Volltext Seite (XML)
- uw - Allerlei für die Frauenwelt. . llleß di« Mode Reue» bringt. iDoNtetzungj Dieser Forderung wrrtz dereilwilllg golge oelefftet. Da ^»anttz mit groglücherlgen Ma- reien, die «inen ondersjarbigen , Wchimwern tasten — wamtem- satz« «» Tuchkleidern, — mit Grec-Bordüre« tzaver- ltz«j«tzte Vorderteile, die da, wo die Bordüre endet, an beiden Seiten mir Schnallen oder Email knoten geziert sind und — alt letzt« Neuheit — durchwegs mit Passemenlerien gedeckte DevanlS, aus Bor ten, Grelots, Fransen bestehend, ein harmo- uikches Ganze in Zeichnung und Farb gebung bildend. Allein Anscheine nach tverdea jetzt auch bei uns die in Paris und London beliebten Walking-Koftüme in Aus- nahm« kommen. Sie sind eleganter ausge- führt. als die seither beliebten englischen Kleider, zumeist aus Hellem Tuch in Prin- zeßsvrm gefertigt — Lavendelblau. Silber- grau. Mauve oder in der beliebten Casä- ou-Lait-Jarbe —^ mit Lassendem karierten oder gestreiften Satin besetzt, dem diskret «ine Helle Spitze und ein schmaler Pelzslreif beigeäeben sind. Die jetzt gültigen Empire- Mantel sind, obgleich sie viel gekauft werde», für alle, die nicht gerade schlanken und vor nehmen WiMes sind, die denkbar unvorteil haftest« Tracht. Wie wandelnde Glocken sieht man die kleine», korpulenten Frauen in diesen kurztailligen Faltenmäntcl» einher- gehen; noch unvorteilhafter sind die aus drei uLereuranderfallenden Pelerinen bestehen- den Havelocks, die nicht einmal Aermel haben und doch als eigentliche Herbsllracht empfohlen werde». Und wie plump und ungeschickt sehen kleine Figuren in den mit breitem SchulterEragen und Puffärmeln onsgestattetcn Gesellschaftskleidern auS, die voll garnierte, weite Röcke, Falkengürtel, breite Evaulettes.Bandgariuturen allerArt, haben. Rosetten, Schlesien L I» Louis XV., wie sie jetzt keinem modernen Kleide fehlen dürfen. Aus glatten Stoffen neh- men sich diese mit Draht unterlegten, ge wundenen und fest dem Stoff ausgenälsien Maschen leidlich gut aus, aber auch aus blu migem Brokat oder karierten Wollslossen sieht man sie vielfach verwendet, ohne das, sie gerade als Berschönerungsmaterial aelten Lönnen. Ueberhaupt welch ein Ueberfluß an Besatzartikcln! Da werden guldengroße Smailknöpfe, Schnalle», Agraffen, breite Passementerieu, Maraboutstreisen, auSge- fransie Tafsetrüschen für einfache Ducki- kleider empfohlen, Pelzapplikalions und mii gemalten Taffeteinlageu gemusterte Sticke reien für Samt- und Seidenkleider, kostbare irish Gipüre für Ballkleider, die — ich darf «K wohl schon verraten — Heuer aus metall- fchillerndcn, ägyptischen Seidenstoffen ge fertigt werden sollen und als Elan der «Daiion gelten. Bor einem Schaufenster, «r dem diese Stoffe ausgestellt sind, sieht man stets eine schaulustige Menge eleganter Frauen, die diesen ägyptischen Pracht- Webereien ihr« Reverenz mache«. „A wenn Du wärst mein eigen!" denkt da wo manche: »na, wenn man sich auch nicht gleich zu einem Ballkleid aus Gaze egyplienne ent- schließt, zu einer Echarpe, einem Kopftuch aus diesem glitzernde,^ spinnmebi einen und sicher gut kleidende» Stoff reicht das durch «pargroschen vermehrte Nadelgeld wohl aus. Ein großer Luxusartikel sind wieder einmal lange, weite, aus hellen Seidenstoffen geser- tigle Abcndmäntel: sie sind zumeist noch