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2871 knechte und zweier Mägde nach KaisercberSdorf heimkehrte, in der Nähe de» Centralfriedhofes von 13 oder 14 Individuen überfallen, nach voraus-- gegangenem Kampfe zu Boden gerissen und auf eine schaudervolle Weise verstümmelt. Ein-r der Verbrecher stieß ihm nämlich die lange Klinge eines Schnappmessers in die Bauchlecke und schnitt dieselbe beinahe bis zur Magengegend durch, so daß der Zustand Zimmermanns ein lebmsgifährlichcu ist. Einer der Hausknechte, Jos. Lippert, welcher dem Verwundeten Hilfe leisten wollte, wurde am Oberarm verletzt. Die Thater ergriffen hierauf die Flucht. Die Motive zu dem Ucberfall sind bisher unbekannt- Ein Korb, in welchem sich eine Baarschüft von 900 Fl. befand und den eine der Mägde trug, blieb unangetastet. — Ueber dm bereits in vor. Nr. d. Bl. gemeldeten Raubmord in Wien berichtet die „Wiener Ztg." folgende Einzelheiten: Der Briefträger Joh. Guga, ein schon seit Jahren im Postdienste stehender Mann, über-- nahm am 18. d. Morgens Lie Geldbriefe seines Nahens, um dieselben Vor mittags über den Adressaten, durchgehends in der inneren Stadt wohnhaft/ zuzustellen. Da der Briefträger, dem täglich sihr große Summen anver- traut worden waren, zur regelmäßigen Stunde nicht in'S Hauptpostgebäude zurückkehrte, auch von seinen Kameraden nicht wie gewöhnlich gesehen worden war, wurde die Polizei verständigt. Briefträger und Dmctivs wurden zu allen jenen Personen geschickt, denen Guga heute Geldbriefe auszufolgen hatte. Fast Alle erklärten, keine Werthsensuvg erhalten zu habm. Um 4H Uhr Nachmittags fand sich auch ein behördliches Organ im Acicndahos auf dem Graben ein. Hier sollte nämlich Guga, und zwar im vierten Stockwerke, eiam angeblich mit 158 Fl. beschwerten, aus Wiener-Neustadt abgeschickten Brief cinan Kaufmanne Alfonso Mendoza aus Neapel über mitteln. In diesem Haust wurde endlich die Spur des Vermißten gefunden. Bei dem bezeichneten Kaufmanne war nämlich der Briefträger, wie erhoben wurde, um die neunte Vormittagsstunde erschienen, ohne Laß er wieder fortgehen gesehen wurde. Die Wohnung des Kaufmannes M-.ndoza wurde von einem Schlosser geöffnet, und nun überzeugte man sich mit Grauen, wus vorgefall-n. Goga lag in der Mitte des Zimmers in einer Duitlache todt auf dem öden. Neb.n der Leiche bemerkte man die zerrissenen, ier:s Inhalts b-raubten, mit Blut besudelten Briest, die durchschnitt.ne Ledcrtasche und ein laug s, neues, dolchartiges Messer. Mit diesem hat der Verbrecher sein Opfer getödtet. ES hatte dem Guga nämlich die Klinge mit aller Kraft vo-.n in Len Hals gestoßen. Wie erhoben wurde, hatte sich der an gebliche Kaufmann Alfonso Mendoza am 6. Ls. in der bezeichneten Wohn ung eingemiethet. Den Brief mit den 158 Fl. an seine Adresse scheint er selber in Wteocr-Neustadt aufgegeben zu haben. Dem Briefträger raubte er dann Geldbrvst im declarnten Werth: von 13,292 Fl. 52 Kr„ ein n Baarbetrag von 205 Fl. und mehrere Postanweisungen. Mit dem Gelke ergriff der Mörder die Flucht, ohne daß sein Fortgehen bemerkt worden wäre. Johann Guga war 55 Jahre alt und verheiraihet. Gegen den Mörder ist ein Steckbrief erlassen. D e Posidinction hat eine Belohnung von 500 Fl. Demjenigen zugesichcrt, Ler aus den Thäter bezügliche, zu dessen Ergreifung führende Angaben der Behörde