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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050609028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905060902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905060902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-09
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
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Areitag, v. Juni LVV5 Nr. IS1» Oertliches n«d GiichftscheS. -* Dre» de ». S. Juni. ^ —* Ze. Majestät der König wohnte heute früh der Be. sichtiaung des 2. Bataillons des 178. Jnsanteric-Regiinents im Dresdner Ucbungsgelände bei und trat dann 10 Uhr 15 Mi», in Begleit»»» der Herren Staatsminister v. Metzsch, Dr. von Seydeivitz. Oberstallmeister v. Haugk, General ü I» auito »Generalmajor v. Altrock. Generaldirektor v. Kirchbach und Ordonnanzoffizier Hauptmann Richter die Reise »ach 2 eiS » ig und Griin m a an. Bon dort wird der Monarch nachmittags ti Uhr 21 Min. nach Dresden zurückkehren. Abends !» Uhr 35 Mi», begibt er sich von Dresden-Neustadt aus nach Zeitbain, um morgen früh der Besichtigung der 45. Insanterie- brigade aus dem dortigen Truppenübungsplätze beizuwohne». —* Ihre Majestät die K önigin - Witwe wird sich morgen vormittag 10 Uhr 19 Min. am etwa fünf Wochen nach Sibylleiwrl begeben: von dem LufNvechjel tvird eine Besserung der noch bestehenden katarrhalische» Erscheinungen erholst. In der Begleitung der Königin werden sich befinden: Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl, Oberhofincisler v. Malortie und Leibarzt Dr. Vossinan». —* Gestern abend ist 'Iran Marie Elisabeth von Sch ön bcrg-R ot h. S chüi, b erg geb. ReichSgräjin von Schönborn verfftorbcii. .. —* Zum Nachfolger Grüllichs als Dezernent für das säch- silche Seminarwelen im Kültlisministerium, ist, wie bereits kurz mitgeteilt, der Direktor des König!. Seminars zu Dresden- Friedrichstadt, .Herr Schulrat Dr. Phil. Johannes Müller als Geheimer Schulrat und Vortragender Rat berufen worden. Wie Herr Geh. Schulrat Grüllich, so steht auch Herr Dr. Johannes Müller der Stadt Plauen l. B. nahe: er war dort von 1873 bis 1685 als Oberlehrer am König!. Seminar tätig, und sein segensreiches Wirken, auch im öffentlichen Leben — er war u. a. auch in das Stadtverordneten-Kollegium gewählt worden — ist dort noch unvergessen. Das Vogtland hat ihm auch dadurch viel zu danken, daß er es ivar, der zuverlässige Grundlagen für die vogtländiiche Geschichtsschreibung geschaffen hak durch seine Ausforschung und Veröffentlichung von Urkunden zur Geschichte Plauens und des Logtlandes. Dr. Müller, der letzt im 59. Lebensjahre steht, wurde zunächst nach Waldenburg, l888 aber als Seminardirektor nach Bautzen und vor einigen Jahren nach Dresden versetzt. —* Das österreichische Infanterie-Regiment „P rinz Johann Georg von Sachen" -Nr. 11 in Prag feierte am «>. Juni jein Regimentsfest. Mit ihm war die Erinnerung verbunden an das Gefecht bei Melegnano, wo sich das genannte Regiment im Jahre 1859 besonders ausgezeichnet hat. Zu dieser Feier wurde das Offizierkorps des sächsischen Regiments gleichen Namens eingeladen. Am Dienstag kamen mit dem RachmittagsjchneUzua 10 Offiziere des 107. Jnsanterie- R eg > ments in Prag an. Am Bahnhose von dem ganzen Regimentsofsizierkorps beglicht, wurden sie in ihr Absteige- guärtier, Hotel „Blauer