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«k «»« dir rhrsunbllvoll» Vitt«, dal dvod>w«II«n, besten iich dt« Wftlch» J»duli»l« lelienS de« kümalichrn L>aul«s irtthrr >tkt« zu «lirrurn bau«, derselben au» in Kukuntt deioadeen »u wollen." Hieraus überreichten die Töchter der beiden Fivmcninhaber dem SSuia mit einer poetischen Ansprache jivei BlumeiibukettS, die der Ptouarch mit einigen Worten de» Danke» freundlich an- nahm. um dann. geleitet von Herrn Kommerzienrat Bienert nebst dessen Bruder, in Begleitung de» Herrn Ober- bürgermeisters Geh. Finanzrats a. D. Beutler und des Jlnaeladju- tanten Obersten v. Wilucki den Rundgang durch die Muhle anzu- treten, Zunächst besichtigt« der König eine Ausstellung verschie dener Getreidelorten in- und ausländischer Prooenieu». der «ine Sammlung aller möglichen deutschen, ösierreichisclxn, englischen, indischen, australischen und amerikanischen Münzen zur Seite gestellt war, die im Lause der Zeit in den Getreide- sacken vor-gesunden wurden: eine weitere Sammlung veran schaulichte die verschiedensten in- und ausländischen Sämereien, w« solche dem Getreide beigemcngt zu sein pslegen. Daneben hatten die im Besitze der Mühle befindlichen allen Jnnungs- vecher mit Schaumünzen, sowie die alte Innungslade der Müller- Innung nebst älteren Abbildungen der Mühle und des Planen- schen Grunde» Ausstellung gesunden, die sämtlich das besondere Interesse de» Königs wach riesen. Sodann wurden besichtigt: di« Walzenstuhlräume sür Noggenmüllerei. die Maschinen* und Kesselräum« — in letzteren erregte di« selbsttätige Feuerung der Dampfkessel namentlich die Ausmerksamkeit de» Vconarchen —; hieraus führte der Weg zur Oelmühle, durch die Speichcrräume und in die grobartig eingerichtete Weizenmühle, wo eine Kollektion von Proben der verschiedenen Mehlproduktc. Graupen, Griese ver schiede»er Stärken, Mehle, Kleie usw., zur Erläuterung des Mahl Prozesses ausgestellt >var. Hieran schloß sich eine Besichtigung der mit der Mühle verbundenen Bäckerei, die mit ihren Kucl- und Mischmaschinen den König längere Zeit fesselte. Beim Passieren der beide Gebäude verbindenden Brücke stimmte die den Hos ansüllende Schuljugend MarschnerS „Heil dir, König" an. eine Ovation, di« dem Monarchen sichtliche Freude bereitete. Nach einem längeren Aufenthalte in der Billa des Herrn .Kommerzien rats Bienert verabschiedete sich der König, während der Gesang verein der Mühle das alle Müllerlicd „Das Wandern ist des Müllers Lust" anslimmle. Herr .Kommerzienrat Bienert brachte ein Hoch aus den Monarchen a»S, in das die zahlreich versammelte Menge, die die angrenzenden Straßen weit hinein dicht erfüllte, begeistert einstimmte. — Ihre Königs Hoheit P r I n z e s s I n Ma t h i l d c ist vor gestern Abend von Wien hierher zurückgekehrt, — Wie bereits in einem Teile der Auslage deS gestrigen Blatte» gemeldet wurde, teilt die Gräfin Montignoio wegen der ungenauen, in einigen, besonders deutschen Zeitungen in den letzten Tage» erschienenen Bervssenllichungen mit. daß der sächsische Hof seit dem 1. März ihre Apanage und die Zinsen ihrer Mitgift gesperrt bade und daß sie keine Reserve an Geld besitze, da sie mit der Apanage und de» Zinsen ihrer Mitgift immer inr den Unterhalt der Prinzessin Monica gesorgt habe Sie habe niemand znm sächsischen Hose als Unterhändler