Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990929
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990929
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-29
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.09.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
18SS Kunst, Wiffenschaft, Literatur. ** Ttadttheater. Morgen, Freitag, gelangt die erste Novität in dieser Saison zur Aufführung und zwar das drei aktige Lustspiel: „ Das fünfte Rad" von Hugo Lubliner. Das Stück ist bereits Ende des vorigen Winters an verschiedenen Theatern erfolgreich aufgeführt worden. Es hat sich namentlich am Königlichen Schauspielhause in Berlin dauernd aus dem Repertoir erhalten. Für diese Saison ist es von fast sämmt- lichen Bühnen angenommen. Am Donnerstag fand es am Dresdener Hoftheater bei der Erstausführung eine sehr freund liche Aufnahme. Die Hauptrollen sind au unserer Bühne mit den Damen Schybilski, Gartner und Harden, sowie den Herren Ferry, Seder und Steger besetzt. Verschiedenes. * Nach den Zusammenstellungen eines Züricher BlatteS gab es in diesem Sommer 72 schwere Touristenunfälle in den Alpen. Die Zahl der Opfer der Berge beträgt 67 Tobte und 31 Verwundete. Von den letzteren dürsten einige noch nachträglich gestorben sein. Die Zahl der Verunglückten in den Schweizer Bergen beträgt 61, aus Tirol und Bayern entfallen 37. Mit vier Todten auf einen Schlag steht in diesem Jahre die Deute Blanche im Kanton Wallis in der traurigen Statistik obenan. * Ein Mord auf offener Bühne. Kürzlich kam aus Newyork eine telegraphische Meldung, die mit knappen Worten berichtete, daß in Chattanooga eine Schauspielerin einen Schau spieler auf offener Bühne während der Vorstellung erschossen habe. Nunmehr liegen telegraphisch folgende ausführlichere An gaben vor. Der Name des Schauspielers war Frank Leiden, der seiner Kollegin Julia Morrison. Leiden spielte in dem Stücke „Pariser Pflaster" (klastsr ok karis) die Hauptrolle. Als er in der Mitte des 'zweiten Aktes auf der Bühne stand, trat Julia Morrison, die Trägerin der weiblichen Hauptrolle, aus ihn zu, richtete einen Revolver gegen sein Herz und feuerte ab. Leiden sank zu Boden, aber Julia jagte ihm noch eine Kugel in den Leib, während das Publikum vor Schreck wie ge lähmt da saß. Als der Schauspieler bereits leblos auf der Bühne lag, richtete Julia die Mündung der Waffe noch einmal gegen seine Wange und feuerte einen dritten Schuß ab. Daun verließ sie ruhig, als wenn nichts geschehen wäre, die Bühne, während ein anderer Schauspieler sich der Rampe näherte und fragte, ob sich unter den Zuschauern vielleicht ein Wundarzt befinde. Ein Mann in der ersten Reihe fragte: „Ist das ein Unglücksfall?" woraus der Schauspieler erwiderte: „Nein, das ist ein Mord." Es folgte eine furchtbare Panik, in welcher Julia Morrison allein sest und ungerührt blieb. Der Ehemann der Schauspielerin, der auch ein Mitglied der Truppe ist, stand kampfbereit hinter den Koulissen und erwartete die Folgen der That seiner Frau. Die Polizei verhaftete Mrs. Morrison, aber die Schauspieler ver langten energisch auch die Verhaftung ihres Mannes, da er das Weib zu dem Verbrechen angestiftet habe. Die Menge wollte die Beiden lynchen, und es mußte eine starke Polizeimacht requirtrt werden, um die Mörderin zu schützen. Julia Morrison erklärte zu ihrer Vertheidigung, daß sie von Leiden verfolgt und beschimpft worden sei. * Ueber eine Maffenfälschung von Maturitätszeug nissen wird aus Budapest geschrieben: Der königliche Raty Alois Szabo, welcher nach seiner Pensionirung als