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Adorfer Grenzbote FernsprecherNr. 14. Amtsölati für den StadLrat zu Fdorf. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzdote. 62. Nemrindr-Sdw-Kowo 118 Dienstag den 16. Leipzig 3?369 KÄhrg. 83. i und am Krummen Wege anstehend bedingungsweise gegen sofortige BrzahlunK versteigert werden. Zusammenkunft >m Schützcnhanse. Der Stadtrat. Adorf, den 14. März 1920. Tie alte Regierung nick»? abgrvaukt. Straßen- die ört- zur Ver- »«4 v<r- nur von En das schrei auszubrechen. Wahrlich nicht! Die Sache ja im ersten Augenblick bestechen, aber andererseits größert sie unsere Abhängig Veit vom Auslande noch mehr. Daß seit Clemenceaus Verschwinden der politischen Bildfläche der blinde Hatz aus der Das Erscheinen von Zeitungen ist bis Sonntag Abend verboten, weil wichtige Verhandlungen mit Ar- beiterrertretern schweben, die durch vorzeitige Ver öffentlichungen gestört würden. Dem Wiedererscheinen der Zeitungen am Montag steht nichts im Wege. Das Ergebnis der Verhandlungen wird am Montag früh bekanntaeaeben werden. in den Generalstreik getreten. Der gesamte bahnverkeh ruht. In Weimar hat sich, wie verlautet, liche Sicherheitswehr der Regierung Kapp siigung gestellt. Tas Berliner Ieitungsvcrbot. tentepolitik jetzt fast ganz entfernt ist, daß jetzt kühl berechnende England die Führung der Weltpolitik wieder fest in segne Hand genommen hat, ist für un- Deutsche augenblicklich ein Bor eil, weil es das kleiner« Uebel ist. Aus die Lauer aber ist diese zielbewutzt arbeitende Politik Englands für die Aufwärtsentwich» Laubholzversteigerung. Mittwoch, den 17 da. Mts.' nach«,. S Mr sollen 28 Stück meist starke Ahorn »nd Pappeln an der Arnsgrünerftraße fotz dem Anfang widerspricht, jedesmal Beifall. Es ist unglaublich, wie das denkende gebildete deutsche Volk in solchen Situationen jede Spur von Weitblick ver liert und sich vom draufgängerischen Gedankenschmettere« Hinreißen läßt. Die äußeren Ursachen der Erregung sind nun freilich groß genug. Schon ziemlich weit vom eigent lichen Herzen der Politik stehen die „spanischen Reiter", bekannte Gestalten aus der Revolutions periode, Ueberbleibsel aus dem Kriege: Hürden mir Stachcldraht zur Absperrung der Straßen. Und über all gehen und stehen und liegen Soldaten umher, UnteL den Linden, gleich in sehr großen Scharen, unter des Kriegsflagge gar, mit Batterien usw. Ueberhaupst ganz, als obs ernst wäre. Und auf den Bahnhöfen das selbe Bild: überall dis rotbäckigen Jungen, denen man anmerkt, daß fichs beim Militär doch besser lebt al-G mit Brotmarken und Magistratsverpflegung. Zwar überwiegend kleine Gestalten: nicht mehr die alte impo- nierende Berliner Garde. „Ihr seid ja man so kleen," ' meint geringschätzig eine stramme Maid mit großem Hamsierkorb, die am Bahnhof durch dieses große Auf« gebot von Regierungsverteidigern überrascht und —. Wie üblich ungezogen angeulkt wird. , . - So fiebern wir übernervös bei prangendem Son> nenschein in den wunderschönen Märztag hinein. Dal bürgerlich eLeben läuft weiter. Nur ein Tei muß hier den Zuschauer abgeben, vielleicht um — Hel send einzugrsifen; in welcher Richtung, ist nicht zu er» kennen: wie überhaupt die äußerste Linke ja nicht, über ihre Pläne in dieser kritischen Situarion werter läßt. Sollen jetzt die Preußen wiederkehren? Die Hohem zollern? Ter Kronprinz etwa, dem ein konservative» Wortführer dieser Tage alle Eigenschaften eines Her» schers nachgesagt hat? Das will doch in die Köpf» nicht hinein. Und dann: die Hannoveraner und di» Rheinländer und die Bayern und alle die anderen» sie sind Trost für die, welche die Ebert-Regierung zwar nicht leiden mögen, aber die vom alten Regiment noch weniger; die werden sich niemals wieder die Her» schäft der Hohenzollern gefallen lassen. Und darum, ruhig Blut. ' Die Wiederaufvauanleihe. Wir haben keinen Grund, über die „Hilfe", dt» uns von der Entente in dem Wirtschaftsmanis «ft des Obersten Rates gütigst gewährt wird, in Jubelge Leber Rächt . . . Der Umsturz kam im wahren Si-ne des Wortes über Nacht. Im Lause des 12. März bekam Noske Wind da von, daß etwas ,.im Orange" sei. General v Lüttwitz wurde seines Amtes entsetzt, gegen Kapp