Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990127
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-27
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.01.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Weitage zum Ireiöerger Anzeiger und Tageblatt. .W 22.Freitag, den 27. Januar. tÜSS. Frühlingsstüme. Roman von Rataly von Eschstruth. (Nachdruck verboten.) ES tobt der Sturm durch Wald und Feld, Zieht brausend setne Bahn, Verkündet laut der ganzen Welt Des jungen Lenzes Nah'n. Und Baum und Strauch sind jäh erwacht, Nach langer, banger Winternacht I So braust der Sturm auch durch daS Herz, Bis Schnee und Eis vergeht, Und bis die Liebe nach dem Schmerz, In voller Blüthe steht, Dann folgt aus Sturm und Winterleid Des Herzens sel'ge Frühlingszeit. Ä. v. Rochow. 1. Kapitel. Die SonntagSglocken läuteten. Tiefe Stille lag über den Straßen der Hauptstadt, aber nicht die friedlich erquickende Feiertagsruhe, wie sie voll heiliger Klar heit über Wald und Feld ausgebreitet liegt, sondern eine dumpfe Regungslosigkeit, ein Schweigen wie dasjenige schwerster Er schöpfung, wie eine Todtmüdigkeit, welche mit halbosfenen Auge» in bleiernen Schlaf sinkt. Glühend Heitz brütete die Mittagssonne aus dem HSusermeer, jeder Pflasterstein, jeder Mauerquader schien unerträgliche Hitze auszuströmen, kein Lujthauch, — höchstens eine schwüle Dustwoge von Brand- over Gasgeruch, von all dem widerlichen Gemisch ungesunder Ausdünstungen, welche den Dunstkreis der Großstadt schwängern. Die Droschkenpserde stehen mit tief geneigten Köpfen regungslos im Schatten, selbst der Jutterbeutel hängt schlaff und noch halb gefüllt an den Mäulern, sie träumen melancholisch vor sich hin, und nur dann hebt sich müde lauschend ein Ohr am Kopf, wenn der Kutscher das gewaltige Bierglas mit beiden Händen hebt und einen langen, gierigen Zug thut. Blasse, maltäugige Gestalten schleichen von Thür zu Thür, — an den Kellertreppen liegen und kauern elende Kinder, welche selbst zum Spielen zu müde sind, mit zwinkerndem Blick an den Hausnesen emporstarrend, deren grellbestrahlte Mauern mit den verhängten Fensterreihen die Augen blenden, daß sie schmerzen. Und hier ist noch ein besseres Stadtviertel, die elegantere Gegend, wo die Fabrikschornsteine noch nicht aufragen, wo Plätze mit bestaubten Anlagen die einförmigen Häuserreihen unterbrechen und kleine Vorgärten sich hie und da als wohlthuende Abwechs lung zu dem schier schmelzenden Asphalt vorschieben. Es ist eine gute Gegen), aber doch nicht das „Geheimraths- viertel", wo prnnkende Villen den Stadtpark säumen und luxu riöse Gärten hinter hohen Goldgittern eure Idylle inmitten der Prosa endloser Steinwüste zaubern! — Und dennoch stehen sie jetzt leer und verlassen, lediglich ein Erholnngsplätzchen der Portiers und dabeim gebliebenen Diener schaft, deren reiche Gebieter sich an den Strand der See oder in d>e Waldesschatten des Hochgebirges flüchteten, um in elegantem Bade zu vergessen, datz zu Hause in der Residenz das Thermo meter von Tag zu Tag höher steigt, so hoch, daß die Wirth- schasterin in ihrem Wochenbericht mit der verzweifelten Klage schließt: eS ist kaum noch zu ertragen! Wer dem Molochrachen dieses Häusermeeres entrinnen kann, der enteilt, und manch seufzender Familienvater bringt schwere Opfer, um Weib und Kind