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Dresdner Nachrichten : 26.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190506260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050626
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-26
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.06.1905
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Briefkasten. armut und seit einigen Wochen hat si > Windhuk. DeutschGüdlvtstafnku, S. Mai 05. Zum Zeichen, wie vergnügt untere Sachsen in Afrika sind, teile ^ "chnen al» Mitkämpfer unter besten Grützen folgendes mit: er Patt von Windhuk-Rehobot, wo kur- vor Rehobot eine „„ nmte Durststrecke ist und Sand und Klippen mitunter meterticf de», doch liegen, las ich auf einer an einem Baume an gebrachten Tafel folgendes VerSlein: Gar sandig ist die Patt, Die Tiere werden matt. Kein Wasser, wo man verfehle, Zn laben die durstige Kehl«. Auf Klippen rauf und runter, Trotzdem knallt der Rrry munter, Indes vertrau' aus Gott, . Bald schaust Du die braunen Weiber von Rehobot. ^ . . . W. H.. Weinböhla. Bezirk Dresden. Darunter steht: Ich Hab' das Berslein gelesen. Und bin Se nämlich ooch in Drüsen gewesen, Doch Hab' ich jetzt ooch keen Geld (für Getränkes, Dem Mutigen gehört die Welt! Und wie es will mir scheinen. Kannst Du noch Humorie treiben. Doch glaube, in dem Kampsgewühl, Hast Du da» sicherste Gefühl. A. v. L.. ooch een gemütlicher Sachs«. Ei hcrrjeses!" — Besten Dank für diese Mitteilung und Ihre Grütze aus so weiter Ferne. Letztere werden hiermit auf das wärmste er widert, denn warm, sehr warm ist es jetzt bei uns auch. Was die Dichtkunst dcS Wemböhlaer Landsmannes und des anderen gemütlichen Sachsen betrifft, so scheint für deren Blühen und Gedeihen das dortige Klima nicht recht geeignet zu sein. *** A. H. S. „Ist ein Vater verpflichtet, für seinen Sohn, welcher selbst volljährig, die Beköstigung rc. während Abbükung einer Strafe im Gefängnis z» zahlen ? Beziehungsweise ist er irgendwie dazu nach de» Gesetzen heranzuziehen?" — Nach 8 1601 und folgende des Bürgerliche» Gesetzbuchs sind Verwandte in ge rader Lrnie verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren. Unter- haltsberechtigt ist nach 8 1601 des Bürgerlichen Gesetzbuchs nur, wer außer Stande ist, sich selbst zu unterhalten. Der Unterhalt umfaßt »ach 8 1610 den gesamten Lebensbedarf. Wer durch sei» sittliches Verschulde» bedürftig geworden ist, kann nur den not dürftigen Unterhalt verlangen. Diesen wird er freilich selbst im Gefängnis beanspruchen können, vorausgesetzt, daß er, z. B- infolge Krankheit, nicht imstande ist, sich selbst zu unterhalten. *** Nichte a r i e S ch. (30 Pfg.s „Ich leide an Blut- ' ^ ' ch bei mir eine Magen- Belegte bitterer nossener Mahlzeit, Kopfschmerzen. Das Schlimmste aber "ist eine seelische Verstimmung, Melancholie und Mutlosigkeit!, die fick neuerdings hinzugesellt hat und mir meinen Zustand recht bedenklich erscheinen laßt. Könnten Sie mir raten und helfen? Es liegt mir an einer Antwort auf diese Frage um so mehr, als ich Braut bin und natürlich gern so bald alsmöglich von meinem Leiden befreit sein möchte." — Gegen die Magenverstimmung ist Ihnen zu raten, früh nüchtern einen mäßig gehäuften Kässee löffel voll künstliches Karlsbader Salz auf ein großes Trinkglas warmes Wasser einzunehmen. Sie spülen sich dadurch den Magen aus und befreien ihn