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S7. vorhergegangenen schweren Infektionskrankheit dar; das ganze Militär taugt nichts und hat durch aufrührerische ist nahezu gelähmt. Heilung ist vollständig ausge- Reden den VollSaufruhr nachweisbar stark gefördert." Freiberger Anzeiger und Ds-eblatt. «eite S. — 28. April. Prinz Heinrich wird an Bord der „Gefion" die Stadt Hankau besuchen. Hankau liegt 800 Km. landeinwärts von der Küste am Aang-tse-kiang. In Hankau wurde zuletzt die deutsche Flagge im Jahre 1887 gezeigt. Damals verhielt sich der chinesische Pöbel gegen unsere Schiffsossiziere wenig freundlich, eine von ihnen besetzte Dampspinasfe war daS Ziel von Steinwürfen. Man kann daher gespannt sein, wie der Besuch deS Prinzen Heinrich in dieser Stadt jetzt ausfallen wird, zumal die Bewegung gegen die Fremden in der letzten Zeit eher zu» als abgenommen hat. Folge einer > „ „ _ . . der Patient ist nahezu gelähmt. Heilung ist vollständig ausge schlossen". vr. Baumann hat sich um die Erforschung Deutsch- OstasrikaS, auch im Gebiete der Nilquellen, unschätzbare Ver dienste erworben und es wird angesichts des traurigen Schicksals, das ihn betroffen, angezeigt sein, seine jüngsten Veröffentlichungen über die Hängepolitik in Deutsch-Ostafrika zu vergessen. Vielleicht hat seine Maßregelung als Konsul wegen dieses Artikels zur Verschlimmerung seines Zustandes beigetragen. der Unterprimaner Ferdinand Täschner ein Violin-Konzert (m t Klavierbegleitung von Sitt) vor. Den Schluß bildete die Auf führung von Lessings nach dem TrinummuS d«S PlautuS be arbeiteten Lustspiele „Der Schatz" durch Scküler der Unterprima und der Sekunden. Alle Darbietungen hatten sich deS volle» Beifalls der Versammelten zu erfreuen. Der Tanz erfreute sich einer überaus zahlreichen Betheiligung. Die ganze Veran staltung nahm in jeder Hinsicht einen ausgezeichneten Verlauf. — Der Bundesrath hat beschlossen, die silberne» Zwanzig» Pfennigstücke einzuziehen. Die Reichsbankanstalten sind angewiesen worden, silberne Zwanzigpfennigstücke in beliebiger Höhe auch über den Betrag von 20 Mk. hinaus in Zahlung zu nehmen und diese Stücke in beliebigen Mengen gegen andere Reichssilbermünzen, Thaler oder Nickelmünzen umzutauschen. — Die sächsischen Borturner werden nach den Be schlüssen der Gauturnwart-Versammlung in Dresden nächstes Jahr in Meißen ein größeres Vorturner-Turnen abhalten. Dieses soll an einem Sonntage mit gemischtem Wettturnen, dem sogenannten Sechskampf (Geräthe- und volksthümliche Uebungen) beginnen. Nachmittags zeigen sämmtliche Gauvorturnerschaften gemeinsam ein Keulenschwingen, dann jede einzelne eine Gruppe ausgewählter Uebungen an einem beliebigen Gerätst Ferner ist ein volksthümlicheS Wettturnen, bestehend auS Stabweitspringen, Dreisprung und Ballschleudern, die zusammen gewerthet werveu, in Aussicht genommen. — Eine interessante Statistik über die Entschädigung»- sätze bei dauernden Unfallschäden, die das Reichs- Versicherungsamt nach eingelegter Berufung gewährt hat, ist kürzlich erschienen. Die Sätze sind selbst bei gleichartigen Schäden nicht gleich, sie richten sich unter Anderem besonders auch nach der Berussstellung und dem Alter des Verletzten. Doch lasten sich bestimmte Durchschnittszahlen finden. Die in Prozenten an gegebene Minderung der Arbeitsfähigkeit bezieht sich auf de» Theil der Bollrente, die bekanntlich 66'/, Proz. deS frühere» Jahresarbeitsverdienstes ist. Die für nachstehende Schäden ange gebenen Sätze kommen am häufigsten vor: Verlust deS rechten Armes 75 Prvz., deS linken 60 Proz., Amputation eines BeineS oberhalb