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Bautzener Nachrichten : 25.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189409259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18940925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18940925
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-25
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 25.09.1894
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Majestäten die Huldigung telegraphisch übermittelt werde. Unter- richtsmintster von MadcySky hob in einer begeistert auf- genommenen Rede die phänomenale Schnelligkeit hervor, mit der die Naturwissenschaften fortgeschritten seien und erklärte die Furcht, bah durch diese Fortschritte die Idealen Güter der Menschheit verdrängt würden, für ungerechtfertigt. Je größer der Fortschritt der Wissenschaften, desto greifbarer werde das Streben nach einer Zusammenfassung der Naturwissenschaften mit den Geisteswissenschaften zu einem Ganzen. Dies sei die heutige Signatur der Wissenschaften, dies auch das Ziel, welches der Staat auf dem Gebiete der kulturellen Interessen verfolge. Nachdem der Minister die Versammlung auf das herzlichste willkommen geheißen halte, ergriff Professor Sueß das Wort. Er erörterte die Geschichte der Gesellschaft deutscher Naturforscher seit deren Begründung, widmete den in dem letzten Jahre ver storbenen Mitgliedern einen warmen Nachruf, gab ein Bild von der Rolle, welche die Naturwissenschaften in dem Leben der Völker spielen und betonte die Wichtigkeit der gymnasialen Bildung. Schließlich erinnerte der Redner an das leuchtende Vorbild deS verstorbenen Geheimrates Professors vr. v. Helm holtz in der Genauigkeit der Beobachtung, in der Ausdauer der Arbeit, in seinem Scharsfinn und seiner Gewissenhaftigkeit in der Darstellung, wie in jeder bürgerlichen Tugend. Auf Antrag deS Professors Exner wurde ein Kondolenztelegramm an die Witwe v. Helmholtz s abgesandt. Nach der Rede des Prof. Sueß folgten Vorträge des Professors Leyden Berlin über Gerhard van Swieten und die moderne Klinik, sowie des Prof. Mach Prag über bas Prinzip der Vergleichung in der Physik. — Der Naturforschertag hat an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet, welches lautet: „Durchdrungen von den Gefühlen der Dankbarkeit für den Schutz und Schirm wissen schaftlichen Strebens, erlaubt sich die in Wien tagende 66. Ver sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte Euerer Majestät die ehrfurchtsvollste Huldigung darzubringen." Das an den Kaiser Franz Joseph gerichtete Telegramm hat folgenden Wortlaut: „Geruhen Euere Majestät die ehrfurchtsvollste Huldig ung entgegen zu nehmen, welche die Teilnehmer an dem 66. deutschen Naturforscher und Aerztetage in seiner Eröffnungs sitzung dem mächtigen Förderer und Schützer der Wissenschaft dankbaren Herzens zum Ausdruck bringt." — Heute nachmittags 3 Uhr haben sich die einzelnen Abteilungen des Naturforfcher- tages konstituiert, in einzelnen Sektionen wurden auch die ersten Fachvorträge gehalten. Der Abend ist Ausflügen in die Umgebung Wiens gewidmet. Vermischtes. tr. Bautzen, 24. September. Gestern abend hielten in dem mit der Neichspostfahne und am Podium mit Blumen und Blatiz pflanzen, aus deren lieblichem Grün die Büsten Ihrer Maj. des Kaisers Wilhelm II. und des Königs Albert, sowie das Bildnis deü ReichspoflmeisterS Staatssekretärs v. Stephan hervorleuchtcten, festlich gejchmückten Saale des Hotel Laue die Beamten und Unterbeamten unseres Kaiser!. Postamts, und zwar zum ersten Male in Bautzen, einen Vergnügungsabend ab, zu welchem auch auö