und andere wurden Haftbefehle erlassen, Reichs-, Sicherheits- und Einwohnerwehr alarmiert. Doch schon war's zu spät! Kapp hatte schon die Marinebrigade von Döberitz aus in Bewegung gefetzt. Die Reichswehrbrigade 6, dis ihnen entgegenmärschieren sollte, ging sofort zu den Freiwilligen über und rückte gemeinsam mit ihnen in Berlin ein. Mich die Sicherheitswehr trat sofort über. Noch im Laufe der Nacht wurden die wichtigsten Gebäude und Plätze des Regierungsviertels besetzt. Als die Ber liner am Sonnabend morgen ihre Arbeitsstätten auf suchten, glaubten sie noch die alarmierten Truppen Nos kes vor sich zu haben. Erst im Laufe des Vormittags wurde die Umwälzung bekannt. , . Ein nervöser Tag. Berlin, 13. März 1920. Ter 13. März?! Der Unglückstag! Wie soll man beim Schreiben des Datums diese Erinnerung an einen alten spielerisch ausgeartetcn Aberglauben unterdrücken? Ist's denn so, wie man sich flüsternd zuraunt? Es ist wieder so wie immer in erregten Zeiten: „Gerüchte gehn auf Flügeln durch die Welt und niemand weiß, woher, wohin . . ." Ta raunt die Zeitungsfrau dein Jourualisten mit dem wichtigsten Ge,ichte von der Welt zu: „Jst's wahr?" „Was denn. »Daß das Ministerium schon abgesägt sei?" Die anderen, die Straßenredner, sind ja mich richtig wieder aufgetcnicht. Ucbcrall stehen die ans den Reoo- nstagen bekannten Gruppen zusammen, heftig ge- ? darin bilden den Mittelpunkt; das tollste, konfuseste Zeug wird daher geredet. Handfest sind diese zerren Redner. Sie fuchteln mit gewaltigen Fäusten in der Luft herum, haben ihre Sätze gut aus wendig gelernt und erreichen, selbst wenn ihr Schluß lung Deutschlands viel gefährlicher, als die unbesonnen« Nachspolitik der Franzosen. Dis Franzosen würden mjt ihrem Vorgehen gerade ein kolossales Erstarken des deutschen Nationalgefühls erreichen, sie würsen deq Hatz gegen Frankreich im deutschen Volke nie zum Er löschen bringen, im Gegenteil, er würde von Jahr zE Jahr steigen und es schließlich zu einem gewaltigen letzten Ausbäumen der gepeinigten Volksseele bringen, das beim Urheber sehr gefährlich werden könnte. Außer dem würde der Franzose damit erreichen, daß sich schließ lich die Sympathien der Welt Deutschland zuwenden würden und es plötzlich allein au stveiter Flur jerq würde. England hingegen beabsichtigt, Deutschland, nach!» dem es als erster Konkurrent aus dem Felde geschlagen ist, zu seinem gefügigen und — gewichtigen Werkzeug auf dem Kontinent zu machen. Es wird Deutschland zunächst wieder erstarken lassen, ja es wird es so stark werden lassen, daß es auf dem Kontinent dein sranzöfh schsn Uebermut eine gewisse Spitze bieten kann. Er will den einen gegen den andere»: ausspielen. Es wirf aber dafür sorgen, daß wir England gegenüber nu mehr gefährlich werden können. Deswegen sollen wir in erster Linie von England abhängig werden uni von »einen andern. Es ist ja allen klar, daß Deutschland ohne fremd* Hilfs nicht hochkommsn kaum Nun scheint sich abei der einzige große Konkurrent Englands mit der AL* sicht zu tragen, Deutschland zu helfen und es_daduv^ Zum Putsch in Berlin wird von dort berichtet: In Kreisen der neuen Regierung wirs beröut, daß »es sich nicht um eine rein monarchisti» ch e Be wegung handle, sondern um eine Bewegung, die be strebt ist, den Verfisilec Friedensvert-ag in logaier Weise durchzuführen, "w Nationalversammlung auszu loser», und die Neuwahlen gu sichern. Tie wirtsHaMich« Seite der Gegeuieualntian. Hauptschuld au dem neuen Umsturz war das Prim zkp der Sozialdemokratie, immer solche Leute ins Mini sterium zu senden, die sich in erster Linie durch groß« Merhandlungsfähigkeit auszeichneten. So kam Ebert, der Weschwichtigungsrat aus dem Parteivorstande, zur Ehre des Reichspräsidenten anstelle des ihm geistig weit überlegenen, aber ehrgeizigen und hochmütigen und hartkantigen Scheidemann. So kam Bauer zum i Reichskanzleramt, nachdem er sich in ven Sitzungen der Generalkommission der freien Gewerkschaften als Ver mittler und Unterhändler so großartig bewährt hatte: der klügste aus den Gewerkschuftsreiheu, Legien, mußte hinter ihm zurückstehen. So kam Robert Schmidt ins Neichswirtschafrsministerium, er, der vcrmittlungs- und ! unterhandlungskluge