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1809 — Die „Eorrespondencia' erklärt die Gerüchte von der bevor« stehenden Abdankung deS Königs für vollständig grundlos und weist nebenbei auch die Behauptu-ig zurück, dnß in der Haupt« stadt außergewöhnliche militairischc Maßiegcln getroffen worden seien. — Maischall Serrano, der ehemalige Ministerpräsident, früherer Regent, hat angeblich die Absicht, siev vorläufig ganz auS dem öffcnt« lichen Leben zurückzujiehen und in Nizza seiner Gesundheit zu leben. Inzwischen erhalten sich die Gerüchte, die ihn mit Alsonsistischen Com« plotrn in Konnex setzen. — Der Carltstenführer Chuchurru hat seine Unterwerfung angezeigt; dasselbe that die in Bmacald» aufgehobene Bande, welche sich aufgelöst hat. Die Bande ValtöS, 50 Mann stark, ist geschlagen worden. In der Nähe von Zornoza treiben sich noch mehrere Bruch« stücke der Goiriena herum, welcke jetzt von anderen Geistlichen be fehligt werden und zuweilen die Postwagen überfallen Einige Flinten schüsse genügen meist, sie in die Flucht zu treiben. Die Journale von Barcelona vom 14. und 15. d. bringen zahlreiche Nachrichten aus verschiedenen Orten, woraus hervorgeht, daß die Carlisten in Katalonien an Macht zunehmen, das Land in allen Richtungen durchstreichen, und von der Bevölkerung Lebensmittel, Pferde und Geld mit großer Härte erpressen. Der „Diario de Bar- c Iona" vom 14. d. constatirt, daß die Truppen von der Landbevöl kerung nur schlecht unterstützt werben, indem diese auS Furcht vor Re pressalien über die Märsche der Banden keine Auskunft zu geben wagt — Ens große Anzahl junger Leute ist aus Sarria abgegangen, um zu den carlistsschen Banden zu stoßen, die von Caudiraire, Vater und Sohn, befehligt werden. — Ein carlistischcS Journal behuuptct, daß die Compagnie der Eisenbahn von Catalonien dem Cabecilla Tri stan y auf seine Forderung 10,000 Duros (50 000 Frs.) ausbezahlt habe, in der Hoffnung, dadurch schwereren Beschädigungen zu entgehen. Amerika. New-York, 15. Juli. (K. Z.) 1500 geborne Elsässrr und Lothringer begaben sich heute in geordnetem Aufzuge zum franzö- fischen Konsulate, um sich als französische Bürger ewschrewen zu taffen. Nachrichten der „Ntw.-Y H.«Z." aus San Francisco zufolge ist die deutsche Corvette „Hertha" daselbst mit großem Jubel cmp anpcn worden und bildere daS allgemeine Tagesgespräch. Den Sch!ffs-Offizieren und Mannschaften wurden in der zuvorkommendsten Weise besondere Festlichkeiten vereint, die sich zu wahren Volksfesten gestalteten. Auch die Korvette selbst war Gegenstand bewundernder Aufmerksamkeit geworden. DaS Schiff wurde an einem Tage von mehr alS 6000 Pcisonen besucht. Vermischtes. — Dresden, 17. Juli. tD. I.) Auf dem Bischofswege ist gestern Abend ein 5 Jahre alter Knabe, als er in der in einer Dachctage gelegenen Wohnung seiner Eltern auf kürzere Zeit allein gelassen war, durch das Feniler heraus auf das Dach gestiegen und von diesem auf die Straße herabgestürzt, so daß sofort sein Tod erfolgte. — Dresden, 17. Juli. Vorige Nacht gegen 12 Uhr brach in dem Wohn« und Mühlgebäude der Dresdener Acticnmühlcngcsevschaft lE. Kittler) zu Plauen tKönigsmühle im Plauenschen Grunde) Feuer aus, welches das Etablissement mit den bedeutenden Mehl- und Weizenvorräthen so ziem lich ganz zerstörte. Maschinenbaus und Stallgcbäude blieben unversehrt. D e Entstehung des Feuer« vermuthct man beim gangbaren Zeuge. Erst Morgen« gegen 4 Uhr wurde man de« Brande« vollständig Herr. (Aus voriger Nr. wiederholt.) — Budweis, 16. Juli. Gestern Abend bis heute früh furcht barer Brand in Kaplitz. 83 Häuser, Brauhaus, Post- und Tcle- grapheng-bäude find in Schutt und Asche. — Dresden, t8 Juli. (De. N.) Die h^cr bestehenden beiden Nuderclubs, der englische und amerikanische, haben gestern Nachmittag unter sich auf der Elbe eine Wettfahrt ausgcführt, zu welcher sie zwei Boote dircct au- England b zogen haben, deren Transport allein gegen 300 Thlr. kostet. Jedes dieser beiden Boote ist 36 Fuß lang und nur 29 Zoll breit, bietet also in der Breite gerade knapp zum Sitzen Naum. Ein solches Wettfahren wird lange vorbereitet durch sogenannte« Training (Einüben), während dessen die Wcttfahrer sich sogar einer außerordentlichen Diät befleißigen und nur Speisen zu sich nehmen, die Kraft geben, aber der Fleischditdung entgegen sind. Es waren bedeutende Wetten auf die Boote gesetzt. Punkt 5 Uhr ging von der Terrasse das mit der amerika nischen und englischen Flagge versehene Dampfschiff ab, auf welchem die Wcttfahrer selbst nebst zahlreichen englischen und amerikanischen Gästen, sowie die Mitglieder der Presse, nach Loschwitz fuhren. In Lostwitz stan den wieder