zahlreichen Ortschaften unserer gesamten Lausitz Kollegen erschienen waren; und schon beim Eintritt in dieRäume gewahrte uian den Charakter des Festes, indem an dem ebenfalls ge schmückten Eingänge zwei Postillone, einer in der früheren gelben Gala-Uniform, weißen Lederhose und Stulpenstiefeln, der andere in der jetzigen Uniform, zum Empfange der Teilnehmer Auf- stellung genommen hatten. Um 8 Uhr nahm der Festabend seinen Anfang und wurde eingeleitet durch einige Musikstücke, denen ein humoristisches Duett: „Die Schwerenöter" folgte. Hierauf ergriff Herr Postdirektor Jährig das Wort, bewill kommnete herzlichst die sozahlreich von nah und fern Erschienenen, gab dgnn seiner Freude über das so schöne kollegiale Zusammen- leben und Wirken der Postbeamten und Unterbeamten nicht nur unserer Stadt, sondern der ganzen Lausitz, wovon auch der heutige Abend Zeugnis ablege, Ausdruck und ließ seine trefflichen Worte auöklingen in ein dreimaliges begeistert aufgenommcnes Hoch auf Ihre Maj. den Kaiser Wilhelm und König Albert. Herr StadtbezirkSbrtefträger Rudorf dankte in kurzen zündenden Worten dem verehrten Chef, Herrn Postdirektor Jährig, für sein und seiner Gemahlin Erscheinen zum Festabend, durch welches der Abend noch ganz beson erS verschönt werde, und brachte ein dreifaches Hoch auf denselben aus, in welches die Anwesenden freudig einsttinmtcn. In dankenswerter Weise hatten mehrere Mitglieder des hiesigen FechtvereinS „Gut Heil" sich bereit finden lassen, zur weiteren Unterhaltung des Abends bet- zutragen und gelangte zunächst durch dieselben bas einaktige Lustspiel: „Schelmenstreiche, oder: Fix—fertig—abgemacht!" in recht wohlgelungener Weise zur Aufführung. Sodann betrat Herr Briefträger SchniebS das geschmückte Podium und brachte folgenden, von einem hiesigen Postassistenten eigens für diesen Abend gedichteten, schwungvollen Prolog zum Vortrag: 1. Der Tag ist erschienen, die Stunde ist da! Herein! nur herein! werte Gäste, seid herzlich willkommen, die von fern Ihr und nah hereilet zum fröhlichen Feste! Hell mag Euch die Freude, der Froh sinn erblüht, manch heiterer Witz von den Lippen heut sprüh'» an diesem so seltenen Feste. 2. Die Unterbeamten der Post, die mit Fleiß dem Wohle Budiffas stets walten, Trepp aus und Trepp ab, wie jedermann weiß, im Diensteifer niemals erkalten — die sind hier versammelt, sind fröh lich vereint, und heiter die Sonne des Glücks ihnen scheint, sie stärkend zu neuem Walten. 3. Wo das Posthorn klingt, wo das Dampfroß braust, auf allen Straßen und Wegen, ja selbst auf den Schiffen, vom Sturme um saust, da finden wir munt re Kollegen. Sei's im Nord oder Süden, im West oder Ost, allüberall sieht man die Männer der Post in emsig schaffendem Streben. 4. Und alt, ja uralt ist unser Beruf, reicht zurück in die grauesten Zeiten-, doch früher nicht praktisch, erst die Neuzeit ersLus seinen Segen nach allen Seiten. Die Läufer-, die Mönch- und die Schlächter post, die von Thurn und von Taxis, der Kleinstaaten Troß, genügten zwar früheren Zeiten. 5. Doch als dann mit Dampf man durcheilet die Welt, da mußt' auch die Post vorwärts streben; die Aemter erstanden wie Pilze im LI94 Feld, die Bahnpost, sie ries man in'S Leben. Und j-ne Zeit bracht' uns auch den Mann, der so unendlich viel für daS Postfach gethan und noch heute nicht rastet im Streben. 6. Dem vereinigten Deutschland eine einige Post mit gleich- mässiger Tax' — keine Schranken, ja, die ganze Weit ein Reich, eine Post, war da« Ziel seiner großen Geoanken Und herrlich hat er, was er durchdacht genial vollendet und fertig gebracht. Stets grün wird der Lorbeer ihm prangen! 