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auf die Aufgabe, in einer einheitlichen Front des den scheu Staatsbürgertums die Revision des Vertrages vo il Vertrages von Versailles durchzusetzen. Tr. Wirth «-er die Präf jv r ntsw.vnffl. Stuttgart, 9. Juni. Reichskanzler Wirth und Außenminister Dr. Rathenau, die gestern zum Besuch der württembergischen Regierung in Stuttgart ein trafen, gaben heute der Stuttgarter Presse Gelegen heit, in zwangloser Weise sich in innen- und außen politischen Fragen zu besprechen. Tabei berührte der Reichskanzler auch die Frage der Präsidentenwahl, über die, wie er sagte, beim Wiederzusammentritt des Reichs tages mit den führenden politischen Parteien Füh lung genommen wird, um zu einer endgültigen Ent scheidung zu kommen. Tiefe Frage werde jetzt zur Beratung gestellt, nachdem die oberschlesische Frage eine Lösung gefunden hat, die es hoffen läßt, daß der uns verbleibende Teil Oberschlesiens wohl bald von deu alliierten Truppen frei sein wird, so daß das Terri torium des Reiches dann die Voraussetzungen zeigt, uw zur Präsidentenwahl schreiten zu können. Tagung -es MLichsbürgerrats. Bremen, 9. Juni. Die heutige offizielle Eröff nung der 4. Hauptversammlung des Reichsbürgerrats erfolgte mit einer Ansprache des Präsidenten Staats minister a. D. v. L o e b e l l, in der er darauf hinwies, daß es für die bürgerliche Bewegung nur ein Ziel ge ben könne, nämlich die Hinlcnkung des ganzen Volles Frankreichs Bn-Ketschwierigkeiteit. Nachdem die Finanzkommission der franzö sischen Kammer von der Absicht der Regierung, au einem Ausgleich des Budgets mitzuarbeiten, Kenntnis genommen hat, besteht sie auf ihrem Beschluß, den Be. richt über das allgemeine Budget der Kämmer nicht vor zulegen, solange dieses nicht defizitlos ausgeglichen ist. Sie hat beschlossen, die Regierung aufzufordern, «ine Spezialkommission zu bilden, die weitgreifend« Reformen studieren soll, die in den verschiedenen Zwei gen der öffentlichen Verwaltung vorgenommen werden sollen. Englaiw will kein Bündnis mit Ft'ankreich. Reuter erfährt, daß aus britischer Seite kei nerlei Initiative zur Wiedereröffnung der Verhandlun gen zwecks Abschlusses eines englisch-französischen Pak- des ergriffen worden ist. Es sei schon als ausgemacht angenommen worden, daß der Abschluß eines Paktes möglicherweise einer Regelung verschiedener mit Frank, reich noch ungeregelter Fragen folgen müsse. — Tu» ist ziemlich deutlich gesprochen. Englischer Bor marsch ne gen die Ire«. Ungefähr drei Bataillone britischer Truppen, unterstützt von Artillerie und Fliegern, nahmen nach Artilleriebeschießung die Stadt Bell eck im Ulsterge biet, di« in letzter Woche von irregulären Truppen besetzt worden war. Tie Hochzeit des sorbische« Köwigspaaves. Tie Hochzeit des serbischen KönigsPaares nahm Fußball-Vorrundenspiel, Balten -Berlin, und nach it« tags auf dem Langen See Grünau die Ruderreg cr vor. Dienstag, den 20. Juni, nachmittags, finden in zweites und drittes Fußball-Borrundenspiel zwis Mitteldeutschland, Norddeutschland und Südden land—Südostdeutschland statt. Für Mittwoch, den -1. Juni, nachmittags, sind das Fußballspiel Heer- Me e, die Endrunde um die Rugbhmeisterschaft und die En> werden können. In belgischen Kreisen glaubt man, daß ohne die Mitarbeit Amerikas nichts zu machen sein dürfte. Die Banken der Vereinigten Staaten, die am meisten zu den Verbündeten, d. h. also zu Frank reich, Hinneigen, wurden hierzu aufgefordert. Ma» muß ihnen nun natürlich auch erlauben, die Fraget - von allen Seiten zu prüfen. Pole«. Die Kabinettskrise in Polen hat sich bedenk lich verschärft, so daß sogar mit einer Erschütterung der Stellung Pilfudskis gerechnet wird. Polen. Zwischen der Sowjetrepublik und Polen ist ein Zollkrieg ausgÄrochen. * Ber-iente Hiebe. In Lübeck erlebte ein Schie ber aus Sachsen eine böse