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- 1053 - batten. Die mächtige. in den Turnierhof führende Haustür stand offen, «in kalter, un gastlicher Wind blies in die Halle und nahm einen Funkenregen in den Schlot herauf. Boy merkte es gar nicht. Endlich kam Joachim wieder. Sein ungedämpfter Schritt dröhnte auf der kreppe, er schlug den Borhang zurück und blieb eine Weile stehen, den Iäii>a im Slrerkstuhl ruhenden jungen Mann betrachtend. Dann lachte er urtd seine Summe, tief und markig, ließ Boy gleichgültig oufblicken. „Donnerwetter, so ist die beschichte7 Das ist ja die richtige Linceure. die s»e Dir da zurechtgezimmert Hamm — und uut solcher Schläue einaefädell! Du wirst für Lebenszeit der Vetter im Altenteil. Mensch. Mensch, sträuben sich Dir nicht die Haare über dem Mumpitz?" Seine Stimme k!ang letzt zornig, er trat mit verschränkten Armen dicht vor Boy und donnerte ihn an: „Da Du es nickt weißt, sage ich Dir's: das. ums sie da für Dich ausgeklügelt, ist ein des freien Mannes unwürdiges Parasitentum, gegründet aus Schein und Rechtsver- drehung. Jawohl. Punktum." Boy wurde völlig kühl und lethargisch. „Meinetivegen auch. Was geht es Dich an, Beiter?" ..Was, mich? Du vergißt, das, wir eine große Familie bilden. Was in Wildeck geschieht, gehl mich nicht nur viel an, sondern häirgt auch mit von meiner Bei- sumiiiiiiia ab. Du aber kannst Dich daraus verlasse», das', ich bei der nächsten Familien- koniereuz dagegen sprechen werde — zu Deinem Besten. Sybold — Sybold — Du sollst iinr .ner nicht versauern und zu einem tatenlosen Misanthropen werden!" „Das dürste allerdings mein Schicksal sein. Sehr gütig von Dir, Dich so um mein Wohl zu küm mern. Wohin ich blicke, mitleidige Hilfsbereitschaft, die am Ziel vorbeifchieht. Oder tonnt Ihr mir mit Rat und Dal mein ErstqeburlSrecht wieder schaffen?" „Ja!" war die unerwartete Ammon. Ioast-nn 'mach es kurz und rauh. Boy stutzte betreten, dann aoer lachte er kurz ans. „Du bist gm. Ja! sagt er und setzt das Wort hin wie einen silotz und meim. weil er so was vom Herkules an sich Imt, er brauche mir zu wollen, i geschieht ein Wunder — die Weltgeschichte gebt »m einige Jahre zurück oder so was. Willst Du mir nicht das phänomenale „Ja!" erklären? Oder nein! Tue eS lieber nicht, n r ab»! ichoil, das hängt mit der eures freien Mannes würdigen Arbeit in irgend - liier dummen Schreiberstube der heiligen Justitia zusammen Kenne nun das Thema. Aber ich sage Dir. mich ,Herrn Du da nicht eui -- me, nie, nie!" Er war jetzt völlig ausgerüttelt aus seiner Gleichgültigkeit, sprang am und schlug mit der flachen Hand bei jedem nie! aus den Eicheiillsch. Pel begann hierüber laut zu veilen und wurde uivanst zur Rübe verwiesen. „Ich würde Dir trotz Deines Protestes erklären, was ich weinte." sagte Joachim, „aber Du bist »och nicht reis dazu Du hängst immer noch mit allen Faiern am verlorenen Heimalsbode». Dafür habe ich Verständ nis und weide warten, bis Du Dich urS Unabänderliche ergeben bau. Dann wirst Du mich nicht mir auhvren. sondern mir auch dankbar sein! Guten Abend!" Die schwere chickwmüre siel lumer rbin nis Schloß. Joachim ivar gegangen. Auf dem Pflaster deS kurnierhofes horte man Räserrolleii — so rasselte nur der klapprige Burgmübler Sand- -chneider. Run war alles wieder still, bis am das Plätschern des Regens aus dem Aschigst der rerrasse und dein Rauschen der W-ildc unter ihr. Bon stand init finsterem Aiull!'