7. Nur vorwärts, nur vorwärts, du wackerer Held! Tu Licht i« KreiS hoher Geister! Heil, Stephan! der du vereinigt die Welt! Heil, Stephan! unser oberster Meister! Du starker, du wack rer, du deutscher Mann, der mit kühnem Geiste so Großes ersann; dein n Ruhm künden ewige Zeiten! 8. Und wenn deine Jünger, wie der VolkSmund sie nennt, sich vereinen zu fröhlichem Feste, da muß auch dein Bild sein, das jeder mann kennt, sie schmücken es aus auf das beste. Auw wir weihen dir den Lorbeerkranz — leb' lang noch zum Segen deS Vaterlands — daS ist unser Wunsch heut beim Feste! 9. Wir, Briefträger nur, doch treu wie Gold dem Kaiser und König ergeben, voll Dankbarkeit bringen wir dir unsern Sold, den aufrichtige Wünsche durchweben. Aus! Gäste und Freunde, das GlaS zur Hand, es gelte dem teuren, dem deutschen Land, die Post und ihr Meister, sie leben: Hochl Dem mit großem Beifall aufgenommenen Prolog folgte etn humoristisches Original-Duett: „Dle Jungens vom reichen Krause", woran sich ein recht flott gespielter Einakter: „An die Luft gesetzt" reihete, worauf mit einem humoristischen Marsch-Duett: „Die lustigen Schornsteinfeger, oder: Morgen wird gefegt" das so reichhaltige Programm beendet ward. Sämtliche Darbietungen ernteten den vollsten Beifall der An- wesenden. Ein animierter Ball, welcher die Teilnehmer noch lange beisammen vereinte, machte den Schluß dieses in echt kollegialer Weise verlaufenen Festabends und gewiß wird wohl keiner derselben dieses „Postvergnügen" unbefriedigt verlassen haben. ix Bautzen, 25. September. In vergangener Woche haben sich im hiesigen Bezirke zwei Brandfälle ereignet und zwar am 19. d. M. Zuerst brach nachm. nach I Uhr in dem Bleichercigrundstück des Herrn Aug. Müller tnWehrSdorf in dessen Scheunengebäude ein Brand aus, welcher dasselbe, sowie bas dazu gehörige ausschließlich zu BIcichereizwecken be- nützte Wohngebäude in Asche legte, außerdem auch noch mehrere andere zu dem Grundstück gehörige Gebäude zum Teil arg beschädigte. Weiter brannte an demselben Tage in Taute- walde das dem Töpferetbefitzer Herrn Alwin Weise daselbst gehörige Wohnhaus mit Auszugswohngebäude bis auf die UmfangSmauern nieder. In beiden Fällen gelang eS den ver einten Anstrengungen der herbeigeeilten Löschmannschaften eine weitere Ausdehnung der Brände, welche leicht größere Dirnen stonen annehmen konnten, zu verhindem und auf die erwähnten Grundstücke zu beschränken, lieber die Entstehungsurlach'n verlautet noch nichts Bestimmtes, doch dürften böswillige Brand stiftungen nicht vorliegen. — Ferner brach gestern bei dem Fleischer Herrn Otto Eigner in Göda Feuer aus, welches dessen Wohn- und Stallgebäude in Asche legte. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. — Bienenmühle, 24. September. Ein imposantes Naturschauspiel, ein Wasserfall von etwa 70 Meter Höhe, ist bis jetzt wenig bekannt geworden. Dieser Wasserfall, es sind deren zwei in der Gegend, befindet sich dicht an der sächsischen Grenze, I'/, Stunde von hier, bet dem böhmischen Orte Georgendorf. — Ein Lehrer in Plauen i. V. gab vor einiger Zeit einem Schüler, welcher eine schriftliche Arbeit fehlerhaft ge- fertigt halte, daS betr. Heft mit nach Hause zu dem Zwecke, die Unterschrift des Vaters unter die Arbeit zu erwirken. Der Vater schrieb unter die Arbeit: „Lehrer seine Schuld." Wegen dieser Ungehörigkeit wurde der Vater vom Schöffengericht zu achttägiger Haft verurteilt. — Berlin, 24. September. Als ein Zeichen der Zeit wird aus Schöneberg gemeldet, daß dem dortigen Pfarr amte innerhalb fünf Wochen nicht weniger als 44 Sub- hastationen