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3468 und ein anderer In Gefahr kommen soll, nicht weniger al- sieben Pferde zu verlieren. — Wien, 16. December. Heute Morgen fand die Hinrichtung FranceSconiS im Hofe des Gefangenhause« statt. FranceSconi, welcher bei der Beichte die umfassendste Reue an den Tag gelegt hatte, trat festen Schrittes auf den Richtplatz. Er küßte den Seelsorger, reichte dem Arzte die Hand, dann dem Staatsanwalt Grafen Lamezan und sagte zu diesem: Herr Graf, mein Ankläger, verzeihen Sie mir auch! Graf Lamezan «r- wiederte: Sie find mit Gott versöhnt, also auch mit uns. FranceSconi küßte den Staatsanwalt und entkleidete sich dann selbst. Der Seelsorger sagte: Herr Jesus nimm seinen Geist auf und sei ihm ein gnädiger barm herziger Richter! Darauf betete der Geistliche ein Vater unser. Als der Scharfrichter und dessen Gehilfen an FranceSconi herantraten, um ihn zu fassen und auf den Galgen zu heben, wich er scheu zurück und bat, -nur ein paar Wort« an di« Anwesenden sprechen zu dürfen: „Nur ein paar Worte! Aber nur ein paar Worte!" rief er — e- war zu spät, man ergriff ihn, band ihm die Hände nach rückwärts und zog ihn in die Höhe. In diesem Augenblicke entrang sich der letzte Ausruf seiner Brust. Fran- ccSconi schrie eS beinahe: „Adieu Welt! O, meine Mutter, meine arme Mutter!" Und mit dem Ausdrucke der qualvollsten Todesangst wendete er noch einmal den Kopf nach dem Pfosten. Da warf ihm der Henker die Schnur um den Hals, und der Gerechtigkeit war Genüge geschehen. — Auf der Straße von Klein-Zombor nach Szöregh wurde am 10. d. Abends d:r Postwagen angehalten, der Postillon erschlagen und eine Geldsendung von 30« bis 35,000 fl. geraubt. Die Thäter wurden bisher nicht ermittelt. — In Genua explodirt« vor einigen Tagen unerwartet in einem Lagerräume eine Orfinische Bombe; eS kamen verschiedene Körper verletzungen dabei vor. Bei genauer Untersuchung dcS Ereignisses entdeckte die Polizei eine größere Anzahl ähnlicher Bomben, mehrere hundert Gewehre, Dolch« u. s. w., über deren Bestimmung bis jetzt nichts Sicheres in Er fahrung gebracht wurde. — Bier Meilen westlich von Portland Bill ist ein großes Segel- schiff durch eine Explosion plötzlich mit Allem, was daraus war, ver sunken. Nähere Angaben fehlen. — Sevilla, 13. Decbr. (K. Z.) Die Ueberschwemmungen haben hier großen Schaden angerichtet. Die halbe Stadt stand lange Zeit hindurch unter Wasser und war zudem ohne Gaslicht. Der Eisenbahn verkehr war fast allenthalben in Süd-Spanien gestört. In Badajoz ist der Verlust mehrerer Menschenleben zu beklagen. — London, 14. Decbr. Im Canal sind durch Zusammenstoß zweier Barken („Robert Kelly" von Boston und „Huddersfield" von Liverpool) fünfzehn Menschen ertrunken. — London, 15. December. (K. Z.) Unter den Stätten, an die sich traurig« Erinnerungen knüpfen, steht der Tower nicht in letzter Reihe. Und hier ist es wiederum die auf einem der inneren Höfe gelegene kleine, düstere Kirche St. Petru» ad Vincula, welche an die schauerlichsten Perioden der englischen Geschichte eindringlich mahnt. Denn hier wurden die Leiber der wegen sogenannter Staatsverbrechen Enthaupteten be graben, während ihre Köpfe auf London Bridge aufgesteckt wurden. Im Anschlusse an die seit einiger Zeit ins Werk gesetzten Restaurationsarbeiten de- Tower- ist in den letzten Tagen der Fußboren der erwähnten Kirche ausgenommen und eine sorgfältige Untersuchung der dort befindlichen Gräber begonnen worden. An der Hand alter Chroniken und Register ist eS bereits möglich gewesen, eine Anzahl der Leichen mit ziemlicher Gewißheit festzustellen. So wurde in der Mitte der Kirche der Körper einer etwa siebenzigjährigen Frau gefunden, welche aller Wahrscheinlichkeit Niemand anders als die Gräfin v. Salisbury, letzter Spross« der Plantagenet«, gewesen sein kann. Sie wurde ihrer Abstammung wegen auf Befehl Heinrich's VII. dem Henker überantwortet. Nicht weit von diesem Grabe stießen die Arbeiter auf den Leichnam eine« Manne- von außergewöhnlich hohem Wuchs« und kräftiger Gestalt, allem Anscheine nach die Ueberreste Robert Dudley'-, Herzog- von Northumberland und Vater- der Lady Jane Grey. Für die Richtigkeit dieser Annahme spricht u. A. der Umstand, daß ausnahmsweise der Schädel mit dem übrigen Körper zusammen gesund«» wurde; einer Aufzeichnung in den Registern d«s Tower« nach wurde Dudley'« Kopf nicht auf London Bridge aufgesteckt. Dicht unter dem Altar« wurden die Gebeine «ines weib lichen Wesen« von ungewöhnlich zarter Bauart gesunden. Dieselben werden Anna Boleyn zugeschrieben. Die Arbeiten werden mit Sorgfalt fortgesetzt, und