geschickt, vielmehr am 28. Februar persönlich dem Könige telegraphiert, daß sic, um weitere Oesicntltchkeit zu vermeiden, bereit wäre, ihrerseits einen Vertreter zu entsenden, der dem Hote die Wahrheit über die Ver hältnisse darlegen könnte, habe aber keinerlei Antwort erhalten Sie, die Prinzessin, habe nicht die Advokaten Lachenal und Zeh,ne be auftragt. mit dem sächsischen Staalsniinsster zu unterhandeln, son dern lediglich Borschläge eiltgcgenzunehmen, da sie sich jede Ent scheidung selbst vordehalte. — Gestern früh 8 Uhr besuchte Herr Staatsminister Dr. von Seydewitz in Begleitung der Herren Geh Schulrat Dr. Kühn und Schulrat Dr. Prietzel die lV. Bürgerschule und wohnte in mehreren Klassen dem Unterrichte bei. — Dem in den Ruhestand getretenen Oberlehrer »nd Kantor Burkkardt in Rabenau ist das Albrecht-Kreuz verliehen worden. — König Friedrich Augusl hat genehmigt, daß der Anstalts- oberinspektor Clären i» Hilbersdorf den bulgarischen Zivil- vcrdicnswrden 6 Klasse annehme und trage. — Dem Ziinineunann Börner in Döbeln ist sür Errettung zweier Knaben und dem Lohgerbereibesitzcr Brumm in Glanchan sür Errettung eines Mannes vom Tode des Ertrinkens die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen worden. — Ten Inhabern der Firma Abraham Dürninger ck Co., dem Kommerzienrat GcmnseuS, sowie den Kansleulcn Feldina n n und Chris> oph, sämtlich in Hcrrnhut, ist das Prädikat „König liche Hoilieseranten" verliehen worden. — In seinem Besitztum in Kötzwheiibroda ist vorgestern nach mittag Herr Konsul Ot to Harlan im 65. Lebensjahre an Herz schlag verschieden. Der Enttchlcffene war früher Inhaber der vor mehreren Jahren in den Bankverein ansgegangenc» Banksirma Hch Wm. Bassenge L Cie., hier. Biele Jahre war er als Kvnsirl von Columbia tätig. Harlan besaß auch das Dominium UHS- nrannsdorf ln der prenß. Lausitz. Seine Beisetzung crsolgt Sonn tag mittag >2 Uhr von der Parenlalionshalle deS Aluiensüedhoses an der Chemnitzer Straße ans. — lieber den Verlauf der überaus wichtigen Angelegenheit betreffend den U el> ergang der „Dresdner Straßen- bah n" in städtischen Besitz sind wir in der Loge, unseren Lesern folgendes milzuterlen: Der von de» Stadtverordneten in der össenlüchen Sitzung vom 3. März 1904 angenommene An trag des damaligen zweiten Vizevorstehers Dr. phil. Schladebach veronlaßte den Rat. zu erwägen, in welcher Weise bei dem im Jahre 1921 bevorstehenden Ablauf der Konzession der Dresdner Straßenbahn die Interessen der Stadtgemeinde unter Berück sichtigung der Verrchrsinteresscn sciwn letzt am besten gewahrt werden, und hat zu einer umfassenden Erörterung über die zzesamtc rechtliche, finanzielle und wirtschaftliche Lage der Straßenbahnen geführt. Dies war notwendig, einmal, suni völlig klar zu sehen, ob eventuell im Wege des Prozesses eine Anfechtung der Bilanzausstellung der Straßenbahnen zu er reichen sei, dann, um die Wege kennen zu lernen, die zur Erlangung größerer Einnahmen aus den Straßentrohnen für die Stadtgemeinde gangbar leien, und endlich um einen für den Fall eines vorzciligen Ankaufes der Straßenbahnen durch die Stadt angemessenen Kaufpreis zu ermitteln. Gleichzeitig wur den die vom Aussichtsrate der „Dresdner Straßenbahn" on- geknüpflen Verhandlungen wegen Beseitigung der in der General versammlung der Aktionäre zutage getretenen Meinungsver