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Mörser Grenzbote Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amtsam r^Mfchcrft und des Slawrims zu Adorf. Fernsprecher Nr. IL. Verantwortlicher Schriftletter, Drucker und Verleger Otto Meyer En BLors Tel^Lsr, Grenzdote 46. Konnabrnd, den ^4. Februar 3. Hahrg 88. WkitMMZtivUkültk» W MlSUIUk Albkilkl. Nach der Verordnung der Ministeriums der Innern vom. 13. Januar 1923 — vgl. Sachs. Staatszeitung vom 18. 1. 1923 — haben alle im Inland« in öffentlichen und privaten Betrieben beschäftigten ausländischen Arbeiter Arbeiterlegitimationskarten oder Befreiungsscheine zu führen. Die Arbeitgeber, die in ihren Betrieben ««sliindischr Arbeiter beschäf tige», »erde« ansiefordert, möglichst «»gehend ein Verzeichnis, das die vollständigen Personalien, Geburtstag und -ort, sowie Wohnung der bei ihnen beschäftig- t«r ausländischen Arbeiter enthalten mutz,bei dem Einwohnermeldeamt — Rathaus 1 Treppe — tinzureichcn. Legitimirrungspflichtig sind auch die im Jnlande geborenen ausländischen Arbeiter und Arbeiterinnen, die durch ihre Verheiratung Ausländerinnen geworden sind. Die Kosten de, Legitimierungsoerfahrens hat der Arbeitgeber zu tragen. Die im Voraus sicherzustellende Gebühr beträgt im allgemeinen für d e Arbeiterlegitimationskarte 2000 M, bei Fristversänmnis 5000 M. und für den Besreiungrschein 509 Mk., in allen Fällen zuzüglich 100 M. Anrhändigungsgrbühr. Die Arbeitgeber sind weiter verpflichtet, ihre ausländischen Arbeiter anzuweisen, um gehend, spätestens bis 15. März ds. 3s., sich bei drm Einwohnermeldeamt persönlich unter Abgabe ihrer Heimatpapiere und der Legitimationskarte für 1922 zu melden und ihnen bei der Beschaffung des erforderlichen Lichtbildes behilflich zu sein. Die Entlassung eines ausländischen Arbeiters oder sein Verlassen der Arbeitsstelle ist dem diesigen Einwohnermeldeamt und der Landesstelle der deutschen Arbeiterzentrüe in Dresden-A., Strehlenerstratze 28, unter Angabe der No. der Legitimationskarte vom Arbeitgeber binnen 3 Tagen anzuzeigen. Adorf i. V., den 22. Februar 1923. Der Stadtrat. Ein duudelgelder, t nrzhaariger Dachshand (Hatzhund) mit schwarzem Lederhalsband ist als zugelaufen hier eingeliefert worden. Der Eigentümer bez. Ver fügungsberechtigte wird hiermit aufgefordert, den Hund bis s ätestens den 26. d. LT. gegen Erstattung der Aufwendungen bei uns abzuhslrn, andernfalls der Hund verka rst oder getötet werden wird. Adorf i. L., den 22. Februar 1923. Der Ttndtrat. -E Was gibt es Neuer? — Nach einem Befehl des Generals Degoutte solleu die deutschen Minister, falls sie wieder das Einbruchsgebiet betreten, verhaftet und den Militärgerichten zugeführt wer- den. — Der frühere französische Minister der ausnvärtigen Angelegenheiten, Delcassü, ist plötzlich gestorben. — Der Wiesbadener Landeshaliptmann Wöll ist aus gewiesen worden, weil er den Aufruf der deutschen Be hörde, Gewerkschaften und Parteien gegen die Bekannt machung der Interalliierten Rheinlandkommission mit- Unterzeichnet hat. i — Wie der „Tiroler Anzeiger" meldet, ist beim Spul- ler Seewerk eine Lawine niedergegangen, die 13 Arbeiter verschüttete. — In den Pariser Besprechungen zwischen TheuuiS Und Poincarö kam man überein, datz vorläufig kein Ruhr geld eiugesührt werden soll. — Ein Erlast der Reichsregierung verbietet die Zah lung von Steuern und Zöllen an die von den Franzosen Und Belgiern besetzten Steuer- und Zollämter. — Bei der Umschnürung Bochums erbeuteten die Aran- Hosen 28 Lokomotiven, 20 Packwagen, 167 beladene Kohlen wagen, 7ö leere Wagen, 11 Personenwagen und 2 Schlaf wagen. — Auf der militarisierten Strecke Düsseldorf—Wetter ' sind zwei Personenzüge zusammengestosten. ES gab 8 Tote und 5 Schwerverletzte. — Der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen ist fetzt wieder freigelassen worden. . Me letzte Woche. Frankreich ist in Europa verhasst geworden! Diese schwerwiegende Behauptung ist jetzt selbst von outen Franzosen ausgesprochen worden, die sich in ver letzten Zeit außerhalb ihres Vaterlandes umgese hen haben und sich der in anderen Ländern herrschen den Stimmung nicht haben entziehen können. Und sie haben Recht mit diesem Ausspruch. Frankreich ist verhaßt geworden, weil es den Handel