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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.09.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050916016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905091601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905091601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-16
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.09.1905
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dm vä.rd«. durch di« kurrenz den v»u a wird r Kon- ren wur- Beziehung Hafen I grotze «nftrellgungen in di«'« » .so erfolgreicher erwiesen, al» die ^ onlaaen in Torgau nicht staatliche oder städtische sind, sondern von de« grohe« GpeditionSvcrein in Wallwitzhafen überaus zweckmäßig eingerichtet worden sind und nicht nur hrerbei, son- b«, auch bei der Bel-andlung und Abfertigung deS Schiffs verkehr» weit mehr nach kaufmännischen Grundsätzen und Ge- dräu wen. al» die» Staat oder Gemeinde täte» und tun könnten, verfahren wird. — Wie bereit» telegraphisch berichtet, hat auf der Haupt- Versammlung de» Verein» für öffentliche Gesund heit »pflege, die gegenwärtig in Mannheim abgehalten wird. Herr Oberbaurat Klette-DreSden über die „Bedeu tung ässentlicher Spiel- und Sportplätze für di« Volksgesund» «..!»* Hy der sich hieran anschließenden DiSkussio heit* referiert. An der sich hieran anschließenden Diskussion stimmte Stadtschulrat Dr. List-Mannheim den Referenten in ihre» Forderungen PN Die alte Richtung unter den Schul. Redner wünschte. daß eine Konferenz zur Klärung all dieser schultechnischen Fragen «inberufen werde, jedoch nicht eine solche wie die letzte Berliner Konferenz, der daö Vertrauen des Volkes gefehlt habe und zu der man die Hygieniker nicht -»gezogen habe, sondern nur Schulmänner. (Beifall.) Oberlehrer iossmann-Mannheim, Vorsitzender deS Badischen Haus- und Srundbesitzervereins, hielt Spielplätze für die Großstädte für , -uswerfei.. bei unS übliche. anS England importierte Fußballspiel im Inter esse der Jugend liege. Es gebe so schöne einheimische Spiele, zu denen man auch nicht so große Spielplätze wie für das Fuß- ballspiel brauche.^ Dadurch würden die Gemeinden an Kosten müsse etivaS Wasser in den hygienischen Wein gießen. Es sei nicht richtig, daß die Jugend in den Großstädten von den Rasen plätzen vertrieben werde. Das Gegenteil sei der Fall. Be- streiten müsse er ferner, daß die Wohnungsdichtigkeit in den Großstädten zu groß sei. Auch für die höhereil Schulen müsse er eine Lanze brechen. Jeder weiß, daß von den höheren Schulen die Jugendspiele zuerst ihren Anfang genommen haben. Er warne dringend vor zu weitgehenden Forderungen. Dahin ge höre die Forderung des freien Nachmittags. Ja, lvie solle denn da das Unterrichtsziel erreicht werden? lSehr richtig!) Unser Volk soll nicht nur ein gesundes sei» — das sind wir Gott sei Dank noch —, auch in geistiger Beziehungfoll es an der Spitze marschieren. Nach Deutschland kommen Besucher aus der gan zen Welt, um unsere Schuleinrichtungen zu studieren. Diese geistige Ueberlegenheit müssen wir uns zu erhalten wissen. jGroßer Beifall?) Baumeister Stadtrat Hartwig- Dresden. Vorsitzender de» Deutschen Hausbesitzerverbandes, bestreitet, daß die Großstädter entkräftet