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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-18
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.01.1899
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18»S. Aretderger Anzeiger ««» Lageblatt. Sette P. — l8. Aanuar. 14. (Nachdruck vcrboteu.) fl>. Fortsetzung.) > wird ieinach und der Direktor deS „Siäcle" werden durch Labori und Levy Salles vertreten sein. 150 Zeugen sind von der Verteidigung und 50 von der Wittwe Henrys geladen. Unter diesen Umständen verspricht dieser Prozeß ein zweiter Zolaprozeß zu werden, nur Kßr Kind der Straße Roman von H. Schöler,. über die Frage gesprochen, ob die Geheimakten der Kriminal- kammrr mitgetheilt wurden. Sarrien habe sich in be jahendem Sinne ausgesprochen, jedoch die Zweckmäßigkeit dieser Maßregel Verneinh, weil der Kassation-Hof sich sein Urtheil schon gebildet habe und man sich auf eine Unschuldig- keitSerklärung ohne Zurückverweisung gefaßt machen müsse. Also eine Meinungsäußerung eine- außerhalb deS höchsten Gericht- stehenden Mannes soll oaS Urthcil diese- Gerichts von vornherein entwürden! An sonstigen Nachrichten zur Revisionsangelegenheit liegt noch folgendes Telegramm der „Voss. Zeit." vor: Paris, 16. Januar. Von mehreren Seiten wird angekündigt, die Richter SallantiuundSeve st re vielleicht auch Roulier und Chambarand der Strafkammer würden daSBeispiel OurSnayS nachahmen und geräuschvoll abdanken, um die Strafkammer unheilbar zu zerrütten. Sallantin und Sevestre hierüber befragt, erklärten zwar diese Angaben für unrichtig, gaben aber den zweideutigen Grund an, sie hätten die Pflicht, auf ihrem Beobachtungsposten auSzuharrrn; es ist kaum z:veifelhast, daß ein ähnlicher dunkler Anschlag eifing gezettelt wird. — General Mercier nimmt in seinem Leibblatt „Soir" daS Wort und wiederholt alles, was die Generalstabsprcsse seit zwei Jahren über Dreyfus gebracht hat. Er fügt hinzu, der Fälscher Henry habe seine volle Hoch achtung, da er in der edeln vaterländischen Absicht gefälscht babe, daS berühmte Syndikat zu bekämpfen. Reinach hat für die Schwurgerichtsverhandlung vom 27. d. M. 209 Zeugen vorge laden; es wird iudeß schwerlich zur Verhandlung kommen, da der Gerichtshof sich für unzuständig erklären wird. — In den großen Provinzstädten fanden gestern die ersten von der Patriotenliga veranstalteten Volksversammlungen statt, die fordern, daß die Dreyfussache der Strafkammer entzogen und dem vereinigten Höchsten Gericht zugewiesen werde. Die Klagen, welche die Wittwe Henrys wegen Ver leumdung ihres Mannes durch einen Gerichtsvollzieher Reinach hat zustellen lassen, stützt sich auf folgende Auszüge der Artikel Reinachs im „Siecke". Zunächst schrieb er am 26. November: Zwei Hypothesen sind nur möglich: Henry ist Fälscher und Meineidiger geworden aus Hingebung für den Generalstab, oder der Held des Generolstabes, Henry, ist ein Verräther und ein Mitschuldiger Esterhazys. Der Artikel kam zu folgendem Schluß: „Ich habe noch nicht genug Beweise, um zu behaupten, daß Henry wirklich der Mitschuldige Esterhazys ist; eS müßte eine Unter suchung hierüber angestellt werden. Aber schon am ersten Tage, wo Henry das Borderau sah, mußte er erkennen, daß Esterhazy der Verräther war." Am 6. Dezember schrieb Reinach unter dem Titel „Henry und Esterhazy" folgendes: „Däroulede rief gestern nach einer Versammlung: es lebe die Armee, nieder mit den Verräthern! Wir haben immer dieselben Rufe ausgestoßen. Herr DvroulLde muß aber wissen, daß eS in Frankreich keinen Verräther mehr