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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050317011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905031701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905031701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-17
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.03.1905
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Verugrgedüdr: «ntErlt« »«»»'> de««»«»» «etmalster Zu»ra«uu, »unt unter, V«I«« !»»>»»« «nt «»»,». «, Lnnn- und Montaan, nur eininav »MI »ov> > tuntau»n>»rtt»e»om. mtMontn , MI. de« » M» »v BI. vet einmall««» ünliellun, »urch di« HjollSMt. «odn»vellell,«U». Im««»- laut mit tnllvrntciltem Zutchlaue. N aittr«» aller Sntlet u. ONginal- MtileUun,», nur mU deulttiber OueUenanaad« I.Dretd Naitr") »la<tl». v!aldlr«,N<d« Lanorar- «nivrüit» dletdeu uiiberückNLIiit; «wverlanat« Monuikmii« »»erd» utL» ausdewatrt. »«l»»ra«m->tr»lle: «achrichee» »r,«»«» /snreigen-csrlf. »nnaln«, »«, >»kli«tt,un,«n btt nachn>Ma«» » llkr Lonn- un« Veleilaa» nur Marienltrain n» van N dt» '/«i Ub> Di« l !o»tiste lltrunu- «rUe Ica. « Stldeni so Bla., U„- Iünti,u»,kn nui der Vnvallcue Zkttk «bLta: die ripalliac Lelic aui Text, leite so Ltg. al« Sinueiantt Zeile w D;g Ln »nmuiern «ach «onn- und »eiertagcn i wattige ijimndteile »v Li«., aui Lrivalieüe «o Li,. rtvallcge Zeile aui Dertieite und al» <kin»eta>idi so Ltg. AurwüitiaeAui- «räae nur ,eaen Loiau«dc«ul»lun,. veleidlütler werden mit »a Pi, tereLiiet. »erntvretbanILlut: «urt I «r. U und Sir. Lt»VL Ssü« äsLsim! ZsattLSs-LLZsi': aiöoknei-. Ii'orL86l»rlt.l8-^ulmv ke^nr-MItE k'on» nar 2»D lllnrli franlt«. Wenn nilkt. zelLIkt, ^ur^ckn»kme. V>U L Xin»Ne'u lnu »,«, k'ri ^lr. Wie« kvU'. 2. t» jecter Xrl »r», <!on kstteutencieron ütuetiüttso «ivn io- uocl ^ Xusluaciv» «mpkstilsi, tu rslvbbultteor -tuscvskl -ck ^ 1VIIK. lillll 8ttl»N, Xvoixl. ttoflistfoi-.intov, ^ Ä II. bsri»»t»r«»el»nlvll« I. VV8I. A KUMM! «» »»»» Lctriliucti«, PIntte». Scdnvr«, Ikluie, Xlnppeu, Untier, Vulre«, »»«ie ^sUö AirscdinövbküLi'sr-^rttlle! «ie; 8:->stIdi>ct>ren-p»ci,un,en, 8-tb«Iiitc-r, Vu»»ee«t»n<t»n.>i>ser, d^n»cdine»üie lietirn in dealen ijuiiiliilea di»i,it «o «tetoil 6L//77/7?/- L7. L'OM/rSFE Ikeinkarck Stiekler L kffttxer. Vfescken.Vettinerstr.lö 2ur VLL'WrvüüMNLsLm' bsi Krvuckaonvo »nck liincisrn nirul <i>« deiliiimten UoZi^inkrlrrrt «Lkit r,No Vsrw^k-Km^trpr »di,»»t,t »ielier vv>uil:kt^n, «1;s Liivrkannt vncl I^Srpsr un»,!»Sl1Iic^tn» »oxovetim «rnTuoekmon. DE' Vvrnan«H 8slWW§-KMkk8, lei 8. ^ §Ni»i>tiI' 2i>s dkiitsch-rujsischc BerlMtnis. rii»ngst>e>uch in dcr Hvsmülilc, Dresdner Strciilenbe.lin, Pwtest- Mulmabliche Wittcniiig.l fI, 1l »t» » » a verjammlunü der Gastwirte. Eisenncher Studentcntac,. Deutsai-lisndweslasnka. Prvzctz v. <Lydow. LLarm, veränderlich.! » v» »» » ^ 4 Das deutsch-russische Verhältnis ist vmgcslern irn Reichstage van dem Reichskanzler Grafen Bülow abermals auf Grund einer sozialdemokratischen Provoka tion in dein von ihm i» letzter Zeit an derselben Stelle wiederholt betonicn Sinne eines sehr herzlichen und freundschaftlichen Ein vernehmens zur Sprache gebracht worden. Dir nationale öffent liche Meinung im Reiche, die für die Verdienste des Grafen Bülow um die Äufrechterhnllung guter Beziehungen zu Russland volles Verständnis besitzt, wird sich namentlich sympathisch berührt fühlen durch die freimütige und überzeugt warmherzige