und das Wirt schaftsleben überall schwer geschädigt hat; die Welt weih das und läßt sich durch die Phrasen, die von Pa ris kommen, nicht täuschen. Die Wirkung der fran zösischen Politik, der Nuhraktion, die auch den größ ten Franzosenfreunden die Augen über den wahren Charakter des heutigen Frankreich geöffnet hat, offen bart sich in dem unausgesetzten Fall des Franken, der zeigt, wie der Wertstand des moralischen Ansehen- von Peris gesunken ist. Die Eigenliebe und das Porte monnaie der „großen Nation" sind zu gleicher Zeit getroffen worden. * Poincarö ist es, der seinem Vaterlande dte Sym pathie in der Welt geraubt hat. Er weiß eS auch, daß die Zahl derer, die ihn so beurteilen, sich von Tag zu Tag vermehrt, und er fühlt seine Nerven. Er ist einer Verantwortung vor der Depntiertenkam- Mer lauge ausgewichen, und was er jetzt dem auswär tigen Ausschuß offenbart hat, das hat seine Autorität nicht gehoben. Der Erfolg des Ruhrzuges ist klüglich, denn in den vierzig Tagen der Okkupation sind nur tausend Waggons Kohlen nach Westen geschafft worden. Und um dieses Resultat zu erzielen, das kaum einer eintägigen freiwilligen deutschen Kohlenlieferung von früher entspricht, die brutalen Gewalttaten und der Kroße Spektakel im Ruhrgebiet! Diese Bestialitäten in Gelsenkirchen und in anderen Städten, die enormen Kriegskontributionen mitten im Frieden, die fortge setzten Beamtenausweisungen und die schweren Strafen 'für Handlungen, welche die Franzosen bei sich selbst als Patriotismus gepriesen haben! Und endlich die lächerliche Sperre gegen die Einreise der deutschen Mi» Ä"*' die in ihrer Wirkung vollständig verpufft! So schwer es für manchen Deutschen sein mag, die Wei sung des Reichskanzlers Cuno wird befolgt, wir halten vurch! Auch in der auswärtigen Politik, soweit sie di« i Ruhraktion angeht, ist der Nutzen für Poincare nicht groß. Seine Bemühungen, von der englischen Be satzung in Köln das Verfügungsrecht über die in die sem Bezirk gelegenen deutschen Eisenbahnlinien zu gewinnen, sind nur von geringem- Erfolge begleitet gewesen, der allerdings einen kleinen Umfäll Bonar Laws bedeutet. Auch der Vermittlungsantrag der Ar» > beiterpartei im Parlament ist von der geschlossenen ! ministeriellen Mehrheit abgelehnt worden, aber, wenn- gleich der Negierung damit ein Vertrauensvotum aus- . - gesprochen wurde, so gab es auf der Ministerbank doch alles andere eher, als zufriedene Gesichter. Es ist dis alte Geschichte» daß England sich scheut, offen dis Entente preiszugeben, weil sie die Möglichkeit von Feindseligkeiten mit Frankreich befürchtet. * Die Reichsregierung hatte es erreicht, daß ein Abbau der Preise sich Geltend zu machen begann, der allerdings nicht überall den gehegten Erwartun gen entsprach. Die schwankende Valuta kann die Preise noch immer wieder beeinflussen, und erst die Sta bilisierung der deutschen Mark kann wirklich feste ; i Verhältnisse schaffen. Bis wir so weit sind, werden j - wir natürlich Geduld haben müssen. Der Reichstag ' hat sich in seiner Arbeit durch die Vorgänge im Westen Vicht aushalten lassen. Große parlamentarische Rcde- j schlachten sind einstweilen verschoben worden. * Die Vereinigung dos Memel-GebieteS mit ! Litauen, die in Paris ausgesprochen worden ist, wird vielfach als Vorspiel zu einem Nachspiel zwischen Polen und Litauen betrachtet, von denen der eine dem anderen nichts gönnt. Der italienische Ministerpräsident Mussolini hat seine Großmut gegen Deutschland proklamiert, i aber er kann sie leider nicht ausüben, weil Italien selbst kaum satt zu leben hat. Wenn es.mit unserem i früheren Verbündeten wirklich so schlecht steht, dann ist das eine gerechte Strafe für den Verrat am Drei- , bund. Die französische Werbeiattzkeit. Vergebene Liebesmühe. Die Franzosen entfalten im Ruhrgebiet jetzt eine systematische Werbetätigkeit, die allerdings bisher gänz lich erfolglos geblieben ist. Am Düsseldorfer Hanpt- bahnhof haben die Franzosen ein Werbebüro haupt sächlich für arbeitslose Eisenbahner errichtet. WaS sich i auf dem Büro meldet, ist ausschließlich Gesindel, das ; früher aus dem Eisenbahndienst davongejagt wurde. ; Vor dem Werbebüro sammeln sich namentlich vor , Schichtwechsel viele Arbeiter an, die ihrer Empörung über das Verräter-Pack deutlich Ausdruck geben. Jnter- , cssant ist, daß französische Photographen diese Sze- ' nen und Ansammlungen vor dem Werbebüro auf der , Platte festhalten, natürlich, un damit in Paris Re- ! klame zu machen. In Herdels haben die Franzosen ! Lebensmittelgeschäfte eingerichtet, in denen die Wa ren um dir Hälfte billiger verkauft werden, als in - den deutschen Geschäften. Das französische General- kommandv in Eftrn verbreitet Nachrichrenblätter in > deutscher Sprache. In Essen wurde ferner eine Be- - '. lanntmaüung der französischen Militärbehörde ange- ! schlag.