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Schönburger Tageblatt IrsHsint täglich »it Ausnahme der Tage nach Sonn« und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster» scheinende Nummer bis nachmittags 2 Nhr. lv» XLonnementspreiS beträgt vierteljähr lich 1 Mk. »5 Pf. Inserats pro Zeile 10 Pf., Ginges. 20 Pf. Szprdition: Waldenburg, Obergafse 2S1s. »»d Waldenburger Anzeiger. M den Mdtrath I» WaldtShUg. Filialen: in Altstadtvoldenburg bei Herr» Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtiq, Mandelqaffe- in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. D.e;»e, in Wechselburg bei Herrn Schmied Web,.:; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Zugleich wett verbreitet in den Städten Peuig, Luuzena«, Lichteustein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Kltstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kausungen, Langenchurs dors, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oslsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. ^124. Mittwoch, de» 29. Mai 1««9. Witteruugsaussichten für dett 29. Mai: Zeitweise wolkiges, ruhiges Wetter bei wenig veräuderter Temperatur. Barometerstand am 28. Mai, nachmittags 3 Uhr: 755 wm. Gestiegen. Sonnabend, den 1. Juni d. I., Vorm. 10 Uhr sollen im amtlichen Versteigerungslocale hier 1 Kommode mit Aufsatz, 1 Schreibe pult, 2 Kleiderschränke, 1 Fleischfaß rc. meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Waldenburg, am 28. Mai 1889. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Richter. 'Waldenburg, 28. Mai 1889. König Humbert von Italien ist auf der Rückreise nach Rom, und die Rechnung seines Besuches in der Reichshauptstadt läßt sich abschließen. Die Rechnung ist eine sehr glatte, das Facit ein so befriedigendes, daß selbst der eine Zwischenfall, welcher während der Festtage vorgekommen, kaum beachtet ist. Wir meinen die Erklärung des Abg. Freiherrn von Franckenstein, die dahin ging, daß die Centrumspartei in dem Bünd- niß zwischen dem deutschen Kaiser und dem Könige von Italien ebenfalls eine wichtige Friedensbürgschaft erblicke, aber ihre Ansicht über die römische Frage un verändert behalte. Diese Ansicht geht, wie diejenige der katholischen Parteien aller Länder, natürlich dahin, daß Rom zu Recht dem Papste gehört. Die Katho- likencongrxsse haben in der letzten Zeit mit ac-nz be sonderem Nachdruck die Rückgabe Roms an den heili gen Stuhl gefordert, ater jur den t atsch'.n Kaiser und die deutsche Rttchsr.'gürmrg k, i, wie die Dinge heute liegen, eine römische Frage k. n b,tt.i Willen nicht existiren. Das Bürdniß zwisch a teid.-n Monar chen und ihren Negierr ÜI beft-sf felstufist, Kaiser Wilhelm II. hat durch sem- n To-ch i n Qmri.mlpaW zu Rom diese Stadt auldrücklich als Haupifiadt von Italien anerka^.t, -r htt der savoyisch-i Parole „sem- prs avanti Lavoig.!" — „Jmw-r vorwärts Sa voyen!" —, unier welcher sich die Anmcti.i des Kir chenstaates vollzog, im Verlier Schlosse zugestimmt, und die Consequmzcri aus dieser Haltm'g liegen klar zu Tage. Weil diese Klarheit vorh -nden, ist auch der Aus spruch des Herrn von Francktt.ste i wenig erörtert, es ist zwecklos, über politische Fragen zu streiten, die als solche für Deutschland nicht mehr existiren. D'ß das Bündniß zwischen dem deutschen Reiche und Ita lien ein ganz außerordentlich writgsh. i>:Z ist, weit umfassender, als vielfach ccoer MMtu wurde, g ht aus gelegentlichen Bemerk! 