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Ndorfer Grenzbote Amtsölatt für den Stadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger : Otto Meye^ in Adorf. Tel.-Adr. Grenzdote. AL 192. ns Donnerstag, de« 19. August E92V Posrich«r.ru.m° Leipzig -736- Hahrg. 88. »WNW» in »le AM In der Woche vorn 15. bis 21. August 1820 werden an die Versorn gungsberechtigte Bevölkerung die bei den Schiachtitrlien noch befindlichen Konserven gegen» Neichsfleifchmarke ausgegeben. Soweit sich unter dielen Konserven Corred» bees befindet, wird dieses zum Preise von 8.85 Mark für ei« Pfund ausgegeben^ Wird durch die Konservenverteilunq ein- Wochentopfmenge von 250 Gramm r icht erreicht, so kann in Höhe der Fehlmenge Frischfleisch verteilt werden. Oel^nitz i. N., 17. August 1920. Der Kommnualverband Frühdrusch betreffend Gemäß 8 1 Absatz 2 der Verordnung über Frühdrusch vom 30. Juni 1920 (Neichsgesetzblait Seite 1353) werden mit Genehmigung des Reichsministers für Er nährung und Landwirtschaft die in ß 1 Absatz 1 der gsnannten Verordnung bestimmten Fristen für di« Liefrrungszuschläge a) in Höhenlagen von 300 — 450 m je um 2 Wochen d) „ ,, „ 451 - 600 „ ,, „ 3 a) „ ,, über 600 » »4 „ verlängert. Bei Bemessung der Höhenlage ist die Höhenlage derjenigen Gemrinde maßgebend, der das betreffende landwirtschaftliche Grundstück angehört. Die Kommonaiverbände wollen für die in Befracht kommenden Ortschaften ihres Bezirks die Fristen für die Zahlung der L eferung-zuichläge umgehend feststen und den Landwirten in geeigneter Weise bekanntgebkn. Dresden, am 16. August 1920. Wirtschastsministeri««. HM »Illi AlEl» Donnerstag, den 19. August, vou 8—12 und 2—S AHr zu« Ausnahme« preis der Zeutuer 40 Mark. Brzugsscheinr im Riedeljchen Hause. Kartoffeln auf dem Güterbahnhof. Adorf, den 18. August 1920. Stadt. Lebeusmittelamt. Sie Siknerfrage. Die Milderungen, welche die Reichsregierung bei dem Steuerabzug vorgenommen hat, haben die Arbeiter noch nicht überall befriedigt. So sind in Stuttgart bet der Anwesenheit des Reichsverkehrsministers Gröner neue Forderungen gestellt worden, darunter besonders die, daß für ledige Personen ein Einkommen von 5000 Mark (also etwa 100 M. Wochenlohn) und für Verheiratete ein Einkommen von 7500 M. (also etwa 150 M. Wochenlohn) als Existenzminimum steuerfrei sein soll. Zugleich hat aber das Reichsfinanzministerium bekannt gegeben, daß ein Arbeitgeber sich strafbar macht, wenn er die Steuern dem Arbeitnehmer schenkt. Was das oben erwähnte Existenz-Minimum betrifft, so ist darauf hinzuweisen, daß viele Ehepaare aus dem Mit telstand, die keine Beamten sind, weniger Einkommen haben und darben, man kann ruhig sagen, hungern müssen. Diese haben wiederholt um Steuermilderung ersucht, aber ihre Bitten sind abgelehnt worden. Ihnen rann es recht sein, wenn jetzt die Arbeiter die Steuer- ^EAtUNg für solche geringe Einkommen durchsetzen; sagt das Reichsfinanzministerium, daß diese ^uerbefrerungen im Interesse der Reichskasse unmög- ltch sind. Unbeantwortet bleibt außerdem die Frage, weshalb Gehälter und Löhne so sehr erhöht werden muß ten, wenn viele Mittelstandsfamilien, die keine Teu- rungszulagen haben, mit einem so bescheidenen Ein- kommen sich irr den heutigen harten Zeiten