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ver wtrtsHaftltchen Leistungsfähigkeit aufgebaut sein und alle seine bisherigen Leistungen berücksichtigen. R»r eine gerechte Endlösung gibt dem dentsche« Bott Vie Möglichkeit, die Aufgabe neu zu erfüllen, die ihm feine geographische Lage zumeist, den Schutz der zivili sierte» Welt vor dem Bolschewismus — eine Aufgabe, «t der eigentlich die gebildeten, einsichtigen und fortschritt lichen Elemente der Welt zusammenstehen sollten. Treib» «an es durch eine unvernünftige Politik und durch untrag bare Lasten zur Verzweiflung, so treibt man cs dem Bolsche wismus in die Arme. Tan« erst ist Teutschland eine Gefahr. Die Deutschnationalen bejahen den Begriff des Privat eigentums, die Grundlage eines jeden staatlichen Lebens. Wir lehnen daher einen Pakt mit den Sozialisten ab. Wir lehnen daher — als einzig große Partei Deutschlands — eine Regierungsgemeinschaft mit den Sozialdemokraten ab. Nur die Unterstützung der anderen nichtsozialistischen Par teien gestattet der Sozialdemokratie ihre marxistischen Re gierungsexperimente. Der Sozialismus ist die Vorstufe des Bolschewismus. Die Deutschnationalen sind daher das ein zige Bollwerk gegen das Chaos." Der Brief schließt mit dem Satze: „Unsere Sach' ist Eure Sache." Preußens Anspruch auf die Sodeuschätze. Eine neue Notverordnung in Sicht. Zu dem Urteil des Staatsgerichtshofs, durch das die preußische Notverordnung über einen erweiterte« Staatsvorbehalt Mr Aufsuchung und Gewinnung von Steinkohle und Erdöl für verfassungswidrig erklärt wurde, teilt der „Amtliche Preußische Presse dienst" mit, daß die planmäßig« Fortführung der von der Etaatsregierung in Angriff genommenen Tief- bohrungen in der ProtSsz Brandenburg die gehegte« Erwartungen erfüllst hcwe. Die Negier««- werde des- ha» M» Schutze dieser dm» der Spekxlatie« bedroh- te» Wirtschafts-Ster di» zu» Wiederzusamme«treten des Landtags eine neue Notverordnung erlasse« und da«« dem Laudtag ei« Gesetz vorlege». - Sie Trauerseter für Foch. Der Prinz von Wales unter de« Trauergästen. Am Dienstag früh fand in der Notre-Dame-Kirche zu Paris die Trauermesse für Marschall Foch statt und im Anschluß daran erfolgte die Ueberführung nach dem Jnvalidendom, wo die Beisetzung stattfand. Ungeheure Menschenmassen umlagerten die beiden Kir chen und säumten die Straßenzüge, durch die sich der Zug bewegte. Schon am Sonntag hatte es ein lebensgefährliches Gedränge gegeben, da jeder an dem unter dem Triumphbogen ausgestellten Sarge vorbeidefilieren wollte. Der Sarg war morgens unter den Klängen der Marseillaise auf einer Lafette nach dem Triumph bogen gebracht worden, wo er am Grabe des Unbe kannten Soldaten inmitten von vier Kandelabern auf gestellt wurde. Am Kopfende lag die Standarte des Marschalls. Noch am Sonntag abend wurde auf Bit ten der Witwe der Sarg nach der Notre-Dame-Kirche übergeführt. Trotz der späten Abendstunde waren die Straßen wieder von Menschen überfüllt. Im Laufe des Sonntags mußten etwa 200 Personen, darunter zahlreiche Soldaten und Schutzleute, von dem Sani tätsdienst behandelt werden. Bei zehn war die sofor tige Ueberführung in das Krankenhaus erforderlich. Ein 62jähriger Mann ist an Herzschlag gestorben. An den Trauerfeierlichkeiten am Dienstag nahm als Vertreter des Königs von England der Prinz von Wales teil, der am Montag in Paris eintras. Die Entsendung des Prinzen erfolgte auf seinen beson deren Wunsch an Stelle des zuerst in Aussicht genom menen Prinzen Georg. Die Beisetzung des Generals Sarrail wird am kommenden Mittwoch auf Staatskosten erfolgen. Sie Untersuchung in Zannowih. Die Berliner Kriminalpolizei bei ver Arbeit. Die Untersuchung des rätselhaften Falles liegt augenblicklich ganz in den Händen der Berliner Kri minalbeamten, die den Fall noch einmal von