und ist daselbst angekommen. Die 1. Torpedo- bootsflottille, auSschl. Tpdbt. ,8 86", ist von Kiel nach Saßnitz in See gegangen, Tpbte. ,8 2", „8 6" und ,8 23" haben von Wilhelmshaven aus eine UebungSfahrt zunächst nach Norderney angetreten und sind daselbst ein getroffen. — sKolonialpolitisches.s Der Gouverneur von Deutsch - Südwest-Afrika, Major Leutwein, begiebt sich heute von hier nach Hamburg, um sich mit dem morgen früh von dort abgehenden Dampfer „Melita Bohlen" nach Swakopmund und auf seinen Posten nach Windhoek zu begeben. Major Leutwein weilte seit Oktober vorigen Jahres in Deutschland. * Schwerin i. M., 25. Mai. Prinz und Prinzessin Christian von Dänemark sind heute früh über Rostock nach Kopenhagen abgereist. Der Großhcrzog und der Herzog- Regent gaben ihnen das Geleite bis an die See. Oesterreich. * Wien, 25. Mai. Der „Neuen Freien Presse' zufolge hat der deutsch-böhmische Abgeordnete Lippert sein Land tagsmandat und die damit verbundenen Ehrenämter, insbe sondere die Aemter als Stellvertreter des Oberstlandmarschalls und Beisitzer im Landesausschuß, niedcrgelegt. — Am Donnerstag treffen 30 bulgarische Offiziere unter Führung eines Generals in Königgrätz ein, um dort mit Erlaubnis der österreichischen Regierung taktische Studien zu machen. * Budapest, 24. Mai. In der österreichischen De legation begann nach Annahme des Budgets des Mini steriums des Auswärtigen die Verhandlung über den Occu- pationskredit. Reichsfinanzminister Kallay führte aus, die bosnische Verwaltung habe vor allem zwei Ziele im Auge. Das erste sei, die Bevölkerung Bosniens, unter mög lichster Wahrung ihrer nationalen Eigentümlichkeiten, all mählich der europäischen Cwilisation entgegenzuführen und in materieller Hinsicht so zu fördern, daß es sich unter der Herrschaft Oesterreich-Ungarns zufrieden fühle. Zweitens gelte es, vor der ganzen Welt den Beweis zu erbringen, daß Oesterreich - Ungarn auch fremde Länder m richtiger Weise verwalte. Die Verwaltung Bosniens sei aus Vertretern aller Nationalitäten und Konfessionen, welche in der Mo narchie existierten, zusammengesetzt. Sie alle arbeiteten ncben- und miteinander, ohne daß Unzuträglichkeiten vorkümen. (Lehhafter Beifall.) Nachdem der Referent Barwiusky noch hervorgehoben, daß die Delegation die Leistungen der bos nischen Verwaltung anerkenne, wurde der Occüpationskredit angenommen, und die Beratung des Hecresordinariums be gonnen. — Die ungarische Delegation hielt heute nach mittag ihre zweite Plenarsitzung ab. Nachdem Präsident Szell dem verstorbenen Erzherzog Leopold einen warmen Nachruf gewidmet hatte, wurde in die Verhandlung über den Voranschlag des Kriegsministcriums eingetreten. Franz Bolgar trat für Verbesserung der Mannschaftskost ein und wünschte, daß die Reform des Milttiirstrasprozehversahrens beschleunigt werde. Das Orbinarium wurde hieraus ohne Debatte genehmigt. Beim Extra- ordinarium beantragte Gras Apponhi bei dem Posten „erste Rate 250000 Gulden für Anlehen aus gemeinsamen Aktiven von 2 Millionen sür die Festung Cattaro", daß über diesen Posten gemeinsam mit dem Nachtragskredit verhandelt werde; dieses Aulehen sei vom konstitutionellen Standpiinkte besorgniserregend, er selbst werde sür den Posten nicht stimmen. Nachdem die übrigen Titel des Extraordinariums ohne Debatte erledigt waren, folgte die Beratung des Nachtragskredits von 3t Millionen. Abg. Horanszkh wies darauf hin, dass die Heeres verwaltung bisher Bestellungen Im Gesamtbeträge von 37,5 Millionen ohne Ermächtigung der Delegation vorgenommen habe. Dadurch werde