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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990929
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990929
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-29
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.09.1899
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189» Ministeriums, die nach preußischem Verfassuugsrecht nur auf der Grundlage des Vertrauens zur Krone stehen. In einer Polemik gegen die „Post" behauptet der „Vor wärts", daß Herr v. Zedlitz, der Präsident der Seehandlung, von der „Post" als ihr journalistischer Mitarbeiter an Honoraren 1897 10 590 Mk., 1898 8650 Mk. und iu den vier Monaten Mai bis August 1899 2300 Mk. bezogen hat. Freiherr^. Zedlitz hat jetzt an die Redaktion der „Post" folgendes Schreiben gerichtet: „Seit mehr als 20 Jahren habe ich Werth darauf gelegt, in der „Post" meine Anschauungen über eine Reihe von politischen Fragen zur Geltung bringen zu können. Nachdem aber diese meine Thätigkeit zu Mißdeutungen seitens politischer Gegner Anlaß gegeben hat, mir öfter auch Artikel zugeschrieben worden sind, welche ich nicht verfaßt habe, trete ich, nachdem ich wie Ihnen bekannt, bereits unmittelbar nach Schluß des Land tags die nöthigen Schritte zur Lösung meiner Beziehungen zur „Post" gethan hatte, hiermit von jeder Mitarbeit an Ihrem Blatte zurück." — Die „liberalen" Blätter hatten eine wahre Hetze gegen Herrn v. Zedlitz eröffnet,'weil er als Beamter sich erkühnt habe, gegen dir Politik der Regierung in der „Post" Front zu machen. Und so etwas nennt sich „liberal"! Der 20. deutsche Protestantentag wurde am Mitt woch in Hamburg bei zahlreicher Betheiligung aus allen Theilen Deutschlands eröffnet; den Vorsitz führte 0r. pdll. Hugo Krueß. Die Versammlung ehrte das Andenken ihres gestern in Eisenach verstorbenen Ehrenpräsidenten, Kammergerichtsrath Schroeder, durch Erheben von den Sitzen. AuL Bayern wird der „Fr. Ztg." zu dem schweren Bahn- Unfall zwischen Mühldorf und Rohrbach, bei dem 6 Zug bedienstete den Tod fanden, geschrieben: In der Unglücks Nacht war die Bahn, obwohl Hochwasser gemeldet war, zwischen Mühl dorf und Neumarkt nicht richtig bewacht. An Stelle der Bahn wärter versahen deren Frauen den Nachtdienst (!); es geschieht dies aus Sparsamkeitsrücksichteu (!), da männliche Ablöser der Bahnwärter theurer sind. Bei einfachen Verhält nissen mag eine Ablösung der Bahnwärter durch deren Frauen angängig sein, im gegebenen Falle aber hatte sie schwere Folgen. Die Bahn wurde trotz des strömenden Regens und Hochwassers nicht untersucht, die Brücke war von keinem eigenen Wächter be aufsichtigt, und nur so konnte es kommen, daß der Zug in die Fluthen stürzte. Ein erfahrener Bahnwärter hätte den Zug unter keinen Umständen über die gefährdete Brücke fahren lassen. — Das nennt man bayrische Wirtschaft! Die Verwendung der Arbeitergroschen im Dienste der „internationalen Solidarität der Sozialdemokratie" findet in der „Weser-Zeitung" fol gende Beleuchtung: „Nachdem die Sammlungen der deutschen Sozialdemokratie für die große Aussperrung in Dänemark mit der Beilegung dieses Machtkampfes ihren Abschluß gefunden, brüstet sich die deutsche Sozialdemokratie nochmals mit der „internationalen Solidarität", ohne zu erwägen, wie bedenklich einseitig doch im Grunde diese internationale Solidarität auf feiten der allzeit opferbereiten deutschen Genossen ist. Die bei dieser Gelegenheit von der Geueralkommission der Gewerkschaften gegebene Uebersicht ergiebt, daß die Sozialdemokraten Deutsch lands in den letzten beiden Jahren allein für zwei große aus ländische Arbciterkämpfe die runde Summe von einer halben Million Mark