Stern", geleitet. Abends war Garten fest im festlich geschmückten Garten des „Deutsche» HauseS". Das einladende Regiment ist das älteste deS österreichisch, ungarischen Heeres. Es wurde von Albrecht von Wallenstein !in Jahre 1621 gegründet. Seit dem Jahre 1853 sind stets sächsische Prinzen Oberstinhaber gewesen. Zuerst Prinz Albert bis 1873, seit diesem Jahre Prinz Georg und jeit 1902 Prinz Johann Georg. —* Die r. rtsgruvve Dresden des A l l d c u t s ch e n Ve r - band es feierte am Beginn ihrer gestrigen Mitglieder versammlung das Gedächtnis Friedrich Schillers durch eine An sprache, welche Herr Redakteur Roitzsch hielt. Der Redner hob vor allen Dingen den echt deutschen Charakter von Schillers Dichtungen hervor, den unvergänglichen deutschen Idealismus, der durch alle seine Schövsungen wehe. Zwischen einer Schiller- Feier und etwa einer Goethe-Feier sei deshalb von vornherein ein großer Unterschied. Schiller preise man überall da, wo Deutsche wohnen, Goethe, der Kosmopolit, aber sei Eigentum aller zivilisierten Völker geworden. Tie beite Schzsler-Feier sei cS deshalb, wenn man nicht nur die Erfolge und den Kampfesmut deutscher Brüder in fernen Landen bewundere, sondern wenn man ihnen helfe, auszüharren im Kampfe um die Erhaltung deutschen Wewns und deutscher Kultur. Aufrichtiger Beifall folgte den gediegenen Ausführungen des Redners. Hieraus er zählte Herr Pastor Weid au er aus Galizien, ein Pionier deutschen Volkstums, aus diejem unter polnischer Herrschaft stehenden österreichifchen Kronlande über die Kampfe der vor reichlich 1<k) Jahren von Kaiser Ioies II, ins Land gerufenen deutschen Bauernsamilien und von den Verhältnissen, welche ihm ermöglichten, dort beltend und erfolgreich etnzugreisen. Die meist aus Württemberg, besonders ans Schwaben und dann auch ans der Provinz Sachten eingewanderten, fast ausschließlich pro-! leftaittifchcn Deutichcn haben da unten einen schweren Stand! in dem nationalen und koiffcffionellcn Bcvölkerungsgemisch. Trotzdem könne er feststelleii. daß ne ihre deutsche Eigenart völlig bewahrt liätten, soweit protestantische Familien in Betracht kommen, denen Schule und Kirche und eine geschloffene Ge- mciwdebildung nicht gefehlt haben.- Die römisch-katholischen Deut schen seien jedoch durch den Einfluß des ausschließlich volnischc» katholischen Klerus säst ausnahmslos volonisiert. In Stanislan i die deutsche protestantiiche Schule, die. wie alle I w müsse doch von seiten der Deutschen i« Reiche viel «ehr ge- f rviwetm Gabriel von birr ermittelt und festaenommen worden, schehen, denn man dürse di« deutschen Brüder im ferne« Osten Da onzunehmen ist, daß außer denjenigen, die Anzeige erstattet I Galizien» nicht hilflos sich selbst überlassru. An dem Beispiel I haben, noch andere kwlastigt wachen sind, werden diese gebeten, der von ihm begründeten und bis heute erhaltenen Schule zu ^ ' Wigota erläuterte der Redner, welche» Ringen dort für den Deutschen dazu gehöre, um sich seine deutsche Muttersprache und sein deutsche« Wesen zu erhalten. Könne ein« deutsche Gemeinde nicht selbst «ine »schule unterhalten, so müsse sie ihre Kinder in die öffentliche Schule schicken, die aber von katholisch-polnischem Einfluß beherrscht werde. Die Folgen hiervon seien leicht oorauszusehen. — Auch die interessanten Ausführungen de» Herrn Pastor- Weidauer fanden den Beifall