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Weilage zum Ireiöerger Anzeiger und Tageblatt. D 97. Freitag, Sen 28. April. 18SS. ——M——! > —! —— .. Für die Monate Mai ml i«»i nehmen alle Postanstalten, Landbriefträger und hiesige wie auswärtige Ausgabestellen Bestellungen auf den »Freiberger Anzeiger und Lageblatt" mit den vier Gratisbeilagen: „Jllustrirtes Sonntagsblatt", „Romanbeilage", „Landwirthschaft- liche Mittheiluugen für das Erzgebirge", sowie der humoristischen illustrirten Beilage „Seifenblasen", zum Preise von 1 Alli SO 1'1^. stühlm-Wme. Roman von Nataly von Eschstruth. (75. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) Frau von Damasus nahm daS schöne, bleiche Antlitz zwischen ihre Hände und küßte die reine Stirn. „Ich habe schon in viele Menschenaugen gesehen, liebe Charitas, und die Ihren werden .nie einen Zweifel, nie ein Mißtrauen aufkommen lassen! Ich habe Sie jetzt schon lieb, als gehörten Sie fortan zu uns, und Ihr Vertrauen wird mich Ihrem Herzen noch näher führen! Soll Rothtraut bei uns bleiben, oder wollen Sie mir allein Ihr sorgenschweres Herz ausschütten?" Charitas faßte die Hand des Backsischchens und zog sie un willkürlich näher an sich. „Ich bitte Sie, liebe, gnädige Frau, Ihr Töchterchen bei uns zu lassen!" bat sie mit bebender Stimme. „Ich würde ja vor Scham vergehen, wenn ich etwas aus meinem Leben zu erzählen hätte, was nicht jedes Kinderohr vernehmen dürste!" Und sie begann mit kurzen, schlichten Worten von ihrer tinsamen, lieblosen Kindheit und Jugend zu erzählen, von den unerträglichen Jahren, welche sie im Hause der Pflegeeltern ver lebte, und Rothtraut schlang voll leidenschaftlichen Mitgefühls die Arme um die Sprecherin und drückte sie so ungestüm an sich, als wolle sie ihr all die entbehrte Liebe nun doppelt und dreifach ersetzen! Und Charitas empfand diese reine, ehrliche Liebe wie ein Gnadengeschenk Gottes: waS sich je an Mißtrauen in ihr Herz geschlichen, schwand dahin wie Schatten vor der Sonne. Sie fuhr fort, von ihrem Aufenthalt in Catania, von ihrem ersten Zusammentreffen mit Klaus Sterley zu erzählen. Neben ihr kicherte es plötzlich, das Backfischchen rückte vollends näher, stützte die Ellenbogen auf der Erzählerin Schooß und das glühende Ge sichtchen in die Hände und lauschte athemlos, bebend vor Interesse, jedem Worte. „Aber ich erzähle Ihnen jetzt gewiß bekannte Dinge", unterbrach sich Charitas und blickte fragend in der Ge- heimräthin theilnehmendes Gesicht. „Herr Sterley hat doch wohl all diese Vorkommnisse mitgetheilt, ehe er mich Ihrem lieben Schutz empfahl?" Frau von Damasus bewegte verneinend das Haupt. „Wir wissen und ahnen von nichts, liebes Herz, bitte fahren Sie fort." Das junge Mädchen sah etwas betroffen aus, aber sie sprach weiter und schilderte rückhaltlos alles, was sich in dem Garten der Favorita und später in dem Salon der Julia Livornesi zugetragen. „Ich wußte mir keinen andern Rath!" suhr sie mit verzweifeltem Blick fort. „Ich klammerte mich an den Strohhalm, welcher mir in der Fluth meines Elends entgegentrieb! Ob ich recht gehan delt? Gott im Himmel mag mir verzeihen, wenn ich undankbar gegen die Pflegeeltern war, ihm habe ich mich besohlen, und ich vertraue seiner Gnade, daß er mich seine Wege führt. — Liebe, theuere, gnädige Frau, wollen Sie mir helfen, diesen rechten Weg finden? Ich habe keine Zeit zu verlieren, ich muß noch heute Abend Zeitungsannoncen aufsetzen und einen Bries nach Kaisers werth schreiben, um ein Unterkommen zu finden! Darf ich dabei auf Ihre freundliche Unterstützung rechnen, welche Herr Sterley mir verhieß? Sie ersuhren doch wohl bestimmt durch ihn, daß ich mich um eine Stellung — und eine jede ist mir recht, welche mich mein Brot in Ehren verdienen läßt — von hier aus bewerben