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Schönburger Tageblatt Nr. 158 Mittwoch, dm 8. Juli 1924 47. Jahrgang. Besprechung Macdonalds mit Herriot in Paris riot Re- Sozialisten verlangten von Lasolette, daß er st Partei jetzt sofort ins Leben rufen solle. AI en aufzu- » uns not- Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. ctnsctzenvcu augemcincn Reparationsleistungen, vle Siche rung der Grundrechte der Bevölkerung des zunächst noch besetzt bleibenden Gebietes vor der Willkür der Besatzung, die Rückkehr aller Vertriebenen und Verhafteten und ihre Wiedercinstellung in ihre früheren Stellungen. Der Zentralvorstand setzt als selbstverständlich vor- aus, daß Versuche, die Räumungsfristen des altbesetzten Gebietes hinauszuschieben, mit aller Entschiedenheit ver hindert werden. Der Zentralvorstand ist sich darüber einig, daß die ungeheuren Lasten des Sachverständigengutach tens nur unter der Voraussetzung übernommen werden können, daß dadurch die deutsche Währung nicht erschüttert und die Lebenshaltung der deutschen Bevölkerung nicht unter die der anderen Nationen herabgedrückt werden darf." Lord Crewe bei Serriot. Macdonald will sich entschuldigen. Partei jetzt sofort ins Leben rufen solle. Aber dieser, ebensowenig wie seine Anhänger, wollen sich darauf einlassen. Um aber die Stimmen der Sozialisten nicht zu verlieren, hat man ein Kompromiß geschlossen, nach dem zu Beginn des nächsten Jahres ein neuer Konvent einzuberufen ist, der über die Gründung einer neuen unabhängigen Partei, die jedoch auf keinen Fall soziali stischen Charakter tragen soll, zu beschließen hat. Je doch glaubt niemand an das Zustandekommen dieser dritten Partei, wenn die Wahlen einmal vorüber sind, besonders da Lafolctte selbst scharf dagegen ist. Be zeichnend ist eine Erklärung des Arbeiterführers Gom- pers, der bekanntlich nicht parteipolitisch festgelegt ist, in der gesagt wird, er würde sich gegen jede dritte Par tei wenden. Das beste wäre, wenn sich an den Prä sidentschaftswahlen nur die beiden bestehenden Par teien beteiligen würden. Nach weiteren Meldungen haben die ergebnislosen 77 Wahlgänge auf dem demokratischen Kongreß — MacAdvo batte im letzten Wahlgang H13 und Smitb Zwischen Deutschland und Griechenland wurde ein neuer Handelsvertrag abgeschlossen. Bei den kommunistischen Abgeordneten in Berlin wur den am Sonntag auch die Privatwohnnuge« durchsucht. Die Kommunifte» halten in der Nacht i« preußischen Landtage Geheimsitzunge« ab. Der bayerische Ministerpräsident Held hat seine Zustim mung zu dem Sachverständigen Gutachten au gewisse Be- diugnngen geknüpft. Pariser Treibereien richten sich gegen die Londoner Kon ferenz, die nach Brüssel einberufen werden soll. Der französische «tat basiert zu 5V Prozent auf den Mieumlieferungeu. Herriot verweigert Deutschland das Recht, in der Ran- «ungSfrage Forderungen zu stellen. Poincaree gewinnt wieder Oberwasser. «ach in Italien fanden Haussuchungen bei den Kom munisten statt. Macdonald trifft heute in Paris ei«. Der amerikanische Botschafter in London wurde beauf. unv tn Diesem Zeitraum machten sich Einflüsse geltenv. die für Deutschland nicht günstig waren. Graf Bülow war der Ansicht, daß die im deutschen Reiche aufge tauchten Stimmen von einer Flotten- und Handels- Rivalität in England arg verstimmt hätten. Es wandt ten sich dann zugleich auch in London Intrigen gegen den Dreibund, und Chamberlain sprach seine Ansichz dahin aus, daß England ein zu großes Risiko eingehe, wenn es durch ein Bündnis mit Deutschland und dem Dreibund Verpflichtungen für Oesterreich-Ungarn und Italien auf sich nehme. So bildete 1903 der Dreibund den Stein des An Die auf dem demokratischen Konvent vertretenen 'eine dritte trugt, Macdonald deu Standpunkt der Washingtoner giernng zur Londoner Konferenz darzulegeu. In Portngal wurde ci« ueueS Kabiuctt gebildet. In Marokko finden neue Kämpfe statt. Japan verstärkt seine Luftflotte. In Brasilien ist eine Militärrevotte anSgebroche«. Sie präsidents-ast-srage in Amerika. Ter Zwist im demokratischen Lager. Herriot hat, wie aus der amtlichen Mitteilung yervorgeht, dieses Anerbieten angenommen. Die Vor bereitung