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11» Beilage z« Ro. 1V der Bautzener Nachrichten. Dienstag, den Januar 1873. bs.von: bs. v.: nfrüh itions- Buch» Bautzen . Bahn hofe. o o o 0 s rlebne ohne 5 s Z4S LIS ^45 Eilj. 7L2S 75 730 63 bf-v.: 1. 650 > 930 i^roo Hs. v.: >! 6»s >, 9° ftüh- sein, es rktes sie eschästes ch fester i einzel twickeln. j-LOOt hr ruh. U. rüy. U.srüh. ff-l. nt-e« isten. N.e.) ».Ot, 70 65 98 79 78 89 Sächsischer Leudtag. U: Dre-den, 12.Januar. Die Zweite Kammer beginnt morgen Borm. 11^ Uhr ihre Thätigkeit mit einer geheimen Sitzung Für die darauf folgende öffentliche Berhandlung ist folgende TageS- ordnung aufgestellt: 1) Bericht der 1. Deputation, Ref. Prof. vr. Biedermann, über daS kgl. Decret, betrrffend den Entwurf eine« KirchengesetzeS, eine Abänderung der Bestimmungen in § 25 der KirchenvorstantS- und Synodalordnung über die Besitzung geistlicher Stellen enthaltend. Die Eiste Kammer hat der Vorlage bereit» ihre Zustimmung gegeben. Die diesseitige Deputation hielt nach Erörter- «ng der Frage über die Stellung der Stände gegenüber einem solchen Kirchengesetze in einem Punkte sich für befugt und verpfl cht.t, ein gewisse» Einspruchsrecht der Stände geltend zu machen. Nach § 2 -e» GesetziS sollen auf höher dotirte geistliche Stellen nur Theologen von gereistem Alter und womöglich von schon längerer geistlicher und seelsorgerischer Wirksamkeit berufen werden dürfen. Die Dtp. findet hierin eine Beschränkung deS Collaiumcht», namentlich nach der Seite hin, wenn unter der „WahlfähigkeitSprüfung" schlechthin nur die in Sachsen gesetzlich bestehende Candidatenwahlprüfunz zu verstehen sei. so daß nichtsächfische Theologen von einer Berufung zu solchen Stellen ausgeschlossen wären. Der Herr Kultusminister, dem die Deputation diesis ihr Bedenken mittheilte, zeigte sich bereit, demselben Abhilfe zu schaffen und übergab der Dtp. im Emverständniß mit d n Herren Ministern in kvungelicis eine officielle Erklär uig, der zu Folge bei den au» dem Auslande kommenden Theologen die in 8 2 vorgeschrie- bene Frist von derjenigen anderwärts bestandenen WahlfähigkeitS- Prüfung, Welche da» LandeSconsistorium al» der sächsischen ent prechend erachten wird, bez'ehendlich wenn sie schon in Sachsen angestellt waren, ohne überhaupt eine solche Prüfung bestanden zu haben, von der be treffenden Anflellungsprüfung an gerechnet werden soll. Die Deput. beantragt in ihrer Majorität schließlich, der Vorlage d e Zustimmung zu ertheilcn, während die Minorität (Petri, Schreck) die Adl.hnung derselben empfiehlt und ihre Gründe dafür in der Debatte selbst ent wickeln will. — Zweiter Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der 2. Dep , Referent Klemm, über daS k. Deeret, die Erweiterung de» Großen Garten» in Dresden brtr. Die Deput. ist hierbei ebenfalls in Maj. und Min. gespalten; erstere befürwortet die Be- willigung der von der Regierung geforderten Summe in Höhe von 30,000 Thlr., während die Min. 105,000 Thlr. zu diesem Zwrck verwendet wissen will. — Die noch witteren Gegenstände der TageS- ordnung betreffen mündliche Berichte der 3 und 4 Deput. — Vom Abg. Oehmichen wird beantragt: Die Zweite Kammer Woll- im Vereine mit der Ersten Kammer beschließen, die kgl. StaatSregierung zu ermächtigen: u), dahin Verordnung zu erlassen, daß die betreff nden Behörden bei Nachlaß-Regulirungen von im letzten Kriege im Felde gebliebenen, oder in Folge des letzten Feldzug» rn den Lazarethen ver- florbknen Soldaten, soweit hierbei nur Ascendentrn, Eh.stauen oder Descendenten corcurriren, dann kostenfrei expediren, wenn von den betreffenden Erben die Bedürftigkeit nachzcwiesen wird; b) die in gleichen Fällen bereit» erhobenen Kosten auf Verlangen den Erben restituiren zu lassen. —Abg. Schnoor und 11 Genossen habrn den Antrag gestellt: Die Kammer wolle beschließen, im Verein mit der Ersten Kammer die hohe StaaiSregierung zu ersuchen, rin ly steirisch- chemische» Laboratorium in Leipzig zu errichten, und zwar als Uni- versitätSanstalt, geleitet von einem befände:s dazu angestellten prak tisch gebildeten Chemiker, und zu diesem Zwicke bei der nächsten Budget-Aufstellung an geeigneter Stelle Rücksicht zu nehmen. Gerichtsverhandlung. Bautzen, 9. Januar. Vor dem Schöffengericht erschien heute ein jugendlicher Verbrecher, welcher seinen rechtschaffenen Eltern durch leichtfertigen Lebenswandel manche Thräne gekostet haben mag. Paul Michael Schneider, Echlosserlehrling von hier, hat seit dem Frühjahr vor. I. eine Reihe von Diebstählen auSgeführt, welche, theil- weise