von Hausgrundstücken zur Kenntnis gebracht worden find. Dem Pfarramt werden solche Mitteilungen ge macht, weil die Kirche mit ihren etwa vorhandenen Forder ungen in erster Linie befriedigt wird. — In dem Geschäftslokal des FleifchermeisterS Franke in Be ntschen wurde in der Nacht zum Sonntag eingebrochen und die Ladenkaffe erbrochen. Als Franke durch daS Geräusch erwachte und in den Laden trat, erhielt er von dem Einbrecher einen Revolverschuß in den Leib. Die Verletzung ist lebens gefährlich; der Thäter ist entkommen. — * Frankfurt a. M, 24. September. Der städtische Kassierer Fischer, welcher sich erschossen hat, hat die Stadt um einen bedeutenden Betrag, angeblich 7- bis 800 000 Mk. geschädigt, die auf besonderem Konto bet der Frankfurter Bank lagen, von Fischer erhoben und seitdem regelmäßig verzinst worden sind. Nach den von ihm hinterlassenen Aufzeichnungen soll der verursachte Schaden durch einen Nachlaß gedeckt sein. Als erste Ursache seiner Untreue gtebt Fischer verfehlte Börsen spekulationen an. — Der württembergische Landgerichtsrat Pfizer, dessen Entlassung aus dem Amt durch den Spruch des DiS- ciplinarhofeS dieser Tage mttgetetlt wurde, hat in einem be- sonderen Schreiben an den König von Württemberg eine ihm vor einigen Jahren verliehene Ordensdekoration zurückgegeben. Er erklärt, daß er gleich bet Empfang jener Ordensdckoration im Jahre 1890, die nur dämm erfolgt sei, weil man ihn nicht ohne Aufsehen hätte umgehen können, daS den Orden enthaltende Poststück uneröffnet gelaffen und auch die Aus- Zeichnung gleich zurückgegeben hätte, wenn er nicht etn öffent- Uches AcrgerniS hätte vermeiden wollen. In dem Schreiben erklärt er ausdrücklich den Spruch des DiSclplinargerichtShofes für ungerecht. — sCentral-Lehrjungen-Verein.s In Wien ver sammelten sich jüngst unter freiem Himmel Lehrlinge aller Branchen zu einer Protestkundgebung gegen diejenigen Meister, welche ihren Lehrlingen den Besuch der Versammlungen ver- bieten. Ein kleiner, löjährtger Knabe, der daS große Wort führte, beantragte dte Annahme nachstehender Resolution: „Wir Lehrlinge, von denen viele eine wett größere Schulbildung alS ihre Lehrherren besitzen, werden uns niemals dazu verstehen, daS recht- und willenlose Arbeitstier unserer Meister zu spielen. Wir werden es wohl nie erreichen, eine förmliche Versammlung abhalten zu dürfen, aber wir werden von Zeit zu Zeit doch durch eine in den Schranken des Gesetzes ftatlfindende öffent- Uche Kundgebung unsere Wünsche zu den Ohren unserer Meister bringen. Wir verlangen ferner eine humane Behandlung ohne Schopfbeuteln, genügende, gute Kost und reine Schlafsiätten. Wir erblicken in der Anbahnung des projektierten großen Central- Lehrjungen Vereins für ganz Wien eine wirksame Stütze zur Erreichung unserer berechtigten Forderungen." Die Resolution wurde unter stürmischem Beifall einstimmig angenommen. — Die Leiche deS in der Hypnose gestorbenen Mädchens, Ella v. Salamon, wurde in Gegenwart deS Staatsanwalts exhumiert. Der Nerven» Pathologe Prof, vr. Moritz Benedikt, der als Gegner aller hypnotischen Experimente bekannt ist, sprach sich über den Fall sehr skeptisch aus. Er bestreitet vor allem, daß Fräulein v. Salamon in Hypnose gestorben fei. Prof. Benedikt sagte u. a.: Daß eS kein Hellsehen gtebt, darüber braucht man mit vernünftigen Leuten gewiß nicht erst zu streiten. Nun hat aber Fräulein v. Salamon sich als Hellseherin gegeben. Ihre Kunststücke — das Ausfinden abhanden gekommener Gegenstände, dte Prognose über das Lungenletden des Bruders ihres Hypno tiseurs u. s. w. — können nur auf natürliche Welse