seien. Die Berliner Soldaten zählten 1870 zu den tapfersten. Allerdings die Leute, die das Schwerste leisten müßten, hole man sich erst vom Lande, wo es keine Hygiene gebe. lHeiterkeit.) An der Ucberbürdung der Kinder durch die Schularbeiten seien vielfach die Eltern schuld, die die unbesähigsten Jungen studieren lassen wollen, obwohl ihnen ein Schusterschemel viel eher zur Zierde gereichen würde lHeiterkeit) und obwohl viele später ganz tüchtige Fabrikanten werden könnten. Ebenso trage zur Ueberbürdung bei die „gehobene" Volksschule. Welche ungeheure Lasten müßten die Großstädte wieder auf sich nehmen, wenn die hier angedeutetcn Forderungen erfüllt werden sollen. Ich meine, man kann die Spielplätze ruhig außerhalb der Städte selbst anlegen. Laßt Loch die Kinder ruhig eine halbe Stunde laufen und sagt ihnen, daß das Laufen gesund ist. (Große Heiterkeit.) So läßt sich das Nütz- liche mit dem Angenehmen verbinden. (Heiterkeit und Beifall.) — Der Verein deutscher Babnhofsbnchliändler beschäftigt sich in seiner Fachzeitung mit der kürzlich erlassenen Miilisterialverord- nnng, de» Buchhandel auf den Bahnhöfe» bctref- s e n d. soweit er de» Bedürfnissen der Reisenden dient. In dem Artikel wird betont, daß dle Erlasse der Königl. preußischen und sächsischen Behörden über die Regelung des Verkaufs van Zeit schriften und Büchern an Sonn- und Feiertagen innerhalb der beteiligten Kreise eine recht verschiedene Benrteilnng gefunden haben. Die neue» Erlasse bedeutete» z»m mindesten eine Unge rechtigkeit jene» Firmen gegenüber, die durch Umstände, die zu ändern sie selbst nicht in der Lage sind, gezwungen waren, ihre Auslagen außerhalb der Bahnsteigsperre eiiiznrichten. Es könne nicht ansbleiben, daß jene Kollegen, denen der Zufall keine Vcr- kaufsgelegenbeit innerhalb der Bahnsteigsperre beschieden hat, die anderen glücklicheren mit scheelen Augen ansehen werde» und fragen, warum gerade ihnen durch behördliche Anordnung die Ausübung ihres Berufs derart erschwert werde. Ihre Allgemcinspesen seien im Verhältnis nicht geriuger, als die der andere», das Bedürfnis des Reisenden nach zweckentsprechender Lektüre sei ans ihrem Bahnhöfe genau fo groß, als auf dem Bahnhöfe anderswo, aber nur ihnen werde die Verpflichtung auferlegi, ans einen Verdienst verzichten zu müssen, der dem anderen durch, eine Laune des Zu falls ermöglicht wird. Auch daS Publikum werde nicht verstehen warum man beispielsweise zwar in Köln seinen literarischen Bcdar zu befriedigen vermag, aber von dem Frankfurter Buchhändler weder im Guten noch im Bösen etwas erhalten kann, um die fol gende langwellige Eisenbabnfahrt angenehmer zu verkürzen. Das Lcsebedürfnis sei unzweifelhaft an Sonntagen ebenso groß wie an Wochentagen. Ter durch die jetzigen Verordnungen geschaffene Zustand sei auf dtp Dauer unhaltbar, da er einzelnen Firmen eine Vorzugsstellung znwcist, die andere unter sonst gleichen Verhält nissen nickt zu erringen vermögen. Nur die unbedingte Freigabe des Bahnhofsbuchhandels während der Sonn- und Feiertage könne helfen, denn es werde heutzutage niemand bestreiten wollen, t dieser eine für die Bequemlichkeit deS Reifens ebenso berechtigte Einrichtung ist, wie zum Beispiel der WirtschnftSbemeb auf den Bahnhöfen. — Anläßlich