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grifisfronten. An diesem Tage dankte "der französische Oberbefehlshaber, General Joffre, der ersten Armee dafür, daß sie die Stellungen bei Les Eparges (das ist die Combres-Höhe) den Deutschen entrissen habe. Um diese Stellungen wird seit Wochen mit kurzen Unter brechungen gekämpft und die Franzosen haben ge meldet, daß sie die Stellungen genommen und fest in der Hand hätten. Tatsächlich haben die Franzosen ein zeln^ Gräben der Stellungen besetzt gehabt, bis auf einen kleinen unwesentlichen Teil sind sie aber alle wieder zurückerobert worden. — Aus dem Großen Hauptquartier wird uns ge- Urieben: Der französische Bericht (Eiffelturm) vom 9. April 1915 Nachmittags zählt am Schlüsse in einer Zusammenfassung die angeblichen Erfolge der fran- zWschen Truppen in den Kämpfen zwischen Maas und Mosel auf. Tiefe französische Darstellung ver dient näheribeleuchtet zn werden, denn die blühend Phan tasie der Verfasser dieser Berichte erreicht in ihr eine ungewöhnliche Höhe. Jede der vier Behauptungen der Zusammenfassung soll daher im einzelnen betrachtet werden. 1) Die westlich der Orne gelegenen, diesen Nus beherrschenden Höhen, ebenso wie die Dörfer Gussaninville und Fromezey waren niemals in deutschem Besitz. Die aus diesem Gelündestrcifen gegen die deut schen Stellungen angesetztcn französischen Angriffe bra chen aber ohne Ausnahme unter schwersten Verlusten in unserem Feuer zusammen. Ties mißlungene Vor brechen aus der genannten, von uns nie besessenen Linie scheinen sich die Franzosen als!Eroberung anzurechnen. 2) Aus das Wort „beinahe", mit dem der Bericht selbst die französische Eroberung der Höhenstellung bei Les Eparges einschränkt, ist der Schwerpunkt zu legen. In der Tat besitzen 'd ie Franzosen keinen Teil der Whenstellung. Allerdings ist es ihnen gelungen, in einige Grabenstücke am Nordhang, unterhalb des Höhen- Hammes, einzudringen. 3) Ebenso wie unter 1) rechnen sich die Franzosen als Eroberung an, was nie in deut schem Besitz war, denn das Gelände südwestlich des Äilly-Waldes lag von jeher innerhalb ihrer eigenen Stellungen. Es sind auch von deutscher Seite nie Versuche unternommen worden, dies Gebiet zu ge- winucn. Tie Kämpfe der letzten'Woche fanden nur Im Ailly-Walde selbst statt, wo sich vorübergehend kleine Teile der deutschen Gräben in französischen Händen befanden. 4) In den vor unserer Kampffront liegenden Dörfern Negnieville und Fey-en-Haye befanden sich stets nur vorgeschobene Horchposten, die bei dein fran zösischen Angriff planmäßig zurückgezogen wurden. Da Puf diesem! Teil der Kampslinie die beiderseitigen' Schützengräben auf eine Entfernung von nur 100 bis 500 Metern gegenüberliegen, und wir nichts verloren haben, ist es eine matematische Unmöglichkeit, daß die Franzosen hier einen Streifen von 3 Kilometern Tiefe erobert haben. Vermischtes. Budapest, 9. April. (Zum erstenmal Teutsch auf der Hofbühne.) Gestern hat der Berliner Hos- vpernsänger Alexander Kirchner, der als Gast der Kgl. Hofoper im Lohengrin auftrat, die Titelrolle in deu t- scher Sprache gesungen, was zum ersten Male seit dem Bestand der Oper vorgekommcn ist, da in her Oper der Gebrauch der deutschen Sprache bisher picht gestattet war. Tie Blätter besprechen die Auf hebung dieses Verbotes als ein Zeichen der Zeit und ein Symptom her vollkommen veränderten und beson ders herzlichen und begeisterten Gefühle, die seit Be ginn des Krieges für Deutschland in allen Kreisen zur Geltung kommen. B er liu, 10. April. