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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-18
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.01.1899
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yrewerger Anzeiger ««d Tageblatt, «eite S. — 18. Aan««r. organ einer t. Interessen vertritt. , das Entschiedenste den Zuzug nach den großen Städten. Nun giebt sich der Artikel zwar den Anschein, als trete er ebenfalls für eine Decentralisatwa ein — denn er schließt: „ES werde für wünschenSwerth bezeichnet, daß nunmehr auner Riesa auch andere Mittelstädte in ähnlicher Weise Berücksichtigung fänden" — in Wirklichkeit aber leistet der Artikel nur den großstädtischen In teressen Vorspann, waS schon daraus hervorgeht, daß die „Dresdner Nachrichten" diese Darlegungen nachdrucken und als „zutreffend" bezeichnen. ES heißt doch ganz gewiß de» That- sachen Gewalt anthun und die Dinge auf den Kops stellen, wenn man mit dem „Vaterland" behauptet, „daß zur Entlastung der übergroß gewordenen Landgerichte sich Mei gen und Döbeln wesentlich besser eignen als Riesa!" Meißen könnte höchsten- Dresden ein wenig entlasten, Döbeln aber würde vom Dresdner oder Leipziger GerichtSbezirk sogut wie gar nichts aufnehmen können. Und bloß um den Mittelstädten Döbeln oder Meißen ein Geschenk zu machen, ist der Plan doch wohl nicht gefaßt worden. Will man den Zweck der Decentralisation ernstlich er reichen, so könnteallein Riesa als Sitz eines neuen.LandgerichtS in Frage kommen! Oder will man decentralisiren, ohne die Großstädte anzurühren? Wer mag wohl das Kuckucksei in daS „Vaterland" gelegt haben? — DaS Ministerium deS Innern hat unbeschadet weiterer wohin die einseMge Vertretung lokaler Interesse» führe« kann. Air könne» es ja verstehe», wie selbst Großstädte, denen Alle» von selbst zufällt und zuströmt, Garnisonen in Hülle und Fülle, werthvoll« Staatseinrichtunaea mit Tausende» von Beamten, Schulen und dergl. mehr, nach denen ganz von selbst eine Loncentration der Vermögen und d«S Verkehrs stattfindet, — ganz abgesehen von dem unfreiwilligen Tribut an wirthschaftlichen Kräften, den der „Zug nach der Groß stadt" auS den Mittelstädten und dem platte» Lande den Jndustriecentre» zuführt — wir können verstehen, wie selbst Großstädte sich mit Macht gegen jeden Verlust sträuben. Ja wir sind mit Interesse den bezüglichen Vorgängen in Dresden gefolgt und wir gönnen gern und neidlos Jedem da- Sein«. Aber wir wollen auch in den Mittelstädten da» Unsere behalten! Da finden wir zu unserem Erstaunen in der letzten Nummer de» konservativen LandeSorgans, im „Vaterland", eine Mit- theilung, deren Inhalt unseres Erachtens weder in da» LandeS- großen Partei gehört, noch überhaupt konservative ertritt. Die konservative Partei bekämpft von je auf pflichtung auferlegt, weiter entsprechende Nachricht zu gebe«, und zwar: dem Hauptmeldeorte Neuhausen a» di« Gemeindebehörde zu Olbernhau, dem Hauptmeldeorte BräunSdorf an die ihm noch zu bezeichnende nächste Meldestelle in der AmtShauptmannschast Döbel», dem Hauptmeldeorte Rothenfurth an die ihm noch z» bezeichnenden Meldestellen in den AmtShauptmaunschasten Döbel» und Meißen, dem Hauptmeldeorte Naundorf a« die ihm noch z« bezeichnend« nächste Meldestelle iu der AmtShauptmauuschaft Meißen. UebrrdieS wird, wa» den Hauptmrldeort Mulda an- langt, die AmtShauptmannschast Dippoldiswalde ersucht werde», die OrtSbehörde zu Rechenberg zu entsprechender rechtzeitiger Be nachrichtigung der OrtSbehörde Mulda vo» eintrrtend« Hoch wassergefahr anzuweisen. Die OrtSbehörde» habe« die ihnen zugegangene» WasserstandSnachrichten unverzüglich durch eine» oder mehrere Anschläge, welche