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Freitag, de« 6. April ZS23 Tel.-Adr GrenzLote. Hs Hr st, 88. Adorfer Grenzbote Mes Blatt enchillt die amtlichen BLLanntmachungen der Amtshauptmannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amrsan- WÄtschast und des Stadlrares zu Adorf. Fürsprecher Nr. 14 Versntwsrttichec Schriftleiter, Drucker und Verleger Otto Meyer in Adorf Ai. 78 Aohlenhöchstpreise i« Bsiirke »er A»t»ha«»t»»»»fch«ft Oel»»itz i. v. ei»schlietzlich der Städte. Infolge Ermäßigung der Werkpreise werden ftr di« «b 1. April 182L vom rke berogenen Brennstoffe folgende Höchstpreise festgesetzt: 8tr die von nachstehenden Branttkohic nbriketts Steinkohle« Eisenbahnstationen au» Ad Bahn- Ab Händler- Nb Bahn- Nb Händler- belieferten Orte: wagen lager wagen lager s. d. Ztr. f. ». Ztr. f. d. ZK. f. d. ZK. Oelsnitz, Unlermarrgrün, sTaltitz», LottengrRn, Pirk, Gutenfürst 5000,— L7»«,— »10»,— 870V,- 2- Lchöneck, Zwotental (Gunzen) 504»,- 5790,— SOS»,- 8«50,- eldors, Hundsgrün, 506S,— 5810,- 8150,- S750,— 4. Markneukirchen, Sieben« brunn, Erlbach, Bad Elster, Feilitzsch, Hof 510»,— 5850— . 8150,— S7ö»,— 5. Bad Brambach 5140,— 5890,— ' 8250,— 8850,— Für die weiter als 2 irr» von der Eisendahnempfangsstation entfernten Händler lager werden von der Bezirkskohlenstelle auf Antrag oon Fall zu Aall besondere Kle - Verkaufshöchstpreise ab Händlerlager festgesetzt. Ueberschreitungen der Höchstpreise werden bestraft. Oelsnitz i. B., den 3. April 1923. Nr. 1014 La. Der Bezirksverba»» »er AmtshL»pt»a«»sch»ft Oels»itz t. D Montag, den S. April 1S23, nach«. 2 Uhr findet im Sitzungssaal« der Amtshauptmannschast eine WIW »MvMMM statt. Eine Tagesordnung hängt am Anschlagebreste des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes aus. Oelsnitz i. V., den 4. AprU 1923. Der Amtshanptmana. Areiheil mit Bezug auf dte ihnen ist Fangeball gespielt Aetchheit und Brüderlichkeit war - - , Latschen schon gar keine Rede. Franzosen, Italiener, Ilawen, Polen, Dünen, Belgier haben Deutsche auf ?rund des Vertrages von Versailles unter ihre Faust dürfen, die Freiheit wurde zum Hohn in ihrer ^ktischen Anwendung. Die „freien Völker" sind nach Weltkriege brutale Herren geworden, die in Lan- ^rgier und Raubsucht sich gegenseitig um ihren Besitz Die blutiger! Vorgänge im Ruhrgebiet, absorider- letzten in Essen, bekunden, welche FreiheitSemp- si'?""gen sich die Franzosen selbst zuschreiben. Hier was Freiheit ihnen bedeutet. Der Rauf- ° besitzt dte Freiheit, sich mit seinesgleichen herum« oder auf andere loszuschlagen, w,e die Sol- iviv?' Poincaros es im Ruhrgebiet tun: aber niemand es FreihettSregung nennen, wenn sie in der Aut» b»„„lhalle von Krupp ein halbes Hundert friedlicher „»/scher Arbeiter zur Strecke bringen. Wollen sie y» chies« Art von Freiheit lehren? Sie ist ihnen im den '' °«r Jahrzehnte wer weist wie oft verkündet wo» Sion und sie spielt in allen Pariser Reden eine große aber der Volkscharakter, auf dem sie empor« Skalen soll, ist in Frankreich die Tiger- und Affen« von der vor SOO Jahren schon Voltaire gs- "°chrn hat. h». Das Meisterwerk der Freiheit, «it de« die Ln- Le/, uuch den Greuttn de« von ihr entfesselten Krte- >>ch vor per ganzen Ktüturwrtt M präsentieren gv- « Mit nichts ist wohl ein größerer Mißbrauch getrie ben worden, als mit dem Wort« und mit dem Bs- Freiheit. Der Weltkrieg ist nach der Behauptung A Entente geführt worden, um die Völker von der ^Potsdamer Tyrannei" zu erlösen und ihnen die Frei et wieder zu geben. Kann denn die Freiheit über- yaupt einem Volke geschenkt werden? Eine Nation, /E sich nicht frei weist von Untugenden und Schwächen ?"n auch nicht in einigen wenigen Jahren, oder gar heute auf morgen, ans der moralischen Tiefe M sittlichen Höhe gebracht werden, die es gestattet, als Herrin ihrer selbst zu fühlen. .. Tie erste französische Republik proklamierte für IO selbst und für Europa die Grundsätze der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Daraus sind tatsächlich Herrschsucht, Gewalt und Ehrgeiz geworden. Und sie r, d es bis heute