'n hervor. wen die Allianz in erster Linie abgeschlossen ist, nicht zum An griff, sondern nur zur Zurückweisung eines Angriffs, konnte von Anfang an kettem Zweifel unterliegen. Daher auch der furchtbare Lärm in Piris bei dem Gerücht, König Humbert von Italien werde die Straß burger Garnison besichtigen, der sich bis zu der tollen Drohung verflieg, in diesem Falle werde Frankreich 6 Armeecorps mobilisirrn. Die unheilvolle Excentri- cität eines großen Theiles der Pariser Presse tritt bei dieser Gelegenheit wieder zu Tage, und da ist Nie mand, der solchen überspannten Aeußerrmgen in den Weg träte. Es ist richtig, wenn die Franzosen sagen, sie hätten Mitgeholfen, Italien zu dem zu machen, was es heute ist; dem Kriege von 1859 verdankt Italien viel, aber eben so großen Nutzen hat Italien auch aus den Krie gen von 1866 und 1870/71 gezogen. Zudem hat sich Frankreich für den Beistand, welchen cs Italien leistete, durch Nizza und Savoyen glänzend bezahlt gemacht. Wenn eine Schuld Italiens gegenüber Frank reich bestand, so ist dieselbe in vollem Maße beglichen. Nicht minder merkwürdig, als die Haltung der fran zösischen Blätter, war die der russischen, welche es an den gröbsten Gehässigkeiten gegen die italienischen Gäste des deutschen Reiches nicht fehlen ließen, und sich an gesichts der Trinksprüche im Weißen Saale sogar zu der kostbaren Aeußerung verstiegen, Rußland sei es, welches den Frieden Europa's verbürge. Wie sehr ge rade die russische Säbelrasselei dazu beigetragen hat, Europa in den letzten Jahren zu beunruhigen, ist so allgemein bekannt, daß ein weiteres Eingehen darauf unnöthig ist. Die Trinksprüche aus dem Berliner Schlosse, die Reden des Ministerpräsidenten Crispi vor den Mitgliedern des deutschen Reichstages beweisen, wo die Hüter des europäischen Friedens zu suchen sind; sie beweisen aber auch, daß die Bewahrer des Frie dens die Macht und den Willen haben, jeden Ruhe- störer zur Stille zu zwingen im Interesse der fried liebenden Völler. Fern von aller Ueberhebung, frei von allem Chau vinismus sind die Berliner König-Humbert-Tage ver laufen, sie werden in Deutschland wie in Italien nicht so bald vergessen werden. PolMtzche Rrmsschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm begab sich am Montag Vor mittag zu Wagcu nach dem Garti.l des Auswärtigen Amtes, stieg dort zu Pferde urd ritt eine Stunde im Thiergarten spaziert. Nach erfo'gter Rücktthr hörte der Kaiser den Vortrag des Grafen Bismarck und fuhr dann ins Schloß zurück, wo Graf Bttmarck bald darauf zu einem zwcit-n Vortrage erschien Später ertheilte der Kaiser roch mehrere Audi-5M und unter nahm vor der Tafel eine Spazierfahrt. Die Ueber- siedlung nach Friedrichskron wird hmtt Dienstag Le i Charlottenburg aus mit dem Dampfer „Al.xandra" erfolgen. In Schloß Friedrichskron btt Pttr^m ist das Innere aus Pietät fttr das Andenken Kaiser Friedrichs r.ur wenig verändert worden. Di: Räume, welche der hochselige Kaiser im: Hatta, werden auch von seinem Sohne bewohnt werden. In der ersten Etage schließt sich an d u Marn rsaal das Arbeits zimmer des Kaisers an; dann fo^en der Salon der Kaiserin mit Tapeten und Möbelbezügen tu rothen Geraniumsammetblüchen auf Silbergru^d und das Arbeitszimmer der Kaiserin, oiell.cht das schönste Ge mach der ganzen Wohnung in Himmelblau, Silber und mit Sp dzeln. Das letzte in der Flucht ist das Frühstückszimmer. Rückwärts von diesen Gemächern liegen das gemeinschaftliche Schlafzimmer des Kaiser paares und zwei ToilettengemLcher. Zu den Zimmern der kaiserlichen Prinzen führt eine directe Verbindung. Unter dieser Familienwohnung im Erdgeschoß liegen die Zimmer für den geselligen Verkehr der Majestäten: Der Muschelsaal, der Tamerlansaal, das