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M3 Breslau, 6. Juli. Die Mlttheilung, der zufolge hie päpstliche Curie einen staatlich aygestellten Pfarrer in Preußisch-Schlesien indirec anerkannt habe, erfährt von ultrapwntaner Seite eine Berichtig ung dahin, daß sich der fragliche Pfarrer, Pischel in Girlachsdor auf seinem Gesuche um eine EhediSpens einfach als „parovdu«* unterzeichnet und die Curie daher in Uykenntniß der Verhältnisse und ohne den Namen zu beachten, die Erledigung getroffen habe. Oesterreich. Wien, 6. Juli. Ueber den Inhalt der in Reich stadt bevor stehenden Verhandlungen der beiden Kaiser wird der „Deutschen Zeitung" bereits mitgetheilt: Rußland soll versprechen, gegenüber einer Niederlage der Serben neutral zu bleiben, Oesterreich wiederum gegenüber einer Niederlage der Türken. Der Preis eines slavischen Sieges soll aber dahin festgestellt werden: 1) Räumung von Klein Zbornik und Adanalch an Serbien; 2) Abtretung von Mala Bedi und deS Hafens von Spizza an Montenegro; 3) Constituirun, der Herzegowina unter einem Wojwoden; 4) Durchführung de! Gortschakoff'schen Reformprogramms. — Dem Wiener Gemeinderath liegt ein dringlicher Ans traa vor, der mit 5 Kindern in den dürftigsten Verhältnissen lebender» Schwester Messenhauser's, „des um die freiheitliche Entwickelung Oesterreichs und um das Wohl-der Stadt Wien hochverdienten Com- mandanten der Nationalgarde" (bekanntlich 1849 kriegsrechtlich er schossen) eine Unterstützung aus Gemeindemitteln zuzuwenden. Der Antrag ist der Rechtssection überwiesen. Pesth, 6. Juli. „Kelet Nepe" berichtet von Verhandlungen zwischen den Mächten Behpfs Lopalisirung des Krieges. Außerdem solle zwischen Oesterreich und Rußland eine besondere Convention abgeschlossen werden, welche sich auf die dem Kriege möglicherweise entstammenden Eventualitäten, besonders aus eine etwa nöthige Action beider Mächte bezieht. Nur eine gemeinsame Action sei in Aussicht genommen; Zweck derselben sei die Aufrechterhaltung des territorialen 8tutu8 guo. — Die ungarischen Bahnverwaltungen haben beschlossen, den ausländischen Mitgliedern des internationalen statistischen Kongresses freie Fahrt auf allen Linien innerhalb der ungarischen Landesgrenzen in der ersten Wagenelasse zu gewähren. P e st h, 6. Juli. (N.Fr. Pr.) Heute begaben sich der Minister- Präsident, der Finanzmtnister und Sectionsrath Köffinger mit dem Courierzuge nach Wien. KrMknich. Paris, 5. Juli. Für den verstorbenen Casimir Pörier wird der Senat demnächst eine Ersatzwahl zu vollziehen haben. Man kann auf diese Wahl einigermaßen gespannt sein, nachdem bei der letzten Ersatzwahl an Stelle des verstorbenen Ministers des Irmern Ricard die Rechte Herrn Buffet als den Mann ihres Vertrauens in den Senat berief. Es hat sich ihr schnell ein erneuter Anlaß zu einer Kundgebung geboten, noch ehe die Novelle zum Universitätsgesetz aus der Commission an das Plenum zurückgelangt ist. — Die Budget-Commission hat den von der Negierung für den Unterhalt der sich in Frankreich aufhaltendm Carlisten verlangten Credit von 2 Millionen verweigert. — Das „Journal des Däbats" meint in Bezug auf den serbisch-türkis ch en Krieg, es komme nur darauf an, daß der selbe localisirt bleibe. Weiter schreiben die „Däbats": „Die Pflicht der großen Mächte ist eine doppelte. Sie haben Pflichten gegen die Türken; sie müssen ihr gestatten, sich zu vertheidigen und, wenn das Glück der Waffen ihr günstig ist, aus ihrem Siege jene sittliche Krass zu schöpfen, die ihr so förderlich wäre, um die Reformen zu voll ziehen, die man von ihr verlangt und die sie gewähren will. Sie haben auch Pflichten gegen die aufständischen christlichen Stämme, so nämlich, daß sie der Türkei wohl gestatten müssen, dieselben unter die Herrschaft des von den Verträgen stipulirten Gesetzes zurückzu führen, nicht aber, sie außerhalb des Gesetzes zu stellen. Für den Augenblick ist nichts zu thun, man muß warten, einem Jeden seine Freiheit und seine Vortheile lassen und endlich dem Zufalle ein räumen, was ihm gebührt." — Der Pariser Gemeinderath wählte gestern seinen Präsi denten. Bei der ersten Abstimmung erhielt der ultramontane Bonuet- Duverdter 27, der gemäßigtere Härisson 25 Stimmen; aber es kaih leine absolute Mehrheit zu Stande. Bei der zweiten Abstimmung wurde Härisson