bei eintretender Dunkelheit zu er-, leuchten sind, erforderlichen Falle» auch durch besondere Ansage in den zunächst gefährdeten OrtStheilen zu verbreite». Endlich wird den gesammten OrtSbehörde« deS diesseitigen Verwaltungs bezirke» empfohlen, wegen Heranziehung der in ihren Orten vor handenen freiwilligen Feuerwehren zur Hilfeleistung iu Fälle» von Hochwassergefahr schon im Vorau» da» Nöthige mit de» be treffenden Feuerwehr-Kommandanten zu vereinbaren. Im llebrige« versieht sich die Königliche AmtShauptmannschast zu de» Ort»- behörden und Gutsvorstehern in den nicht an den obenbezeichnete» größeren Wasserläufen gelegenen Orten ihre» Bezirk», daß sie, auch soweit kleinere Wasserläufe ia gefahrdrohender Weise an schwellen, nicht unterlassen werden, den unterhalb liegende«, Gemeinden rc. auf schnellstem Wege zweckentsprechend« MittheiluuM zu machen, wie sie auch der Hoffnung sich hingiebt, daß alle Bezirk-eingesessenen, ganz abgesehen von der ihnen nach 8360,10 des ReichsstrasgesetzbuchS obliegenden Verpflichtung, im Falle der Noth sich angelegen sein lassen werden, ihre ganze Kraft zum Schutz von Leben und Eigenthum auszubieteu. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt eine größere Anzahl von Alpenbesuchern unv Alpenfreunve« (Herren und Damen) für nächsten Sonnabend Abend ein gesellige» Beisammen sein im Gewerbehause, verbunden mit Darbietungen gesanglicher und anderer Art. Die Theilnahme von Schülern und Schülerinnen wird nicht gewünscht. Besondere Einladungen sind nicht ergangen, man hofft iedoch auf recht zahlreich« Bttheiligung, wir man sich von den in Aussicht genommenen Darbietung«» recht genußreiche, frohe Stunden versprechen darf. — Unter den deutschen HandelSgärtnrrn macht sich bekanntlich gegenwärtig allgemein eine Bewegung geltend, die dahin geht, einen Schutzzoll auf die Erzeugnisse der Gärtnereien herbeizusühren. In neuester Zeit haben beispielsweise in Hannover und Berlin Versammlungen im schutzzöllnerische» Sinne statt- gesunden. Auch die sächsisch« Gärtnerwelt nimmt a» diese« Be strebungen lebhaft Antheil. Der Gartenbauverband für da» Königreich Sachse« und die Schutzzollkommissio« haben sürDienS- tag, 24. Januar, eine Delegirtenversammlung in Dresden und zwar im Restaurant zu den „Drei Raben" anberaumt, die sich ausschließlich mit der Frage deS Schutzzolls auf Gärtnereiprodukte befassen wird. Man plant, einen Zolltarif ausjustellen, der außer allgemeinen nationalökonomischen Prinzipien insbesondere, die Grundsätze beobachtet, daß durch ihn die Einfuhr nicht un möglich gemacht und daß dem Gemüsehandel im Grenzverkehr gebührend Rechnung getragen werde. Darnach soll die Königl. Staatsregierung ersucht werd««, dahin wirken zu wollen, daß die Tarifsätze gegenüber den Staaten, die mit Deutschland nicht «tt» gegenstehende Verträge eingegangeu sind, thunlichst bald Geltung erhalten. — Buchführung-kursu» für selbständige Land- wtrthe. Auch dieses Jahr hat daS Direktorium des landwirth- schaftlichen Kreditvereins zu Dresden eine ansehnliche Summe auS den Erträgnissen der Mehnert-Stiftung zur Abhaltung von Buchsührungskursen für selbständige Landwirthe bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Ein solcher Kursus wird in den Tage» vom 16. bis mit 25. Februar an der hiesigen landwirthschaftlichen Schule abgehalten werden. Anmeldungen zur Theilnahme an demselben sind baldigst bei dem Leiter deS Kursus Herr» l)r. Kohlschmidt mündlich oder schriftlich zu erwirken. — Zu besetzen: die Lehrerstelle zu Jngelsburg bei Adorf. Kollator: daS K. