Volltext Seite (XML)
S89 Überdruß vorwaltrte, so bleibt da- traurige Ende nur so erklärlich daß der Knabe, nur um zu spielen, Hängeversuche gemacht und da- Spiel eben traurig endete. — Wegen ^Verdachts der Urheberschaft de- am frühen Morgen des 2. dieses Monat« in Reinhardtsdorf stattgcfundenen Brandes (vgl. Nr. 80), durch welchen 4 Güter eingeäschert wurden, ist der Sohn dcS Be güterten, in dessen Scheune das Feuer ausgebrochen, verhaftet worden. — Wie die „Hamb. Nachr." erzählen, hat ein früherer Organist und Lehrer in Elm-Horn, welcher sich in der letzten Zeit vielfach mit der Leichenver- brennungSfrage beschäftigte und Spuren von Geistesstörung, zeigte einen ent- setzlichen Selbstmord begangen. Derselbe machte seinem Leben durch den Feuertod ein Ende. Er tränkte sein Bett mit Petroleum, wickelte sich ein mit derselben Flüssigkeit stark benetztes Tuch um den Leib und verschluckte zur Hälfte einen Petroleumdocht. Sodann legte er sich nieder und zündete das Bett an, welches bald einen Scheiterhaufen bildete. Die Leiche wurde später fürchter lich entstellt aufgefunden, und war ein Theil seines Baarvermögens, welches der Verstorbene in Werthpapieren bei sich trug, ebenfalls verkohlt. — In einem Artikel der „Köln. Ztg." werden die Kosten eines Besuchs der Ausstellung in Philadelphia und eines zweimonatlichen Aufenthalts in Nord-Amerika wie folgt berechnet: Im Allgemeinen läßt sich annehmen, daß die Gruppe einzelner Touren, welche bei einem zweimonat lichen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten zwischen der Küste und dem Mississippi mit Genuß und ohne Anstrengung von dem Reisenden zurückgelegt werden können, eine Ausgabe von etwa 200 Dollars (750 ^) an Billets und Nebenkosten verursacht. Hierzu treten ferner die Kosten der zweimaligen Ueber- fahrt über den Orcan. Im Zwischendeck wird der Vergnügungsrciscnde nicht fahren wollen, und der Unterschied im Preise zwischen der ersten und zweiten ist im Vergleich zu den Gesammtkosten der Reise ein so geringer, daß schwerlich Jemand sich auf einen Monat den mit Benutzung der zweiten Cajütc verbun denen lästigen Beschränkungen gegenüber der verhältnißmäßig unbedeutenden Kostenersparniß aussetzen wird. In erster Cajüte beträgt der Preis der Ueber- fahrt von Bremen oder Hamburg nach New-York 495 falls sich die Dampfer-Gesellschaften nicht zu Ermäßigungen für Ausstellungsbesucher ver stehen ; und es kann deshalb die Hin- und Rückreise von einem Punkte in der Mitte Deutschlands, einschließlich der unvermeidlichen Nebenkosten, auf minde stens 1200 veranschlagt werden. Nach dem Vorstehenden würde sich also eine Reise nach den Vereinigten Staaten mit zweimonatlichem Aufenthalte da selbst folgendermaßen stellen: 60 Tage zu 10 Dollars — 600 Dollars, Eisen bahnfahrten 200 Dollars, allerhand unvorhergesehene Ausgaben zum Mindesten 200 Dollars, zusammen 1000 Dollars, und einschließlich der Kosten für die Ueberfahrt in runder Summe 5000 Während es einerseits schwer thunlich ist, diesen Anschlag um ein Erhebliches herunterzusetzen, so sind andererseits durch eine Erhöhung desselben um nur ein Drittel oder die Hälfte die Mittel zu einer Menge Bequemlichkeiten geboten, welche sich der reisende Amerikaner in seinem eigenen Lande kaum gestattet; es sind hierzu zu rechnen Miethwagen, Badezimmer in den Gasthöfen, ganze Abtheilungen (wlloke seotionsl in den Schlafwagen der Nachtzügc und AehnlicheS. — (Auch eine Ausstellung.) Die bisher in Berlin benützten HinrichtungS-Geräthschaften sind, wie die „StaatSb.