mitlheilt. (Die „N. Fr. Pr." vom 20. Oct. berschtet: Das Dunkel, welches über die Person Les Mörders im Aziendahofe verbreitet war, beginnt sich zu lichten. Jede Stunde er wartet man die telegraphische Nachricht von Ler Gefangennahme des Ver brechers, dessen Name und Reiseroute seit heute Nachmittag -er Polizei be kannt ist. Er heißt Heinrich Francesconi und ist Italiener oder Wälsch tiroler von Geburt. Consiatirt ist, daß Francesconi die Südbahn zur Flucht benutzte und um 2 Uhr Nachm. Klagenfurt verlassen hat. Die Route, welche der Verbrecher von dort aus ungeschlagen, ist nicht mit Be stimmtheit bekannt, doch dürfte er allem Anscheine nach den Weg nach Italien gewählt haben.) — Bern, 18. Octvber. (K. Z.) Im Schangnauer Wald im CantonBern stehen gegenwärtig zwei Bäume übervoll von reifen schwarzen Kirschen. Im Frühjahre trugen die gleichen Bäume fast gar keine Früchte. — Paris, 19. Oct. (K. Z.) Aus Lem südlichen Frankreich, besonders aber aus den westlichen Pyrenäen, werden großeUeberschwcmm- ungen gemeldet. Gewerbeverein Bautzen. Unter den in der Monatsvcrsammlung vom 19. October vorgetragenen Eingängen befand sich eine Einladung des Zwickauer Gcwcrbevereins znrTheil- nahmc an der am 6. November stattfindcnden Feier seines 30. Stiftungsfestes. Nachdem die Entsendung eines Vertreters beschlossen und dessen Wahl erfolgt war, gab der Vorsitzende einen Rückblick über Lie Schritte, welche bisher in An gelegenheit der bevorstehenden Neichstagswah l von unserem Vereine in Verbindung mit anderen Corporation«» geschehen sind. Der al« Vertreter -es diesseitigen Wahlkreises in Aussicht genommene Herr Rittergutsbesitzer AM auf Biehla soll sich auf vertrauliche Anfragen bereit erklärt haben, eventuell für die bekannten Wünsche des Gcwcrbcstandes möglichst einzutretcn, auch gegen -ezr Verkauf Ler Eisenbahnen an das Reich, aber für Einführung eines einheitlichen Tarissystems und für Gewährung von Diäten zu stimmen. Gewünscht wurdenoch, den zukünftigen Vertreter auch zu verpflichten, daß er sich gegen jede weitere Be lastung des Militair-Budgets erkläre und daß er überhaupt nicht seine persön lichen Ansichten, sondern die der Gesammtheit seiner Wähler. zur Geltung zy bringen suche. Die Versammlung genehmigte, daß unter all' diesen Vprqus- setzungen die Wahl des Herrn Reich ferner angestrebt werde. — Den Hqupt- gegenstand der Versammlung bildete ein freundlich erstatteter längerer B o r- trag des Herrn Sch inkel jun. in Obergurig, in welchem er sich in lebhafter und interessanter «Schilderung über Lie Geschichte Sachsens von ihren ältesten Zeiten bis zur Theilung des sächsischen Regcntenhauses in die ernestinische zink albcrtinische Linie ausführlich verbreitete. Mit dem Ausdrucke deS Dankes gegen Herrn Schinkel verband Herr Geyer die Bitte, den Verein gelegentlich auch mit Lem zweiten Theile dieses Vortrages zu erfreuen. — Herr Oberlehrer Scholze machte auf den von Herrn O. Roesger kürzlich herausgcgebenen Führer durch das hiesige Altert hu ms museum aufmerksam und Lie Versammlung be schloß auf Anregung einen abermaligen Besuch des Letzteren an Mem der nächsten Sonntage. — Nachdem die Herren Instrumentmacher Oscar Wiegner, Buchbinder Emil Rafeld und Buchhändler Arthur Scholze als Mitglieder an gemeldet worden, folgten noch weitere Mittheilungcn über dje in