mit 30 Stimmen gewählt; Bonnet-Dyverdier erhielt deren 27. — Die strafgerichtliche Untersuchung gegen den französischen Ab geordneten Rouvier ist geschlossen und här, dem Vernehmen nach, zu dem Resultate geführt, daß Herr Rouvier auf den 13. d. M. unter der bekannten Anklage auf Unsittlichkeit vor daS Pariser Zucht polizeigericht geladen ist. — In Folge der Weigerung Robert Mitchell's, seine gegen alle Republicaner geschleuderte Beleidigung zu modissciren oder zurück zuziehen, ließ CarrL-Körisouet ihn zum Duell fordern. Großbritannien. London, 5. Juli. Im Unterhause erklärte auf eine An frage Whalley's wegen des Canal-Tunnels der Handels-Minister Sir C. Adderley, bevor daS Werk in Angriff genommen werden könne, sei die Schließung eines Vertrages (mit Frankreich) nothwendig, und das falle nicht in die Grenzen seines Departements. — In Ports mouth sst die Nachricht eingegangen, dgß dem Truppenschiffe „Assistance" auf der Höhe der französischen Küste ein Unglück zugestoßen ist. Ein Schleppdampfer ist zur Beistandleistung abgeschickt worden. — Es.wird von Neuem versichert, daß der Herzog von Con- naught (Prinz Arthur, drittgeborener Sohn der Königin) um die Hand der Prinzessin Marie von Hannover anaehalten habe und mit der Antwort auf HtMst und Gmunden vertröstet wurde. — Der Antisclaverei-Perein hat an Disraeli eine Adresse gerichtet, welche die Empfehlungen der CyspmWon -.zur Untersuchung der Behandlung flüchtiger Sclaven an Bord britischer Schiffe" als ungenügend und den Gefühlen des englischen Polkes nicht entsprechend bezeichnet. Es wird darin ferner auf das Beispiel Deutschlands, Italiens und Nordamerikas hingewsesen, welche den an Bord ihrer Schiffe fliehenden Sclaven vollständige Freiheit gewähren. — Der Sultan von Zanzibar bemüht sich übrigens nach wie vor, gegen die Fortdauer des Sclavenhandels zu wirken. So hat er kürzlich erst ein Schiff, auf dem sich Sclaven befanden, festhalten lassen; das Fahr zeug wurde nach Befreiung der Sclaven verbrannt und sein Capitain -ingerichtet. Die mit der Haltung des Sultans in der Sclavenfrage ehr unzufriedene Bevölkerung ist durch diese strenge Maßregel in große Aufregung versetzt worden und würde sich zur Auflehnung neigen, wenn nicht die Anwesenheit eines britischen Kriegsschiffes in den dor tigen Gewässern sie in Furcht hielte. — In Kelat hat sich ein Vorfall zugetragen, welcher die fried liche Beilegung der Unruhe,» verzögern kann. Einige Häuptlinge, welche unter des Chans „sicherem Geleit" dem englischen Oberst Sandeman entgegen gingen, wurden nämlich durch die Truppen des Chans angegriffen, wie es heißt, aus Mißverständniß. Die Hänpt- mge sollen sich bereit erklärt haben, die Beleidigung zu übersehen und ie Vermittelung Oberst Sandeman's anzunchmen. Die Hochländer ind dem Chan bereits unterworfen, aber nur vollständige Pacificirung rller Aufständischen wird die Offenhaltung des Bolan-Passes ermöglichen. Rußland. Fürst Lubomirski bespricht in dem Blatte „Paris Journal" die Stellung und Haltung Rußlands zu dem Conflict der Fürsten von Serbien und Montenegro mit der Türkei und kommt dabei zu folgenden Sätzen: 1) Kaiser Alexander II. hat es wieder- -ölt und öffentlich ausgesprochen: ' „Ich wünsche lebhaft den Frieden und so lange ich lebe, werde ich meine ganze Macht nur dazu per- wenden, um den Frieden in Europa zu erhalten. 2) Die Soldaten der ersten Reserve der ganzen russischen Armee werden eben jetzt in -re Heimath entlassen; eine Maßregel, die sich naturgemäß nur im iefsten Frieden anwenden läßt. Wollte man diese Leute wieder ein- berufen, so würden drei Monate dazu gehören, um sie wieder unter den Fahnen zu vereinigen. 3) Der Kriegs-Minister, General Mitlutin, -at einen zweimonatlichen Urlaub angetreten. Eine Regierung, welche ich an einer Bewegung betheiligen und aus den augenblicklichen Ver- Mnissen Nutzen für sich ziehen will, giebt ihrem Kriegs-Ministen keinen Urlaub. Man müßte denn glauben, daß eS in Rußland so zugeht, vie im Großherzogthum Gerolstein. 4) Wenn der Fürst von Monte- negro den Nathschlägen Rußlands folgen und sich der Worte erinnern wollte, die der Kaiser in Livadja zu ihm gesagt, so würde er den Serben seine Unterstützung versagt haben. 5) Der Großfürst Wladimir commandirt im Lager von Kraffnoje Sselo seifle Garde-„Divifiqnj