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unter richts. Einkommen: 1200 Mark Grundgehalt, 11 Mark Accidentien, bis auf Weiteres 144 Mark für vier Ueberstunden (Sommerturnen einaeschlossen), 72 Mark für Fortbildungsschul unterricht, 60 Mark für Unterricht in weiblichen Handarbeiten, wenn ihn die Frau des Lehrers ertheilt, freie Wohnung und Gartengenuß. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 28. Januar beim K. Bezirksschulinspektor Schulrath Hörig in Oelsnitz i. B. einzureichen. V Brand, 16. Januar. Der am Sonntag Abend im Kron prinz veranstaltete Vortragsabend des Gesangvereins „SängerkreiS" aus Anlaß des 50jährigen Bestehens war sehr gut besucht. In dem geschmackvoll dekorirten Saale stand die altehrwürdige Bereinsfahne. Mit dem Vortrag des Silcherschen Liede- „Wir sind ein festgeschlossener Bund" durch den Männerchor ward dek Abend eingeleitet. Darauf folgte daS reizende Männerquartett von Abt „Die stille Wasserrose". DaS erste Lied, welche- vor 50 Jahren zuerst geübt worden ist war „Christliche- Verlangen" von Breitenstein. Nach dessen Gesang begrüßte der BereinS- vorstand Herr Kassenkontrolleur Max Helbig die Anwesenden mit recht herzlichen Worten. Er knüpfte hieran einen geschicht lichen Rückblick auf die Zeit deS Bestehens des Vereins. Hierbei dankte der Redner dem seit dem 6. Februar 1849 dem Verein bis heute noch aktiv als Sänger angehörenden Mitgliede, dem Zimmersteiger Herrn Wilhelm Schmidt aus Erbisdors, sowie Herrn Kantor Oberlehrer Hartmann für seine hingebende Leitung der Sängerschaft. Beiden Herren wurde ein kräftig Lied hoch gebrächt. Weiter gab der Vorsteher bekannt, daß die eigentliche Jubelfeier im Monat Juni festlich begangen werden soll. Auf das fernere Wohl und weitere Blühen des Vereins wurde sodann ein Lied hoch gesungen. Hierauf dankte Herr Steiger Schmidt sür die ihm erwiesene Auszeichnung. Bon einem früheren lang jährigen Mitgliede der Harmonie, wie sich früher der Verein nannte, dem Herrn Gemeindevorstand Größel in Lichtenberg, ging ein Glückwunschtelegramm ein, für daS dem Absender durch ein, harmonisches Lied hoch gedankt wurde. ES kamen noch das treffliche Tenorsolo „Der Diebstahl" von Thielen durch Herrn' Steiger Dreßler und daS Männerquartett „Die letzten Bier" von Wolf in wirksamster Weise zum Vortrag. Sämmtlichew mitwirkenden Damen und Herren wurden zahlreiche Beweise der! Anerkennung zu Theil. Auch an trefflichen Zugabe» fehlte eS nicht. Den Beschluß des Abend- bildete Tanz. Die Eröffnung der Bahnlinie Nossen-Wilsdruff wird nun mehr bestimmt am 1. Februar erwartet. Am 31. Januar finde» die Einweihungsfeierlichkeiten mit folgendem Programm statt: Abfahrt des FestzugeS von Nossen nach Wilsdruff Vorm. S Uhr 20 Min., Abfahrt von Wil-druff nachm. 12 Uhr 25 Min., Fest mahl im Gasthof z» Mohorn nachm- 1*/, Uhr. Der Preis «»«: Entschließung darüber, inwieweit und in welcher Weise der Nach richtendienst dei Hochwasser sür das ganze Land einheitlich zu regeln sei, angeordnet, daß vorläufig, soweit es nicht bereit» geschehen ist, von den Amtshauptmannschasten als Flußpolizei- behörden unter Vernehmung mit den Stadträthen der Städte mit revidirter Städteordnung sowie nach Gehör der Königl. Straßeu- und Wasserbauinspckticnen das Erforderliche je für ihre Bezirke derart eingerichtet und festgesetzt werde, daß diesen Bestimmungen baldmöglichst nachgegangen werden kann. Für den Ver waltungsbezirk Freiberg erscheint nun ein solcher geregelter Nachrichtendienst nöthig in denjenigen Fällen, in denen die am Unterlaufe eines fließenden Gewässers liegenden Ortschaften und Grundbesitzer auf ein außergewöhnliches Anschwelleu desselben n-cht oder doch nicht genügend vorbereitet sein können, wie beispiels weise beim Niedergänge von Wolkenbrüchen, bei außergewöhnlich raschen