Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050317011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905031701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905031701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-17
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.03.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8pf«ek»tunü«n: Niltvook« nocl 8onn»d«ll«Ü> voll S dis 6 vdr. 8oauv>r» von 9 kis 1 vdr. ^vll»au«»»trl»«8« V, I. Olllnrenckv Lrfvlxs. Lrai-i.-icte grnti« u. Irnnäu. at OertlicheS und Sächsisches. — Die gestrige Stadtverordn etensitzuna wurde >48 Uhr abends von Herrn Vize-Borsteher Dr. jur. Häckel eröffnet. Aus den Registtandeneingängen ist folgendes hervor- znheben. Der Bezirksverein in Aorjtadt Seidintz lzalte eine Protest-Resolution in der Versammlung vom 12. März d. I. angenommen, welcl>e die Angelegenheit der Straßenbahn- Anfchlußlinien nach Dresden betraf. Herr St.-V. Scholz I bemerkte hierzu, das, man es den Einwohnern in Seidnitz nicht verübeln könne, wenn sie jetzt ungeduldig würden, nachdem 1902 schon als spätester Termin für den Anjchluh bei der Einver leibung zugesagt war. Er schlage vor, beim Rat« den Antrag »u stellen, in der Angcicgenl-eit baldigst und erschöpfend Aus kunft zu erteilen und für äußerste Beschleunigung Sorge zu tragen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Der Slerein der Saalinhnber von Dresden und Umgegend bittet in einem Schreiben die städtischen Kollegien, bei der König!. .Vreishanptmannschast und beim Bezirksausschüsse dahin vor stellig zu werden, das, die auf Grund der Verordnung vom 12. Februar 19l>1 und 13. März 1905 in Kraft getretene Be schränkung des öffentlichen Tanzes an den Montage» in Weg fall gestellt und der bisherige Zustand wieder hergestellt werde. Herr St.-V. Beyer hebt hervor, das, nicht nur die Saal inhaber, sonder» auch andere Berussarten, besonders aber die Musiker, deren Genwrde anhcrotzdentlich darnieder liegt, unter der Verordnung zu leiden Inrben, zumal sie noch mit der Kon kurrenz der Damenkapcllcn und Militärkapelle» zu kämpfen tzaben. Außerdem tvevde» sie nach Stunden bezahlt und können das, was sie an Montagen verliere», an anderen Wochentagen nickt einbringen. Herr St.-V. Scholz weist daraus hin, das; nicht weniger als 11 von einigen 30 Saalinhabern in Zuangs- m'rsleigerung geraten sind, was deren Notlage am besten illustriere. Herr Vize-PorsieMr Dr. jur. Hackel macht darauf aufmerksam, das, durch die Verordnung Dresden zu einer Kleinstadt herabgedrückt werde. Außerdem sei gerade jetzt nickt der geeignetste Zeitpunkt für folckie Einschränkungen. Kollegium beschließt einstimmig, den Rat zu ersuchen, im Sinne der Eingabe bei der König!, ktreishauptmannschast und dem Bezirksausschuß vorstellig zu tvcrdcn. — Der Schutzverband für Handel und Gewerbe in Dresden lptt das Kollegium ersucht, der in Aussicht stehenden Anregung des Stadtralcs zu Zittau wegen einer Petition an die Königlickie Staatsregiernng um Aushebung der gasetzlichen Bestimmungen über das r sfenl>altcn der Schaufenster an den Sonn- und Festtagen keine Folge z» geben. Eine gleich- lautende Eingabe ist von der Ortsgruppe Dresden des Deutsch nationalen Handlnugsgehilsenverbandes Hamburg eingegangcn. Herr St.-V. Möhring beantragt, beide Schreiben an den Rechtsausschuß zu verweilen, und hofft, daß den darin ausae- sprochcnen Wünschen Rechnung getragen wird. Herr St.