will?" Frau von Damasus hatte ihre Schutzbefohlene tief ergriffen an die Brust gezcgen: „Vorläufig erholen Sie sich erst von all den Aufregungen und Anstrengungen der letzten Zeit, mein Her zens-Kind! Sie sind mir für unbemessene Frist als Gast unseres liebenswürdigen Gutsherrn angemeldet, und ich muß mich genau nach dessen Befehlen richten, was ich für Sie zu thun, und was ich zu unterlassen habe! Aber ich denke " Charitas richtete sich überrascht empor. „Als Gast des Guts herrn?" fragte sie mit weit offenen Augen, „Sind Sie denn nicht die Besitzerin von Lichtenhagen, gnädige Frau?" Die alte Dame lächelte: „Welch hohe Meinung haben Sie von mir, liebes Kind! Nein, in solch goldener Wiege hat mich das Schicksal nicht gebettet; im Gegentheil, mein Kind und ich leben zur Zeit nur von der Gnade nnd Großmuth unsers Beschützers, bis, so Gott will, auch durch seine treue Fürsorge die Noth für immer von uns gewandt wird!" Charitas strich fassungslos mit der Hand über die wirren Stirnlöckchen. „Aber . . mein Gott . . . Herr Sterley sagte mir doch, daß er sein Brot durch seiner Hände Arbeit verdienen müsse, kein Wort davon, daß er Besitzer dieses Gutes sei —" „Das ist er ja auch nicht!" unterbrach Rothtraut sehr leb haft. „Sterley hat ja gar kein Vermögen, das weiß ich längst... Aber was thut das? Die Liebe —" Die Geheimräthin legte unterbrechend die Hand auf die rosigen Lippen. „Sie ahnen gar nicht, liebe Charitas, wem Lichtenhagen ge hört? Sie hörten zuvor gar nichts von Herrn von Torisdorff —" „Torisdorff!" — Wie ein leiser Aufschrei klang der Name von ihren Lippen, wie in entsetzter Abwehr hob sie die bebenden Hände „Um Gottes Willen — Lichtenhagen gehört doch nicht... ich bin doch hier nicht Gast von . . ." „Ei gewiß, von unsern! lieben, prächtigen Herrn, diesem Menschenfreund und Helfer par exevUsueo. — Aber, bestes Kind, warum regt Sie diese Thatsache so auf? Sie wohnen ja doch nicht mit ihm unter einem Dach, ich bin ja doch zu Ihrem Schutze hier, und selbst die prüdesten Ansichten können bei dieser Gast freundschaft absolut nichts Ungehöriges finden!" Charitas zwang sich zur Ruhe, sie biß wie in leidenschaftlicher Qual die Zähne zusammen und krampfte die Hände um die Sessellehne. „Wie ist daS aber möglich . . . wie kommt Herr von Torisdorff aus Oesterreich hierher ... wie kann er als Priester auf diesem oder einem Nachbargute wohnen? . . ." „Als Priester?" „Aber Charitas, Sie fiebern! Torisdorff ein Priester?" Langsam richtete sich ihre schlanke Gestalt empor, ein Zittern und Frösteln durchschauerte sie, und mit einem Blick, einem Aus druck in den farblosen Zügen, als erwarte sie ihr Todesurtheil zu hören, murmelte sie tonlos: „Er ist nicht katholischer Priester? — Er ist es nicht?" Frau von Damasus und Rothtraut wechselte» einen beinahe angstvollen Blick. „Nein, gewiß nicht! Er ist Gutsbesitzer und lebt jetzt hier, um in Krembs die neu entdeckten Kohlenlager erschließen zu lassen. Aber richtig, ja, jetzt fällt mir eine Aeußerung Hagborns ein", suhr Frau von Damasus lebhaft auf „Charitas hat doch Recht! Er ist ein oder zwei Jahre Kleriker gewesen, mußte aber diesen Beruf aufgeben, weil die Kohlenlager entdeckt wurden! Da kam ihm der hochherzige Gedanke, sein Leben in den Dienst der Pflicht zu stellen und die Schuld abzuzahlen, welche sein Stiefvater un verschuldeter Weise mit in das Grab nehmen mußte! Der liebe Gott hat wieder zu rechter Zeit durch seine Werke geredet, Tausende von Menschen werden durch den Opfermuth dieses edlen jungen Menschen wieder glücklich werden!" Charitas strich mit dem Taschentuch über die Stirn, feuchte Perlen glänzten darauf. Sie athmete so tief, als kämpfe sie gegen das Ersticken. „Wie kann denn ein katholischer Priester seinen Beruf auf geben?" fragte sie mit