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646 01 Athen, 4. März. Die Königin von Griechenland ist von einer Prinzessin entbunden worden. 01 Washington, 3. März, Abends. Die Commission der Repräsentantenkammer hat heute dem- Senat die Versetzung Bel- knap's in den Anklagestand notificirt. Die Notiftcation wurde einer Specialcommission überwiesen. Die Justizcommission der Repräsen tantenkammer ist mit der Abfassung der Anklageschrift beschäftigt. 01 Washington, 4. März. In einem gestern stattgehabten Mtnisterrathe erklärte der Präsident hinsichtlich des Verfahrens gegen Belknap, obwohl er nichts thun wolle, was einer Verfolgung ähnlich sehen könnte, habe er sich doch entschlossen, vor keiner Verant wortlichkeit zurückzuschrecken. Er sei also der Ansicht, daß der General- Staatsanwalt den Proceß gegen Belknap, Marsch und ihre Mit schuldigen sofort beginnen müsse. Der Ministerrath erklärte sich damit einverstanden, daß die Angelegenheit dem General-Staastanwalt über geben werde. Ueber die Ernennung des Nachfolgers Belknaps ist noch nichts Sicheres bestimmt. — Wie die Zeitungen aus Mexico vom 26. v. M. melden, hätte die Regierung die letzten Insurrektion s- versuche unterdrückt. * Pari-, 6. März. (Telegramm der „Bautzener Nachrichten".) Von den gestrigen Stichwahlen zur Deputirtenkammer sind 80 bekannt; darunter sind 38 Republicaner, 26 Bonapartisten und 16 Conservative. Herzog Dicazes wurde in Paris gewählt, Rao ult Duval (Bonapartist) im Departement Eure. * Trautenau, 6. März. (Telegr. der „Bautzener Nachrichten".) (Garn börse.) Die heutigen Preise sind wie die am 7. Februar notirten. Das Ge schäft ist mäßig und schwierig, da wohl mehr Nachfrage nach Bleichgarnen vor handen ist, der Umsatz aber wegen Zurückhaltung der Spinner gering bleibt. * Letpztaer Börse, 6. März. Kgl. sächs. Staatspapiere v-1830 kl. 3«/, 94,40 G., do. v. 1855 3°/» 85,20 G., do. v. 1852—1868 L 100 thlr. 4«/« 97,95 G-, do. V-1869 L 100 thlr. 4°/« 98 G-, do. v. 1870 L 100 u. 50 thlr. 4°/» 98 G., do. 5°/, 104,50 G., k. s. Landrentenbriefe 3*/, "/o größere 91,50 G., do. kleinere. 91,25 G., k. s. 4"/o Landescultur-Rentenscheine Serie II 95,50 G., 4V- °/» 1880 rückzahlb. lausitzer Pfandbriefe 101,25 G-, Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Actien 175,50 G-, allgememe deutsche Credit-Anstalt zu Leipzig 121,50 G„ Leipziger Bank 112,75 G., Oberlausitzer Bank 54 G., Sächsische Bank 120,75 G., Dresdener Bank 78,50 G., österr. Banknoten 177,35 G. (1 Mark 77,35 Pf.) Deutsches Reich. * Zittau. Laut Bekanntmachung der k. Amtshauptmannschaft findet Mittwoch, den 8. März, von Mittags 12 Uhr ab Amts tag in Ostritz statt. Dresden, 4. März. (Dr. I.) Bei Ihren Majestäten dem König und der Königin fand heute Nachmittag 5 Uhr ein Diner statt, zu welchem Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Friedrich von Schleswig-Holstein nebst Prinzessinnen Töchtern, sowie mehrere zur Zeit hier anwesende distinguirte Fremde rc. geladen waren. — Bei der Verwaltung der sächsischen Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Robert Louis Pretzsch, zeither Stationsassistent in Zittau, als Güterexpedient in Chemnitz; August Wilhelm Felix Hacker, zeither Expedittonshilfsarbeiter, als Stationsassistent in Zittau. — Aus zuverlässiger Quelle wird der „N. Rchsztg." mitgetheilt, daß am 3. d. ein definitives Anerbieten der Leipzig-Dresdener Eisenbahncompagnie, die Bahn für den Staat zu acquiriren, an die königl. Staatsregierung abgegangen ist. Man giebt sich in maßgebenden Kreisen der Erwartung hin, daß die Ansprüche der Compagnie noch eine Abmtnderung erfahren werden, daß aber schließ lich doch zu einer Einigung zu gelangen sein wird. — (Dr. I.) Am 2. März verschied zu Dresden vr. Johannes Falke, Archivar am königl. Hauptstaatsarchiv.