der französischen Regierung, die alliierten. Regierungen ihrerseits über den französischen Stand punkt zu unterrichten, und zu diesem Zweck in den al liierten Hauptstädten ein entsprechendes Memorandum, überreichen zu lassen, wird hierdurch nicht berührt. Den ganzen Sonntag über haben die französischen Sachverständigen an dieser Note gearbeitet. „Matin" meldet, es sei sehr wahrscheinlich, daß das französische Memorandum veröffentlicht werde. Die Meinungsver schiedenheiten zwischen der französischen und der eng lischen Regierung brauchten nicht öffentlich hervorgeho-*, ben zu werden, und zwar umso weniger, da man in, Paris die begründete Hoffnung hege, mit der neuen Note jede Meinungsverschiedenheit aus dem Wege zu räumen. Man sieht voraus, daß zwischen London und Pari» bis zur Abhaltung der Konferenz am 16. Juli ein reger diplomatischer Meinungsaustausch vor, sich gehe. . , Gegründet 1878. Fernsprecher Nr. 9. Postschließfach Nr. 8 Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 4436. Bankkonto: Bereinsbank hu Golditz Filiale Waldenburg Stadtgirokonto Waldenburg 16. Rabatte gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangsweiser Eintreibung der Rechnungsbeträge wird jeder Nachlaß hinfällig.. Nach seiner Rückkehr aus Troyes empfing Her riot am Sonntag abend um 7Vr Uhr den englischen Botschafter Lord Crewe. Das amtliche Communiqus besagt über den Besuch Lord Crewes, er sei erfolgt, um gemäß Herriots Forderung, Klarlegung über die in Umlauf gebrachten irreführenden Informationen zu gewinnen. Macdonald, so heißt es in dem Commu-' niquä, stelle fest, daß er keinen Augenblick versucht: habe, seinen französischen Kollegen an Gedanken odev Ausdrücke zu binden, die offensichtlich nur unter der Verantwortung und auf Anregung der englischen Re gierung vorgebracht worden sind. Macdonald hat so gar, wie in dem Communiquä mitgeteilt wird, vor geschlagen, daß die englische Regierung selbst den Re gierungen, an welche die Einladung zur Londoner Konferenz gerichtet worden war, eine Notifizierung dieses Tatbestandes übermittelt. Erscheint werktägl. Nachm. Bezugspreis v. 1.-31. Juli im voraus 150 G.-Pfg. freibl., ausschl.Trägerl. Einzelne Nr. 10 Goldpf-, Sonntags-Nr. 20 Goldpf. Anzeigenpreise: 6aesp. Petitzeile 0,15 Goldmark, v. außerhalb des Bezirkes 0,20 Goldmark, 3gesp. 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L. p. und Gutachten. > Tagung des Zentralvorstandes. , Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei trat am heutigen Sonntag hier zu einer von mehreren hundert Vertretern besuchten Tagung zusammen, die vom Reichsminister Dr. Stresemann im Saal des physi kalischen Instituts eröffnet wurde. Zum Vorstand des Zentralvorstandes, wurde Dr. Stresemann durch Zu ruf unter lebhaftem Beifall wiedergewählt. Dieser er stattete darauf einen eingehenden Bericht über die in nere und äußere Politik. - . Die Aussprache. In der Aussprache erklärte Dr. H u g o am Schlüsse einer längeren Rede: Dr. Stresemanns Außenpolitik müsse von einer kraftvollen Innenpolitik unterstützt werden, besonders auf wirtschaftlichem Gebiete. Nach wie vor erstrebe die D. V. P. die große bürgerliche Koalition. Hintzmann- Bremen forderte Lösung der großen Koalition in Preußen. Abg. Dr. Molden hauer stellte die Rheinlandfrage in den Vordergrund. Wir fordern die Räumung der Sanktionsgebiete und die Wiederherstellung der ganzen Rechte im noch be setzt bleibenden Gebiet. Abg. Dr. Leidig bezeichnete als Ziel der Landtagsfraktion die Erhaltung eines un versehrten Preußens. Abg. Burger-München er klärte, die nationale Opposition und die verantwort liche Regierung müßten verständnisvoll zusammenarbei ten. Frau Abg. Mende unterstützte den Kamps gegen die Schuldlüge. Minister Dr. Stresemann nahm noch einmal Gelegenheit, unter allgemeiner Zustimmung aus verschiedene in der Aussprache aufgeworfene Fragen einzugehen. Abg. Dr. Becker-Hessen stellte fest, daß die Zusammenfassung aller bürgerlichen Kräfte durch unsere Schuld gescheitert ist. Das Ziel, eine solche Koalition zu erhalten, bleibt jedoch unverändert be stehen. , - . Eine Entschließung. , In den angenommenen Entschließungen heißt es