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Englische Manöver gegen den deutschen Hand- schuhmavkt. In Amerika soll allgemein das Gerücht Verbreitet sein, daß oie Glacehandschuhsabrik La Tosca in 'Johanngeorgenstadt (Königreich Sachsen), ein seit dem Kriegsausbruch unter Staatsaufsicht gestelltes eng lisches Unternehmen, von der Einwohnerschaft voll ständig zerstört worden sei. An dieser Geschichte ist nack; amtlichen Mitteilungen kein wahres Wort. Die Bewohnerschaft v on Johanngeorgenstadt hat sich nie mals auch nur die geringste feindliche Handlung gegen die Fabrik zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil, die Arbeiterschaft ist zufrieden, daß der Betrieb wie bisher wcitergeht. Die anscheinend aus englischer Quelle stammende Nachricht war wohl darauf berechnet, der amerikanischen Kundschaft den deutschen Handschuh- markt zu verleiden. — Vom d eutschen Schlossersohn zum englischen Ritter. Es war einmal im Rheinland ein ehrsamer Schlossermeister, der einen Sohn hatte. Dieser, ziemlich begabt, besuchte die Ober-Realschule, machte sei» Abi turientenexamen, studierte dann Mathematik und Na- turwissenschasten, und diente als Einjähriger in Mün ster. Hier packte ihn der Leichtsinn. Er machte Schulden ünd wurde fahnenflüchtig. Nach kurzer Zeit wieder erwischt, wurde er vom Kriegsgericht zu längerer Frei heitsstrafe verurteilt, in die zweite Klasse des Soldaten standes versetzt und mußte nun drei Strafjahre dienen. Klls er vom Militär freikqm, wandte er sich nach England, wo er Lehrer xiner Anstalt nahe bei London Wurde, sich verheiratete und als Engländer naturali sieren ließ. Er wurde dann selbständiger Letter der Anstalt und bildete junge Engländer zu Offizieren des Heeres und der Flotte aus. Für seine Verdienste wurde er in den Nitterstand erhoben und zum Major befördert. Dieser Mann mit der seltsamen Laufbahn, der Major Sir Francis Trippel, wurde jetzt vom englischen Kriegs ministerium offiziell mit der Durchführung eines neuen Soldaten-Anwerbe-Planes beauftragt. Es geht also nicht o hne Deutsche, selbst wenn es solche sind, die es in der Heimat zu nichts bringen konnten. K ai ro. In ganz Aegypten herrscht eine Heu schreckenplage, welche trotz aller Vorkehrungen zunimmt. 6Tie Baumwollernte ist in Gefahr, vernichtet zu wer den. Aus Syrien kommt die Nachricht, daß die Heu schrecken die Felder zwischen Jerusalem und Elarisch zerstörten, und daß die Nomaden der Halbinsel Sinai nach Aegypten flüchten. — Vor etwa sechs Jahren desertierte ein Unteroffi zier aüs der Pfalz von seinem Regiment und Hielt sich seit dieser Zeit in Frankreich auf. Bei' Kriegsausbruch kam er dazu, gegen sein eigenes Vaterland zu kämpfen und geriet mit Franzosen in deutsche Gefangenschaft. In Württemberg erkannte man in ihm den seiner zeitigen Deserteur. 'Er wurde in das Würzburger Mi litärgefängnis eingeliefert und sieht nun seiner Bestraf ung entgegen. Letzte Nachrichten. — Der Reichskanzler hat sich gestern abend ins Große Hauptquartier begeben. Auch reiste gestern abend der König von Württemberg zu einem 8 tägigen Auf enthalt nach dem westlichen Kriegsschauplätze ab. Berlin, 12. April. (Eine neue Taktlosigkeit Lieb knechts und Genossen?) Tie Herren Liebknecht und Ge nossen haben, wenn die Pariser „Humanität" nicht von einem Unverantwortlichen irregeführt worden ist, ihren bisherigen Taktlosigkeiten eine neue hinzugefügt. Sie haben auf dem Wege über Holland der Pariser „Hu manität" ein Manifest der Minorität der deutschen So zialdemokratie zur Veröffentlichung übersandt, dessen Inhalt charakterisiert wird durch Ausführungen wie folgt: Ihr könnt aus der Rede Hases vom 10. April sehen, daß die Opposition gegen den verabscheuungs- würdlgen Krieg in Deutschland ständig wächst. Wenn wir auch unter dem eisernen Druck der Kriegsgesetze stehen und daher behindert find, öffentlich unsere Mei nung zu verkünden, so kann uns doch die Zukunft Ueber- raschungen bringen. Von der Haltung der sozialdemo kratischen Genossen in Frankreich, England und Bel gien hangt für uns die Möglichkeit einer Aktion gegen den Krieg ab. Tie