Mittelschul professor in der Nahe von Budapest ein Privatlehrinstitut leitete, i hat, wie jetzt entdeckt worden ist, eine Menge Maturitätszeugnisse gesälscht. Bis jetzt sind zwanzig solcher Zeugnisse ermittelt, deren Besitzer bereits seit Jahren als Staatsbeamte u. s. w. bedienstet sind. Der Mithelser Szabo's war ein gewißer Ignaz Klein, welcher die Zeugnisse um 400 bis 500 Gulden verkaufte. Beide sind bereits verhaftet worden. * Die angebliche Verurtyeilung und Hinrichtung eines Unschuldigen, von der das katholische Blatt „Tremonia" in Dortmund vor einigen Tagen zu berichten wußte, hat sich als eine Erfindung herausgestellt. Die Angelegenheit wurde mit dem am 14. Juli 1890 an dem Bergmann Stefan Skrczypczak in Rauxel bei Castrop verübten Raubmorde in Verbindung ge bracht. Als Thäter wurde damals der Arbeiter August Michalski aus Castrop ermittelt, der denn auch auf Grunds mehrfacher Indizienbeweise vom Schwurgericht zum Tode verurtheilt und später nach Ablehnung seines Gnadengesuches hingerichtet wurde. Der Verurtheilte soll allerdings sowohl vor Gericht, als auch noch kurz vor seinen! letzten Gange dem Beichtvater gegenüber, der ihn absolvirt habe, fortgesetzt seine Unschuld betheuert haben. Ueber den wahren Sachverhalt liegen nunmehr, nachdem die Staatsanwaltschaft in die Prüfung der Sache eingetreten war, aus zuverlässiger Quelle stammende Mittheilungen vor. Bei einer „auf dem Berge" in Dortmund wohnenden Wittwe hatte vor Kurzem aus Mitleid eine Frau Afnahme gefunden, welche bis her mit dem von ihr des Raubmordes bezichtigten Arbeiter ein Verhältniß unterhielt, welches letzterer indessen vor mehreren Wochen gelöst hatte. Diese Frau erzählte nun ihrer Wirthin, daß ihr Bräutigam, der sie böswillig verlassen, nach Amerika ausgewandert sei, weil er vor Jahren in Castrop einen Raub mord ausgeführt habe. Die Wrrthin hatte nichts Eiligeres zu thun, als das Gehörte weiter zu verbreiten, sodaß schließlich Polizei und Staatsanwalt hiervon Kenntniß erhielten. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, welche jetzt zu dem Ergeb niß geführt hat, daß die Angeberin nur ein Märchen ersonnen hatte, um das Mitleid ihrer Mitmenschen zu erregen. Ler bezichtigte Arbeiter, ihr früherer Bräutigam, ist gar nicht nach Amerika ausgewandert, sondern hat sich dieser Tage der Behörä freiwillig gestellt, nachdem ihm der gegen ihn geschleuderte furcht bare Verdacht zu Ohren gekommen war. * Ein moderner Enoch Arven. Man schreibt -ns New-Dork: Im Jahre 1862 wanderte ein Mann Platt Hodges nlit Namen ans Millas Station in Pennsylvanicn nach dem Westen aus und ließ seine Frau und Kinder in der Heimath zurück. In der ersten Zeit erhielt die Familie ab und zu einen Brief von dem Ausgewanderten, doch dann ließ Hodges lange nichts mehr von sich hören. Die Frau glaubte schließlich, daß ihr Mann gestorben sei, die Ehe wurde vom Gericht gelöst, und die Frau heirathete einen gewissen Swift. Die Galten lebten lange Jahre in glücklicher Ehe mit einander, dann starb Swift und hinterließ seiner Frau ein hübsches Sümmchen. Jnzwischeu waren wieder Jahre vergangen, kein Mensch dachte mehr an den verschollenen Platt Hodges, als plötzlich vor einigen Tagen ein Greis, total yeruntergekommen und in Lumpen gehüllt, im Ocke auftauchte und erzählte, er sei der Platt Hodges, welcher'1882 ausgewandert war, um sein Glück zu suchen. Kein Mensch kannte ihn wieder, und man glaubte schon, daß er ein Schwindler sei, als die Ehefrau ihn an bestimmten Zeichen erkannte. Hodges erzählte, daß er in den 37 Jahren fast alle Staaten der