Hunderte am Ufer und gegenüber in Blasewitz hatten sich Tausende von Menschen besonder« im Schillcrgarten cingefunden und auch längst de« Ufers ausgestellt. Dort standen auch die Boote und von dort aus ging die Wettfahrt an. 7 Minuten nach j7 Uhr erfolgte da« Zeichen und beide Boote legten auS; in Blitzesschnelle waren die Amerikaner voraus und zwar viele Bootslängcn, obwohl sie die Flachwaffcrseite nahmen, während die Engländer mit der vollen Strömung fuhren. Einen für hier seltenen Anblick bot unser Dampfschiff. Auf dem Radkasten saßen die Herren in den gewagtesten Stellungen und selbst die Damen verfolgten so eifrig die Wettkämpfer, daß sie auf den Bänken, dicht am Rande des Schiffes, standen. Man sagte, auf der Villa Souche sei Se. Majestät der König gewesen. Vom Schillcrschlößchcn aus wurden die kühnen Schiffer durch drei Böllerschüsse begrüßt. Tausend und Abertausend aber standen am Elbbcrg, an der Apparcille, auf der Terrasse und dem Belvedere, und alle Diese begrüßten die Sieger sowohl, wie die Engländer, die zwei Mi nuten später ankamen, mit donnernden Zurufen. 3 Minuten vor ^7 Uhr langten die Amerikaner am Ziele an, hatten also die ganze Fahrt in 2 i Minuten zurückgclcgt. Ein Banquet auf dem Belvedere schloß den für die Bcthciligten aufregenden und für die Zuschauer an hier seltenem Reize nicht leeren Tag. Das Banquet mußte, wie wir hören, die verlierende Partei zahlen. — Am 21. und 22. d. M. findet in Leipzig ein allgemeiner „S chneidergehilfen - Kongreß" statt, auf welchem unter Ausschluß aller politischen Scctircrci eine rein fachgcwerbliche Vereinigung aller Schneider, gchilsen Behufs Verbesserung ihrer materiellen Lage angebahnt werden soll. Namentlich sollen die Schleuderpreise für Confcctions-Arbeit Gegenstand ein gehender Erörterung bilden. — Nachdem die deutschen Hutfabricanten auf dem Congrcsse zu Frankfurt a. M. ihre Hcrbstmodcn für Filz- und Seidenhüte gewählt haben, find am 12. d Mts. in Berlin von einer von dem Verein der deut- chen Strohhulsabricanten dazu gewählten Commission ebenfalls die neuen Moden ausgestellt. — Die auf das bei E. S. Mittler und Sohn in Berlin erscheinende G e n c r a l st a b S w e r k: „Geschichte deS dcutsch-französischen Krieges" eingegangcmn Bestellungen sind so massenhaft, daß nur zum zehnten Theile eine Befriedigung hat eintrcten können. Die Druckerei ist Tag und Nacht beschäftigt, um nach und nach allen Subscriptioncn gerecht zu werden. Wer al« Soldat oder Militairbcamter den Krieg mitgcmacht hat, überhaupt zur Armee gehört oder ihr nach Frankreich gefolgt ist, erhält die sämmt« lichen Lieferungen zu einem geringer» Preise; dieser ist so normirt worden, daß durch den niedrigeren Subscriptions-Betrag nur die Herstellungskosten gedeckt werden. Wie verlautet, wird unverzüglich in Paris eine Ucbersetzung des Moltke'schen Werkes erscheinen. Ucbertragungen ins Englische und Italienische stehen ebenfalls zu erwarten. Die französische Regierung ist mit einer osficicllcn Darlegung der Kriegs-Ereignisse noch weit im Rückstände, aber sie wird mit einer solchen unzweifelhaft hcrvortreten, wenn auch, wie angenommen wird, nicht vor vollendetem Druck des ganzen Moltke'schen Opus, worüber allermindestens ein volles Jahr vergeht. — Hannover, 16. Juli. Bei dem deutschen Bundesschießen hat den ersten Preis auf der Scheibe Deutschland mit dem Gewinne von 1200 Thlr. und einem Becher ein Schütze aus Reichenberg (in Böhmen), Namens Helfer, gewonnen. Gestern Abend sollte in den Gärten der Bella Vista den fremden Gästen einer der schönsten Genüsse bereitet werden, ein Gcsangabend der Liedertafeln und Männcrgesangvercine. Aber ehe noch das Conccrt begann, fing cs schon an leise zu regnen und bald darauf goß cs in Strömen vom Himmel nieder. Die Sänger und ein Theil ihrer Zuhörer in Bella Vista hielten zwar eine Zciilang wacker Stand, manch schöncs Lied erschallte, doch endlich mußten sie weichen und cin schützendc- Obdach suchen. Achnlich ging- auf dem Schützcnplatze, der sich in einen See verwandelt hatte. Zwar wurde auf dem Rundthcilc noch getanzt und in dcn Wegen trieb sich noch lange eine schaulustige Menge umher, doch endlich mußten auch diese die Flucht ergreifen und sich einen trocknen Platz üchen. Eine zahllose Menge kehrte schon vor 10 Uhr zur Stadt zurück. Am Spätabcnd stattete der Obcrpräfidcnt Graf zu Stolberg in Begleitung des StadtdirectorS, deS Landdrost von Leipziger, der Senatoren v. d. Horst und vr. Brande, von Dcputirtcn aus Wicn, Gotha u. s. w., verschiedenen Zcktcn einen Besuch ab, und die Herren wurden überall herzlich begrüßt und willkommen geheißen, Im Schützcnzeltr «rwiedcrte der Oberpräfidcut