geblieben. Wo ist die Freiheit, die Lute den europäischen Völkern gebracht sein soll? Ms ihnen ist Fangeball gespielt worden, und von Was gwi es Aeues? Die deutsch« Regierung hat in einer ausführlichen »vtr gegen das Essener Blutbad protestiert. . , — Die Eisenbahner der Bezirke Frankfurt, Ludwigs« Men, Mainz, Trier und Karlsruhe haben es einmütig gelehnt, unter französischer Regte zu arbeiten. — Nach einer Meldung aus Münster beschlagnahmten Franzosen in Bochum 250 Millionen Mark für die «eichsbahn bestimmter Gelder. , . — Der Sitz der französisch-belgischen Etsenbahnregie an» 6. April von Düsseldorf nach Mainz verlöt. Kardtnalerzbischvf Dr. v. Faulhaber hat eine Reise den Vereinigten Staaten angetreten. Aus dem Parteitage der Unabhängigen Sozialdemo- ?etto wurde zum treuen Parteivorsitzenden Theodor Lieb« gewählt. - — Loucheur hatte in London mit Lloyd George eine '"üerredung. — Staatssekretär Hughes beabsichtigt die Einberufung mier Konferenz zur Regelung der Frage der Verwendung ** drahtlosen Telegraphie soivie der Luftfahrzeuge im Kriege. dachte, ist unter den Instinkten ihrer eigenen Gesin nung, die sich nicht scheute, schwarze und braune und gelbe Horden auf die weihen Europäer loszulassen, in Scherben gegangen. Die Kriegslahre haben ein« z Verwilderung erzeugt, die viel von derjenigen des dreißigjährigen Krieges an sich hat und die beweist, ! wie schnell doch der Firnis der Kultur abgestreift ist. ! Und damit auch der der Freiheit. Tie Freiheit in dem Europa der Gegenwart ist j ! so „groh", daß, wenn kein schwerer Krieg unseren Erdteil hetmgesucht hätte, wir einem neuen Konflikt unmittelbar ins Auge sehen würden. Der englische Ministerpräsident hat vor einigen Wochen im Paria- > ment gesagt, wenn diejenigen Abgeordneten, die ab« ! weichender Ansicht von der französischen Regierung ! wären, aus dieser Meinungsverschiedenheit die letz- len Konsequenzen ziehen wollten, so würde das den i Krieg bedeuten. Das ist ein« offene Sprache gewe- ' sen, auch wenn der Minister nicht daran gedacht hat, , mit dem Krieae Ernst zu machen. i Ver französische Lügennevei. Gefälscht« ärztlich« Bericht«. Ein« französische Aerztekommission hat am Diens tag die Leichen der bei der Schießerei auf den Krupp werken getöteten deutschen Arbeiter untersucht. Da bei wurde von französischer Seite festgestellt, dah fünf Von den getöteten deutschen Arbeitern Rückenschüsse erhalten haben. Ferner haben von den 43 Verwundeten 29 ihre Verwundungen durch Schüsse erhalten, und von diesen wiederum (also 50 Proz.) Rückenschüsse, ein Beweis dafür, dah die französischen Truppen gerade auf die fliehenden Arbeiter geschossen haben und datz die französische Behauptung, die Arbeiter hätten eine ! aggressive Haltung eingenommen, hinfällig ist. Trotz : dieser einwandfreien Feststellung veröffentlicht HavaS . einen langen Bericht angeblich von dem Oberarzt des ? : 33. Armeekorps, worin unter genauer namentlicher ' i Nennung und Schilderung der Wunden „festgestellt" ! i wird, datz alle zehn Toten Schüsse von vorn erhalten . haben. Als erster wird dabei der kommunistische Be triebsrat Zander genannt, der sich zugestandenermaßen unaufhörlich um Verhandlungen bemüht hat, jetzt aber plötzlich als Beweis des deutschen Arbeiterangriffs die nen muh. i Auch sonst werden von französischer Seite neue j Lügenmeldungen über die Essener Vorgänge verbreitet, - während man andererseits nicht nur die deutschen, son dern auch die ausländischen Meldungen zu diskredt- i tieren sucht. So heißt es in einer französischen Dar- : stellung, man berufe sich mit Unrecht auf den Bericht ! des Reuter-Korrespondenten in Essen. Dieser Kor- r respondent sei an dem fraglichen Tage gar nicht in ! Essen gewesen und habe seine Mtteilungen ausschließ lich aus deutschen Quellen geschöpft. Ein einziger aus wärtiger Journalist, der Amerikaner Meyer, habe sich an dem kritischen Tage in Essen aufgehalten. Ein- «nglis-he Lüg«. Einzelne englisch« Blätter scheinen übrigens mit den Franzosen in Bezug auf Lügenmeldungen wett eifern zu wollen. So glaubt „Daily