fremder, rauher Stimme. „Er war ja noch kein geweihter Geistlicher, sondern nur studirender Kleriker. Das Glück war uns allen hold, daß er noch nicht dauernd an die Kirche gebunden war, sondern jederzeit noch zurücktreten konnte!" „Und wie lange ist's schon her, daß er zurücktrat?" „Das kann ich nicht genau sagen, aber ein halbes Jahr mags wohl her sein! — Hat denn Herr Sterley nie von den An gelegenheiten seines Stiefbruders gesprochen?" Eine Thür schlug hastig auf, Mamsell Linchen stand auf der Schwelle. „Gnädige Frau! Gnädige Frau! Inspektors Fritzchen ist so schlimm gefallen und will sich nicht verbinden lassen, da läßt die Frau Inspektor recht dringend bitten, die Damen möchten doch mal für einen Augenblick herüber kommen! Fräulein Rothtraut kann ja alles mit ihm aufstellen, waS sie nur will, und die gnädige Frau weiß mit der Bandage wohl auch bester Bescheid als die Mutter! Ach, Du lieber Gott, ist daS ein Ge schrei! Die ganze Stirn ist offen!" Rothtraut stand längst neben ihr. „Sofort! Sofort! Sagen Sie wir kommen! Bitte, Mütterchen, den Schlüssel zum Speiseschrank; ich muß ein Paar Stückchen Zucker mitnehmen! Ach siehst Du, hättest Du doch die Mamsell Makronen backen lassen! — Kommst Du, Mama? Ach bitte, eile Dich!" Natürlich ich komme, hole nur mein Tuch!" . .. Und hastige Schritte hin und her, rasselnde Schlüssel und klappende Thüren und dann still, ganz still. Nur das Feuer knistert und die Funken tanzen. Charitas regt sich nicht, sie starrt in die Gluth. Ach, daß sie weinen könnte! Sie kann es nicht mehr, ihr Herz stirbt eines tausendfachen Todes. Nun weiß sie, warum Rothtraut ihn liebt und lieben darf; von Klaus Sterley schwärmt sie wohl nur seiner Braut zu Liebe. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Kaiserin Elisabeths „Haarbürsterin". Unter den Notabilitäten, die in Kap Martin der Enthüllung des der er mordeten Kaiserin von Oesterreich gesetzten Denkmals beiwohnten, erregten zwei Personen die allgemeine Aufmerksamkeit — der griechische Sprachlehrer Konstantin Christomanos und eine Slavonierin Namens Hertha von Pezik. Der junge Grieche, dem es vergönnt war, Freund und Vertrauter einer der edelsten Frauen zu sein, ist hinlänglich bekannt. Weniger oder fast gar nichts hat man bisher von der erwähnten Ungarin gehört, die während der letzten zehn Jahre täglich einige Stunden um die schwermüthige Herrscherin beschäftigt war. Mit Hertha von Pezik hat es eine ganz besondere Bewandtniß. Als sich die Kunde von dem Tode des Kronprinzen Rudolf verbreitete, beschloß ein von dem tragischen Ereigniß aufs Tiefste erschüttertes junges Mädchen, die mit einem höheren Offizier verlobte einzige Tochter eines adeligen Gutsbesitzers bei Essek in Slavonien, ihr ganzes künftiges Leben nur der abgöttisch verehrten, von einem so furchtbaren Schicksalsschlage betroffenen Herrscherin zu weihen. Sie begab sich unverzüglich nach Wien, und nach langem vergeb lichen Bemühen bewilligte man ihr eine Audienz. Als Hertha von der Kaiserin empfangen wurde, saß diese in ihrem Boudoir vor einem riesigen silbernen Toilettentisch von ebenso imponirender Schönheit wie Einfachheit. Keine Spitze, kein Band, keine Draperien, nur eine breite, prächtig ciselirte Tafel auf wunder baren, erhaben ausgearbeiteten Pompadourfüßen. Auf diesem Tisch lag eine Garnitur Bürsten und Kämme von ungewöhnlichen Dimensionen ausgebreitet. Eine blasse, abgespannt aussehende Frau bürstete mit langsamen, fast automatenhaften Bewegungen die herrlichen, oft gerübmten Haarmasscn der Monarchin. Auf ein Zeichen ihrer Herrin verschwand die Friseuse, und die Be sucherin, deren hohe, schlanke Gestalt merklich zitterte, wurde ausgefordert, ihr Anliegen vorzubringen. In wenigen Worten erzählte die jugendliche Schwärmerin, wer sie sei, welche