erklärt werden. Man muß kein wissenschaftlich gebildeter Mensch sein, um die Möglichkeit übernatürlicher Leistungen in der Hypnose als absurd von sich zu weisen. Oder wird ein Mensch mit gesunden Sinnen glauben, daß bas Fräulein v. Salamon in der Hypnose medizinische Kenntnisse entwickelte, dte ihr in wachem Zustande gänzlich abgtngen? Wohl nicht, Fräulein v. Salamon Hit sich über die Topographie der Lunge und über den Krankheitsverlauf derselben vielleicht vorher aus einem medizini- chen Handbuche unterrichtet und diese Kenntnisse sodann in der angeblichen Hypnose zum besten gegeben. Für mich steht eS fest, daß Fräulein v. Salamon nicht hypnotisiert war, als sie ihre medi zinischen Kenntnisse der Gesellschaft kundgab. — Auch der Wiener Psychiater Professor Krafft-Ebing, der selbst durch seine hypnotischen Experimente vielfach Aussehen erregt hat, meinte: Die Nackrichten über die Umstände des .TodeS in Hypnose" lauten o widersprechend, daß eS kaum möglich ist, ein fachmännisches Urteil Iber den Unglücksfall zu gewinnen, und jedenfalls das Ergebnis der gerichtlichen Untersuchung abgewartet werden muß Der Fall ist ein so unerhörter, daß ein Zusammentreffen ganz außerordentlicher Umstände obgewaltet haben muß, um den Tod herbeizuführen. Es sei in medizinischer Erfahrung der erste Fall von Tod in Hypnose. Daß die Salamon in Hypnose gestorben, sei zweifellos, ob aber durch die Hypnose, fraglich. Beim Abgänge eines Seklionsprotokolls, einer Lebens- und Krankengeschichte, einer detaillierten Darstellung )er körperlichen und seelischen Vorgänge während der fatalen hypnoti- chen Eüance ist nicht einmal die Art des Todes sicher festzustellen, geschweige dle Ermittlung der Bedingungen, unter welchen er ein- trat, bestimmt möglich. Stellt man das wenige wissenschaftlich Brauch bare, was von einem medizinischen Augenzeugen des Vorfalles (vr. Vragrassy) berichtet wird, zusammen, so ergiebt sich folgendes: Dte etwa 23jährige, sehr nervöse Ella von Salamon ließ sich gerne hypnotisieren und war schon oft in Hypnose versetzt worden. Im elterlichen Hause wurde geradezu ein Sport mit dem „Medium" ge- trieben. Schon beim diesmaligen Einschläfern „schien sie sehr er- müdet". Der Hypnotiseur machte, im laienhaften Glauben an eine angebliche Befähigung Hypnotisierter zum Hellsehen, ein neues, an- trengendes, bei einer so sensiblen Dame, wie es die Salamon war, auch das Gemüt aufregendes Experiment. (Wir schalten hier ein, daß der Hypnotiseur Neukomm bekanntlich daS Fräulein während deS hypnotischen Schlafes über das Lungenletden seines in Werschetz chwer erkrankten Bruders befragte.) Dle Salamon strenqte sich über mäßig an, um unter dem Banne der Suggestion als Clalrvoyante gefällig und, wie sic meinte, nützlich zu sein. Sie befand sich, während sie hallucinatorisch eine kranke Lunge zu sehen glaubte und darüber einen längeren Bortrag hielt, in einem großen Erregungs- und ExaltationSzustande. Am Ende dieses Vortrages war sie „sichtlich ungemein erschöpft. TodeSblässe überzog ihr Gesicht". Gleichwohl stellte der Hypnotiseur noch die offenbar das Medium höchst emo- tionterende Frage nach der Prognose der Krankheit. „In abgebrochenen Lauten sagte dte Salamon, wir müssen auf das Schlimmste gefaßt jein." — „Unmittelbar darauf sank Ne vom Stuhle mit einem heiseren Aufschrei. Die Zunge trat auS dem Munde hervor, derPuls schlug noch und die Lippen bewegten sich, wie nach Luft ringend. Nach einigen Se kunden Tod. Im Gehirn nicht ein Tropfen Blut.' — Daß derTod durch Gehirn-Anämie eintrat, ist nach diesem Sachverhalte nicht zu bezweifeln. Alle Umstände