übrig gehabt haben! Das Zentralorgan der Gewerkschaften schreibt: „Bis zum 13. September gingen bei der Generalkommission 133 111 Mk. ein. Das „Hamburger Echo" quittirte bis zum gleichen Datum über die Summe von 17 787 Mk., die „Metallarbeiter-Zeitung" über 13115 Mk. und von den Holzarbeitern wurden über 10 000 Mk. nach Dänemark gesandt. Jnsgesammt dürften aus Deutschland rund 200000 Mk. zur Unterstützung der Ausgesverrten aufgebracht worden sein. Gewiß ein schöner Beweis internationaler Solidarität, wenn man bedenkt, daß ein Jahr vorher zur Unterstützung des Streiks der englischen Maschinenbauer 291 600 Mk. aus Deutschland gesandt wurden." Dem gegenüber bringen wir nochmals in Erinnerung, daß das reiche Ausland als Gegenleistung für die ganzen neun Jahre von 1890—1898 einschließlich insgesammt nur 229 055 Mk. an die deutschen Genossen geliefert hat." In Bayern hätte der Landtag jetzt durch einen sozial demokratischen Alterspräsidenten, den (jüdischen) Abge ordneten Loewenstein, eröffnet werden müssen. Um dieser Würde und den mit ihr verknüpften traditionellen Anforderungen zu entgehen, hat stach dem „B. T." die sozialistische Landtngssraktivn beschlossen, der Eröffnungsfeier des Landtags fernzubleibcu. Der Ausstand der Klempner und Installateure in Köln hat zu Ausschreitungen geführt. Vor einem Geschäft an der großen Neuegasse geriethen die Streikenden mit weiterarbeitenden Kollegen aneinander, wobei einer der Streikenden einem sog. Streikbrecher einen Messerstich in den Hals versetzte. Einzelne Geschäfte müssen durch Polizeiposten geschützt werden; mehrere Ausständische wurden verhaftet, weil sie versucht hatten, Arbeits willige durch Drohungen zur Arbeitsniederlegung zu bestimmen Oesterreich. Nicht vor heute wird in Wien die endgiltige Lösung der Kabinetskrise erwartet, denn Kaiser Franz Josef ist vorgestern zur Eröffnung des von dem Großindustriellen Krupp errichteten Arbeitertheaters nach Berndorf gereist und will erst nach seiner Rückkehr auf dem Gebiet der inneren Politik wieder nach dem Rechten sehen. Inzwischen hat Freiherr v. Chlumecky Zeit, Fühlung mit verschiedenen hohen Beamten zu nehmen, die in ein Beamtenkabinet eintreten sollen, an dessen Spitze aber voraussichtlich nicht Herr v. Chlumecky, sondern eine andere Persönlichkeit, sei es vr. v. Gautsch, sei es Graf Merveldt, der Statthalter von Tirol, sei es Graf Clary, der Statthalter von Steiermark, erscheinen dürfte. Gelingt Herrn von Chlumecky die ihm vom Kaiser übertragene Mission, dann ist mit aller Zu versicht darauf zu rechnen, daß das neue Kabinet einen voll ständigen Systcmwechsel, den Bruch der bisherigen Bedrängungs politik gegenüber den Deutschen und die Rückkehr zu verfassungs mäßiger Regierung bezeichnen wird. Wie wir schon wiederholt betont haben, ist Herr v. Chlumecky, wie kühl sein nationales Empfinden und wie bedächtig und diplomatisch seine Methode auch sein mag, doch ein Politiker von Charakter und Nebcr- zeugungstreue, der seine Hand nicht zu einer dem Deutschthnm und dem Konstitutionalismus schädlichen Vermittelung bieten würde. Ein Beamtenministerium hätte, trotz der drohenden Sprache eines Theils der Organe der bisherigen Reichsraths- mehrheit, gute Aussicht auf Bestand. Die Czechen und Slovenen hätte es allerdings gegen sich, aber die Polen werden, sobald sie inne werden, daß die Krone das neue Kabinet deckt, mindestens eine wohlwollende Neutralität beobachten, und die katholische Volkspartci wird sich mindestens anfänglich Zurückhaltung auf erlegen müssen, will sie nicht in Zerwürfnisse mit ihren deutschen Wählerschaften gerathen und Gefahr lausen, daß der von vr. Kathrein geführte Flügel sich von ihr trennt. Scheitert