Volltext Seite (XML)
1570 In der Nacht vom 31. vor. zum 1. dies. Mts. sind nach Zertrümmerung einer Fensterscheibe und Einsteigen durch ein Fenster aus einer zu ebener Erde gelegenen Wohnstube, einem an letztere stoßenden Stübchen und einem Keller eines Gutswohnhauses in Oberweigsdorf ein schwarzer Tuchrock, vorn mit grüner Schnüre eingefaßt, mit broncirten Metallknöpfen, vorn an den Aermeln etwas bestoßen, eine blaue schafwollene Unterjacke, an beiden Aermeln vorn mit hellerem Stoff ausgebessert, mit grünen Randstreifen, ein Paar bocklederne, schwarze Hosen mit messing'nen Uniformknöpfen, ein Paar rindslederne Halbstiefeln, mit einem Eisen auf dem einen Absatz, Lederstrippen, an den Spitzen die Sohlen ausgebessert, zwei blaue Mannsschürzen mit blau- und wcißgestreiften Bändern, die eine ziemlich neu, eine Frauenjacke aus Barchent, schwarz mit weißen Blümchen, messing'nen Knöpfen mit je vier Löchern, graukästlichem Futter in den Aermeln, ein Paar ziemlich neue glanzlederne Pantoffeln, zwei roth- und weißkästliche baumwollene Tücher, das eine groß-, das andere kleinkästlich, ein lilafarbiges, geblumtes Tuch aus Cattun, ein graues, schafwollenes Tuch mit rothen Blumen, ein Paar dunkelblaue, baumwollene Frauenstrümpfe, zwei weiße Taschentücher, das eine baum wollen, das andere leinen, letzteres „L. D." gezeichnet, ein Paar kalblederne Mädchenschuhe mit Spitzen aus Glanzleder, ein roth- und schwarzkästlicher, wollener Mädchenrock, vorn ein neues Stück eingesetzt, zwei blaugedruckte Schürzen, eine mit weißen Blumen, die andere mit hellblauen Streifen und weißen Blümchen, ein hellrothes, sogenanntes englisches Tuch mit weißen Punkten, noch ziemlich neu, ein halbwollenes, braunes Knabenjäckchen mit braunen Hornknöpfen, ein Paar schwarze Knabenzeughosen nebst daran befindlich gewesenen braun-, weiß- und rothgestreiften Gurthosenträgern, eine graue Knabenweste mit schwarzen Streifchen und grauen Knöpfen, vier gedruckte kleine Taschentücher aus Cattun, ein baumwollenes Mannshemde, ein schwarz- und weißgemustertes dreieckiges Halstuch aus Cattun, ein Stück Leinwand, ungefähr 85 C.-M. im Geviert, ein blaugedrucktes Frauenjäckchcn aus Cattun, noch ziemlich neu, über der Brust mit drei Messing knöpfen besetzt, und 1?/i Kilogr. Butter in 7 Stückchen, gestohlen worden, was behufs Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit be kannt gemacht wird. Reichenau, am 9.Juni 1876. Das Königliche GerichtSamt. . Richter. Berthold. Diebstahl. In der Nacht vom 16. zum 17. Mai d. I. sind im Neiffethale auf Königshainer Flur von einer Felswand weg 3 eiserne Schlägel, gez. 6. S. L, je 7 Pfd. schwer, 3 dergl., gez. A7. flies cingeschlagen) L 13 Pfd. schwer, 9 Bohrer verschiedener Länge und Stärke, und zwar 4 eiserne und 5 Stahlbohrer, davon 2 sünskantig, die übrigen rund, gez. L S., spur- und verdachtslos entwendet worden, was behufs Entdeckung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen bekannt gemacht wird. Ostrib, am 7. Juni 1876. Das Königliche Gerichtsamt. Philippi. Ktschr. Zu besetzen ist die 3. ständige Schulstelle zu Oppach. Collator: die oberste Schulbehörde. Die Stelle gewährt neben freier Wohnung und Garten ein Einkommen von 1200 einschließlich einer persönlichen Zulage von 360 Gesuche sind bis zum 25. Juni 1876 an den Unterzeichneten einzureichen. Löbau, den 10. Juni 1876. Der Königliche Bezirksschulinspector. Schulrath Grüllich. Telegraphische Correspondenz. 