giebt, seitdem Esterhazy die Flucht ergriffen hat." Dann stützt sich die Anklage noch auf die weiteren Worte in demselben Artikel: „Man muß nur wissen, wer die Verräther sind. BiS jetzt hatten wir nur zwei vor Augen, Esterhazy und Henry. Daß Henry der Mitschuldige Esterhazys war, ist sicher." In einem andern Artikel schrieb Reinach: „Henry machte sich zusammen mit Esterhazy ans Werk. In dem betreffenden Jahre haben die beiden Verräther und Schwartzkoppen ihre schönste Ernte gehalten, Schwartzkoppen an Erkundigungen und Henry und Esterhazy an Dukaten, ungefähr 100000 Franc?." In einem spätern Artikel am 28. Dezember kam Reinach noch auf seine srühcrn Behauptungen zurück und erklärte dieselben als richtig, bestimmt und unwiderlegbar. Darauf gründet sich die Klage der Wittwe Henrys. Der Prozeß beginnt am 27. Januar, den Vorsitz wird Poupardin führen. Für die Wittwe Henrys der Anwalt Emile de St. Auban an die Barre treten, R« Verwaltung sendete den Verunglückten den Bahnarzt, der ihn be handelte. DerAiskuS argumentirt nun so: Kurkosten hat eS in diese» Falle, weil der Bahnarzt die Behandlung führte, nicht ge geben. Zweimal nichts, macht wiederum nichts; «rxo bekommt der Verunglückte als Doppeltes der Kurkosten nichts an Schmerzensgeld. Solche Prozeßstandpunkte sollte der FiSku» doch endlich über Bord werfe«. Unsere soziale Auffassung be findet sich m schroffstem Widerspruch zu dieser Art „FiSkalität". UebrigenS ist eS auch unwahr, daß die Behandlung nichts ge kostet habe, da der Bahnarzt Honorar bezieht und die Verpflegung auch nicht umsonst geschehen fein wird. veWerreiH. Aus Wie», 16. Januar, wird gemeldet: Die Klnbobmäoner der Linken berat Heu heute über die weitere Halt»»g der Opposition, insbesondere gegenüber der Rekruten vorlage. Der geschästsführende Obmann der Fortschrittspartei vr. Groß wird die Wiederaufnahme der Obstruktion, ferner ein gemeinsames Vorgehen bezüglich der neuen Miniftrranklagen be antragen. Falls eine Einigung der gesammten Opposition scheitert, wollen Fortschrittspartei und deutsche Volkspartei, zu sammen siebzig Mitglieder, verstärkt durch die Schoenerianer, die Obstruktion allein wieder aufnehmen. Die Sozialdemokraten werden die Obstruktion keiueSsallS unterstützen, um der Regierung kein« Handhab« Wr raschen Vertagung des Parlements zu geben, welche die Offiziösen für den Fall der Wiederausnahme der Obstruktion bereits ankündigen. — Nach einer Reichen berger Meldung planen die deutschen Advokaten Böhmen? anläß- lich der jüngsten Entscheidung deS obersten Gerichtshofes über die Giltigkeit der Sprachenverordnungen ein Vorgehen, daS die Unmöglichkeit der Durchführung dieser Entscheidung dar- thmi soll. — Gestern Abend fand in Wien eine czechische Ver sammlung im Prater statt, die gegen den Beschluß des nieder- österreichischen Landtags auf gesetzliche Festsetzung der deutschen Unterrichtssprache au den Volksschulen demonstrirte. Nach der Versammlung zogen die Theilnehmer durch die Straßen und demoostrirten durch czechische Zurufe. Sie beantworteten die Aufforderung, sich zu zerstnuen, mit Gejohle, die Wache hieb schließlich mit den Säbeln ein. Zahlreiche Personen, darunter auch Wachleute, wurden im Kampfe verletzt, zwölf Persone» verhaftet. I» Die» fand am Sonntag eine Dersammlu»g der Radikal deutsche» unter Vorsitz der Abgeordneten Schoenerer, Wolf und Jro mit der Tagesordnung: LoS von Rom! statt. Schoenerer griff die katholische Bolkspartei und das Vorgehen der katholischen Geistlichkeit in Nationalfragen an und forderte zum MassenauStritt auS der