der Versammlung, die hiernach geschlossen wurde. —* Die diesjährig« Hauptversammlung des Sächji scheu InnunaS verband es. bekannt unter der Bezeichn . nntrr der Bezeichnung sächsischer Jnnungslag, findet am 17. Juli in Markranstädt statt und bildete den Inhalt einer vor wenigen Tagen hier abgehaltcncn Beratung des Grsamtvorstandes der Vereinigung. Anträge zur Besprechung bczw. Beschlußfassung auf dem Ver- bandstagr haben gestellt die -.schmiede- und Stellinacher-Jnnung zu Radeberg, die Schneider-ZwangSinnung zu Leipzig, die Schuhmacher-Jnniing zu Dresden, die im Jnnungsausichnsse zu Meißen vereinigten Verbands-Innungen und die dem JnnungS- ausfchlisse zu .Zwickau angehörenden Verbands-Jnnunaen, Diese acht Anträge, welche sämtlich i» die Tagesordnung ausgenommen wurden, behandeln die Verleihung des Meisterprüfungsrechtes an Zwangsinnungen, die Vermittlung der Gewerbekammern bei Streiks, die BerAärfung des Reichsgesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes, die 'Vertretung der Jnnunas- ausjchüsse im Verbandsvorstande, die Anweisung der Gemeinde- behorden zur iVerhinderung der unberechtigten Führung des L ------ -- Großbetriebe zu den Kosten Einschränkung der ^ ^ maschineller Ein richtungen hierbei, sowie die Ausführung von Renovations- Arbeiten in den Kasernen durch Soldaten. -Außerdem stehen auf der Tagesordnung des Verbandstages die Erledigung ge schäftlicher Angelegenheiten und ein Austausch Don allgemein interessierenden Erfahrungen auf dem Gebiete des Innungs- Wesens. Aus dem Berichte des Vorsitzenden, Herrn Kaminerrats Schröer, war u. a. zu entnehmen, daß der -Verband im ob» gelaufenen Geschäftsjahre wirksam arbeitete und neue Erfolge erreicht hat. Der Sächsische JnnungSvcrband umfaßt gegen- wärtig 2c5 freie und Zwangs-Innungen mit über 18 Ol» Mit gliedern. —* Die hiesigen Barbier- und Jriscurgehilfen batten beschlossen, in den AuSstand einzulreten, wenn der den Meistern unterbreitete Tarifvertrag nicht am 7. Juni von ihnen unterschrieben werde. Die Lohnkommffsion des Verbandes der Friseurgehilsen baff nachdem die Forderungen von den Innungen abschlägig beschieden worden sind, am Diens tag die -Verträge an die Inhaber von Barbiergeschästen einzeln zugehen lassen. Diese haben sich aber nicht auf den neue» Tarif verpflichtet. Die Gehilfen verlangen Anerkennung der Orga nisation, Errichtung eines paritätischen Arbeils - Nachweiies. Festsetzung eines wöchentlichen Mindestlohnes von 19 Mark, eventuell Kost beim Meister, ohne Logis, 12.50 Mark, Aushilfe Sonnabends und Sonntags 9 Mark, an einem Tage der Woche pro Tag 3,50 Mark, ganze Woche 21 Mark, wöchentliche Lohn- auszahlungen. Schluß der -Arbeitszeit abends R/o Uhr, Freigabe der drei »weiten Feiertage. —* Polizcibericht, 8. Juni. In der Nacht znm Mitt woch sind aus einem Neubau der Nürnberger Straße mehrere Baubuden erbrochen und daraus verschiedene Kleidungs stücke gestohlen worden In derselbe» Nacht hat man sti uninittcl- barer Nähe, auf der Liebigstraßc, versucht, mehrere Türen gewalt sam zu erbrechen. In allen dielen Füllen sind die gleichen Per sonen die Täter. Sie sind ermittelt und festgcnommen wmde». Ein Teil der gestohlenen Gegenstände wurde bei ihnen noch vor- gestliiden. — Ein vorgestern in Drüben von cine »i Gcr ü st g e st ürzter und am Kopfe schwer verletzter Manrerlehrling ist sich bei der