e« wird gehofft, daß nach und nach der ganze Inhalt der Grabgewölbe mit Sicherheit sich wird feststellen lassen. Die Leichname werden vorsichtig tu BUisärg« gelegt und diese je nach Befund mit entsprechenden Aufschriften versehen. — Capital» Rare« hielt dieser Tage in der königlichen geographischen Gesellschaft einen längeren Vortrag über das nörd liche Circumpvlarmeer. Capital» Rare« ist zu dem Schlüsse gekommen, daß man an den diese« Mal noch unerreichten Nordpol von anderer Seile wahrscheinlich ziemlich leicht gelangen werde. Bei Cap Columbia vermuthet er eine breite MeereSöffnung, welche den Zutritt zu dem Pol ermöglicht. Der Redner erklärte den Lauf und da« Wesen der warmen Meeresströmungen, welche vom Aequator bis an den Nordpol laufen. Oestlich von Grönland kämen sie als kalte Strömungen wieder zurück. Nares glaubt nicht, daß Grönland viel weiter nordwärts hlnaufreiche, al- es bisher erforscht worden ist. Die Ausdehnung des Meeres, welches den Pol umgiebt, schätzt er auf mindesten- eine Million engl. (50,000 geogr.) Q.-Mcilcn. Er glaubt zu der zuversichtlichen Annahme Grund zu haben, daß, Winn eS am Pol Land giebt, dasselbe eine Vegetation aufzuweisen hat und zum Aufenthalt und Leben von Vögeln geeignet ist. Als er auf seiner letzten Fahrt keine Vögel mehr antraf, durfte er annehmcn, daß er kein Land mehr vor sich habe. Die Ergebnisse der letzten Polarfahrt haben zur Vermehrung der Kenntniß der Polargegend und namentlich de- PolareiseS beigetragen. Die außerordentliche Stärke des Polanise-, worauf so viel Gewicht gelegt werde, sei übrigen- an und für sich nicht- Neues. Der größte Theil des PolareiseS habe ein Alter von mindtstenS hundert Jahren. Capt. Nare- erwähnte weiter, daß der Schnee am Nordpol alljährlich schmelze, der am Südpol nicht. Der Schneefall bilde in jedem Jahre daselbst eine neue Kruste, so daß man bei Durchhauung der Schneeberg« deren Alter nachweisen kann, wie bei einem Baumstamm vermöge der Ringe. Capitain Stephenson hielt einen Vortrag über die Art, in welcher di« Mannschaft seines Schiffe-, der „DiScovery", den Winter verbracht habe. Capitain Markham folgte mit einem weitern Vortrag über seine Schlittenfahrten in der Richtung nach dem Pole hin. Eine seiner Schlitten-Expeditionen hat nicht weniger al« 600 Meilen zu Schlitten zurückgelegt. Die Schwierigkeiten der Schlitten fahrten beschrieb Markham als sehr erheblich. Mitunter vermochten die Leute in dem tiefen Schnee nur so langsam vorzudringen, daß es sich besser lohnt«, auf allen Vieren fortzukriechen, al- aufrecht zu gehen. — In Chatham wurden neulich Probeversuche mit einer von Capitain Sal« erfundenen Luftmaschine gemacht. Dieselbe ist dazu bestimmt, während der Nachtzeit im Kriege einen Feind erkennen zu lassen. Hat die Maschine eine gewisse Höhe erreicht, so wird ein Fallschirm losgelasscn, welcher Feuerkugeln ausscndct, durch die das umliegende Land auf beträchtliche Entfernung erhellt und die Heercsstellung verrathen wird. Die Versuche fielen trotz de- ungünstigen Wetters sehr befriedigend aus. Eingesandt. Trotz Ungunst der Witterung war die am 9. December Abends im Saale des Schützenhauses in Bautzen von socialistisch gesinnten Arbeitern einberufene Volksversammlung besucht, sogar von Personen aus solchen Kreisen, die sich bis her der Arbeiterbewegung gegenüber theilnahmlos verhalten haben. Die Anwesenden folgten dem zweistündigen Vortrage des Referenten, Hrn. Hugo Keller aus Görlitz, mit ungctheilter Aufmerksamkeit, erklärten sich dann einstimmig nach der eingebrachten Resolution mit dem Vorgetragenen in allen Theilen einverstanden und erkannten Herrn Keller als Reichstags-Candidaten der Arbeiterpartei im dritten sächsischen Wahlkreise an, sich verpflichtend, nach Kräften für seine Wahl zu wirken. Da von anderer Seite bereits Kundgebungen ähnlicher Art an dieser Stelle veröffentlicht sind, dürfte es nicht unangemessen erscheinen, auch auf das Vor gedachte aufmerksam zu machen. Der Braunbierschank ist bei Herrn Martschinck, Lauenstraße. Das nächste Braunbier kommt,» Herrn Böhmes Erben, Reichenstraße. Meteorologische Station Bautzen. Decbr. Tag. Stund». Barometer auf 0 ° 0. reducirt. Thermometer nach Thermometro,raph. Minimum nach 0. ! L. Dunst» gehalt. pr. 0t. 0. 8. 16. Nm. 2. 742,-i Mllm. 1 I,s i I,° In der Nacht 87 Abs. 10. 742,7 0 Mllm. - 0,. - 0,. vom 16. -17. Dec. 100 17. Zrüh 6. 742,4 > Mllm. - 1,0 - 0,° — 2,° ! — 1,» 100 Nm. 2. 741,--Mllm - I,° — I.» In der Nacht 100 Abd. 10. 739,-s Mllm. — 1,- 1,0 vom 17.-18. Decbr. 100 18. Früh 6 736,9« Mllm. - 0,- - 0,6 - 2,- § - 2,° 100 Wind: den 18.5 )ecbr. fr. ih; «0.