Schneeschmelzen und bei stärkeren Landregen, die, wie derjenige vom Juli vorigen Jahres, ungewöhnlich hohen und zugleich ganz unerwartet raschen Wasserwuchs zur Folge haben. Namentlich sind die bei Wolkenbrüchen in den kleineren Wasser läufen ganz plötzlich auftreteuden und mit oft umheimlicher Ge schwindigkeit sich fortbewegenden Hochfluthwellen schon oft am Wasser spielende» Kindern und Erwachsenen, die sich argloS im Wasser badeten, verhängnißvoll geworden, weil keine Zeit war, sie rechtzeitig zu warnen und zu retten. In einer von der Königl. AmtShauptmannschast unter Theilnahme des Herrn Straßen-und Wasserbau-Inspektors kürzlich abgehaltenen Besprechung mit dem Herrn Bürgermeister zu Freiberg und den Herren Vorständen der besonders interessirten Gemeinden ist die Frage wegen des einzurichtenden Hochwasser-NachrichtendiensteS des Näheren erörtert und hiebei sür zweckmäßig befunden worden, daß der gedachte Dienst in jedem einzelnen Jlußthale für sich eingerichtet werde. Aus Grund der bei dieser Besprechung getroffenen Vereinbarungen hat die Königl. AmtShauptmannschast beschlossen, Folgendes, wie hiermit geschieht, anzuordnen: Der Hochwasser-Nachrichtendienst wird eingerichtet sür die Thäler a) der Flöha mit Schweinitz, d) der großen StriegiS, v) der Freiberger Mulde mit Gimmlitz und Chemnitz, ä) der Bobritzsch. Um den Wasserstand in den an den vorgedachten Wasserläusen gelegenen Orten jestzustellen, werden von der Straßen- und Wasserbau- inspektivn Freiberg im Einvernehmen mit den betheiligten Herren Gemeindevorständen und Gulsvorstehern auf Kosten des Bezirks verbandes Freiberg an den dazu geeigneten Stellen Merkmale angebracht, welche in deutlicher Weise die Hochwasserhöhe vom 31. Juli 1897 kennzeichnen. Der einzuführende Hochwasser- Nachrichtendienst hat zu beginnen, sobald ein Wasserstand von 1 Meter unter dem 1897er Höchststände erreicht ist, .und zwar ist hiervon sofortige telegraphische Mittherlung an die Anstshauptmannschaft und die Straßen- und Wasserbauinspektion Freiberg zu machen von den Herren Gemeinbevorständen zu Cämmerswalde, Linda, Dorfchemnitz, Mulda und Oberbobritzsch, welch' Letztere auch die weiter nothwendig erscheinenden Nach richten an die vorgedachten Behörden zu geben haben. Außerdem werden als Hauptmeldeorte bestimmt für das Gebiet: a. der Flöha mit Schweinitz die Orte Cämmerswalde und Neuhausen, d. der großen StriegiS die Orte Linda, Oberschöna und BräunS- dors, e. der Freiberger Mulde mit Gimmlitz und Chemnitz die Orte Dorfchemnitz, Mulda, Lichtenberg (für die Gimmlitz), Weißenborn, Freiberg, Halsbrücke, Rothenfurth, ä. der Bobritzsch die Orte Oberbobritzsch, Niederbobritzsch und Naundorf. — Die Kontrolle des Wasser st eigens in den Orten Weißenborn, Naundorf und Oberschöna wird den dort stationirten Königlichen Straßenwärter» übertragen, während iu den übrigen vorgedachten Orten diese Kontrolle bestimmten, von den betreffenden Herren Gemeindevorständen hiersür zu bestellenden Personen zu übertragen ist. Bezüglich der Art des Nachrichtendienstes wird bestimmt, daß die Haupt meldeorte — abgesehen von den an die Amtshauptmann- schast und die Königl. Straßen- und Wasserbauinspektion Freiberg zu erstattenden Anzeigen — auf die möglichst schnellste und sicherste Weise (durch Telegraph, Telephon, Meldereiter, Rad- sahrer, Fußboten) die Ortsbehörde des nächstuntersten Haupt- meldeortes, außerdem aber auch die Ortsbehörden der dazwischen an demselben Wasser liegenden Ortschaften, sowie die Besitzer etwa in Gefahr befindlicher einzelner Mühlen, Triebwerke und Gehöfte zu benachrichtigen haben, wenn der Hochwasserstand das oben festgelegte Maß erreicht hat. Weitere Nachricht ist bei fortgesetztem Steigen des Wassers zu geben Borm. 6 llhr, Mittags 12 Uhr uud Nachm. 