Kriniincilabteilung. Zimmer 30, wo die Photographie Gabriels ausliegt, zu melden. —* Heute früh gegen -Ag Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Fußboden- und Balkenbrande nach dem Grundstück Pillnitzer Straße53 gerufen. Die Unterdrückung des in einem Abort im 1. Stocke entstandenen Brandes nahm die Tätigkeit der Löschmannschaften fast «ine Stunde ln Anspruch. Da» Feuer entstand dadurch, daß man «in Gefäß mit heißer Asche aus den Fußboden geletzt hatte. ' ' Schwermut sturztesich heute vormittag in der -* Au« , . . tesich, , 12. Stunde ein 55 Jahre alter Arbeiter au» seiner im dritten Stocke «ine» Hause» an der Rietschelstraße gelegenen Wohnung auf die Straß« herab und war sofort tot. —* Infolge ungünstiger Witterung konnte da» für gestern anberanmt gewesen« Waldpark-Konzert in Weißer Hirsch nicht stattfinden: e« ivurde auf morgen. Freitag, nach- mittags halb 5 Uhr verschoben. —* Bei dem gestern nachmittag in der 4. Stunde ans- getretenen Gewitter wurden aus der Martinstrabe in Chemnitz zwei unten i» der Schleuse arbeitende städtische Kanalarbeiler von dem plötzlich in Strömen hereinbrechrnden Regenwasser überrascht und mit sortgerissen. Als der am Ein- steigeschacht stehende Vorarbeiter aüs seinen Zuruf keine Ant wort erhielt, lies er sofort zu dem nächsten, auf der Oskstraße befindlichen Einsteigeschacht de» Gablenzbachkanal». Hier hatte sich einer der beiden Vermißten zu halten vermocht und konnte gerettet werden. Der andere Kanalarbeiter Friedrich Ernst Wagner war jedoch von der Strömung des Gablenzbache» mit sortgerissen worden und konnte erst abend» an der Further Straße hinter der Sächsischen Webstuhlsabrik tot aus dem Cheinnitzsluß gezogen werden. — In Neuhausen fuhr ein Blitzstrahl in einen Steinhaufen, in dessen Näh« zwei Wald- arbeiter beschäftigt waren. Sie wurden aus einige Minuten betäubt, haben aber weiter keinen Schaden erlitten. vtleidigungs. Prozeß Ebeling - Rietschel in Leitzgi». In der Verhandlung am Mittwoch wurden zunächst die Zeugen Bäckerobermeister Amecke und Rechtsanwalt Berger über die An wesenheit des Geheimrats Aach in einer Hausvaterversammlung, die im Jahre 1890 stattgestnidrn hatte, vernommen. Geheimrat Wach hatte seine Teilnahme an dieser Versammlung zuerst be stritten, später aber dem Gerichtshof mitgeteilt, daß er doch an wesend war. In ihren -Ansichten, ob das Benehmen Wachs da mals ein die übrigen Mitglieder verletzendes war, gingen dieZeugen- aussag » auseinander. Während Arnecke die Frage bejahte, wurde sie von Berger verneint. Der Gerichtshof hatte dann Entschließung darüber zu treffe», ob Geheinirat Wach, der -Nebenkläger ist. während der Auseinandersetzungen zwischen den Pastoren Ebeling und Rausch den -Verhandlungen beiwohnen dürse oder nicht. Der Gerichtshof entschied sich in letzterem Sinne, worauf Geheimrat Wach den VerhandlungSlcial verließ. Zur Sache ergab sich, daß Pfarrer Rausch mit seinen Mitteilungen über das Heranziehen eines Kvnfiriiiande» seitens Pastors Ebeling dem letzteren bei einem etwaige» Auflücken nicht schaden wollte. Dagegen konnte vom Geh. Kirchenrat Rietschel Vv» dem Briefe, der die Mitteilungen enthielt, dein Kirchenvorstande dann Kciintnis gegeben werden, wenn ein Aufrücken Ebclinas nicht in Frage kam. Ebeling befand sich bei der betreffenden Archidiakomiswahl nicht auf der Vorschlags liste, und deshalb