während der Ferienzeit in Lust und Licht hinaus zu retlen, da bleibt kaum noch eine Familie zurück, — selbst für die Aermsten giebt es Ferienkolonicen, wo Waldes schatten und Seeluft Leib und Seele erquickt. Wohl dem, welcher jetzt reisen kann! Welchen weder Pflicht noch Armuth unter diele Bleidächer bannt! , Langsam, den Kopf nachdenklich gesenkt, schritt ein halb wüchsiger Knabe durch die sengende Gluth der Straße. Groß und schlank anfgeichvssen, ein klein wenig vornüber geneigt, wie ein junger Stamm, welchem noch die Kraft fehlt, sich markig auszurecken, die Glieder eckm und etwas unbeholfen in der Beweanng, zeigte er ein-o^ "inem ganzen Aeußeren und Wesen, die gute Kinderstube, in we her er groß geworden war. Der Anzug war einfach, aber tadellos und gut sitzende Hand schuhe bewiesen, daß ihr junger Träger es gewohnt war, äußeren Formen zu genügen. Seine Augen, groß und tiefblau, von dunklen Wimpern ver schattet und sehr energisch gezeichneten Brauen überwölbt, blickten ernst, beinahe kummervoll aus dem blassen, großgeschnittenen Gesicht, welches trotz seiner Unentwickeltheit dennoch den Eindruck eines ernstdenkenden, gereisten Mannes machte. Es lag ein s Leidenszug um die stolzgeschweiften Lippen, welchen nur die« rfa ungund der volle, bittere Ernst des Lebens in junge Gesichts .qceibcn kann. Mehr denn je trat er in dem farblosen Antlitz hervor, als der Sekundaner tiefaufathmend in den hochgewölbten, mck der modernen Eleganz der Großstadt ausgestalteten Hausflur trat, an dessen Decke reicher Stuck seine vergoldeten Muster zeigte und Oelgemälde an den Wänden auf zierliche Blattpflauzen-Arrangements nieder blickten. Hier war es kühl! Hier konnte man etwas aufathmen! Und wenn die Lust auch stickig genug auf die Lungen fiel und durch die verschlossenen Entreethüren ein häßlicher Geruch von Kamphor und Naphthalin drang, es war doch nicht die nervenmordende Gluth, welche die Straßen und südlich gelegenen Zimmer uner träglich machte! Der junge Mann seufzte tief auf, nahm daS kleine Gebetbuch aus der rechten in die linke Hand und fuhr mit dem einfachen, weißen Taschentuch, in dessen Ecke jedoch ein elegantes Monogramm unter siebeiipunltiger Krone von fleißigen Händen erzählte, über die feuchtperlende Stirn. Es lag etwas Gemessenes, beinahe Pedantisches in seinem Wesen, etwas Umständliches, was ihn älter erscheinen ließ, als er war. Müde, mit beinahe schleppenden Schritten stieg er die teppichbelegten Stufen empor, eine Treppe — noch eine — und abermals eine —. Mechanisch schweifte sein Blick über die Thürschilder, an welchen er vorbeischritt. Meist gute Namen, ein Oberst a. D. — ein Baumeister — ein Sanitätsrath — ein Hauptmann — glückliche Menschen; sie alle sind fortgereist; — hinaus in die schöne, sommerliche, herrliche Gottesmelt voll Harzduft und Vogelsang, voll Wellenrauschen und Seewind — ach, daß auch er die Arme ausbreiten, mit vollen Lungen einmal durchathmen könnte! So wie früher, in jenen besseren Zeiten, wo auch bei ihnen alljährlich die Koffer^gepackt wurden, wo er auf die Berge steigen und tm Dünensmd wühlen konnte! O selige Erinnerung! Was gäbe er darum, könnte sie noch einmal wiederkommen, noch einmal Wahrheit werden! Mit wehmüthigem Lächeln bleibt er stehen und ruht einen Augenblick aus. Ja, auch für ihn wäre es eine