der zwischen Wilsdruff und Freiberg statt- findenden Korpsmanöver dürfte besonders aus der Linie Potschappel —Nossen ein starker Personenverkehr zu er warten stehen. Zur leichteren Bewältigung desselben wird die Staatseisenbahnverwaltung Donnerstag, den 21., Freitag, den 22., und Sonnabend, den 23. September, einen Sonver- zug von Nossen nach Mohorn und zurück wie folgt in Berkehr bringen: ab Nossen vormittags 6 Uhr 30 Min. im Anschluß von den Zügen von Döbeln und Riesa, in Mohorn vormittags 7 Uhr 35 Min.; ab Mohorn nachmittags 2 Uhr 53 Min., in Nossen nachmittags 3 Uhr 54 Min. zum Anschluß an die Züge nach Döbeln und Freiberg. Die Züge führen 2. und 3. Klasse, halten an allen Unterwegsstationen und sind auf gewöhnliche Fahrkarten benutzbar. Alst der Streck« Potschappel—Wilsdruff sind zur Beförderung von Manöverbesuchern entsprechende Maß nahmen getroffen. ^ — Jur die Reisewelt dürfte eS von Wichtigkeit sein, zu er fahren. daß die seit dem 1. Mal d. I. zwischen Dresden und Leipzig in Verkehr befindlichen Schnellzüge vormittags 7 Uhr l5 Minute» ab Dresden Hauptbahnbof, vormittags 9 Uhr in Leipzig und nachmittags 4 Uhr 45 Minuten ab Leipzig Dresdner Bahnhof, abends 6 Uhr 25 Minuten in Dresden Hauptbahnhof sowie die ebenfalls seit dem gedachten Tage anfgenommeiien 0 Schnellzüge zwischen Dresden und Berlin: ab Dresden Hai'vt- bohnbof nachmittags 4 Ubr 20 Minuten, in Berlin abends 8 Uhr 50 Minuten und ab Berlin Anhalt« Bahnhof nachmittags 4 Uhr 25 Minuten, in Dresden Hanotbahnhof abends 6 Uhr 49Minuten auch im kommenden Wtnterfahrplane bestehen bleiben. — Hin sichtlich de» neuen Winterfahrplane» für die Vorortzüge zwischen Dresden und Meißen ist zu erwähnen, daß der früh 4 Uhr 34 Mi nuten von Meißen nach Dresden Hauptbahnhof verkehrende Per- tfttg an aNen Tagen abaelassen werden wird. fällt er dann auS. wenn am ersten Werkta sonenzua künftig an allen T< Nur auf der Strecke Meißen-D az. oswig der Nossen« Frübpersonenzug verkehrt, d. t. am ersten Werktage jeder Woche ln der Zeit vt» mit 6. November und ab 12. März k 2. — Die Personenzüge abend» 11 Uhr (Sonn- und Festtags > Oktober und April) und abend» 11 Uhr 3S Min. (anWerktagen) » Meißen nach Dresden und abends 11 Uhr 40 Min. von Dres- n Hauptbhf. nach Meißen werden künstcg auch in Zttzichewig anhalten. — In den Vorortzügen Dresden —Cosse baude—Coswig und Weinböhla treten im Äinter- fahrvlan« die üblichen Einschränkungen «in. nach denen die beiden Frühzüge künftig nur noch Werktags verkehren; sie werden im Oktober »nd dann ab 5. März k. I. bis und ab Weinböhla, vom 1. November bis 3. März aber bis und ab CoSwig g "" den AusslugSverkehr sind im Oktober und dann aende Züge an Sonn- und Festtagen vorgesehen Hauptbahnhof nachmittags 3 Uhr und abends 9 Uhr 29 Min. nach Coswig, sowie abends 7 Uhr von Cossebaude nach Dresden Hauptbahn'hof. Letzterer Zug erscheint m den angegebenen Monaten erstmalig. — Lutberfestspiel. Der Eindruck, den das Devrient- sche Lutherfestspiel bei seinen ersten Aufführungen in Jena machte, war ein gewaltiger. Es herrschte die allgemeine Empfindung, daß mit dieser Lutherdichtung und der Form ihrer Darstellung nicht eine vorübergehende Festfeier, sondern ein dauerndes Werk gegründet sei. Das sprach der Großherzog