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2682 russischen Feldzüge in Central-Asien mitmachte, heißt es u. A.: „Sobald Chiwa eingenommen war, unterwarfen sich die Aomud-Turkomauen dem General Kaufmann, der ihnen versprach, daß er sie unbelästigt lasten wolle, so lange sie mit ihren Nachbarn in Frieden leben würden. Alle russischen Offiziere bestätigten, daß dieselben ein freundliches, ehr liches und aufrichtiges Völkchen seien. Trotz alledem beschloß aber General Kaufmann doch, an ihnen ein Exempel zu statuiren, um die Furcht vor den Russen in jener Gegend ordentlich einzuprägen. Am 7. trafen die russischen Truppen die Iomud - Turkomanen, welche sämmtlich getödtet wurden. Die Kosaken waren die Wüthendsten und hieben Alles nieder, Männer, Weiber, Greise und kleine Kinder. Be sonders entsetzt war ich von dem Anblick einer Frau, die mit ihren drei Kindern ermordet worden war und auf der Landstraße lag.. Die Soldaten verbrannten alle Häuser, alles Getreide, kurz alles Eigen thum, nicht ein Mann, Weib und Kind wurde geschont. Schreckliche Grausamkeiten wurden verübt. Als die Cavalerie nicht mehr weiter konnte, kam die Infanterie herangelaufen und setzte das Morden fort. So geschehen auf ausdrücklichen Befehl des General Golovatschew, der die Ordre hierzu vom General Kaufmann erhalten hatte. Beide Offiziere bekamen hierfür die höchsten Orden und Belobungen. Allein dieses Blutbad steht nicht vereinzelt da. In der Stadt Andidschah hatte eine Emeute stattgefunden, welche General Kaufmann wieder empfindlich zu bestrafen beschlossen hatte. General Trotsky wurde also mit 14,000 Mann hingeschickt. Diesem Heere wurde nicht der geringste Widerstand geleistet. Die Russen zogen ohne Schwertstreich in die Stadt ein. Nach einigen Stunden gab jedoch General Trotsky Befehl, die ganze Stadt anzuzünden, und dies geschah auch. Sie brannte vollständig nieder. Als Abschicdsgruß bombardirte Trotsky noch die rauchenden Ruinen. Für diese Heldenthat erhielt er den Georgsorden 3. Claffe und einen Ehrendegen. Aehnlich benahm sich General Skobolcff in der Stadt Namangan. Auch diese Stadt war gänzlich wehrlos. Der General richtete 16 Kanonen gegen dieselbe, bombardirte dieselbe ganz unnöthiger Weise, und die ganze Bevölker ung, 3800 Menschen, mußte über die Klinge springen. Das Massacre war durchaus unnöthlg, da die Einwohner sich nicht wehren wollten und konnten. Auch General Skobolew wurde für diese Wasfenihat glänzend belohnt." Schuyler erzählt weiter, daß die Schandthaten, welche vor einigen Wochen das Entsetzen der ganzen Welt erregten, von den russischen Soldaten in Turkestan gegen die dortigen Frauen im Frieden sogar verübt werden. (Man erröthet, daß solche Schänd- lichkeiten von Christen und im Namen der Cultur begangen wurden, man urtheilt nach solchen Unthatcn der Russen milder über die Nichtswürdigkeiten der Türken und empfindet Ekel vor der Phrase, daß Rußlands Volk nicht länger dem edlen Motiv einer Befreiung der Christen widerstehen könne.) Vom türkischen Kriegsschauplätze. 61 Wien, 2. October, Vormittags. (Tel.) Mehrere hiesige Blätter bestätigen übereinstimmend, daß die Niederlage der Serben an der Morawa am 28. v. M. eine sehr schwere gewesen ist und daß die Verluste derselben sich auf mehr als 2000 Mann belaufen. 01 Konstantinopel, 1. October. (Tel.) Aus Nifch wird von gestern amtlich gemeldet, daß auch der neueste Angriff der Serben auf die türkischen Truppen bei Alexinatz siegreich zurückgcwiefen worden ist. 61 Belgrad, 1. Octbr., Abends. (Tel.) Nach einer der Re gierung vom Kriegsschauplätze zugegangenen Meldung haben die Türken gestern einen Ausfall aus ihren befestigtem Stellungen gemacht und die serbische Armee bei Gredetim mit 20,000 Mann und 40 Kanonen angegriffen in der Absicht, derselben die Rückzugslinie abzuschneiden. Nach einem zwölsstündigen hartnäckigen Kampfe wurden die Türken indessen unter großen Verlusten zurückgeschlagen, während die serbische Armee ihre auf den Höhen innegehabten Positionen behauptete. Sächsische evangelisch-lutherische Landes-Synode. -8- Dresden, 2. Octbr. Nachdem heute Morgen aus Anlaß deS Zusammentritts der evangelisch-lutherischen Landessynode in der evangel. Hof- und Sophienkirche ein Gottesdienst siattgesunden, bei welchem Herr Oberhofprediger vr. Kohlschütter die von dem Geiste der Milde und Versöhnung durchwehte, die hohe Bedeutung der Sy node darlegende Predigt gehalten, erfolgte Mittags 1 Uhr die Eröff nung der Synode selbst in den» mehrfach umgestaltelen Sitzungssaale der 1. Kammer, in welchem auch die Verhandlungen stattfindcn. Ein gefunden hatten sich von den 73 Mitgliedern 67. Aus der NegierungS- bank erschienen die in LvunzMeis beauftragten Herren Staatsminister Frhr. v. Friesen, v. Nostitz-Wallwitz, vr. v. Gerber und Abeken, sowie die zu Commissaren für die Verhandlungen ernannten Herren Geh. Rath Uhde, Präsident