-Ztg." meldet, im Märkischen Museum nunmehr vollständig aufgestellt. Zunächst das einen Meter lange Richtschwert, aus dem siebzehnten Jahrhundert stammend, mit der Inschrift 8oli Vvo 6Iori». Ferner das Executionsrad. Es unterscheidet sich von einem Wagenrade nur dadurch, daß die Achse nicht durchbohrt und Ler Radkranz an der Stelle, mit welcher das Radebrechen vorgenommen wurde, nicht stach wie bei einem gewöhnlichen Rade, sondern kantig ist. Das Rad ist von Eichenholz; die letzte Räderung wurde vor ca. 50 Jahren an einem ge wissen Seeger vorgenommen. Das Lattenbret, welches als Unterlage für den Delinquenten diente, um die Stöße wirksamer zu machen, ist zerstört worden. Sodann Ler Richtblock, roth angestrichen, aus Rüsternholz, auf Lem eine große Anzqhl Personen abgcthan worden ist. Die bekannteste, auf diesem Block ge köpfte Persönlichkeit war der Bürgermeister von Storkow, Czech, der das Atten tat auf König Friedrich Wilhelm IV. 1844 verübte und im folgenden Jahre enthauptet wurde. Der lederne Riemen, mit welchem der Kopf des Unglücklichen auf den Bock befestigt wurde, ist von demselben weggebracht. Das interessanteste Stück ist das Reindel'sche Richtbeil, 1831 von dem Schmied Maaß bei Perle berg geschmiedet; mit demselben find über 50 Personen geköpft worden, die letzte vor einem Jahre. Die Schneide ist einen Fuß lang und nicht sonderlich scharf. Unter normalen Verhältnissen wird Ler Block nicht sehr verletzt,' höch sten- mit glatter Narbe etwa- angehauen. Bei der Gattenmörderin Krebs, welche Reindel mit diesem Beil am 5. Februar 1875 zu Braunschweig ent- haupM, lag der Hals etwa- schief, in Folge deffett mußte schief gehauen wer ¬ den, und es sprang dabei au- der Kehle de- vorgeschilderten Richtblock- ein Stück heraus, wie noch jetzt bemerkbar ist. — fHochwasser in Szegedin.) Au-Szegedinwird der„N.Fr.Pr." unter dem 3. d. (Mittag-) geschrieben: Gestern und heute find ununterbrochen je 10,000 Einwohner au- allen Ständen und Classen an den Damm arbeiten beschäftigt. Seit Wochen dauert nun dieser heldenmüthige Kampf fort, den die Bevölkerung einer ganzen Stadt gegen das Element unternommen hat, welches verschworen scheint, diesen Wohnsitz einer zahlreichen, fleißigen und strebsamen Bevölkerung vorder Erde zu vertilgen, seit Wochen ringt hier der energische menschliche Wille mit der furchtbaren Naturgewalt. Tagtäglich wächst die Fluth und will die Schranken durchbrechen, die ihr menschlicher Geist und menschliche Kraft gezogen: tagtäglich aber wachsen auch Lie Dämme unter den Händen Tausender von Bürgern höher empor, der gefährdeten Stadt ein neues Bollwerk schaffend. DaS Wasser ist seit gestern wieder um 3^ Zoll ge stiegen. Gegenwärtiger Stand 24 Fuß 7 Zoll. Unter dem 3. d. (5 Uhr Abends) wird geschrieben: „Bei schönem Wetter Wasserstand anhaltend steigend. Gegenwärtiger Stand 24 Fuß 8 Zoll." (Unterm 6. April wird aus Pesth tclegraphirt: In Szegedin ist der Wasserstand um 2 Schuh höher, als der höchste Wasserstand im Jahre 1867 war. Die Stadt ist in größter Gefahr. Die gejammte Bevölkerung arbeitet an der Aufwerfung von Dämmen. Diese Arbeiten verschlangen bereits 86,000 Gulden.) — Paris, 6. April. (N.