hielt Pfarrer Rausch die Wiedergabe der Mit teilung für unbedenklich. Ebeling schob aber auf diele Wiedergabe sein lniterblicbenes Aufrücken. Sehr dramatisch gestaltete sich das Kreuzverhör, dem der Zeuge Rausch von der Verteidigung Ebeling« hinsichtlich des Falles Pöpperl unterworfen wurde. Rawch hatte sich dahin geäußert, daß er den Widerruf der Frau Pöpperl, ..Ebeling habe ihr eine Unterstützung zugesaat, wenn sie ihren Sohn bei ihm konfirmieren lasse." für von Ebeling erpreßt hielt. Er, Rausch, habe dennoch den Widerruf zu Protokoll genommen, damit die leidige Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. .... ^ .. „ ... um damit die leidige A,.„ —- - „ gesteni rm Friedrichstädter Krankenhause, in dem er Aufnahme Bald hinterher habe er sich gesagt, daß er es nicht hätte tun sollen, gefunden hat, verschieden. — Gestern abend gegen 9 Uhr sprang i und er hätte es auch nicht getan, wenn er " unterhalb der Trachaucr Straße eine seit längerer Zeit in Schwer mut verfallene 71 Jahre alte ^rau in dicElbe und kam nicht wieder zum Vorschein. Sie ist von großer, schmächtiger Gestalt, hat graumelierte Haare, nur noch im Unterkiefer einige Zähne und auf dem rechten Unterarm einen nngesähr 10 Zentimeter großen blauen Fleck. Bekleidet war sie mit weißem, al. X. ge zeichneten Barchenthemd mit Spitzen, braunem, wollenem Unter rock, blangedrucktem Oberrock, dergleichen Schürze und schwarz und rot getupfter Barchentjackc. Beim -Aufsinden der Leiche wird leahnt hätte, wie die Sache gegen ihn ansgenützt werden würde. Mit dieser widerspruchs vollen Haltung wurde er von der Verteidigung Ebelinas sehr in die Enge getrieben. Rausch bestritt übrigens, jemals Ebeling ver sprochen zu haben, den Geh. Kirchenrat Rietschel von der ver änderten Lage der Pövperl-Sache zu unterrichten, während Ebeling fest das Gegenteil behauptete. In längeren -Ausführungen äußert sich dann der Angeklagte Ebeling über sein Verhältnis zum Gehern, rat Wach. Der Hauptinhalt ist folgender: Als ini Lahre 1896 der um Nachricht an die Königl. Polizeidirektion ersucht. — Seit j Archidiakonus Binkau gestorben war. wäre die Reihe des Aus- einiger Zeit begeht ein etwa 40 Jahre alter Unbekannter hier Betrügereien: er nennt sich Postschaffner Werner ans Luhau und trägt, um das glaubhafter zu mache». Poslmütze und Wappen- armbiiidc. Ter Betrüger überbringt hauptsächlich Geschäftsleuten Briese, die mit ,,E. Müller, Kaiierl. Postagentur Lichau" unter zeichnet sind, worin niiter Zusicherung baldiger Zahlung uni Aus händigung bestimmter Waren an den Ueberbringer gebeten wird. Trotz iimsänglicher Erörterungen W der Täter bisher nicht zu er mitteln gewesen. Vor ihm wirostewarnt und gebeten, ihn im Falle erneuten Anstreteiis sestzuhaltc» und dem nächsten Gcndar- merieposten z» übergeben. — In der Seevorstadt erhängte sich in der Nacht zum Dienstag ein Gewerbetreibender. Zer- rütterc Vcrmögcnsverhästnisse sind die Ursache zu dieser Tat. — Aus dieselbe Weise endete gestern in Naußlitz die Ehefrau eines Schankwirts in einem Schwcrmutsnnfallc — Unterhalb der belipielsweile >e - . . anderen. Privatschule ist. so angesehen, daß selbst die Kinder der ^ boken ^iffzierr und zahlreiche Sprößlinge gebildeter polnischer s Marieiibrücke ging heute sinh ein Dienstmädchen aus Furcht vor Eltern diele^schule ständig besuchen. Die schule erhalte dort