die Mission Chlumecky's, was durchaus nicht ausgeschlossen ist, dann ist, da an die Einsetzung eines ausgesprochen deutschen Ministe riums vorerst kaum gedacht werde» kann, «in Ende der Krise nicht abzusehen. Dreihundert Personen sind im Jndustrieort Turn, das 10000 Einwohner zählt; zum evangelischen Glauben übergetreten. Der in Turn soeben gegründete evangelische Mrchenbauverein hat einhellig beschlossen, nachdem schon een evangelischer Geistlicher dort angestellt wurde, sofort au den Bau einer evangelischen Kirche zu schreiten und vorläufig einen Nothbau zu errichten. Die Gemeindevertretung hat dem evan gelischen Kirchenbauverein einen Platz angewiesen. Ein Theil der englischen Offizier-Kommission, die sich gegen wärtig in Neapel befindet zur Beschaffung von 10000 Maul- thieren für Südafrika, begab sich gestern zu gleichem Zweck nach Sizilien. Von London ist der Befehl eingetroffen, den Versandt des gesammten benöthigten Materials Anfang Oktober vorzu nehmen. Frankreich. Das Bureau der Untersuchungskommission des StaatsgerichtshofeS unter dem Vorsitze Berengers ist weiter mit der Prüfung der ihm zugewiesenen Akten beschäftigt. DaS Ver hör der Angeklagten wird voraussichtlich am Sonnabend be ginnen. Der Marineminister Laneffan ordnete den Bau von 4 neuen Unterseebooten in Rochefort-sur-Mer an. Der „Matin" widmet der Betheiligung Deutsch lands an der Weltausstellung einen Artikel. Die Welt, sagt daS Blatt hierzu, werde bei dieser Gelegenheit eine hohe Meinung von den Fortschritten Deutschlands in den letzten 30 Jahren auf den Gebieten der Kunst, des Handels und der Industrie gewinnen. Die Franzosen würden ihre Nachbarn besser kennen lernen, die den Krieg nur mit so großer Sorgfalt vor bereiten, weil sie ebenso wie die Franzosen, ja vielleicht noch mehr alS diese, den Frieden nöthig haben. Vergebens versuchten einige französische Blätter den Sohn des früheren Kriegsministers, General Cha no i n e, welcher letztere in der Dreyfus-Angelegenheit eine höchst traurige Rolle spielte, von der Mitschuld an der Ermordung französischer Offiziere, der eigenen Kameraden, reinzuwaschen. Die Blätter wiesen darauf hin, daß Kapitän Chanoine am Tage der Ermordung sich auf einer Expedition befunden habe. Nun hat aber ein anderer französischer Offizier, Leutnant Pateau, alle die Grausamkeiten geschildert, deren sich gerade Hauptmann Chanoine in Verbindung mit Boulet schuldig gemacht hat. Der Deputirte Vign« d'Octon, früherer Marinearzt und Roman schriftsteller, der die Abenteuer seiner Helden mit Vorliebe in den dunkeln Erdtheil verlegt, giebt in der „Aurore" denen Recht, die sagen, der Leutnant Pateau bleibe in der Schilderung der von Chanoine und Voulet begangenen Grausamkeiten noch weit hinter der Wirklichkeit zurück. Es gehen ihm, schreibt er, all wöchentlich Briefe von Unteroffizieren und Soldaten, manchmal auch von Offizieren zu, die gräßliche Dinge über die Vorgänge im Kolonialkriege berichten. Er nimmt sich vor, einige davon in der Juterpellationsdebatte über den Tod des Oberstleutnants Klobb zu verlesen, gibt aber jetzt schon Auszüge daraus wieder. So schreibt ihm ein Unterosfizier der Marineinfanterie, es sei Ditte, Dörfer zu erstürmen und niederzubrennen, die sich nach einem Flintenschüsse ergeben würden, nur um einen Vorwand zur Plünderung zu haben. Ein Soldat, der im Sudan die Kolonialmedaille erworben hat, versichert, er schäme sich beinahe, sie zu tragen, weil sie ihn an Greuelscenen erinnert, wobei er selbst mitwirkte. Ein Offizier betont, es wäre zu wünschen, daß das Gebühren gewisser Verwaltnngsbeamten, militärischer und Civilisten, nach Gebühr gebrandmarkt werde. Einer fand Ge fallen daran, erwachsene