Ueberraschung, als er zur Lolizei gebracht werden sollte. Da gerade ein Zug Zder kommunistischen Jugend die Straße Passierte, riß Htch der Schieber los und rannte in die Demonstration Hinein, um sich dort zu verbergen. Die Kommunisten Plaubtsn aber, daß der Mann ihnen die rote Fahne Aauben wollte, verprügelten ihn und übergaben ihn idann der Polizei. i« Belgrad de« Programmätztgen Verlauf. Patriarch Dimitrij hat unter Assistenz des Brautführers Her- zyg von Kork den Trauakt nach serbisch-orthodoxem Ritus vorgenommen. Das Königspaar ist nach VeldeS tu der ehemaligen österreichischen Krain abgereist, wo «S die Villa des früheren Fürsten Windischgrätz be- woh nen wird. Ter Hottentotteniausi and i« Sü-westLkrika. Wie aus Pretoria gemeldet wird, hat die M>- afritanische Unionsregierung ihre Drohung, die Dör fer der aufständischen Hottentotten niederbrennen zu lassen, nicht zur Ausführung gebracht. Es ist le diglich eine Warnung an die Führer der Stämme er gangen, sofort die Bewegung abzubrechen und sich zu unterwerfen. Andernfalls würden die Hottentotten- dörfer zerstört werden. Tie ihnen gestellte Frist lief am 9. Juni ab. Revolution in Paraguay. --- In der südamerikanischen Republik Paraguay ist wieder einmal eine Revolution ausgebrochen, die sich über das ganze Land ausdehnt. In der Hauptstadt Ascension kam es zu heftigen Kämpfen zwischen Auf ständischen und Regierungstruppen. Durch Eingreifen von Artillerie und Kavallerie wurden die Aufstän dischen zurückgeschlagen.. Tie Verbindungen und Eisen bahnen sind von Rebellen zerstört, so daß die Haupt stadt augenblicklich isoliert ist. Der frühere Präsident Bchaerer hat sich unter den Schutz der argentinischen Gesandtschaft gestellt. Ratifikation -es Oberfchlcficw-Abkommens in Pole«. Warschau, 9. Juni. Ter polnische Sejm hat heut» das deutsch-polnische Zusatzabkommen betreffend Ober- Schlesien in allen drei Lesungen zum Beschluß erhoben. VertrausnsvoLrun für -s Facta. Rom, 9. Juni. Die Kammer beendete gestern die Debatte über die auswärtigen Angelegenheiten mit der Annahme einer von den Popolari vorgeschlagenen Tagesordnung, die. in kernigen Worten die Außen politik der Regierung billigt. Tie Tagesordnung fand une Mehrheit von 209 gegen 67 Stimmen. Im Laufs der Beratung gab auch der Premierminister Facta eins Erklärung über die Konferenz in Genua ab. „Es war ausgeschlossen," sagte.er, „daß, während noch ein un geheurer Jnteressenkampf tobt und viele Wunden nicht oernarbt sind, die Konferenz in ein paar Wochen wis durch Zauber die europäische Krisis hätte lösen kön nen. Immerhin gelang es, gewisse unüberstei^bar scheinende Hindernisse zu überwinden, Fühlungen zustellen, und ein neues europäisches Milieu zu Piaf fen. Dies war einzig und allein das Verdienst des Optimismus der italienischen Regierung, ohne den dis Konferenz gescheitert wäre." Die Erklärung fand leb haften Beifall. Belgien «M» vis Reparntionsanlsihe. Brüssel, 9. Juni. Hiesige offizielle Kreise er klären die Haltung der belgischen Delegation im Wie- devgutmachungsausschuß wie folgt: Die Fragen deq Wiedergutmachungen und der deutschen Schulden sin- eng verknüpft. Man mag nun wollen oder nicht, auD jeden Fall sehen die amerikanischen Bankiers, die auf gefordert wurden, eine Weltanleihe aufzulegen, big Anleihe unter diesen Gesichtswinkeln. Sie erklären es für unmöglich, daran zu denken, eine Anleihe unter zubringen, wenn die eventuellen Geldgeber nicht über den genauen Betrag der deutschen Schuld unterrichtet „Herrgott, Frau Ritter, das ist aber eine feine Da ms, die Äraui vom Herrn Ritter! Na, so was, do können Sie mächtig stolz drauf sein. Rn überhaupt — der Herr Ritter, das ist einer, der hat's in sich. So'v richtiger feiner Herr — kein bißchen Stolz dabei. Und 'n Fünszigmarkschein Hai er mir auch wieder geschenkt/ Frau Ritter strich sinnend über vas