eleganter, als die Gvsellschaftstoiletten auü- gesiattet, vorn und seitwärts mit Spitzen- aeiältel überrieselt, mit Hellem Damast ge- füttert, die weiten Polenärmel innen und außen mit Spitzen oäjetzt, dazu passend ein alS Haube über de» Kops zu nehmendes Spitzen-Kapuchon, das. um gut zu kleide», vorn mit großer Tassetmaschc befestigt wird. Nicht selten sielst man derartige Abend mäntel mit Schleppenansatz, den breite Spitzenrüschen umgeben. Ein Mar ein facher, aber sehr kostbarer Mantel, für die Königin von England bestimmt, war dieser Tage in einem Wiener Modeyause ausge stellt: Grundstoff: Mauve-Atlas, durchwegs mit Benetianerspitzeii- bekleidet. Schulter- kragen von Mauoe-Damt mit Hermelin- Vorstoß, vorn breite Hernielin-Reoers. die in einer leichtgeknüpften Schärpe endigen. Pelzschärpen sollen überhaupt zu Tuch-. Samt-. Kaschmirkleidern getragen werden, sie sind einem in Miedersorm gearbeiteten Pelzgurt nngeiekl, dandbreit, unten Mit breiten Ehenillesransen abgegrenzt. «Schluß folgt.) Erinnerung. Sie kam zu mir in stiller Feierstunde. Aus lickten Wolken sckwebte sie hernieder. Sie sckioß mir sanft die träiienienchton Lider Und küßte mich mit weichem, süßem Munde. Bei diesem Zauberkusse füdll' ich schwinden Die Gegenwart mit ihren bitten. Weben: Ein glänzend Märchenreich sah ich erstehen, Mit Bliitcnduft und lauen Lenzeswinden. Und meine Jugend sab ich wieder sprossen — Ein sorglos Kind, in flatterndem Gewände. Das blonde Haaraeschinückt mit blauem Bande. VomÄIanzdesgoldncuSomienIichtsumslossen! Viel tausend seine Glöckcken hart' ick Elingen, Die sangen eine längitvcrgesi'ne Weise. Das klang io wunderfacht, io iüß und leise. Wie wenn imMaidie erstciiKnoipen springen' Sie kam und nlaiidcrle von alten Zeiten, — Viel farbenfrohe Bilder sah ich steigen, — Und »icines Lebens buntbewcglen Reieen, s Ich sah ihn trauuiesschncll voriibcrglciten: Sic kam, — da ward's in »in so wundcrhclle, Von lauge» Leiden stibll' ich mich genesen — Und lene bat ich: „Bleib', o lichtes Weien!"- Da floh sic stumm verneinend meine Sckwelle Charlotte!vi»g>5iluge. IttktkMk -eil«« -»»gründet 18VS Erscheint täglich LLßV Donnerstag den 2tt. Oktober. Stlbold von Eck. Roman von Ursula Zöge von Manteusfel. <2!>. Fonlehung.» Machbruck verboten.) Mit riiieiiimal sah sic durch die offene Tür Boy in der Halle sichen Er sah sich suchend ringsum. In voller Beleuchtung siand er da, das Licht der elektrischen Krone überjloß den dunklen Kops, das schmale, energisch geschnittene, gebräunte Gesicht. Mit diese»! immer giatiraslertem Gesicht und der straffen Haltung, sah er auch im schwarze» Abentanzug mit der weißen Nelke im Knopfloch aus wie ein junger Sportsmonii Seine salkeiischarseii Augen drangen sogleich bis ins Dämmerlicht des Billardzimmers und erspähten in der duukcljleil Ecke die unbewegliche Gestalt. Das weiße Kleid mit dem rote» Mohiniiusler leuchtete. Ruth rührte sich nicht. Blei» Himmel, ja, sie wollte sich ja verloben! Das halte sie total vergesse». Wenns nur erst vorüber wäre — nachher wird sich dann schon alles von selbst gut und ickiön gestalten. Boy war ans der Schwelle. „Hier sind Sic, Ruth? Lind Sie krank?" „Krank Hat Ihnen Le Forts Frau nicht gesagt, das; ick) nach Papa sehe» wollte'?" „Aber hier ist er doch nickst — und weshalb haben Sic denn geweint, Ruth?" „Ich? Unsinn." „Doch!" bebarrlc er, stand setzt dicht vor ihr und sah ihr in die Augen. Sic war «»!