Mädchen bis aufs Blut peitschen zu lassen, ein anderer ließ wegen eines geringen Kartoffeldiebstahls Schwarzen während eines Monats Halseisen und Fesseln an legen. Ein Unglücklicher, den man im Gefängnisse vergessen hatte, wurde von großen Ameisen angefressen gefunden. Was die Raubzüge betrifft, so wird behauptet, daß die eingeborenen Tirailleurs sich nicht schlagen würden, wenn man ihnen nicht eine Sklavin in Aussicht stellte. Transvaal. Johannesburger Drahtungen zu Folge wird die Antwort der Burenregierung aus die letzten britischen Noten gegen die weitere Entsendung von englischen Truppen protestiren, da dies eine Bedrohung der Republik bilde und ufivereinbar mit freundlichen Unterhandlungen sei. Ostasien. UeberdietraurigeLagederchrist- lichen Missionen und der chinesischen Chri - sten in Süd-Schantung bringt die „Köln. Ztg." neue Mittheilungen, die ihr auf brieflichen, Wege aus den bedrohten Theilen Chinas zugegangen sind. Wir entnehmen denselben folgendes: „Ein Missionar, I'. E., schreibt aus Jentschoufu un- term 14. Juli: „Bischof von Anzer befindet sich gegenwärtig in einer rathloscn Lage... Die Missionare im Westen von Schan- tung, wie Ljasian, Tiüjä, Wenschan, Jüinschana (Bezirke von je 200- bis 500 000 Einwohnern) sowie ein großer Theil von Tsining sind total vernichtet, die Christen nach allen Win den hin g e f l o h c n, ihre Habe ihnen geraubt; ihre Häuser sammt Kirchen sind zerstört und verbrannt, manche Christen schwer verwundet und gefangen, christliche Mädchen und Frauen in den Händen der Rebellen. Jeder Tag bringt neue Hiobsposten. Alles geschieht unter den Augen der Manda ri ne, unter ihrer geheimen Führung. Auch hier in der Nähe von Jentschoufu und in der Stadt selbst fängt es an. (Nach einem späteren Bericht hat U. E. bereits eiligst aus der Stadt flüchten müssen.) Unter den Augen der Mandarine schulen sich die Messerhelden ein; die Militärmandarine haben Befehl, nur von Mitgliedern der „Sekte vom großen Messer" Soldaten anzuwerben; christliche Soldaten müssen entfernt werden. Das Zerstörungswerk wird über die ganze Mission gehen ..." — Ein anderer Brief, von 1'. S. am 20. Juli auf dem Kaiserkanal geschrieben, besagt: „Im Westen der Mission sieht es jetzt sehr traurig aus. Die Verfolgung hat sich weiter ausgedehnt auf fast alle Präfekturen. Die Verfolger, Dadauchui (Sekte vom großen Messer), gehen ganz planmäßig vor, behaupten, Auftrag vom Gouverneur Jö zu haben. In Tjasian ist keine einzige Gemeinde verschont geblieben; im südlichen Theile von Wendschan ebenfalls nicht. Jetzt will man auch in Tsining, Jenfu, Zhaufu anfangen. — Die Christen sind zum Theil mißhandelt oder gefangen genommen oder geflohen, meist nach Tsi ning. . . Es sind chinesische Soldaten genug hier, aber sie thun nichts zu unserem Schutze, stehen müßig da. Ein Soldatenmandarin sagte selbst zu ?. Dewes, sie dürften nichts thun; die Dadauchui sagt, sie handle auf Befehl des Gouver neurs von Schantung, er sei ihr Haupt; sie gingen, nachdem sie alle Europäer aus dem Innern verjagt, im achten chinesischen Monat nach Tsintau, um dei Deutschen zu bekriegen." — Selbst wenn ein Theil der Berichte nicht voll zutreffen und namentlich die zum Ausdruck gebrachten Befürchtungen sich nicht verwirk lichen sollten, so genügten doch die mitgetheilten Einzelheiten, um die Lage der Christenmissionen in Südschautung als sehr traurig erscheinen zu lassen. Ber. Staaten. Einer der „Schles. Zeit." aus Manila, 24. August, zugehenden Zuschrift entnehmen wir, was folgt: Die Regenzeit geht ihrem Ende entgegen, und die Trupbeu, die bei ihren letzten Märschen zuweilen bi« an die Achseln in Schlamm und Wasser waten mußten, werden bald Wege und Felder trocken finden. Die Wasser fließen in zahllosen Rinnsalen ab, und General McArthur hat die Campagne bereit« begonnen. 