-V. Rechtsanwalt Ko hl mann kann das Ofsenhalten der Schau fenster an Sonntagen nicht besürworten und sieht voraus, daß die Freigabe z» ausgedehnter, aufdringlicher Reklame mißbraucht wird. Tic Geschäfte selbst hätten kein Interesse am Ossenlxilten, und den Handlungsgehilfen würden iclpvere Schädigungen da durch erwachsen, daß Bedienungspersonal zur Ueoerwachung nötig wäre. Dadurch würde schon das Gesetz, die Sonn- tagsruhe betreffend, durchlöchert werden. Außerdem aber wurde cs nickt dabei bleiben, sondern die Prinzipale würden liald dazu übergehen, dem Ucbeowachnngspersonal die Erledigung etwa einlaufender dringlicher Postsachen z» überweisen usw. In Weichem Sinne äußert sich Herr St.-V. Christoph. Die schreiben werden einstimmig dem Rechtsausschuß überwiesen. — Ein Schreiben des Rates gibt die für die Tchillcrfeier am A Mai d. I. in Aussicht genommenen festlichen Akte in den Schulen an, und verbreitet sich über die zur Verteilung an die Schüler in Aussicht genommenen Erinnerunasqabcn. Herr Vize-Vorsteher Tr. Häckel regt an, ob es nicht zweckmäßiger sei, die hierfür erfordcrliclzen Geldmittel zur Unterstützung dentscher, besonders in Dresden wohnhafter Dichter zu ver wenden. Herr St.-V. Dr. Hops würde eine Ehrengabe an deutsche, in Dresden wohnende Dichter einer Bückerverteilung bei weitem vorziehen. Herr St.-V. Ahlhelm hält cs nickt für angebracht, je eine halbe Klasse mit einem schillerwcrkc zu beschenken: für höhere Schulen sei eine Gesamtausgabe von Schillers Werken angebracht. Aber man solle entweder die ganze erste Klasse, oder die drei öder vier besten Schüler icder Klasse — diese in besonderer Anerkennung ihres Fleißes und ihrer Leistlingen — beschenken. Sonst würden nicht nur die unbeschcnckten Schüler sich zurückgesetzt fühle», sondern auch deren Eltern. Wenn man schon 3000 Mark bewillige, könne man auch noch 2000 Mark mehr geben, und dann dauerhafte und brauch bare Geschenke stiften, die nicht nach einigem Durchblättern aus- einandersallen, wie dies die vorgelegtcn Probeexemplare befürchten losten. Von einer Feier in öfscntlicken Lokalen sei im Schnl- auSschuß nicht die Rede gewesen. Mel angebrachter erscheine «ine Feier in der Schule selbst. Herr L-t. V. Dr. Thümmler macht daraus aufmerksam, daß eine Stadl wie Chemnitz allein 7750 Mark für die Schillerscier in den Schulen^ausgesetzt habe, da dürfe Dresden nicht zurückblciben. Herr Sl.-V. Flocke nion n macht daraus onsmerksam, daß Dresden, die Stadt, die nächst Weimar für Schiller von größter Bedeutung gewesen sei, noch nicht einmal ein Schillerdeiikmal besitze. Das Schreiben des Rates wird mit dem Zusatze, ev. eine Ehrengabe an deutsche, in Dresden lebende Dichter in Aussicht zu nehmen, an de» Rechts- und Finanzausschuß verwiesen. — Ans der Tagesordnung steht der Bericht des Rechts- und VerivaltiingsauSschujses über die Einbeziehung des Milchen der Eschcn-Strciße, dem Damm- ivege, dem Rischosswege und der Königsbrückcr Straße sowie zwischen dieser, dem Bifchojswege, der Paul-Straße, dem Alaun- platze und der Kaserne der Maschinengewehr-Abteilung ge legenen Landes in den OKiamt-BebaiiungSplaii und die Fest setzung eines neuen Fluchtlinienplancs sonne die Errichtung eines Ortsgesetz-Nacktrages zum Gesamt - Bebauungspläne, Ab teilung 8. die Neustadt nördlich vom Albertplatze betr., und die hierzu eingegangencu Zuschriften des Allgemeinen Hausbesitzer- Vereins, der Hausbesitzer-Verein« für die Vorstadt Pieschen und die Oppcll-Vorstadt und des Neuen tzausbesitzcr-Vereins sowie der Herren Musikdirektor Herrmann und ltzenossen. Das Kollegium tritt den Gutachten der Berichterstatter für den Rechts- und VerwaltungSausschiiß, Herren St.