des KnieS 75 Proz., Blindheit oder Verlust eines Auges 30 Proz.; völlige Blindheit 100 Proz., Verlust eineS Fußes 50—60 Proz. Für eingestoßene Zähne wurde nicht- ge währt, der Verlust der Nasenspitze wurde mit 10 Proz. entschädigt. Für Verlust des rechten DaumenS wurden 30 Proz., deS linken 20 Proz. und für einen Zeigefinger 15 Prozent gewährt. Der Verlust der übrigen Finger wurde zum Theil nicht, zum Theil bis zu 10 Proz. entschädigt. Für einen Leistenbruch setzte «S 10 Proz. — Ist va» Ginziehen Vnrch Nachnahme eine Be leidigung? Daß das Einziehen durch Nachnahme im Sinne deS Reichsstrafgesetzbuches keine Beleidigung ist, versteht sich von selbst. Aber im Volksbewußtsein ist Manches Betrug, waS der Strafrichter nicht dafür ansieht, Manches Unterschlagung, wa- die Justiz straflos läßt und Manche« eben auch Beleidigung, waS sich unter den Beleidigungsparagraphen deS Reichsstrasgesetzbuch- nicht bringen läßt. Wir sind schon gewöhnt, daß geschäftliche Mittheilungen auf einer Postkarte, wenn sie etwa mit einer durchaus anständigen, ruhigen und höflichen Mahnung verbunden sind, als „Beleidigung" empfunden werden. DaS Reichsgericht hat freilich längst dargethan, daß die einfache, höfliche Mahnung auch auf einer Postkarte noch keine Beleidigung enthält, vielmehr eine solche nur aus der Form der Mahnung, den begleitenden Umständen u. s. w. gefolgert werden könnte. Man geht aber noch weiter im geschäftlichen Verkehr! Man empfindet eS sogar als eine Beleidigung, wenn ein Gläubiger eS wagt, einen Betrag durch Nachnahme einzuheben! Man wehrt sich entrüstet gegen die Benutzung eines Einziehungsmittels, das im Interesse deS Ver kehrs, zum Bortheile des Gläubiger- und Schuldners zugleich eingcführt ist. Wählt ein Geschäftsmann zur Einziehung namentlich einer großen Zahl kleinerer Beträge den kürzesten und praktischsten Weg, den sog. Postauftrag oder die einfache Postkarte, so kann er darauf rechnen, daß ihm das von vielen Seiten verargt wird. „Wie können Sie eine solche Indiskretion begehen!" — „Um Gotteswillen, schicken Sie keinen Postauftrag wieder, Sie blamiren mich!" — „Die Nachnahme ist eine Beleidigung für mich!" so heißt e- in den eingehenden Episteln. DaS ist eine völlige Ver kennung der Sachlage. Nicht die Nachnahme diSkreditirt einen Schuldner, sondern höchstens die Thatsache, daß er eine Nach nahme nicht einlöst. Als die Nachnahme eingeführt wurde, wurde sie von allen Geschäftsleuten willkommen geheißen. Sie ermöglichte zum ersten Male den Baarverkauf unter Abwesenden, sie gab aber auch dem Gläubiger ein Mittel an die Hand, den Betrag seiner Fakturen mit größter Zeitersparniß zu erheben, und Zeit ist bekanntlich Geld iin Geschäftsleben. Man gewöhne sich doch endlich ab, aus der Nachnahme folgern zu wollen, daß der Betreffende, auf den nachgenommen wird, ein säumiger Zahler, ein fauler Kunde sei. Läßt man es denn nicht ungescheut ge schehen, daß nach Ablauf des Zieles eine Tratte gezogen wird? Ist das im Effekt etwas Anderes? Könnte man nicht mit dem selben Schein des Rechts folgern: Er ist ein unsicherer Zahler, sonst würde er gezahlt haben und es machte sich keine Tratte nöthig! Wer heute noch aus einer so allg? u^"en Verkehrsein richtung, wie es der Nachnahmcvcrkehr »st, Schlüsse zum Nach theil desjenigen zieht, auf den die Nachnck. »e erfolgt, der stellt sich damit selbst nur das Zeugnis; aus, daß er mit dem Fort schreiten des Handelsverkehrs in seinen eignen Anschauungen und Maximen nicht gleichen Schritt aehalten hat. Das ist aber für jeden Geschäftsmann die erste Pflicht, alle kleinlichen Rücksichten bei