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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990905
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Seite 10 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-05
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.09.1899
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206 Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — 5. September. 18b» ie sei also authentisch. Demange spricht sein Bedauern darüber aus, daß über die Frage, ob Dreyfus ins Manöver zu kommen verlangt habe, keine Untersuchung angestellt worden sei. Der Gerichtshof beschließt, daß Major Hartmann am Montag noch mals unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vernommen werden soll. Nach Meldungen der Blätter aus Rennes haben die Ver- theidiger und der öffentliche Ankläger auf dieVernehm- ung mehrerer Zeugen, zu denen auch Brisson gehört, ver zichtet. Dem „Figaro" wird aus Rennes gemeldet, Demange lei der Ansicht, daß der Prozeß, wenn nicht unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten, am Mittwoch oder Donnerstag be endigt sein werde. Cavaignac soll, wie dem „Figaro" weiter berichtet wird, mit einem umfangreichen „Dossier" in RenneS eingetroffen sein; man glaubt, daß er nochmals in den Prozeß eingreifen werde. Briefen ganz ähnliche deutsche Wendungen ge brauche, während Dreyfus nie der leiseste Germanismus nachgewiesen werden könne. Regierungskommissar Carrisre: „War Zeuge nicht vor seiner heutigen Vernehmung als Zuhörer im Saal ?" Havel: „Gewiß." Carriöre, triumphirend: „Das darf nicht sein, das ist gegen die Regel." Ha v et, lächelnd: „Ich war im Saal, ehe ich die Zeugenvorladung erhielt. Seit ich als Zeuge vorgeladen bin, war ich natürlich bei keiner Sitzung anwesend." Carriere klappt mit einem Grunzlant zusammen. Nach der Pause wird der endlich gefundene Briefwechsel zwischen Picquart und Gonse im September 1896 Zer lesen. In diesen Bnefen theilt Picquart seinem Vorgesetzten seinen Verdacht gegen Esterhazy, seine bangen Zweifel an Dreyfus Schuld mit und sagt wahrhaft prophetisch alles voraus, was ent stehen würde, wenn Dreyfus' Unschuld von anderer Seite entdeckt werden sollte und wenn der Generalstab zu spät das Nöthige thun würde, um seinen Jrrthum von 1894 gutzumachen. In seinen Antworten mahnt Gonse nur zur Vorsicht, ermuthigt aber Picquart, der neuen Spur Esterhazy zu folgen. Labori: „Sie sehen, hier sagt General Gonse kein Wort von einem Geständniß." Dreyfus: „Das doch die Unruhe Picquarts sofort zerstreuen mußte." General Gonse beginnt eine lange Erörterung des Falls. Die Briefe seien ohne voraufgegangene Gespräche mit Picquart nicht verständlich. Man könne mit wenigen geschriebenen Worten einen Menschen an den Galgen bringen, aber wenn man loyal ei. suche man zu wissen, was der Schreiber wirklich sagen wollte, ilebrigens verwahre er sich gegen den Vertrauensmißbrauch, den man mit seinen Briefen begangen habe, da man sie ohne seine Erlaubniß veröffentlichte. Labori: „Hat Picqnart in seinem Gespräch mit Gonse 1896 nicht das Begleitschreiben und den Rohrpostbries als die Unterlage seiner Ueberzeugung bezeichnet, daß Esterhazy der eigentliche Verräthcr sei?" Gonse: Allerdings, aber ich erwiderte sosort: „Lassen Sie die Schriftvergleichung bei Seite, suchen Sie andere Thatsachen gegen Esterhazy." Labori: „War nicht das Begleitschreiben den Fällen DreyfuS und Esterhazy gemeinsam?" Gonse: „Man mußte die Fälle trotzdem auseinander- halten." DreyfuS: „Ich war rechtmäßig als Schreiber des Begleit schreibens verurtheilt, also konnte man es Esterhazy nicht zur Last legen und man mußte gegen ihn andere Thatsachen suchen." Labori: „Wie kam Gonse nicht