seinen Anfängen an durcharbeiten, um ein klares Bild zu be kommen. Vermißt wird immer noch das Buch, das der Graf in der Hand hatte, als man ihn tot auffand: es handelt sich um den Roman „Die Bergschmiede", das Buch ist aber nicht Wiederaufzusinden. Wie der Untersuchungsrichter mitteilt, hat der verhaftete Graf Christian nach der Beerdigung seines Vaters eine Darstellung über bestimmte aber belang langlose Vorgänge gegeben. Vom Rechtsbeistand der gräflichen Familie wird widerrufen, daß das Majorat mit Steuern rückständig sei. Es ist ferner nicht zu treffend, daß das Majorat überschuldet ist. Trotzdem ist eine «eue Vermutung aufgetaucht, die aber auch nicht für wahrscheinlich gehalten wird, nämlich, daß auch eine Tötung auf Ver langen vorliegen könne und daß sich der Vater für die Familie aufgeopfert hat, um die doppelte Lebens versicherungssumme, die im Falle eines unnatürlichen Todes, abgesehen vom Selbstmord, gezahlt wird, für die Familie zu erlangen. Ser Schrecken der Geflügelhalter. Am 26. Oktober vorigen Jahres bei der Ankunft des Kamenzer Frühzuges wurde im Dresdner Haupt bahnhofe in älterer Mann mit einem verdächtigen Ruck- sack angehalten und festgenommen, der in Kleinröhrs- dorf zugestiegen war. Es handelte sich um den zuletzt in Dohms bei Neuhammer, Kreis Sagan, wohnhaften früheren Maurer und Gelegenheitsarbeiter Bruno Otto Fiedler, der feit Jahren gewerbsmäßige Kleintier diebstähle begangen und gewohnheitsmäßig die He^ leret betrieben hatte. In seinem Rucksack befanden sich ber der Festnahme je vier frisch geschlachtete Hühner und Kaninchen, die in der betreffenden Nacht in Wachau ber Radeberg bei einem Einbruch von ihm gestohlen worden waren. Er gab auch zu, in der Nacht vorher -- - rmbrmt katkreiner InnkenDeineKindn* öleMKkr no^r 'mal so gern./ Hebe gute Nulten bestätigt bas/ Lie sieben Sorgen des Doktor Zoost. Roman von Marie Diers. 14> «Nachdruck verboten.) Mit einem leisen zufriedenen Lächeln verließ die Malerin ihren Standpunkt, ging ins Haus und betrat die Doltorstube, Vie Inge ihr eilfertig öffnete. Vielleicht hatte der Doktor sich auf seinem Landritt voll Mailufr getrunken wie voll eines starken Weines und er mar schon berauscht, als er die fremdartige Erscheinung unter sein niedriges Dach treten sah. Denn schon bei ihrem ersten Anblick durchrieselte ihn ein seltsamer Schreck. Er wußte nicht, wie ihm war, als sie ihm freimütig und kühl die Hand bot und ihm sagte, wer sie wäre und was sie wolle. Er ließ sie in seinem großen Doktorstuhl Platz nehmen, in dem nie ein Mensch saß außer ihm. Dann lief er nach oben, um Kleidung und Schuhwerk zu wechseln und den staubigen Kopf ins kalte Wasser zu stecken. Er hatte alles vergeßen, was vor ihm, hinter ihm, neben ihm war, nur, daß da unten etwas saß und auf ihn wartete, etwas ganz Wunderbares, Neues, ein Fest, von dem ihm keiner etwas vorher gesagt hatte, das wußte er. Als er wieder Hinunterlam. war es ihm, als sei sein ganzes Leben bisher ein bewußtes Warten auf sie gewesen. Alles vordem: Vorspiel, alles nebenher: Begleitmelodie. Er setzte sich zu ihr auf den Patientenstuhl, sah sie durch dringend und mit funkelnder Neugier an und fragte sie zehn Fragen auf einmal. Ihm war nicht anders zumute, als müsse er auf einen Schlag alles von ihr wissen, bis in die tiefsten Tiefen hinein da es doch ihm mitgehöre. Die Malerin saß in den großen Stuhl zurückgelegt und amüsierte sich über den langen, großen Doktor, der zugleich dreist wie ein Räuber und naiv wie ein Kind über sie herfiel. Sie war eine reichlich zerzauste Seele, früh in Selbständigkeit und Selbstwehr geübt. Ihr starkes und anerkanntes Künstlertum hatte ihr den Schutz gegeben, den sie bei der Großmut und dem Ehrgefühl der Männer sehr bitter vermißt hatte. Die Enttäuschungen ihres ehemals weichen und