schiedenheit der Straßenbahnverwaltung »nd des Rates über die Bilanz-Einstellungen und Dividenden-Festsetzungen der letzten Jahre fortgesetzt und in ihrem Verlaufe verschiedene Wege er örtert, aut denen das Gesamtunlernehmen der Dresdner Straßenbahn aus die Stadt übernommen werden könnte. Diese Verhandlungen haben zur Bercinl>arung eines Vertrages geführt, wonach die Dresdner Straßenbahn mit Schluß des laufenden Jahres ihr gesamles Unternehmen und Vermögen ausgibt und der Stadt Dresden gemäß tz 3t>1 des Handelsgesetzbuches über trägt. Die Stadt zahlt dafür für jede Aktie im Nomnialwerte von 1000 Mark einen Nominalwert dreiprozcntiger Dresdner Sladt- anlcihe von 2000 Mark und überdies je 65 Mark bare Zu- zalckung und zieht sofort sämtliche Aktien ein. Der Umtausch samt Zuzahlung crsolgt durch die Sladthauvtkassc oder durch die Dresdner Bank. Die Stadt hat die Wahl, anstelle von dreiprozentiger Dresdner Stadlanleihe in ebensolcher Rcichs- anleibe, Preußischen Konsols oder Sächsischer Rente zu zahlen. Der Rückkauf bczw. die Auslosung einer anszngcbendcn Stadt- anleihc wird vom Jahre 1925 ab in Aussicht genommen. Die Dividende sür 1905 ist aus 8bL Prozent des Aklien-Nominal- betrages festgestellt. Diesen Betrag garantiert die Stadt den Aktionären und zahlt ihn beim Aktien-Umtausch« aus. Der Auf- sichtSrat, der Vorstand und die beteiligten Beamten erbalten für 1905 Tantiemen nach den bisherigen Grundsätzen. Dem Rate steht schon im lausenden Jahre das Recht der Michereinsicht »nd der Vertretung' in den Sitzungen des Aufsichlsrates zu. Alle vertragsmäßigen Verpflichtungen der Stvaßenbahngescllschaft werden von der Staotgemeinve übernommen. Der Rat lmt den von einem besonderen gemischten Ausschüsse vorbcratenen Vertragsentwurf am 11. d. Mts. in anßerordcnilicher Gesamt sitzung noch mehrstündiger Beratung einstimmig genehmigt und unter Vorbehalt der Entschließung über die näheren Be- stimmungen über die auszuuchmendc Anleihe im einzelnen b«- ichlossen: s) dos gesamte Unternehmen der Dresdner Straßen bahn aus Grund des Vertragsentwurfes gegen Gewährung einer dreiprozcntigen Rente auf 200 Prozent Nominal unter Zu- ^chlnng eines Betrages von 65 Mark für jede Aktie für Ende 1906 z» übernehmen: Kj für die Verivallnng der städtischen Straßenbahn alsbald statutarische Vorschriften z» erlassen, noch denen ein« von dem städtischen Budget gesonderte Verwaltung gesichert und die Rechtsverhältnisse der Angestellten und Ar beiter in dem Sinn« geordnet werden, daß auf längere Jahre hinan» die Verhältnisse, wie sie in der bisherigen Erwerbs- äejeUschaft bestehen, im wesentlichen beibehalten werden: oj für die auszunehmende Straßenvah»o»l«ihe unter Vorbehalt der Be- stinimung des Gesamlbelraaes und des Zinsfüße» — 3 Prozent oder Shh Prozent — zu bestimme», daß sie erst vom 1. Oktober 1S25 an »nd dann in längsten» 60 Jahren tilgbar sein soll, und zwar durch Rückkauf oder Auslosung, je nach der Wahl des Rate» und ckj bis Ende 1909 keine Reingewinne des Straßen- bcchnunteruchmens in daL Budget einzustellen, sie vielmehr in einem besonderen NücklaaesondS a»zu!al»i»eln. — AuS Anlaß des Besuches des Königs im Plauenschen Grunde sollen von 13 industriellen Betrieben des dortigen Be- zirks insgesamt 182 000 Mark sür Arbeiterwohlsahrts» Einrichtungen gestiftet worden sein. — Zum