Er ziehung sie genossen und wie sie bisher gelebt. Dann schilderte sie, immer feuriger werdend, ihre Liebe und Bewunderung für Ungarns schöne Königin und endete damit, daß sie nur den einen Wunsch habe, ihrer angebeteten Landesmutter als niedrigste Magd dienen zu dürfen. Kaiserin Elisabeth suchte das mit blitzenden Augen und gerötheten Wangen vor ihr stehende Mädchen mit sanften Worten davon zu überzeugen, daß sie als Tochter und Braut kein Recht habe, ihr Leben der Verwirklichung eines i thörichten Traumes zu weihen. Hertha erklärte aber einfach und' bestimmt, daß sie sich als vollkommen freie Herrin über ihr Thun und Handeln betrachte, und wenn sie auf die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches verzichten müsse, würde sie doch nicht za ihren Angehörigen zurückkehren, sondern sofort in ein Kloster gehen. „Nun, meine Liebe," meinte die Kaiserin mit ihre« traurigen Lächeln, „falls ich wirklich geneigt sein sollte, mehr von Ihnen zu erfahren, und es vielleicht arrangiren könnte, Sie ir» meiner Nähe zu behalten, in welcher Eigenschaft würden Sie sich mir nützlich machen wollen? Wie Sie sahen, verließ mich soeben eine völlig erschöpfte Person. Es war Cecilia, zu deren Ob liegenheiten es gehört, meinen Haarwald zu Pflegen. Würden Sie bereit sein, deren Stelle einzunehmen?" Mit einem innigen Dankesblick in den dunklen, thränenverschleierten Augen warf sich Hertha auf die Knie und küßte die schmalen, langen Finger der Kaiserin. Dann erhob sie sich, und ohne ein Wort nahm sie die Arbeit auf, die ihre Ankunft vorhin unterbrochen hatte. Eine Woche später sandte Fräulein von Pezik ihrem Verlobten den Abschiedsbrief und trat bei Elisabeth von Oesterreich ihren Dienst als „Leibhaarbürsterin" an. Niemals wurde etwas Anderes von ihr verlangt, als morgens und abends nickt selten zwei Stunden hintereinander den fabelhast schönen Haarschmuck ihrer erlauchten Gebieterin sanft und langsam mit großen, silbermontirten Bürsten zu bearbeiten. * Die menschliche Zunge als KrankheitsverrLther. Es gab eine Zeit für die Heilkunde, die noch gar nicht so weit zurücklicgt, wo jeder Kranke, nachdem die ersten Fragen nach dem Sitz und den Aeußerungen des Uebels beantwortet waren, dem Arzt die Zunge zeigen mußte, weil in deren Färbung und Be schaffenheit wichtige Merkmale für die Art der Erkrankung er blickt wurden. Dieser Grundsatz ist der Medizin gegenwärtig ziemlich abhanden gekommen, und zwar vielleicht nicht ganz mit Recht, wenigstens stellt vr. Coffinas in der „Deutschen Medizinal zeitung" eine Anzahl von Krankheiten zusammen, bei denen die Zunge eigenthümliche Veränderungen aufweist. Da ist zunächst der Typhus. Zu Beginn einer Typhuserkrankung ist die Zunge weich, feucht, etwas klebrig und mit einem dünnen Belag über zogen, der gewöhnlich die Form emes V besitzt, dessen Spitze nach hinten weist. Behält die Zunge im Verlause der Krankheit dieses Aussehen, so ist nach unserem Gewährsmann auf einen günstigen Verlauf zu rechnen. Außerdem findet man im An fänge der Erkrankung eine Röthung an der Zungenspitze und an den Rändern, außerdem rothe Flecke auf dem ganzen Rücken der Zunge. Im zweiten Stadium nimmt diese Röthe zu, die Zunge wird trocken und erscheint schließlich braun oder sogar schwarz, dabei ist sie auffalleud klein und von Rissen durchzogen. Gegen das Ende der Krankheit fällt dann die Kruste, die die Zunge bedeckt und die aus getrockneter Nahrung und Blut besteht, ab, und die Zunge nimmt eine hochrothe Färbung an, da die oberste Haut verloren gegangen ist. Zuletzt wird sie wieder feucht und weißlich. Bei den Masern sind in milden Fällen die Spitze und die Ränder der Zunge geröthet, während die Fläche einen weißen Belag hat. Nur in schweren Fällen ist sie trocken. Im erste» Stadium der