darauf, daß Dreyfus unschuldig sein müsse, wenn Esterhazy das Begleischreiben geschrieben habe?" Gonse: „Das Urtheil hat es Dreyfus zugeschrieben; das genügte." Picquart: „AlS ich Gonse Esterhazys Schrift und ihre Gleichheit mit dem Begleitschreiben zeigte, rief Gonse: „Die Juden lasten seit einem Jahre Jemand sich üben, diese Schrift nachzuahmen". Was die Verwendung von Gönses Briefen be trifft, so theilte ich sie Leblois erst zwei Tage nach erlangter Ge wißheit mit, daß man sich gegen mich niederträchtigen Machen schaften hingebe, und ich mich Vertheidigen müsse, namentlich nach dem frechen Briese meines Untergebenen Henry, den dieser mit Gonsens Zustimmung nach Tunis an mich schrieb. Was die Veröffentlichung der Briese betrifft, so rührt sie nicht von mir her. Die Briese wurden bei mir beschlagnahmt sie figurirten in der Untersuchung des Richters Fabre gegen mich. Ich mar nicht mehr Herr ihrer Geheimhaltung." Gonse behauptet, der Bries Henrys sei ohne seine Zustimmung der Bank von Frankreich nicht als Kehricht! Der Schreiber besaß amtliche Urkunden! Die Schießvorschrift! Er kennt die Wichtigkeit dessen, was er liefert und er weiß, daß sein Ab nehmer sie kennt. Er spricht zu ihm wie einer von seinem Range." Labori: „Die Einleitung „ohne Nachricht von Ihnen" beweist doch im Gegentheil, daß der Empfänger vom Absender nichts mehr wissen will." Deloye, äußerst tra gisch: „Nun denn gerade diese Einleitung hat mich entsetzt: „Ohne Nachricht von Ihnen". Der Schreiber erwartete also Briefe, er rechnete auf sie. Das bedingt gesellschaftliche Gleich heit." Hartmann (eisig lächelnd): „Der Schreiber ist viel leicht ein Seigneur, aber von Artillerisachen versteht er nichts. Entweder lieferte er die Wasserbremse aus, dann wußte er nicht, daß das etwas Altes und Werthloses sei, oder er lieferte die werthvolle neue Wasser-Luftbremse, dann kannte er nicht einmal den Fachausdruck, der seine Waare bezeichnet. Also dieser Seigneur ist jedenfalls kein Seigneur der Artillerie. Dreyfus weist eine falsche Angabe über die Mittheilung der Schießvorschrift 1894 an die zum Generalstab befohlenen Offiziere nach. Deloye versichert, daß es sich um einen Jrr thum, nicht um eine absichtliche Fälschung handle. General Mercier: „Hat Hartmann nicht gesagt, daß Deutschland 1889 die Wasserbremse versuchte?" Hartmann: „Mit keinem Worte! Ich habe gesagt, im Bericht Nr. 89 der Ar tilleriedirektion ist von den deutschen Versuchen mit der Wasser bremse die Rede." Mercier: „Dann habe ich mich verhört. Wann haben also diese deutschen Versuche stattgefunden?" Hartmann: „Sie waren 1893 abgeschlossen. Näheres er fahren Sie aus dem Bericht 89, den Sie sich ja verschaffen kön nen." Mercier: „Ist in den deutschen Berichten von der Wasserluftbremse die Rede? Welches Wort wird dort ge braucht?" Hartmann: „Ich verstehe kein Deutsch, kann also das deutsche Wort nicht anführen." Mercier: „Nun denn, ich habe eine Untersuchung anstellen lassen, aus der her vorgeht, daß immer nur von der Wasserbremse die Rede war. Erst nach 1896 spricht man in Deutschland von der Wasserluft- bremse. Das wollte ich feststellen." Hartmann: „Und ich wollte feststellen, daß im Augenblicke des Begleitschreibens . die deutschen Versuche mit der Wasserbremse bereits aufgegeben ^^P^ ofessor Havet beweist mit philologischen Gründen, daß das Begleitschreiben in schlechtem Französisch versaßt und deutsch gedacht sei, daß Esterhazy in seinen Politische Umschau. Freiberg, den 4. September. Deutschland, Das Befinden der Kaiserin hat sich in den letzten Tagen ein wenig gebessert. Die hohe Patientin bewegt 'ich schon im Zimmer und ist auch ein Weilchen im Garten des Sieuen Palais gewesen. Andauernde Schonung