Beile» derPri >, z Johann Georg-Stiftung findet im Spälsrülijakr dieses Jahres voraussichtlich tm König!. Palaisgarteü zu Dresden ein großes Parktest statt. — Die H a » p I v er i a ni in l » n g der Zentrale sür Jugendfürsorge findet heule abend 8 /«Uhr in der Geschäfts stelle, Marienitraße 22. I.. stait. Aus der Tagesordnung steht außer Einzelheiten zu dem bereits gedruckt vorliegenden Geschäfts bericht und Besprechung desselben die brennende Frage der Für sorge sür die „halben Kräfte", zu der Herr Pfarrer Mätzvld das einleitende Referat übernommen hat. Alle, denen die Jugend und die Not der „halben Kräfte" am Heizen liegt, werden hierzu eingeladen. — Einem Postst'kretnr in Chemnitz, der sich seit 40 Jahren im Staatsdienste befindet und demnächtt in den Ruhestand zu treten gedenkt, war neulich vom König das Ritterkreuz 2. Klasse des A I b re ch tS o rd c ii s verliehe» worden. Dieser Tage sollte dem Pvslsekretär in dem betreffenden Pvstanstaltsgebände vor den versammelten Beamten »nd Unterbcamlen der Orden überreicht werden, der Beamte weigerte sich iedoch entschieden, die Aus zeichnung anziinebinen, und gab als Grund sür die Ablehnung a», daß er dein Staate viele Jahre hindurch treue Dienste geleistet habe, er sei auch dafür bezahlt worden, eine Auszeichnung aber nehme er nicht an. Alle späteren Versuche, ihn von dieser Ansicht abznbringcn, sind an dem beharrlichen Sinn des Beamten gcichcitert. — Die Untersuchung gegen bas Mördcrpciar Reu mann in Plauen i. V. erstreckt sich bis nach Oelsnih. Die beiden Verbrecher sind am 14. Februar in Oelsnitz gewesen, wo am gedachten Tage Biehmarkt statlsand, und haben in einem Materialwarengesckäfte gestoßenen Pfeffer verlangt. Weiter ist festgestellt worden, daß Reumann sen. und jun. am 14. Febr. in dem an der Cbadlyrcnze gelegenen Tnrnballen-Nestanrant eingckehrt sind, dort Bier getrunken und sich beim Wirte an- gelegentlichst erkundigt haben, ob viel Bauern vorüber und zum Biehmarkle gegangen wären. Der Wir! hat am Montag die ihm in Plauen geschlossen vorgeführlen Verbrecher bestimmt als diejenigen wiedercrkannt, welche am 14. Februar seine Gäste waren. Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Diejenigen, welche den am 1. d. Mts. fällig gewesenen ersten Termin der Gemeindegrundsteuer für vas Jahr 1905 noch nicht entrichtet haben, werden darauf aufmerksam gemacht, daß dieser Termin bis längstens den 21. d. Mts. im Stadt- steneramle B zu bezahlen ist und daß nach Ablauf dieser Frist das geordnete Einziehungsvcrsahrcn beginnt. Ter russisch-japanische Krieg. Nach ^iner Petersburger Meldung der „Köln. Ztg." wurde in Zarskoje Selo nnter Vorsitz des Zaren über die Fv r t s e tz ii n g des Krieges beraten. Es verlautet, daß die energische Fortfüh rung beschlossen sei. Man werde eine neue Armee von -loüOOO Mann ausftellcn »nd die dezimierten Truppenteile auf dem Kriegs schauplätze ergänzen. Die neue Armee soll ans aktiven Linien- kcrittruppcn, lauter junger Mannschast, gebildet und durch Cin- bsrnsnng der Reserven ergänzt werden. Im wesentlichen werden die neue» Nachschübe ans Jnsanlerie und Artillerie bestehen, da für die Kavallerie sich im Gelände des Kriegsschauplatzes nur ge ringe Verwendung biete. Die Garde-Fcidartillerie soll ebenfalls zur Entsendung bestimmt »nd auch für die Flotte neue Anordnun gen getroffen