61 Köln, 10. Juni. Das hiesige Zuchtpolizeigericht hat heute den Generaldirector Martin Neuerburg zu Kalkj wegen Untreue zum Nachtheil der Bergwerksgesellschaft Germania zu Kalk in der Appell-Instanz zu einer Gesängnißstrafe von zwei Monaten' und in die Kosten verurtheilt. 01 Weimar, 10. Juni. Die Frau Erbgroßherzogin ist von einem Prinzen entbunden worden. 01 Augsburg, 10. Juni. Der frühere weimarifche StaatS- rath Oscar v. Wydenbrugt ist gestern in Kiefersfelden gestorben. 01 Wien, 10. Juni. Von der „Pol. Corr." wird in einem authentischen telegraphischen Berichte aus Belgrad von heute ge meldet, die Vertreter sämmtlicher Mächte hätten in den letzten Tagen ihre Bemühungen vereinigt, um dem Fürsten Milan und seiner Regierung die volle Verantwortlichkeit für eine eventuelle Störung des Friedens klar zu machen. Eine besonders nachdrückliche Sprache habe der Vertreter Rußlands, Staatsrath Kartsoff, geführt und es sei nicht daran zu zweifeln, daß die serbische Antwort auf die ge mäßigt gehaltene, am 6. d. M. in Belgrad eingetroffene Anfrage der Türkei bezüglich der von Serbien vorgenommenen Rüstungen (vgl. das Belgrader Telegramm) beruhigend ausfallen werde. Lemberg, 10. Juni. (Boh.) Der „Dzennik" meldet telegra phisch von der russischen Grenze erneuerte große Bauernexcesse, welche mit der Ermordung von 30 russischen Popen begannen. 01 Rom, 10. Juni. Correnti wird morgen von Paris hier erwartet. Die von ihm Namens der Regierung mit dem Hause Roth schild abgeschlossene Convention soll Montag dem Parlamente vor gelegt werden. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird das Parlament im September geschlossen werden und würden die Neu wahlen im October stattsinden. Paris, 10. Juni. (K. Z.) Im Ministerrathe wurde heute beschlossen, bei keinem Punkte des Gemeindegesehes die Cabtnets- frage zu stellen. Die Majorität der Mitglieder des Cabinets sprach sich gegen Busset's Kandidatur für den erledigten Sitz im Se nate auS. — Der Erzbischof von Ai.x hat in einem Schreiben an den Rector der Akademie von Aix seine Entlassung als Mitglied des akademischen Rathes verlangt, weil er, wie er sagt, nach Annahme des Waddington'schen Gesetzes der Universität seine Unterstützung nicht mehr leihen könne. — Mehrere hiesige Studenten, Ausländer, werden auf Antrag des akademischen Rathes aus Frankreich ausgewiesen und mehrere andere aus den Staatsschulen. — Die marokkanische Botschaft übergab dem Marschall Mac Mahon im Namen des Kaisers zehn prachtvolle Pferde. 01 Versailles, 10. Juni. Der Senat berieth gestern über feine Geschäftsordnung und nahm dabei einen Antrag des Oberst Andlau an, der sich für Beschleunigung der Reorganisation der Armee auSspricht und es für zulässig erklärt, daß zur Vorberath- ung militairischer Angelegenheiten bestellte Commissionen, oder solche Commissionen, welche der Einsichtnahme von ministeriellen Schrift stücken benöthigt sind, ihre Sitzungen auch in Parts abhalten können. 