ist jedoch noch immer geboten. Der „Hamb. Korresp." glaubt folgende Mittheilung eines seiner Berliner Mitarbeiter veröffentlichen zu sollen, für die wir ihm die Verantwortung überlassen müssen: „Gegen die beiden Re gierungspräsidenten und die Landräthe, die gegen das Kanal projekt im Abgeordnetenhause gestimmt haben, ist aus direkte Anweisung des Kaisers vorgegangen worden. Essind niemals Versuche gemacht worden, das ihnen drohende Verhing- niß abzuwenden; bei dem fest ansgesprochenen Willen des Kaisers wäre dies anch ganz aussichtslos gewesen. Der Kaiser hat wiederholt erklärt, daß ein politischer Beamter, wenn er in Konflikt mit seinen Pflichten als solcher und seiner politisch« Stellung als Landtagsabgeordneter geriethe, nur den Ausweg habe, sein Mandat oder sein Amt niederzulegen."—Selbst wenn diese Mittheilung richtig wäre, so hätte die Verantwortlichkeit ür die Maßnahmen einzig und allein das Ministerium zu tragen. vr. Oertel schreibt in der „Deutschen Tagesztg.": „Ehre den Männern! Das, was wir für unmöglich hielten, was mit uns fast die gesammte deutsche Presse im Voraus scharf ver- urtheilte, ist geschehen: dieRcgierungsbcamten, die Pflicht- und versassungsgemäß gegen den Kanal gestimmt haben, sind in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Wir brauchen das, was wir über diese Maßregel denken, nicht zu sagen. Das Urtheil des deutschen Volks und das der Geschichte steht fest. Selbst die begeistertsten Anhänger der Regierung, wenn olche irgendwo noch geben sollte, werden nicht behaupten können, daß sie groß und klug gehandelt habe. Des Mitleids bedürfen die Beamten nicht. Sie werden diese Maßregelung, die ihnen angedroht war und mit der sie rechnen mußten, mit voller Ge lassenheit tragen, sie verlassen als Sieger den Plan, vom vollen Vertrauen ihrer Wähler und ihrer Kreisinsassen begleitet. Sie werden auch in selbstloser Loyalität dafür sorgen, daß der Kon flikt nicht unnöthig noch verschärft iverde; aber das werden sie nicht hindern können, daß das Vertrauen in die Regierung schwer erschüttert wird, und das werden sie, unsers Erachtens, kaum hindern können, daß der preußische Landtag sich mit der Frage besaßt, ob die Maßregelung mit dem klaren Wortlaute des 8 84 der Verfassung vereinbar sei. Sophismen aller Art helfen über die Thatsache nicht hinweg, daß sie infolge der Ab stimmung erfolgt ist. Oder glaubt etwa Jemand, daß sie erfolgt wäre, wenn die Beamten bei der dritten Lesung ein Opser der Ueberzeugung gebracht hätten? Nur als Strafe hat sie Zweck, sonst nicht. Giebt sich vielleicht die Regierung dem Glauben hin, daß die Nachfolger der Gemaßregelten die betreffenden Kreise umstimmen können? Dann würde sie sich wiederum, wie so ost, arg täuschen. Dem Nachfolger wird eS schwer sein, das Mißtrauen zu überwinden, das ihm entgegengebracht wird; der Widerstand gegen den Kanal wird allgemeiner, fester und erbitterter werden. Die Bahn des Sachlichen ist verlassen worden mit der Maßregelung. W i r verlassen sie nicht. Die Verantwortung für daS Geschehene trägt die Regierung. Daran wird hoffentlich der Landtag, daran werden wir sie immer er innern, und sie wird schwer daran tragen. Der Tag, an dem die Verfügungen beschlossen wurden, ist ein ckies ater inPreußens Geschichte. Aber ein Gutes hat er; er wirkt klärend und be freiend. Die konservativen Parteien hat er von den letzten Schlacken des Gouvernementalismus be freit und ihnen dadurch die Herzen des Volks wieder gewonnen. Er hat Hunderttausende, die schwankten, gefestet — Hundert tausende, die kühl bei Seite standen, herangezogen. Und er hat klärend gewirkt; wir wissen, was wir von einer Regierung, die zu solchen Maßregeln sich entschließt oder drängen