Karl Alexander von Weimar nach einer Ausführung mit dem treffenden Worte aus: „Dos ist kein Unter- nehmen, vas ist eine Tat." Der Wunsch, das Jenenser Lutyerscstspiel zu einer dauernden Einrichtung, zum Eigentum deS protestantischen Deutschlands gemacht zu sehen, wurde mit Nachdruck ausgesprochen. Professor Psleiderer in Berlin schrieb in der „Neuen Evangelischen Kirchenztg.": ..Ein großer, herrlicher Wurf ist gelungen, und nur das eine muh bedauert werden, daß verhältnismäßig so wenige Zeugen dieses erheben den Spieles sein können. Hoffen wir penn, daß es durch weiter« Ausbreitung zuletzt rin N a t i o n a l e ia e n t n m des prote st ant ischen Deutschlands werde." Diese Hoff nung hat sich erfüllt. Ter Devrientsche „Luther" ist in zahl- reichen großen und mittleren deutschen Städten über die Bühne gegangen, und es war an der Zeit, ihn auch einmal im gut- protestantischen Dresden zur Ausführung zu bringen. — Im Ccntral-Theater finden am Sonntag, den 17. d. M., wieder zwei Vorstellungen statt, und zwar nachmittags 1H4 Uhr bei ermäßigten und abends s48 Uhr bei gewöhnlichen Preisen. — Morgen hält Ler Verein für Handlungs- geh ilfin n e n , Maricnstraße 22, 1. Etage, abends 6b(j Uhr, leine Monatsversammlung ab. Die Vorsitzende des Vereins, Fräulein Minna König, wird einen Vortrag halten über die in diesem Monat stattgefundenen kaufmännischen Versammlungen in Frankfurt a. M. und Wiesbaden. An den Bericht schließen " * Nichtmitglieder haben musikalische und deklamatorische Vorträge als Gäste Zutritt. — Die Geselligkeitsabteilllna „Hansa" des Verbandes deutscher Handluiigsgehilfe» zu Leipzig im Kreisoercln Dresden veranstaltete am Sonntag unter reger Beteiligung einen Ausflug nach Moritzbnrg, wo in zwei Abteilungen das Jagdschloß und die Wildfütterungeil besichtigt wurden. Nachdem das Mittagessen ei» genommen worden war. erfolgte gemeinsame Wandemiig auf herr lichem Wege über de» Auer nach der Spitzgrundmichle, wo ein Tanz ftattfand. Die Rückfahrt erfolgte abends von Coswig aus. — Kreistierschau-Chemnitz. Auf dem Aus stellungsplatze an der Planitz-Straße entwickelt sich reges Leben, um denselben für die vom 23. bis 25. September findende Kreistierschau sertigzustellen. Die große Festhalle zur Aufnahme von über 4M Rindern aus den Zuchtgebieten des statte wird er- ÄreiSvereins vorbereitet; dieselben werden eine Ausstellung halten, wie sie kaum schon auf einer Ausstellung stattgesunden hat. Außerdem nimmt die Halle die Ziegen, Schweine, das Geflügel, die Kaninchen usw. auf, auch die zur Verlosung angekaufteu Tiere finden in der Halle Platz. Für die Ausnahme der Pferde werden große Zelte ausgestellt. Um es allen Be suchern der Kreisticrschau zu ermöglichen, die Tiere auch im Freien zu sehen, wird ein großer Ring errichtet, in dem die Vorführungen stattsinden. Für diejenigen Besucher, welche diese Vorführungen von bequemen Sitzplätzen aus sehen wollen, wird eine Tribüne erbaut. In zwei großen Zelten werden die Gewerbe von Chemnitz ausstcllcn; auch für die leiblichen Be dürfnisse des Publikums wird bestens gesorgt sein. — Die Einweihung der ncuerbauten „Christuskirche" in oer evangelischen lieber trittsgemcinde Turn findet nach Ueberwindnng mannigfacher Schwierigkeiten dank des werktätigen