sein. Der neuernannte Stabschef der mandschurischen Armec General S u cb o m l i n o w gilt als einer der hervorragend sten der jüngeren russischen Generale. Man nannte ihn sogar als Nachfolger des Oberbefehlhabers Kuropalkin, dessen Abberufung trotz des mächtigen Einflusses zu seinen grinsten dennoch in Kürze zu erwarte» ist. da der Kricgsniinister Sacharow, Drngomirow, Gnpenberg, Alezejcsf und andere aus seine Abberufung drängen sollen. Der See fordert sein Opfer! Daß Großfürst Niko laus N i k o l a j cw i t s ch sein Nachfolger werden solle, wird zwar erzählt, aber in sonst gut lmterrichteten Kreisen nicht als wahrscheinlich angenommen. General Grodekow, der sich mährend des chinesischen Feldzuges als Generalgouverneur des Amurgcbietes hervorgetan hat, wird als für den Overckefehlshaber- poste» eigentlich zu alt bezeichnet. General Nogi und seinen Veteranen von Port Arthur wird in den Berichte» der pipanischen Kricqskorrcspondenten der Löwenanteil des Rubines der Einncihme von Mulden zugeschrieben. Nogi schlug zahlreiche Gegenangriffe der Russen zurück, und eine verhältnismäßig kleine Abteilung seiner Trnppen schlug eine ganze rninichc Division in die Flucht. Nogis Soldaten sagen, im Ver gleich mit dem, was sie vor Port Arthur zu leisten hatten, seien die Kämpfe um Mulden weiter nichts als ein Jeldmcuiöver gewesen. Ei» neuer Skandal ist in Moskau anfgedeckt worden. Es wurde sksigestellt, daß mehrere Beanilc die Frachtscheine für die freie Beförderung von milde» Gaben für das Rote Kreuz an Knnfleute verhandelten. Infolgedessen blieben die Gaben für das Rote Kreuz liegen und wurden initerscblagen, während an ihrer Stelle Kaufmannsgntcr nach der Mandschurei befördert wur de», die sonst nicht zum Transport angenommen worden wären. Der Umfang dieser neuen Schwindeleien ist »och nicht bekannt. Einer der schuldigen Beamten ist bereits überführt und aus dem Dienst entlassen worden. Zur Laste in NichlmiÄ. Nach einer Meldung der „Petersburger Telegraphen Agentur" aus BijSk lGouveruement Tomskj sind die Gerüchte über Unruhen unter den Eingeborenen des Altai Gebirges völlig unbegründet. Zur Verhaftung des Kaiserpagen schreibt der Petersburger Berichterstatter der „Boss. Ztg.": Auch wenn der Dementier-Apparat meine Nachricht, der Kafferpage W. sei wegen politischer Vergehen verl-aslel, dann aber für geisteskrank erklärt worden, als unrichtig bezeichnen sollte, würde ich kein Wort davon zurücknehmen, vielmehr möchte ich zur Beleuchtung der Schwere des Falles folgendes hinzusügen: Die Zöglinge des Pagcnkorps sind ausschließlich Adelige, Sie sind Sohne hochgestellter Ossi ziere und Beamten. Sic empfangen eine äbnliche Ausbildung, wie sie unsere preußisclsen Kadetten erfahren. Die beiden obersten Jahrgänge des russischen Pagenkorps tun ebenso, wie die adelige» Selektaner und Primaner aus Groß-Lichterseldc Dienst im kaiserlichen Schloß, jedoch nicht lediglich bei Festlichkeiten, sondern seit etlva drei Jahren auch als Wache in den inneren Gemächern der kaiserlichen Familie. Der beste Schiller vom ältesten Jahr gang wird zum „Feldwebel" ernannt und erhält dadurch den persönlichen Dienst beim Zaren. Es läßt sich denken, daß die Auswahl dieses „Feldwebels" nicht allein abhängig ist von guten, wissenschaftlichen Leistungen, sondern wohl weit mehr von der Familie und