-Z.) Heute begann der Verkauf der Ge mäldegalerie Les verstorbenen ehemaligen Kammerpräsidenten Schneider. Die heute verkauften 34 Bilder, welche sämmtlich der nieder ländischen Schule angehören, erzielten 960,000 Franc-. Das Museum von Antwerpen erwarb das berühmte Gemälde „Die Wassermühle" von Hobbema, welches vor Jahren von Herrn Gustav Schultze in Berlin an den Herzog von Morny verkauft wurde, für 100,000 Francs. — Eine wichtige und viel erörterte Streitfrage der Topographie de alten Rom hat in neuester Zeit durch zufällige Entdeckungen ihre endgültige Erledigung gefunden: die Frage nach der Lage de- capitolinischen Jupitertempel-. E« ist dadurch klar erwiesen worden, daß da» Capitolium im engeren Sinn mit dem Jupiter-tempel und dem tarpejischen Felsen auf Lem südwestlichen Gipftl de- capitolinischen Hügel- zu suchen sei, der Höhe Le- Palaste- Caffarelli, welche gegenwärtig fast ganz im Besitz der deutschen Gesandtschaft ist und kürzlich durch den stattlichen Neubau de- deutschen archäologischen Institut- eine neu« ZierLe erhalten hat. Di« deutsch« Botschaft kann sich de- Bewußtseins erfreuen, den Platz des ehrwürdigsten Nationalheiligthum« Le« alten Rom inne zu haben. — sAu« Olympia.) Prof. Adler ist in Korfu eingetroffen und hat dort vr. Hirschfeld, den archäologischen Leiter der Ausgrabungen in Olympia, vorgefunden, dessen Gesundheit sich so weit gestärkt hat, daß er wieder nach Olympia zurückkchren kann, wo Herr Böttcher bereits wieder in Thätigkeit ist. Die letzten Ausgrabungen haben wieder erfreuliche R«- sultate geliefert. Man hat namentlich eine Reih« Inschriften aufgefunden, die zum Theil bi- in- 6. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen. Einige der selben find historische Denkmäler ersten Rang«-. Zu der Nike ist noch ein Marmorflügel aufgefunden worden. Mehrere Wege und Basen von Weih- geschenken find aufgedeckt. — sExpedition nach dem Norden.) Man schreibt der „N. Fr, Pr": Capitain Allen Young, bekannt als der erste Offizier von M'Clintock bei der denkwürdigen Expedition, welche die einzigen sicheren Nachrichten vom Schicksale Fr an kl in's zurückbrachte, Ler schon im vergangenen Jahre die große englische Polar-Expedition mit eigenem Schiffe begleitete und bei Lieser Gelegenheit bis nahe zu der Gegend vordrang, wo die Franklin'schen Schiffe verlassen wurden, wird im Mai dieses Jahre- neuerdings aus eigene Kosten mit der „Pandora", dem gleichen Fahrzeuge wie im vergangenen Jahre, nach der Baffins-Bai auslausen. Zweck dieser Expedition ist, sich mit den englischen Schiffen unter Capitain Nares in Verbindung zu setzen und Nachrichten von denselben in die Heimath zu bringen — außerdem aber auch selbstständige Forschung in allen Gebieten. Das Schiff wird auf alle Fälle für volle zwei Jahre ausgerüstet sein. — Die Nachrichten au- Hillah und Bagdad über da» Auftret«» det Pest lauten, der „Wes.-Ztg." zufolge, noch immer beunruhigend. In den letzten Tagen erlagen in jeder der beide» Städte durchschnittlich 40—50 Metischen dk Seuche. — Wie man dem „St. Peter-b. Herold" schreibt, hat kürzlich der Schet.k-ul-J-lam, di«' Hhitze Lei: türkischen Geistlichkeit, vvr der in Mekka versammelten Menge der Gläubigen prophezeit, daß int Berkaus von zehn Jahren ganz Frankistan (Europa) d«m Halbmond unterworfen sein und der Sultan den ganzen östlichen Theil dies«» Reich- sammt der