6 Uhr, in dringlichen Fällen aber noch öfter. Außerdem wird de» nachgedachte» Hauptmeldeorte» die Ver ¬ hoben könnte. Trotz der jüngsten Ereignisse, nämlich Faschoda und die Heeresvermehrungen m verschiedenen Ländern, ist di« russische Regierung noch der Ansicht, daß die Einberufung der Konferenz rathsam sei. Den letzten Nachrichten au» AfghattiAa« zufolge ist der Emir schwer erkrankt; man befürchtet stündlich sei» Ablebe«. Lhimu Die Saiserin-Mutter hat sich auch noch eine eigene Leibgarde vo« 40000 Mann Elitetruppen zu« gelegt. Davon wurden 10000 der kaiserlichen Gardekavallerie, 10 000 der Avantgardekavallerie der kaiserlichen Garden, 10 OM den Pekinger „Feldtruppen" und die letzten 10 OM dem „Acht bannerheere" entnommen. Der Sold der neuen Kaiseringarde beträgt 2 Tale- monatlich mehr, al» derjenige der Kaisergarde. Diese Maßregel ist um so charakteristischer, al» die Kaiserin biS dahin nur ihre Palastwache besaß und ein« Kaiseringarde über haupt nicht existirte. Aber diese Frau, welche man al» so alt- zöpfisch und reaktionär verschrieen, thut nicht» halb und durch brach, kaum daß ihre Garde geschaffen war, sofort die ele mentarsten Regeln de» chinesischen CeremomellS, indem sie den 28. v. M. eine große Manöverrevue vor den westlichen Thoren de» Palastes über ihre neue Garde und die soeben au»gehobenen neuen Regimenter der „Pekinger Feldarmee" abhirlt. Sie be grüßte persönlich die Truppen, di« einzeln Vor ihr defiliren mußten, sprach deren Kommandanten direkt an, beries schließlich sämmtlich« Offiziere wie zur Kritik, und befahl ihnen, den Truppen ihre „hohe Befriedigung über deren kriegerische Haltung und Disziplin auSzusprechrn, auf welche sie in dieser Zeit der Gefahr und Krise blindlings in dem felsenfesten Vertrauen rechne, daß sie sich als ein sicherer Wall von unüberwindlicher Stärke erweisen würden, hinter dem sie ruhig und in Frieden über da- Wohl deS Reiches wachen könne". ES ist daS erste Mal, daß eine derartige Truppenrevue abgehalten wurde. Bereinigte Staaten. Die fortwährenden Hetzerei« eine- großen Theils der amerikanischen Presse gegen Deutschland haben die Gemüther derartig aufgeregt, daß sich ein Vertreter des Volks in öffentlicher Sitzung zu einer Acußerung hat hinreißen lassen, die an Pöbel Hastigkeit Alle» bisherige übersteigt. Im Repräsentantenhaus zu Washington erklärte der demokratische Deputirte sür Kentucky Mr. Berry in seiner Rede bezüglich der Philippinen unter stürmischem ApplauS: Wir werden vielleicht Deutschland dieselbe TrachtPrügel ertheileu müsseu wie Spanien." — Unverschämte Bagage! Oertlich-s und Sächsisches. Freiberg, den 17. Januar. — In der am Sonnabend unter Vorsitz de- Herrn AmtS- yauptmannS Ober-Reg.-Rath vr. Steinert abgehaltrnen Sitzung deS Bezirks-Ausschusses der Königl. AmtShauptmann- schaft Freiberg gelangte zunächst die Rechnung über die Ver waltung des Vermögens des Bezirksverbandes Freiberg aus 1898 sammt Anhängen zum Vortrag. Es wurde beschlossen, dieselbe der Bezirksversammlung zur Richtigsprechung zu empfehlen. — Der HauShaltplan über die Verwendung der Zinsen de» Bezirks vermögens aus das Jahr 1899 wurde sestgestellt; er soll der Bezirksversammlung zur entgiltigen Beschlußfassung vorgelegt werden. — Die Irrung wegen der Oeffentlichkeit des im Flöha- thale am sog. Lässigheerd beginnenden, durch die Flur deS Ritter gutes Purschenstein und sodann über da- Haustein'sche Grund stück iu Niederseiffenbach führenden und in den Niederselsfenbach- Seiffener Kommunikationsweg einmündenden Weges wurde dahin entschieden, daß der bezeichnete Weg