zarten Herzens hatte sie in sich mit viel Mut überwunden, ohne jemals der Welt und deren Kindern ein Zchauspiel zu geben. Sie trug nicht einen kaltgestellten und gutkonservierten Idealismus in sich, wie dieser Land doktor mit den herrischen, bittenden Kindsaugen, sondern sie war längst aus der Rolle der Mitspielenden ausgeschie den und saß mi» dein leichten Spott und der leichten Güte eines geistesklaren Zuschauers vor der großen Bühne. Und wie eine liebenswürdige, gutgelaunte Tante dem ungestümen Kinde zum Spiel ihre weißen Finger hin hält, daran zu zupfen, so überließ Fräulein Klausen dem ungestümen Menschen, der da vor ihr saß, sich selbst, ihr Leben, ihre Ansichten, halb spielend: sie wehrte seinen dreisten Fragen nicht, sie warf ihm alles zu, wonach er griff, und wußte doch dabei, daß sie mit ihm spielte und ihn mit sich spielen ließ, daß sie jeden Moment ihre weißen Hände zurückziehen und den Zudringlichen von sich ab- schütteln könne. Als sie aufstand, um zu gehen, wußte sie, saß sie ihn in diesem Sommer noch oft, oft sehen werde, daß er, der sich so kopflos wie ein siebzehnjähriger Knabe zu ihren Füßen niedergeworfen hatte, daß er ihr viel Vergnügen und Anreiz und sehr viel Plage und Ärger bringen werde — und daß sie, wenn sie wolle, heute schon dies Haus, durch das sie jetzt schritt, als ihr eigenes betrachten könne. Das wußte sie — er nicht. Er sah ihr nach, die Tor- straße mit den Kastanienbäumen hinunter. Er faßte ihren Gang, ihren Wuchs, das Wehen ihres Sommerkleides aus leichter Seide, das von einem tiefen, schönen Blau war. Sein Haus, das ihn wieder aufnahm, sah einen Be rauschten, der Zeit und Umgebung vergessen hatte. Es war eine Liebe, die über den Doktor gekommen war, mit der sich nichts vergleichen ließ, was er in seinem langen Leben bisher erfahren und genossen hatte. Sie machte ihn vollständig kopflos, sie verdarb ihm den Ge schmack an seinen Beschäftigungen, an Beruf und Haus. Er wurde faul, nachlässig und gewissenlos um dieser Liebe willen. Er kümmerte sich kaum noch darum, wie es seinen Kranken ging, vergaß notwendige Besuche, verschlief oft die Morgenstunden und versaß dafür die Abende beim Wein für sich allein im Garten oder noch häufiger bei den Mottes, die er jetzt plötzlich mit einer Fülle von Besuchen beehrte, für die er immer neue Vorwände erfand, die er sich getrost hätte ersparen können. »Ein Leisetreter bist du nicht, mein guter Eber,' hatte Frau Annemarie gesagt. Wer war Annemarie? Wer wußte noch ihren Namen? Um die Kinder kümmerte er sich auch nicht mehr, höch stens um Inge. Aber das war ein verlogenes Interesse. Sie war nicht sein Kind, sie war die Schülerin der grün äugigen Hildegard. Aber Inge beachtete das nicht, sie ging selber auf in der neuen Welt, die sich vor ihr auftat. Was sollte sie da noch Blicke übrig haben für das Seelen leben des Vaters? Sein Haus, das er vergessen hatte, beim Bürgermeister Schäfer in Oppeln (Bezirk Löbau) ein Dutzend Hühner abgeschlachtet «nd gestohlen zu haben. Die weitere,» krimttteNen Erörterungen, im Ver ein mit den Feststellungen der Landgendarmerie, er- vrachtcn Beweis, datz Fiedler als einer »er größten Ge- flügeldicbe angesehen werden konnte, mit dem sich je mals die Behörden z« befassen hatte«. Im Laufe »er Untersuchung konnten gegen 2S« Fülle aus der Um gegend von Dresden, Radeberg, Kamenz, Pulsnitz, Bi schofswerda, Pirna, Stolpe«, Löbau, Zittau, GöMtz, Großenhain, Radeburg, Hoyerswerda, und der angreu. zenden Riederla«sitz aufgeklärt werben. Seit drei Jahre« war Fiedler vo« Schlesien ans in gewisse» Zeitabstände« öfter nach Dresden gefahren, wo er in der Markthalle am Antonsplatz als angeblicher Ge» flügelhändler sei« Diebesgut absetzte. Der Angeklagte wurde wegen schweren und ge meinschaftlich begangenen einfachen Diebstahls