-V. Rechtsanwalt Müller von Berneck und Fabrikbesitzer Kunalh, bei, welches lautet: Kollegium wolle dem Beschlüsse des Rates bei- treten und die A-uSsertigungcn des Ortsgefetz-Nachtrages sowie des Fluchtlinienplancs /V Mgem. 98 b b mitvollziehen und die hierzu eingegangenen Petitionen des Allgemeinen Hansbesiher- Bereins, der Hausbesitzer-Vereine für die Vorstadt Pieschen und die Oppell-Vorstadt sowie des Neue» Hansbcsihcr-Bercins und der Herren Musikdirektor Herrmann und Genossen für erledigt erklären. In der Debatte machte Herr St.»B. Kliemchen darauf aufmerksam, daß in der Dammsiraße noch Wasserleitung fehle, auch noch keine Anschlüsse an die Schleusenanlagen vor handen seien. Es sei höchste Zeit, daß die llcbclstände beseitigt würden. Herr St.-V. Schumann hosst »nd wünscht, daß nicht etwa bei Gutheißung der Fluchtlinien von den Obcrbehörden Dispensationen für geschlossene Bauweise oder zweite Stockwerke bewilligt würden. Das Finanzministerium möge nicht wieder den Spar- und Bauvercin, wie in Löbtau, begünstigen, wo cs sich gezeigt habe, daß durchaus nicht gleiches Recht für alle gilt. Herr St.-V. Nenschild tritt dieser Aufforderung an das Finanzminisleniim bei, und betont nochiitals, daß durchaus kein Mangel an Kleinwohnungen bestehe. Herr Sl.-V. Flocke- mann macht für den Fall, daß eine Begünstigung durch die Oberbchörden cintrctcn solle, darauf aufmerksani, dag eine Um frage in nächster Zeit ergeben tvcrde. daß die Kleinwohnungen deS Dresdner Spar- und Bauvereins nicht nur nicht billiger, sondern sogar teurer seien, als die übrigen. — Für den Rechts- ansschnß berichtet .Herr St.-V. Rechtsanwalt Dr. Krumm- biegel über ein Schreiben des Rates, die Prüfung der Untcr- ftütznngsfrage des Spar- »nd Bcinvercins auf Antrag der Stadt verordneten, sowie das Angebot dieses Vereins betreffend, be- -üglich «incS Schenkung-Erbbaurechts und Garanlievcrtragcs , über daS ehemalige Förstereigrundstück. DaS Gutachten deS i Ausschusses lautet: „Von dem Beschlüsse des Rates zustimmend Kenntnis zu nehmen und damit das an die vereinigten bericht- erstattenden Ausschüsse der Stadtverordneten gerichtete Schreiben des Herrn Landgerichtsldirektors Dr. Becker vom 2. Dez. 1902 sowie dessen Eingabe vom 3. Januar 1903 und die Eingabe des Herrn Stadtverordneten Privatmann Schumann für erledigt erklären." Der Ralsbeschluß hatte folgenden Wortlaut: Die Verhandlungen mit dem Spar» und 81auvereine ab-ubrecken und damit die betreffende Eingabe an die Stadtverordneten, wie auch di« Frage für erledigt zu erklären, ob und inwieweit der Verein 1 seiten der StaLtgemeinde unterstützt loerden soll. DaS Kollegium l tritt dein Gutachten einstimmig bei. Von den Herren St.-V. Dentist Schubert II und Genossen ist folgender Antrag eingegangen: .Kollegium wolle beschließen, sestzusetzen, 1j daß alle getragenen Beklerdungsgegenslände, die zum Weiterverkäufe gelangen, einer Desinfektion in den städtischen Entseucliungs- Anslattcn unterworfen wenden müssen, und 2i daß die des infizierte» Bekleidungsstücke mit einem Kontrollzeichen sSlempel oder dergl.s — als Erkennungszeichen für seucheiisrei — versehen werden, und den Rat um Beitritt zu diesem Beschlüsse ersuchen. In der Begründung des Antrages bebt Herr St.