läßt, zu er warten haben. Wir haben bisher nie von einer Niederlage der Regierung gesprochen; jetzt hat sie sich selbst die schwerste beigebracht. Ehre aber den Männern, die mannhaft und muthvoll den Weg der Pflicht gegangen sind, obwohl er recht steinig war! Das deutsche Volk und auch die Gegner werden ihre Namen mit hoher Achtung nennen." — In derselben Sache schreiben die „Hamb. Nachr.": „Wir können nur wiederholen, daß wir das Vorgehen der Regierung bedauern und zwar um so mehr, als der versöhnliche Schluß des Landtags überall einen guten Eindruck gemacht und der Lage ihre Spannung genommen hatte. Jetzt ist sie durch die Maßregelung unnöthiger Weist wieder verschärft worden, und wer der Vertins gauäons ist brauchen wir nicht erst zu sagen. Ueberall wird der Eindruck bestehen, daß die Beamten wegen ihrer Abstimmung als Ab geordnete gemaßregelt worden sind, nicht weil sie als Beamte ihre Pflicht verletzt hätten. Darüber können alle offiziösen De duktionen nicht täuschen. Das Votum hat der Regierung nicht gefallen, aber da sie verfassungsmäßig wegen des Votums nicht strafen kann, so erklärt sie: das Votum respeltire sie, aber er habe ihr das Vertrauen zu Denen, die es ausgesprochen Hätten, genommen, und folglich müßten sie gehen. Das ist und blewt eine unschöne Umgehung des verfassungsmäßigen Rechts der sre'.en Abstimmung, das jeder Abgeordnete, einerlei ob er Beamter fit oder nicht, genießt." Diese Auffassung, daß die Maßregelung politisch ungeschickt und außerdem verfassungswidrig sei, wird in der objektiv urtei lenden Presse getheilt. Die konservativen Organe äußern PW mit begreiflicher Erregung. Die „Kreuzzeitung" zeiht die Regie rung der Zweideutigkeit; die „Post" verlangt die Rückversetzung der gemaßregelten Beamten binnen vier Monaten bis zur nächste» Landtagssession in nichtpolitische Aemter und das Organ der pommerschen Konservativen schreibt: „Im Lande wird die Liste der Proskribirten als eine Ehrentafel angesehen werden, denn sie > enthält die Namen selbstständiger, charaktervoller Männer, deren , untadelige Gesinnung die Feuerprobe der Regierungs-llngnao« geschrieben worden, und Vie Antwort auf einen herausfordernden Brief Picquarts gewesen. Gonse bemerkt weiter, Picquart habe überall Machenschaften gewittert. Gonse giebt zu, daß die nach der Abreise Picquarts eingelaufenen Briefe geöffnet wurden. Das sei geschehen, weil dieselben an den Chef des Nachrichten dienstes gerichtet waren. Picquart betont, man habe alle an ihn gerichteten Briefe geöffnet und dieselben ihm, ohne daß das vor- genommene Oeffnen bemerkbar gewesen, zugesandt. Gonse be hauptet, man habe nothwendigerweise wissen müssen, was Picquart treibe. Picquart sei wegen seines Treibens entfernt woiden. Zeuge sagt ferner, er würbe die Fälschung Henrys ver hindert haben, wenn er davon gewußt hätte. Er glaube jedoch lucht, daß dies ein gegen Picquart gerichtetes Manöver gewesen sei. Henry hätte nur ein weiteres Beweismittel Dreyfus gegen über haben wollen. Das diplomatische Aktenstück wäre jedoch schon genügend gewesen. Labori besragt General Gonse über die Radirungen am „Petit bleu". Gonse erklärt, das „Petit bleu" sei zur Zeit der ersten photographischen Abnahme radirt worden. Labori fordert die Verlesung der Sachverständigen-Gutachten, welche das Gegentheil feststellten. General Gonse erwidert hierauf nichts. General Roget giebt einen historischen Ueberblick über das gegen Picquart eingeleitcte Verfahren wegen Fälschungen und sagt, es sei Zurlinden gewesen, der das Verfahren einleitete; er (Roget) übernehme nur für seine eigenen Handlungen die Ver antwortung. Labori erklärt, er habe nur die Unrichtigkeit fest stellen wollen, auf welche daS Verfahren