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2686 die dem Sie sah ihn mit ihren ob ein lichter Augenblick zu. als Therese Banko blickte stier um sich her. „Mein Kind", lispelte sie, „mein Kind!" „Wie kam Dein Kind in die Scheune?" „Es war so kalt, es fror!" „Wie kamst Du nach der Obermühle?" „Weiß nicht, weiß nickt." , „Besinne Dich, Rose!" „Er hatte ja nur einen Arm, das Pferd war unruhig, der Baum, Pappel!" „Ich frage, wie Du nach der Obermühle kamst?" Rose antwortete nicht mehr. Der unselige Schleier, der sich Angesichts Kopfe. weißt Du nicht, wo sie sich hin, mit den Augen am Boden suchend. Der Obermüller redete ihr freundlich großen, blauen Augen an. War cs nicht, über sie gekommen war? Jetzt oder nie, dachte der Obermüller. „Hast Du uns gesehen, Rose?" ' Die Wahnsinnige nickte freundlich mit 1 „Wir haben nach der Kriegscasse gesucht, geblieben?" . Die Obermühle. (Schluß aus Nr. 245 d. Bl.) Der Obermüller begleitete den Offizier bis an das Ende des Gehöftes und kehrte dann sinnend und überlegend nach der Mühle zurück. Da regte sich etwas zwischen den Langhölzern und er erkannte Therese Banko. Die arme Wahnsinnige, die oft auf der Mühle vorsprach, um mit stummen Gebcrden ein Mittagseffen zu erbitten, war stille Zeugin des Nach suchens im Schutte gewesen. Als der Obermüller an sic herantrat, lachte sic still, wie immer, vor Wie vom elektrischen Schlage getroffen fuhr Therese Banko von dem Eichbaume auf, wo sie gesessen. „Eie haben sie", rief sie mit gellender Stiinme, „sie trugen so schwere Beutel, dort reiten sie, dort, ach der Baum, die Pappel!" — „Wer, Rose, sprich, ich bitte Dich!" brannte dann a noch hä zu falle auf, da sprach. Sie an Schwad, plötzlich zu dürf daß von Geldes r wesen, > erfahren, führe, u» zu werde Er sich um Nun erst nicht fass karren m des ander Geständn! finde. Jr nngetretn das Gehci auf die st am rechte dieser Rei Shrenwor des Feldzr zu fttz-n. am Arm entlassen n selbe nach wo derselbe todt, und zu suchen, verpflichtet handeln, z> ließ ihn se daran zwei und daß T armigen N „Und nants Nico Preußen m „Sie meister, „al leine Conve Die l Obermüller Die s Lache halb Da er ohne Datur Brief war ! Min L ' um Men zi der Nacht de war. Wir l Sie einen T! gefolgt war 1 an einen Bai Schweselsade lohnung. Si ein Näthsel! Aber d des Kind, > dann an da den beiden s Dem 3 signaten bei. „Ich weiß nicht, di« Beiden, mein Kopf, mein armer Kopf, so weh, so weh, ich klopfte an das Fenster, zehn Thaler — mein Kind, mein Kind!' „Du sollst sie haben, Rose, wenn Du mir sagst, wer die Beiden waren, die sie genommen, war es etwa der Franzose und sein Freund?" der Brandstätte für wenige Minuten gelüftet, hatte sich enger als je wieder zugezogen. Alle Mühe war vergebens, sie weiter zum Sprechen zu bringen. Rose's Acußerungcn und die Erzählungen des Husarenoffiziers waren in der Stadt bekannt geworden. Niemand zweifelte, daß die beiden Männer, von denen Rose gesprochen, der Rittmeister Devriant und der Lieutenant Nicolas gewesen seien. Man nahm an, daß Beide diejenigen Offiziere wären, welche den Burschen des HusarcnoffizierS in das Verhör genommen, daß sie durck Gewalt und Drohung von ihm erpreßt, wo die Kriegscasse liege, daß der Rittmeister, um der Casse habhaft zu werden, Dienste im sächsischen Kürassicrregimente genommen und die Escadron nur zu gleichem Zwecke nach der Mühle habe verlegen wollen. Man erinnerte sich, daß die Scheune bis kurz vor ihrem Brande des Nachts immer von einem Wächter, den der Obermüller seiner Hölzer wegen angenommen, bewohnt