von zurückgebliebenen Speise resten, üblen Säuren und Gärungsprodukten, was auch gleich zeitig den Stuhl befördern wird. Wenn Sie das Karlsbader Salz nicht gern nchmen, so brauchen Sie dafür eine große Tasse nicht starken Saint Gcrmaiw-Tee. aber immer früh nüchtern. Die Diät sei kräftig, doch nicht sehr fett und vornehmlich in einer gemischten Kost von Fleisch, trockenen und grünen Gemüsen, Weißbrot und viel Milch bestehend. Aufregende Getränke sind zu meiden. Die Eiweißverdaming kann man durch Ein nehmen von offizineller Salzsäure, 6 Tropfen auf «in Weinglas Wasser, nach dem Mittag- und Abendbrot zu nehmen, fördern. Schon dadurch, daß Sie Ihren Organismus durch eine gute Verdauung kräftigen, sowie ferner, baß Di« den Magen und Darm von Stoffen befreien, welche, ins Blut gelangt, Hirn und Nerven ermüden, wird sich die seelische Verstimmung heben und Frohsinn und Lebensmut an ihre Stelle treten. *** Hans L. in B. (1 Mk.) Lieber Onkel Schnörkel Als zehnjähriger Abonnent von zwei Exemplaren der „Dresdner Nachrichten" bitte ich um Auskunft in folgender Angelegenheit: Da ich in der Zeitung gelesen habe, daß der durch das Feuer in der Schreibergasse entstandene Schaden von der Versicherung gedeckt wird, frage ich hierdurch an. ob die Feuerversicherung nicht auch für den mir entstandenen Schaden haftbar gemacht werden kann. Ich bin bei dem schnellen Lausen über den Alr- markt und infolge der ungünstigen Stellung meiner Füße über das vor der Schreibergasse liegende Trottoir gestolpert und habe mir durch Hinfallen meine Hose an einer lehr sichtbaren Stelle zerrissen. Bemerken will ich noch, daß ich bei dem Brande nichts mehr helfen konnte, und daß mein sonst für jeden Scha den sehr empfänglicher steifer Hut nicht gelitten bat." — Du gibst mir da eine recht harte Nuß zu knacken aus, lieber Hans. Wie soll ich wissen, was Du bei dem Brande auf der Schreiber gasse so notwendig zu tun hattest, daß Du mit Deinen io un günstig gestellten Beinen im sogenannten Schweinetrab über den Altmarkt laufen muhtest. Hättest Tu wenigstens von diesem Vorhaben dem hiesigen Tiefbauamte rechtzeitig Kenntnis gegeben, dann wäre dieses sicher so liebenswürdlg gewesen, daß Trottoir an der Schreibergaffe, über das Du gestolpert bist, einstweilen wegzunehmen. Nun wird nicht mehr viel zu machen sein. Deine an sichtbarer Stelle beschädigten Unaussprechlichen wirst Du Dir wohl oder übel bei einem Kunststopser reparieren lassen müssen. Ein Glück nur. daß Dein steifer Hut keinen Schaden genom- men hat. „ *** Nichte Elka. (40 Pfg.) Antwort: Was Dir schon so viele schlaflose Nächte verursacht hat, ist offenbar nichts weiter, als das sogenannte Nesselfriesel, über dessen Entstehungsursache und Wesen die Gelehrten heute noch nicht recht einig sind. Die einen halten es für die Folge einer Ueberladung des Körpers mit gewissen Stoffen, die unter der Form einer Ausscheidung in die Schichten der Haut als Quaddel, das in jenen juckenden Flecken zum Ausdruck kommt. Dafür spricht, daß nach dem Genu-ß von Krebsen, Erdbeeren, Apfelwein usw. das Uebel häufig cintritt. Das trifft aber eben nur bei einzelnen zu. Andere erklären es für nervös. Aerztlicl^ empfohlen wird Chinin, auch Tinktura Bella Donna oder Salmiak innerlich. Essig- und Wasser waschungen kühl äußerlich. Nicht ohne Arzt. *** Zwei Streitköpfe außerhalb Sachsens. (30 Pfg.j „Wir bitten um Mitteilung, ob