der Kinderstube. Um so größer« Bedeutung hat der Vorgang, der denjungen Mann als Anarchisten oder Revo lutionär entlarvte. Welche Gärung muß in den Familien der höchsten Aristokratie herrschen, wenn selbst der Kaiserpagc sich dazu hergeben kann, sich an einer VcriäMörung gegen die Per son des Zaren zu beteiligen und selbst die Vorbereitungen zu einem Anschläge zu treffen! Tenn daraus zielte nach ollen mir gewordenen Mitteilungen die Tätigkeit des jungen Mannes ab. Großfürst Konstantin hat in seiner Eigenschast als Leiter des Militär-Erziehungs- und Bildungswcsens die Untersuchung des Falles in die Hand genommen. Aus St. Petersburg, 12. März, schreibt man der „Schles. Ztg.": Die gegenwärtig in vielen Teile» Rußlands beginnenden Agrarunruhen können nicht ernst genug ansgcfaßt werden. Allerdings fanden bereits ähnliche Unruhen zuletzt im Jahre 1902 insbesondere im Goilveriieinent Poltawa stall, doch lassen sie sich weder nach ihrem Umfange noch noch ihrer Heftigkeit mit den jetzigen vergleichen. Die in ganz Rußland herrschende Not ia Verbindulig mit einer fortgesetzten Agitation seitens der revolu tionären Partei hat die Bauernbevölkerung aufsässig gewacht Di« Bauern halten sich jetzt für die gesetzmäßigen Herren des Landes und verfahren hiernach ganz eigenmächtig mit dem Be sitze der Gutsbesitzer. Jeder Versuch, ihnen «nlgegenzutret«». wird von den Bauern mit Geivalt Niedergedrückt. Aus dem Gou vernement Milchst erhalte ich soeben hierüber folgend« Nach richt: „Tie Bauern holzen die Wälder ab und nehme» hierbei nicht die geringste Rücksicht aus etwaigen Widerspruch der bc- treffenden Besitzer. Das gefällte Holz vcrkausen sie zum Spott- preise an jüdische Händler. Die Polizei, sowie die Truppen «rer- hasten sich hierzu völlig passiv. Es macht sogar den Anschein, als ob die Behörde diese Unruhen nicht ganz »»gerne sähe, weil aus diese Weise die allgemeine Aufmerksamkeit von anderen für die Negierung noch heikleren Angelegenheiten aogelenkt wird. Auf die Bitte eines Gutsbesitzers der dortigen Gegend an die Orlspolizci um Hilfe wnrde seitens des Vorstandes abschlägig geantwortet mit dem .Hinweise, weswegen sich die Gutsbesitzer letzt a» die „abgelebte, verfaulte" Regierung wenden?" Allgc- mein wird befürchtet, daß die Unruhen mit dem Hcrannahcn des Frühjahres noch weit größere Dimensionen annchnicn werden. TigesneWchte. Zur Stndentcuiagiing in Effcnach wird der „Post" geschrieben: Der Eindruck, welchen das kaiser liche Antwort-Telegramm auf die in Eisenach versammelten Ver treter der dcnlschen Slndentenschast gemacht Hai, die dein obersten Schirmberrn des Reiches w-t der frische» .Begeisterung vom Jngendscner dnrchglühter Herzen ihre Huldigung telegraphisch entboten hatten, war lein erhebender. Das wird von verschiede nen Blättern Hervorgebobe». 'Der Ton der Antwort, heißt eS, wäre zu kühl »nd korrekt gewesen, jedensalls ganz anders, wie ihn die jungen, vom Üsewußtsein ihres guten Rechtes erfüllten Musen- söhnc crwartel hätten. Bei der ganzen Nattir des Kaisers hätten sie ans ein Wort der Anerkennung »nd Ermutigung gerechnet, statt dessen sei ihnen aber ein »»ucrkcnnbar deuliicheL Mvnitum zu teil geworden, wenn auch in etwas umhüllter Form. Einige Organe meinen, aus den Zeilen spreche zu sehr der bureaukralisch- kiihle Ton der Kreise des Kiiltnsmimsteriums, die