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Respekt, der im Fliegensangen Virtuose lr>ar. Die alten, slcisbeinigen von Sauberkeit, ihre Messingbeschläae funkelten wie eitel Gült». Vas I nicht so war. Auge und Ohr des Eintretenden wurde angenehm berii - 7«a - Auf der Strafe geschah nichts. imLaden Herrschte dieselbe Ruhe. Nicht einmal lieh die Türglocke ihren eigentümlich heiser-blechernen Ton vernehmen, denn niemand kam. Früher klang die Glocke ganz laut wie andere Glocken auch. Aber vor Jahr zehnten schon verlor sie plötzlich ihre Stimme. Sie blieb so. Nichts regte sich, nicht einmal die Fliegen summten. Entweder war es ihnen zu heih oder sie batten vor Don ^ ' r Möbel glänzten Tooni — wenn'» .. „ zgenehm berührt, an dir ver schiedenen Gerüche, welche der Laden ausströmte, mochte sich seine Mse freilich nicht leicht gewöhnen. Diese Mischung, noch verstärkt von dem starken Tust des Tabaks und der Zigarren, welche im Kontor lagerten, war nicht ganz nach jeder Nase Gusto. «Nochmals guten Tag, Otto," sagte Emma, als sie vom Hintcrzrmuier aus in di« Ladeustube trat, «sie ging nie durch den Laden, wenn sie von oben herabkam, sondern stets durch die Küche — schon wegen der Kontrolle. „Na ja, Emma." erwiderte der Bruder, indem er ihr ein paar Schritte entgegengina, „es ist gut, dag Du wieder da bist. Hat's nicht doch länger gedauert, als unumgänglich nötig war?" Ti« alte Dame gab Otto die Hand und kühle ihn aus die Backe. „I wo!" sagte sie. ..Gar nicht. Zu erst die ganze Angelegenheit mit Marie, und dann habe ich doch auch alles, was ge schäftlich war, gleich abgemacht. Ich war nun mal in Berlin, eine zweite Reise also ist gespart. Das ivar doch gut, mein Junge." Mein Junge war ja aus dem Alter lange heraus, in welchem Individuen männlichen Geschlechts im allgemeinen mit diesem Titel belegt werden. Aber es war stets ein Zeichen angenehmster Laune bei Emina, wenn sie ihn so nannte. So lieh er es sich gern gefallen. „Aber natürlich. Mir ist bloß die Zeit «in bißchen lang geworden. Sinn aber möchten wir Kaffee trinken, dabei kannst D-n mir ja altes erzählen." „Einen Augenblick noch. Erst das Geschäft. Hier in dem Kuvert sind alle Quittungen, mit Berlin sind wir klar. Und dann noch eins. Neu mann u. Compagnie habe ich so ziemlich in allen Positionen gedrückt. Natürlich wollten sie zuerst nicht heran, aber ich hielt ihnen die Zeitung unter die Nase. Da stand gan, deutlich, daß sic selbst viel niedrigere Preise zahlten, als sie zugeben wollten. Als v dann die Klinke schon in der Hand hatte, gaben sie nach." Sie trat an den alten Schreibtisch, dessen Platte herckbgelassen war, und der- teilte alle die Schriftstücke, die sie in der Hand hielt, in die verschiedenen kleinen Schub fächer. Alles bis auf einen Briefumschlag. Dem entnahm sie eine KnbinettphotograPhie, die sie, ohne ein Wort zu sagen, dem Bruder hiNhieit. Er betrachtete das Bild tops- nickend. Dann tras ein fragender Mick Emma, und sie sagte nur kurz: „Marie " „Sie ist eine große Dame geworden," meinte Thalmann. ,,Wie alt ist sie eigentlich?" „Neunzehn. Doch nun komme zum Kaffee, che er kalt wird." Emma versorgte erst den Bruder und sich, rief dann Doris, damit sie dem Lehrling das Vesperbrot in den Laden bringe, und nahm dann dem Bruder gegenüber Platz. „Du brauchst nicht zu fragen, Otto. Ich weih schon." „Das will ich gern glauben. Natürlich möchte ich doch gern Näheres wissen über das, was Tn nur angedeutet hast." „A»gedeutet? Nein, ich habe ganz deutlich gesagt, was ich denke. Marie wird sich einen Dienst suchen müssen. Sie besitzt nichts, rein gar nichts, — das letzte bißchen ist drcmfgegangcn, um die Gläu biger zu befriedigen." ,Mer doch nicht in Dienst treten. Das klingt schon jo hart Sie hat doch etwas gelernt, hat bis zuletzt die Schule