Vorwürfen wegen der ihr zu teil gewordenen Kündigung ihres Dgcir eine Subvention vom österreichischen Kriegsministerium,! Dienstes in selbstmörderischer Absicht rn die Elbe. wurde aber rückens an den Pastoren Schuch und Ebeling gewesen. Hierzu zeigte der Kirchenvorstand jedoch wenig Neigung Da nun. wie Ebeling sagt, das Gerücht entstand, daß er und >sch»ch selbst nicht aufrücken wollten, so taten sie sich zusammen, um diesem Gerücht cntgcgeiiziltrctcii. Zu diesem Zwecke machte er Besuche bei vier Kirchenvorstaiidsmitgliedern. Als er zum Geheimrat Wach kam. bedeutete ihm dieser, daß die Besuche falsch ausgelegt werden könnten. Er, Ebeling. setzte dann eine Erklärung über die An gelegenheit aus, die in der Kirchenvorstandssitzuna zur Verlesung gelangte. Nun erhob sich ein Simm. Geheimrat Wach warf ihm ,.änilntu8" vor. man fragte ihn ferner, ob er denn auch im Namen Schuchs handle, und wollte die Erklärung zu den Akten nehmen. Letzteres mußte er verweigern, weil er sich noch mit Schuch darüber zu besprechen hatte. Man erklärte das für eine Verhöhnung des Kirchenvorstandes. Schließlich reichte der Kirchenvorstand eine Beschwerde gegen ihn beim La»deskonsislon»m ein, und dieses sprach auch seine Mißbilligung über Ebelings Verhalten aus. Nach lange» Bemühungen wurden die Differenzen durch gegenseitige 7och gebe cs überall im Ollen Galiziens, wo sich die hanptsäch- ^ von dem Arbeiter, Hermann John gerettet »nd hierauf in das Ehrenerklärungen bcigelegt. Nachdem aber mehrere Jahre ver lichste» deutschen Einwandernngsniederlassungen befinden, noch viel solcher Erhaltungsarbeit zu leisten. Schulverein und der " ' ricchenhans überführt. — I» letzter Zeit hat sich im Oslragehegc gange». Kirbcil zu leisten. Wenn auch der Deutsche ein Mann Liebespaaren gegenüber als Beamter der Sittciiabtel- Untersuchung gegen Ebeling, und w . - . Gustav Adoli-Verein gern geholfen Hallen, lniig ausgcgebe». Er ist in der Person des Arbeiters Friedrich wieder aus. Vom Oberstaatsanwalt Böhme wurde sodann noch beantragte der Kirchenvorstaiid von neuem Disziplinar- die alte Gegnerschaft Stücken dieser -Art bei »ns sieht, die seine ureigenste Domäne sind, ganz ausgezeichnet. -Neben ihm vermochte Herr M ülle r als ebenso würdiger wie zuvorkommender alter Herr nicht den gleichen Eindruck zu machen. Nicht uncrivähni soll hier Herr Helling als Kammerdiener bleiben. Ter „Gemütliche Kommissär" hat nur eine ichauivielerischc Aufgabe von Geivicht und Bcdeutnilg. die Titel rolle. Sie wurde von Herrn Fischer gespielt. Das sagt alles. Der Künstler war hinreißend komisch, rn Sprache. Haltung und Geste verblüffend echt, lebendig und überzeugend in jedem Detail icincs klug durchdachten, reich ansgcstattclcn Spiels. Neben ihm verschwanden alle übrigen Mitlvirkcnden, selbst Herr Froböse, der den verrückten Flocke niit einer brutalen Selbstverständlichkeit »vielte, die auch einen anderen als den „gemütlichen Kommissär" in Angst und Schrecken versetzen könnte. Die Spielleitung lag in allen drei Stücke» in den Händen deS Herrn Oberregiffcurs Erd mann, der seines Amtes mit Geschmack und Umsicht waltete. Ob er oder der Autor für das nicht lehr geschickte Arrangement in dem ersten Stück — alle Personen geben und kommen durch das Schlafzimmer! — verantwortlich zu machen, bleibe dahingestellt, da mir das französische Rcgicbnch nicht zur Hand ist, — Tie Aus nahme der drei Stücke war recht freundlich: selbst gegen die Barmannsche Tante war man nachsichtig und gut. In dcrHaupt- mche freilich galt aber wobl der Bestall dem künstlerischen Kredit der Darstellung, die die Novitäten ans starken Schultern in den sicheren Hafen des Erfolges luig.