Seite zu lassen, wenn eS sich um Einrichtungen handelt, die dem großen Ganzen deS Handels- und Gewerbebetriebes zu Gute kommen! — Ueber die Thätigkeit der Berliner Tollwuth-Station machte der Vorsteher derselben, Professor vr. Pfeiffer, in der letzten Sitzung der „Deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesundheits pflege" interessante Mittheilungen, aus denen die bemerkenSwerthe Thatsache erhellt, daß die LollMUth im deutsche» Steiche durchaus keine so seltene Erkrankung ist, als man annimmt. AuS dem Krankenmaterial der Station ergiebt sich allerdings, daß i« Innern Deutschlands gar keine Tollwuth vorkommt. Vor wiegend die östlichen Gebiete, welche anOesterreich und Rußland grenzen, und unter ihnen besonders Schlesien und Sachsen, weisen zahlreiche Bißverletzungen durch tolle Hunde auf. Fast stets sind eSHunde, welche den gefähr lichen Biß versetzen. Außer bei ihnen findet sich die Tollwuth noch bei Wölfen, sie wird aber durch den Biß auf die meisten Thiere und auch auf den Menschen übertragen und verläuft hier im Wesentlichen im Nervensystem. Vom Eindringen des GifteS bis zum Ausbruch der ersten Wutherscheinunge» vergehen 1 bis 2 Monate und mehr — Zeit genug, um die erforderlichen Schutz impfungen vorzunehmen. Je früher geimpft wird, um so günstiger sind die Aussichten; hat das Gift bereits Gehirn oder Rücken- mark erreicht, so ist der tödtliche Ausgang unvermeidlich. Auf der Wachstation hat man bis jetzt keinen einzigen Mißerfolg zn Neber des Ausstand iu M-SchMung (China) oerichtet ein Brief des Bischofs von Anzer, den die „Köln. Volks- ztg." mittheilt. Er ist vom 6. März und lautet: Ich bin auf einer Visitationsreise durch daS berüchtigte Tsautschousu begriffen. Hier herrscht augenblicklich tiefster Friede. Die Räuberbanden lassen uns in Ruhe, vielleicht weil sie wissen, daß wir nicht viel besitzen. Die große Messersekte sucht sich uns zu nähern und will Freundschaft mit uns schließen; sie ließ mich wissen, daß ich in Tsautschousu überall ohne Gefahr reisen könne, sie bürge für meine Sicherheit. Die Mftitär-Mandarine sind sehr zuvorkommend, begrüßen mich offiziell und geben unaufge- sordett Schutz- und Ehrengeleit. Tie Civilbeamten — bisher sehr gut — halten sich wegen der Stimmung in Peking reservu ter, doch rann ich über ihre Haltung nicht klagen. So ist es im ganzen westlichen Theile der Mission, der öst liche Theil der Mission dagegen ist fast ganz vernichtet. Ueber die Vorfälle in Schetschau und Kiütschou sind Sie unter richtet. Die Revolte hat sich in den letzten Tagen weiter ausge dehnt, und auch die Unterpräfekturen Lanschan, Fihien und be sonders Tantscheng ergriffen. Vor Kurzem erhielt ich zwei Tele gramme vom Lokalmission in Jtschousu, v. Bücker, des In halts: „Mission Tantscheng vernichtet, 20 Gemeinden verbrannt; vier Morde; Lanschan in Rebellion, Residenz in Jtschousu in Gefahr; Lage verzweifelt, ohne Schutz in einigen Tagen Alles verloren." Ich that sogleich die nöthigsten Schritte beim Taotai in Jentschousu, beim Gouverneur in Tsinanfu und besonders bei unserem Gesandten in Peking. Die ersteren Beiden haben Militär in die aufrührerischen Gegenden geschickt. Letzterer nimmt sich unser aus das Entschiedenste an. Die hiesigen hohen Provinzial beamten bestreiten aber dessen Zuständigkeit, weil es sich nicht um Ausländer, sondern um einheimische Christen handele. Täglich kommen ein bis zwei Boten, theils von chinesischen Be amten, theils von Christen und Missionaren im Aufruhrgebiete zu mir. Ick muß meine in diesem Jahre schon so oft unterbrochene Visitationsreise abermals unterbrechen