der Borsberg bei stl ....... karten einzuführen: aber freilich nicht alle aus eine gute deutsche Bezeichnung ihrer «rren Wirte halten peisen. Auch hat. Pillnitz" schon zur sächsischen Schweiz gerechnet wird oder nicht. — Der Borsberg gehört, obwohl mit einem Besuch desselben oft eine Reise in die sächsische Schweiz begonnen wird, nicht zum eigentlichen Gebiet« derselben, welches das Meißner Ouader- fandsteingebirge oder Meißner Hochland umfaßt und gegen den Namen Borsberg mit einer Linie: Copitz, Liebethal, Porschen- dorf, Wünschendorf, Dittersbach, Dobra, die hohe Straße bei Hohburgersdorf usw. abschließt. Geologisch schließt sich der Bors berg allerdings an den Granit an, der vom Elstragebirge und Stolpen, wo ihn einmal der lavaäbnliche Basalt durchbrach, bis hierher ausstrahlt, zeitweilig in Granit und Granulit übergehend und der bekanntlich auch etivas Gneus von Wachau, Liegau bis >n die Gegend des Dachsen-, Erz- und Hengstbergcs äufwefft. Ter circa 360 Meter Hohe Borsberg, der Tlrcodor Körner, Mcthfcffel, I. Paul und andere Dichter poetisch anregte, ist Haupt- und Flügelmann des sogenannten Pillnitz-Loschwitzer ElbgebirgeS und durch seine Aussicht berühmt, »bwohl sein Nachbar, der Triebenberg, noch höher, ist. *** R. W., H ol be jn stra ß e. „Zu dem hübschen Artikel „Kauderwelsch auf Speisekarten" in der Nummer vom 16. d. M. Ihres geschätzten Blattes, kann ich Ihnen auch noch einen nette« Beitrag liefern, und zwar aus dem Kanton Zürich. „Bnevärli" (u und e getrennt und ganz kurz gesprochen, der Hanptton liegt auf dem ä), wissen Sie, was das bedeutet? Ich glaube nicht, darum will ich cs Ihnen verraten „Bouevärli" sind pois vvrts, grüne Erbsen, mit Anhängung der beliebten schweizerischen Diminution." — Schönen Tank für die Berei cherung meines Wissens in der Speisekartenlitervtur, obwohl ich kaum Gelegenheit haben werde, grüne Erbsen unter dem Namen „Bouevärli" zu bestellet,. Was übrigens das Kauder welsch auf den Speisekarten betrifft, so hat sich der Dresdner GastwirtSverem redlich bemüht, die Verdeutschung der Speise- schwcinsbrolen „Casseler Rippespeer" usw. WaS die österrei chcsche Speisekarte unter Kaiserfleisch, Matrosenbraten, Iäaer- slrisch und anderen Leckerbissen versteht, dazu gehört ein beson deres Studium. > *** W. Müller. «Ich war einige Wochen in O und dort klagte mir eine arme Frau ihr Herzeleid, was mich veranlaßt, Sie mit der Angelegenheit bekannt zu machen. In O. wohnt ein OmnibuSbesitzer, welcher den Verkehr zwischen O. und W. besorai. Bei diesem seinem Lebensunterhalt ist ihm sein« Frau behilflich, indem sie mitsährt, hinten auf dem Omnibus sitzt, den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen und ihrem Manne das ost schwere Gepäck mit auf- und abladen Hilst. Einer Konkurrenzsirina, die nebeiwei bemerk,, sehr wohlhabend ist, patzl es aber nicht, daß die Frau im Geschäft des strebsamen Mannes mit tätig ist. Es ist bereit» zu verschiedenen Klagen gekommen, ohne daß die Kläger Erfolg hatten, aber jetzt ist der armen. Frau schließlich doch verboten worden, ihrem Manne in der ge schilderten Weise behilflich zu sein. Ich wollte mir nun nur die Frage erlauben, seit wann un lieben Deutschen Reiche eine Frau ihrem Manne in dessen Beruf nicht mebr helfen darf, wenn dieser ein ganz privates Unternehmen darstellt. — Wenn die Angele genheit sich buchstäblich so verhält, wie