zwar als öffentlicher Fuß-, nicht aber als öffentlicher Fahrweg anzuerkennen sei. — Die Gesuche: a) Krumbiegel's in WeigmannSdorf um Erlaubniß zum Tanzhalten und zur gewerbsmäßigen Veranstaltung von Singspielen, d) Bernhards in Niederlangenau um Genehmigung zur Errichtung einer Schlächterei, v) der vcrw. Bellmann iu Weißenborn um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein, ä) König's in Fricdeburg um Erlaubniß zum Wein-, Bier- und Kaffeeschank und zur Verabreichung von Speisen und Delikatessen, s) Kretzschmar'S in Dörnthal um Erlaubniß zur Ausübung des auf dem Grundstücke Kat.-Nr. 158 daselbst ruhenden Nealrechtes zum Schanlbetriebe, sowie zum Branntweinschank, Branntwein kleinhandel, Beherbergen, Tanzmusikhalten, Veranstalten von Singspielen rc., k) Schlegel's in Heidersdorf um Erlaubniß zum Branntweinkleinhandel, x) der verw. Haustein in Heidelberg um Genehmigung zur Dismembration des Grundstückes Fol. 33 da selbst erfreuten sich insgesammt, bez. bedii'gungsweise, bei fälliger Entschließung. — Der I. Nachtrag zum Regulativ über die Erhebung direkter Anlagen in der Gemeinde Ullersdorf mit Pilsdorf sand Bestätigung. — Die Jagd nach dem — Landgericht! Wie schon mitgetheilt, beabsichtigt das sächsische Justizministerium die Er richtung eines neuen (achten) Landgerichtsbezirks in Sachsen. Es sollen dadurch die Landgerichte Dresden und Leipzig entlastet werden. Sitz des neuen Landgerichts soll die Stadt Riesa sein. Dieser Plan entspricht dem durchaus zu billigenden Prinzip der Decentralisation, welches der gegenwärtige Justizminister vr. Schurig im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger dem verstorbenen Justizminister vr. von Abeken mit Nachdruck verfolgt. Es ist ja bekannt, daß in den letzten Jahren eine Reihe kleinerer Amts gerichte, die unter dem Amtsvorgänger des jetzigen Herrn Justiz minister ausgehoben worden waren, wieder ins Leben gerufen und auch einige neue begründet worden sind. Bon der weitaus über wiegenden Mehrheit der Bevölkerung ist dieses Borgehen, das ja nicht blos im Interesse der Rechtspflege liegt sondern sich auch in wirthschaftlicher Beziehung empfiehlt, nur mit Freuden begrüßt worden. Jetzt handelt es sich um die Errichtung eines neuen, also achten Landgerichts. Gegen diesen Plan haben sich, obwohl er aus den seinerzeit von der Volksvertretung ge billigten Gründen im allgemeinen Interesse nur gut geheißen werden kann, in Dresden sowohl wie in Leipzig und auch in einigen interessirten Städten Stimmen erhoben. I» Dresden sind es in erster Linie die Rechtsanwälte, die, weil sie von einer Abtrennung einzelner Amtsgerichte für sich selbst Nachtheile befürchten, Wider spruch erheben. Und in Leipzig will man zwar gegen die beab sichtigte Abtrennung eine Anzahl Amtsgerichtsbezirke (Wurzen, Oschatz und Mügeln mit zusammen etwa 85000 Einwohnern) nichts haben und sich nöthigensallS auch noch die Abzweigung des Amtsgerichtsbezirkes Leisnig mit annähernd 22000 Seelen ge fallen lassen, aber unter der Bedingung, daß in Sachsen neben dem Oberlandesgericht in Dresden noch ein zweites Oberlandes gericht Leipzig errichtet und diesem etwa die Landgerichtsbezirke Leipzig, Zwickau, Chemnitz und Plauen zugewiesen würden. Dem Oberlandesgericht Dresden würden dann nur noch die Landgerichte Dresden, Freiberg, Bautzen sowie ein neues Landgericht in Riesa oder Döbeln verbleiben. Ob diese Zweitheilung der Rechtspflege in Sachsen in eine östliche und eine westliche Hälfte wirklich im Interesse de- Landes liegt, sei dahingestellt, jedenfalls aber zeigt daS Verlauge» Leipzigs «ach einem zweite» OberlaudeSgericht,
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