3000 Mann stießen am Landtag in der Nähe von San Fernando mit Filipino« zusammen, die sich nach heftigem Gewehr- und Artillerieseuer in die Wälder zurückzogen. Colonel Bell besetzte die Stadt Bacolon, ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen; der Versuch, den Filipinos zu folgen, mißlang, da die Schwierig, leiten, die da« Terrain bot, nicht überwunden werden konnten. Die Geschütze blieben schließlich im Schlamm und Triebsand stecken und konnten nur mit Mühe wieder nach San Fernando zurückgebracht werden. ES wurde den ganzen Tag gefochten, aber ein Erfolg aus keiner Seite erzielt. Die Truppen konnten sich aus dem schlüpfrigen Boden kaum vorwärts bewegen, während die barfüßigen Filipino« sich unter gutn Benutzung des Terrains geordnet zurückzogen. Die Amerikaner hatte» 7 Todie und 30 Verwundete, wieviel aus Seiten der Filipino» fiele» oder verwundet wurden, läßt sich schwer feststellen; nach amerikanischer Schakung sollen sie etwa 75 Mann verloren haben. Inzwischen hat General Otis angeordnet, daß sämmtliche Asm, die nicht von amerikanischen Truppen besetzt sind, wieder gesperrt werden. Die wenigen Wochen, die sie geöffnet waren, haben anscheinend dem amerikanischen Handel keinen Vortheil gebracht, den Filipinos dagegen Gelegenheit gegeben, sich mit Waffen, Munition u. s. w. zu versehen, und auch durch Erhebung von Zöllen und Hascnabgaben ihre KriegS- kassen zu füllen. Aber während General Otis die Häsen schließt, läßt Aguinaldo den Konsulaten durch den filipinischen Staatssekretär Buencanirio die Mittheilung zugehen, daß die Philippinen-Häsen allen fremden Schiffen, außer denen unter amerikanischer Flagge, offen stehen sollen. Da die Amerikaner nunmehr nach Möglichkeit sämmtliche Häsen zu blockiren suchen, wird der Verkehr fremder Schiffe, sowie der Handel der Inseln unter einander natürlich empfindlich beeinträchtigt. Ein Hauptgrund für die neuerliche Schließung der Häfen ist offenbar die Wegnahme des unter amerikanischer Flagge segelnden Kauffahrteischiffe» „SaturnuS" durch die Filipinos im Hafen von San Fernando, die da» amerikanische Kanonenboot „Pampanga" vergeblich zu verhindern ver suchte. General Otis hat zwar später die Schiffe „Aorktown". „Cvn- cord", „Callao" und „Pampango" nach San Fernando geschickt und die Stadt zwei Stunden bombardiren lassen, aber daS Resultat dies« Aktion war recht minimal und der wesentliche Effekt war der, daß dem amerikanischen Besitzer des gekaperten Schiffes bei diesem Strafbombarde ment seine jämmtlichen Lagerhäuser, die einzigen massiven Gebäude i» San Fernando, in Grund und Boden geschossen wurden, während die leichten Nika-Häuser der Filipinos die Geschosse glatt durchlieben und ihnen nicht einmal genügend Widerstand boten, um sie zum Explodm» zu bringen. Die Stadt Manila ist in der letzten Zeit recht unruhig, und e» scheint, als ob sich unter der eingeborenen Bevölkerung eine stacke Be wegung zu Gunsten der Aufständischen geltend machte. Die Polizeimann- schaften sind infolge dessen verstärkt worden und müssen in fortwährender Alarmbereitschaft sein. In den Vorstädten und an verschiedenen strom auswärts gelegenen Plätzen wurden versteckte Lager von Waffen und Munition gesunden; gestern wurden sogar zwei Flußschiffe angehalten, die Waffen in die Stadt schaffen sollten und von den Aufständischen unter amerikanischer Flagge stromabwärts gebracht waren. In Key-West kamen am Dienstag 46 neue Erkrankungen an gelbem Fieber vor. Die Zahl der Erkrankungen in Mississippi- City ist nicht bekannt. ColonialpolMsches. Der zweite