Verfasser des Manifestes, die um Karl Liebknecht, Ledebour, Rühle, Franz Mehring, Klara Zetkin und Rosa Luxemburg zu suchen sind, versichern ihren französischen Genossen, daß das deut sche Proletariat durchaus nicht einverstanden sei mit den Erklärungen eines Scheidemann und eines Heine. An Deutschland sei es, zuerst den Ruf nach Frieden aus zustoßen. Heute ist unsere günstige militärische Lage eine unbestrittene Tatsache. Es ist Tatsache, daß unsere Grenzen gesichert sind und wir den Krieg auf feind lichem Boden führen. Liebknecht und Genossen ver- lpngen schließlich Diskutionsfreiheit über die Frie densbedingungen. Wir erwarten die Unterstützung der Genossen, die in anderen Ländern für dieselben Prin zipien kämpfen, damit diese Aktion international sei. (Berl. Morgenpost.) — Der ErzbOchof von Köln, Kardinal von Hart mann, und der Bischof Korum von Trier kamen, laut Lokwanzeiger, am Freitag nachmittag im Großen Haupt quartier an. Sonntag 12^ Uhr fand die Audienz des Kardinals und des Bischofs beim Kaiser statt. Die bei den Kirchenfürsten überreichten 575 000 Mork als Erträg nis der Kaiser-Gcburtstagskollekte für die Kriegsinvaliden. — Dem Beiliner Tageblatt zufolge ist der Kopen hagener Dampfer Gullfoß aus der Reise nach Island von den Engländern beschlagnahmt und nach Leith gebracht worden. Alle Personen werden dort festgehalten. Seitens Dänemarks wurde sofort protestiert. — Dem Lokalanzeiger wird aus Amsterdam berichtet: Der Gesundheitszustand in vielen Dörfern des unbesetzten Belgiens sei traurig, da sie überfüllt sind. Viele Personen seien durch Bomben getötet worden. Der Typhus for dert zahlreiche Opfer. Fast täglich erscheinen aus deut schen Flugfeldern Tauben. Paris, 12. April. Amtlicher Bericht von gestern Nachmittag: In Belgien, an der Aisne und in der Champagne fanden Artilleriekämpfe statt. Man be stätigt die gestern Abend gemeldeten Fortschritte zwischen Maas und Mosel. Im Mortmare-Walde dehnten wir die eroberte Front gegenOsten durchHinwegnahme neuer Schützengräben aus. Wir warfen mehrere Gegenangriffe zurück. Iw Priesterwalde erzielten wir Fortschritte am Westrande. Wir eroberten 1 deutsches Maschinen gewehr. Schnee, Regen und Wind wüteten den ganzen Tag über. Paris, 12. April. Wie der Matin meldet, wurde Hauptmann Herail, der feine Gattin in einer Zo r n- äufwallung erschossen hatte, weil sie ihm trotz Verbotes der Heeresleitung in die Armeezone gefolgt war, vom Kriegsgericht freigesprochen. Amsterdam, 12. April. (Ein Weltstreik zur Her beiführung des Friedens?) Die „Times" berichtet aus Washington: In einer Versammlung in Newyork be- chloß vorgestern die Arbeiterpartei, Abgeordnete für eine amerikanische und europäische Konferenz der Ar beiterführer, die über den Frieden beraten soll, zu wäh- en. Den europäischen Mächten soll ein Arbeiterulti matum zugehen, das mit einen: Weltstreik droht, wenn der Krieg nicht schleunigst zu Ende geführt wird. Ter französische Arbeiterführer Compers, der Präsi dent der amerikanischen Arbeitervereinigung und der radikale Senator Lafolette sollen beauftragt werden, ehe weitere Schritte geschehen. — In Podgoiitza wurden durch österreichische Flieger- Bomben 105 Personen getötet oder verwundet. Biele der Verwundeten starben noch im Hospital. Rom, 12. April. Die italienische Regierung legte Verwahrung bei der französischen Regierung ein wegen der Beschlagnahme zweier italienischer Dampfer, von denen einer Pferde an Bord batte. — Ein Mitarbeiter drr Tijd meldet laut Vossischer Zeitung über seinen Besuch nn Jnstruktionslager aus England gekommener belgischer Rekruten aus Carteret bei Cherbourg: mit der Behandlung in England und Nord frankreich seien sie nicht zufrieden gewesen. Bei den Einkäufen ziehe man ihnen das Fell über die Ohren. Es sei olles ganz anders, als sie sich vorgeitellt hätten. Amtliche Heeresberichte. Im'Westen über 900 Gefangene, 1200 Fran zosen tot, 11 Maschinengewehre erbeutet! Im Osten 80 Gefangene, 3 Maschinen gewehre genommen! Großes Hauptquartier, 11. April. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Am Pserkanal bei Poesele, südlich Drie Grachten, nahmen wir drei von Belgiern besetzte Gehöfte und machten dabei 1 Offizier, 40 Mann zu Gefangenen. Bei kleinen Vorstößen gegen den Ancre- Bach bei Albert nahmen wir 50 Franzosen gefangen. Im Westteile der Argonnen mißglückte ein französischer Angriff. Tie Kämpfe zwischen Maas und Mosel nah men erst gegen Abend an Heftigkeit zu. Im Wald gelände nördlich der Combres-Höhe versammelten die Franzosen starke Kräfte zu einem neuen Versuch, un sere Höhenstellung zu nehmen. Der Angriff kam erst heute früh zur Ausführung und scheiterte gänzlich. Tie Höhenstellung ist ganz in unserem Besitz. Südöst lich von Ailly fanden die Nacht hindurch heftige Nah- kämpse statt, die zu unseren Gunsten entschieden wur-. den. Bei einem starken, aber erfolglosen französischen Angriff nördlich Flirey hatten die Franzosen sehr schwere Verluste. In den gestrigen Kämpfen im Prie sterwalde nahmen wir dem Feinde vier Maschinen gewehre ab. Tie anschließenden sehr erbitterten Nacht- kämpfc blieben für uns erfolgreich. Tie sehr schweren Verluste der Franzosen in den Kämpfen zwischen Maas und Mosel lassen sich noch nicht annähernd schätzen. Allein zwischen Selouse- und Lamorville-Wald zähl ten unsere Truppen 7 00, an einer kleinen Stelle nörd lich Negnieville über 500 französische Leichen. Wir machten 11 Offiziere und 804 Mann zu Gefange nen und erbeuteten 7 Maschinengewehre. Ein infolge zerschossener Trosse a bgetriebener deutscher Fesselballon ist nicht, wie die Franzosen angeben, in ihre Linien vertrieben, sondern wohlbehalten bei Mörchingen ge landet und geborgen. In den Vogesen schloß Schnee- sturm eine größere Gefcchtstätigkert ans. Oestlicher Kriegsschauplatz. Bei Mariampol und Kalwarfa, sowie Klimki an der Szkwa wurden russische Angriffe abgeschlagen. Aus einem Orte bei Bromierz westlich von Plonsk wurden die Russen Hinausgeivorfen, dabei 80 Mann gefangengenommen und drei Maschinen gewehre erbeutet. In Polen südlich der Weichsel unter hielten die Russen die ganze Nacht hindurch ein lebhaftes Infanterie- und Artilleriefeuer Oberste Heeresleitung. (W. T. B.) Großes Hauptquartier, 12. April. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. In den Argonnen schei terten kleinere Teilangriffe. Zwischen Maas und Mosel war der Sonntag verhältnismäßig ruhig. Erst in den Abendstunden setzten die Franzosen zum Angriff auf die Combres-Stcllung an. Nach zweistündigem Kampfe war der Angriff abgeschlagen. Im Walde von Ailly uird im Priestcrivalde fanden tagsüber örtlich beschränkte Nahkämpfe statt, in denen wir die Oberhand behielten. Ein in der Nacht einsetzendcr Angriff wurde äbgewiesen. In Erwiderung des am 5. April erfolgten Bomben- Abwurfs durch feindliche Flieger aus die offene, außer halb des Operationsgebietes liegende Stadt Müllheim, bei L>em 3 Frauen getötet worden sind, wurde Nancy, der Hauptort oer Befestigungsgruppe gleichen Namens, von uns ausgiebig mit Spreng- und Brand bomben belegt. Nach Aussage französischer Offiziere find die Kathedralen Notre Tame in Paris' und in Troyes sowie hervorragende Staatsgebäude, wre Na tionalbibliothek, Kunstgebäude, Jnvalidengcbäude, Louvre u. s. w. mit militärischen Einrichtungen wie Scheinwerfer, drahtlose Stationen, Maschinengewehre, versehen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Bei einem Vorstoß von Mariampol ist östlicher Richtung nahmen wir den Russen 9 Offiziere, 13 50 Mann sowie 4 Maschinen-- ge wehre ab. Nordöstlich von Lomza warfen die Russen aus Wurfmaschinen Bomben, die nicht platz-.