und begebe mich nach einigen Tagen nach Ventschaus» und wenn rathsam, auch nach Jtschousu. Nach den in den letzten Tagen eingegaugenen Nachrichten ist der Anstifter des Aufruhrs in Tantscheng der Literat und Großgrundbesitzer Jang-Tsing-Hien aus Schenschan, unweit der großen Christengemeinde Sitschuang, in der Unterpräfektur Tantscheng. Dieser Mann ließ sich — wie das in gefährlichen Zeiten ja geschehen kann — vom Ortsmandarin Tsang die Be vollmächtigung geben zum Tuenlien, d. h. die Landwehr mobil machen zu dürfen. Er gab vor, die katholische Mission und das Volk gegen die Räuberhorden, die öfter aus der Provinz Kiangnan 'in Schantung einbrechen, zu beschützen. Am 6. Februar fing das Tuenlien an. Als er hinreichende Volksmassen um sich hatte, überfiel er die nichtsahnenden Christen. Etwa 20 Gemeinden, darunter sehr große, wurden geplündert, zerstört und theilweise verbrannt. Auch die Residenz des dortigen Missionars Gebhardt, die in der Stadt Tantscheng sich befindet, wurde vollständig aus geraubt. Herr Gebhardt rettete nur die Kleider am Leibe und verdankt seine Rettung bloß der Schnelligkeit seines Pferdes. Die Rebellen haben sich wie Hyänen benommen. Alle Berichte stimmen darin überein, daß die grausenerregendsten Austritte vorgekommen seien. So wurden zwei Christen die Augen ausgestochen, eine achtzigjährige Frau, die sich mühsam durch die Flucht retten wollte, wurde auf offenem Felde ermordet, eine junge zwanzigjährige Person, die krank darniederlag, wurde mißhandelt und starb bald darauf. Die Leiche eines Christen wurde aus dem Sarge gerissen und in Stücke gehauen u. s. w. Die ganze Mission in der Unterpräsektur Tantscheng ist ver wüstet. Die Christen sind nach Jtschousu geflohen, wo sie in unserer Residenz Unterkunft und Verpflegung finden. Der An stifter der Revolte, Jang-Tsing-Hien, sitzt gemüthlich zu Hause und freut sich seiner Erfolge. Durch seine Leute ließ er die Revolte auch in die Nachbarbezirke tragen, wie in die Unter präfekturen Fihien, Lanschan u. s. w. Sie werden verwundert fragen, ob denn die chinesischen Mandarine das Alles so ruhig hingehen lassen? Ich habe vor einigen Monaten berichtet, daß die Mandarine uns Missionaren saft ausnahmslos sehr gut gesinnt sind und uns sehr zuvor kommend behandeln, daß sie auch den Christen volle Gerecktigkeit angedeihen lassen. Dieser Znjtand dauert im Westen der Mission noch fort, und selbst die Ereignisse in Peking haben daran wenig geändert. Anders aber im Osten der Mission. Je näher Kiautschou, desto bockbeiniger benehmen sich die Mandarine in den letzten Monaten. Es ist, als ob sie nach höheren Weisungen handelten. Gegen die Hei-Sekte, welche die Ver treibung der Deutschen sich zur Aufgabe gesetzt hat, gehen sie nicht vor, scheinen sie vielmehr im Geheimen zu billigen. Dazu ist speziell der Mandarin von Tantscheng ein alter Europäer hasser. Er ist bereits sechs Jahre in Tantscheng, und in dieser langen Zeit hat er nicht ein einziges Mal den Christen Gerechtigkeit angedeihen lassen. Die gegenwärtige Revolte hätte er anfangs mit Leichtigkeit unterdrücken können. Er that cs nicht; Herr Bücker schreibt mir über das Benehmen der dortigen Civil- und Militärbeamten bei Beginn und während der Revolte Folgendes: „Dem Mandarin Tsang in Tantscheng gab ich die dringendsten Briefe, als die Haltung des Jang-Tsing- Hien und seiner Leute gefährlich zu werden schien. Er antwortete: „Sei ruhig, es ist ja Alles im Frieden!" Den Oberst TL in Jtschousu bat ich um Absendung von Soldaten. Ev-ging erst, nachdem die Fahne der Revolution entfaltet war, und stand mit verschränkten