ameri kanischen Union durchwandert habe, ohne das gesuchte Glück zu finden. Im letzten Frühjahr war er in Mexico, als ihn das Heimweh packte. Auf seine Bitten ließen ihn die Eisenbahu- bcamten als blinden Passagier bis New-OrleanS mitsahren. Von hier begab er sich zu Fuß nach seiner Heimath, indem er unter wegs seinen Lebensunterhalt durch Betteln erwarb. Jetzt hat er alles Elend vergessen, seine Frau ist gar nicht betrübt über die Rückkehr ihres ersten Mannes, und die Tafel ist stets für ihn gedeckt. * Zu vem Polnaer Mävchenmorv wird aus Prag ge meldet, daß in Schlan der von Hilsner der Ermordung der Anna Hruza beschuldigte Erbmann verhaftet wurde. Von seiner Ueber- sührung an das Kreisgericht Kuttenberg wurde wegen der nam haften Erregung unter der Bevölkerung abgesehen. Der andere von Hilsner des Mordes Beschuldigte, Wassermann, hat sich freiwillig dem Gericht in Auscha gestellt. Er konnte nachweisen, daß er vom 13. März bis 8. April im Krankenhause inDeutsch- brod sich befand, während der Mord am 29. März geschah. Wassermann soll deshalb bereits entlassen worden sein. Der „Bohemia" wird noch aus Warnsdorf berichtet: Der im Polnaer Mordprozeffe genannte Franz Wehr wurde bekanntlich am 12. September aus dem hiesigen Bahnhofe verhaftet. Wehr, der dringend verdächtig ist, im Walde bei Hühnerwasser eine Frau aus Hirschberg ermordet und beraubt, ferner ein Sittlichkeits verbrechen an einem fünfjährigen Mädchen und zahlreiche Ein brüche verübt zu haben, wollte eben abreisen, als ihn ein Schlaffer erkannte. Dieser theilte seine Wahrnehmungen dem Stations vorstande mit, der Wehr durch Finanzwachleute festnehmen ließ. Wehr, ein übelbeleumundetes Individuum, ist 35 Jahre alt und stammt aus dem Bezirke Kuttenberg. Er ist von kräftiger Statur und fällt durch den st echenden Blick seiner Augen aus. Der Vertheidiger im Polnaer Prozeß, Herr vr. Aurednicek, beantragte bekanntlich, Wehr, der sich in den Wäldern bei Polna umhergetrieben haben soll, den Zeugen gegenüberzustellen, die zur kritischen Zeit einem fremden Mann begegneten, dessen Blick ihnen ausfiel. Allein der Gerichtshof lehnte die Requirirung des Verdächtigen ab. * Wie's jetzt gemacht wird. Das Berl. Blatt versteht sich auf den Äbonnentenfang. In einem ausfallend kräftige», schwarzen Rahmen lockt eS: Um unsern lieben Abonnenten, die sich an der Werbearbeit für das Berliner Blatt betheiligen, eine kleine Entschädigung zu bieten, haben wir uns entschlossen, jedem fleißigen Werber eine Prämie zuzusichern und zwar: a) Geld preise. Es erhält 1) wer uns 100 neue Abonnenten bringt, 75 (fünfundsiebzig) Mk. in baar: 2) wer uns 75 neue Abonnenten bringt 50 (fünfzig) Mk. in baar; 3) wer uns 50 neue Abonnenten bringt, 30 (dreißig) Mk. in baar. b) Ehrengeschenke. 4) wer uns 10 neue Abonnenten verschafft, hat die Wahl zwischen einem schön gebundenen Buch und einer prima Weckeruhr mit solidem Werk aus angesehener Fabrik; 5) wer uns 3 neue Abonnenten verschafft, hat die Wahl zwischen einem vernickelten Sparautomaten und einem hübschen Thermometer mit Wetterglas. „Seh'n Sie, das ist ein Geschäft, das bringt noch was ein, ein Jeder aber kann daS nicht, es muß verstanden sein." * Man schreibt dem „B. B. C." aus New-Jork vom 16. Sep tember: „Eine sensationelle Mordthat fand nach langer Zeit heute ihre Erklärung. Eli Shaw, ein junger Beamter aus Camden, New-Jersey, gestand, der Mörder seiner Mutter und Großmutter zu sein, die am 12. Oktober 1898 in ihrer Wohn ung erschoßen aufgefunden worden waren. Zeitungsleute sind es, die das Gständniß erlangt haben, zwei