Art, wie der oberste verantwortliche Leiter der Reichsgcschäfte bei der Gelegenheit die unübertreffliche Meisterschaft der BiSmarckschen Politik gerade auf diesem Gebiet in das rechte Licht zn nicken be strebt war. Wenn in dem steten Wandel und Wechsel des öfscnt- lichen Lebens überhaupt von einem eisernen Bestände an leitenden Grundsätzen gesprochen werden kann, so trisst das in erster Linie auf die dauernd vorbildliche Art zu, wie der Altreichskanzler unser srcundnachbarliches Verhältnis zum Zarenreiche gehegt und ge pflegt hat als einen kostbaren nationalen Schatz, dessen richtige Hut unS nirgends irgendwelche Einbuhe an eigener Ehre und Würde zumutet, wohl aber unsere realen vaterländischen Interessen in mannigfacher Hinsicht sehr wesentlich stützt und fördert. Was Fürst Bismarck hier geschaffen hat, das steht in der Tat, wie Graf Bülow kühl abweisend erklärte, über einer so fragwürdigen Kritik, wie sie sich von phgmäischer sozialdemokratischer Seite an den größten Meister der auswärtigen Politik heranwagt, und der gegenwärtige Kanzler hat durch die konsequente Bewahrung gerade dieses Teiles der Bismarckschen Erbschaft in besonders hervor ragendem Maße seine gereiste und tiefgründige Auffassung als weitblickender Staatsmann, Diplomat und Politiker bekundet. Die Station ist ihm dafür zweifellos zu einem Danke verpflichtet, desseu Umsang sich vielleicht erst später in kritischen Zeitläuften voll wird ermessen lassen. DaS erneute energische Eintreten des Grafen Vü!ow für Ruß land vor vcricimmeltem Reichstage muß in seinem moralischen Eindrücke um so stärker wirken, je offener und unzweideutiger sich die hinterhältigen Bestrebungen in den deuischfeindlichen Lagen, deS Auslandes, die aus die Aussaat von Mißtrauen und Ver hetzung zwischen Berlin und Petersburg abzielen, in jüngster Zeit in den Vordergrund gedrängt haben. Ein besonders krasser und bösartiger Fall dieser Art ist soeben ans seiten des galizischen Pvlentums vorgckommen. desselben Palentums, das über ein ein faches historisches Zitat dcS Freihcrrn von Rhcinbaben so mächtig in Harnisch geriet, daß es sogar den Wiener diplomatischen Appa rat wegen einer tatsächlich ganz unanfechtbaren und rein sachlich gehaltenen Aeußenuig gegen Berlin i» Bewegung setzte. Als Gegenstück hierzu hat sich ein gewisser Graf Tarnowski, Präsident der Krakauer Akademie der Wissenschaften und Mitglied des öster reichischen Herrenhauses, die Freiheit genommen, in einer öffentlich gehaltenen Rede die preußische Regierung direkt zu beschuldigen, daß sic durch ihre Agenten die aufständische Bewegung in Russisch- Polen schüre, um einen Borwand zum Einmarsch in jenes Gebiet zu erlangen und dann später dessen Abtretung von Rußland zu fordern. Es seien sogar schon Karten in Umlauf, ans denen man den erhofften Gang der Ereignisse vorweg genommen und die Grenzenändcrung eingetragen habe. So sei die angeblich preußisch- deutsche Freundschaft für Rußland beschaffen! Die „Nordd, Allgcm. Ztg." hat Anlaß genommen, das windige, aber von äußerster natio naler Gehässigkeit zeugende Gerede des polnisch-galizischen Grafen in dem überlegenen Tone einer verdienten Zurechtweisung an den Pran ger zu stellen. Die Angelegenheit wirft in jedem Falle ein scharfes Schlaglicht aus die Skrupellosigkeit in der Auswahl der Mittel, die den aus eine deutsch-russische Entfremdung hinarbeitonden Elementen eigen ist. Dabei dürfen wir keinen