des Landesconsistoriums, und die Ober-Consisto- rialräthe v. Berlepsch, vr. Zapff und vr. Jentsch, während der eben falls zum Commifsar ernannte Vicepräsidcnt des Landesconsistoriums, Oberhofprediger vr. Kohlschütter, als Mitglied unter den Synodalen Platz nahm. Den Act der Eröffnung vollzog im Auftrage des Kirchen- Regiments Cuitus Minister vr. von Gerber durch folgende Ansprache: Hochwürdige, hochgeehrte Herren! Nachdem die Synode unserer evangelisch- lutherischen Landeskirche im Laufe des Jahres 1871 erstmals zusammen getreten, haben Sie sich heute, der Berufung des Kirchenregiments folgend, hier versammelt, um als zweite ordentliche LandeSsynode die Verhandlung der Angelegenheiten in Angriff zu nehmen, welche nach Maßgabe der kirchlichen Verfassung Ihrer Be- rathung und Beschlußfassung unterliege». Ich begrüße Sie nu Nanien des Kirchenregiments aufs Herzlichste und spreche den Wunsch aus, daß die Mühe und Arbeit, welche Ihrer wartet, durch die Befriedigung über die zu erhoffenden Erfolge Ihrer Verhandlungen volle Ausgleichung finden möge. Die Vorlagen, welche Ihnen das Kirchenregiment zu machen hat, befinden sich bereits in Ihren Händen. Sie werden sich durch deren Einsicht überzeugt haben, daß es wichtige, das innere wie das äußere Kirchenwesen betreffende Fragen sind, deren Erledigung der gegenwärtigen Synode zufällt. Manche dieser Vorlagen beruhen aus An regungen, welche schon von der ersten ordentlichen Landessynode ausgingen, andere beruhen auf Einwirkungen der Landcsgcsehgebung und Vereinbarungen mit den Ständen des Landes, andere wollen kirchlichen Bedürfnissen cntgegcnkommen, welche sich in diesen für die Entwickelung des kirchlichen Lebens so bedeutungs vollen Jahren herausgestellt haben, noch andere endlich sind durch die tiefgreifenden Rückwirkungen der in der Zwischenzeit eingetretenen Veränderungen des bürger lichen Rechts veranlaßt worden. So fehlt es denn auch dieser zweiten Synode nicht an Aufgaben, welche die wichtigsten Interessen der Kirche berühren. Möge es ihr gelingen, dieselben zum Heil und Segen unserer theueren Landeskirche zu lösen. Sonnt erkläre ich Namens der in blvan^oliois beauftragten Staatsminister die zweite ordentliche Landessynode für eröffnet, und ersuche den Herrn Alters präsidenten, sein Amt zu übernehmen. Unter Vorsitz des Alterspräsidenten Oberschenk v. Metzsch, dem die Synodalen Gerichtsamtmann Weidauer und Superintendent Körner affistirten, erfolgte dann die Wahl deS Präsidiums. Zum Präsidenten wurde von 67 Abstimmenden Kammerherr v. Zeh men mit 51 St. gewählt. Bürgermeister Haberkorn erhielt 14 Stimmen. Der Ge wählte dankte für die ihm erwiesene Ehre und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Berathungen und Beschlüsse der Synode das Wohl der evangelisch-lutherischen Kirche und des Landes fördern möchten. Zum Vicepräsidenten wurde Oberhofprediger vr. Kohlschütter mit 38 gegen 25 Stimmen, welche auf Consistorialrath vr. Otto sich sammelten, während die andern sich zersplitterten, zu Secretairen Ge richtsamtmann Weidauer und Superint. Böhm el ernannt. Unter Dank an den Alterspräsidenten übernahm nun Präsident v. Zehmen den Vorsitz und vereidete die Secretaire sowie sämmtliche Mitglieder durch Handschlag, nachdem er selbst und der Vicepräsident vorher den Eid in die Hände des Alterspräsidenten abgelegt hatten. In die Legitimationscommission wählte man hierauf Geh. Regierungsrath von Koppenfels, Rentamt«. Finke, Oberbürgermeister Pfotenhauer, Bürger meister Haberkorn und Superint. vr. Kunze. Die Nedactions-Com mission bilden Superint. vr. Lechler und Adv. Jacob. Nach Vornahme dieser Wahlen schloß der Präsident die Sitzung. — Den Mitgliedern der Synode, wie auch den Zeitungsberichterstattern, sind bereits 1 3 ge druckt vorliegende Erlasse des Kirchenregiments an die Synode zu gegangen, ebenso ein Generalbericht des Landesconsistoriums über die Zustände der evangelisch-lutherischen Kirche des Königreichs Sachsen am Schluffe des Jahres 1875, ein Werk, das 95 Quart- seiteu umfaßt. Von den Erlassen heben wir hervor 1) den Erlaß, welcher die Aufhebung des § 2 des Kirchengesetzes vom 15. April 1873 vorschlägt, nach welchem Collato reu für Stellen, deren jährliches Einkommen mehr als 800 Thlr. beträgt, nur Geistliche oder Predtgt- amtscandidaten, welche mindestens 5 Jahre vorher die Wahlfähigkeits- prüsung bestanden haben, und für Stellen mit einem Jahresein kommen von mehr als 1600 Thlr. nur Geistliche oder Predigtamts- candidaten namhaft machen dürfen, welche mindestens 10 Jahre vorher die Wahlfähigkeitsprüfung bestanden haben. Diese Berufung hat sich in der Praxis nicht bewährt. 2) Den Entwurf eines Kirchengesitzes, die Fixation der Acctdenzien und Stolgebühren d?r Geistlichen und Kirchendiener betr. Zur Grundlage soll der durchschnittliche Betrag der Accidenzien und Stolgebühren während der letzten 4 Kalenderjahre