Berichterstatter der „Philadelphia Times", welches Journal nach Sitte vieler ame rikanischer Blätter in dieser Affäre Nachforschungen auf eigene FaM angestellt hatte. Gleich nach der Ermordung der beiden Frauen war Eli verhaftet worden; wichtige Indizienbeweise ipracken gegen ihn, und es schien beim Prozesse, als ob sich das Netz immer dichter um den Angeklagten schließen sollte. Da er schien ein schönes junges Mädchen als handelnde Person in dem Gerichtsdrama, Miß Maybelle Nielson, Eli's Braut. Ihre Liebe zu ihm schien so echt, der Glaube an seine Unschuld so fest gewurzelt, ihre Bemühungen, ihn zu retten, wobei sie erklärte, ihr ganzes Vermögen zur Klärung des Falles verwenden zu wollen, so rührend, daß sich bald Sympathie und Mitgefühl für den Angeklagten geltend machte. Man weiß, wie leicht es ein mit Schönheit und Jugend begabtes weibliches Wesen hier hat, Eindruck im Ge'ichtssaale zu machen. — Maybelle Nielson er rang den Sieg, und Eli Shaw wurde freigesprochen. Aber von ! dieser Zeit an begann Eli seine Braut, der er alles verdankte, zu Brand, 28. September. Die am Montag stattgesundrne Hauptversammlung des hiesigen FrauenvereinS war nur schwach besucht. Im letzten Vereinsjahre wurden 537 Mk. 17 Pf. ver einnahmt und 476 Mk. 8 Pf. verausgabt, mithin verblieb ein baarer Kaffenbestand von 61 Mk. 9 Psg. Um den Armen wiederum eine Weihnachtsfreude bereiten zu können, soll im nächsten Monat ein Familicnabend veranstaltet werden. An Stelle der verstorbenen langjährigen Vorsteherin Frau verw. Bürgermeister Größel wurde Frau Ziegeleibesitzer Lobin-Zug gewählt. Frau Lobiu, die bisher stellvertretende Vorsteherin war, nahm die Wahl an. An ihrer Stelle wurde als stellvertretende Vorsteherin Frau Rechnungsführer Seidel und als Kossirerin Frau Lehrer Naumann neu- bez. wiedergcwählt. Als Ver waltungsmitglieder wurde» ferner an Stelle der verstorbenen Frau Noack-Erbisdorf Frau Restaurateur Kreher-Erbisdorf und weiter Frau Apotheker Kittler, Frau Stadtrath Lehmann und Frau Fleischermcister Fritzsche gewählt. tz Grotzhartmannsvorf, 28. September. Im Laufe dieses Sommers hat der Pächter des hiesigen RittergutSgasthoses, Herr Helbig, seinensSaal erneuern lassen. Derselbe zeigt sich nunmehr in prächtigem Gewände. Im Ganzen ziemlich hell gehalten, macht vor Allem die Deck: einen vornehmen Eindruck. Obwohl deren Dekoration infolge der zahlreichen Felder ziemlich schwierig war, ist dieselbe doch als äußerst gelungen zu bezeichnen. Nirgends zeigt sich eine Ueberladung, sondern alles athmet eine leichte, wohlgefällige Zierlichkeit. Die Erneuerung wurde durch Herrn Malermeister Clemens Börner in Zethau hergestellt. ? Großhartmannsdorf, 28. September. Bei dem Per sonal der hiesigen Bahnstation vollzieht sich insofern eine Aenderung, als Herr Lokomotivenführer Moritz Uhleman» vom 1. Oktober ab nach Dresden-Friedrichstadt versetzt wird. Am Montag Morgen fand auf dem Friedhose zu Rechen berg eine kurze, aber für die Kirchen gemeinde bedeutsame Feier statt. Vertreter des Kirchenvorstandes, der Gemeinderäthe von Rechenberg und Holzhau, sowie zahlreiche Gemeindeglieder hatten sich versammelt, um dem ersten Spatenstich zum Kirchenbau bei zuwohnen. Nach gemeinsamem Gesang hielt der Ortspfarrer eine kurze Ansprache, welche in einem Gebet um Gottes Segen zu dem Werke ausklang. Gemeinsamer Gesang schloß die kurze, aber er hebende Feier. Ein Dresdner Blatt brachte di« Mittheilung, daß unser König kürzlich auf einer Spazierfahrt von Schloß Moritzburg auS, mit knapper Noth der Gefahr, durch einen Zug der Eisen