-k W. Fest-Aach««,,,e. O. B e rl i n, 7. Juni, Uff! Berlin atmet erleichtert auf. Denn dieser letzten Tage Oual war schwer. Diese beängstigende Fülle der Festlichkeiten, und dazu diese tropische Glut, sie sich in die erste Jnniwoche offenbar verirrt hatte und allenfalls in den Hundstagen am Platze gewesen wäre. Die Wahrheit des Gocthcschen Spruches: „Alles in der Welt läßt sich ertragen, — -Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen!" dürfte namentlich den Bewohnern Unter den Linden recht eindringlich zu Gemüte geführt worden sein. Sie befanden sich fast acht Tage lang in einer Art Belagerungs zustand, teils durch die umsassenden volizeilichen -Absperrungen, durch die die Südseite nahezu ausschließlich für den Wagen verkehr nach und von dem Schlosse reserviert blieb, teils durch die Menschenmauern, die von früh bis spät die Bürgersteige besetzt hielten und nicht wankten noch wichen, um sich nur gar nicht» von dem glänzenden Schauspiel der Auffahrten entgehen zu lassen. Die Polizei bekommt ja natürlich wieder ihre Vor würfe wegen der gewiß höchst lästigen Absperrungen und aus sonstigen Gründen. Die Gerechtigkeit gebietet doch aber, fest zustellen, daß sie im großen und ganzen tadellos funktioniert bot. vorwiegend die ihr erteilten Befehle verhältnismäßig rück sichtsvoll und entgegenkommend ausgefuhrt und ihren geradezu mitleiderweckenden, bei der Hitze doppelt und dreifach schweren Dienst vorzüglich verrichtet hat. -Absperrungen müssen in solchen Fällen nun einmal sein und finden in der ganzen Welt statt, im freien Amerika auch: über das Blaß des Notwendigen läßt sich streiten. Wir verdenken es dem Berliner Polizeipräsidenten, dem dabei eine ungeheure Verantwortung obliegt, keinen Augen blick, wenn er in dem Bestreben. Unfälle zu verhüten, oft Wetter geht, als vielleicht unbedingt nötig ist. Er hat jedenfalls den Erfolg für fick. Zwar sind an 600 leichte Unfälle vorgekommen, aber sie sind fast durchweg Folge der übergroßen Hitze gewesen und bei ungewöhnlich starken Ansammlungen nun einmal nnvcr- „leidlich. Dagegen hat sich nichts ereignet, was auf mangelhaste oder unzweckmäßige Polizeimatzregeln zurückzuführen wäre, wie dies bei früheren ähnlichen Anlässen vorkam. als Berlin noch eine Mittelstadt »ach heutigen Begriffen war. Co sind am 28, -November 1823, bei der Einholung der damaligen Kron- prinzew>Braut, der Prinzessin Elisabeth von Bayern, infolge! fehlerhafter Polizeianordnungen bei der abendlichen Illumina tion mehr als siebzig Personen im Gedränge ums Leben ge kommen. Unveraeffen ist auch noch die weit Wimmere Katastrophe im Jahre 1873 bei der Berliner Treikaiser-Zu- sainmenkunft. UebrigenS hat man sich lehr die Köpfe zer brochen, um zu ergründen, weshalb der Kaiser wiederholt den Wunsch ausgesprochen batte, daß von der geplanten Illumination Unter den Linden diesmal Abstand genommen werden möchte. Die Furcht, daß sich bei dem zu erwartenden Gedränge ein ähn liches Unglück ereignen könnte, kann es unmöglich gewesen sein. Denn am Sonntag abend hatte der studentische