Tischtuch. „Ja, Wedlichen — der liebe Gott mag alles gut machen. Und hier, den übrigen Kuchen, den nehmer Sie sür sich und Ihre Tochter mit, Wedlichen, weil doch heute ein so großer Festtag für mich ist." „Na, ich danke auch schon, Frau Rittern. Sie nie» nen es gut mit unsereinem, weil Sie wissen, wie ar men Leuten ums Herz ist." Damit packte die Wedlichen strahlend den Kuchen ein. Ritter und seine Braut saßen sich inzwischen eine Weile schweigend gegenüber. Er hatte die kleine elek trische Lampe angedreht und sah nun unverwandt in Fee's ernstes, sinnendes Gesicht. Zuweilen huschte es wie ein Lächeln um seinen herben Mund. Es war ihm, als könne er ihr die Gedanken von der klaren, Weißen Stirn ablesen. Endlich richtete sich Fee mit einem Ruck aus ihrer Versunkenheit aus und fragte hastig: „Warum lebt deine Mutter nicht bei dir in dei nem Hause?" Es zuckte unmerklich um seinen Mund und in sei nen Augen. Er hatte diese Frage erwartet. Er blieb aber ganz ruhig und unbewegt, als er antwortete: „Sie paßt nicht in den Zuschnitt meines Hauses und würde sich dort nicht Wohl fühlen." Damit mußte sich Fee zusriedcngeben. Sie ließ ihre Augen zum Fenster Hinausschweifen und fragte sich un- ruhrg, ob sich Hans Ritter etwa seiner Mutter schäme, weil sie eine einfache Frau war. Wie sonderbar halt« dies alles sie berührt. Die alte Frau jausn mit arokei runde um die Hockeymeisterschaft vorgesehen. Na > dem am Donnerstag, den 22. Jmri, das erste und zwc r« Futzballzwischenrundensine! zwischen den aus der Vor«; runde herausgegangenen Siegern zum Austrag ge«, kommen sind, findet am Freitag, den 23. Juni, nachmit tags, im Stadion das j EntscheivunHSspisl «in Vs« Mutschen Kanchsspielpokal zwischen den Siegern der beiden Zwischenrunden statt. Der folgende Tag, Sonnabend, 24. Juni, ist den Tur nern gewidmet. Am Vormittag finden turnerische i Wettkämpfe der Männer und Frauen statt, am Nach-! mittag Werbewettspiele der Deutschen Turnerschast. ' Ten Mittelpunkt der Kampfspiele bildet derj s Sonntag, 25. Juni. Am Vormittag werden die Volks« tüml ich e n Kämpfe der Turner fortgesetzt, wäh rend die Schwimmer das Wettschwimmer „Quer durch Berlin" bestreiten. Nachmittags 3 Uhr findet! dann im Stadion der feierliche Einzug sämt licher Teilnehmer statt und im Anschluß daran diö Preisvc^teilung an die Sieger der ersten Woche. Nm 4 Uhr beginnen die Vorführungen der Deutschen Turnerschaft. Im Reich finden an diesem Tag Sternfahrten des Bundes deutscher Rad fahrer statt. Montag, der 26. Juni, gehört den Leichtathleten, Schwimmern, Radfahrern, Fechtern, Boxern ,dem Kraft« sport und den Anhängern des Schießsports. Gleich« zeitig beginnen Wanderfahrten und Besichtigungsfüh- runoen, die am Dienstag fortgesetzt werden. Mittwoch, der '28. Juni, bildet die Fortsetzung der Kümpfe vom Montag. Donnerstag, der 29. Juni, steht im Zeichen der Inge n d, während Freitag, der 30. Juni, in der Hauptsache dem Pferdesport Vorbehalten ist. Sonn abend, 1. Juli und Sonntag, 2. Juli, werden die Kämpfe der Leichtathleten, Schwimmer und Radfahrer zu Ende geführt und die P r e i s v e r t e i l u n g der zweiten Woche vorgenommcn. Am Montag, den 3. Juli, schließen die großzügige r Veranstaltungen mit einem Abschiedsabend der Deutschen Sportbehörde sür Leichtathleten. Die deutschen KampffpM. Tas Programm ves grosse« -rutsche» Wettbewerb» der von diesem Jahre ab alljährlich im deutschen Stadion bei Berlin stattfinden wird, ist jetzt heraus gegeben vom Generalsekretariat des Deutschen Reichs- ansschnsses für Leibesübungen. Nachdem im Winter bereits die Kämpfe der W i n t e r s p o r t l e r zum AuS- trag gebracht worden sind, und allerdings ziemlich unbemerkt am Sonntag vor Pfingsten die Eröff- uungssegelregatta auf dem Wannsee stattge- . knnden hat, reiht sich als nächstes Ereignis am Sonntag, den 11. Juni, 2 Uhr nachmittags die, Knnurcgatta