berg-Moritzburger Sekundärbahn überfahren zu werden, ent gangen sei. Wie das König!. Oberhosmarschallamt mittheilt, ist »hm von einem derartigen Vorgänge nicht das Mindeste bekannt geworden. In der vorgestrigen Sitzung der Stadtverordneten zu Leipzig wurde dem langjährigen ersten Vorsitzenden des Stadt- verordneten-Kollegiums Dr. Schill, seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig mitgetheilt und ihm zugleich in prachtvoller Ausstattung der Ehrenbürgerbrief übergeben. Der König hat gleichzeitig die Verdienste Dr. Schills durch die Verleihung des Titels und Rangs eines Oberjustiz raths gewürdigt. — Dieselbe Ehrung wie Dr. Schill wird sei tens der Stadt auch Oberbürgermeister Dr. Georgi zu Theil werden, und zwar soll ihm am Sonnabend in der letzten Plenar sitzung des Rathes, der er präsidiren wird, seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig mitgetheilt werden. In einer Wohnung in Leipzig-Gohlis setzte die Logisinhabe- rin ihr 2 Jahre altes Kind auf den W a s ch k e s s e l, i n den esineinem unbewachten Augenblicke hinein fiel. Der Kessel war mit kochendem Wasser gefüllt, so daß das Kind erhebliche Verletzungen davontrug, denen es erlegen ist. Einen derben Denkzettel bekam ein Spitzenarbeiter in Leipzig, welcher am 7. August auf verbotenen Wegen Rad fuhr und dabei eine Kaufmannswittwe umriß. Als deren kleiner Sohn den Radfahrer zur Rede stellte, ward er von diesem beschimpft und geschlagen. Die Strafkammer IV des König!. Landgerichts erkannte gegen den rohen Menschen auf drei Mo nate Gefängnitz! Ein gemeingefährlicher Falschmünzer, der schon seit vielen Jahren sein Unwesen treibt, wurde in Leip zig in der Person eines in Jeßnitz in Anhalt ansässigen 61jäh- rigen Uhrmachers verhaftet. Derselbe kaufte in einem Geschäft verschiedene Waaren und gab hierbei neun Einmarkstücke in Zahlung, welche die Kassirerin als falsch erkannte und deren Annahme verweigerte. Hierauf bezahlte der Betreffende mit anderem Gelde. Die Kassirerin veranlaßte die Verfolgung des Verdächtigen durch einen Angestellten des Geschäftes, der schließ lich die polizeiliche Festnahme des Mannes herbeisührte. Bei seiner Visitation wurden 42 Stück falsche Einmarkstücke, von Zinn hergestellt, galvanisch versilbert, mit der Jahreszahl 1881 gefunden. Nach längerem Leugnen bekannte sich der Verhaftete als Verfertiger der Münzen und gab zu, dieses saubere Hand werk schon seit dem Jahre 1888 nebenbei zu betreiben und die Falschstücke in vielenTausenden angefertigt und in verschiedenen größeren Städten Deutschlands vertrieben zu haben. Bei der in der folgenden Nacht in Jeßnitz in der Wohnung des Falsch münzers, der Wilhelm Klotzsch heißt, vorgenommenen Durch suchung wurde die zur Herstellung der Falsifikate benützte Stanze, die dazu gehörigen Matrizen und das sonst noch zur Falschmünzerei gebrauchte Werkzeug und Material aufgefunden und beschlagnahmt. Der Verhaftete hat öfters Reisen unter nommen und hierbei höchst wahrscheinlich die Falsifikate ver trieben. In Chemnitz wird vom südlichen Bezirksverein die Er richtung eines Lehrerseminars angestrebt. Der Verein will sich zu diesem Zweck mit den übrigen Bezirksvereinen in Verbindung setzen, um dann durch die städtischen Kollegien die Angelegenheit weiter verfolgen lassen zu können. Zunächst indeß dürste die Aussicht auf Erfolg nur eine geringe sein, da für das nächste in unserem Lande neu zu errichtende Seminar die Stadt Stoll berg bereits bestimmt in Anssicht genommen ist. Eine Neuerung sür die Textilindustrie bringt ein Kaufmann in Crimmitschau gegenwärtig