wenigsten», von ganz besonderer Durchtriebenheit Zeugniß ad- legen. Bekannt mit der Wohnung de» Herrn Prediger Dienst, benutzte « dessen Abwesenheit von Hause, um mittelst Nachschlüssel» au» der »erschlossenen Stube und dem dort befindlichen Secretair einmal 2i Thaler, da» andere Mal 20 Thaler zu stehlen. Später verschaffte er sich in gleicher Weise Zugang in die Wohnung de» SchänkwirtHS Marschner h er, öffnete mittelst Dittrich- einen dort stehenden Schrank und entwendete 35 Thlr. 15 Ngr. Nicht lange darauf, im Begriff Bautzm zu verlassen, benutzte er auf der Löpfergaffe daS Offenstehen eine» ParterrefenflerS, um von dem in der betreffenden Stube stehenden Nähtisch eine Taschenuhr, eine Lorgnette und einen Ring mitgehen zu heißen. Noch an demselben Tage aber stahl er dem Fleischergesillen Biesold, der ihn unweit Hochkirch zu sich auf den Wagen genommen hatte, au» dessen Geldtasche 18 Thlr., mit denen sofort eine Ver- gnügung-ieise nach Dretden unternommen wurde. Von da kehrte er nach einigen Tagen mit wesentlich zusawmengeschrumpftem Beutel in die Gegend von Löbau zurück und fand bei dem Kleingärtner Gott- bold Engelmann zu Nieder-CunnerSdorf, einem Bekannten seiner Ellern, gastliche Aufnahme, die er schon am zweiten Tage mit der Entwendung von 2 Thlr. 20 Ngr. lohnte. Hier aber wurde durch die GenSdarmerie seinem Treiben ein Ziel gesetzt. In der heutigen Hauptverhandlung, bei welcher Herr Assessor v. Metzsch den Vorsitz fühlte, war Schneider dieser Thalen allemhalben geständig. Seinem V-rtheidiger, Herrn Adv. Seyfert von hier, blieb unter diesen Um ständen nur die Bezugnahme auf den jugendlichen Leichtsinn und die sonstigen eine milde Beurtheilung zulassenden Momente. Der Gerichts hof verurtheille den Angeklagten wegen schweren und letcbten Dieb- »abtS, unter Berücksichtigung de» MilderungsgrundeS der Jugend, zu 2 Jahren Gcfängmß. Bericht der Handels- und Grwerbrkammer zu Zittau auf da» Jahr 1870. (Fortsetzung) Eingehend behandelt der Bericht die Textilindustrie. Während die Preise der Baumwolle vom Januar bi» Ende Mai 1870 auf ziemlich gleicher Höhe blieben, begann im Juni ein fühlbarer Rückgang, der bei Ausbruch des Krieges noch erheblicher wurde, so daß di« Baumwolle siit Anfang 1868 so billig nicht wieder gewesen war. Und wenn auch die Preise nur wenige Tage auf diesem nicdngstcn Punkte stehen blieben und sich nach-den Erfolgen der deutschen Waffen hoben, so blieben sie doch un- auSg sitzt schwankend. Dasslbe war mit den Baumwollengarnprcisen der Fall und auf dem Lcincngarnmarkte s tzle der ausbrcchende Krieg jeder steigenden Tendenz ein Ziel- Der ziemlich bedeutende Baumwollen- garnhandcl nach Böhmen, der sich hauptsächlich mit englischen Garnen beschäftigt, hatte weniger durch die kriegerischen Ereignisse zu leiden, da, nachdem die Neutralität Ö sterreich- gesickert war, in Böhmen Handel und Industrie bald wieder in das regelmäßige Gleis kam. Die Flachs spinnereien des Bezirkes waren mit den Resultaten des Jahres 1870 nicht befriedigt. Leinen, leinene mit Baumwolle gemischte und baumwollene, weiße und gemusterte, glatte Gewebe, deren Erzeugung für den amerikanischen Export den hiesigen Bezirk umfänglich b.sckäfügt, kämpften sckon in dem Vorjahre mit ungünstigen V rhältnissen. ver Aasbruch des Kriege-, die Blockade der Hauptverschiffungsplätze tiefer Artk.l, Bremen und Hamburg, machte j de Hoffnung auf Besserung der Lage zu Nichte. Umwege im Seeverkehr verursachten enorme Kosten und Zeitverluste, Aufträge, die gegen Kredite auf Pari« liefen, mußten unerledigt liegen bleiben; die Geschäfte, welche noch gemacht wurden, gaben meist schlechte Rechnung. Außerdem rief in dieser Brant« der Krieg die Con- currcnz Englands hervor, da mancher überseeische Verbraucher, der siin«n 8ekarf gewohnhcitsmäßig von Deutschland bezog, in ter Meinung, auf längcre Z it von seinem deutschen Kredite abgedrängt zu sein, sich dorthin wandte. Die Production von leinenen Nock- undH o senzeugrn war, weil die Ausfuhre in die Vereinigten Staaten von Nordamerika «benso wenig wie nach Brasilien sich besserte, ebenfalls ungünstig. In der Branche Leinwand, Zwillich, Jacquard, welche anfänglich recht gut« Aus sichten hatte, hörte der Absatz mit Ausbruch des Krieges ganz auf. Trotz der für Deutschland günstigen Wendung des Kriege« hiclt die Stille in dieser Brauch« an, da« Vertrauen blieb «rschüttert, Einkäuf« unterblicbtn, bi« für tas Leinwandgeschäft so wichtigen Messen in Leipzig und Frankfurt a. t>. sowi« der für dcu hiesigen Bezirk einflußreiche Dresdener Markt, waren ohne