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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990127
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-27
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.01.1899
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18SS cksehler-Berichtigun Stelle mußte eS selbstver Dru an dieser tigung. In der gestrigen Notiz selbstverständlich heißen: Die un berichtete dann über die Abrechnung für die Kammer und für den PensionSsond» 1898. Die Rechnung wurde richtig ge» sprachen. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete die Brr« abschiedung des Jahresberichts Theil 1; den Bericht hierüber er« stattete daS Kammer-Mitglied Haensel. Im Anschluß an seinen Bericht stellte er im Namen der Kommission für Jahresbericht und Statistik den Antrag, die Handels« und Gewerbekammer wolle es dem Präsidium überlassen, eine neue juristische Hilfskraft ein zustellen. Hierauf wurden dieser Antrag und der Jahresbericht einstimmig genehmigt. — Jnnungswesen. Laut Beschluß der königlichen Kreis hauptmannschaft Dresden haben vom 1. dieses Monats an als Mitglieder anzugehören: 1. der Konditoren.KreiS-Jnnung zu Dresden sämmtliche Gewerbetreibende, welche im Regierungs bezirke Dresden die Konditorei, die Herstellung von Zuckerwaareu, Waffeln und Marzipanwaaren, sowie die Pfefferküchelei (Leb- küchelei) handwerksmäßig betreiben; 2. der Schornsteinfeger- Innung für denRegirrungsbezirkDresden zu Dresden sämmtliche Gewerbetreibende, welche im Regierungsbezirk Dresden daS Schornsteinfegerhandwerk ausüben; 8. der Schuhmacher- Innung zu Freiberg sämmtliche Gewerbetreibende, welche in den Orten deS Amtsgerichtsbezirks Freiberg ausschließlich von Groß- und Kleinvoigtsberg das Schuhmacherhandwerk betreiben und dabei der Regel nach Gesellen oder Lehrlinge halten; 4. der Tischler-Innung zu Freiberg sämmtliche Gewerbetreibend«^ welch« im Amtsgerichtsbezirke Freiberg das Tischlerhandwerk auS- üben; 5. der (Zwangs-) Bäcker-Innung zu Freiberg sämmtliche Gewerbetreibende, welche in der Stadt Freiberg und den Orten des Verwaltungsbezirks der AmtShauptmannschast Freiberg ausschließlich der zu der Bäcker-Innung zu Sayda und der vereinigten Bäcker- und Fleiscker-Jnnung zu Brand gehörigen Ortschaften, sowie der Dörfer Reichenbach, Groß- und KlelnvoigtS- berg, das Bäckerhandwerk ausüben; 6. vom 1. Februar an der Schneider-Innung zuFreibergfämmtlicheGewerbetreibende/ welche in den Ortschaften deS AmtsgerichtSbez>rkS Freiberg aus schließlich von Groß- und Kleinvoigtsberg, sowie von Reichenbach das Schneiderhandwerk auSüben. s— Die AuSloosung der Geschworenen für die erst« diesjährige Sitzungsperiode deS Kkönigttwen Schwur» gerichts Freiberg sand gestern Vormittag unter dem Vorsitze des Herrn Landgericht-Präsidenten Or. von Schwarze im Ver handlungssaale des Königlichen Landgericht» statt. Au» der Ur», wurden folgende Namen gezogen: Gutsbesitzer Schultze-Luchau, JabrikdireltorLehmann-Böhrigen, Oberbergrath Ledebur-Freiberg, Gutsbesitzer Nerbt-Reinholdshain, Kaufmann Clemen-Döbeln, Guts besitzer Spindler-Kunnrrsdorf, Kaufmann Otto-Freiberg, Guts besitzer Marle-Limmritz, Rittergutsbesitzer Kühne-Stockhausen, Erb gerichtsbesitzer