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2«3V klagenswerth auch die überaus mißliche Lage erscheine, in welche die Stadt Graudenz nach Eröffnung der Thorn-Jnsterburger Eisenbahn zu gerathen drohe, den gegenwärtigen vielen Anforderungen an die Regierung und den bereits vorliegenden amtlichen Bescheiden gegenüber eine nochmalige Befürwortung des Gesuches als jedenfalls resultatlos zu erachten sei. — Die Gesammtsummen der Friedens- und Kriegs stärke der in dem schon früher erwähnten Kummer'schen Werke ge schilderten Armeen ergeben die nachstehenden Ziffern, welche, wie die „L. Z." bemerkt, in den Zeitungsreferaten über das gedachte Werk fast durchgängig unrichtig oder wenigstens nicht vollständig wiedergegeben sind: -V Friedensstärke. I. Oesterreich-Ungarn 286,876 M., 10,640 Offiz, 38,160 Pf., 11. Rußland 371,671 M, 16,154 Offiz, 39,277 Pf., III. Italien 150,916 M, 8603 Offiz, 14,983 Pf, IV. Frankreich 434,356 M, V. Norddeutscher Bund 315,526 M, 12,814 Offiz, 73,307 Pf. 13. Kriegsstärke. I. Oesterreich-Ungarn Angabe fehlt. II. Rußland 786,223 M, 19,458 Offiz, 60,578 Pf, III. Italien 327,041 M, 10,572 Offiz, 29,212 Pf, IV. Frankreich 647,172 M. (ohne Mobilgarde', V. Norddeutscher Bund 915,676 M, 28,645 Offiz, 193,930 Pf. Hannover, 3. Juli. (N. A. Z.) Der hier versammelt gewesene Borstand des allg. deutschen Arbeitervereins hielt unter dem Vorsitz des vr. v. Schweitzer gestern Abend eine stark besuchte Arbeiter- Versammlung ab, welche den thatsächlich vorliegenden Zweck, im Hinblick auf die bevorstehenden Reichstagswahlen die Masse unserer Arbeiter im gemeinsamen Hasse gegen alle anderen Stände zu be stärken und sie von jedem praktischen Streben (namentlich auch von dem Gedanken, daß man sich etwas ersparen könne) abzuleiten, erreicht haben dürste. Die Vorträge bestanden überwiegend aus sehr entschie denen Verdächtigungen der übrigen politischen Parteien. Es sei der Geist der bisherigen gesetzgeberischen Thätigkeit des „diätenloscn" nord deutschen Reichstages lediglich „die Beschützung des Eigenthums der Bevorzugten", — das „consequent" sestzuhaltendc Ziel der socialen Arbeiterpartei sei die im Wege der Wahlen zum gesetzgebenden Körper zu gewinnende Herrschaft, damit man endlich dahin gelange, daß alles Eigenthum ein gemeinsames werde, namentlich auch das Eigenthum von Grund rind Boden, daß aber „Jedem der volle und ganze Ertrag seiner Arbeit (d. h. unverkürzt durch den Unternehmer-Gewinn) zu komme." Habe man es erst bis zu fünfzehn Vertretern im nordd. Reichstage gebracht, dann könne man dort selbstständige Anträge stellen, „dann würde auch die unwiderstehliche Kraft der Verkündigung der socialen Lehre, die Nichtigkeit der andern Parteien offenbar werden, gleichwie beim Gebrüll des Löwen die kleineren Thiere entweichen." Nach den Angaben der Redner sind die National-Liberalen Leute, die heute „Nein", morgen „Ja" sagen, denen es lieb ist, in Hundert tausenden von Bayonnctträgern eben so viele Priester des Eigenthums aufstellen zu können, — ob sich aber die Particularisten von „fetten Adligen und hungrigen Doctoren" in die Irre führen lassen, „um.sich schließlich im Reichstage zu blamiren", das könne dein Arbeiter ganz gleichgiltig sein. Höchst charakteristisch war die boshafte Verhöhnung solcher Parteien, die in Wahrheit etwas zum Wohle des Arbeiter standes thun, war die principiclle Verwerfung alles Bestehenden. Diese social-demokratische Richtung schädigt den Staat in seinem werthvoll- steu Besitzthum, in der freien Hingabe der Staatsbürger an das Staats wohl. Zu begegnen ist ihr durch ernstliche, mittels Gesetzes-Vorschrift erzwungene Fürsorge für guten kostenfreien Schulunterricht aller Orten, durch allmählich anzubahnende Steuerfreiheit der menschlichen Wohnung, durch Begünstigung der Arbeitsform der Productiv-Genossenschaft. Württemberg. Stuttgart, 2. Juli. Die Reise des eidgenössischen Gesandten Obersten Hammer nach Stuttgart und Karlsruhe ist, wie man der „K. Z." schreibt, von keinem' sonderlichen Erfolge begleitet gewesen. Allgemeine Versprechungen, daß man sich in der Gotthardsrage entgegenkommend zeigen werde, seien Seiten Badens gegeben worden, im klebrigen sei man soweit auseinander wie früher, indem Württem berg das Princip des kürzesten Weges, Baden das der sogenannten Dirtuallänge nach wie vor zur