Wohlthat. Aber wie gerne würde er dennoch darauf verzichten, könnte er nur für sein so heißgeliebtes, herziges Mütterchen solch eine Erholung schaffen! Für ihn wäre es nur eine Erquickung, aber für sie wäre es neuer Lebensodem! Für sie ist es eine Nothwentngkeit! Mit beinahe bitterem Ausdruck musterte er das elegante Treppenhaus. Warum mußten sie in dieser theuren Wohnung wohnen! Warum ihr Geld für Dinge ausgeben, von welchen sie so gar nichts hatten! Wäre es nicht besser, anstatt all dieser Aeußerlichkeiten lieber nützlichere und nothwendigere Dinge zu bedenken? Wie erschreckt über sich selber schüttelt der junge Mensch den Kopf. Welch ketzerische Gedanken kommen ihm plötzlich! Hat er ganz und gar die Grundsätze vergessen, in welchen er erzogen ist? — Hoblvsss obli^s! Dieses Wort ist ihm sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen, er hat an seiner schier heiligen Kompetenz nie zu rühren geivagt, er hat es aner kannt und respektirt, wie man sich die zehn Gebote ohne zu Mängeln und zu handeln zum Gesetz macht. dlodlssse odltxs! — Seit er den Klang dieses Wortes kennen lernte, hat er es als Pflicht erachten müssen, als eine erste, heilige Pflicht, als Vermächtniß seiner Väter und Vorväter, welche diesem aristokratischen Begriff wohl noch andere Opjer brachten als eure Badereise! Und gleichsam, als müsse er jede Spur solches freveln Ge dankens fortwischen, strich er noch einmal hastig über die Stirn und trat mit energischem Schritt vor die eichengefchmtzte Entree- thüre des dritten Stockes, an welcher auf weißem Porzellanichild der Name des Bewohners zu lesen stand: „Generatlieutenant Freiherr von Torisborsf." Tie blauen Augen leuchteten unwillkürlich auf, als ihr Blick diese Worie traf, und gleichsam, als ginge eine wunderbare, geheimnißvolle Kraft, welche Mark und Bein stählt, von ihnen aus, richtete und reckte sich die hagere Gestalt des Knaben, stolz und selbstbewußt hob sich das Haupt in den Nacken, und um die schmalen Lippen spielte ein Lächeln, welches anch ohne Worte zu sagen schien: „Ja, nodlesso obUgs! — Der Name Torisdorff darf nicht auf dem Thürschild einer Miethskaserne stehen, — er gehört in diese Umgebung und soll in derselben verbleiben! Die Sommerhitze bleibt nicht ewig, der Winter entschädigt uns für unsere jetzigen Leiden, aber der gute Klang unseres Namens muß Beide überdauern!" Der Glockenton schrillte auf dem Vorplatz, — ein paar Minuten vergingen, dann rasselte die Sicherheitskette, und ein sauberes Stubenmädchen in weißer Schürze und Hamburger Häubchen öffnete. „Mama ist zu Hause?" klang es ihr hastig entgegen. Das Mädchen kmxte mit besorgtem Gesicht. „Ach, wie gut, daß Sie kommen, junger Herr! Exzellenz befindet sich heute wieder schlecht. Der Herr Doktor ist im Salon und flüsterte mir zu, daß er nachher Herrn Josef gern ein paar Minuten allein sprechen möchte!" (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Eine englische Wochenschrift erzählt in einem interessanten Artikel über »Zeitungs-Sensationen", auf welche Weise die „Londoner Daity News" einst in den Alleinbesitz der sen- ätwnellsten Nachricht gelangte, die je die Spalten eines vicl- zelesenen Blattes füllte. Schon mehr als 25 Jahre ist es her, da wurden die Leser der erwähnten Zeitung eines Morgens in die größte Aufregung versetzt durch den