- aosprungcu, mit ein wenig Herzklopfen duldete sic es. das; er erst ihre Hände fasste, dann die Arme um sic legte — so standen sie und jähen sich iu die Augen und sie erschrak über den Ausdruck der icinigeu, es war ein heißer, irrer. Zackender Blick, der sich sengend in die ihrigen bohrte „Ruth," murmelte er ganz bester, als sei ihm Kehle und Zung^ trocken, „Ruth, weißt Du, was Du bist? Satanella bist Du — eine Hege — weshalb — weshalb hast Du das aus mir gemacht?" — und ehe sie cs hindern konnte, braunicu seine Kuffe ihr au' Lippen und Augen, toll, besinnungslos . ^ . „Bon!" ries »e. eiwm- ärgerlich war sie und bestürzt, schob ihn iräitig mit beiden Händen von sich und sah nn nächsten Augenblick in ein tiescrblaßtes, verstörtes Gesicht. Es war, ois erwache er jetzt erst und wie ein Nachtwandler siand er da, den man beim Namen gcrutcn und der sich am Rande eines Avgrundes sieht. „Verzeihen Sic mir, verzeihen Sic mir — ich ivar von Sinnen!" sagte er zer knirscht, reuig. Sie lachte, ein kleines, atemloses, verlegenes Lachen, während sie an. Billard trat und einen der weißen Elfeubeinbälle mit der Fingerspitze hin- und yerrollle „nun, vielleickt verzeihe ick, wenn Sie sich manierlich entschuldigen." „Ich kann mich mit nichts entschuldigen. Ein Mensch, wie ich, sollte sich auch iu der grössten Aufregung fest im Zugel halten." Eine Pause. Sie dauerte nur Sekunden, aber Ruth erschien cS eine Ewigkeit. Ein betroffenes Staunen bemächtigte sich ihrer, ein Gefühl der Er nüchterung und Enttäuschung. Endlich sagte Boy wieder gepreßt: „Sie haben mir noch nicht verziehen." „Daten Sie denn wirklich — wirklich etwas" — ihre Stimme zitterte vor Bewegung -- „was >>:ic nicht gulmachen könnten?" Er sah zu Boden in Peinlichster Verwirrung und schwieg. Ruth fühlte ein sonderbares Würgen am Halse, eine Aufregung, welche sie zu er- sticken drohte. Wie? War sie noch so weit vom Ziel? Stand die Wildcck als unüber windliches HiiilerniS zwilchen ihm und ihr? Halle Gräfin Ibenftein reckt? Zorn kochte in ihr aus. ihre Hand nmspannte mit krauipshaslelii Griff^die Billardkugel, als wollte sic dieselbe zu Brei zerdrücken. L, nein, mein Lieber! So geht das nicht. All i.-irc Lebelisgcister stehen kampsbereit in Waffen, begierig, zum Sturm vorzugch-m und die Festung z» schleifen — diese alte, vcrrollelc Ritterburg voll Staub, Spinnweben uno mittelalterlicher Vorurteile. . . . Sic sah ihn an, fest, prüfend. Er sah noch immer ganz elend aus, seine Augen hingen noch immer gebannt an ihr. seine Hand zuckle, die ihrige zu erfassen — aber stärker als die Leideiffchaff, welche sie ihm gleich einem Zaubertrank gemischt und ein geslößt hat, wäre die Liede zum Familicnsip? Lächerlich? Damit wird sie auch sertig werde» Die Schmach, daß er auch nur einen Augenblick zögernd vor der Wahl siehi. wird sie nicht au: sich sitzen lassen. „Nun? Sie antworten mir ja gar nicht? Wollen Sie mir denn nicht sagen, weshalb die Freiheit, die Sie sich vorhin nähmen eine so unsiihnbare Beleidigung gewesen ist?" Boys Brauen zogen sich finster zusamm»,' Sein ganzes Gesicht versteinerte gleichsam — er sah unbeweglich vor sich hin und so brachte er mühsam hervor: „Ich bin verlobt!"