Sie sie schildern, und Sie nichts wesentliches mitzuteilen vergessen haben, so ist allerdings gar nicht einzusehen, warum der Frau ihre Mithilfe im Ge- schäftsbetriebe ihres ManneS untersagt werden soll. *** Langjähriger Nachrichtenleser. „Wenn man beim Weißen Schlosse von der Blasewitzer Straße links liach der Marschall-Allee embiegt, dort, wo gleich der Weg in den Waldpark hereinführt sieht man unmittelbar am Wege einen eisernen Zaun, gleich Kindeshöhc mit Stacheldraht durch zogen. Da dort viel Begängnis, auch von Kindern ist, so ist Gefahr vorhanden, daß Kinder dort leicht Unglück haben können, zumal, wenn sie nach Kindesart sich an den Zaun drängen oder stoßen, wie ich zu beobachten Gelegenheit hatte. Nun habe ich neulich gelesen, daß dergleichen Stacheldrahtzäune an Wegen bei namhafter Geldstrafe verboten sind. Erstreckt sich dies Ver bot auch auf den oben genannten Ort oder bloß bis an das Weichbild Dresdens?" — StachcldrahEiimiedigungen unmittel bar an öffentlichen Wegen sind auch in Blasewitz verboten. In dem Grundstücke gegenüber dem „Weihen Schlosse" war ein Stacheldraht angebracht, aber nicht unmittelbar an der Straße, sondern innerhalb des Zaune». In dem Grundstücke wurden früher Fohlen gehalten. Da dies nicht mehr der Fall, so ist neuerdings auch der Stacheldraht entfernt worden. *** Ta n t e W e d e l. (5 Pfg.) „Hat eine schon mehrere Jahre im Telegraphen- und Fernsprechdienst beschäftigte Tele- graphengehilfin Aussicht, für eine ins Fach schlagende postalische Verkehrsanstalt der deutschen Kolonien verwendet zu werden?" — Nein. *** System Dudle v. „Vielversprechende Anpreisungen in einer illustrierten Zeitschrift über psycho-physiologische Uebun gen von F. Seymour Dudlev. Rochester, Newyork, zur Btkämp jung körperlicher Uebel, bez. Kräftigung de» ganzen Körperbaues, veranlaßtcn mich, von dem Angebote kostenloser Uebcrsendung von Informationen über das genannte Snstcm, Gebrauch zu machen. Auf mein Ansuchen erhielt ich zunächst die beigefügtcn mit 1 bezeichncten Schriftstücke und stäter, ohne daß ich mich wieder gerührt hätte, auch noch die Briefschaften in den mit ff und 3 vczeichneten Couverts. Trotzdem bin ich aber bis setzt kein Schüler des „Systems" geworden. Vielleicht hat Schnörke schon von diesen Uebungen gehört und ist in der Lage, darüber nähere Aufklärungen, für die ich recht dankbar lein würde und die gewiß auch weitere Kreise interessieren dürsten, zu geben." — Ich greife von den Schriftstücken nur eins heraus, das sol- gendermaßen lautet: Der muskulöse Mann übt unwiderstehliche Anziehungskraft auf die Frauen aus. Sie lieben seine Kraft und Stärke, Dinge zu verrichten, die sie unmöglich selbst ver richten können. Ein Schauder der Bewunderung durchrieselt die Frau jedesmal, wenn sie sieht^wie eins dieser kraftvollen Wesen ein schweres Gewicht hebt. L>ie liebt es, die knotigen Muskeln hervortreten zu sehen. Sie liebt es, die festen, starken Hände zu beobachten, die ost eben so zart wie stark sind. Die Ursache, weshalb eine Frau die männliche Kraft so sehr bewundert, liegt in dem Gegensätze dieser Kraft zu ihrer eigenen Schwäche. Sie muß unwillkürlich an die Schutzmauer denken, welche jene starken Hände zwischen ihr und ollen Widerwärtigkeiten zu er richten im stände sind. Seit Anbeginn der Welt hat die Frau die überlegene Kraft des Mannes verehrt. Die einfache brutale Kraft