ausführlichen Bericht über ein grauenvolles Seedrama. Es war die Schauergeschichte von dem Brande und Untergange des auf dem Wege von Eng land nach Neu-Seeland begriffenen Schiffes „CoSpatrick". Wie sich ältere Leute wohl noch erinnern werden, verursachte die Kunde von dem entsetzlichen Unglück deshalb um so lebhafteres Aussehen, als die drei auf ein ödes Felseneckand verschlagenen Ueberlebenden der Brandkatastrovhe durch absoluten Mangel an Nahrungsmitteln zuin Kannibalismus gezwungen waren. Sie bestimmten durch Loos, wer von ihnen zuerst geschlachtet uno verzehrt werden sollte, und nicht eher nahte Rettung, bis zwei der Unglücklichen beieits ihrem gräßlichen Schicksal zum Opfer gefallen waren und der Dritte sich kurz vor dem Verhungern befand. Als sich dann die Nachricht verbreitete, daß dieser einzige Zurückgebliebene, Macdonald mit Namen, von dem Dump,er „Nyanza" heimgebracht werden würbe, erivartcten dreißig Jour nalisten die Ankunst des Fabrzeuges in Plymouth. Die Bericht erstatter hatten sich nach längerem Disputiren endlich dahin ge einigt, daß sie den ans so unheimliche Weise berühmt gewordenen Matrosen gemeinsam empfangen wollten, und daß er in Gegen wart Aller seine-schaurigen Erlebnisse erzählen sollte. Den Vertreter der „Daily News" befriedigte dies Arrangement jedoch nicht. Er begab sich allein zu einem obskuren Gasthaus m der Nähe des Hafens und entwarf dort einen anderen Plan. Kurz entschlossen miethete er einen kleinen Schleppdampfer und befahl dem Führer desselben, sich bei dem nächsten unsrequentirten An legeplatz in Bereitschaft zu halten. Endlich wurde signalisirt, daß die „Nyanza" den 25 englische Meilen entfernten Lizard- Leuchttkurm pafsirt hätte, und sobald die Dunkelheit über den Hasen zu sinken begann, ließ sich Mr. Archibald Forbes von dem Schlepper dem nahenden Schiff entgegenfahren. Als die beiden Fahrzeuge sich trafen, sprang der kühne Journalist einfach über Bord, erfaßte ein herabhängendes Tau der „Nyanza" und wurde an Deck gezogen. „Wo kann ich Macdonald, den Maat der „Cospatrick" finden? Schnell!" ries er, anstatt eine Erklärung für sein merkwürdiges Vorgehen zu geben. In der nächsten Minute saß er auch schon dem civilisirten Kannibalen gegenüber und lauschte der grausigen Geschichte, die der Unglückliche zu er zählen hatte. Ehe der Hafen von Plymouth erreicht werden konnte, war der Mann schon mit seinem Bericht zu Ende. Mr. Forbes drückte ihm 50 Lstrl. (1000 Mk.) in die Hand, stellte dabei aber die Bedingung, daß er bei seiner Ankunft keinem dec auf ihn wartenden Journalisten Rede stehen sollte. Man ver gegenwärtige sich deren Kummer, als Macdonald aus alle Bitten nur ein stummes Achselzucken hatte. „Das Publikum hat ein Recht, Näheres über das Unglück der „Cospatrick" zu erfahren," meinte einer aus der trostlosen Reporterschaar, uno suchte den Matrosen von Neuem zum Sprechen zu bewegen. Dieser ließ sich jedoch nur zu der niederschmetternden Antwort herbei, daß die Leute morgen Alles in den „Daily News" lesen könnten. Dann gestattete er Mr. ForbeS, ihn in einem dem Berichterstatter allein zur Verfügung stehenden Coupü 1. Klasse nach London M entführen. * Die modernste Haarfarbe. Wenn man gegenwärtig die Logen eines eleganten Theaters oder die ersten Reihen in einem vornehmen Konzertsaal überblickt — so läßt sich ein- Londoner Modeberichterstatterin vernehmen —, dann muß de« aufmerksameBeobachterunbedingt die Wahrnehmung machen, daß di« fashionable Damenwelt wieder einmal die —Haarfarbe gewechseA hat. Als der bis vor wenigen Jahren so sehr beliebt geweien goldblonde Ton zu allgemein wurde, und die vornehmen Schönen sich gejwnngen sahen, zu Gunsten der minder Vornehmen aus das reine strohgelb zu verzichten, wählten sie jenes berühmte Dzmn roth, das mit seinen glühenden, dunkelgoldigen Reflexen >elbst ein nichtssagendes, blasses Gesicht pikant erscheinen lieg. Ta- warme Rothblond ging bald in röthlich schimmernde- Kastanien» braun über und nach einiger Zeit verschwand auch dies, um dem Aschblond Platz zu machen. BiS vor Kurzem hatte die nur sehr schwer zu erzielende blaßbloude Farbe immer einen leichten Goldschimmer aUfzuwelsen, jetzt dagegen fordert die launisch« Modegöltm von ihren ergebenen Sklavinnen, daß sie ihrem Haat eine nichts weniger als schöne Farbe verlechen, indem sie oa- glänzende Aschblond in ein stumpses Äraublond verwandelt habe» will. Durch diese Modethorheit wnd nicht selten ein von Natur schönes Haar in farblose strähnen verwandelt. Man kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, in welckergroßen Zahl die Ver treterinnen des weiblichen Geschlechts zu künstlichen Haarfärbe mitteln gegriffen haben, trotzdem die Meisten wußten, daß es für sie keine Rückkehr zur Natur mehr gab. Wer einmal angefangen hat, sein Haar zu färben, muß es immer thun. Außerdem ver langt eine künstliche Haarfarbe stets die größte Aufmerksamkeit, um nicht durch merkwürdig kontrastirende schattirungen anan genehm auszusallen. Wenigstens einmal im Monat muß daS ganze Haar bis dicht an die Kopfhaut mit der augenblicklich in Gunst gehenden Nüance ausgesrischt werden. Natürliches grau blondes Haar ist eine große Seltenheit und alle Bemühungen, es aus künstlichem Wege getreu nachzuahmen, haben nur in den wenigsten Fällen den gewünschten Erfolg. — Ja, ja, die Sklaverei der Mode ist eine der härtesten Sklavereien! * Eine erbauliche Statistik. Nach einer Zusammen stellung der Chicagoer,, Tribune" beziffern sich die im Lause des Jahres 1898 in den Vereinigten Staaten vorgekommenen Fälle von Unterschlagung, Fälschung und Ruiniren von Banken durchBeamte auf nur 5 851263 Pfd. Sterl, gegen 11248084 Pfd. Sterl, im Jahre 1897; (1 Pfd. Sterling 20 'Mark), seit 1888 war die Ziffer nicht so niedrig wie in dem abgelausenen Jahre. Unter den Pflichtvergessenen befinden sich neun Personen, die je über 50000 Pfd. Sterl., und neun, die je über 100 000 Pfd. Sterl, veruntreut haben; je Einer hat mehr als 200000 bezw. 300000 und 400000, und zwei haben über 500000 Pfd. Sterl, gestohlen. Bon Stadt- und County- Beamten wurden 976 846 veruntreut, von Bankbeamten 2901891, von Agenten 510595, durch Fälschung wurden 324200 erbeutet. Da» lehns-Vereine wurden um 349800 betrogen, durch Postmeister wurden 21143 veruntieut. Die sonst gemeldeten Diebstähle an Geld durch Bertranenspersonen betrugen 1066 788 Pfd. Sterl. * Die Beeinflusfung des Wetters vurch Vtenschei»- mnv zeigt sich in erster Reihe in der Steigerung der Geivitter- »äufigkeit seit Ende der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, d. h seit Beginn unseres groß.» volkSwirthichaitlichey Aufschwunges. Nach