unter anderem: „Der Zcntralvorstand billigt die Politik der ReichS- cegierung, insbesondere des Außenministers in der Frage )es Sachverständigengutachtens. Ter Zentralvorstand ist sich darüber einig, daß das Sachverständigengutachten, insbesondere nach der in den letz ten Monate» eingctretencn Verschlechterung aller wirtschaft lichen Verhätnisse, nur angenommen werden kann, wenn mit Annahme des Gutachtens die Wiederherstellung der wirtschaftliche» Einheit und der Hohcitsrcchte des Reiches, insbesondere der vertragsmäßigen Zustände am Rhein, zesichert ist. Ties erfordert vor allem die wirtschaftliche und militärische Räumung al er über das Nhcinlandab- kommen hinaus besetzten Gebiete. Tic Feststellung, »aß Reubcsctzungcn als Sanktionen in Zukunft ausgeschlossen sind, die uneingeschränkte Rückgabe der von der Regie verwalteten deutschen Bahnen, die Aushebung der Zoll- zrcnze. ein Auibörcn der Micumlastcp angesichts der nun 'Waldenburg, 8. Juli 1924. Die Veröffentlichungen aus den Ge)eimakten des Reichsamtes des Auswärtigen sind zu dem wichtigen Thema von der Möglichkeit eines deutsch-englischen Bündnisses gelangt. Die Angaben, die hierüber ver breitet waren, widersprechen sich. Zuerst hieß es, eine solche Allianz sei an dem Verlangen Deutschlands ge scheitert, die Londoner Regierung solle den- bezüglichen Vertrag ihrem Parlament vorlegen, wodurch die Ab machung einen offiziellen Charakter erhalten hätte Darauf wollte der Kolonialminister Chamberlain, der die Verhandlungen geführt hatte, nicht eingehen. Von diesen Mitteilungen weicht ab, was der Ex kaiser selbst in seinen Aufzeichnungen aus seinem Le ben ausgeführt hat. Nach seinen Darlegungen hat in Berlin die Empfindung bestanden, England habe mit dem Bündnis die Absicht gehabt, das deutsche Reich als Sturmbock gegen Rußland zu benutzen. Nach den geheimen Akten des Auswärtigen Am tes'bleibf die Frage offen, ob wir nicht doch einen günstigen Augenblick verpaßt haben, indem wir zu große Rücksicht auf Oesterreich-Ungarn, das mit seinen militärischen Rüstungen weit zurückgeblieben war, und auf Italien nahmen, das sich später als so treulos er-' wies. Hätten wir statt der Selbstlosigkeit, von der auch Wilhelm II. in seinen Denkwürdigkeiten mit einem gewissen Gefühl der Reus sprach, die Politik eines energischen Egoismus befolgt, so würden wir unserem Vorteil die angemessene Geltung verschafft haben. Minister Chamberlain trat im Januar 1901 an den deutschen Botschafter Grafen Hatzfeld in London mit der Eröffnung heran, die englische Regierung müsse einsehen, daß die Zeit für ihre „glänzende Ver einsamung" vorüber fti und sich nach Bundesgenossen umschauen. Ein Anschluß an Deutschland und damit an den großen mitteleuropäischen Friedensdreibund erscheine ihr vorteilhafter, als eine Verbindung mit Rußland. Von einer englischen Annäherung an Frankreich war bei dieser Gelegenheit nicht die Rede. Bei der sehr wohlwollenden Neutralität, die Deutsch land während des Burenkrieges beobachtet hatte, er schien die englische Allianzofferte an uns zunächst durchaus erklärlich. ,. Der damalige deutsche Reichskanzler Graf Bülow A " es damals nicht für angemessen, auf Chamberlains Angebot sofort „mit Herz und Hand" cinzugehen, son- »ern glaubte eine günstigere Gelegenheit erzielen zu Amen. Er 'äußerte sich in diesem Sinne auch in wer Mitteilung an den deutschen Kaiser, der an das ^.„erbelager seiner Großmutter, der Königin Victoria, 3 eut war, und empfahl eine hinhaltende Politik. Die Besprechungen zogen sich einstweilen noch hin. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erdete» Ausgabe nachmittags p,3 Uhr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Geschäftszeit 7—12,2—5 Uhr. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in LangenchurSdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lern» Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Jur Fall« höherer Gewalt, Krieg, Streit, Aussperrung, Maschinen» bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lieserer hat der Bezieher leinen Anspruch aus Erhalt der Zettung oder Rückzahlung de« Bezugspreises. 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