besucht." „Das hat sie eben leider nicht. Sie hat alles ausgeben müssen, nm ihre Mutter zu pflegen, und deshalb kein Examen gemacht. Als Erzieherin oder Lehrerin oder so was kann sie also doch nicht gehen." „Das ist ja der reine Jammer," sagte Otto köpf- schüttelnd, „Nun, da werden doch ihre vielen Freunde und Bekannten in Berlin helfen. Sie lwben immer so viele gehabt." „Lieber Junge," erwiderte Emma achsclzuckend. „Freunde in der Not. Ja, io lange Maries Vater ein wohlhabender Mann war, da waren sie hinten und vorn. Aber seitdem sind es immer weniger geworden. Und jetzt? Nicht einer blieb. Da wird ihr schon anderes nicht übrig bleiben." „Aber wir sind doch noch da!" Otto Thalmann sagte das rascher und entschiedener, als sonst seine Gewohn heit war. Tante Emma lächelte um die Augenwinkel. „Sieh' nial, Emma. So lange die Cousine noch lebte, wurden wir wohl nicht ganz zu den Verwandten gerechnet. Wir waren ihr nicht sein genug. Sollen wir das nun die Tochter entgelten lassen?" Otto löffelte mit Eifer in seinem Kaffee herum und bemerkte den halb forschen- den. Halb belustigten Blick nicht, mit dem ihm die Schwester betrachtete. Sie kannte ihr ia so genau, den guten Jungen, das gute alte Kind. Seit langer Zeit bewlgte sie im Hause eine ganz bestimmte Taktik. Lie befahl nicht direkt, ordnete nicht iclbst- ständig an, sondern brachte den Bruder da-hin, daß er das bestimmte, was sie wünschte Tann batte er es angeordnel. denn — er >var doch der Herr. Auch diesmal war der Trick ihr völlig gelungen, und das war Emma ein äußerst wohltuendes Gefühl. So warf sie nur kurz hin: „Verwandte hat sie freilich außer uns nicht." Mehr sagte sie nicht. Sie versorgte den Bruder von neuem mit Kaffee, und wendete sich dann zu Ton und Luis, welche schon schweifwedelnd bereitstanden. Sie bekamen ihre gewohnte Schale Milch mit Semmelbrockcn. Es entstand eine längere Panse. Otto dachte nach, und - 747 - Emma beobachtete ihn. „Ich glaube nicht, daß sie Geld von un» nehmen würde." warf sie plötzlich wie einen Koder hin. Der Prüder stopfte ein paarmal mit den Fingern aus den Tisch und suchte nach Vrrtc«. Er wollte pch nicht gern in Gegensatz zur Schwester bringen. Aber dann meinte er doch rafch: „Ick sind«. Du hättest ihr gut und gern eine Zufluchtsstätte bei unS anbielcu können. Ich meine, so lange doch wenigstens, bis sich eine passende Stelle für sie gesunden l-at. Ich halte daS einfach für unsere Pflicht." Emma lächelte. Nun sagte er gerade das, n>aS ihre Absicht war. Es lag ettvas wie «in kleiner Triumph in chrem Lächeln. und sie kostete diesen Triumph langsam und still aus. Sie lieh noch «in Stückchen Zucker rn ihren Kasse« sallen und betrachtete mit regem Interesse dir Lust- vlaSchen, welche eilfertig ausstiegcn. Fast hätte sie in Berlin schon gesagt, was Otto rcdt vorschlug Aber sie schwieg damals, und der Grund sür chr Schweigen war «in sehr einfacher. Brachte sie Marie gleich mit nach Anisee, so stellte sie den Bruder vor «i»e vollendete Tatsache, an welcher zur Zeit wenigstens nichts zu ändern war. Natür lich gab er seine Zustimmung das verstand sich von selbst. Aber für alle die Verände rungen. welche im Haus, im Hauswesen, in ihrem ganzen Leben eintraten, notwendiger- weise emtreteii mußten, trug sie dann ganz allein die Verantwortung. Sagen würde er auch dann nichts, aber denken. Unter allen Umständen aber sollte und mußte er die 'albe Verantwortung tragen: das war einmal altgewohnte und geübte Taktik. Nun atte sie ihn. soweit sie wollte, und war des zufrieden. Mein Gott, sie tvar doch noch eine rüsiige Frau, wenn sie sich auch den sechzig näherie. ihr Haar fast weiß tvar und unzählige kleine Falten und Fältchen sich um Augen und Mund gebildet halten. Noch kannte sie keine Müdigkeit, ihre Arbeilssreudigkeit war