sehr genauen statistischen Zusammenstellungen ist im Zeit raum von 1864/76 ins 1877/89 die Zahl der Blitzschläge mehr als verdoppelt worden; dieselbe ist um 129"/, gesti gen. In der ersten Periode wurden (über einem größeren Gebiete) 3704 Blitzschläge an 586 Blitzschlagtagen beobachtet, in der zweiten 8659 Blitzschläge an 760 Blitzschlagtagen. Da sich die Zunahme der Gewitter besonders in industrierelchen Gegenden zeigt, so ist es keinem Zweisel unterworfen, daß dieselbe eine Folge der durch die Jndustriethätigkeit erzeugten Staub- und Rauchmengen ist. Der Staub hat nicht nur, wie bekannt, Einfluß aus die Kondensation des Wasserdampfes, sondern wahrscheinlich auch aus die Elektrizitätsentwickelung in der Luft. * Die verschluckte Nasenspi ;e. Einen eigenartigen Bissen verschluckte in der Weihnachtswoche der mehrfach vorbestrafte Ar beiter Karl Strünke aus Tempelburg. Gelegentlich eines Streites mit seiner Ehefrau gerieth er so in Wuth, daß er aus diese zu stürzte, ihr die Nasenspitze bis aus das Nasenbein glatt abbiß und in seiner Aufregung das Stück hinunterfchluckte. Die Straf kammer in Nenstettin, welche sich jetzt mit dieser wohl einzig dastehenden Angelegenheit zu beschäftigen hatte, verurtheilte den bissigen Ehemann ivegen schwerer Körperverletzung und im Hin blick darauf, daß die Frau durch ieine Rohheit für Lebenszeit furchtbar entstellt ist,zu einerZuchthausstraje von 2'/, Jahre» und dreijährigem Ehrverlust. * Die Versuche, welche in voriger Moch', wie man unS aus London schreibt, zwischen dem South Foureland-Leuchthause und dem Leuchtschiff von East Goodwin mit der vrahtlosen Tele- yraphie unternommen wurden, waren von höchst günstigem Erfolge begleitet. Die Entfernung zwischen beiden Punkten beträgt 12 engl. Meilen. Dennoch traf in einzelnen Fällen die Antwort so schnell ein, als ob eine gewöhnliche Unterredung ge führt würde. Eine wichtige Thatsache haben diese Versuche ge bracht, nämlich, daß die drahtlose Telegraphie von stürmischem* Wetter nicht beeinflußt wird. Die „Elder Brethren of Trinity" (denen das Leuchtthurmwesen untersteht) werden nächstens dey Versuchen beiwohnen. Die Einführung des Systems auf den Leuchtschiffen der Goodwin-Sandbänke würde bei Schiff brüchen oder Schiffsnöthen von bedeutender Wichtigkeit sein, da das aus den Leuchtschiffen versuchte Telephon im Sturm« leicht versagt. * Heiteres vom Tage. — Schwerwiegende Frage! „Wann wiegt der Mengy am meisten, Doktor?" fragte chn ein Patient, der sich einer diätischen Behandlung unterzogen hatte. „Wenn er mir auf meine Hühneraugen tritt", antwortete der Arzt?— Charakteristische Anzeige. „Die junge Dame, mit welcher ich mich gestern Abend ans dem Balle verlobt habe, ist hiermit ersucht, ihren Namen und ihre Adresse an die Expedition dieses Blattes emzuseuden. Fritz Hurtig." — Falscher Alarm, Sie: „Männchen, ich werde zu stark! Ich fange an. ängstlich zu werden — ich wiege jetzt bereits über 80 Kilo!" — Er: „80 Kilo? Wo hast Du Dich denn wiegen lassen?" — Sie: „Bel unseren» Kohlenhändler." — Er: „Na, da kannst Du beruhigt sein -7* dann wiegst Du bestimmt um ein Drittel weniger!" — Passende» Platz. Arzt (zum Bureauchef): „Sie bedürfen dringend der Ruhe! Bleiben Sie täglich zwei Stunden länger im Bureau'".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)