von vorn herein die Sache so ungeschickt ausaßten und an dem Auswachsen der ursprünglich lokalen Angelegenheit zu einer allgemeinen dcnlschen Hochschiilbewegnng die ganze Schuld tragen. Bon dieser Seite aus scheine der Landesherr recht einseitig informiert zu sein. Wir lassen diese Vermutung dahingestellt, möchten aber daran erinnern, daß im Abgeordnelenhause gerade die Vertreter der sich liberal nennenden Parteien im 'Vergleiche zur Haltung der meisten liberalen Blätter einfach umsielen und erklärten, gegen die konfessionellen Verbindungen dürsten die Studenten freilich auch nicht unduldsam sein, denn das vertrage sich ebenfalls nicht mit dem Begriffe der akademischen Freiheit. Und doch ist es ein völliger Nonsens, wenn die Toleranz so weit ausgedehnt werden soll, daß auch die erklärten Feinde jeder Toleranz toleriert 'werden sollen, wenn die Freiheit darin bestehen soll, daß man auch den geschworenen Feinden ieder geistigen Freiheit volle Unbeschränkt- keii läßt für ihre Anschläge gegen alle Regungen wahrer Geistes- frciheit. Wenn liberale Parteimänner im Parlament dem Zenirum gegenüber solcbp Konnivenz zeigen zu tollen meinten, so soll man mit den mehr oder weniger offenen Borwürfe» gegen den Monarchen, der über den Parteien stehen und den direkten persönlichen Eingriff i» parteiische Meiuunaskämpse vermeiden muß, doch etwas zurückhaltender sein. Wir stehen nicht an, zu bemerken, daß es unserer Meinung nach nur erfreulich gewesen wäre, wenn der Ton der kaiserlichen Antwort auf das Gelöbnis unwandelbarer Treue seiieus der Vertreter der begeistert uni das Banner der von ihnen hoch gehaltenen Ideale gescharten deutschen Studenten um ein paar Grad wärmer gewesen wäre. Aber weiter soll man auch nicht gehen. Man muß die ganze studentische Beweg»»» mit den rechten Augen onschen. Wer nur durch die biircankralische Brille blickt, der muß zu ganz verkehrten Anschauungen kommen, dem kommt das ganze Beginnen wie eine An Rebellion vor, eine Auflehnung gegen die akademischen Be hörden und ein Versuch, durch Demonstrationen, passiven Trotz und Resolutionen die Zurücknahme von Strafen, welch« die akademischen Behörden verhängten, zu erzwingen. Es handelt sich aber nicht um Beamte oder Angestellte, welche bestimmt vorgcschriebene Pflichten zu erfüllen haben, oder um durch Ec- fahrung im praktischen Leben gereifte, das Leben nüchtern und 'realistisch ansehende Männer, sondern um Jünglinge, die noch mitten im Kampfe um die Weltanschauung stehen, decken Brust schwillt von „branscndcni Freiheitsdrang" und die Welt und Menschen noch ganz im Lichte des jugendlichen Idealismus sehen; Jugend, so frisch und fröhlich, mit allen schönen Vorzügen und leicht verzeihlichen Schwächen ihres Alters, wie sie Schiller im „Wollenstem" so treffend gekennzeichnet hat als „schnell fertig mit dem Wort, das schwer sich handhabt wie des Messers Schneide", von der es weiter beißt: „Aus ihrem heißen Kopse nimmt sie keck der Dinge Maß, die nur sich selber richten." Dazu kommt, daß diesen jugendlich-frischen und fröhlichen Elementen für die Zeit ihres Studiums das denkbar weitgehendste Maß von Freiheit eingeräumt wird, volle Freiheit in der. Wahl der Hochschule, der Lehrer, der Zahl und Art von Vorlesungen, de» Arbeitens oder des Bummelns, des korpe"ativen Ziiiammen- schlusscs usw. Gerade in der