-V. Schubert 11 hervor, daß durch die große Zahl getragener Kleidungsstücke, welcki« von Kranken stammen, eine große Gefahr für den Käufer erwachse, der vorgebeugt werden mußt«. — Herr St-V. M ö h - ring bedauert, daß dieser Antrag eingebrackt ist. Dadurch werde die Wohlsahrtspolizei veranlaßt, nur noch mehr zu regle mentieren. Außerdem bedinge die Vorschrift eine Belästigung weiter Kreise des Publikums. Er beantragt, falls nicht Ableh nung erfolgt, Ueberweisung des Antrages a» den Rechtsausschuß. Herr St.-V. Rechtsanwalt Kohl mann hält den Antrag auch rechtlich für bedenklich. Man müsse berücksichtigen, daß auch Auktionatoren, Gerichtsvollzieher u. a. getragene Kleider ver kaufen müßten. Es müsse Bedenken erregen, wenn der Rat Vor schriften erlasse, die auf das Gebiet der Zivilprozeßordnung ülicrgreifen. Herr St.-V. Neuschild ist gegen den Antrag, der dazu führe, getragene Kleidungsstücke noch mehr zu ent werten: es werde bei Llnnahmc des Antrags oft unmöglich sein, Nachlässe zu verwerten. Außerdem ruiniere das Dcsiniektions- verfahren sogar Möbel — um wieviel mähr also Kleider! Herr St.-V. Ahlhelm bittet, den Antrag ar den Rechtsausschuß zu überweisen: vielleicht ließe sich ein Ausweg mit fakultativer Des infektion schassen. Die Gefahr, daß Kleider durch die Des infektion ruiniert würden, könne nicht so groß sein, denn sonst würde der Rat das Lingnerfche Verfahren nickt approbiert haben. — Es geht ein Antrag ans Schluß der Devatte ein, der hinlänglich unterstützt und angenomnien wird. Der Antrag Schubert ll wird gemäß dem Anträge Mühe mg einstimmig dem Rechtsausschuß überwiesen. — Schluß der Sitzung >/,1l Uhr. Es folgte eine geheime Sitzung. — Ter Verein Dresdner Gastwirte, der I. Verein Dresdner Elast- und Schänkwirte und der Verein der Saal inhaber in Dresden und Umgebung 'halten für gestern nachmittag zu einer Protest-Versammlung ver in der Kreis hau p t m a n n s ch a t t Dresden befindlichen Gastwirte eingeladcn, die im Gewerbchause statlsand. Der Vorsitzende des erstgenannten Vereins, Herr Earl Herold, crössnclc die sehr stark besuchte Versammlung mit begrüßenden Worten, woraui er bemerkte, daß die drei Vereine es für geboten gehalten hätten, auf die große Gefahr ausmerksam zu machen, die den Gastwirten durch die von der Negierung geplante Gemeindesteuer. Vorlage drohe. In der nächsten Woche werde der Sächsische Gemeindetag zu diesem Entwurse Stellung nehmen, und cs sei zu hoffen, daß der Protest, den die Gastwirte erhöben, nicht nngehört an den maßgebenden Stellen verhallen werde. Hierauf hielt Herr Syndikus Pilz-Leipzig einen Vortrag, in dem er sich mit dem Regierungsentwurfe über die Regelung des Gemeindesteuerwescns befaßte. Die in dieser Vorlage vorgesehene Ge werbe st euer sei gerade jetzt, wo das Gewerbe unter dem Drucke deS Groß kapitals nahezu erliege, ganz unangebracht. Tresse diese Slcner schon das z-andwerk im allgemeinen sehr schwer, so doch das G a st w i r t s g e w e r b e noch viel 'härter, denn es seien für dieses allein mehrere Steuern vorgesehen, wie die Mer-, die Betriebs- und die Tanzsteuer. Im einzelnen