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-Är,' W W M U Feierabend W Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. (0 Sonntag den 6. März WO Werter Fastensonntag. Evangelium: Die Speisung der fünftausend Mann. Johannes S. Tor heilige Evangelist Johannes, der sein Evangelium am spätesten und gewissermaßen znr Ergänzung seiner Vorgänger, freilich auch in der besonderen Absicht schrieb, die Gottheit Christi, die Kern und Stern des Christentums ist, gegen die damals schon aufkommenden Irrlehren der falschen Gnosis besonders nachdrücklich zu predigen, hat nur sechs ausführliche Wundererzählungen in seinen Be richt ausgenommen und zwar nächst dem ersten Wunder des Herrn zu Kana, das grundlegend für den Glauben der Jünger wurde, solche wunderbare Begebenheiten, die mit einer nachfolgenden Lehre oder Einrichtung Jesu in wich tigem Zusammenhänge stehen. Darum erzählte er auch dis Speisung der fünftausend Mann, denn nicht nur sollen wir aus derselben die schöpferische Allmacht Jesu erkennen, daß derselbe ein wahrer Gott ist. der alljährlich die Saat körner durch die Kräfte der Natur vervielfacht, nicht nur sollen wir die Güte des Heilandes preisen, der den Geist der Seinen mit dem Brote seines Wortes und den Körper der Seinen mit dem Brote dieser Erde speist, sondern wir sollen auch in diesem Wunder den goldenen Ring schauen, durch welchen die alttestamentlichen Weissagungen und Vor bilder von dem Lebensbrote des allerheiligsten Altarsakra mentes mit der neutestamentlichen Erfüllung im Zusam menhänge stehen. Die Millionen und aber Millionen der Gläubigen ziehen ihrem Heilande und Könige nach durch die Wüste dieses Lebens zu dem Gestade der seligen Ewig keit. Ter Erlöser tritt in ihre Mitte und wirkt ihnen durch seiner Priester Hände die Speise des ewigen Lebens. So groß ist die Ueberfülle dieser wundervollen Speise, daß es an ihr die ganzen Jahrhunderte oder Jahrtausende der christlichen Zeitrechnung nie gebricht, und so groß ist ihre Kraft und Stärke, daß sie allen Hunger und alle Sehn sucht des Menschenherzens befriedigt und den Vorgeschmack der Anschauung des Besitzes und Genusses Gottes hienie- den gewährt. Es war um die Zeit der Ostern, da Jesus durch das heutige Wunder jene hohen und gnadenreichen Worte einleitete, die er am folgenden Tage in der Synagoge zu Kapharnaum zu seinen staunenden, aber freilich nur zum geringsten Teile glaubenswilligen Zuhörern über das Brot der Seelen sprach, von dem er unter heiligsten Be teuerungen versicherte, daß es nichts anderes und nichts geringeres sei. als „sein Fleisch für das Leben der Welt". Es waren wiederum die Tage der ungesäuerten Brote, als er „das Gedächtnis stiftete seiner Wunder, er, der gnädige und barmherzige Herr", als er „Speise gab denen, die ihn suchen", als er durch die Dahingabe seines kostbaren Leibes und Blutes zum unblutigen Opfer des neuen Bundes und zur überirdischen Nahrung der Gläubigen erwies, daß er in der Tat die Seinen, die ihm der Vater gegeben und die er in der Welt ließ, liebte und liebte bis ans Ende. Auch jetzt blicken wir von der Warte des Sonntages Laetare (Freue dich) auf das kommende Hochfest der heiligen Ostern, der freudige Vorblick stärkt uns für das treue Beharren in der Vorbereitungszeit der heiligen Fasten und unser Herz vernimmt die einladende Stimme der Kirche, der Stellvertreterin Jesu Christi auf Erden, die mütterlich ihre Kinder zu dem hehren Tische der Gnaden ladet, daß sie erquickt von Gottes milder Frühlingssonne den segens reichen Frühling der Seelen in der innigsten Vereinigung mit ihrem Erlöser und Seligmacher verkosten und feiern und als lebendige Reben am Weinstocke des Herrn köstliche Früchte des ewigen Lebens bringen. O, du Sakrament der Frömmigkeit, du Zeichen der Einheit, du Brand der Liebe. Willensstärke. /gleich einem wallend stnrmdurchwühllen Meere, Das nichts verschont und keinem Bitten ruht, So tobt in uns der Leidenschaften Flut; Da helfen keine schwachgestützten wehre! Im Streit des Lebens gilt nur eine kehre: Frisch angekämpft mit starkem Mannesmut Und ringt der Feind mit noch so wilder Wut, Der Wille siegt, doch nickt die zage Zähre! Dem Schiffe gleich, das von geübter ksand Gesteuert, sicher durch die wogen gleitet, Bleib' treu dem Kurse zum ersehnten Land! welch schweren Kampf das Leben auch bereitet, wenn du vertrauend Gott dich zugcwandt, wirst siegend du zur Seligkeit geleitet! Im Uebel. Kriminal-Erzählung von R. H. Davis. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Als ich vor einem erleuchteten Caf6 vorbeikam, fühlte ich mich so schwach und elend, daß ich mich mit einem Likör stärken wollte. Doch bedachte ich, daß ich es in meiner jetzigen Stimmung gewiß nicht bei einem Glase bewenden lassen würde und daher auf meiner Hut sein müsse. Meine Nerven waren jedoch in solchem Aufruhr, daß ich sie durch aus beruhigen mutzte, wollte ich nicht den Verstand ver lieren. Erst gedachte ich mir eine Zigarette anzuzünden, gab das aber auf und nahm dies Zigarrenetui aus der Tasche, worin ich nur meine stärkste und feinste Sorte zu bewahren pflege. Ich öffnete es und steckte die Finger hinein, aber statt der Zigarren berührte ich ein dünnes Lederfutteral. Das Herz stand mir still; hinzusehen wagte ich nicht, aber ich drückte meine Nägel in das Leder, bis ich unter einer Lage Seidenpapier und Watte die Facetten des Halsbandes der Zarin fühlte. Ich schwankte auf den Füßen, als hätte ich einen Schlag erhalten und fiel rückwärts in einen der Stühle, die vor dem Caf6 auf dem Bürgersteig standen. Rasch waren die Hüllen abgerissen, ich breitete die Diamanten vor mir aus, schlang das Halsband durch meine Finger, preßte es in den Händen, warf es in die Luft — ich glaube, ich hätte es küssen können. Im Eafö waren alle Fenster besetzt, man schrie und lachte, ja die Leute drängten sich so dicht heran, daß die Kellner eine Leibwache um mich bilden mußten. Ter Wirt hielt es für eine Schlägerei und rief nach dem Schutzmann, aber das störte mich nicht in meiner Seligkeit. Ich lachte mit mst> gab dem Wirt eine Fünfpfundnyte zu einem Freitrunk