trägt ost den Sieg davon wo edlere Eigenschaften unterliegen. Jeder Stierkämpfer wird von einer Menge weiblicker Bewun derer umlagert. Jeder römische Gladiator konnte seine Bewun derer nach Dutzenden zählen. Jeder Prcisfechter unserer Zeit hat Hunderte von weiblichen Bewunderern, und oll dies nur, weil er jenen großen Vorzug besitzt — Kraft. Wenngleich keine Frau einem Preiskampse ohne Furcht und Zittern beiwohnen könnte, so bewundert sie trotzdem die Kraft der ungewöhnlichen Kämpfer. Der schwächliche Mann, sei er »och so intelligent, kann selten die Bewunderung des weiblichen Geschlechts erringen, wie cs seinem kräftigen, kampffähigen Bruder gelingt. Die gei stige Veranlagung der Frau zieht sie zu dem Manne von Intelli genz, ihre innerste Natur aber zieht sie unwiderstehlich hin zu dem Athleten, Wie die Nadel von dem Magneten angezogen wird. Frauen haben viel gelitten für Männer von Geist: sie sind in den Tod gegangen für Männer von Kraft." — Das ist die Leim rute, auf den die nach weiblicher Bewunderung lüsternen Zeisige gelockt werden sollen. Das „System", nach welchem jeder zum Atlethen werden soll, selbst wenn ihn die Natur hierzu alle An lagen versagt hat, ist selbstverständlich nicht mehr und nicht weniger als ein echt amerikanischer Humbug, auf den nicht hereinzusallen, Sie sehr wohlgetan haben. *** R. Glade (40 Vf). Wie ich gehört habe, darf jede bürgerliche Familie ei» Wappen führen. Ich möchte nun, lieber Onkel, Deine Hilfe in Anspruch nehmen und bitte Dich, mir zu lagen: 1. was mein Name bedeutet. 2. woher er stammt und 3. wie sein Wappen ist? — Familienname», wie wir sie heute führen, sind all gemein erst seit etwa 600 Jahre» bei »ns üblich, früher gab, cs nur Vornamen, und ans solchen, sowie vom Gewerbe, Stand, Amt. Wohnsitz rc. leitete man im Lause der Zeit die Geschlechtsnamen ab. Der Familienname Glade kommt her vom ursprünglich kelti schen Worte „glcid" -- glatt, glänzend, fröhlich. Ei» Wappen eine» Herrn H. Glade a»ö Berlin zeigt: In Silber eine» rote» Fuß eines Raubvogels, doch ist dieses Wappen zweifellos das der adligen Familie von Gladow, welche in der Altmark ansässig und be gütert war. *** Ein Seemann. „Als Sohn einer alten dlbonnentin bitte ich Dich, lieber Briofkastenonkel, mir in folgender An gelegenheit einen Rat zu erteilen. Ich ging im Alter von 15 Jah ren zur See und ließ mir damals (1897) in Hamburg aus reiner Dummheit einen talergrvßcn Stern auf die rechte Hand tätowieren. Da ich nun als Dreiimdzwanzigjäbriger öfter in besseren Gesellschaften verkehre, so ist mir dieser sichtbare Stern oft recht peinlich. Gibt es da mm überhaupt ein Mittel, welcl-es derartige Tätowierungen ganz beseitigt oder wenigstens bleicht ?" — Hättest Du mich gefragt, ehe Du Dich tätowieren ließest, dann hätte ich Dir jedeiisalls im Vertrauen mitgctcilt, daß ein junger Mensch von 15 Jahren eigenlich etwas Gescheiteres tun könne, als sich einen Schandfleck aiif die Haut bringen zu lassen, den er niemals wieder los wird. Immerhin kannst Du es >a mit fol gendem Mittel versuchen: Auslegen einer Paste aus Salizylsäure und Glyzerin auf die tätowierte Stelle. Auf die Paste kommt eine Kompresse. Alles wird mit Heftpflaster befestigt. Nach etwa acht Tagen wird die Paste abgenommen, die Epidermis ent fernt und das Auflegen der Paste (gewöhnlich dreimal) wiederholt. Wirst Du durch dieses Mittel Deinen „Fiytern" los, dann sei so aut und mache mir Mitteilung, damit ich eventuell den in Zukunft sich Meldenden, die aus „reiner 'Dummheit" sich einen ähnlichen Hautschmuck zu gelegt haben, denselben Rat geben kann. UebrigenS soll eine mit chinesischer Tusche ansgeführte Täto wierung auch durch Nochstechen mit Milch zu entfernen sein. *** Vogelsreund. Antwort: Ihre schier endlose „Entgegnung" abzudrucken, wie es Ihr Wunsch ist, konnte ich mich nicht entschließen, selbst wenn es der Raum gestattete. Man kann, wie Sie, ein Vogelsreund sein, braucht aber deshalb noch nicht zu den Leuten zu gehören, die da» ganze Katzengeschlecht mit unversöhnlichem Haß verfolgen und es mit Stumpf und Stiel ausacrottet sehen möchten. Ein Fachmann. Professor Dr. Glaser, sagt: „Da die Katze schon jahrhundertelang überall in Europa als HauStier gehalten wird, so mühte eS ja überhaupt eine Singvögel mehr geben. Mäusesong, zumal m schlimmen Mäusejahren, Ileberhandnehmen der Ratten und Mäuse in den Kellern und Speichern, überhaupt Bedrängnis der Stadt- und Landbevölkerung in Europa, oder auch der Schiffsmannschaften durch die böse, sich rapid mehrende Nagetierwelt bewogen unsere Vorfahren zur Einführung dieses geschickten, listigen Raubtieres aus Aegypten oder Abessinien in die Wohnungen als Haustiere. Dir in ihnen gegebene Gefahr für di« klein« Vogelwelt be dachte man wohl, fürchtete sie aber nicht in dem Grade, wie die Mäuse- und Rattenplage. Es empfiehlt sich, lebende Dornen hecken und undurchdringliche, stachlig dornige Feldgestrüppe an allen geeigneten Orten der Gärten und Feldslur zu ziehen, auch an Vicinalwegen und Landstraßen Baumalleen zu pflanzen, da mit Baum- und Höhlenniswögel sickere Schlaf- und Brut stätten finden. Durch solche vcckenbüsche sind alle Singvögel owohl vor Raubvögeln und Nestplünderern, als vor Kaken und besonders vor bösen Buben »> ihrem Nestbau. Brutgeschäst und ihrer Jungenerziehung gesichert. Um einen Baumstamm unter halb der Krone angebrachter „Judcndorn" oder sonstiges stacheldorniges Neis, wehrt jeder Katze das Erklettern der Krone und das Gelangen an die Nester." *** Bedrängte Frau Th. G. l20 Psg.) Antwort: Der im Jahre 1894 gegründete Rcchtsschutzverein sür Frauen bezweckt Förderung und Hebung des weiblichen Geschlechts in wirtschaftlicher, geistiger und sittlicher Beziehung. Ais Mittel pir Erreichung dieses Zweckes hat der Verein eine Rechtsschutz- tellc gegründet, wodurch Frauen und Mädchen aller Stände Ge legenheit geboten wird, sich in Rcchtsfällen unentgeltlich Auskunft und Not z» holen. Im ''Anschluß daran bat der Verein eine Auskunftsstellc sür öffentliche und private Woylfahrtseinrich- tungen ins Leben gerufen. Außerdem hält er regelmäßige öffent lich« Versammlungen ab, in denen zur allgemeinen Propaganda sür eine würdige Stellung der Frau in Staat und Gesellschaft durch Vorträge und Besprechungen das Interesse das Publikums, besonders der Frauenwelt, aus diesen Punkt gelenkt wird. Vor- fitzende ist Frau Marie Stritt, Wintergartenstraße I. Sprech stunden der Rcchtsschutzstelle: Montags, Mittwochs und Freitags von 5 bis 7 Uhr, der Aus kunstsstelle: Freitags von 5 bis 7 Uhr nachmittags im Bureau, Terrassenuser 3, 3. Etage. *** Alter Abonnent. Antwort: Die Echtheit des Ihnen vorgewiesenen Schreibens vorausgesetzt, erscheint es unbe denklich, daß Sie Zahlung an den Hauswirt leisten. Au einer Hinterlegung