Erkrankung finden sich ost auf den Schleimhäuten des Mundes und auch auf der Zunge kleine bläulich weiße Flecken. Beim Scharlach ist die Zunge wegen vollständiger Ab schuppung intensiv roth und die Zungenwärzchen treten sehr stark hervor, sie bietet dann die Erscheinung, die in der Heilkunde als „Erdbeerzunge" bekannt ist. Beim Keuchhusten treten vielfach Geschwürbildungen ans dem Zungenbändchen ein. Bei Lungen entzündung machen sich ähnliche Veränderungen wie beim Typhus bemerkbar. Die Zunge der Schwindsüchtigen ist glatt und feucht, dabei von normaler Temperatur. Ein bedeutender französischer Arzt hat einmal gesagt: „Wer eine gut feuchte Zunge hat, mit Appetit ißt und nachts ein wenig Fieber zeigt, ist schwindsüchtig." Dieser Ausspruch trifft aber nur für leichte Fälle zu. Die Zuckerkranken haben eine trockene, braunrothe und rissige Zunge, die die Neigung hat, an dem harten Gaumen anzukleben, die Zungenwärzchen sind übermäßig entwickelt. Bei der Addisonschen Krankheit (Bronze-Krankheit) bekommt die Zunge gelegentlich ganz schwarze Flecken. Aus dieser Zusammenstellung geht her vor, daß der Zustand der Zunge, bei manchen Krankheiten wenigstens, zur Unterstützung einer Diagnose dienen kann. * Ein seltsames Ehehinvernitz dürfte ein in der letzte» Nacht in Saarau in Schlesien verübter Einbruch in den Aus hangkasten für Eheaufgebote bilden. Der im dortigen Gerichts kretscham befindliche Kasten wurde gewaltsam erbrochen und von den darin befindlichen drei Aushängen zwei Aufgebotscheine ge stohlen. Auf die Ermittelung des Thäters bezw. Wiederherbei schaffung der beiden Urkunden ist eine Belohnung von 10 Mark ausgesetzt worden. Wie vermuthet wird, handelt es sich um einen Racheakt gegen die betreffenden Brautpaare und somit wohl auch um das letzte Kapitel irgend einer Liebestragödie. * Deutsche Dichtung in Holland. Aus Amsterdam, 22. April, wird berichtet: In Hertogenbosch sollte am Montag, den 17. April, Hauptmanns „Fuhrmann Henschel" aufgeführt werden, und schon einige Tage vorher waren sämmtliche Plätze im Kasino der Stadt vergeben, wobei namentlich die Nachfrage aus der Unigegend sehr rege war. Am Sonntag Nachmittag verbreitete sich plötzlick das Gerücht, daß in einer der katholischen Kirchen gegen die Ausführung des Hanptmannscheu Stückes, das „schmutzig und unsittlich" genannt wurde, gepredigt worden sei. Und so war es auch; der Bürgermeister theilte dem Vorstand des Kasinos kurz, ehe die Aufführung beginnen sollte, mit, daß diese zu unter bleiben habe. Der Bürgermeister gab zwar zu, daß er das Stück selbst gar nicht kenne, er habe sich aber vom Polizeikommissar sagen lassen, daß sein Inhalt höchst unsittlich sei. Die Geistlichkeit hatte also ihren Willen, sie hat aber doch mit zweierlei Maß gemessen, da sie gegen die einige Tage später erfolgte Ausführung der Osfenbachschen „Schönen Helena" nichts einzuwenden hatte. In Nordbrabant, wo thatsächlich der Geistliche und nicht der Bürgermeister die maßgebende Persönlichkeit ist, darf man sich über einen derartigen Fall nicht verwundern. * Schon möglich. A.: „Ich höre, Ihre Cousine hat sich verlobt. — B.: „Jawohl, mit dem Kaufmann Kohn: kennen Sie ihn vielleicht?" — A.: „Nur dem Namen nach." Lust. Bl. Fr-md-nlifte vom 25. April 18V». Blechschmidt, Kausmann, Gößnitz, Hotel Stadt Altenburg. Brandt, Schausteller, mit Familie, Leipzig, Stadt Chemnitz, »ohne, Kauf«., Chemnitz, Holet Kronprinz, «nderes, Kaufmann, Offenbach a. M, Hotel de Saxe. Kinzelberg, Kaufmann, Dresden, Hotel Kronprinz. Glöckner, Braumeister, Sayda, Gasthaus zur Bost. Grill«, L-d«r- ! sabnkant, Ulmet i. Pfalz, Hotel Kronprinz. Graf, Fabrikant, Dresden, i Hotel Kronprinz. Goursat, Paris, Hotel de Saxe. Haack, Kaufmann, ' Pforzheim, Hotel R. Hirsch. Hackebeil, Kaufmann, Werdau S.,