- Es hat sich dieser strebsame Gelehrte durch verschiedene Specialarbeiten, so durch Beiträge zur „Geschichte des deutschen Handels", später durch eine Preisschrift: „Geschichte deS Kurfürsten August von Sachsen in volkswirthschast- licher Beziehung", und ferner durch manche gründliche Studien, z. B. im „Archiv für die sächsische Geschichte" und in den „Mittheilungen des königl. sächsischen Alterthumsvereins" einen geachteten Namen er worben. Der Verstorbene war der Bruder des bekannten Jacob Falke in Wien und erreichte nur sein 52. Lebensjahr. — Die Einwohnerzahl Dresdens beläuft sich nach der letzten Volkszählung auf in Summa 197,262 Personen mit Einschluß von 8416 Mann Militair. Der Religion nach zerfällt die Ein wohnerschaft in 136,856 Lutheraner, 12,368 Katholiken, 1904 Israeliten u. s. w. Selbstständige Haushaltungen giebt es in Dresden 42,321; Häuser: 6173. — Berlin, 4. März. Der Kaiser wird nach vorläufigen Be stimmungen mit der Besichtigung der Truppentheile des Gardecorps am 2. Mai beginnen. Die große Frühjahrsparade bei Berlin/soll am 30. Mai und die bei Potsdam am nächsten Tage stattfinden. — In Gemäßheit der desfallsigen Reichsgesetze hat jetzt das Reichscanzleramt Bestimmungen über die zu bildenden künst lerischen, photographischen und gewerblichen Sach- verständigen-Vereine erlassen. — Der Vorstand der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hatte bei dem Bundesrath um zollfreie Einfuhr der von Bremen aus zur Versendung in das Zollgebiet kommenden Rettungsgeräthschaften petitionirt. Das Gesuch ist indessen ab- schlä glich beschieden worden. — Der „Wes.-Z." schreibt man aus Berlin: „Wie Ms Wa shington gemeldet wird, hat der hiesige amerikanische Gesandte bereits die Weisung erhalten, die Ausdehnung des norddeutsch, amerika nischen Naturalisationsvertrages vom 22. Februar 1868 auf das gejammte Reichsgebiet, Elsaß-Lothringen einbegriffen, zu be antragen und gleichzeitig die Ergänzung dieses Vertrages im Sinne späterer ähnlicher Verträge anzuregen. Unter diesen sind Wohl die Seitens des Herrn Bancroft mit den süddeutschen Staaten abgeschlosse nen Verträge zu verstehen, welche bezüglich des Aufenthaltes der in Amerika naturalisirten Deutschen in Deutschland den amerikanischen Ansprüchen günstiger lauten, als der norddeutsche Vertrag. Jene Ver träge werden indessen keineswegs als mustergiltig betrachtet werden können." — Die vom Reichstage zur Berathung der Procedurgesetze u. s. w. bestellte Commission hatte abweichend von dem Seitens der Negierungen vorgelegten Entwürfe eines Gerichtsverfassungsgesetzes beschlossen, neben den Schwur- und kleinen Schöffengerichten als Gerichte mittlerer Ordnung an Stelle der Strafkammern bei den Landgerichten große Schöffengerichte einzuführen und als Rechtsmittel gegen deren Urtheile nur die Revision und Wiederauf nahme des Verfahrens zuzulassen. Der preußische Justizminister hat jetzt die von den Appellationsgerichten und Oberstaatsanwalt schaften in Bezug hierauf eingeforderten Gutachten ihrem Inhalte nach veröffentlichen lassen. Aus der gedrängten Uebersicht des End ergebnisses derselben ersieht man, daß von den 27 Appellationsgerichten des Staates 24 gegen und 3 für, von den 27 Oberstaatsanwalt schaften 21 gegen, 6 für die Annehmbarkeit der großen Schöffen gerichte sich ausgesprochen. — (Zur Eisenbahnfrage.j Die „Post" schreibt: „In Sachen der Abtretung der preußischen Staatsbahnen erfahren wir, daß die Sache derzeit von den Ressortministern bearbeitet wird, aber schon so weit vorgeschritten ist, daß man die Vorlage an das Abgeordnetenhaus demnächst erwarten kann. Die Grundzüge der Vorlage, welche sehr knapp und einfach gefaßt werden dürste, gehen dahin, daß die preußische Regierung ermächtigt wird, die Staatsbahnen und das Aussichtsrecht über dieselben an das Reich abzutreten. — Die „Köln. Z t g." hebt hervor: „Die Rede des bayerischen Mi- nister-Prästdenten v. Pfretzschner über die Reichseisenbahnen findet in der preußischen Presse eine einstimmige Verurtheilung. Unter den Gründen gegen Bayerns schroffes Auftreten wird auch geltend gemacht, daß Bayern dem Reiche nicht erlaube, aus bayerische Eisenbahnen irgend einen Einfluß zu üben. Das sei allerdings Bayerns ver fassungsmäßiges Recht; dann sollte ihm aber die Pflicht gegenüber stehen, daß Bayern seinerseits nicht auf das Eisenbahnwesen des Reiches einen maßgebenden Einfluß üben wolle. Dabei höre ja die Gegenseitigkeit auf. Es läßt sich nicht zweifeln, daß namentlich die sächsische Regierung eben so entschieden dem Plane der Reichseisen bahnen Widerstand leistet, wie die bayerische. Aber die preußische Regierung ist nicht gemeint, vor den Mittelstaaten ohne Weiteres die Segel zu streichen. Man ist allgemein überzeugt, daß gerade die Münchener öffentliche Drohung zu dem Entschlusse der Regierung bei getragen hat, die Etsenbahnfrage ruhig weiter zu verfolgen." — Die „Nordd. A. Z." bringt einen iHv „von hochgeschätzter Seite" zu- gehenden Bericht über die Eisenbahn-Debatte in der Zweiten Kammer des sächsischen Landtags und bemerkt dazu: „Die sogenannte