Augenblick ver gessen, und der Reichskanzler hob das auch mit gebührendem Nachdrucke hervor, daß die neuerdings vollzogene Annäherung zwischen Frankreich und England de» französisch-russischen Z »eibnnd durchaus nicht aus der internationalen Gruppie rung der Mächte endgültig ausgeschaltet hat. Zwar ist in den gegenwärtigen Zeitläuften eine stärkere Abflauung der franzö sischen Begeisterung für den Zwcibund unverkennbar in die Er- jclzeinung getreten. Dos hat aber lediglich darin seinen Grund, daß das Zarenreich aus Wegen wandelt, die den Zielen der französischen Revanchepolitik gegenüber Deutschland direkt ent gegengesetzt sind. Frankreich fürchtet zudem von einem weiteren Umsichgreifen dcS osbasiatischen Brandes Gesahr für seinen eigenen dortigen Besitzstand, und gleichzeitig sind die großkapitalistischen Kreise der Republik verstimmt über die drohende finanzielle Schwächung ihres Hauptschnldners, von dem etwa 9 Milliarden russischer Anleihe aus dem französischen Geldmärkte untergebracht sind. Die Pariser Hochfinanz hält jetzt vor den neuen russischen Anleiheversuchcn die Taschen krampfhaft zugeknöpft und will partout nichts herausrückcn, ehe nicht der Zar sich zum Frieden entschließt. DaS Regierungsblatt „Temps" hat einen viel bemerkten Artikel veröffentlicht, dessen Hauptinhalt in einem Ver- gleiche zwischen der jetzigen Lage Rußlands und derjenigen Frank reichs im Jahre 1870 besteht. Frankreich habe damals den Heimatboden Schritt für Schritt verteidigt, die Mandschurei dagegen I«i fremdes Land und folglich nicht die ungeheuren Opfer wert. Rußland solle schleunigst Frieden schließen und Korea ruhig den Japanern überlassen; das übrige .werde sich dann schon finden". Ferner wird ongcdcutet, daß der Friedensschluß auch um deswillen wünschenswert sei, weil andernfalls die französisch« Ncgiernng Mühe haben werde, den Fortbestand des Zweibundes gegen den sozialistischen Ansturm zu verteidigen. Trotzdem dürfen wir unS darüber nicht täuschen, daß dies« ganze Mißstimmung der leitenden sranzösiscl»«» Kreise gegen den Zweibnnd sofort »erflogen wäre und olle ibm jetzt aiffs Konto gesetzten Sünden auf der Stelle bedingungslose Vergebniig finden imirdcn, falls sich das Petersburger Kabinett entschließen könnte, dem eigentliclien Zwecke, zn dem der Zweibund seinerzeit ge gründet wurde, gerecht zu werden und sich zum Werkzeuge der französischen Revanchclust gegenüber Deutschland zu machen. Auf- gegeben l>at man am Ouay d Orsay in Paris die Hoffnung auf die schließliche Verwirklichung dieses Gedankens durchaus noch nicht. Herr Delcaffö ist vielmehr still, aber emsig beflissen, im Verein mit gleichgesinnte» Londoner Diplomaten uno Staats männern das französisch-englische Bündnis mit der französisch- russischen Allianz zu verschmelzen und so einen neuen Dreibund zu stände zu bringen, dessen nächstes Ziel die völlige Isolierung des Deutschen Reiches in der hohen Politik bildet. Die Frage ist also für uns dahin zu stellen: „Haben wir Grund, zu fürchten, daß sich früher oder später in Rußland eine Wandlung im deutschfeindlichen Sinne vollziehen könnte?" Die Antworl lautet, daß eine solche Gefahr i» eben dem Maße in immer weitere Ferne rückt, je weniger wir der russischen Regierung und dem russischen Volke Anlaß geben, an unserer ehrlichen Maklcrpolitik gegenüber dem Zarenreiche, an unserer aufrichtigen und loyalen srenndnachbarlichen Ge sinnung für Rußland zu