auf den Markt. Dem Herrn ist es nämlich nach längeren Versuchen gelungen, einen woll ähnlichen Ersatz zu liefern. Die Faser ist Baumwolle, dochdurch ein besonderes Verfahren griffig und weich gemacht, so daß das lästige Hartwerden des Fabrikates vermieden wird. Das Material ist in jeder Farbe walkecht lieferbar, schwarz und tuchblau, sogar reib- und säureecht. Zu den Wählern bei der Reichstagsstichwahl in Pirna ge sellte sich ivieder ein Wahldichter, welcher der Urne folgenden Herzenserguß einverleiben ließ: „Zur heut'gen engen Reichs tagswahl — Macht die Wahl mir keine Qual, — Bin aus dem Mittelstände, — Steh' treu zum Vaterlande, — Ich wähle den Mann, der mit Herz und Hand — Tritt ein für's deutsche Vaterland. — Ich wähle dem Gegner zum Trotze — Herrn Mörtel-Fabrikant C. F. Lotze." — Einen ganz bedeutenden Fehl griff that in Berggießhübel ein Wähler, welcher „in der Rasche" statt des Wahlzettels ein Rezept erwischte und dasselbe dem Wahl ¬ vorsteher übergab. DaS Rezept betraf ein Mittel zum „Ein reiben", war aber absolut nicht zum „Einstecken" in die Urne bestimmt. Der Realschullehrer Christian Fahlnberg in Grotzenhain wurde vom königlichen Landgericht zu Dresden zu 200 Mark Geldstrafe verurtheilt, weil er das ihm zustehende Züchtigungs- recht überschritten hatte. Fahlnberg schlug den Schüler Sturz, den Sohn eines Kaufmanns in Großenhain, mit einem Feder kasten und fügte dem Jungen, der sich renitent gegen seine Lehrer benommen hatte, einige ungefährliche Wunden bei. Einen Sprung aus Leben und Tod wagte zwischen Heivenau und Mügeln aus einem in voller Fahrgeschwindigkeit befindlichen Personenzuge ein in den besten Jahren stehender Ehemann. Derselbe hatte in Begleitung seiner Frau vom Pirnaer Bahnhofe aus mit dem 1 Uhr 36 Min. abgegangenen Zuge — höchst modern! — eine Ehescheidungsreise nach Dresden in bester Harmonie angetreten. Die letztere mag nun gleich im Beginne der Reise eine unliebsame Störung erlitten haben, denn der Ehegatte beugte sich plötzlich zum Fenster hinaus, öffnete die Thür und — weg war er. Wohl hatte die Frau, wie einst die ägyptische Potiphar den fliehenden Joseph, ihren Mann beim Schlasfitchen erfaßt, doch löste der ungetreue Gatte mit unsanftem Ruck die süßen Bande und kollerte die Böschung hinab in den mit Strauchwerk und hohem GraS bestandenen Straßengraben, woselbst er infolge dieser für ihn sehr vortheilhaften Eigenschaften mit heiler Haut anlangte. Er winkte noch einen letzten Abschieds- gruß und lief dann spornstreichs querfeldein, während sein nach Scheidung lüsternes Weibchen allein die Reise nach der Residenz weiter fortsetzte, nicht ohne noch dem Fliehenden die schlechtesten Eigenschaften anzudichten. Ueber den alten Gasthof in Mügeln, der vor wenigen Wochen bekanntlich in die Hände der Soccaldemokratie überging, ist das Militärverbot verhängt worden. In Klingenthal ist man sehr aufgebracht darüber, daß am Sonntag Nachmittag aus der Graslitzer Straße in Mark hausen (dem unmittelbar an Klingenthal anstoßenden ersten böhmischen Dorse) einige Herren aus Klingenthal von jugend lichen Czechen ohne jede Veranlassung überfallen, beschimpft (mau hörte Bezeichnungen wie „Deutsche Hunde", „Sachsenhunde" und dergleichen) und schließlich sogar mit faustgroßen Steinen beworfen worden sind. Ertrunken ist in der DienStag-Nacht in der bei AVorf vor- überfließendcn Elster der Geschirrführer Greil. Derselbe ist jedenfalls in der Dunkelheit und in betrunkenem Zustande ins Wasser gerathen und darin umgekommen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)