Transport junger Mädchen nach Deutsch-Süvwestafrika wird mit dem Dampser „Thekla Bohlen" der Woermann-Linie am 25. Oktober nach Swakopmund abgehen. Von der großen Zahl Mädchen und Frauen, die sich zur Uebersiedelung bei der Deutschen Kolonial - Gesellschaft meldeten, treten 20 Mädchen die Reise nach Deutsch-Südwest afrika an. — Mit demselben Dampfer werden auch 21 Kameele, deren Transport wiederholt verschoben werden mußte, nach Swakopmund befördert. Die Kameele werden von 4 arabischen Wärtern begleitet; die Aussicht führt Feldwebel Bahr von Ler Schutztruppe. Die in der letzten Denkschrift über die Entwicklung der deui- schen Schutzgebiete gegebenen Ziffern über die Erträge der Hütten st euer inDeutsch-Ostafrika wurden gleich bei ihrem Bekanntwerden von Kennern der wirthschastlichen Verhält nisse als zu niedrig angesetzt bezeichnet, und die Erfahrung hat gezeigt, daß diese fsiunahme richtig war. Die Ergebnisse der Häuser- oder Hüttettsteuer vom Rechnungsjahre 1898 liegen jetzt zum größten Theil vor nnd es beträgt die bis jetzt zusammen- gekommene Summe schon 363115,11 Rupies, von denen 95 Proz. baar, 2 Proz. Naturalien, 3 Proz. Arbeitsleistungen sind. Allen voran geht Kilwa, die Kornkammer der Kolonie, nebst Chote mit 111060 Rnpies. Dann folgen, wie wir einer Ausstellung der Deutsch-ostafrikanische» Zeitung entnehmen, Lmdi mit 42 500 R., Tanga mit 39481 R., Bagamoyo mit 33698 R., und dann erst Dar-es-Salaam mit 30661 R. Außerdem wäre noch Wilhelms thal hervorzuheben, wo die „äußerst geschickte Methode der Steuereintreibung" durch den Bezirksamtmann Meyer den über aus günstigen Erfolg von 12220 R. in baar zeitigte. Sehr be- achtenswerth ist es, daß sich die Leute durchweg willig zur Zahl ung zeigen, sei es nun in baar, Naturalien oder Arbeitsleist ungen. Schwierigkeiten werden nur an den Punkten gemacht, wo die große Menge bösem, bis vor Kurzem nicht genügend ge rügtem Beispiel folgte, wie es in dem Lande des jetzt gezüchtigten Matschemba, in Luagalla der Fall war. Die Listen sind noch nicht abgeschlossen. Von den 23 Bezirken bezw. Stationen fehle» Muanza, Bukoba, Songea und Jringa ganz, Mpapua mit dem ersten Vierteljahr. Sehr günstig lauten die Berichte über die Erschließung des Panganithales. Das Unternehmen derPangani- Gesellschast hat eine vollständige Umwälzung in die dortigen Verhältnisse gebracht und vielen Arbeitslnstigen neue Thätigkeit und Erwerb eröffnet. So sind allein bei Verwaltung, Bau und Betrieb zwölf Europäer angestellt außer der Schiffsmannschaft der „Deutschland", aus der allmählich die Güter gelöscht worden sind. Man zählt gegenwärtig in Pangani ea. 30 Europäer, vor einiger Zeit war die Zahl durch mehrere Besuche sogar aus 50 gestiegen und in Zukunst wird bald infolge des geschäftlichen Ver kehrs eine weitere Zunahme stattfiuden. Noa dell Falldtagswahleil. Ain gestrigen Tage haben in 14 städtischen und 16 ländlichen Wahlkreisen unseres Landes die Wahlmännerwahlen der Hl. Ab- theilung stattgefunden. Ueberall hat sich die Wahlhandlung glatt und friedlich vollzogen; in unserem Freiberg hat man aus den Straßen kaum etwas von dem gewöhnlichen Verkehr Abweichendes gespürt. In denjenigen Wahlkreisen, in denen mehrere Kan didaten gegenüber der Sozialdemokratie aufgestellt waren, werden erst vie heute nnd morgen stattfindenden Wahlen der II. und I. Abtheilung die Entscheidung bringen. Wir in Trei ber g können mit Genugthuung aus den Ausgang der Wahl blicken. Es wurden, wie bereits durch Extrablätter bekannt gegeben, sämmtliche Wahlmänner der vereinigten Ordnungsparteien ge wählt, und der Sozialdemokratie ist es nicht gelungen, auch nu«
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