sowie wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu drei Jahren zehn Monaten Zuchthaus verurteilt. Auch wivd seine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig ev- achtet. Aeue Spitzbübereien auf dem Leipziger Schlachthsf, Acht Personen verhaftet. Noch ist der Skandal nicht vollkommen geklärt, in den eine Anzahl von Fleischern, Fleischergehilfe« und auch von Angestellten des Leipziger Städtischen Schlachthofes verwickelt sind, und über den bereits be richtet wurde, da hat man schon wieder einen neuen Skandal im Leipziger Schlachthof aufgedeckt, der aller dings hinsichtlich der Art der zu beklagenden Bev- Filmdolmctscher beim Völkerbund. Eine Erfindung von internationaler Bedeutung ist dem schwedischen Abgeordneten beim Internatio nalen Arbeitsamt in Genf, Dr. Erich _Si o str a nd gelungen. Durch seine Erfindung wird es möglich sein, datz die in den verschiedenen Zungen sprechenden Vertreter beim Völkerbund sich gleichzeitig in einer ganzen Anzahl von verschiedenen Sprachen verständ lich machen können, indem die Reden schriftlich sofort auf der Filmwand erscheinen und somit von der Hörer schaft in der Sprache ihres Landes umgehend abze- lesen werden können. Zu dem Zwecke bedarf es einer Reihe von Film-Projektionswänden, die hinter dem Sprecher aufgestellt sind. Vor dem Sprecher sitzen geübte Dolmetscher, die unverzüglich in die Maschine die Worte des Redners in Uebersetzung niederschreibcn, worauf sie durch eine besondere Einrichtung auf die Leinwand geworfen werden. fiel auch nicht gleich um, als der Hüter davongelaufen war. Die Kinder merkten es wohl alle gar nicht, datz sich etwas verändert hatte. Nur eines merkte es: das Peterchen. Was war mit Vater? Er war zerstreut und daun saß er wieder in so starkem Nachdenken, datz er nicht merkte, wenn Patienten kamen. Es war immer, als dürfe man ihn nicht stören. Kroch Peter an hin heran und legte das Händchen um seinen Hals, so schob er es fort, als sei es ihm lästig. Er kam auch abends nicht an ihr Bett. Mon- tag vor vierzehn Tagen zum letztenmal. Sie sagte es ihm, er antwortete: .Ja, ja* und kam dann doch nicht. Bis zehn Uhr — bis els lag sie wartend wach. Dann kam er, aber nicht zu ihr, sondern ging ins Bett. Sie lag hinter ihrem Bettschirmchen mit angehaltenem Atem. Endlich richtete sie sich leise, leise auf und sah durch einen Spalt. Sie wollte ihn rufen, aber er sah so sremd aus, so ver- sonnen und heiß, als dächte er im Leben nicht an sie. Da fürchtete sich das Kinderherz und zog sich bange zurück. Ahnte der Doktor, daß hinter dem buntgeblümten Schirmchen sein Kind, sein Liebling, in Tränen um ihn einschlies? „Nächstens hält der Doktor um dich an," sagte Frau Motte zu ihrer Schwester. „Sag', würdest du ihn nehmen? Ach, Hrldegard, es wäre reizend!" Die zog einen Mund. „Solche Frage! übrigens wird er mir jetzt lästig. Wenn er nicht bald fortbletbt, reise ich ab." „Nein, nein, das darfst du nicht! Wir lassen dich nicht fort!" Der Mat verging, der Juni, die heißen Hundstage kamen und die Malerin reiste doch nicht. Da hatte Joost das Wort gesagt: „Ich kann mir jetzt kein Leben mehr ohne Sie vorstellen. Würden Sie mich und mein Haus wollen?" Er war grau vor Erregung im Gesicht, als er das sagte. Es waren Worte und Vorstellungen, die zugleich an seinem Rausch rüttelten. Sein Haus — das er ver gessen hatte, stieg langsam, wie aus dem Boden wachsend, empor. Doktor Joost sah seine Töchter, die sieben Sorgen, er sah alle seine Stuben, das Aus und Ab des täglichen Lebens» die alten starken Wirklichkeiten, die ihm plötzlich wieder ins Gesicht blickten, nach dem Herzen griffen. — Er sah und verglich die stolze, kühle, ihm noch immer fremd artige Erscheinung der angebeteten Frau schlichten, mühseligen und doch für ihn mächtigen Budern. (Fortsetzung folgt.»