Eingreifens der evangelischen HilfSvereine am 17. Oktober l. I., dem Dienstag der in ganz Oesterreich gefeierten sogenannten „Kaiscrkirchweih" statt. Nach sechsjähriger Bauzeit steht das nach den Plänen der Dresdner Architekten Sch illing u. Gräbner ausgcführtc Gotteshaus^ das nicht nur den kirchlichen Anforderungen der jungen aufstrebenden Gemeinde, sondern zugleich als Denkmalskirche des in der Gegenreformation gewaltsam unterdrückten und nun hoffnungs voll wiedererwachtcn evangelisch-protestantischen Giaubenslebens erbaut wurde, vollendet da. Mußten auch mancherlei Arbeiten, besonders bildhauerische Werke, für spätere Zeit Vorbehalten bleiben, so repräsentiert sich das Gotteshaus in seinen edlen Formen dennoch als ein künstlerisch und architektonisch bedeu tender Monumentalbau, dessen geniale Durchführung die volle Anerkennung hervorragender Fachmänner, u. a. auch jene des Geh. Baurats Professors 'Dr. Paul W a l l o t - Dresden, fand. Zu der Einweihungsfeier. die sich zu einer gewaltigen Kund gebung deutsch-protestantischen Bewußtseins gestalten dürfte, werden aus ganz Oesterreich und Deutschland zahlreiche Jestgäste eintrefsen. — Der Jubelfonds des Deutschen Schulnereins in Oesterreich hat gegenwärtig die Höhe von 571592 Kronen erreicht. — Oberlandesgericht. Wegen Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften in 88 19, Absatz 1 und 28 der sächsischen Verord nung vom 30. Oktober 1900 betreffend die Abwehr und 11 nrerdrück urig von Viehseuchen hatte sich ein Vieh händler dadurch eine Bestrafung zngezogen, daß er im Frühjahr 1904 an drei verschiedenen Tagen eine Anzahl Schweine vom Bahnhof Netzschkau durch die Stadt nach einem Gasthofe trieb. Die angczogenc» Gesetzesbestimmungen verbieten aber das Treiben men auf öffentlichen Straßen von Schweinen schlechthin. Im Gegen satz znm Angeklagten, der sich damit verteidigte, daß er die Nechts- gultigkeit der Ministcrialverordiiung bezweifelte, weil letztere aw aeblich mit den, Rcichsviehscnchengcsctzc in Widerspruch stehe, er klärten die beide» Vorinstaiizcii, ein solcher Widerspruch bestehe nicht, vielmehr rechtfertige sich die Verordnung voni Standpunkte der allgemeinen polizeilichen Fürsorge. Der Angeklagte legte hier gegen Revision ein, bestritt die Richtigkeit der Auffassung der Ge richte und hielt seine Bchauptnng von dem Widerspruche oer beiden Gesetze aufrecht, indem er zur Begründung anfiihrte, 8 18 des Reichsviehseuchengesetzes lasse eine polizeiliche Maßregel zur Ab wehr und Unterdrückung von Viehseuchen nur in ganz bestimmte» Fälle» zu, nämlich mir dann, wen» polizeilicherseits bereits eine Seiichengcfahr festgcstcllt sei. Die Verordnung sei aber ganz all gemein gehalten und zu dein Erlaß einer solchen, selbst wenn man sich auf den Standpunkt stelle, daß er vom Gesichtspunkte der all gemeinen polizeilichen Fürsorge erfolge, nicht die Landeslegierimn, sondern der Bundesrat zilständig. Sc wurde noch bc- , ingriff in das Sc/bslverwaltiingSrccht der Ferienstrafsenat erachtet sämtliche Rügen für d verwirft daher die Revision. — Ein Spediteur en Jagdreviers, darf aber die ^ ansübeil, weil ihm die Iagdkc Nach den Bestimmungen des sächsische» ondern der Bundesrat znst merkt, es liege hier ein Ging Städte vor. Der