katholischen Kirche auf. An walt Eisenkolb (Karbitz) beantragte, unter der deutschen Bevölkerung massenhaft Zettel zu vertheilen, auf denen alle, die vom Katholizis mus zum Protestantismus übertreten wollen, Namen und Adresse angeben sollen; die Zettel seien an Schoenerer einzusenden; sobald 10000 Unterschriften vorlirgen, habe der MassenauStritt zu er folgen. Während dieser Rede wurden bereits Zettel an die An- fvesenden vertheilt. Plötzlich erschien ein Polizeikommissar und löste die Versammlung auf, weil sie nicht ordnungsmäßig abge- halten worden sei, woraus die Theilnehmer unter Absingung der „Wacht am Rhein" den Saal verließen. Aremkrttch. Herr Quesnay de Beaurepaire, der die Revision deS DreyfuSprozesses in dem Glase Grog, daS der Kassation-Hof dem Obersten Picquart bewilligt hat, er tränken möchte, setzt seinen EnthüllungSseldzug fort, aber sein -Material" wird mit jedem Tage lleiulicher und läppischer. Selbst die Rationalisten müssen die Köpfe schütteln, wenn sie im „Echo de Paris" lesen, welche „ernste Thatsache" nach Herrn de Beaurepaire die Kriminalkammer des Kassation-Hoss außer Stand setzen soll, ein yrtheil abzugeben, dos die Be zeichnung Urtheil verdiene: der Justizminister Sarrien, jo er zählt Beaurepaire wichtigthuerisch, habe im Oktober, bevor noch BardS Bericht erstattet war, mit einer angesehenen Persönlichkeit mit dem Unterschiede, daß er wegen seiner unmittelbaren Folg« sich viel gefährlicher auSnehmen kann. Die Bewohner von Jersey und Guernsey sträuben sich gegen die Bereinigung Mt Frankreich, denn so lange sie zu England gehören, habe», sie nur wenig Steuern zu zahlen und keinen Wehrdien': zu leisten, sie sind nicht von Zollmauern um geben und leben deshalb billig und ungeschoren. Der „Matin" jucht sie zu locken, indent er ihnen mit hübscher Selbstironie gar verführerisch schilders: „Sie sollten doch auch die Gegen leistung in Anschlag bringen. Bei unS ist die Politik doch gewiß viel unterhaltender, wechselvoller, vergnüglicher als bei ihnen. Sie regt leidenschaftlich auf, wie ein gutes Schauderstück. Sie mögen bedenken, welche Aufregungen, welchen Genuß unS fest 15 Jahren die Wilson-, Panama-, Boulanger- und die Dreyfus- Geschichte verschafft haben. Wo ist das Land, wo sich stets eine „Affairr" im Zuge befindet, eine immer die andere ablöst in Be gleitung von Enthüllungetl, Ucberraschungen, verzwickten Unter suchungen, Angebereien und Selbstmorden? Jeden Abend legt man sich schlafen mit der Frage: Was giebt es morgen? Und am nächsten Morgen giebt es immer etwas. Wahrhaftig, man langweilt sich nicht in Frankreich, und die Bewohner Jerseys u. s. w. thun gut, dies in Anschlag zu bringen gegenüber gewissen wirthschastlichen Beschwerden." Ich fürchte sehr, daß die Bürger von Jersey u. s. w. dergleichen nicht zu würdigen wissen. Der tmsfische Abrüstungsvorschlag hat jetzt daS Licht der Welt erblickt und ist — wenn ein Einverständniß über den selben erzielt werden sollt« — allerdings wohl geeignet, der Erdrückung deS Kontinents durch militärische Lasten entgegenzu wirken. Verlangt Rußland doch, daß von jetzt ab Heere-- vermehrungen überhaupt nicht mehr stattfinden, dagegen wird eine Verminderung der stehenden Armeen vorgesehen. Ein ganzes Bündel von Einzelvorschlägen verfolgt die Absicht, die Kriege der Zukunft humaner zu gestalten. Die projekttrten Heeresvermehrungen in Deutschland und anderen Ländern werden von der russischen Rot« offen beklagt, aber trotzdem wird die Hoffnung ausgesprochen, daß die Konferenz ein günstiges Ergebniß haben werde. Die ganze