wies nun der Bor- lragende nach, daß das Gastwirtsgeiverbe von diesen Solider- steuern in jeder Richtung hin ungerecht belastet werden würde. Zunächst die Gewerbesteuer erörternd, betonte der Redner vor allem, daß es gerade beim Gastwirt unangebracht wäre, diese Steuer nack der Miete auszuwcrfen. Recht kläglich sei die Be gründung. die die Regierung für die B e t r i e b s st c u e r ge geben l-abe, denn der Hinweis auf die Gegenleistung der Kon- zessionserteiluna sei durcl>aus unzutreffend. Kopffchütteln müsse aber auch der Satz in der Begründung erregen, daß die Art des Gewerbes den großen Zudrang mit sich bringe. Von einem Schlaraffenleben als Regel sei heul« im Gastwirtsgewerbe auf keinen Fall mehr die Rede. Wenn man etwas tun wolle, so möge man lieber den Befähigungsnachweis, obwohl dieser auch man ches Bedenkliche an sich trage, für das Gasrwirtsgewerbe cin- sühren oder mehr noch die Zuziehung sachverständiger Gastwirte bei der KonzessionScrteilung voriehen. Wer sich als Gastwirt etablieren wolle, werde sich auch durch die Belriebssteuer nicht abhalten lassen: ein« andere Frage sei indes, ob infolge dieser Steuer die Zahl d«r verseiften Existenzen im Land« nicht ver mehrt werden würde. Es l-abe den Anschein, als ob der Gast wirt wie der Athlet aus der BariätS-Bühne nur immer Gewicht auf Gewicht angehängt erhalten könne, denn es sei auch noch eine Bierstcuer vorgesehen. Wie man sich von altcrsher gegen die Besteuerung von Nahrungsmitteln, namentlich von Fleisch. Brot usw., gewehrt l>abe, so dürfe auch das Mer nicht besteuert werden, denn cs sei ein Nahrungsmittel, dessen Be steuerung schon aus dem Grunde ungerecht sein würde, weil es von den breiten Massen konsumiert werde. Noch nie bade die Einführung einer Bierstencr aus die Konsumenten oder Erzeuger abgewälzt werden können, immer sei der Gastwirt derjenige ge wesen, der die Steuer zu tragen gehabt habe. Der Hinweis in der Begründung, daß die Steuer mit aus die Speisen gelegt wer den könne, verkenne vollständig die Verhältnisse, denn die Kon kurrenz sorge schon dafür, daß in dieser Hinsicht kein oder nur ein sehr minimaler Verdienst sich erzielen lasse. Auch im Hin blick aus den neuen Zolltarif sei die Bierstencr unangebracht, denn durch diesen Toris werde ohnehin jeder Hektoliter Bier um 35 Psg. verteuert, und dos Ende vom Liede werde doch nur sein, daß der Gastwirt dies« Differenz zu tragen habe. — Die Re- «ierung scheine aber den Gastwirt wie eine Zitrone anzusehen, die nur gepreßt zu werden brauche, um ergiebiger zu werden, denn als dritte Sondcrstcuer sei das Elastwirisgewerbe auch noch von der Tanzsteuer bedroht. Diese Steuer, die in Form einer Billctlsicucr geplant ist, werde doch schließlich auch nur vom Gastwirt selber zu tragen sein. Schon in einer früher stattgefundcnen Versammlung fei von dem Berichterstatter mit Recht darauf hingcwicsen worden, daß die Einführung einer Tanzsteuer in ganh hervorragendem Maße politisch ungünstig auf die unteren Volksschichten wirken werde. Neben den bereits jetzt bestehenden Lustbarkeitsstcuern fehle auch jeder Grund zu einer Tanzsteuer. Wie bei diesem Gebiete, hatte Redner auch bei den vorhergehende» Steuern an mehrfachen, aus dem Leben ge- grissenen Beispielen nachgcwicscn, in welch bedeutender Weise das Gasiwirtsgowerbe durch die Verwirklichung der Reaicrungs- Vorlage mit