Armen der Beraubung der Christengemeinden gegenüber. Die früher von Tsinanfu geschickten Soldaten unter Ma-Tnng-Ling sind zurückberufen. Die sämmtlichen Militär lager habe» so gut wie gar nichts an aktiven Soldateu. Denn vertltcheS und Sächsisch««. Freiberg, den 27. April. — Die Königin Carola ist am Dienstag Nachmittag im besten Wohlsein in Karlsbad eingetroffen. Ihre Majestät ge braucht dort die Kur unter dem Inkognito einer Gräfin von Plauen. — DaS Hoflager des Prinzen Georg wird voraussichtlich nächsten Dienstag, 2. Mai, von dem Palais Zinzendorfstraße nach der prinzlichen Villa in Hosterwitz verlegt. — Unter den Herren, die aus Anlaß der Feier deS Geburts tages des Königs durch Ordensverleihung ausgezeichnet worden sind, befinden sich Landgerichtsdirektor Frommhold in Dresden, der die Verhandlungen in dem vielgenannten Prozesse wegen der Löbtauer Gewaltthaten zu leiten hatte, sowie der Generalstaatsanwalt Geheimer Rath vr. Rüger in Dresden, der im Reichstage den Angriffen standzuhalten hatte, die wegen jenes Prozesses von demokratischer Seite gegen die Justizverwaltung gerichtet wurden. Landgerichtsdirektor Frommhold erhielt das Ritterkreuz 1. Klaffe des Verdienstordens, Generalstaatsanwalt vr. Rüger das Komthurkreuz 1. Klasse des Albrechts-OrdenS. — Königsrommers des BerbandS der Studirenven der Freiberger Bergakademie. Der Verband der Studiren- den an der Kgl. Bergakademie zu Freiberg veranstaltete gestern Abend zu Ehren des Geburtstages unseres Königs im Saale des Gewerbehauses einen Kommers, der sich einer überaus regen Be theiligung von Seiten sämmtlicher Corps, der freischlagenden Verbindung „Vorwärts", der Burschenschaft „Glückauf", sowie auch der Finkenschaft zu erfreuen hatte. Die von jugendlicher Frische und Fröhlichkeit erfüllte, von vaterländischer Begeisterung und nationaler Gesinnung durchwehte Festfeier, der eine große Zahl von Ehrengästen, Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, Angehörige des Offiziercorps unserer Garnison bei wohnten, nahm einen schönen, herzerhebenden Verlaus. Schon der Festraum gewährte im Schmucke der deutschen, sächsischen und städtischen Farben, mit der geschmackvollen Anordnung von Pflanzen, aus deren dunklem Grün die Königsbüste hervor leuchtete, und im Aus- und Niederwogen der bunten, heiteren Couleurs der verschiedenen studentischen Vereinigungen, deren Chargirte in bergmännischer Paradeuniform den Tafeln präsi- dirten, einen überaus malerischen Anblick. Nachdem Herr Stud. Seibt-Franconine in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Aus schusses vom Verband der Studirenden mit kurzen, herzlichen Worten die Erschienenen begrüßt und zum Dank für ihr Er scheinen den ersten Salamander kommandirt hatte, gedachte er in gedrungener Kürze mit markigen Worten der Bedeutung deS fest lichen Abends, gelobte namens der studirenden Jugend, allezeit mit Vertrauen und Liebe zu unserem greisen Heldenkönig empor blicken und allezeit treu bereit sein zu wollen für des deutschen Reiches Herrlichkeit. Dem begeistert aufgenommenen Hoch auf den König folgte die stehend gesungene Sachsenhymne. Hierauf ergriff Herr Geheimer Bergrath Weisbach das Wort, um zu nächst das Nichterscheinen des Direktors der Königl. Bergakademie, Herrn Geheimrath vr. Winkler, mit dessen Unwohlsein zu ent schuldigen und sodann aus die äußeren und inneren Veränder ungen hinzuweisen, die seit dem Amtsantritt des Leiters unserer Akademie dieselbe erfahren hat. Als eine der wichtigsten dieser durchgreifenden Veränderungen bezeichnet Redner die Einrichtung, daß auch jeder nichtdeutsche