gegen Picquart basirt war, da die Radirung Picquart nicht zugeschrieben werden könne. Bezüglich des „Petit bleu" richtet Demange an Gonse die Frage, wie er es erklären könne, daß Picquart Esterhazy eine Schlinge habe legen wollen, indem er »hm ein Stelldichein in Paris gab, wenn letzterer nicht Empsänger desselben sein sollte. Demange stellt dreimal dieselbe Frage, Gonse beobachtet jedoch Still schweigen. Defonds-Lamotte, ehemaliger Artillerie-Offizier und Kamerad von Dreyfus, sagt aus, daß Picquart ihm auf sein Ersuchen im Jahre 1894 die Schießvorschrift aushändigte, die er, so lange er wollte, bei sich behalten habe. Zeuge erklärt, daß kein zum Generalstabe kommandirler Offizier im Jahre 1894 glauben konnte, daß er zum Manöver kommen würde. Das Cirkular vom 15. Mai hatte den Termin der Manöver bestimmt. Man habe das Bordereau vordatirt, um es zeitlich vor das Cirkular zu stellen. Zeuge sagt, es sei für ihn ganz sicher, daß Dreyfus nicht der Urheber des Bordereaus ist. Ein Artillerie-Offizier habe die Note über die Bedeckungstruppen nicht schreiben können. General Boisdeffre sagt aus, das angegebene Datum des Cirkulars sei richtig. Nichtsdestoweniger hätten die zum Generalstab lommanlurten Offiziere hoffen können, den Manöver» auf Grund besonderer Erlaubniß beiwohnen zu dürfen. Aus eine Frage des Generals Roget erklärt Defonds-Lamotte, seine Ueberzeugung von Dreysns' Unschuld datire von der Veröffentlichung der Unter suchung des Kassationshofes. Er sei wie vom Blitz getroffen gewesen, als er sah, daß man das Datuin des Bordereaus geändert hatte. Dreyfus, der aufgesordert wird, sich zu äußern, erinnert daran daß er im Jahre 1894, als Dupaty das Bordereau vom August, datiren wollte, betont habe, daß die Redewendung „ich bin un Begriff, ins Manöver abzugehen", nicht habe von ihm geschrieben sein können, da er ja erst im Oktober, November oder Dezember zu dem Truppenkörper kommen sollte. Dreyfus versichert dann, er habe niemals verlangt, zu den Manövern zu kommen. Er habe eine Erklärung über diese Angelegenheit im Jahre 1894 überreicht; dieselbe sei den Akten des Kasjationshofes zur Zeit als s er, Dreyfus, noch aus der Teufelsinsel war, einverleibt worden; gemeinen und geschlängelten Wendungen um Hartmanns Aus- age herum, ohne bei einer einzigen Thatsache zu verweilen, und chließt dann: „Ueber die Schuld oder Unschuld >es Angeklagten weiß ich nichts. Ich bin kein Zeuge für die Anklage, sondern eine Art Sachverständiger. Ich habe nur darüber auszusagen, ob es dem Angeklagten wirt lich möglich oder unmöglich war, sich gewisse Mittheilungen zu verschaffen. Hartmann hat Ihnen gesagt, es war ihm unmög lich; nun denn (mit höchstem Pathos): diese Unmöglichkeiten bestehen nicht." Hartmann, mit schneidendem Hohn: „Ich verstehe nicht, wie eine Aussage, derenEinzelheiten sämmt- lich richtig sind, in ihrer Gcsammtheit gleichwohl unrichtig sein kann." General Deloye: „Ich habe nicht gesagt unrichtig; ich habe nur gesagt, das ist mein Eindruck, mein persönlicher Eindruck. Aber ich betheure, es besteht keine Unmöglichkeit, daß der Angeklagte sich die Mittheilungen des Begleitschreibens verschaffen konnte." Hartmann: „Wenn der Angeklagte sich geheime Dinge durch Fragen verschafft hätte, so ist es ganz ausgeschlossen, daß bei der ungeheuren Oeffentlichkeit dieser Angelegenheit alle die Jahre her die Offiziere, die Dreyfus in Gesprächen Mittheilungen gemacht hätten, sich nicht gemeldet haben sollten, um hierüber auszusagen." Deloye: „Die befragten Offiziere werden nicht das Bewußtsein gehabt haben, daß sie Geheimes mittheilten." Hartmann, schlagfertig einfallend: „Man hat hier Offiziere über die unwichtigsten Fra gen aussagen hören, die