gewesen sei, so daß früher die Unmöglichkeit vorlag, die Kriegscasse zu heben. Man war endlich der Meinung, daß der Rittmeister heimlich in der allgemeinen Deroute aus Rußland zurückgekchrt sei, um nun im Vereine mit seinem Freunde die Kriegscasse zu stehlen. Man calculirte endlich, daß Beide nach vollbrachter That die Scheune in Brand gesteckt, um jede Spur des statt gehabten Nachgrabens zu verdecken und zu verwischen. So lag die Gache über Jahr und Tag, als ein Ereigniß cintrat, welches sich Niemand hatte träumen lassen. Der Friede war geschlossen und Rittmeister Devriant kehrte eines Tages mit einem ganzen Transporte sächsischer Truppen aus der Kriegs gefangenschaft zurück. Er hatte keine Ahnung, was in seiner Abwesenheit geschehen war, und cs wurde durch die andern gefangenen Sachsen constatirt, daß er mit ihnen vom August 1812 ab bis jetzt in einer russischen Festung internirt gewesen sei. Der Rittmeister war unschuldig. Der Obermüller war sofort zu ihm geeilt. Der Rittmeister, dem seim Kameraden oberflächlich erzählt, welcher Verdacht gegen Hn laut geworden, kam dem Obermüller freundlich entgegen. „Nun haben Sie mich erst recht für einen Spion gehalten, nicht?" „Ich kann cs nicht leugnen, Herr Rittmeister, der Schein war gegen Sic, ich spreche es offen und ehrlich aus." „So will auch ich gegen Sie offen und ehrlich sein, hören Sic zu; Ich kann Ihnen zunächst auf Ehre und Pflicht versichern, daß ich nicht des Mädchens hartes Schicksal verschuldet, daß ich nie in meinem Leben mich ihr genähert habe. Aber ich kcnne Den, der die Schuld daran trägt, aus seinem eigenen Munde; als ich mit ihm auf Vorposten war, habe ich es gehört. Sein Name thut jetzt nichts mehr zur Sache, er ist nicht mehr verantwortlich zu machen, er ruht als braver Soldat auf Rußlands Feldern. Nur eins noch, er hatte den festen Entschluß, das Mädchen, das er ükr Alles liebte, wieder zu Ehren zu bringen — der Tod kam dazwW. Die Geschichte von der Kriegscasse ist mir dagegen nicht ganz neu, "E ich sie auch in anderer Form gekannt und eigentlich nie recht geglaubt habe. Hören Sie mich an: Im Januar 1812 kam hier plötzlich der mir von der Kriegsschule her bekannte, ehemals französische Lieutenant Nicolai an und stieg bei mir ab. Er war fast von allen Geldmitteln entblößt und erzählte mir, daß er meine Hilfe in Anspruch nehmen müsse, weil er, im Besitze nur eines Armes, total erwerbsunfähig sei und sein Halbsold, auf dem er stünde, nicht ausreiche. Gern nahm ich mich seiner an, wir waren Jugendfreunde gewesen und er hätte sein ganzes Leben über bei mir bleiben können. Schon als Knabe war er eigenthümlich und sonderbar. Er litt meist an überschwänglichen Ideen. Als Mann hatten sich dich Eigenschaften bei ihm noch gesteigert.' So ging er nie am Tage, sonder« nur des Abends aus, und bat mich dann dringend, ihn zu begleiten. N wählte stets den Weg nach Ihrer Mühle und blieb dann vor der jetzt abgt- in UnttrsuLung sich btfundrn und bestraft worden ist und heute seine Geständnisse offen wiederholte, wurde durch bezirk-gerichtliche» Er- kenntmß in Gemäßheit 8 242 des ReichsstrasgesetzbucheS zu 3 Monaten K-fängniß, wovon jedoch 10 Tage al» durch die erlittene Untersuch ungshaft bereits für verbüßt erachtet worden find, verurtheilt. Diesem Erkenntniß unterwarf sich Brauer und trat aüch sofort die Strafe an. Anklage und freiwillige Nertheidigung war durch Herrn Staatsanwalt Jaspis und Henn «dv. Bischoff von hier vertreten. Bericht über die 24. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 15. Octo brr 1872. Den Rathsdccreten 1) wegen fcrnerweiter Vermiethung einer Rathhaus- Parterre - Kammer an Hrn. Schuhmachermstr. Drache hier für ein jährl. Pachtgeld von 1 Thlr.; 2> wegen Berzichtleistung aus den Nachlaß des Almosenempsängers Schmidt; 3) wegen Erhöhung des Wochenlohnes für die Wärterin Wilhelmen, Hospital m Maria v. Martha und 4) wegen Abschreibung verschiedener Schul- aeldcr-Reste tritt das Collegium bei; die vorgetragcne Schulgeldrestliste giebt aber Veranlassung zu dem Anträge: „Den Sladtrath zu ersuchen, dahin zu wirken, daß dem Schulgelder-Einnehmer allmonatlich das Verzeichniß etwaiger neu ein- lretender oder abgehender Schüler zugehe, wodurch vielfache Reste und Unregel mäßigkeiten vermieden werden könnten", womit man sich allseitig einversteht. — Mit den Nathsdecreten wegen des Hauptslraßen-Schleusenbaues und wegen Er höhung des Gehaltes für den Ausseher Lein in der Kinderarbeitsschule von 150 Thlr. auf 200 Thlr-, wegen Bewilligung eines Gehaltes für des Ersteren Ehefrau im Betrage von jährlich 50 Tblr., wegen Erhöhung des Gehaltes für Frl. Zeitzmann von 106 Thlr. auf 175 Thlr., wegen desgl. für Frl. Linke von 75 Thlr- auf 100 Thlr., wegen desgl. für Frl. Herrmann von 57 Thlr. aus 75 Thlr-, sämmtlich Genannte bei der Kinderarbeitsschule resp. Kinderbewahranstalt ange- stellt, erklärte sich das Collegium einverstanden, genehmigte auch die Bewilligung von 100 Thlr. und resp. 50 Tblr. zu Zwecken der Christbescheerung sür die Kinder der Arbeitsschule bez. sür die Zöglinge und Pfleglinge der Bewahranstalt. Eben so genehmigte das Collegium die Rathsdecrete 1) wegen käuflicher Uebernahme der Dielen, Thüren und Fenster in dem an den Thürmer Wex vermicthet ge wesenen Gewölbe im alten Steuerhause, 2) die auf Antrag des Herrn Kausm. Niecksch hier beschloßene Anbringung einer Gaslaterne an dem Gickelsbergs, und 3) wegen Erhöhung des Wäscherlohnes sür die Wärterin im Männerhospitale, nachdem vorher der Nath die nachgesuchte Gehaltserhöhung des Wärters Mühl- piordt im vbgedachten Hospital abgelehnt hatte. Dem Revisionsgutachten der 1V., V. und VI. Rechnungs-Section über die 1870er Czorneboh-Nechnung, I8;"er Paulische Nebensondrechnung, 1871er Schüßencassenrechnung, '1870er allg. Gewerds- gehilsen- und Dienstboten-Kranken- rc. Lassen-Rechnung und über die 1871er Gas anstalts-Rechnung wird einschließlich der von der VI. Section gegen die Gas- anstaltscassenrechnung gezogenen Erinnerungen beigetreten und zur Allgemeinen Krankencassenrechnung die Justification ausgesprochen. Ueber das stadträthliche Gutachten zur Salariencassenrechnung pro 1871 beschließt das Collegium in nicht öffentlicher Eichung zu berathen. — Gegen den Angebrachten Antrag: „den Stadt- rath zu ersuchen, die in den Rathhaus-Räumen befindlichen besseren Oelgemälde, insbesondere die in dem Stadtverordnetensaale hängenden, der städt. Gemälde sammlung einzuverleiben, um dieselben dem größeren Publicum zugängigcr werden zu lassen", machen sich mehrere Stimmen geltend, welche namentlich dem Stadt verordnetensaale nicht jeglichen Wandschmuck entzogen wünschen; doch wird der Antrag schließlich gegen drei Stimmen angenommen. Dem weiteren Anträge: „den Stadtrath zu ersuchen, die mehrfach beantragte Revision der Lassen der milden Stiftungen, sowie der übrigen städt. Lassen ehebaldigst vorzunehmen, so wie ferner die längsterwartete Reorganisation des städt. Cassenwesens baldigst zur Vorlage zu bringen", wird gegen 1 Stimme beigetreten. Bautzen, 20. October 1872. Reinhardt I-, St.-V.-Vorst. T