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984 rischen Regierung werde die Idee einer selbstständigen unga rischen Bank festgehalten. 61 RalgAsa, 7. April. Die Jnsurgentenführer haben heute dem Statthalter Rodich angezeigt, daß sie unter folgenden Be dingungen die Waffen niederlegen würden: Ueberweisung eines Dritttheils des Grundbesitzes der Beg s, Wiederaufbau der Häuser und Kirchen auf Staatskosten, Ausstattung mit Saamenfrüchten, Rind vieh und Ackerbaugeräthen, Errichtung von Kornmagazinen, in welchen ein für ein Jahr auslangender Vorrath bereit gehalten wird, Befrei ung von der Zehentsteuer auf drei Jahre, Abzug der regulairen türkischen Truppen mit Belassung kleiner Garnisonen in Niksik, Stolac, Fotscha, Mostar, Trebinje und Plevalje, in welchen Orten russische und öster reichische Agenten als UeberwachungSorgane residiren sollen, endlich die Garantie aller Großmächte und die vorausgehende Entwaffnung der eingeborenen türkischen Bevölkerung. Paris, 6. April. (N.-Z.) DieAntwort des Khedive auf daS Anerbieten hiesiger Finanziers ist noch nicht eingetroffen. — Dem heutigen Ministerrathe konnte der seit gestern erkrankte Minister deS Innern, Ricard, nicht beiwohnen. In der mit der Prüfung der für daS Unterrichtsgesetz vorgeschlagenen Abänderungen beauftragten Commission erklärte heute der Minister Waddington, man müßte sich vorläufig mit diesen Reformen begnügen, um die Annahme der selben im Senate zu sichern. Der Minister versprach aber demnächst die Vorlegung eines Gesetzes zur Reform der höheren Schul behörden, um darin da? Uebergewtcht des Staates gegenüber der Geistlichkeit herbeizuführen. Versailles, 7. April. (K. Z.) Der Marine - Minister hat im Ausschüße der Deputirtenkammer für den Amnestie-Antrag zuge- gestanden, daß die Lage der Deportirten auf Neu-Caledonien der Verbesserung bedürfe. (Vergl. Frankreich.) 61 London, 6. April, Abends. Unterhaus. Der Unter- staatssecretair im Departement des Auswärtigen, Bourke, erklärte auf eine Anfrage Goldsmid's, die Regierung habe von der spanischen Regierung die Befreiung der briii scheu Staatsangehörigen von der Kriegs st euer verlangt, die spanische Regierung habe rugesagt, daß sie die Sache in Erwägung ziehen wolle. Auf eine andere An frage Gourley's erklärte Northcote, England habe keine Verpflichtung, zu Finan zmaßre geln für Egypten Anleitung zu geben, auch habe der Khedive keinen darauf bezüglichen Antrag gestellt, Wilson sei, als er im Dienste des Khedive gestanden, zu Ertheilung von Auf schlüssen über die Ansichten der englischen Regierung nicht verpflichtet gewesen. Ferner erklärte Northcote auf eine Anfrage Hartington's, die Verhandlungen mit den betheiligten Mächten über die Tonnen gelderabgabe im Suezcanal würden fortgesetzt. Im wetteren Verlaufe der heutigen Verhandlung vor dem Eentral-Criminal-Gerichtshof gegen den Capitain der „Franconia" erklärte der Vertheidiger desselben, Parry, er werde sein Plaidoyer bis nach Beendigung der Vernehmung der Entlastungszeugen aussetzen; er glaube, daß die Geschworenen den Capitain von strafbarer Nach lässigkeit freisprechen würden. Hierauf begann die Vernehmung der Entlastungszeugen. Der erste Steuermann der „Franconia", Heinrich Meyer, sagt aus, daß die Geschwindigkeit des Schiffes nicht 9 Knoten erreicht habe; die Ordre, die Boote auszusetzen, sei gegeben und die Boote auch wirklich über Bord gehängt worden. Der Collisionsschott sei bedeutend gewesen. Im Uebrigen berichtigte Meyer seine früheren Aussagen. Der zweite Steuermann, William Caspar Lubbe, bestätigt die Größe des Schadens am Schott und erklärte, daß der Schlepper „Palmer ston" in der Nähe gewesen sei. Der erste Maschinist, Kretzacher, giebt die Ge schwindigkeit des Schiffes auf 8'/« Knoten an; dieselbe sei vor dem Zusammen stoß bedeutend vermindert worden. Der zweite Maschinist, Robert Stein, bestätigt, daß die Ordre „Stoppen" gegeben worden und daß die Beschädigung erheblich gewesen sei. Der Quatiermeister Bendien erklärte, die Ordre „Backbord-Ruder" sei erst gegeben worden, als die Maschine bereits zurückging- Der Zimmermann Kiebbers sagt aus, daß er mit anderweiter Hilfe über eine Stunde an der Ver stärkung des Schottes gearbeitet habe. Der Trinity-Lootse James Porter wieder holte seme frühere Aussage und erklärte, der Bug des „Strathclyde" sei zur Zeit der Kollision südwestlich gewendet gewesen. Er sei von der dringenden Gefahr der „Franconia" überzeugt gewesen, sowie davon, daß, wenn der „Strathclyde" den angegebenen Cours gesteuert wäre, derselbe sich nicht auf dem Platze befinden konnte, an welchem die Collision stattfand. Die sonst noch vernommenen Zeugen wiederholten ihre früheren Aussagen. Alle Zeugen von den Mannschaften wurden vernommen, ebenso auch der erste Steuermann des „Strathclyde", Bevan. Morgen sollen die Zeugen über die Ausdehnung der Beschädig ung vernommen werden. 