sprechen sür Hirniod, sei es durch Apoplexia Wrn»» (der Sektionsbericht spricht von seröser Durchfeuchtung des Gehirns!), sei eS durch sogenannte ^poploxi» nervo»». Solche Fälle sind sehr selten, aber fie kommen vor. Man führt sie auf psychischen „Shock" zurück und beobachtete sie ausnahmslos bei heftigen Gemütsbeweg ungen, besonders solchen durch Schreck, jedoch bisher nur bet wachen, in nlchthypnotischem Zustande befindlichen Personen. Die brennende Frage nach dem Tode durch Hypnose tm Falle Salamon lasse sich mit Wahrscheinlichkeit dahin beantworten, daß dte ungeschickt von einem Laien unternommene Hypnotisierung und die suggestiv hervor- gerusene ungewöhnlich heftige Gehlrnerregung mit dem Tode in ur sächlichem Zusammenhänge stehen, daß aber eine durchaus krankhaft konstituierte, abnorm auf Reize reagierende Persönlichkeit im Spiele war, ein Individuum, da« auch durch einen heftigen psychischen Shock im wachen Zustande vo« Tode hätte ereilt werden können. Einem sach verständigen Arzte wäre etn derartiger Unglücksfall sicher nicht begegnet. — ' Mecheln, 24. September. Gestern abend stürzte in einem großen Festsaale, in dem sich mehr als 200 Personen aufhielten, plötzlich der Fußboden in die Tiefe und riß alle Anwesenden mit in die im Erdgeschoß gelegene Stuhlfabrik. Es entstand eine furchtbare Panik. 20 Personen wurden ver wundet, darunter 5 schwer. — * Parts, 24. September. Der bei Pointe-ü-Pttre ge- strandete Paketdampfer .Amörique" ist, ohne Schaden ge- nommen zu haben, wieder flott geworden und hat seine Fahrt fortgesetzt. — Briefpapier wird in Paris jetzt in den schreiendsten Farben gebraucht, scharlachrot, papagetgrün rc. rc.; distinguiert find dagegen nur weiß und blau. Monogramme müssen ganz klein in der linken oberen Ecke stehen. Am vornehmsten ist: kFortfetzuna in der Beilage.) Abonnements-Einladung. Auf das mit dem 1. Oktober 188 4 beginnende neue vierteljährliche Abonnement der „Bautzener Nachrichten" wird hiermit ergebenst eingeladen, Be- sttüvugm zum Preise von 3 Mark werden für Bautzen bei der Expedition des Blattes, für auStvärtS bei den betreffenden Postanstalteu angenommen. Unsere derzeitigen geehrten Abonnenten ersuchen wir um recht baldige Erneuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exeinplare ohne Mehrkosten für dieselben nicht garantieren können Die konservativen „Bautzener Nachrichten" sind überaus reichhaltig; sie referieren, bez. auch durch Leitartikel, Telegramme und Originalkorrespondenzen, über alle wichtigeren politischen, kirchlichen, land- und volkswirtschaftlichen, gewerblichen, soeialen und sonstigen Ereignisse; sie bringen über die Verhandlungen des deutschen Reichstages, des sächsischen Landtages und der Landes-Synode Originalbcrichtc, und halten für lokale, sowie provinzielle Interessen und Verhältnisse einen Sprechsaal offen. Die Sonnabends zur Ausgabe ge langende belletristische Beilage enthält auch eine Betrachtung über den betr. Sonntaastext. — Ankündigungen aller Art finden durch die in allen Orten des Regierungs- bczirkeS und weit darüber hinaus viclverbreiteten „Bautzener Nachrichten" wirksamsten Erfolg. Die JnsertionSgebühren werden mit 12'/, Pfg. für die gespaltene Pctltzeilc oder deren Raum berechnet; bei größeren Aufträgen und mehrmals wiederholten'Inseraten wird nach Befinden entsprechender Rabatt gewährt. Beilagen betreffs Empfehlungen rc. werden unserem Blatte in der Regel nur dann beigelegt, wenn sie in unserer Druckerei hergestellt worden sind. Die Redaktion. Druck und Verlag von E. M. Mous^in Bautzen.
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