Freiheit soll die Jugend sich recht bewähren lernen nach dem harten Zwange des Pennalismus: hier soll die schäumende Jugendkraft sich gewissermaßen auS- toben »nd sich die Charakenestigkeit ausbilden, an der sich Spre» vom Korn sondert. Haben wir einmal diese ausgedehnte akade mische Freiheit und halten wir sic für Mt und nützlich sür unsere Jugend, dann wollen wir uns doch auch nicht gleich wundern und entsetzen, wenn die Jugend sic min einmal in ernsteren An gelegenheiten anwendet als zu ziemlich harmlosen Bierulken, lind gerade die akademisch gebildeten Kreise, ob alt oder gung. müßten unschwer ausnahmslos den rechten Standpiinkl dieser Bewegung gegenüber gewinnen können, und wären sie noch so lange in Amt und Würden und an des „Dienstes ewig gleich gestellte Uhr" gewöhnt. Sie hoben doch auch einmal gesungen: „Allein das rechte Burschenhcrz kann nimmermehr erkalten", und die Erinne rung an jene „kraslgeschwelllc Zeiw ist ihnen gewiß noch nickt ganz erstorben, als sie Sinn und Verständnis hatten für, wie Eichcndorsf saqt, ,,Studenten. Soldaten, Jäger und alles, was juna ist". Mit studcnlijchen Augen will diese Bewegung an- geseyen sein, nicht durch bureaukratische Brillengläser. Dann mir kann sie recht verstanden und beurteilt werden. Wäre das von vrrnherein überall geschehen, so hotten wir schwerlich eine so ausgedehnte Bewegung und Beunruhigung gcieben, nach der es wirklich scheinen könnt«, als sei die akademische Freiheit in Gefahr, als sei gleichsam schon die Axt an ihre Wurzeln gelegt. Mit dem Geiste der akademischen Freiheit verträgt es sich ganz »no gar nicht, wenn sich Korporationen bilden, die ikren Mit gliedern keine freie Entwicklung, kein selbständiges Erkämvfen einer Weltanschanuna gestatten wollen, sondern sie ängstlich am Gängclbande halten, damit sie nicht über den Kiwis einer eng liingrenztc» Erkenntnis hinausdringen. Darum wendet sich die Studentenschaft mir Recht gegen solche Verbindungen, welche am Engherzigkeit »nd Geisteszwaiig gegründet sind, die das Wesen der akademischen Frciheit für einen großen Kreis von akademischen Bürgern vernickle». Au» Dcutsch-Südwestafrika. Nach einer Viel dang des Generals v. Trotha vom 14. März ritt Oberleutnant Gral v. Schweinitz am 17. Januar von Otjimbinde über Otjosondio» zur Aufklärung des Sandscldcs in Richtung Buschma»n°Pnt8 am Omuramba ab und erreichte am 1. März Grootfontein. Er stellte 40 Kilometer östlich Otjituo eine Hererobandc mit Pferden, Vieh und Gewehren fest. Hauptmann v. Horn- Hardt, der ans Rictsoiiteiu vorgcstoßen war, fand die dortige Gegend vom Feinde frei und kehrte nach Gobabis zurück. Im Hcrcrolandc ist nnnmehr folgende Stations- besatzung in Kraft getreten: Ltjimbinde 11. Kompagnie, 6. Batterie, Epukiro 9. Kompagnie, Hälfte 4. Batterie, Goba bis 1. und 4. Kompagnie, Hälfte 4. Batterie, 2 Maschinen-Kanoneu, KowaS. 7. Kompagnie, Otjibangwe 5. Kompagnie. In, Bezirk Grvot'onlei» 3. und 10. Koiiwagnie, Halbbatterie Madai, in Watcrberg 8. Kompagnie, Oittjo 6. Kompagnie, sämtlich vom I. Feld-Regiment. In Olicnandii, Owirokorero, Otjosasu, Gr. Barmen, Otjinibingue und Omaruru befinden sich Elappen- truppen. . Im Süden haben sich die bisherigen Nachrichten von einem Abzüge der Witbois in südlicher Richtung nur teilweisc bestätigt. Di« Verfolgung der Hollelltotteubaüde. di, «w» ss «