Graphic" melden > zu können, dah während des Zusammenströmen» der j Massen Herr Krupp von Bohlen und mehrere Mitalie- i der des Verwaltungsrates der Gesellschaft vom söge« , nannten Kruppturm aus mit Ferngläsern die Szene > beobachtet haben, genau wie ein General einer mili- ! tärischen Operation folgt (!). Das Blatt fügt hinzu, ! daß der Chef des Hauses Krupp die Menge hätte Kern- j higen können, dah er aber geglaubt habe, die Sol- ' baten würden durch den Anblick der Arbeitermassen j sich einschlichte-n lassen. ,, „ > .. Ein amerikanischer Angenzenge. Ter amerikanische Journalist und Hilssdelegierte des amerikanischen Roten Kreuzes, R. G. L., der in Essen weilte und auf die Nachricht von der Besetzung der Krupp-Werke sich sogleich dorthin begab und o Augenzeuge der blutigen Zwischenfälle wurde, hat » einem ausführlichen Bericht u. a. erklärt: „Es ist mit absoluter Sicherheit festgeßellt, daß nicht die geringste tätliche Provokation der französischen Solda ten durch die Krupp-Arbeiter erfolgt ist. Es sind zwar ei« paar kleine Koksstücke von der Nieng« geschlendert wor den, aber nicht gegen die Soldaten, sondern nur auf di? Straße — sie blieben alle 30 bis 50 Meter vor der be setzten Halle liegen —, und dieses Kokswerfen ist ß ts nur ein ironischer Spott auf die Kokssuche der Fran zosen." Ter Amerikaner wirft dann die Frage auf, Ws»» halb man die französischen Soldaten solange ohne Be fehle in der Autohalle warten lieh, und glaubt st« wie folgt beantworten zu sollen: Tic Lvldaten müssen zuletzt den Ei-Vr««* gehabt haben, der sich mir anfdrängte, vast man sie absichtlich zrviftf « den Rrl»citermaisen beliess baß man absichtlich di« un mögliche Situation verlängerte, nm endlich den großen" Iwischrnfall zu provozieren — sei «s auch »m den Preßt der »lnfopfernng dieser neun Man«. Jedenfalls murde das chebah-ren der Soldaten inrmer unsicherer, und die Art, wie sie dan« ganz plötzlich die Schieler«i anfnakMurn, schien mir ganz auf eine seelische Panik hinKudentan. AM die Schieferei begann, habe ich übrigen» den vffihier »HA mehr bei ihnen gesehen, der sich entfernt haben nenlU Es waren nur noch ein Unteroffizier, vs«r Mann mit ek»«W Maschinengewehr und vier oder fünf «euxhrschühe». Auch englische ZeitungSkorrespondenten treten de» französischen Lügen entgegen. So schreibt der Essen« Sonderberichterstatter des „Manchester Guardian", dt» an die Presseberichterstatter ausgegeben« französisch« Darstellung des Vorfalls sei ein Meisterwerk naiver Verlogenheit, " mit dem versucht werde, den vollkommen falschen Siiv druck zu erwecken, datz die Arbeiter vorsätzlich gegen die Franzosen aufgestachelt worden seien, und dah di« Sirenen ein vorher vereinbartes Zeichen zum Angriff gegeben hätten. Der Bericht, datz ein Deutschem di» Franzosen mit dem Revolver bedroht hab«, fei unwahr, ebenso unwahr der Bericht, datz Mitglieder der vorma ligen grünen Polizei bet Krupp waren, die die Am beiter zu Gewalttätigkeiten aufreizten. Der Bericht erstatter fährt fort, es scheine nicht, dah die Franzose,: auch nur ein Wort des Bedauerns für das Geschchen« ausgedrückt haben. T-ie Beerdigung der Opfer. Die Opfer der blutigen Ereignisse, deren Zah? sich inzwischen auf 13 erhöht hat, werden vermutlich erst Ende der Woche betgesetzt werden. Di« Bestattung soll in einem gemeinsamen Grabe auf dem während d«H Krieges angelegten Essener Ehrensiiedhofe erfolgen. Am Tage der Beerdigung wird in den Kruppschen Wer ken die Arbeit ruhen. Der französische Befehlshab«» hat den Soldaten verboten, sich während der Stund« der Beisetzung auf den Straßen Essens zu zeigen, soweit sie sich nicht im Dienste dort aufzuhalten haben. I« letzteren Falle sotten sie beim Herannahen des Lrauer- zuaeS Seitenstraßen aulluckw«. V!e Hinrichtung des Prälaten Vuttiewttsch. Zurückweisung so» englischen und polnische» Einspruch*. Allen Einsprüchen, namentlich Englands und Po lens, zum Trotz hat die Moskauer Regierung das Tode», urteil an dem Prälaten Butkiewitsch Vollstrecken las sen Di« Hinrichtung erfolgte bereits am 31. MärH durch Erschießen.