neuen Ausgaben belastet werden würde, Ausgaben, die durchaus ungerechte seien und die, wenn sie schon das Hand werk als solches hart treffen, so doch noch daS Gastwirtsgcwcrbe im besonderen schwer schädigen müßten. Zum Schluß wandte sich der Vortragende gegen das Schablonenhaft« in dem Gemeindc- slcuerentwnrse und sprach sich entschieden dafür aus, daß den einzelnen Gemeinden die Füglichkeit gelassen lverde, selbst zu be stimmen. welche Steuern sie für durchführbar halten. Es sei nur zu hassen, daß auf dem Sächsischen Gemeindetage wie gegen jede ungerechte Steuer auch gegen jede Verkümmerung der Gemeinde- aulonomie Stellung genommen werde. — Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall ausgezeichnet. — Eine Aus- spräche fand nicht statt, dagegen wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die heute von nahezu 1500 Gastwirten ans der Kreishauptmannschaft Dres den besuchte Versammlung im großen Saale deS Gewerbehauses erhebt gegen die von der Könialicktzn Staatsregiernng geplante Neuordnung des Gemeindcsleuerwciens, weil dieselbe eine ein seitige und sck»wkre Belastung des Ktcinlzandeis ist. namentlich aber das Gasimirlsgewerbe in seiner Existenz bedroht, entschieden Protest und ersucht den Sächsischen Gemeindelog^ sich ein wütig gegen jede Besienerung dic'er Art zu erklären. Leit Iah- zehnten ist es statistisch nackigewieien. daß das GaslwirlSgewerbe von Jahr zu Jahr immer mehr znrückgehl. eene Mehrbelastung durch die geplanten Steuern aber würde geradezu danach angetan sein, die Enverbssähiakeit deS jetzt schwer dueniedcrliegenden Gastwirlsgewerbes noch weiter zu beschränken und so viele ehi- bare Existenzen ihrem sicheren Ruin entgegenzuiühren." — Hem Herold schloß die Versammlung mic dem Wunsche, daß in dich- Angelegenheit eine Protest-Ver ammlung nicht wieder notwendig sein möchte. — Gestern wurde Bürger m eifter M ü n ch Z w icka > in Abwesenheit des Obelbürgenneislers duich den älteste» Stabilst Wilke >» sein Amt »en eingewiesen. — Vorgestern begann, wie bereits mitgctcilt, vor der S!r ,s kammcr zu Zwickau die Behandlung gegen Len srüheren Spar ka j l e n k o» trol! e u r C o ld itz-Niederplanitz wegen Unle,- schlcigung bezw. Diebstahls uvn rund 38 000 M. AinlSgcldern >u o gegen die Angestellte» der intcrnntionale» Schlastvagengciellsch st Bachen« und Dudeck wegen Begünstigung. Die Verhandlung wurde abend» 9 Uhr veitagt. weil neue Zeugen geladen werde» sollen, um de» Zengen Schlaswagcnkvnlrollcnr Belda event. dcs Meincids zu überführe». — Unter dein dringenden Verdachte, das der Finna Adolis- hütte in Erosta gehörige Wohnhaus Rr. 30 von G r o ß d u brau angezündet zu haben, ist das Fablikarveitcr-Ehepaar Nen dorf in Hast genommen worden. — Landgericht. Unter Ausschluß der Lesientlichtcit wird vor der 0. Strafkammer veihandcll gegen de» I8K» geboren'.'» Kaufmann und Reisende» Heinrich Julius Aivcrt Wallmci»», de» 1881 geborenen .Kellner Rudolf Hermann Willst Dnvte, den l88» geborenen Hausdiener Otto Rochan »nd de» U-st.'