zweifeln. Von diesem Gesichtspunkt« ans betrachtet, war cs ein goldenes Wort, das Kaiser Wilhelm II. prägte: „Rußlands Trauer ist Deutschlands Trauer!" Genau demselben Boden der herzlichsten nationalen Wertschätzung sind die vorgestrigen, mit lebhaftem Beifall ausgenommenen Er klärungen des Grasen Bülow über unsere amtlichen Beziehungen zn Rußland entsprossen, die in der feierlichen Versicherung gipfeln, daß wir die russischen Schwierigkeiten -nimmermehr benutzen werden, um uns Rußland unbequem zu machen, und daß wir unser Verhältnis zu Rußland auch weiter auf das sorgfältigste pflegen werden, ohne uns zum Zarenreiche in einen Gegensatz bringen zu lassen, „für den nicht das geringste reale deutsche Interesse vorhanden ist". Di« gesamte nationale öffentliche Meinung in Deutschland steht einmütig hinter der rnffcnfteundlichen Politik des Grafen Bülow. Nur die Sozialdemokratie hält sich abseits und unterstützt durch eine wilde, jedes Maß überschreitende Hetze sowohl gegen den Zaren und seine Dynastie persönlich, wie gegen die gesamt« russische Staatsordnung die deutschfeindlichen Zirkel der oben gekennzeichneien Elemente, die Feindschaft zwilchen den beiden Nachbarreichen zu säen bemüht sind. Diesen revolutionären Fanatikern, deren Häuptling Bebel in Amsterdam seinem eigenen Vaterland« ein französisches Sedan an den Ha!s gewünscht und soeben noch den Vorzug genossen bat. im eng lischen Parlament als Kronzeuge für die „englandfeindliche" Tendenz der deutschen Flottenverstärkung zitiert zu werden, hat Gras Bülow im Reichstage mit kühnem Griffe die Maske vom Gesicht gerissen, indem er es ohne Umschweife offen heraus sagte, daß „die deutsche Sozialdemokratie einen Krieg mit Rußland wünscht, um an dem Brande ihre Partrltöpfe zu kochen". Sicherlich wird es in Petersburg verstanden und dankbar emp funden werden, daß der höchste verantwortliche Beamte des befreundeten Deutschen Reiches gerade im gegenwärtigen Augen blicke in die dunkelsten Winkel der sozialdemokratischen ^res;Hetze gegen Rußland so scharf und unerbittlich hincingcleuchtet und die Anstifter und Drahtzieher dieses vom nationalen Standpunkte auS im höchsten Grade verwerflichen Treibens in chrer ganzen Glorie vor aller Welt gezeigt l-at. Der Abgeordnete Bebel hatte bei einer früheren Gelegenheit im Reichstage selbst ganz un verhohlen geäußert, daß die Früchte eines großen europäischen Krieges in erster Linie die internationale Sozialdemokratie davontragen würde. Das gilt natürlich nicht nur für Deutsch land, sondern auch für diejenigen Mächte, die aus unver nünftigem Haffe gegen Deutschland den Frieden stören möchten. Aras Bülow erklärte damals in seiner Erwiderung die Bcbcl- sche Auffassung für richtig und erblickte darin einen Grund mehr für die Berechtigung seiner Hoffnung, daß die Negierun gen aller großen Länder festhaltcn würden an ihrer jetzigen ruhigen und besonnenen Friedenspolitik, für die ein festes deutsch-russisches Einverständnis die zuverlässigste Grundlage bildet. Neueste Drahtmelduuaen vom 16. März. Deutscher Reichstag. Berlin. sPrio.