Theezimmer und andere Räume. Erneuert ist fast überall nur die Einrichtung, die Räume selbst sind wenig verändert. Nach Außen hin ist ein Terrassenvorbau neu beschaffen worden. Der Kaiser reist demnächst nach Ostpreußen zu den Jagden des Grafen Dohna und am 15. Juli in Begleitung des Grafen Bismarck nach London. Der Retchkanzler Fürst Bismarck wird sich im Verlaufe dieser Woche zum Sommeraufenthalt nach Friedrichsruhe begeben. Der Reichskanzler fühlt i sich sehr wohl, und es ist wenig wahrscheinlich, daß - er in diesem Jahre eine Badereise unternehmen wird, j Der italienische König ist am Montag Morgen ! auf seiner Rückreise von Berlin mit seiner Beglei- ! tung wohlbehalten in Frankfurt am Main angekom- ; men. Auf dem Perron halte sich das gesammte active ; Offiziercorps, sowie die Spitzen der Behörden einge- ! funden und empfingen die hohen Gäste mit brausen- i den Hochrufen. Der König und der Kronprinz, Beide in Husarenuniform, begaben sich auf den Platz vor dem Hauptbahnhof und bestiegen unler stürmischem Jubel der zahlreichen Volksmenge die bereitstehenden Wagen. Voraus fuhr der Präsident v. Köller, neben dem Könige saß der General v. Grolmann, neben dem Kronprinzen der Stadtcommandant. Auch Minister präsident Crispi wurde mit lebhaften Hochrufen le, grüßt. Unter den Klängen des Bersaglieri-Marsches fuhr der König die Front der in Parade aufgestellten Husaren ab, stieg dann mit dem Kronprinzen aus, worauf der Vorbeimarsch des Regimentes im Schritt erfolgte. Nach demselben brachte der Regimentscom- mandeur ein dreimaliges Hoch auf den König aus, in welches die Musik mit dem italienischen Königs- - marsch einfiel Mit lebhaften „Evviva's" wurde der König von der italienischen Kolonie begrüßt; der König winkte mehrere Mitglieder an sich heran und sagte, er freue sich, auf fremdem Boden Landsleute begrüßen zu können; doch sei derselbe jetzt nicht mehr fremd, denn sie gehörten zu einer Familie. Wie ihre Herzen vor Freuden schlügen, so nicht minder das seinige, da er voller Glück und Enthusiasmus über den Empfang in Berlin in die Heimat zurückkehre. Nach der Parade wurde in dem reichgeschmückten Fürsten- zimmer des Bah.ihofcs das Frühstück eingenommen, dem auch Oberbürgermeister Miquel beiwohnte. Gleich nach 8/49 Uhr traf die Kaiserin Friedrich mit ihren Töchtern aus Homburg ein. Der König begrüßte die hohe Frau mit einem Handkuß und begleitete sie in das Fürstenzimmer, wo eine halbstündige Unterredung stattfand. Nach derselben setzte der König seine Reise unter enthusiastischen Hochrufen fort, während die Kaiserin gleich darauf nach Homburg zurückfuhr. In Karlsruhe hatte der König eine kurze Unterredung mit dem Minister Turban, und fuhr dann weiter nach Freiburg, wo das Diner eingenommen wurde. Wie bei der Herreise geht die Fahrt über den Gotthard nach Italien zurück. Die Ankunft in Rom erfolgt heute Dienstag Mittag. Vor der Abreise aus Berlin hatten noch die dortigen Künstler dem Könige eine Huldigungsadreffe überreicht. Von der deutschen Grenze sandte der König ein Telegramm nach Berlin. Die Samoaconferenz hat am Montag ihre Ar beiten zum Abschluß gebracht. Sobald die Geneh migung aus Washington eingegangen ist, wird die offizielle Publication desselben erfolgen. Den letzten Nachrichten aus Samoa zufolge ist es dem amerika nischen Admiral Kimberley gelungen, einen Waffen stillstand zwischen Tamasese und Mataafa bis zur Ent scheidung der Berliner Conferenz herbeizuführen. Die eingeborenen Soldaten sind meist in ehre Heimat zu rückgekehrt. In Zürich waren zwei Deutsche, Namens Mollack