einrichtcn müssen. Es wäre Loch das mindeste gewesen, ihnen, Steuern zu schenken. Wir erkennen heute, daß die Arbeitnehmer gegen die Steuersätze der Einkommensteuer, die doch das Rück grat unserer ganzen neuen Finanzwirtschaft bildet, ener gisch opponieren und vielfach mit Sabotage und Streiks drohen. Und dabei handelt es sich bei dem jetzigen Steuerabzug doch noch nicht um die volle Steuerrate, sondern um erne Abschlagszahlung, zu welcher der Rest am Schlüsse des Steucrjahres eingezoqen werden soll. Wenn jetzt schon gegen diese Höhe des Steuerbetrages protestiert wird, was soll dann erst werden, wenn die volle Steuersunnne zur Erhebung gelangt? Wenn für die Arbeiter der Steuerbetrag herabgesetzt wird, so mutz er für alle Steuerpflichtigen mit dem gleichen Einkom men ermäßigt werben. Dann gewinnen aber die Steuer einnahmen ein ganz anderes Bild, das Geld reicht prr Deckung dec Rerchsausgaben noch weniger aus, als es heute schon der Fall ist. Diese Ermäßigungen kann die Reichsregierung nicht eigenmächtig vornehmen, dazu ist ein neues Gesetz erforderlich, welches der Reichstag tu genehmigen hat. Diese Behandlung der steuerfrage zeigt die bemer kenswerte Tatsache, dal; sich die Millionen Arbeiter bei der Beratung dec Einkommensteuer im Reichstage um diese Einzelheiten nur sehr wenig bekümmert haben. Denn es wäre doch viel praktischer gewesen, sofort bei der Abfassung des Gesetzes gegen die hoben Steuer sätze energischen Protest zu erheben, als heute damit tu kommen, wo wir in eine sehr gefährliche Bedrängnis geraten können. Es steht gegenwärtig das ganze Prinzip des Bolksrechts auf dem Spiel, das da lautet, wer politische Rechte hat, mutz auch die Steuerpflichten tra- len Mit der Anschauung, daß wir keine Steuern tu bezahlen brauchen, seitdem die Revokation gemacht M. kommen wir nicht durch. Die Höhe der Steuern Achtet sich nach den Neichsausgaben, und wenn die Steuern herabgesetzt werden sollen, bleibt als Vor bedingung nur die Herabsetzung der Ausgaben übrig, ^as wird aber wieder Tausenden nicht passen, die Kn Lohn und Brot von Reich und Staat stehen. Mit «er Kaufkraft steht es schon schlimm genug. Einseitige ^enerbemesfung schlägt sie vollends tot. Und wird "'cht gekauft, so hört das Verdienen auf. , Die Einkommensteuerfragc wird noch verwickelter ^urch Pix angekündigte Mietssteuer. Die Tausende, die j von der ersteren in ihrer jetzigen Höhe nichts wissen , wollen, werden eine neue beträchtliche Mietssteuer erst recht ablehnen. Reichsregierung und Reichstag haben die Befugnis, eine Mietssteuer zu beschließen, aber sie müssen mit der nahen Möglichkeit rechnen, daß diese Zah lung verweigert wird. Die Stimmung ist heute danach, und besonders die vielen Familien, die nichts mehr haben, können auch der Drohung mit einer Steuer- Pfändung gleichmütig entgegensehen. Die Rückgabe der Ostmark. Deutschland übernimmt das Abstimmungsgebiet. Montag vormittag verabschiedete sich die Inter alliierte Kommission von den Allensteiner Behörden. Die Uebergabe der Verwaltung des Regierungsbezirks Allenstein und des Kreises Oletzko an den Reichs- und Staatskommissar Freiherrn v. Gayl leitete der Ches der Kommission mit einer Ansprache ein, worin er die Aufgabe der Interalliierten Kommission als