. vor der Fenerstellc und stocherte planlos mit dem Eisen in der Glut umher, als der Maioratsherr die Drepve herunter kam. „Lieber Junge," sagte er bittend, halb porwurwvvli, „wenn Du doch Deinem siollie das Bellen im Hause abgewöhncn konntest — der Hund lia: eine Summe — ist Joachim fort?" Wie manchmal ein Dropsen genügt, um den Becher zum Ueberlamen zu bringen, :o brachte Dese kleine, unbedeutende Wiederholung der gestrigen Mahnung Boys 'Seeienzm'talid ',u einer Ur>W O'bne ein Wort zu sagen, verließ er die Halle, aus deren einem erkerarsiren Ausbau eine Mauertreppe direkt hinauf m sein Durmreich führte. Bin Dunkeln tavme er sich hinaus und oben klingeile er. Wivrechl erschien. „Sattle Dir den Sebwarzbraunen," sagte der Junker. „Du mußt »och heute abend nach Eolmans Werken reuen und einen Briel gegeben." Dabei zündele er sich ein Licht an, letzte das anr den Schreibtisch, -uchle nach dem ersten beiten Bogen und schrieb, immer mir dieser ichaweu. kleinen Falte zwischen den schwarzen Brauen! „Liebe Ruth! Sie l>aben mir in diesen 'Wochen, da ich rast täglich das Bergungen batte. Sie zu sehen, 'o unleugbare Beweise Ihres Wohlwollens gegeben, daß Sie sich nicht wundern dürfen, wenn ich heute trage, was ich euisi nicht -ragen durste: und Sie nur wirklich gut uns Sari ich honen? Wenn S:e wüßten, wie ich mich nach Freiheit und Verständnis sehne, würden Sie be greifen. daß ich, ein Bettler, die Hanv nach Ihnen ausstrecke. Weshalb waren Sie aber auch so rasend gut zu mir? Ich sehe Ihrer Amwort entgegen mit Ungeduld. Sollte cs wirtlich stir mich noch ein Glück geben? Ihr desperater Bov." Wivrechl tvar mit dem Briese abgeritien. Sein Herr ging hinunter in die Halle und fchrstt hier rastlos auf und nieder, immer nach der Uhr blickend. Der Schwarz- braune ist zuverlässig und em siotler Drabcr. Eine kleine Lawrue, gm Sattel bcsestigi. ha! Wrprccht auch mit. dazu hatte der Regen nachgelassen und durch das sagende Ge wölk brach hin und wieder ern Heller Schein, In zwei guten Stunde» kann er sein Schicksal wissen — das Schicksal, das er in diesem Augenblick stolz sein Selbstgcschassenes - IVbS - nennt, das ihn davor bewahrt, Kunftradler zu werde» oder in Brrreaulufl»« ersticken oder in der Gefangenschaft von Wildeck zu verknöchern .... Sebastian meldet^ das Abend- essen se> serviert und «r sah mit dem Majoratsherrn und Tante Ulrike am Tisch, und dt« gute Tante sah ihn mitleidig an. und dann war von der bevorstehenden Taufe di« Red«. Ein große« Fest sollte sie lverden, und an sie anschließend wird eine Familtenkonferenz ftottsinden. „Ich bin darauf gefaßt, daß es bei dieser Gelegenheit zu unliebsamen Er- orterunaen kommt," sagte Claus Berndl bedauernd. .Joachim hat von jeher Anlage gehabt, den Hecht im Karpfenteich abzuaeben. Aus mir unverständlichen Gründen hat er beschlossen, sich Deiner zukünftigen Stellung zu widersetzen. Aber fei ganz ruhig, lieber Junge, er kann nichts ausrichten. Die Wahl meiner Beamten ist absolut meiner Entscheidung anheimgestellt." Boy sagte nichts hierzu, aus dem einfachen Grunde, weil er nicht« gehört hatte. Sein Blick suchte immer die Uhr, sein Ohr sing jedes Geräusch im Vorzimmer auf. Nun kann Wiprccht bald wiederkvimnen. Je näher die Möglichkeit nickte, desto ruhiger wurde er. An dem Inlxrlt der Antloort zweisclte er keinen Augenblick. Zu deutlich hatte Ruth ihm in letzter Zeit gezeigt, daß er keine Fehlbitte tu» werde. Sie liebte ihn und er hatte wahr geschrieben, daß er sich nach ihrer verständnisvollen Sympathie sehne. Sie war in dieser ganzen Zeit die einzige gewesen, die weder Mitleid noch Trost, »och Rat, noch Moralpauken für ihn bereit gehabt, sondern ihn so nahm, als sei nichts ge schehen und mit ihm sprach, als stehe ihm noch die ganze Welt als großer Spielplatz offen. Es ivar zwischen ihnen nur von ihren gcmeinsckiastlichen Sportfreunden, von den Begebenheiten aus Rennbahnen aller Art die Rede gewesen, auch von seiner Reise und von Gwe» Le Forts Leistungen als Hochlourislin. Sie kritisierten und planten und stritten sich auch nno das war alles Wohltat sür ihn, denn es war Vergessen! Darin lag'S. An Ruths Seile nur, wenn überhaupt, kann er vergessen lernen. Er dach!