Vertreter der Arbsirerlagen vor dem Reichsschiedsgericht; das gleiche bei Schlicke, der jahrelang im Metallarbciterverband die Widerspruch« zwischen links und rechts gelöst hatte. Die Minister kandidaten mußten verhandlungssicher sein. Auf Fach kenntnis kam es nicht an. Und daran mußte die ganze Wirtschaft scheitern. Ter Reichspostminister Giesberts hatte sich in seinem Amte klüglich aus dein eigentlichen Fachgebiete heraus gehalten und eie Rät« »am alten Regiment in Auch fachen schalten und io« l teil Äsen. Das ging bei der Post. Aber bei den andern, ^^eichZwirtschasts- und vor allem dein Reich sarbeits- ^?'^erium, mußten direkte, dringliche Aufgaben ge- rden, und dazu nützte die Fähigkeit zur 'frcund- konzilianten Unterhaltung nichts »Nehr. Hier 2^/w„A^fiffen werden, und da gab's schrille Töne. Äv die litt von Tag zu Tag stärker Not. ü leidenden waren die Arbeiter, ^en VW Minister zu helfen meinten, daweil sie ihnen von WUll wa^ Die alte Planwirtschaft richtig, aber das Ministerium zuckte Annon--^'" Wutgeheul der Schieber iy der Re "durch cntfvr^'^; an Stelle einer Planwirtschaft, tam ei',"^"de Milderung uns hätte retten WrtschaftZlcbe^ Halbheiten, dun unser — Me ich bis neuen -Manner die künftigen Verhält nisse denken, diiag iv.gcnde Melkung- Es ist sicher, daß sic aufs Gan-e a^mr werden Und das hat sem ^utes E n t weder o oder so! Nur fort mit diesen HaWhEen. Wir müssen z. B. für unsere riesengroge rohstoffhungcige Textilindustrie freie Bahn M den Nohswf^ Gefahr, daß unsere Valuta dadurch einige Zeit hin durch wieder Nackenschlage ist nicht groß- sie Wird ja schnell wieder ausfuhren und Gelb herein holen. Und unsere Landwirtschaft vor allem, der die Kapp-Negierung ja nahesteht, wird sicher sofort von dem Zwangsshstem befreit werden. Die Hamsterer und Wucherer werden verschwinden, der freie Handel wird alles ausgleichen. Für die Arbeiterschaft wird es zu nächst schwere Tage mit sich bringen, denn die Preis« werden zum Teil noch höher gehen. Aber das wird sich ebenso ausgleichen, wie es bisher der Fall war. Dos verfluchte Ringen nicht bloß mit den steigenden Preisen, sondern auch mit der Undurchsichtigkeit der Lage, wird aus dem Wirtschaftsleben verschwinden, die ioirtschaftlichen Naturgesetze werden wieder in Kraft treten und dem klaren Beurteiler den Weg frei machen bon Fußangeln konfuser, übereilter Verordnungen, deren auch der beste Rechtsgelehrte nicht mehr Herr zu Wer ken vermöchte. Freilich: es wird große, bitter wirkende U m- kremgelungen geben, wenn es so komm:, zumal w auch noch mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß «« Knapp-Regierung di« neuen Steuern wieder »u beseitigen versuchen wird; waS frcUich, wenn ES jetzt noch für das kommende Etatsjahr, vor dem t. April, geschehen sollte, einen grenzenlosen Wirv- k^r mit noch schnellerem Laufe der Notcnpresse her- »«führen müßte. L Aber es ist doch damit zu rechnen, daß sie Im Gegensatz zur Ebert-Regierung klare Bahn schaffen und den berufenen Faktoren des Wirtschaftslebens di«. Möglichkeit einer sicheren Beurteilung geben werde. <Ob freilich alles so schön klappt, wie man sichs ausge dacht hat? D. Red.) Das Kabinett Ebert-Bauer hat noch nicht abge - dankt, sondern hm seinen Sitz von Berlin verlegt, um Aktionsfähigkeit zu behalten. Es iji nach Dresden gegangen. Von der bisyrrigen Regierung sind noch Lr Bell und Schiffer in Berlin. Gegen Erzberger und zahlreiche andere Mi-gfieder des Kabinetts wurden Haftbefehle er- i lassen, doch gelang es allen, zu entkommen. Sämtlichen Berliner Abendblättern ist das Erschei nen verboten wordsu. Nur Flugblätter mit den Kund»- gebnngen der neuen Regierung dürfen erscheinen. Die Lage im Reiche. Infolge der Politischen Ereignisse in Berlin ist dis Einwohnerwehr in München alarmiert worden. Das Militär ist in höchster Bereitschaft. Die Bevölkerung verhält sich bisher vollständig ruhig. Im Landtage fanden m. Vormittag Beratungen 4>er Landtagssrak- tjonen über die Ereignisse im Reiche statt. Dis Arbeiterschaft in Magdeburg ist dem Auf- ruse der Regierung Bauer nachgekommen und Sonn abend nachmittag in den Generalstreik getreten. — Die Arbeiterschaft Breslaus ist um 1 Uhr mittags