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8257 Tafelmusik de? Herrn Jackisch'schen ChorS auS Rumburg und der vom Hm. Hotelier Eorth auS Löbau zubereiteten Speisen, sowie ver schiedener Freigebigkeiten mit Ehren gedacht sei. s KönigShain, 5. Septbr. Zu Ehren deS 2. September, de8 hochwichtigen Tag'«, an welchem vor 2 Jahren bei Sedan jene denk würdigen Ereignisse sich abwickelten, die den Grund legten zur jetzigen glorreichen Machtstellung Alldeutschlands, sand in hiesiger Pfarrkirche Vormittags 9 Uhr ein feierliches Votiv-Hochamt statt. In den frühen Morgenstunden gemahnte eine Reveille die Einwohnerschaft an die hohe Bedeutung deS beginnenden TageS. Für den Nachmittag war ein Schulfest veranstaltet und AbendS vereinigten sich mehrere patrio tisch gesinnte Männer von hier und aus der Umgegend zu einem Fest- mahle im Saale deS hiesigen Kretschams. — In den späten Abend stunden des 3. Sept, sah man von hier auS einen sehr bedeutenden Feuerschein in östlicher Richtung nach Böhmen zu. Wie ich heute er- fahre, ist der dem Grafen Clam-GallaS gehörige große Mei er Hof in Friedland total niedergebrannt. Die alten, zum größten Theile mit Schindeln gedeckten, in ihren Dimensionen kolossalen Ge bäude deS Gehöftes, der eben herrschende starke Wind und die riesigen Getreide-, Stroh- und Futtervorräthe in den geräumigen Scheuern (man spricht von über 2000 Schock Getreide), alle? dies mußte einen Gluth- und Flammenherd bilden, der mit Recht als ein außerordent licher bezeichnet weiden kann. Mehrere Kalben, Schweine und Schöpse haben ihren Tod in dem Flammenmeere gesunden. Glücklicherweise war die Windrichtung eine günstige und blieb in Folge dessen das Unglück auf die Meierei beschränkt. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekannt, doch vermuthet man Brandstiftung. * Zittau. Am 1. September früh ist der 43 Jahre alte In wohner und Eigarrenarbeiter Wilhelm August Münch von hier hinter der Dannenberg'schm Fabrik, wo er, von Krämpfen befallen, aller Wahrscheinlichkeit nach die Nacht über liegen geblieben, todt auf- gesunden worden. Kamenz, 5. September. Vergangene Nacht um 12 Uhr brannte die bei Nebelschütz gelegene Sandmühle mit den Wirth- schaftSgebäuden darnieder. Der Besitzer Zscharnack verlor dabei auch 3 Stück Kühe und ein Schwein, Geflügel re., sowie die sämmtlichen Erntevorräthe. DaS Feuer, vermuthlich von ruchloser Hand in der Scheune angelegt, nahm so schnell überhand, daß die Bewohner des Gehöftes nur an die eigene Rettung denken konnten. Dresden, 5. Sept. (D. I.) Der Kaiser von Oesterreich ist heute Vormittag s11 Uhr im königlichen Hoflager zu Pillnitz ein- getroffen. Se. Maj. der König waren mittelst eine« früh 6 Uhr aus Dresden abgegangenen ExtrazugS von der Station Niedersedlitz in Begleitung deS Flügeladjutanten Obersten v. DziembowSky und des Generaldirektors der StaatSeisenbahnen v. Tschirschky, sowie der zur Dienstleistung beim Kaiser befehligten Offiziere, Generaladjutant General- lieutenant v. Thielau und Oberstlieutenant v. Kotsch, dem Kaiser bis Bodenbach entgegengereist. Die Ankunft deS königl. ExtrazugS, welcher von der Festung'Königstein mit 33 Kanonenschüssen salutirt wurde, erfolgte daselbst gegen 2 8 Uhr. In dem festlich dccorirten Bahnhofe waren der hiesige österreichisch-ungarische Gesandte Freiherr v. Franken stein mit den GesandtschaftSsecretairen Freiherr» v. Salzberg und Grafen v. BrandiS, sowie der kaiserliche Generalconsul in Leipzig Ritter von Grüner zur ehrfurchtsvollen Begrüßung ihres SouverainS anwesend mit denen sich bet Ankunft deS königl. ExtrazugS auch bereits der Zoll- und Steuerdircetor Lehmann aus Dresden, der Stellvertreter des BezirkSamtShauptmannS, RegterungSrcferendar Freiherr v. Weissenbach, und der BezirkSsteuerinspector Wagner auS Pirna nebst den in Boden bach stationirten königlich sächsischen Beamten, sowie ein zahlreiches Publicum auf dem Perron ausgestellt hatten, von dem der König beim Verlassen deS WagenS mit einem freudigen Hoch empfangen wurde, worauf Se. Maj. mit ihrem Gefolge in den reich decorirten Empfang salon eintraten und bis zur Ankunft deS Kaisers daselbst verweilten. Wenige Minuten nach 4 9 Uhr traf der kaiserliche Extrazug, welcher gestern Nachmittag 4 Uhr in Pesth abgegangen war und die Tour über Brünn und Prag genommen hatte, auf dem Bodenbacher Bahn- Hofe ein, woselbst unterdessen auch der kaiserliche Bezirk-Hauptmann auS Letschen und die Vorstände und höhern Beamten der kaiserlichen Grenzämter, sowie die Bodenbach-Tetschener SchützencorpS und Veteranenvereine mit ihren Fahnen und Musikchören auf dem Perron Aufstellung genommen hatten und daS Publicum zu einer unüberseh baren Menschenmenge «»gewachsen war. Beim Herrannahen deS kaiser ¬ lichen ZugeS spielten die Mufikchöre die österreichische Nationalhymne