des Mietzinses bei Gericht liegt keine Veranlassung vor, da augenscheinlich nur von einer Seite gepfändet worden ist. Das Gericht würde daher die Annahme des Mietzinses, wenn Sie diesen hinterleacn wollten, überhaupt ablehnen. *** NesscErnst. (50 Psg.) „Mein Hund, ein noch junges Tier, fing vor einigen Wochen an, sich fortwährend zu kratzen. Da er sehr reinlich gehalten wird und von Ungeziefer absolut keine Rede sein konnte, w vermutete ich Räude und ließ ihn daraufhin untersuchen. Der Bescheid lautete, daß Räude nicht zu konstatieren sei. Eine zweite Untersuchung führte zu demselben Resultat, schließlich aber stellte sich heraus, daß mein Verdacht doch begründet und der Hund in der Tat räudig war. Nach mehr maligem Einreiben mit Parasitencreme verschwand das Uebel, aber leider hat mich das Tier angesteckt, d. h. ich leide jetzt an Krähe. Grüne Seife, mit der ich mich schon eingerieben habe, hat nicht geholfen. Nun wurde mir Perubalsam geraten, ober der Geruch dieses Zeuges ist so intensiv, daß ich mich scheuen muß, mit anderen Leuten zusammenzukommen. Gibt es denn kein anderes Mittel?" — Ein Teil Styrax, zwei Teile Olivenöl führt sehr schnell zur Heilung der Kvätze. Die Salbe wird einige Tage lang eingerleben, Hilst aber nur, wenn es sich um wirkliche Krähe, also um Krätzmilben unter der Haut, handelt. Die durch Kratzen entstandenen Pusteln heilen erst später ab, aber die Krätzmilbe ist tot. Nicht versäumt werden darf dann aber, alle Wäsche und jedes Kleidungsstück in einem Desinsektions- osen reinigen zu lassen. *** Tiesunglückliche Frau. „Kann ich Ihnen, etwas anvcrtrauen, ohne besürchten zu müssen, daß Sie das von mir Geschriebene an Interessenten, die auf mich aufmerksam würden, aushändigen oder zeigen?" — Sie scheinen noch nichts von dem Begriff „Redaktionsgchermnis" gehört zu haben, sonst hätten Sie sich diese Anfrage erspart und gleich srisch von der Leber weg dem Onkel Schnörke anvertraut, was Sie bedruckt. Was Sie besürchten, ist vollkommen ausgeschlossen. *** NichteAnna. (40 Psg.) „Ein günstiger Wind hat mir die erfreuliche Botschaft zugetragen, daß ich demnächst ein Präsent zu erwarten habe, bestehend m einem reichlichen Quan tum Erdbeeren. Da ist der erste Gedanke natürlich an eine Erd beerbowle, für deren Herstellung mir als einer noch etwas neu backenen jungen Hausfrau das richtige Rezept fehlt. Der immer hilfsbereite Onkel Schnörke, zu dessen ältesten Abonnenten meine Eltern gehören, wird also gewiß die Güte haben, und mir ein gutes Rezept verraten." — Hättest Du Dir als Tochter so alter Abonnenten die Rezepte aus den „Dresdner Nachrichten" immer hübsch herausgeschnitten und aufgehoben, so wärest Tu jetzt nicht in Verlegenheit gekommen; hoffentlich läßt Du Dir das sür die Zukunft eine Lehre sein. Erdbecrbowlen lassen sich sehr ver schieden Herstellen. Mehr oder weniger hängt der Grad der Güte, also die Schmackhaftigkeit und Bekömmlichkeit von den Kosten ab, die man dafür aufwenden will. Eine vorzügliche Erdbeer bowle, die auch nicht zu klein ist, bereitet man folgendermaßen: 1 bis IV2 Liter frische Walderdbeeren zuckert man mit weißem Zucker tüchtig ein, gießt darauf eine knappe Flasche leichtesten Moselwein und läßt dies in dem Boivlcngefäß zwei bis drei Stunden gut zugedeckt ziehen. Dann gietzt man weiter drei bis vier Flaschen Moselwein (natürlich dieselbe Sorte) zu und schmeckt