be endet bezeichnete und namens der Kommission den be teiligten Behörden für ihre Mitarbeit seinen Dank aus sprach. Der Reichs- und Staatskommissar übernahm darauf die Verwaltung aus den Händen der Interalli ierten Kommission zurück und führte in einer Ansprache aus, die Erinnerung an die Abstimmungszeit werde in der Bevölkerung dauernd lebendig bleiben. Reichskommissar v. Gahl erließ darauf folgende j Bekanntmachung: „Die Interalliierte Kommission hat heute die Ver waltung des Abstimmungsgebietes an das Deutsche Reich und Preußen zurückaegeben. Mit dem heutigen Tage treten daher alle Reichs- und Staatsbehörden wieder in ihre Zuständigkeit ein. Der Kreis Oletzko fällt an den Regierungsbezirk Gumbinnen zurück. Von heute an gelten die Gesetze und Verordnungen des Deutschen Reiches imd des preußischen Staates wieder in vollem Umfange." Eine Kunvgebr ng ver Reichsregierung. Der Reichspräsident und der Vizekanzler Dr. Heinz« richteten im Namen der Reichsregierung folgende Kund gebung an die Bevölkerung der Ostmark: „Die heute zur Heimat wiederkehrenden Volksge nossen der Abstimmungsgebiete heißt das deutsche Volk mit tief bewegten, Herzen willkommen. Ueber alle An« schlage die auf die Absprengung dieser deutschen Landes« u-ue zielten, hat die in schwerster Prüfung bewährte Lieb« mm alten Vaterland gesiegt. Mit den treuesten Wünschen yaben wir Euren Kampf um das Recht aus die Heimat begleitet mit inniger Freude begrüßen wir den Erfolg, oen Eure unerschütterliche Standhaftigkeit, Eure uner müdlich Hingabe jetzt erreicht hat. Nicht alle Stimmen, die nach der Wiederverneini» gung riefen, sind erhört worben. Mit Schmerzen ver, missen wir an diesem Tage die Brüder, die ein harte» Spruch aus den deutschen Grenzen gebannt hat. Und mit Leid gedenken wir aller Volksgenossen, deren Sehn« mchl sich heule wie immer nach der alten Heimat richtet. Auch ihnen sendet das gefesselte Deutschland heute seins Grüße. Aber durch die trüben Wolken, die auf Deutschland lagern ist doch ein Heller Lichtstrahl gedrungen: Als Ihr Euren Willen bekundet, daß das Deutsche Reich Eure Heimat sei und bleibe, mit der Ihr Not und Kummer teilen wollt, wie dereinst Glück und Wohlstand, da richteten an Eurer Treue sich viele bedrückten Herzen auf. Fern liegen uns Empfindungen des Triumphes, Dazu ist uns zu viel genommen und zerschlagen. Auch soll die Stimme der Versöhnlichkeit heute nicht fehlen. Den nationalen Minderheiten insbesondere ist Schutz und Duldsamkeit in unserer Mitte sicher. Feder einzelne aber von Euch, der beigetragen hat zum guten Ende dieses Kampfes, darf heute getröstet die Kraft des Wortes emvsinden: Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat liebt, wie Duk". Ohne Unrecht geht eS nicht. Wir Deutschen sind ja so bescheiden geworden. Die Tatsache, daß ein Stück kerndeutsches Land bei Deutsch ¬ land verbleiben darf, erfüllt uns schon mit freudige»! Hoffnung. Aber selbst dieser schwache Lichtschein, de»! in unsere Finsternis fällt, ist getrübt. Trotzdem di« Volksabstimmung so klar und unzweideutig für uns geä sprachen hatte, konnte es die Entente nicht über sich! bringen, dem Deutschtum sein volles Recht werden zu las«, sen. Ohne Ungerechtigkeit gegen Deutsche geht es üi-iH einmal nicht