Feri , nicht zutreffend und verwirft ist Pachter eines größeren Jagdreviers, darf aber die Jagd nicht in eigen« Person ansübeil, weil ihm die Jagdkarte entzogen worden . , . . Jagdgesetzes vom l. Dezember 1864 ist indessen der Jagdpächter in solchen Fälle» berechtigt, das Jagdrevier durch einen jagd- berechtigten Vertreter ansimtzeil z» lassen. Von diesem Rechte war im vorliegenden Falle auch Gebrauch gemacht worden. Am 28. Dezember v. I. wurde niiii auf dem betreffenden Jagdreviere eine Treibjagd veranstaltet, zu der der Vertreter deS JagdPächterS die Einladungen hatte «gehe» lassen. Letzterer war eben im Begriff, die Jagdteilnehmcr fortznschicken und ihnen die Standorte anzinveisen, als ein Forstbcamtcr «schien und die Jagdkarten revi diert.'. Diese Gelegenheit benutzte der Jagdpächter, der ebenfalls, aber ohne Gewehr, zugegen war, einigen der Jagdtciliiehiner Instruktionen zu «teilen und ihnen ihre» Standort anziiwelsen In diesem Gebaren ist eine Ausübung der Jagd erblickt und de-halb — - die P Höbe von 60 Mark auSaei Landgericht bestätigt, indem c» betonte, daß unter Ausübung der Jagd sede Handlung fülle, die auf ein Erlegen, auf eine Okkupa tion deS Wilde», ob direkt oder indirekt, scr ganz gleich, hinanS- laufe. Daraus ergebe sich ohne weiteres, daß derjenige, der ohne Gewehr dem Wilde »achstelle, die Jagd ausübe und daß die Aus stelluiig und Verteilung der Jäger einen Teil der Jagd selbst bilde. Nicht anders ser dies bei der Treibjagd, die nur eine be sondere Form der Jagd darstelle. Die vom Angeklagten ein- elegte Revision macht geltend, 8 23 deS Jagdgesetzes sei verletzt, enn die geschilderte Tätigkeit des Angeklagten tonne nicht als Ausübung der Jagd im Sinne des Gesetzes angesehen werde». Ferner sei der Begriff Treibjagd verkannt, da es sich im vorliegen den Falle um ein Kesseltreiben gebandelt habe, bei dem örtliche Kenntnisse und weidmännische Fähigkeiten nicht «forderlich seien. Gemäß dem Anträge des Oberstaatsanwalts wird die Revision kostenpflichtig verworfen, indem der Strafsenat der Auffassung und den Gründe» der Vorinstanz bestritt. Verwirrung in -er Kolonialabteilung. Ter bereits gestern inr Auszuge telegraphisch wiedcraegebene scharfe Angriff der „Köln. Vvlksztg." aus die Kolonialabteilung lautet wörtlich: „Nunmehr hat die „Krcnz-Ztg." es übernommen, »»s entgegenzutreten, und die „Nordd. Allgcm. Ztg." druckt deren Auslassungen ohne Kommentar ab, gibt ihnen sonnt einen gewissen amtlichen Anstrich. Die „National-Ztg." aber sicht cs als ihre Hanptanfgabe an, nach dem Verfasser der Kolonialartikcl in der „Köln. BvlkSzta." zu suchen: i» der persönlichen Zuspitzung liegt stets ein Teil Schwäche. Wir haben uns stets an die Sache ge halte» und Personen nur genannt, soweit das zur Kennzcichmmg der Lage erforderlich ist. Die „Nat.