dieselbe wie früher, aber sie konnte es sich nicht verhohlen, daß Arbeitskraft und Ausdauer leise und allmählich, aber nur zu sicher im Schwinden begrissen lvarcn. Und was dann, wenn diese schier unerschöpfliche Quelle von Arbeitskraft uno Arbeitssreudig» keit einmal versiegte? Was dann? Dann mußte eine andere Arbeitskraft ins Haus, eine junge, welche sür Geld daS tun sollte, was nur völlige Hingabe und — sie verhehlte sich das nicht — ein gewisser gesunder Egoismus zu leisten imstande ivoren. Der Plan, sich eine junge Stütze in das Haus zu nehmen, welche sie so formen und modeln wollte, daß sie einmal sic völlig ersetzen könne, war nicht von heute oder gestern. Sie dachte seit Jahre» daran: schob ihn aber stets wieder hinaus. Jetzt geivann er greifbare Gestalt Marie war unter allen Umständen dir, welche sie suchte. In ihrer Ratlosigkeit und Hilflosigkeit, in der 'Notlage, heroorgebracht durch die Schlag auf Schlag kommen den Unglückssälle, erschien sie so weich und hingehend, so dankbar l'ür jede empfangene Wohllai, daß Emma Thalmann schon in Berlin einen festen Entschluß faßte. Sie be rechnete kühl und überlegend, ohne sich von den weicheren Regungen ihres Herzens irgend wie beeinflussen zu lassen. Und ihre Rechnung erschien ihr ganz richtig. Das Fazit mußte ein gutes werden. Einmal sogar — cs tvar noch Berlin, und sie lag nachts wach in ihrem Bett — tat sich vor ihrem geistigen Auge eine ganz merkwürdige Per spektive aus — Otto und — Aber rasch drängte sie diesen Gedanken zurück. Kam Zeit, kam Rat. Aber so ganz leicht wollte sie Otto jetzt den scheinbaren Sieg doch nicht machen. Sie richtete sich ans und setzte sich etwas hintenüber. Dann meinte sie in scheinbar frostigem Tone: „Gedacht habe ich daran auch, lieber Otto. Gedacht schon. Aber ich habe auch an alle die Unruhe und Veränderung gedacht, die ein solch junges Menschenkind in unser Haus bringen müßte. Ich würde Dir gegenüber die Verant wortung dafür nicht übernehmen möge». Ich würde es ja schon ertragen," „Aber Emma, wir lmben es doch ganz in der Hand, sollte ich meinen, ob Unruhe und Hast in unser Haus kommen soll. Meinetwegen brauchst Du Dich gewiß nicht zu sorgen, und Deinetwegen wäre es doch sehr gut. Tu würdest eine große Hilfe und Stütze haben." „Na, weißt Du, so einfach ist das nicht. Ob wir ersteren Punkt wirklich allein in der Hand haben, erscheint mir dock noch fraglich, und — nun ich habe eine Stütze wahr- hastig noch nickt nölig." „Aber Emma," sagte der Bruder beschwichtigend, „so meine ich cs auch nicht. Das ist doch ein Unsinn. Nein, weißt Dn, es gibt so mancherlei Arbeiten, die Du nickt mehr tun sollst. Haben wir es denn nötig? Einer Magd aber kann man sie nicht überlassen, werl sie kein Interesse dafür besitzt. Es wäre gut, wir hätten jemand, der Dir das abnehmen könnte. So. und nicht anders mußt Tu es denken." „Gut, gut. ja, — ich habe ja auch manchmal schon selbst daran gedacht. Aber sich' mal. man darf bei so was nicht bloß Herz und Mitleid entscheiden lassen. DaS Für und Wider muß, reiflich erwogen werden." „Ganz recht. Ich meine aber, wir sollten uns rcsich entscheiden," „Sicher, lieber Junge. Das ist für sie und uns gut. Wollen wir den Gedanken aufgeben, müssen wir ihr rasch auf andere Weise zu Helsen suchen: wollen wir ihn cmssühren, dann gut." „Das ist ganz meine Ansicht," erwiderte Otto und sah die Schwester vergnügt an. „Ich meine auch. Du kannst Deine Bedenken ganz rnhig anfaeben. Das junge Ding wird sich schon fügen." „Ne, ne! Solche lunge Dinger haben manchmal ganz merkwürdige Ideen." „Aber Emma!" Korlftbung Dienstag. Goldene Medaillen I»V3, Dvtkivlivii, ttI»»ü«L IttvL, L.tOliten->t«ln Lttttl, 44nr»d.«loik I8»U. «eil! v.k.-k. MISS. HH Ä8«I»e »Mim. 'IWWlhMI! 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