Grimmer-BurkerSborf, Stadtrath Treiber-Tharandt, Lvhgcrbcrmeister Stadtrath Steyer-Freiberg, Fabrikbesitzer Fischer- Oberseisienbach, GutSbesitzerJckermann-OberlunnerSdorf, Brauerei- desitzer Herald-Lengeseld, Schuhwaarenfabrikant Heller-Roßwein, GutsbesitzerRudolph-Dörnthal.OberförsterProtz-ClauSnitz,Kanzlei lehngutspachter Höckner-Langenrinne, Gutsbesitzer Harz-Höckendorf, Fabrikant Braun-Pockau, Gutsbesitzer PaulickS-Naundorf, Ritter gutsbesitzer Wolde-Klingenberg, Geh. Bergrath Merbach-Freiberg, HreigulSbesitzer Höckner-HainSderg, Rentier Kirbich-Berthel-dorf, Gutsbesitzer Flechsig-Borla», Rittmeister von Miltau-Tharandt, Forstrentbeamter Düngen-Marienberg und Rittergutsbesitzer Richter-EberSbach. - — Tie Hoffnung, welche vor Einsammlung der Epi-Haui»-« kollekt« an dieser Stelle ausgesprochen wurde, daß diese Kollekte in diesem Jahre in unserer Ephorie Freiberg den Betrag von. lOOO M. erreichen würde, hat sich zwar nicht erfüllt, da in einigen Gemeinden gegen daS Borjahr Minderbeträge emgegangen sind^ Dennoch ist dieselbe wieder gestiegen. Wenn sie sich nämlich im Vorjahre auf die noch nie erreichte Summe von S83 M. 75 Pfg. belief, so hat sie sich Heuer auf 964 M. 34 Pfg. gehoben, hä alfo ein Mehr von 30 M. 59 Pfg. erzielt. Die Ephoralstadt hat zu diesem schönen Erfolge in ihren 5 Kirchen 393 M. 61 Pfg. d. h. gegen das Vorjahr, wo hier 850 M. 5 Pfg. eingingen, mit einem Mehr von 43 M. 56 Pfg., beigetragen, worau» sich er» giebt, daß die übrigen Gemeinden der Ephorie gegen da» Bor» fahr in Summa 12 M. 97 Pfg. weniger aufgebracht haben. Im Jahre 1889 betrug die Kollekte 490 M. 57 Pfg., im Jahre 1879 226 M. 55 Pfg., sie hat sich also seit 10 Jahren nahezu verdoppelt, seit 20 Jahren mehr al» vervierfacht. — Im Schulinfpetttonsbezirte Freiderg wurden im IV. Vierteljahre 1898 angestellt: Birkner, Alfred Johannes^ bisher Lehrer in Altfranken, al» Lehrer in KleinwalterSdorf; Flade, Ernst Felix, bisher Lehrer in Starrbach, als Lehrer m Langenau. — lieber die Verwendung von Streumaterial dei Glätte veröffentlicht die Stadlpolizeibehörde im amtlichen Theile vorliegender Nummer eine Bekanntmachung. — Zur Platzmufik, welche morgen Mittag» »/,12 bi» '/,! Uhr auf dem Obermarkte stattfindet, ist folgende Musik ordnung ausgestellt: 1. Unter der Kaiserstandarte, Marsch von Friedemann. 2. DaS ist der Tag des Herrn, Lied von Kreutzer. 3, Die Kaiserparade, militärisches Tonbild von Eilenberg. 4. In Treue fest zum Zollernhaus, Festzug a. d. Oper „Deutschland» Erhebung ', von Machts. 5. Dankgebet aus den altniederländischen Volksliedern, von Kremser. 6. Unter dem SiegeSbanner, Marsch von Fr. v. Blon. — Für die Kaiser Feier des Verein» für Volk-Wohl: „Feierabend", welche morgen Freitag Abend im Bairischen Garten stattfindet, ist ein so vorzügliches Programm ausgestellt worden, daß der Abend für alle Theilnehmer gewiß ein wirklich genußre cher werden wird. — An der deutschen Gerberschule zu Freiberg beginnt der nächste Kursus am 10. April. Diese Fachschule hat bekanntlich den Zweck, junge Leute in der Gerberei und ihren Hilfszweigen auszubilden und sie durch allgemeine kaufmännische und technische Kenntnisse für ihren Beruf vorzubereiten. Als Schüler wird ausgenommen, wer