-Ztg." betrachtet unsere Dar legungen „größtenteils als mißvergnügten Klatsch", und es geht . ^. .. chlnsse aver sie Nicyngleit zu Nu» dir Auslassung der „Kreuz-Ztg.". Ihr Dementi, daß das Auswärtige Amt der Selbständigmachung des Kolonialaintcs nicht widerstrebe, richtet sich nicht gegen uns, da nicht wir, son dern daS „Verl. Tngcbl." das Gegenteil behauptet hat. Gewiß arbeitet das Auswärtige Amt nuf eine solche Selbständigkeit hi» ; Freiherr v. Nicht Hofe» tat dies schon als Kolvnialdirektor, wie wir dies an der Hand seiner damalige» amtlichen Maßnahme» —chweisen könnte», wie wir auch in durchaus zuverlässiger Weise ilegcn könnten, welchen Wert der damalige Kolonraldirektor »cm darlegen überhaupt auf die Kolonien legte. Am »ieisten"Anstoß hat es bei der „Kreuz-Ztg." erregt, daß wir die „Verwendung einzelner jün gerer Beamten des kolonialen Dienstes" schilderten, was nicht der „guten preußisch-deutschen Tradition" entspreche! Mag sein; aber »ach unserer Auffassung war diese Darlegung einfach geboten. Wir könnten sie heute noch viel detaillierter geben, begnüge» uns aber mit der Frage: Wo ist die Zentra liegt stra tirr der Kolonialabteilung? Wie erfolgt die Regelung der Ein- und Aus läufe? Erhält der Kolonialdirektor von denselben Kenntnis, oder wird ihm nicht nur jenes vorgclegt, was die Abteilungsdirigciiten für gut halten? Ist nicht der Fall vorgekomme», daß eine Depesche ans Deutsch-Ostafrika infolge dieser Unordnung an die falsche Registratur gegeben wurde, dort die Chiffre nicht verstanden worden ist, diese dann nach Deutsch-Ostasrika zurück depeschiert wurde, worauf die Aufklärung erfolgte, daß der Astronom der Expedition gestorben sei? Aber wir haben gar keine Lust, an dieser Stelle noch näher aus die Vergeudung von Reichs mittel» eiiizugehen: die ungemein nohen Etatsüberschreitungcn sind »ns ganz erklärlich, nachdem wir einen Blick hinter die Kulissen geworfen haben. Das lehrreichste Kapitel ist wohl jenes der Beamtenberufung i ni Ko l o n i a l a m te, angefangen mit der Einstellung des heutigen Generalkonsuls Dr. Inner in Genna, über die Anstellung des Geh. Rates von der Decken, der Berufung und der Verabschiedung des Herrn v. Bnchka und der Vernsniig des Herrn Dr. Stüber zum Direktor, die durch ein Telcgramm erfolgte. Was hier an Protektronen sich ent faltet hat, wie liberale Parteiführer und Bundesratsbevollmäch- tiate sich für die Anstellung ihrer Vettern verwendeten, das alles erklärt uns die heutige Shstemlosigkeit. Wie man mit dem Reichstage »mgespriingen ist, haben wir in der Ausstellung der südwestasrikanischen Bilanz gezeigt; wir können heute ein werteres Beispiel nnführcu. Bei der Beratung der Kamerun-Eisen- bahnvvllage hadcn zwei Vertreter der Kolonialabteilung in der Budgetkomniiision des Reichstags unrichtige Angaben gemacht: die Belege haben wir in den Hände». Die Angelegenheit wird ja ein parlamentarisches Nachspiel erfahren, so daß ein näheres Eingehen ans dieselbe hier sich erübrigt. Die beiden falschen An gaben. die ln der Disknssivn und in dem Bericht der Budget- koniiiiissioii durch Vertreter der Kolonialabteilung gemacht wurden, beziehen sich auf das erste Kamernn-Eiseiibahnsyndrkat. Die Frage des Liefernngswcse» s für die Kolonien wollen wir gar nicht anschncidc». Ter „kritische Betätigungsdrang" den die „Nat.