Dreyfus vor Jahren obenhin an sie ge richtet hat und Sie glauben, Artillerie-Offiziere hätten es ver gessen können, wenn Dreyfus sie über Berufsgeheimnisse aus gefragt hätte?" Vorsitzender Jouaust: „Hat das Kriegsamt keine Untersuchung in den pyrotechnischen Anstalten und Kanonengießereien angestellt, als der Verrath bekannt wurde?" Deloye: „Oh, es hat eine Menge Untersuchungen gegeben, aber niemals untersuchte man, ob Dreyfus etwas zu erlangen gesucht hat." Hartmann: „Wie, ein Artillerie- Offizier ist des furchtbarsten Verbrechens angeklagt, das ein Mann in seiner Stellung begehen kann. Man bezichtigt ihn der Spionage, des Verraths, man ordnet zahlreiche Untersuch ungen in den Werkstätten an, und das einzige, was man nie mals untersucht, ist, ob der beschuldigte Offizier in diesen Werk stätten sich verdächtig gemacht hat?" Deloye zuckt die Achsel, breitet die Arme aus, senkt und hebt den Kopf und lächelt. -Demange: „Hat der Erfinder der Robin-Granate nicht zu Gunsten Dreyfus ausgesagt?" D e l o y e: „Allerdings; Robin hat erklärt, daß Dreyfus ihn nie nach irgend etwas gefragt hat, ausgenommen ein einziges Mal nach einer unerheblichen Ein zelheit." Labori: „Hat Deloye nicht gesagt, was Spione verrathen könnten, sei unerheblich?" Deloye: „Jawohl." Labori: „Findet Deloye es gerecht, angesichts des Begleit schreibens von der Annahme auszugehen, die darin aufgezähl ten Mittheilungen müßten hochbedeutsam sein?" Deloyc: „Verweilen Sie nicht dabei! Um Gottes willen! Verweilen Sie nicht! Denn sehen Sie, im Begleitschreiben sind oie Spu ren, daß es von einem Herrn (Seigneur) ist, nicht von irgend einem kleinen dienernden Spion. Behandeln Sie eine Note rieabtheilung jemals Drevfus gesehen?" Hartmann: „Ich war neun Jahre lang Vorsteher der Ab- theilung, ich habe da viele Offiziere gesehen; aber Dreyfus istniemals gekommen. Ich habe ihn nie gesehen, nie seinen Namen gehört." General Deloye zeigt einen Kriegsministerialbefehl, die 1894er Schießvorschrift als vertrauliches Schriftstück zu behan deln. Wie der Befehl befolgt wurde, weiß Zeuge nicht. Er fährt fort, und seine Vortragsweise wird von Minute zu Mi nute merkwürdiger, er senkt den Kopf, neigt ihn auf die Schul ter, faltet die Hände, rerbtsie kichernd, lächelt nach einer einzigen Wange hin, breitet die Arme weit aus, wirbelt mit ihnen und bricht dann plötzlich in tiefstes Pathos aus. Er sagt: „Hart manns Aussage berührte zahlreiche Aussagen, sie enthält unge mein viel Richtigkeiten; aber ihre Gcsammtheit ist dennoch nicht vollständig richtig; das ist mein Eindruck. Was wollen Sie? So bin ich nun einmal. Hartmann hat zwischen ganz gehei men Mittheilungen über die Wasserluftbremse und anderen Fragen und zwischen allbekannten Mittheilungen unterschieden, die jeder sich verschaffen konnte. In der Natur sind die Ver- chiedcnheiten nie schroff: es giebt Uebergänge. Man kann ich durch geschickte Fragen bei Fachleuten, bei Offizieren, bei Kameraden, im Cafch im Kaserncnhof allerlei verschaffen, was ehr geheim ist und was vorschriftsmäßig niemand erfahren ollte." Zeuge redet noch eine Viertelstunde in ähnlichen all- ^r20 siegreich bist, und Denunz rung auf di seien, aber 5 auch dieser Stirum von denunziatorif wohl noch ei heil getroste, Herren in de diesen zarter auch sie von geradezu der zu einer soft nichtende W den Fall in in die Lage Gegnerschaft dann nur <! um die lib liefern. Die Nar amten sin Regierungss drei Landrä und Kersten einstweilen i (Liegnitz), v (Mogilno), Genannten gestimmt. l Kreistagssitz Bekanntmac „Posener Z v. Jagow f wir das Vc treten läßt, Herr Regie erfüllt, die Falle unk» unseren hol einem Mar wehr zwa»! 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