und ununterbrochene Hochrufe schallten dem Kaiser entgegen. Letzterer verließ sofort den Wagen und eilte auf Se. Majestät den König zu, worauf beide Monarchen sich in der herzlichsten Weise begrüßten, indem sie sich wiederholt umarmten und küßten. Nachdem beide Majestäten hierauf kurze Zeit im Empfangsalon verweilt und der Kaiser mehr fache Vorstellungen, sowie die Meldung der bei demselben befehligten diesseitigen Offiziere entgegen genommen hatte, nahmen dieselben im kaiserl. Salonwagen Platz und Uhr setzte sich der Extrazug unter den Klängen der österreichischen Nationalhymne und den Hochrufen der Volksmenge wieder in Bewegung. Alle an der E senbahn gelegenen Ortschaften, sowie die Festung Königstein hatten festlich geflaggt und letztere salutirte den kaiserlichen Zug wieder mit 33 Kanonenschüssen, während derselbe an den Hauptstationen im Vorübelfahren mit Böller schüssen begrüßt wurde. Kurz vor 10 Uhr erfolgte die Ankunft deS Zuges auf der Station Niedersedlitz, woselbst Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg den Kaiser erwarteten. Nach einer herz lichen Begrüßung zwischen dem Kaiser und unseren königlichen Prinzen bestiegen die allerhöchsten und höchsten Herrschaften die bereitstehenden Equipagen und begaben sich nach Pillnitz, woselbst die Ankunft ^11 Uhr erfolgte. Noch vor 12 Uhr begab der Kaiser sich von dort auS nach Wachwitz, um daselbst Ihrer Majestät der Königin Marie einen Besuch abzustatten und bei derselben daS Dejeuner einzunehmen. Um 5 Uhr fand bei Ihren königlichen Majestäten Diner statt, an dem die gesammte königl Familie und die in Hosterwitz (Keppschloß) weilende Zrau Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz Theil nahmen, und zu welchem außer dem kaiserlichen Gefolge der kaiserliche Gesandte nebst )en Secretairen der Gesandtschaft, der kaiserl. Generalconsul v. Grüner, owie unsere Herren StaatSministrr und der Minister dcS königlichen hauseS geladen waren. — So viel bis jetzt bestimmt ist, wird der Kaiser morgen Nachmittag 1 Uhr Pillnitz wieder verlassen und um Uhr von Dresden aus die Reise nach Berlin fortsetzen. — Se. Majestät der König haben geruht, dem Oberinspector an der Landesstrafanstalt zu Zwickau, Directorial - Assistent Carl August Alexander Krell, und dem ersten Katecheten an derselben Anstalt, Leberecht Hohlfeldt, das Ehrenkreuz vom Verdienstorden zu verleihen. — Wie der „Dr. Anz." erfährt, ist die Idee, hierorts ein Aquarium größeren Maßstabes zu errichten, ihrer Verwirklichung bereits einen Schritt näher gerückt. Es sei für dieses Unternehmen ein Grundstück (in der Ostraallee) bereits angekauft worden, und es werde, soweit die Capitalien zur Anlage (circa 40,000 Thlr) nicht bereits gedeckt sind, der etwaige Rest in nächster Zeit zur öffentlichen Zeichnung gelangen. — Die Herren v. Döhn und Braun erklären, daß die, die neue vom 1. October ab hier erscheinen sollende „Dresdner Zeitung" und ihre Redacteuxe betreffende Notiz lediglich auf Erfindung der „Const. Ztg." beruht und somit jeder thatsächlichen Begründung entbehrt. Leipzig. (S.W) Als kürzlich ein Kaufmann um Wicderverleihung der bürgerlichen Ehrenrechte nachsuchte, deren er deshalb ver lustig geworden war, weil er, vor 10 Jahren in Concurs gerathen, mit seinen Gläubigern accordirt und diese nur theilweise befriedigt hatte, ward u. A. die Frage aufgeworfen, ob nicht durch die Bestimm ungen § 31 — 37 des ReichSstrafgesetzbuchs die ganze Rcchismaterie des Verlustes der politischen Ehrenrechte einer Abänderung unterworfen und alle bisher bestandenen landesgesetzlichen Spccialbestimmungen von selbst außer Kraft getreten seien, — so daß sich also auch das vorliegende Gesuch von selbst erledige, — da cs sonst als eine außer ordentliche Härte und irrationell erscheine, für eine Handlung, die an und für sich überhaupt nicht strafrechtlicher Natur sei, den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte lebenslang fortbcstehcn zu lassen, während nach dem Reichsstrafgesetzbuch auch dem schlimmsten Verbrecher der Verlust jener Rechte nicht über die Dauer von 10 Jahren zuerkannt werden dürfe. Hiergegen hat sich nun daS königl. Ministerium des Innern dahin ausgesprochen, daß durch die nur erwähnten Bestimm ungen des Reichsstrafgesetzbuchs die Vorschriften der sächsischen Landes- zesetzgebung über den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, soweit der« elbe nicht in Folge strafrechtlicher Verurtheilung eintritt, nicht rbgeändert seien. Die Reichsgesctzgebuug über das Strafrecht habe nicht die Absicht haben können, allgemeine Grundsätze, nach welchen >ie Behörden und beziehentlich die Landesgesetze die Frage wegen Ausschließung von den bürgerlichen Ehrenrechten zu beantworten hätten, cstzustellen, sondern nur auszusprechen, daß'und in welcher Weise diese