bis zum 1. April des jeweiligen Kalender^ jahres das 17. Lebensjahr vollendet und die Gerberei bereits praktisch erlernt hat. — Oscar Junghähnels humoristische Sänger aus Roßwein treten am Freitag und Sonnabend im Saale der „Union" auf. — Im Feuilleton der heutigen Nummer beginnen wir mit dem Abdruck des seiner Zeit angekündigten Romans „Frühlings stürme" von Nataty von Eschstruth. Die Verfasserin ist ja wohl bekannt. Ihr Roman „Der Majoratsherr", den wir im vorigen Jahre veröffentlichten, hat in allen Kreisen so hohe» Interesse gefunden, daß wir auch den neuesten Roman der erfolg», reichen Schriftstellerin zum Abdruck erworben haben. Der Roma» Frühlingsstürme weist die Vorzüge der Eschstrutds'schen Arbeiten fesselnde Darstellung-weise und interessante Handlung, m hervor ragendem Maße aus. — Mangel a« Arbeiter« in der sächsischen Forft- Wirthschast. In der sächsischen Forstwrrthschast macht fich -an Mnn gilt, Angriffe von Außen abzuwehren, Alle einig. Die „übergroße Empfindlichkeit in nationalen Dingen" — erklärte Herr Rickert jüngst im Abgeordnetenhaus» — ist unser Unglück. Dieser Ausspruch, der sich mit der Forderung de» Herrn vr. Barth, die „nationale Phrase" zu tödten, deckt, ist für den Freisinn überaus bezeichnend. Herrn Rickert würde e» schwer werden, für seine Behauptung irgend einen tauchlichen Beweis aufzubringen: denn thatsächlich ist die Empfindlichkeit in nationalen Dingen bei uns weder „übergroß", noch überhaupt so stark, wie sie in anderen Ländern sich zeigt. In England, in Frankreich und auch in Amerika würde sich die „nationale Empfindlichkeit" gegen eine Partei wie die sreisinnige und gegen deren Preffe, die daS Vaterland herabfetzt und da» Ausland preist und namentlich in wirthschaftlichrn Fragen stet» auf der Seite deS Auslandes steht, schon längst und vermuthlich in sehr fühlbarer Weise gewendet haben. Statt also die „über große" Empfindlichkeit in nationalen Dingen für ein Unglück auszugeben, kann man vielmehr sagen: das in manchen Kreisen viel zu geringe nationale Empfinden ist ein stete» Hemmniß für die weiteren Fortschritte des deutschen Reiche». — Von „Empfind lichkeit" an sich zu sprechen, sollte aber gerade Herr Rickert ver meiden; denn er selbst gehört zu den empfindlichsten Politikern. Besonder» was die Juden angeht, betrachtet er stets mit „über großer" Empfindlichkeit. Wie weit diese geht, beleuchtete der Herr Kultusminister vr. Bosse zutreffend durch folgende Worte: „Aber darf man denn einen Juden nicht mehr einen jüdischen Mann nennen? Mich darf man zu jeder Zeit als einen christlichen Mann bezeichnen." Der Redakteur A. in Hannover sollte sich gegen eine Ver ordnung über die Sonntagsruhe vergangen Huben, weil er eine Uebung eines Turnvereins während deS Gottesdienstes abhielt. Ta» Schöffengericht hatte den Angeklagten sreigesprochen, die Strafkammer hingegen ihn zu einer Geldstrafe verurtheilt, nachdem festgestellt worden war, daß der Angeklagte in einem RestaurationSgarten bei der Uebung deS Turnverein» laut kommandirt hatte. Die Strafkammer hatte angenommen, daß durch da» laute Kommando eine Störung der Andacht verursacht worden sei. Aus die Revision des Angeklagten hob aber das Kammergcricht die