Grundlage der Regelung der Ver bindungen mit dem Gotthard gemacht wissen wolle. I t a l t e u. Aus Rom geht der „A. A. Z." folgende düstere Schilderung des Gesundheitszustandes der versammelten Concilsväter zu: „Im jetzigen Moment gleicht Rom einem bischöflichen Lazareth, so groß ist hier die Zahl der kranken, leidenden, an Bett oder Zimmer gefesselten Prälaten. Und noch größer ist die Zahl Derer, die sich erschöpft fühlen und ungeduldig nach der Abreise sich sehnen. Aber es giebt hier Personen, welche so rechnen: Die Italiener, Spanier, Südamerikaner sind solche Hitze schon gewohnt und ertragen sie ganz gut, und was die Deutschen, Franzosen, Nordamerikaner betrifft — vila cüunnuln si intaricnint (an denen ist nicht viel verloren)." Araukretch. Paris, 3. Juli. Der kaiserliche Hof hat um den bekanntlich in Baltimore verstorbenen Prinzen Jerome Bonaparte-Patterson acht tägige Trauer angelegt. — Der „Figaro" wird, wie schon mitgetheilt, wegen „Beleidig ung der Person des Kaisers" gerichtlich verfolgt. Er erzählt näm lich seinen Lesern, Lord Clarendon habe im Jahre 1847 dem Prinzen L. Napoleon 500,000 Frcs. geborgt und dieser dafür den Handelsver trag mit England geschlossen. Auch veröffentlicht das genannte Blatt alle auf des damaligen Prinzen Ludwig Napoleon Handstreiche von Straßburg und Boulogne bezüglichen Aktenstücke, aus denen allerdings hervorgeht, daß L. Napoleon von der Juliregierung beziehungsweise mit Schonung behandelt wurde. — Das Journal „ Liberti" ist nun um den Preis von 1,500,000 Francs in die Hände des Herrn Dötroyat übergegangen. Die Redaction bleibt dieselbe. Herr v. Girardin hat versprochen, auch ferner regel mäßige Beiträge zu liefern. Es heißt, der berühmte Polemiker werde nun doch nicht zum Senator ernannt werden. Der Kaiser und die Kaiserin sollen sehr ungehalten sein über die fulminanten Artikel, die er in diesen Tagen zu Gunsten der Rückkehr der Familie Orleans nach Frankreich veröffentlicht hat. — Msgr. Darboy, Erzbischof von Paris, ist ganz in der Stille von Rom zurückgekommen. — Seit einigen Tagen ist der Proceß gegen die 38 Mitglieder der Internationalen im Gang, die der Theilnahme an einer „geheimen Verbindung" angeklagt sind. Die ganze Sache dreht sich eben um diesen Titel einer geheimen Verbindung, der vom Staats anwalt der Gesellschaft beigelcgt, von den Angeklagten energisch abge wiesen wird. Da stricte Beweise weder in positivem noch in nega tivem Sinne beizubringen sein dürften, so wird die Entscheidung wohl nur vom Gutdünken der Richter abhängen, und diese scheinen den so- cialistischen Revolutionairen nicht eben sehr günstig zu sein. Spanten. Während das Bureau „Havas" (s. vor. Nr.) zuversichtlich meldet, der von den spanischen Ministern ins Auge gefaßte Kandidat sei der Prinz Leopold von Hohenzollern, älterer Bruder des Fürsten Carl von Rumänien, und es sei bereits eine Deputation nach Deutsch land abgereist, um mit dem Prinzen eine Verständigung herbeizusühren, wird von anderer Seite in Abrede gestellt, daß mit den Angehörigen einer norddeutschen Fürstenfamilie Unterhandlungen cingeleitet seien. Was General Prim in der Sitzung vom 11. v. M. als unglückliches Geschick Spaniens hervorgehoben und beklagt hatte, daß nämlich, so oft er glaubte sich der Hoffnung hingeben zu können, die Zustimmung des Prinzen, mit welchem er wegen Annahme der Krone unterhandelte, zu gewinnen, jedesmal innere Streitigkeiten oder Unruhen aus brächen, welche diesen wieder stutzig machten, würde — die Richtigkeit des gestrigen Telegramms vorausgesetzt — auch diesmal wieder zu- trcffen. Der Telegraph meldet von Unruhen, welche „von Neuem" in Madrid ausgebrochen seien und zahlreiche Verwundungen der Theil nehmer zur Folge hatten. Früher war allerdings nur von einer unbe deutenden Ordnungsstörung in Barcelona die Rede. Das Auftreten von Carlisten-Banden wird dementirt; ebenso die Nachricht, der Ge neral Caballero de Nodas habe 8000 Mann Verstärkung für Cuba verlangt. Donanfürstenthümer. In der ersten Sitzung der am 27. Juni eröffneten außerordent lichen Kammersession in Bukarest ging es sehr lebhaft zu, indem die Radicalen sich bemühten, die Versammlung einzuschüchtern und die Bildung des interimistischen Bureaus aus Leuten ihrer Partei zu er reichen, ein Versuch, der jedoch nur theilweise glückte, indem der von