01 London, 7. April, Vormittags. Die Journale veröffent- Uchen ein Schreiben des hiesigen türkischen Botschafters an das Bankhaus Dent, Palmer u. Comp., in welchem derselbe er klärt, die Bank von England würde ihnen die Hälfte der Zinsen der Anleihen von 1854 und 1871 dann zahlen, wenn sie sich bereit fänden, eine bestimmte Summe zur Amortisation der Anleihe von 1858 zu opfern. Das Bankhaus habe indessen dies Anerbieten ab- g e lehnt. * London, 8. April. (Telegramm der „Bautzener Nachrichten") Die Geschworenen fanden den Capitain der „Franconia", Keyn, schuldig; der Richterspruch ward jedoch vertagt, bis das Appellgericht die Competenzfrage entschieden haben wird. 61 Petersburg, 6. April. Der CaffationShof des Senats verhandelte gestern über die Appellation deS CommerzienrathS OwSjan- nikoff gegen daS Schwurgerichtsurthetl, welches denselben wegen Brand stiftung zur Verbannung nach Sibirien verurtheilt. Die Verkündung deS UrtheilS wurde vertagt. — DaS „Journal de St. Petersbourg" bespricht den Artikel der „Times" über die Nichteinlösung der am 1. d. M. fällig gewesenen türkischen Coupon« und constatirt bei dieser Gelegenheit, daß der Mangel an Voraussicht auf Seiten der türkischen Verwaltung das Haupthinderniß sei, daS die Anstrengungen der Mächte im Interesse der Pforte vereitele. — Das russische „Peters- burger Journal" wendet sich gegen die Artikel englischer Blätter, in denen der russischen Presse eine gegen daS Dreikaiserbündniß gerichtete Tendenz beigemessen wird. DaS Blatt drückt fein Erstaunen über diese unfruchtbaren Agitationen aus und meint, daß sich der gleichen selbst aus der mangelnden Kenntniß der obwaltenden Ver hältnisse nur schwer erklären ließe. 01 Konstantinopel, 6. April, Abends. Edhem Pascha ist zum Botschafter in Berlin und der bisherige dortige Botschafter Aristarchi Bey zum Mitglied des Staatsrathes ernannt worden. * Dresden, 8. April. (Telegramm der „Bautzener Nachr") Die Nachricht einiger Zeitungen von einer Ministerkrisis in Sachsen wegen der Eisenbahnfcage wird vom heutigen „Dresdnei Journal" für erfunden und vollständig unbegründet erklärt. * Leipziger Börse, 8. April. K-l. sächs. Staatspapiere v. I830 kl. 3°/o 94 G., do. v. I855 3°/» 87 G-, do. v. 1852—1868 L 100 thlr. 4°/o 97 G., do. v- 1869 ä 100 thlr. 4°/« 97,25 G-, do. v. 1870 ä 100 u- 50 thlr. 4°/» 97L5 G., do, 5"/o 105 G., k. s. Landrentenbnefe 3'/, 0/0 größere 90,50 G., do kleinere. 91,75 G„ k. s. 4°/« Landescultur-Rentenscheine Serie II 96 G., 4'/, "/« 1880 rückzahlb. lausitzer Pfandbriefe 101^5 G-, Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Aciien 182,50 G , allgemeine deutsche Credit-Anstalt zu Leipzig 119,90 G, Leipziger Bank 112,75 G-, Oberlausitzer Bank 51 G-, Sächsische Bank 120 G., Dresdener Bank 78,50 G , österr. Banknoten 174 G. (1 Mark 74 Pf.) Deutsches Reich. Bautzen, 7. April. Nach dreitägiger Schwurgerichtsverhand lung wurde heute der in der Lausitz eine traurige Berühmtheit ge nießende Hausbesitzer Carl Friedrich Schulze, genannt Scholze, aus Schmölln bei Bischofswerda wegen Meineids, vollendeter und versuchter schwerer Urkundenfälschung, sowie Betrugs zu Zuchthaus in Dauer von zwölf Jahren, zehntausend Mark Geld strafe und zehnjährigem Ehrenrechts-Verlust verurtheilt, auch dauernd für unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen zu werden. Bezüglich der Details dieser sehr in teressanten Verhandlung verweisen wir auf den von uns in den näch sten Tagen zu bringenden Specialbericht und erwähnen heute nur noch, daß Schulze noch vor seiner Abführung aus dem VerhandlungS- faale sich dem Erkenntnisse, vorbehältlich einer Berufung gegen die Höhe der Strafe, ausdrücklich unterwarf und um seine thunlichst schleunige Abführung in die Anstalt Waldheim bat. tz Guttau. Am 6. April hat sich der Auszügler und Tage arbeiter Piesker ollhier, 59 Jahre alt, in einem Anfall von Schwer- muth auf dem Boden des von ihm bewohnten Hauses durch Er hängen selbst entleibt. 8 Kamenz, 7. April. Am 6. d. Mts. früh in der 9. Stunde wurde hier der Kansmannslehrling Alfred Müller von PulSnitz in einer Niederlage, wo er Geschäfte hatte und eine halbe Stünde ge weilt, erhängt aufgefunden. Diese allgemein bestürzende That deS