-Ztg." an uns rügt, ist auf dem Gebiete der Kolonialpolitik eine vaterländische Pflicht, von deren Erfüllung uns niemand ab wendig mache» kann, wenn wir auch wissen, daß gerade in der liberalen Presse wenig Mut vorhanden ist, um ven Schleier von der Vertnschnngspotilik zu reißen. In der Presse schließen wir hiermit vorerst unsere Bemerkungen; es findet sich ja Gelegenheit, sie an anderer Stelle fortzusetzen." TiMSjieschlchte. ' sL- Zur Marokko-Konferenz. Nach wiederholten Besprechungen haben sich Tr. Rosen und Herr Rvvoil angeblich über den Sitz für die Marokko- Konferenz geeinigt. Sie soll in Tanger eröffnet und dann nach Madrid verlegt werden. So meldet das „Petit Journal". Auch ein anderes Pariser Blatt bezeichnet es als sehr möglich, daß Deutschland auf Tanger als Ort für die Einberufung der marokkanischen Konferenz verzichten und die Wahl einer spa nischen Stadt akzeptieren würde. Wenn in diesem Zusammen hänge das in der Nähe von Gibraltar liegende Aigeciras genannt wird, so bleibt eine Bestätigung dieser Meldung, bei oer es sich wohl um einen deutschen Vorschlag handeln würde, abzinvarlen. lieber das K o n f e r e n z - P r o g r a m m weiß ihrerseits die „Libcrtö" folgende, im wesentlichen bereits be kannte Punkte mitzuteilen: 1. An der algerisch-marokkanischen Grenze wird eine Polizei gebildet, deren Cadres ausschließlich aus französischen Offizieren und Unteroffizieren zusammen gesetzt werden. 2. Zum Schutze der Interessen der in Marokko ansässigen Europäer wird ein internationales Polizeikorps errichtet, bei dessen Bildung und Tätigkeit die Rechte Frank reichs berücksichtigt werden. 3. Eine internationale Polizei sichert die marokkanischen Küsten. 4. Zur Regelung der Finanzen Marokkos wird eine marokwnische Nationalbank errichtet, die ucit den anderen Anleihen auch das deutsche Zehn-Millionen- Gcschäft übernimmt. 5. Die mohammedanische Rechtsprechung und die Konsulatsfrage werden geregelt. Der frühere russische Gesandte in Marokko von illacheracht ist in Tanger einaelrosfen; er soll Rußland aus der internationalen Konferenz betreffend die Regelung der Marokko-Frage vertreten. — Die Lage in Tanger ist unverändert. Raisuli empfing eine Abordnung des Stammes der Wadras: diese baten ihn um Verzeihung, daß sie die Waffen wider ihn ergriffen hätten, überreichten ihm Geschenke und er klärten, ihn als Scheck anzuerkcnnen. Kann Japan die Annahme des Jriedensvertrages ablchncn? Die Protestkundgebungen der Japaner gegen den Portsmouth« Frieden haben in den russischen K'reisen eure gewisse Beunruhigung hervorgcrufen, und die russische Regierung läßt in vorsichtiger Weise die Frage erörtern, ob die Japaner die Annahme des Friedensvertrages ablchncn können. Diese Erörterungen sind m mancher Beziehung inter essant. Nach dem § 13 der japanischen Konstitution steht, wie der „Deutschen Tagcsztg." berichtet wird, dem Mikado das Recht zu, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, folglich muß der russisch-japanische Friedensvcrtrag von oem Mikado ratifi ziert werden. Nun kann die höchste Gewalt, vom Standpunkte des Völkerrechts aus betrachtet, die Annahme der von den Be vollmächtigten akzeptierten Bedingungen verwcsacrn, ohne die Wurde des betreffenden Staates herabzusetzen. Dies kann z. B. >n folgenden Fällen Vorkommen: a> wenn die Bevollmächtigten ihre Vollmachten überschritten haben, tz) wenn das Parlament die Zustimmung zur Annahme des Vertrages versagt, a) wenn der Kaiser stirbt oder entthront wird, äj wenn auf die Bevoll mächtigten «in Druck auSgeübt wurde, so daß sie den Vertrug
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