Studirende ein Zeugmß beizubringen hat, welches dem Zeugniß eines deutschen Gymnasiums gleich- werthig erscheint, wodurch unsere Bergakademie erst in den Rang einer eigentlichen Hochschule erhoben worden sei, und bittet zum Schluß seiner mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen, durch einen Salamander der kräftigen Initiative des Herrn Geheimrath Winkler den Dank ausdrücken zu wollen. Auf gleiche Weise ehrte Herr Stud. Ulbricht die anwesenden Herren Professoren Geh. Bergrath Weisbach und Bergrath Schertet, die er im Namen der versammelten Studirenden zu der ihnen durch königliche Huld gewordenen Auszeichnung beglückwünschte. In fein-humoristischen Wendungen dankte Herr Geb. Bergrath Weis bach und widmete sein Glas mit einem „Glückauf!" den Herren Studirenden. Mit begeisterten Worten brachte sodann Herr Stud. Schütz (Süxo-Borrussiae) ein Hoch auf Kaiser und Reich aus, das brausenden Widerhall fand und dem der allgemeine Gesang des Liedes „Deutschland über alles!" folgte. — Die schöne fröhliche Studentenzeit, die in voller Jugendlust und doch mit Maß genossen werden möge, feierte in heiteren geistvollen Worten Herr Staatsanwalt Justizrath vr. Meier. Gleiche Töne schlug Herr Stadtrath Lohse a», der sein Glas „dem Burschen wohl" weihte, worauf das Lied: „Burschen heraus!" erklang. In herzlicher, gemüthvoller Weise gedachte Herr Geh. Bergrath Merbach, ausgehend von den Segnungen, die unser Vaterland Sachsen unter der weisen und milden Regierung König Alberts erfahren, „seiner Stadt Freiberg", die für das praktische und theoretische Studium der Bergwissenschasten so viel Vorzüge in sich vereinigt, den Herren Studirenden so großes und herzliches Entgegenkommen gewährt, eine Stadt, in der cs sich „gut sein" läßt, ohne daß man doch nöthig habe, „hier Hütten zu bauen", denn diese seien ja schon da. Redner bringt seiner geliebten Vaterstadt ein inniges Glückauf mit dem Wunsche, daß Freiberg nach Jahrhunderte» noch sagen könne: „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz; Gott schenke uns Allen ein fröhliches Herz!" — Mit einmüthiger Zustimmung der Anwesenden ward ein Huldigungstelegramm an den König abgesendet, des Inhalts: „Die zur Feier von Ew. Majestät Geburtstag versammelte Freiberger Studentenschaft entbietet Ew. Majestät alleruuter- thänigsten Gruß." — Ehe die Fidelitas, für welche Herr Stadt rath Lohse das Präsidium übernahm, in ihre Rechte trat, gedachte in flammenden Worten der Begeisterung Herr Stud. Berg der geplanten Errichtung der Bismarcksäule, dankte sür die bisher zn Theil gewordene reiche Unterstützung und erbat zur Förderung und Vollendung des begonnenen schönen Werkes das fernere thatkräftige Wohlwollen aller patriotisch Gesinnten, die sich einen in dem Bekenntniß: „Hie gut deutsch allerwege!" — Die Pausen zwischen den einzelnen Ansprachen und Gesängen füllte das Bergmusikchor unter Leitung des Herrn Kunze mit flott und schneidig gespielten, der Bedeutung der Festseier entsprechenden Musikstücken aufs Beste aus. — Auf das Huldigungstelegramm lief heute von König Albert folgende Danldepesche ein: „Ich danke der Freiberger Studentenschaft für den mir zugesandten freundlichen Gruß. Albert." — Am Dienstag Abend veranstaltete das Gymnasium Albertinum seinen diesjährigen Ball in den Räumen des Kaufhauses. Nachdem die Webersche Jubel-Ouverture verklungen war, forderte Herr Rektor Prof. vr. Preuß die Anwesenden zu einem dreifachen Hoch auf den König auf, in das alle begeistert einstimmten. Hierauf spielten Schüler der Unterprima das Körnerfche Lustspiel „Der Vetter aus Breme»". Alsdann trug