der ungarische Staatshaushalt mit nahezu 12 Millionen belastet. Wer das Ringen des ungarischen Staatshaushalts um die Erhaltung des Gleichgewichts kenne, könne über diesen Umstand nicht leichten Sinnes hinweggehen, und seien jetzt noch weitere Ausgaben zu gewärtigen, denn dieselben schienen mit dem Nachtragskredit nicht erschöpft zu sein. Es müsse auch im Auge behalten werden, daß die ganze Summe auf dem Gebiete des anderen Staates der Monarchie verausgabt wurde. Das sei ein schlagender Beweis dafür, das; die Aeußerungen, Ungarn beute in wirtschaftlicher Hinsicht Oesterreich aus, keine Berechtigung hätten. Durch diesen Nachtragskredit gerate das Budget des Kriegsministeriums vollständig in Verirrung. Die vorgcnommenen Bestellungen motivierten nicht eine Verletzung des Budgetrechts. Ein solches Vorgehen sei ge eignet, das Ansehen der Delegation herabzudrürken. Es gehe endlich auch nicht an, daß in Ungarn zwei Minister Schulden machten: der gemeinsame und der ungarische. Redner schloß mit der Erklärung, er könne nicht sür den Kredit stimmen. Gegenüber Horanszkh sührte August Pulszkh aus, es könne nicht in Betracht kommen, ob der Nach tragskredit sür Anschaffungen in Oesterreich oder in Ungarn veraus gabt worden sei, dort, wo die Grenzen gefährdet seien, müsse sür ihren Schutz gesorgt werden, und konstitutionelle Bedenken müßten in den Hintergrund treten: Not bricht das Gesetz. Er werde sür den Nachtrags kredit stimmen. Hieraus wurde die Weilerberatung aus morgen vertagt. * Budapest, 25. Mai. Die österreichische Dele gation setzte die Verhandlung über das Heeres-Ordinarium fort. Die Abgg. Thurnher (kath. Volksp.) und Kienmann (deutsche Volksp.) sprachen verschiedene Wünsche, betr. Ver besserung der Mannschaftskost, Reform der Militärstrafprozeß ordnung, militärisches Erziehungswesen und das Lieferungs wesen, aus. Der Abg. Kienmann wendete sich ferner gegen das fortwährende Anwachsen der Heereslasten, welches in keinem Verhältnisse zur Leistungsfähigkeit des Volkes stehe. Abg. Kottulinsky sprach seine lebhafte Sympathie für die Armee und das Offizierscorps aus, welche sich nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch im Frieden bei Aufrechterhaltung der Ruhe stets durch tadellose Korrektheit, Takt und Huma nität ausgezeichnet hätten. — Der Budapester Schützenverein beschloß, aus po litischen Motiven die Einladung der Wiener Schützen zur Jubiläumsfeier des Kaisers abzu lehnen. Der Beschluß wird mit der Hetze gegen die Ungarn in Oesterreich motiviert. Italien. * Rom, 24. Mai. Die „Opiuione" teilt mit, der Mi ni st errat hieß einstimmig die Vorschläge gut, welche dem Parlament hinsichtlich der durch die jüngsten Unruhen be dingten gesetzgeberischen Reformen unterbreitet werden sollen. — Der „Osservatore Romano" veröffentlicht einen an den Erzbischof von Mailand, Kardinal Ferrari, gerichteten Brief des Papstes. In dem Briefe heißt es, die ernsten Unruhen in verschiedenen Gegenden Italiens, besonders in Mailand, hätten den Papst tief bewegt; sie seien das Er gebnis der bösen Saat, die bei der großen Sittcnverderbnis ungestraft in Italien zum Nachteile der Religion ausgestreut werde. Es gebe Leute, welche ehrenhaften Menschen die Schuld an den Ruhestörungen beimessen, weil sie der Kirche und dem päpstlichen Stuhle ergeben seien; man thue, als ob mau nicht wisse, daß die Kirche lehre, sich nicht in Volks- aufstünde zu mischen. Die Katholiken veranlaßten keine Un ruhen, folglich müsse man die Urheber und Mitschuldigen
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