-Tel.) Die Beratung des Etats des Reichskanzlers und der Reichskanzlei wird fort gesetzt. — Abg. Bebel sSoz.j: Graf Rcventlow habe jede Raffenvcrmischung von Europäern und Eingeborenen in Afrika, verurteilt. Als Antisemit wolle er wohl auch die Mischlinge von Germanen und Juden durch Feuer und Schwert vernich ten! lHeilerkcft.I Ta würde freilich auch ein guter Teil deutschen Adels verschwinden, der ja bisher nichts gegen eine Vermischiiiig mit reichen Judentöchlern gehabt habe. sHciiee- keit.s Vielleicht sei Gras Reventlow selber nicht ganz gci manischen Geblütes. Redner verurteilt dann scharf die pr.u bische Polenpolitik und den Nuffenknrs. Die Berufung au> den Fürsten Bismarck beweist gar nichts. Wenn dieser die Aeußerungen des Grafen Bülow vom 29. Februar v. I- hätte lesen können, jo hätte er sicher ein Donnerwetter über den Grafen Bülow ergehen lassen, weil letzterer die Geheimaktcn über unser Verhältnis zn Rußland aus dem Schranke geholt und hier verlesen habe. Redner billigt durchaus die Äeüßc ruiigcn der „Schwäbischen Tagwacht". Hätten die Sozialdemo kraten die Macht, so würden die Verhältnisse in Rußland längst andere sein. ES sei auch durchaus nichts Neues, daß ein Staat ui die inncrenVerhältnisse eines anderen hineingrcise. Als in Sachsen und Äiadcn Revolution war« habe ja Preußen Truppen mai- ichiercn lassen: und bräche jetzt in Polen Revolution aus, so wäre Gras Bülow der Erste, der den Petersburgern anbäte, helfend einzuschreiten. Solche Verträge, wie der Auslieferung^ vertrag mit Rußland, seien eine Scymach. (Präsident Gras Ballest rcin ruft den Redner wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung.) Der Reichskanzler habe gestern erklärt, der Ver kauf von Schiffen an Rußland vertrage sich mit deni^ Völker recht. Wie stehe es denn aber mit den gemieteten Schiffen- In Madagaskar bei Nossi-Bö lägen dcutiche Transportschiffe, Kohlenschiffe, im Dienste Rußlands, die nicht gekauft, sondern nur gemietet seien. Die Matrosen konnten die Arbeit nicht ablehnen, denn sie würden sonst wegen Meuterei bestraft wer den. In welchem Verhältnisse stünden diese Matrosen in bezug aus das internationale Recht? Auch in der Art, wie Preußen an der russischen Grenze die Grenzpolizei gegenüber flüchtigen Russen ausiibe, liege eine Verletzung der Neutralität. Kein anderer Staat liefere russische Deserteure an Rußland aus. Tann kommt Redner ans den Königsberger Prozeß zurück. Eine solch« Leichtfertigkeit und Liederlichkeit wie bei der Einleitnna dieses Prozesses sei in Preußen noch nicht dngewesen. Das Verhalten des Juslizministers sei derart gewesen, daß kein Richter, kein Beamter der Justizverwaltung „och Respekt haben könne vor diesem Justizminister, der in so schwerer Weist das Recht gebeugt habe. (Graf Ballestrcm erbebt sich, zur Glocke greifend. Minutenlanges Bravorufen links, Zischen rechts. Der Präsident ersucht erregt (nach links gewandts um Ruhe, ruft den Redner wegen jener gegen den Justizminister gerichteten Aeußermig zum zweiten Male zur Ordnung unter Hinweis aui die Folgen eines dritten Ordnungsrufes. Beifall rechts. Zischen links.) Abg. Bebel (sortfahrend): Wem, man in Preußen noch etwas auf gheputation hält, muß Herr Schönstedt fort von seinem Platze, kort muß auch der Königsberger Generalkonsul. Er hat sich Fälschungen zu schulden kommen lassen. Aul die Aenßerung des Ministers von Hainniersstin ük>er Janina Boeyson bemerkt Redner u. a. noch: Was würde Herr v. Hammerstein sagen, wenn man so öffentlich sprechen wallst von Bettgcheimniffcu der Hohenzöllern oder von Äettgchcimnisscn in seiner eigenen Familie? — Reichskanzler Graf Bülow: Ich möchte zunächst mich wenden gegen ein Wort des Aba. Spahn über meine Aeußerungen, betr. eine eventuelle Vertretung von Elsaß-Lothringen im