-n, in der fälschlich behauptet wird, daß das Aus- ! fuhrvrrbot für Produkte und Nebenprodukte der Schwer- ! Industrie und für gewisse andere Erzeugnisse sich nicht i gegen dis Arbeiterschaft richte. Die französische und dis belgische Negierung legten Wert „darein, dies ein- ! mal sehr zu betonen." Die Vesatzungsbehörde habe ; Vorsorge getroffen, daß die Lebensmitteleinfuhr abso lut frei fei. Das deutsche Volk habe es in der Hand, Lu entscheiden, ob ks Per RMeruva auf dem Wear ! Mgen wolle, der zum Ruin des Volkes führe (!). Auch dis Verordnung vom 10. Februar, die Berräterdienfte unter den Schutz der Besatzungsbehörde stellt, wurde t» der Stadt angeschlagen. * Auch bolschewistische Propaganda. Das „Echo de Paris" meldet, in Paris sei das Ga- rücht verbreitet, daß Radek sich im Ruhrgebiet aus halte um „den französischen Soldaten die fowjetisti- sche Lehrs zu predigen". Das Pariser Blatt bemerk dazu: „Wenn der bolschewistische Agitator diese Reise wirklich unternommen hat, kann ihm vorausgesagt wer den, daß es nur zu seinem Schaden sein wird. Er wird höchstens erreichen, daß wir ihn verhaften." Die Versenkung der Lusitania eine Kriegs* Handlung. In höchster Instanz entschiede» Das New Yorker Appellarionsgericht hat vor kur zem in einer gerichtlichen Entscheidung festgestellt, daF die Versenkung des englischen Cunard-DampferS „Lu» sitania", der bekanntlich ein Reservskreuzer der bri tischen Marine war und zur Zeit seiner Torpedierung, am 7. Mai 1915, Kriegsmaterial und Munition vor» Amerika nach England führte, nicht als ein „Seeräu- bsrverbrechen", sondern als eine regelrechte Krieg «Hand lung anzusehen ist. Tis Entscheidung des APPellationsgertchtS wurds i gefällt auf Grund ctüer Berufung gegen den fast gleich lautenden Beschluß eines niedrigeren New Yorker Ge* s richts. Kläger waren die Erben des Millionärs AI» i fred G. Vanderbilt, der seinerzeit als Passagier mit der „Lusitania" unterging. Die Erben klagten die ame rikanische Versicherungsgesellschaft Travellers Ins«» rance Company an, bei der Vanderbilt aus 250 000 Dollar versichert war. Die Versicherungspolice ent» hielt eine Klausel, wonach Tod oder Verletzung durch KHcgshandlungen oder im Falle einer unnötigen Ge fahr drs Versicherung ausschloß. Die Versicherungs-. zesellschaft hatte sich geweigert, die 250 000 Dollar auszuzahlen, und begründete das damit, datz die Vevi senkung der „Lusitania" durch eine Kriegshandlung der deutschen Marine geschehen war. Vanderbilt hattet sich durch eine unnötige Fahrt auf einem britisches Hilfskreuzer während des Weltkrieges aus freien Stük^ ksn der Todesgefahr ausgesetzt. Die Klage der Erbe?4 Vanderbilts stellt einen Präzedenzfall für 120 anders Kläger dar, deren amerikanische Verwandte mit detz „Lusitania" untergcgangen sind. Bei diesen gegen dir Cunard-Linie und gegen verschiedene Ver sicherungsgesellschaften handelte eS sich nm einen Ge» samtbetrag von fast 10 Millionen Dollar. In dem ersten dieser Gcrichtsfälle fällte ein New Yorker Richter, namens Julins Meyer, den merkwürdi gen Nichterspruch, datz die Versenkung der „Lusita nia" kein-- regelrechte Kriegshandlung, sondern „seeräuberifches Verbrechen der wahnwitzigen Deutsch*« gegen die Menschheit" gewesen sei. DegoM läßt MMer verhaften. in Dcfthl an die deutsche« Potizeiorgune. s.rncral Tee ntte hzt eiuen Befehl erlas?r«. wbG dem de» deutschen Minister« d r Aufenthalt im M». -ruchsgclstst verboten ist. Di« PslizsiorKe-zre »»d öffentlichen krg-rrs sind ang. us'-eftn, die ^.kinr-'ev, sie das Eittbruchsasbiet bK stru, fsstznue'-ns» »vdi den MirUKrserichr.-» der Peia-ung-.t.up,ssn znz^.fütz» ren. Kalis vg» nicht .geschieht, wrrdp» die ans-'?.-.