Ausführung der Beschlüsse' des diesjährigen sächsischen Gcwcrbccongrcffcs vom Vororte Dresden entwickcltc Thätigkcit. o 4. VerbsndStag der deutschen Gewerkverelrze in Breslau. (Fortsetzung.) Es folgte das Referat des Herrn Ör. Alex. Meyer über Gew erbe - kammcrn. Referent tritt den gegenwärtigen Bestrebungen für Errichtung solcher entgegen und meint, daß dieselben viel weniger dazu beitrügen, die In teressen des Gcwerbestandes zu fördern, als zu schwächen. Man halte es für wünsche-'Swcrth, dem Stand der Gcwerbtreibcnden in denGcwerbekammcrn das zu schaffen, was der Handclssto.nd in den Handelskammern besitzt. Redner empfiehlt vielmehr die Annahme folgender Resolution: „Burcaukratisch orga- nisirtc Gewerbekammern, Lie mit dem Rechte der Zwangsbesteuerung ausgestattet sind, sind nicht geeignet, die Interessen des GewcrbestandcS in thatkräftiger Weise wahrzunchmen; vielmehr ist zu diesem Behufs das freie VereinSrcchl Seiten« der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in der nachdrücklichsten Weise auSzuübcn." Herr Lücke-Zittau trat den Ausführungen des Referenten entgegen und be stritt, daß die in Sachsen bestehenden Handels- und Gewcrbekammern nur al« Petenten zu betrachten seien; er verstehe unter Petent und Begutachter zwei Be griffe und nicht blos den Begriff „Petent", wie der Herr Referent. Redner wünschte auch die Arbeitnehmer-Vertretung, weshalb er beantragte: „Der Ver« bandstag wolle beschließen: Da, wo Gewcrbekammern noch nicht bestünden, solche zu errichten, dieselben mit Len Handelskammern zu verbinden, und den Handel«- und Gewcrbekammern als dritte Abteilung eine Arbeiterkammcr bei zufügen, event. den Gewcrbekammern für Fragen der Arbeitsverhältvisses eine gemischte Commission aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern ejnzuverlejhxn." Aste genommen wurde die Meyer'sche Resolution. Nachher Mittagspause hielt der Reichstagsahg. Herr vr. Zimmer- mann, Berlin, ein Referat über die Nothwendigkeit der Verschärf ung und Erweiterung des Haftpflichtgesetzes. Nach längerer Discussion wurden folgende Resolutionen einstimmig angenommen: „1) Pie Unfavgesetzgehung ist auf die gesammte Industrie astSzudehnen, besonder« auf die bau- und landwirthschaftlichcn Gewerbe; 2) der § 4 Les Unfallgesetzes vom 7. Juni 1871 ist in Wegfall zu bringen; 3) sind Bestimmungen, betreffend die Versicherung der Arbeitnehmer durch die Unternehmer gegen die Folgen des Haft« pflichtgesctzes, zu treffen, insofern dieselben ohne jedes Befragen Le« zu versichern den Arbeitnehmers stattfinden; 4) hat Erleichterung des Nachweises für den Be schädigten in anderen Industriezweigen, analog dem Grundsätze des 8 1 des Haftpflichtgesetzes, stattzufinden; 5) ist dem Hilfscasiengcsetze eine allgemeine weitere Ausdehnung zu geben." Hierzu nahm der VerbaydStflg noch das Amendement des Herrn Polke, Berlin, einstimmig an: „Der Verbandstag spricht die Erwartung aus, daß der Reichstag dte SecmannSordnung einer Re vision unterziehen und dabei die vom Gewerkvercin der Schiffsjimmerer an ihn gerichtete Petition berücksichtigen wird." Der Centralrath und die Anwalt schaft wurden beauftragt, die geeigneten Anträge bei dem Reichstage «inzuhringen. Nach Eröffnung der Versammlung am Montag Morgen referirte zunächst Herr Rcdacteur Polke, Berlin, über den Einfluß der Zuchthaus.