! geborene» Hgnptmnnn a. D. frühere» Ratogsiessor »nd »achheuge» Stande beamten von Dresden-Planen Sr. Benedilnis Paul Gustav Ackermann. Dr. Ackermann »nd Roman stnd eines Sittlich keitsdclikts nach 8 175 des Strafgesetzbuches. WaUmnnn. Dup'e und Rochan einer gegen Dr. Ackermann verübten Erpressung be schuldigt. Z» den Personalien des letzteren wird festgestellt, daß er den Fcldgig gegen Frantreich initgemacht hg! und »» Besitze mehrerer Ehrenzeichen ist. Rach der "Anklage soll Tr. A. im August v. I. in Berlin in nnsiltlicuer Weiie mit R. verkehrt haben. In der Folgezeit loUen Rochan »nd Dichte in Berlin. Dichte »nd Wallman» i» Dresden von Da A. durch Drohungen Geld ervrcßt haben. Als Wallman» im Lttober in Dresden lest einen Kriminalgeiwarmen durch deren Beginn sich auf nach mittags >/r3 Uhr verzögerte, sind als Zeugen zwei Gendarmen und alS Sachverständige über den Geisteszustand Dr. Ackermanns Ober- inedizinairat Tr. Donau und der leitende "Arzt derAnltalt Sonnenstein Geh. Medizinalrat Dr Weber geladen. Die Verteidigung "Acker manns führen die Rechtsanwälte Iustizr-it Tr. Stöckel und Giefc. Das in später Abendstunde verkündete Urteil lautet gegen D r. Ackermann wegen Vergehens gegen 8 175 auf 2 Monate Gefängnis, die als verbüßt gelten, er wurde noch gestern abend aus der Hast entlassen: §egcn Wallmann wegen Erpressung und .Körperverletzung auf 2 Jahr 1 Monat Gefängnis: 5 Jahre Ehrverlust: gegen Duvke wegen Erpreffung in zwei Fällen ans 2 Jahre 6 Monate Gefängnis, 5 Jahre Ehrverlust: gegen Rochan wegen Vergehens gegen § 175 und Erpressungen ans 1 Jahr 2 Monate Gefängnis, 5 Jahre Ehrverlust. Bei Wallmann und Dupke gelten 1 Monate, bei Rochan 3 Monate Gefängnis als verbüßt. genommen wurde, mißhandelte er Stockiehläge. Zur Bechandnmg, Börsen- nn- HandclSleil. Grundreiiten-undHiipotbekenanstaltbkrStadt Dresden. Die Verwaltung kann über ibr fünftes Geschäftsjahr 1904 recht Grsreulichev berichten. Obwohl wegen kinschränkung deS Straßen baues vas Gescheit ivätcr ruhiger wuwc, war doch ver Verkehr in Renten besned'.gsnd. Dagegen belebte sich das Mpolhekcngeschäst, in dem jedoch fall keine Ausleihungen auf Neubauten bcw::it wurden, während mit Hilf« der Anstalt zahlreiche ältere Hvvotheken, die auf Hausgrnndftücken hasteten, zur Rückzahlung gebracht wurden. Tie Ausgabe von Mund 4-vroz. Grundrcntenbriescn wurde forlgcietzt, 4-vroz. Pfandbriefe gelangten in be scheidenem Nmsangc zum Verkauf. Ist Milt. M. 8" ,-proz. Pfandbriefe ge langten als 4. Serie zur Ausgabe Vorbereitet wurde die Ausgabe einer S. Serie 4-vroz. Pfandbriefe und einer 2. Serie 4-proz. Grundrcnienbricfe. Au» dem Gewinn de» Jahres l90S gelangte ein Betrag von 77 676 M.zur Abführung an die Stadtbauptkass«. Tie Anstalt war bei 89 ZwangSver- stcigerungen, von denen 86 aus ihren eigene» Antrag erfolgten beteiligt. In diesen Ziffern spiegelt sich die allgemeinc mißliche Lage des Dresdner Grundbesitzes ab, namentlich die Veckchärfung der Krisis aus dem Bau- stcllenmarste. Verluste sind der Anstalt nicht entstanden, da ibr« Forde rungen voll ausgeboten wurden. Der Ueber-chuß des Jahres t'04 beträgt 156 6S9 M. <t9st8 : 185 805 M3. Im Grundreniengc'chLft kamen 825 An- trüge zur Erledigung: abzüglich der vlanmäßigen Ti'gung und der Ablös ungen ergab sich am Jahresschlüsse ein Bestand von 1219 Renten im Werte von 4 917 220 M. Von Hvvotheken kamen 155 neue Darlehen zur Auszahlung. Der Bestand war Ende 199« 581 Dosten mir 29 998 774 M. Von Grundrcntcnbriesen waren 4 661 400 M., von Pfandbriefen 29 von 909 M. im Umlaufe. Von dem oben erwähnten Ge winn von 136 445 M. werden dem Reservefonds 68 222 M. überwiesen, der verbleibende Reingewinn von 88 436 M. wird den städtischen