Bundesrast. Er hat gemeint, ich hätte mehr vis preußischer Ministervräsident denn als Reichskanzler gesprockien. aber als preußischer Ministerpräsident könnte mir eine Verstärkung des preußischen Einflusses im Bundesrate nicht unangenehm sein. Als Reick>skanzler Hab« ich darüber zu wachen, daß das Gleichgewicht des Stimm Verhältnisses im Bundesrate nicht ver- schoben wird. Jr^ Erfüllung dieser meiner Pflicht trabe ick on- gewiesen auf die Schwierigkeilen, die der Erfüllung des Antrag-; Evalin im Wege stehen. Das Pflichtbewusstsein des Reichs kanzlers trat den Sieg dovorgetragen über eventuell vorhandene Machtgslüsle des Ministerpräsidenten. An den gestrigen Aus führungen des Abg. v. Ehrzanowski hat mich gewundert, das; tie hier ubcrhauvt möglich sind. Ich glaube, es gibt kein Laiw und keine Volksvertretung, wo sich der Vertreter eines fremden Volksstammes io aussprechen könnte über die Geschichte und Kultur des Volksstammes, in dem er lebt. (Sehr richtig.) Er hat von vrcußischer Barbarei und barbarischen Maßnahmen ge sprochen (Sehr richtig), und daß das mit „Sehr richtig" begleitet wird, das kmu-mt auch nur bei wis vor. Ich wünsche allen Minoritäten in anderen Ländern eine so obiaktive Behandlung, wie den Polen ^nn uns und den polnischen Vertretern m diesem hohen Haust insbesondere zu teil wird. Vor mehr als hundert Jahren hat ein deutscher Dichter gesungen: „Nie war gegen das Ausland ein Volk so gerecht tvi« Du. Ser nicht allzu ge recht, die andern dcnken nicht edel genug, um zu sehen, wie schön Tein Fehler sei." Edel und gut sein ist dem Deutschen wichtiger als politische Fühler vermeiden. Wir sind nun einmal wcli- bürgerlich angelegt lLachcn). Jawohl, das sind nur. Und wenn Sie so lange im Auslande gelebt hätten wie ich, so wüßten Sie, daß wir daS kosmopolitischste Volk der Welt sind. Wir haben uns im Laufe der Geschiclfte für alle Völker begeistert. Politische Rcachtfragen — und die O s! m a r k c n fr a g c ist eine solche -- müssen behandelt werden unter dem Gesichtspunkte des Interesses des eigenen Landes. Ich gebe dem Abg. v. Ehrzanowski nicht zu, daß die Offensive »on deutscher Seite ansgegangcn ist. Es ist die großpotmsche Agitation, die den Nationä'itötensireit hinein- aetragen hat, die reine Geniein'c-mkcit zulasten will zwilchen Deutschen und Polen, die die Kluft zwiichen Deuffclieu und Polen immer breiter und tiefer gemacht hat. Und wenn wir uns dagegen zur Wehr gesetzt baden, haben wir etwas ganz Natürliches ge tan, Die ganze Politik, die wir im Osten der preußischen Monorchie verfolgen, ist eine Politik der Verteidigung, Ich habe :m preußischen Abaeordnetenhaust nachgewicsen, wir sehr das Deutschtum im -Osten fti die Verteidigungsstellung -'Schoben worden ist. Wir denken nicht dcian, die Polen vertreiben zu wollen, wir wollen nur dafür ftrgen. daß wir von den Polen nicht vertrieben «»erden unter Benutzung der deutschen Geduld und einer gewissen nationalen Indifferenz. Wenn der Abg. von Ehrzcmowsn gemeint hat, daß das preußische AnsiedlrrngS- gcsetz im Widerspruch mit der Verfassung stehe, so weise ich das mit Entschiedenheit zurück und weise auch darauf hin, daß er gegen Artikel 1 der preußischen Verfassung gehandelt hat. der die Integrität der preußischen Monorchie behandelt. Wir werden durch solche Reden, wie die. die wir gestern gehört Habens Mk Sk § ^7" cv -s sc SS* 2-^
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