Fockeizug eine schwerlich zu übcrirefsende Völkerwanderung nach den Linden veranlaßt. Die Erklärung hat etwas für sich, daß jener kaiser liche Wunsch einer Rücksimtnabme auf seine russischen Gäste ent sprungen sei, die Unter den Linden wohnten und denen der Kaiser in ihrer Trauer um die schweren russischen Niederlagen den Anblick einer festlichen Illumination erivarcn wollte. AuS demselben Grunde soll sich auch der studentische Fackelzug dies mal nicht, wie sonst, vom Köniasplatz« her durch das Branden burger Tor, sondern auf dem kürzesten Weae von der Alexander- kaserne am Kupfergraben nach dem Schlosse bewegt haben. Die Russen haben sich übrigens hier sehr taktvoll benommen. Sie zeigten sich äußerst wenig in der Oeffentlichkeit. nahmen nur an den hauptsäcklubsten offiziellen Festlichkeiten teil und hielten sich von allen gesellschaftlichen -Veranstaltungen fern. Dazu mag auch der Wunsch beigetragen haben, möglichst selten mit den japanischen Gästen des Deutschen Kaisers in Berührung zu kommen. Es ist vielleicht eine Folge der übermäßigen Hitze, daß man sich von den diesmaligen Festen, die übrigens nach jeder Hin sicht glänzend gelungen sind, nur wenige jener Geschlchtchen zu erzählen weiß, die, vb mehr oder weniger gut erfunden, von solche» allgemein interessierenden Berliner Ereignissen unzer trennlich zu sein pflegen. Eine sehr lustige Gefchichte erzählt man sich von einem Berliner Rentier, der gegen Abladung mehrerer blauer Scheine für sich und seine 'Familie ein ganzes Schaufenster gemietet hatte, um den Einzug der kronprinzlichen Braut möglichst bequem lind genau anschauen zu können. Die Plätze mußten zwei Stunden vor Beginn des Schauspiels ein genommen iocrden, und da ist cs kein Wunder, daß der -chn- lährige lebhafte Sorößling, den man vorn postiert hatte, sich aus alle mögliche -Art die Zeit zu vertreiben suchte. Endlich entdeckte er. nachdem die lange Wartezeit schon beinahe um war, an der Seite des Fensters einen breiten Gurt, an dem er heimlich zu ziehen begann. Leider war es der Gurt, der die hochgezogene Jalousie des Schaufensters festhielt. Lonae wider stand er den Anstrengungen des jungen Herrn. Plötzlich aber, gerade in dem Augenblick, als Musik ertönte und der Brautzug nahte, gab cs einen fürchterlichen Ruck, der Gurt flog dem Knaben aus den schwachen Fingern, und mit emem ungeheuren Gepolter rasselte die Jalousie hernieder, den armen Rentier uick» Familie in undurchdringliche Finsternis tauchend und um das herrlich«, so teuer erkaufte Schauspiel draußen auf der Fest» stratze bringend. Der Volkswitz, sonst so beweglich und erfinderisch ln Berlin, Icheint sich diesmal wenig hervorgetan zu haben. E» ist eiaent- lich nur eine einzige Leistung von ibm bei diesem Anlaß bekannt geworden, und noch dazu eine recht harmlose. Ein SelterS- wasserverkänser Unter den Linden hatte sein« Bude mit einem Plakat geschmückt, auf dem das VerSchen prangte: „Hoch lebe Prinzessin Ccciste — Sie gehört ja jetzt mit zur Familie!" Nicht gerade aufregeiid geistreich, aber lmmerhinaanz niedlich. Auch in dielem Falle hat sich wieder daS Wort bewährt: .«Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall." Ein Teil der Berliner Geschäftsleute ist von den verflossenen Festtagen «ntznckt und hätte sie gern noch um mindesten» «in«
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