« jetzt nicht an die Eolmanschen Millionen iBoy dachte überhaupt selten an Gelds, er dachte nur daran, daß er, als ihr Eialte, plötzlich frei, losgelöst von jedem Zwang und jeder Bevormundung sein werde und daß das beider Glück sein müsse. Da endlich! Er ging schon wieder rastlos unten in der Halle hin und her, un fähig, cs ,»i Familienzimmer, wohin auch Mechtlnld gekommen war, anszuhalte». Von Zeit zu Zeit erschien Tante Ulrike oben an der Treppe und hob den schweren Vorbaizg und ries: „Lieber Bon, kommst Du nicht zu uns?" und er sagte: „Gleich!" und ging weiter wartend im halbdunklen Rau», a»i und nieder, bis endlich draußen Lärm wurde, ein Hund anschlug und Wiprechts schmächtige Gestalt im reaenberiesellen meisten Gummi mantel spvrenklirrend erschien und den erwarteten Brief abgab. Endlich! Boy ging da- mn unter die große, düster brennende Hängelampe, riß den Umschlag ab und las tief- aufatmend: „.Bll rig'lit, olcl bov! Natürlich dürfen Sie kommen und so weiter. Sic hätten schon längst so kommen dürfen. Es erwartet Sic morgen vormittag, um Sie wegen Begriffsstutzigkeit auSzuzankeu Ihre Ruth," 22 Kapitel, Am nächsten Morgen fuhr Boy nach Eolmans Werken, zu seiner Verlobung mit Ruth Jansen. Er fuhr die beiden Jucker selber, die im neuen, mattgelben Geschirr staken und noch besser wie sonst geputzt ivaren. Das Ganze sah schneidig aus. 'Dazu glänzte die herbstliche Welt wieder in mildem Sonnenlicht, die Wälder leuchteten in bunten Gewändern und hier und da wurde aus den Feldern geackert, ivaS in dieser Be leuchtung förmlich srühlingsartig aussah. Als die Umrisse des Eichenparkes austauchten und links un Tal die rostbraunen hohen Dächer der Burgmühle zwischen den hohen Pappeln, sagte sich der >uiige Freier: ,'Lo. Nun werden wir uns gleich gegenüber stehen!" Und als er in die Birkenallee einsuhr, die einen ganzen Goldregen kleiner, rund- sicher Blätter über ihn herabichüttetc, dachte er plötzlich: Ob ich sic küssen muß? Hieran balle er noch gar nicht gedacht. Sicherlich gehörte es zu den Formalitäten einer offi ziellen Verlobung. Aber etwas in ihm sträubte sich dagegen. Vielleicht die plötzlich ausrauchende Erinnerung an ein rosig gischendes, liebliches Kindergesichtchen mit braunem Seisenhaar und kleinem, kleinem süß lächelnden Mündchen und ein Paar Augen — nein, an d'e durste er nicht zurückdenkeii. Eine Angst beschlich ihn. Wenn Ruth sentimental wäre? Wenn sie Gefühle und Demonstrationen verlangte, deren er in seiner jetzigen verzweifelten Stimmung absolut unfähig war? Daran hatte er auch noch nicht gedacht. Er versuchte sich zu vergegen wärtigen, wie das gewesen war, als er wie von ihr behext war — acht Tage lang hatte das ja wohl gedauert, daß er fie in einem ganz magischen Licht sah. Aber er konnte sich seine damaligen Empfindungen nicht zuriickrufen, während er noch heute, wenn er an das dumme, kleine Mädchen. Rose, dachte, einen unbequemen Ruck am Herzen fühlte. Ur« sie hätte doch absolut nicht zu ihm gepaßt — während er und Ruth für einander ge- schassen waren. tForisetzung folgt.) 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