civilisirte Welt wird diesen Wunsch theilen, wenn auch mit der leisen Furcht, daß er vielleicht nur ein „frommer" bleiben wird, lieber das Nähere wird der „Time-" auS Petersburg gemeldet: Ein neues Circular MurawiewS erklärt eS für wünschenSwerth, daß ein Ein- verständniß über folgend« Punkte hergestellt werde: Die Staaten sollen Übereinkommen, die Heeres- und Flottenmacht, sowie die Kriegsbudgets auf bestimmte Zeit nicht zu vermehren und sich bemühen, sie zukünftig zu reduziren. Zu untersagen sei die Einführung neuer Waffen oder Explosivstoffe, welche mächtiger als die gegenwärtigen sind. Die Note verlangt ferner: die Einschränkung des Kriegsgebrauchs der gegenwärtigen Explosiv stoffe von schrecklicher Gewalt und ein Verbot, die Explosivstoffe aus den Ballons zu werfen oder ähnliche Mittel. Ferner ein Verbot unterseeischer Torpedoboote oder ähnlicher Maschinen im Seekrieg. Die Regierungen sollen versprechen, keine Kriegs schiffe mit Sporen zu konstruiren. Die Anwendung der Genfer Konvention von 1864 auf den Seekrieg; die Neutralisation der Fahrzeuge, welche die bei den Seeschlachten Gescheiterten retten wollen; Revision der Declaration über die Gesetze und Gebräuche des Krieges durch die Brüsseler Konferenz von 1874, welche un- radificirt blieb. Dann die Annahme des Prinzips guter Dienste behusS Vermittlung und des optativen Schiedsverfahrens in Fällen, die dazu geeignet sind. Ein Uebereinkommen über den ModuS der Anwendung derselben und Feststellung einer über einstimmenden Praxi- bei dem Gebrauch derselben, nichts, was die politischen Beziehungen der Staaten oder die bestehende Ord nung, wie sie durch Verträge etablirt ist, berührt, soll zugelassen werden. Die Konferenz soll in keiner Hauptstadt einer Groß macht abgehalten werden, da die Konzentration verschiedener politischen Interessen einen ungünstigen Einfluß auf die Arbeiten laufen, da drinnen fand er sich absolut überflüssig. Bange Zweisel bestürmten ihn. Hatte er recht gethan? O Gott! Hatte er recht gethan? „Du willst mich verdammen, ohne mich gehört zu haben?" sagte sie eindringlich. „Ist daS recht?" „Willst Du mich schwach sehen? Willst Du mich aufS Neue in den Kamp» zwischen Pflicht und Liebe stürzen?" fragte er verzweifelt, „Du ahnst es nicht, wie schwer er wird." Sie schüttelte den Kops und erhob sich langsam. „Fürchte nichts!" Ihr Ton klang bitter. „Ich weiß jetzt, daß an die Liebe des Mannes ein andrer Maßstab gelegt werden muß, al- an die Liebe einer Frau. Glaubst Du, ich hätte da nach gefragt, wo Dein Ahnenschloß stand? Ich liebte Dich — daS genügte nur." „Und doch belogst Du mich!" „Ja, ich that es — weil ich Dir jeden Kampf ersparen wollte. Ich dachte vielleicht zu leichtherzig in diesem Punkte — die Strafe ist hart genug. Aber ich beschwöre Dich, Detlev — mache sie nicht noch schärfer! Wie soll ich weiter leben mit dem Gedanken aus dem Gewissen, daß Du Dich um meinetwillen gc- tödtet hast! — Ich ertrüge es nicht! — Hier!" — Ihre Stimme war erregter geworden, Rothe und Blässe wechselten auf ihrem Gesicht. Ihre zitternden Finger drehten an dem Verlobungsring, bis sie ihn endlich abgestreift; mit niedergeschlagenen Augen legte sie ihn auf die Platte des Tische-. „Ich habe es immer geahnt, daß Du einen Fleck auf meiner Vergangenheit nicht er tragen würdest, hier bin ich unmöglich geworden — ich gehe nach Felicitö — morgen schon — Du bist frei — daS Band zwischen uns ist zerrissen — aber leb«, Detlev! Lebe weiter — ich be schwöre Dich!" Sie sah ihn so beweglich bittend an, er mußte die Arme ineinander