Körperschaften zur Verfügung gestellt. Von dem ourL Verkauf der Werte der Anstalt er zielten Agio von 67 431 M. sollen 17 431 M. auf neuc Rechnung vorgctragcn und 50 Ostst M. den außerordentlichen Reserven überwiesen werden. Gehe L Co., Aktiengesellschaft in Dresden. Zu den bereits erwähnten Abülilußziffcrn des Jahres IW4 entnehmen wir dem Geschäftsbericht noch folgendes: Das verflossene Jahr hat für uniere Ge sellschaft befriedigende Resultate ergeben, die i» der Hauptsache daraus zurückzusühren sind, daß der Warcnausgcmg um über «ine Million Mark gestiegen ist. Zn diesem Mehrumsatz haben zwar Kriegsliescnmgen für Rußland und Japan in erheblichem Umfange beigcNage», indessen mar auch der reguläre Geschäftsgang ini vergangenen Jahre ein lebhafter und zufriedenstellender, so daß ein günstiges Resultat an sich schon gesicheri war. Die Rcntabililät unserer Fabrikntionsartikcl der chemifch-vbarinazeulifchen Präparate ließ allerdings, soweit dabei keine Verabredungen oder Kon venlionen bezüglich der Preisstcllung zwischen den Beteiligten in Frage kamen, immer noch viel »u wünschen übrig ; indessen war der Absatz, wie bereits vorder bemerkt, ein außergewöhnlich großer, io daß zur Deckung desselben die Leistungsfähigkeit unserer Fabrik in ausgiebigster Weise in Anspruch genommen werden mußte und sich da» Bedürft«» einer weiteren Ausdehnung dieser Anlagen geltend macht. Der Geschäftsgang im neuen Jahre läßt sich befriedigend an, die beiden ersten Monate ergaben eine weiter« Zunahme de« Umsatzes. „Urania" Aktiengesellschaft für Kranken-, Unfall- »nd Lebens- Versicherung zu Dresden. Die vicnehnte ordentliche Generalversammlung findet Montag den Ist. April vormittags >1 Ubr im Saale der Dresdne, Kaufmannschaft, Ostra-ANee Rr. 9, statt. Das Geschäslsiabr 1904 hat sin di« Gesellschaft eine recht erfreulich« "Weiterentwicklung gebracht, iod-iß de» Aussichtsrai in ferner letzten Sitzung aus Antrag des Vorstandes beschließen konnte, der Generalversammlung die Verleitung einer Akrionär Dividend« von 9 I« sgegen 8 "/« im Vorfahre) vorznschlagen, desaleichcn die Ge währung von Gewinnanteilen an die Versicbntcii der Unfall Versicherungs- Abteilung in Höhe von Ist 7«, an die Versicherten in der Lebens- und Volksverstchermigs - Abteilung 12 °/i> der Jahresprämie (gegen Ist > im Vorjahre). Der S t a a t S ko m m i s s a r der Börse über die B ö r s e n g e I e tz n o r> e I l e. In der korben z»r Ausgabe gelanaendev sechsten Nummer der „Deutschen W i rt f ch a s t ö > Z e i t u n g " be spricht der Slaatskommissar bei der Berliner Börse, Geh. Ober Regierungs- rat Theodor Hcmvteninacher, den zur Zeit der Bcratung im Reichstage unterliegenden Entwurf eine« Gefebcs. betreffend die Aenderung deS Ab schnittes 4 deS Börsengelktzes vom 22. Juni 1896. Hemvtenmacher führt in sehr bemerkenswerter Meise aus, wie gegenüber den Angriffen auf die Börsengesetz-Novelle diele dabei die mittlere Linie darstellt. Er sagt: ,Dtc mittlere Linie ist in der Welle gezogen, daß unter Ansrechtcrhgltung des Verbots ves Börsenteiminbandels in Getreide »nd Mühlensabnkaten den jenigen Perionen, zu deren Berns Verkauf und Kauf dieser Maren gehör«, di« Möglichkeit gegeben ist, rechtsgültige Zritgeschäit« untereinandee abzeu Dresdner Nachrichten. 7t». Seite S. Freitag, 17. März LVN8
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)