01 London, 10. Juni. (Aus vor. Nr. vervollständigt wieder holt.) Im Unterhause erklärte gestern aus eine Anfrage Harting ton's, betreffend die Vorlage der auf die orientalische Frage bezüglichen Actenstücke, der Premier DiSraeli: Die englische Regierung wolle zwar keine unnöthige Zurückhaltung beobachten und sei der Mittheilung der betreffenden Actenstücke nicht entgegen, es seien jedoch Interessen vorhanden, die höher ständen, als die erklärlichen Wünsche des Hauses und die Ansichten des Ministeriums und da es sich bei diesen Interessen um die Aufrechterhaltung des Friedens handle, so werde das hohe Haus nicht auf Mittheilung der Documente bestehen. Indessen sei er bereit, ede mögliche Auf klärung zu geben. Vor Kurzem habe er die Hoffnung ausgesprochen, daß das auf der Berliner Conferenz vereinbarte Memorandum der türkischen Regierung nicht werde mitgetheilt werden; heute glaube er vollkommen in der Lage zu sein, zu erklären, daß das Memorandum zurückgezogen sei, da es nach seiner Meinung auf unbestimmte Zeit vertagt worden sei. Ohne Zweifel erklärten die jüngsten eingreifenden Ereignisse in Konstantinopel im Großen und Ganzen die Zurück nahme des Memorandums, da die Pforte Schritte gethan habe, welche mehr als einen der wichtigen in dem Memorandum verlangten Punkte anticipirt hätten. Die Pforte selber habe aus freien Stücken einen Waffenstillstand angeboten und dies allein werde ein hinreichender Grund fein für den Aufschub, den man hin sichtlich der Ucberreichung der Note habe eintreten lassen. Die Weigerung Englands, dieses diplomatische Aktenstück zu sanctioniren, sei von keiner der Großmächte in unfreundschaftlichem Sinne aufgefaßt worden. Im Gegentheil hätten die Mächte ihr großes Bedauern darüber ausgesprochen und den Wunsch zu erkennen gegeben, daß die englische Regierung ihre Entscheidung nochmals in Erwägung ziehen möchte. Es gäbe mehr als einen Punkt, in Betreff dessen England in Gemein schaft mit den übrigen Großmächten handele und, wie er hoffe, mit Erfolg. Die englische Regierung habe mit den übrigen Mächten concurrirt, oder man könne vielmehr sagen, die übrigen Mächte hätten mit England concurrirt. Auf alle Fälle bestehe zwischen allen Großmächten ein vollkommenes Einvernehnien darüber, daß man keine unangemessene Pression auf den neuen Sultan ausüben dürfe, sondern daß man seinen Rathgebern Zeit geben müsse, ihre Maßregeln und die Politik, die sie sich als Ziel gesteckt hätten, zur Reife zu bringen. Außer dem habe England die Vorstellungen Oesterreichs, Frankreichs, Rußlands bei der serbischen Regierung unterstützt, um dieselbe auf die Wichtigkeit eines gemäßigten Verhaltens aufmerksam zu machen; er hoffe, daß diese Rathschläge zur Mäßigung nicht ohne Erfolg bleiben würden. Ein dritter Punkt, über welchen die Groß mächte in gleichartiger Weise gehandelt hätten! wäre die Frage einer sofortigen Anerkennung des Sultans ohne die Verzögerungen, welche durch die Beobachtung der herkömmlichen Etikettefragen herbeigeführt würden. Die Creditive des engli schen Botschafters in Konstantinopel, Elliot, würden heute demselben übersandt werden. Die Anerkennung des Sultans sei nicht auf die großen Mächte be schränkt geblieben. Alle der Pforte unterthänigen religiösen Secten und Volks- stämmc hätten sich für ihn erklärt. Die Glückwünsche, welche die Spitzen aller christlichen Gemeinden an den Sultan gerichtet hätten, könnten nur den Einfluß Derer vermehren, welche bei den Insurgenten im Sinne der Herstellung des Friedens im Reiche wirkten. Disraeli erklärte sodann, daß der von Wiener Journalen mit seiner Unterschrift publicirte Brief, in welchem die europäische Lage und die Politik Englands erörtert wird und in welchem der befreundeten Großmächte in unehrerbietiger Weise Erwähnung gethan wird, ein Falsifikat sei.