schlagen, um sie nicht an sein Herz zu reißen. Dadurch bekam seine Haltung etwas RuhigeS, obgleich ihm nicht so zu Sinn war. „Weißt Du, was Du verlangst?" fragte er zwischen den zusammengepreßten Zähnen hmdnrch. Seine Augen glühten wie schwarze Lava, in all ihrem Kummer sah Ferra doch, wie schön er war. „Ich weiß es. Aber, Detlev, ist es nicht grausam, mich so hart für etwas büßen zu lassen, was doch nicht meine Schuls ist? Wenn Du nun statt meiner in der Rue Rochefort geboren wärst — und — man würfe eS Dir so bitter vor " Ihre Stimme brach, zwei Thränen rollten langsam über ihre Wangen. Er lachte auf. Mißtönend und häßlich durchklang es das hohe Gemach. „Warum sprichst Du davon? Warum erwähnst Du nicht lieber das, was uns trennt? Deine Geburt! — WaS frage ich nach Deiner Geburt?" Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, ihre Hand fuhr nach dem Herzen. „O Gott, Detlev!" stammelte sie tonlos. „Du bist selber schuld daran, wenn ich davon spreche." Seine Hände umklammerten ihre Arme, als wollte er sie zer brechen, dicht vor sich sah sie das zuckende, todtbleiche Männer gesicht, sem heißer Athem traf sie, während sie den ihren anhielt, alle Kraft, die sie besaß, konzentrirte sich in ihren bang fragen den Augen, in dem Zucken der feinen Nasenflügel. „Was thatest Du im Palais Arbanoff — monatelang — allein bei dem jungen Fürsten? Glaubst Du, die Welt ist so groß, daß sich die — Schande einer Frau spurlos darin verliert?" Nun stieß sie ihn mit einem Aufschrei der Entrüstung zurück, Die sanfte, angstvolle Stimmung war verflogen, Schreck und Zorn sprach aus Blick nnd Ton. „Das hast Du geglaubt? Du Detlev? — Bei den Andern hat es mich nicht gewundert — sie kennen mich ja nicht — sie lieben mich nicht — aber Du! Du!" Sie stand hart von ihm abgewandt; ein fremder, scharfer Zug lag in ihrem Gesicht. Mit zwingender, unwiderstehlicher Macht kam das Bewußtsein über ihn, er habe ihr unrecht gethan und damit zugleich ein überströmendes Glücksgesühl! Er sah sie noch einmal an — noch einmal — dann lag er mit einem unartikulirten Aufschrei zu ihren Füßen. > „Ferra!" rief er, überwältigt von seiner Bewegung, und preßte sein Gesicht in die Falten ihres Kleides. Sie sah stumm auf ihn herab. Teuren steckte bei dem Aufschrei seinen sehr rothen Kopf durch die Portiere und sah Detlev zu Ferras Füßen. „Schwachheit, Dein Name ist Mann!" murmelte er vor sich hin und verschwand wieder, diskret und geräuschlos. „Kannst Du mir verzeihen?" fragte Detlev währenddessen fast zaghaft und blickte auf. Der Fürstin Fuß setzte sich wie spielend auf die kleine Waffe, die zu Boden gefallen war. „Du zogest den Tod einer ehrlichen Frage vor," sagte sie vorwurfsvoll. „Warum kamst Du nicht zu mir?" „Weil ich den Einflüsterungen glaubte," bekannte er beschämt. „Alle sanden es zweifellos! — Die Natur des ManneS kann emmal nicht ohne Verirrungen bestehen, darum ist er vielleicht manchmal zu vorschnell in seinem Urtheil — ungerecht! Aber Du thatest auch nichts, die Vermuthungen zu zerstören," fügte er muthiger hinzu. „Gestehe es doch, die Sache ist so wunderbar — unglaublich " „Daß sie Dich beinahe das Leben gekostet hätte," sagte sie,, sich lächelnd zu ihm herabbeugend, denn die Gewitterwolke» be gannen sich zu zerstreuen, und Ferra war nicht gewillt, sie länger sestzuhalten. „Gut! Aber Du vergaßest Clarisse, die alte Be schließerin. O, Mademoiselle Clarisse war so furchtbar tugend haft . . .