ab. Gegen alles Recht und jede Bernui fh fühlte man sich bewogen, das ganze rechte Weichseluf. -, wenn auch nur in einem schmalen Streifen, mit 4 klei nen Dörfern den Polen zuzusprechen. Polen hat dadurch! > kaum einen Gewinn, die Hauptsache ist, daß die deutsch« Ostmark von der Weichsel abgeschnitten ist. Wie gedan kenlos, nur vom Haß geleitet, hier die Botschafterkon« ferenz gearbeitet hat, beweisen die Ausführungen der deutschen Protestnote klar und deutlich. Sie zeigen, daÄ durch diese Grenz-,.Regulierung" die Deicharbeiten auf das schwerste gefährdet sind. Zum größten Teil liegt jetzt die Innenseite des Weichseldeiches aus deutschen Gebiet, die Außenseite aus polnischem Gebiet, als» im Ausland! Wie werden dadurch die für da« Hinetrland so außerordentlich wichtigen ja lebensnotwen» j Ligen ständigen Ausbesserungsarbeiten behindert oder gar unmöglich gemacht! An einzelnen Stellen liegt de« ? Deich ja ganz aus polnischem Gebiet, und die paar jetzt polnisch gewordenen Deichanwohner allein sind nicht j imstande, den Deich genügend zu kontrollieren und so. - ihr eigenes und das deutsche Hinterland vor Ueber« schwemmungcn zu sichern. Es ist also schlechterdings un möglich, daß Deutschland sich mit dieser .Lösung" zuf frieden geben kann. Und wir Deutschen wollen da« auch nicht, wir werden nie die Hoffnung aufgeben, daß alles, was deutsch war, auch wieder deutsch wird. Und zur Erreichung dieses Zieles wollen wir alles tun, was wir vermögen, und nichts versäumen. Niemals wollen wir es aus dem Auge verlieren, dann wird auch! einst, vielleicht nicht in allzu weiter Ferne, die Stunde der Erlösung schlagen. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. ' Ruch eine Abftnckelung Ostpreußens. — Der Botschaft-.- rät hinkt «ach. Die Botschafterkonferenz hat am Sonntag abend dem Präsidenten der Friedensdelegation die Ent scheidung über das ostPreußischeAbstimmungS- gebiet übersandt. In dieser werden die Orte Loben- stein, Klein-Napp ern und Grosch ken von Deutschland abgetrennt und Polen zugeschlagen. Deutscherseits wird hierzu halbamtlich mitgeteilt: ! Anscheinend handelt es sich jedoch um eine bereits überholte Entscheidung des Obersten Rates, denn : die interalliierte Kommission in Allenstein bat bei ! ihrem Abgang diese Entscheidung mit keinem Wort ec- ! wähnt und das ostpreußische Gebiet einschließlich dieser ! drei Ortschaften dem deutschen Reichs- und Staatskom- ! missar übergeben. Die Russen in Deutsch-Polen. Der russische Vormarsch auf Graudenz. An der russischen Nocdsront geht der Vormarsch! der Roten Armee unterdessen im alten Tempo weiter. Im sogenannten Korridor, in dem einst deutschen Gebiet, sind Löbau und Straßburg jetzt sicher in russischer Hand. Goß lershausen (25 Klm. östlich Graudenzjj ist von den Polen geräumt worden, die sich auf Graudenz zurückziehen. Hier erwarten die Russen heftigeren Widerstand. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob die alt« Festung dazu imstande ist. Soldan unter ventscher Selbstverwaltung Der Divisionskommandeur der in Soldau einge rückten russischen Truppen erklärte in der Soldauer Stadtverordnetenversammlung, er hab« die radiotele graphische Anweisung aus Moskau erhalten, da« Soldauer Gebiet den einaesekkenen Deut«,