auf dem Langen See bei Grünau an. Am Donnerstag, den 15. Juni, 11 Uhr Vorm, wird in der Automobilausstellungshalle am Kaiser- damm die Deutsche Sportausstellung eröffnet. Tie eigentlichen! Kampfspicle oeginncn dann am Sonntag, den 18. Juni, 2 Uhr nachmittags, im Deutschen Stadion mit einem 'K r i cke t w e r b e s P i e l, um 5 Uhr nachmittags findet das Entscheidungsspiel um die Deutsche Fußball meisterschaft statt. Der Montag, 19. Juni, sieht im Stadion da- Liebe erweckt Liebe. Original-Roman von H. Courihs Mahler. Nachüluck verboten). r22. Fortsetzung) Die Augen der alten Frau leuchteten auf. „Ja, — willst du daß wirklich tun — ich bin dir wicht zu gering?" j Fee küßte ehrerbietig ihre Hand. Dann sagte st« Mnst und warm: , „Du bist doch die Mutter des Mannes, mit dem Ich Seite an Seite einen Lebensweg gehen will. Ich »elbst habe keine Eltern mehr. Kannst du dir da nicht Denken, daß ich dir in Hochachtung und Verehrung be gegnen'werde — und daß ich dir in Wirklichkeit eine Skochter sein möchte?" Da nahm Fran Ritter Fees Kopf in ihre Hände Pnd küßte sie auf die Stirn. „Gott segne dich, mein liebes, gutes Kind! Ick werde mich immer sehr, sehr freuen, wenn du mal eine «tunde für mich übrig hast. Ein treues Mutterherz Dann mich in der Brust einer einfachen, alten Frau ffcblagen, nicht wahr?" „Ja, liebe Mutter, ich werde dir sehr dankbar sein tzvcnn du mich ein wenig lieb gewinnen kannst." Draußen tönte die Autohupe. Ritter hatte dem Khauffeur die Zeit zum Abholen genau bestimmt. Nun Rihrte er Fee nach einem kurzen, herzlichen Abschied von per Mutter hinaus. „Die Wedlichen" stand am Wagenschlag u. scheucht« Wnige neugierige Straßenjungen sort. Diensteifrig rih Me den Schlag auf, als das Brautpaar erschien und knix- D», bis sie hinter demselben die Tür geschlossen hatte. Eine Weile stand sie noch da und sah dem ver schwindenden Gefährt nach. Dann sauste sie, so schnell Die konnte, ins Haus zurück und gleich in die Wohnstube Hinein. Neueste Nachrichten. "Liebe an ihrem Sohn zu hängen. Warum nabmer'si« nicht zu sich,' warum ließ er sie in dieser Umgebung, Vie seinen eigenen Verhältnissen gegenüber direkt ärm lich erschien. Niemand schien zu wissen, daß er noch eine Mutter hatte, daß sie in dieser Stadt wohnte! Warum schaffte er der Mutter nicht wenigstens ein« andere Umgebung, wenn er sie nicht im eigenen Haus« haben wollte? Das alles befremdete und quälte Fee Die alte, schlichte Frau mochte ja nicht recht in sein« Billa passen — aber sie war doch seine Mutter, di« Pir ihn geschafft und gearbeitet hatte? War er doch im Kerzen ein Emporkömmling schlimmster Sorte, der sich keiner Mutter schämte? Dann war er auch kein guter Mensch — und dann vermochte sie ihm nicht zu vertrauen. Es war eine tiefe Traurigkeit in ihr. Sie hält« ihm so gern vertraut und war auf dem besten Weg« tzewefen, es zu tun. Aber nun waren neue und stär kere Zweifel an ihn in ihr erwacht und sie sühlte sich kehr niedergedrückt. Die alte Frau war so lieb und gut, trotz aller kinfall ihres Wesens hatte sie entschieden Herzensratl. Fee nahm sich vor, sich recht gut und herzlich zu ihr zu Kellen. Es würde ihr nicht schwer fallen. Später woll- He sie dann versuchen, Hans zu bestimmen, daß er seins Mutier zu sich nahm. Vielleicht war es doch mehr Ge ' Vankenlosigkeit von ihm, als bewußte Undankbarkeit. Hans Ritter ahnte Fees Gedanken, aber er sprac kein Wort zu seiner Verteidigung. Me mußte sicy selvst zu ihm finden, mußte aus sich selbst heraus lernen, wm zu vertrauen. Worte nützten da gar nichts. Er mußte Geduld haben. Fee trennte sich heute mit neuen Zweifeln vo« ihm Er erschien ihr wieder so rätselhaft und unverständlich daß sie voll Bangen in die Zukunft blickte. Die Hofrätin und Bärbchen und Lorchen überfielen sie mit einem Schwall von Fragen »ach Ritters Mut ter und Fees Begegnung mit ihr. , j