« „Und doch hat man Dich im Theater gesehen — Deinen und des Fürsten Arbanoff Namen zusammen genannt. —" „Gewiß! Aber wie unzweifelhaft mußte das alles sein — Achilles Vater hatte mich ja danach geheirathet," sagte sie naiv und mit vollster Ehrlichkeit. (Fortsetzung folgt.) „Ich kann sie nicht sehen, wenn ich deiner würdig bleiben will, Großmutter," flüsterte er. Nun sprang ex hastig auf, öffnete seinen Waffenschrank und nahm einen zierlichen kleinen Kosten aus demselben, den er an de» Schreibtisch trug. In schwarzem Sammet gebettet lag ein kleiner Revolver darin, der Griff auS Elfenbein mit Silberbeschlag, ein Geschenk deS Prinzen. Seine Augen hafteten auf demselben, er wurde auf einmal ruhig. Ein kurzer Druck — und alles war vorüber. Wie oft hatte er eS schon erlebt, daß ein Kamerad, der den Abend noch fröhlich in ihrem Kreise verbrachte, sich aus diese Weise heimlich aus dem Leben davongeschlichen, ost aus viel geringeren Ursachen. Schulden — ein leichtsinniger Streich hatten genügt, ihn zu diesem Ent schluß zu bringen. Bei ihm aber lag Gegenwart und Zukunst in Trümmern; die Leere seiner weiteren Existenz gähnte ihm öde und trostlos entgiMen. Er nahm die Waffe heraus. Sie war leicht, wie eine Feder in seiner Hand und hatte do e Macht ein Leben zu zerstören. DaS Lampenlicht beleuchtete ell )ie Krone und den Namenszug deS Prinzen darunter. Nu» er sie auf. Merkwürdig, wie ruhig er war! In der Natur liegt doch überall der Trieb sich zu erhalten, und der Entschluß zu sterben ist das gerade Gegen- theil dies«S Triebes, also eine Ausübung der Oberherrschaft des Willens über die Natur, ein Beweis von Muth und Seelen- stärke. Wirr und traumhaft zogen diese Gedanken durch seinen Kopf — er hob den Revolver. „Detlev! Detlev!" ES mar nicht laut geschrien, nur mit entsetzter, halb erstickter Stimme geflüstert, zwei gefaltete Hände hoben sich beschwörend zu ihm empor. Neben ihm aus den Knieen lag Ferra! Mit einem unterdrückten Schrei sprang Rommingen auf. Krachend schlug hinter ihm der Stuhl zu Boden, ein Löwenkopf brach ab und flog weit in daS Zimmer hinein, mit starren Augen sah «r auf die Knieende. Nein! Es war lein Gaukelspiel der Phantasie! Sic selber leibhaftig und doch so verändert. Kein schimmernder faScinirender Glanz lag mehr in den Augen, wie durch einen Thränenschleier verdunkelt sahen sie zu ihm aus. Blaß das Gesicht und wirr daS Haar. Der weiße Spitzcnschieier, den sie achtlos um den Kops geworfen, lag heruntergcglitten nur noch um die Schultern. Ein neuer Liebreiz — «ine sanfte, un gewohnte Weiblichkeit umfloß sie ganz. Er preßte die Hände gegen die Augen. „Geh! Um Gottes Barmherzigkeit willen geh!" stöhnte er. Eustach von Deuren, der mit einem Blick gesehen, daß sie gerade zur letzten Sekunde gekommen war, schlüpfte geräuschlos mS Nebenzimmer und begann dort sehr erregt auf und ab zu haben und di russisch Kvnfev Dv Emir s Th eine «i zelegt. 10000 de« P< banner beträgt Diese! dahin > Haupt i zöpfisch brach, mrntar 28. v. des Pa niuen ' grüßte mußten fämmtl Trupp« und D Gefahr daß sie erweise Wohl i eine de »« großen die G< Volks lassen, Repräs Deput» Philip, vielt« müsse qauptn des r schäft waltun sammt der B« Ter H vermöx Bezirkt werden thale c gutes! stück i» Seiffer dahin ?>uß-, Die G zum 2 Singst zur Ei Weiße, <l) Km Kassee! v) Kre aus de zum § kleinhc Smgs, Brann Geneh selbst fällir über t mit P mitget richtui sollen werde Diese, Decen Schur Justiz bekani gerid minist auch, wiege nicht in v begrü neuen sich, ' billig, kann, inter« erster einzel sprucl sichtif Oscha nichts Amt? fall« dem geriä Leipz Ober DreS oder in § Inte daS
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