das ganze auf die Süßigkeit hin ab. Zu weiterem Zuckerzusatz benutzt man aber nur abgekochten, flüssigen Zucker, sonst wird die Bowle trüb. Hat man den gewünschten Grad von Süßigkeit, mit deren Verstärkung man aber vorsichtig sein soll, erreicht, so ist die Bowle eigentlich fertig. Vor dem Servieren gießt man aber zur Freude aller Mittrinker eine Flasche deutschen Sekt hinein und dann kann der Rummel beginnen. Notabene, diese Bowle ist, auch wenn der leichteste Moselwein genommen wird, nicht leicht. Soll lange und slott getrunken werden, so ist vor dem Sekt etwa eine halbe Flasche gutes, frisches Brunnen wasser (kein kohlensaures Wasser) in die Bowle zu gießen: doch ivcrden die meisten Mittrinker damit einverstanden sein, weim dies erst beim Anietzen der zweiten Bowle vorgenommen wird. Allgemeine Hauptregel ist: 1. Zu der Bowle diirfen wohl leichte und billige, aber nie minderwertige, gemanschte Weine verwendet weibe», auch nie Zusätze von Kognak, Rum usw. gemacht werden. 2. Die Bowle muß frisch, sogar kalt und nicht zu knapp sein. Wer namentlich die erste Regel streng innehält, wirb nie Klagen über schlechtes Bekommen hören und gern in den Jubel em- stimnien, den eine gute Bowle an einem schönen Sommerabend in lebensfroher Gesellschaft stets hervorzurufen pflegt. *** Ä b 0nn e nt a us d e m Lan d e. (50 Pfg.) Antwort: Di« nach vorherigem Einvernehmen mit Sr. Majestät dem König Albert von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm II. zum Andenkeit an Kaiser und König Wilhelm I. gestiftete Medaille wirb auch allen rechtmäßige» Inhaber» der Krieasdenkiminze.von 1870/7! sächsischer Staatsaiiaehörigkcit ohne Rücksicht aus ihr Kam- batlanten oder Nichtkombattaiiteii-Verhältnis verliehen. Ausge schlossen von der Verleihung bleiben diejenigen, welche a) sich nicht im Vollbesitz der bürgerlichen Ehrenrechte befinden, b> wegen einer mit Ehrcnstrascn bedrohten strafbaren Handlung mit Frei heitsstrafe oder wegen Verbrechens bez. Vergehens mit mehr als 6 Wochen Gefängnis bestraft sind, 0) mit Freiheitsstrafen belegt worden sind, insofern sie durch die der Bestrafung zu gründe limende Handlung eine unchrcnlwstc Gesinnung betätigt haben. Alle in keinem aktiven militärischen Vcrl>ältnis mehr stehenden Personen, welche die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen und Anspruch auf die Medaille zu haben glauben, haben sich unter Vorlegung der zum Nachweis ihres Anrechtes erforderlichen Beweisstücke zu melden: 1. Sofern sic in Sachsen ihren Wohnsitz haben: a) Offiziere, Sanitätsoffiziere, obere und mittlere Beamte bei demjenigen Bezirkskommando, zu welchem ihr jetziger Wohnsitz gehört, b> alle übrigen in den Städten mit revidierter Stäbteordnung bei dem Stadlrate, in den anderen Städten und ans dem Lande bei der Amtshauptiiiannschast' 2. sofern sie außerhalb Sachsens, aber in Deutschland ihren Wohnsitz haben: n> Offiziere, Sanitätsoffiziere, obere und mittlere Beamte bei demjenigen Bejirkskomiiiaiido, zu welchem ihr letzter Wohnsitz in Sachicn gehört, b) alle übrigen bei der unter 1 d bezeichnet«» Behörde ihres letzten Wohnsitzes in Sachsen. Hinsichtlich der- ienigen Personen sächsischer Staatsangehöriger, welche im Reichs- lande ihren Wohnsitz haben, geltet, besondere Bestimmungen. S Dvesdnev Nachrichten. L7S. Seite s. Montag, L«. Juni Ivttl»
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