Vorentscheidung aus und sprach den An geklagten frei. Das Kammergericht meinte, wir man der „Volk-ztg." mittheilt, das Turnen sei eine nützliche und nöthige LeibeSübung und keine die Andacht störende Thätigleit, auch wenn daS Kommando in lautem Tone ersolgte. Der au» Sachsen ausgewiesene Russe vr.H elpha nd, (Parvus) Vorgänger der Rosa Luxemburg in der Redaktion der „Sächsischen Arbeiterzeitung", ist, nach der „köln.Ztg." aus Reuß j. L. aus gewiesen worden. erquicklichen Verhältnisse im Restaurant (nicht Parlament!), des Reichstages. Die Meldung von der geplanten BerständigungS- Aktion in Oesterreich und die Form, in welcher sie im „C>as" lancirt wurde, hat die Jungczechcn unwirsch gemacht. Das führende Jungczechendlatt ist ungehalten über die Regierung, welche eine solche Aktion plant, und noch ungehaltener über die Polen, welche aus die Czechen einen Druck im Sinne einer Ver ständigungs-Aktion ausüben. Der Umstand, daß da» Organ der konservativen Majorität deS Polenllub» ie Meldung von der Verständigungs-Aktion ausflattern ließ, ruft bei den Jungczechen die Vermulhung hervor, daß sich nunmehr auch die Majorität des Polen-Klubs den Bestrebungen der Minorität, die Czechen zur Nachgiebigkeit zu verhalten, angeschlossen bube. Das ;ung- czechische Blatt nimmt zu der Frage sofort Stellung, indem es erklärt: Kein Friede mit den Deutschen, wenn nicht „in allen Ländern Böhmens" die czechische Sprache die volle Gleichberech tigung erhält. Der altczechische „Hlas Naroda" sucht sich dagegen damit zu trösten, daß Graf Thun sich im Exelutiv-Kvmitee der Rechten dahin geäußert habe, daß die Regierung im Sinne des Programms der Rechten regieren wolle und keine besonderen Hoffnungen aus die Bcrständiguugsaltwn setze. Nachher „Politik" soll der Reichsrath Ende Januar heimgeschickt werden. Der Zweisprachigkeit der Verhandlungen bei den Gerichten in Deutschbvhmen dürste nunmehr auch die Zweisprachig keit der Aufschriften bei den Gerichtsgebäuden Deutschböhmens folgen. Soeben ist seitens des Oberlandes- gerichtes in Prag an die Bezirksgerichte in Deutsckböhmen die Aufforderung ergangen, innerhalb 48 Stunden (!) bekannt zu geben, in welcher Sprache die Aufschriften bei den Bezirks gerichten abgesaßt sind. Dieselbe Aufforderung soll auch an die Kreisgerichte ergangen sein. Zum Präsidenten deS Oberlandes- gcrichts in Prag wurde vor wenigen Tagen Pally, ein ent schiedener Czeche, ernannt; seine erste That nun dürste die Ein führung der zweisprachigen Aufschriften bei den k. k. Behörden in Deutschböhmen sein. So wird Stein auf Stein gesetzt zum Aus bau des Sankt Wenzelsstaates! Frankreich. Die ganze Generalstabspresse meldet, daß die Untersuchung über die Klatschereien Beaurepairesdessen Wahrhaftigkeit sowie die Nothwendigkeit ergeben habe, die Revision der Strafkammer abzunehmen; die Negierung schwanke nur noch zwischen den Anträgen Bisseuls und Rose, welch Letzterer weiter gehend ist und die Strafkammer von der Urtheilsfällung über haupt ausschließen will, da sie die Untersuchung führende Behörde war, mithin auf das Verdikt selber keinen Einfluß nehmen dürste. Man kann diese Meldungen vorläufig als fromme Wünsche an- sehcn, zumal da der Justizminister ausdrücklich erklärt, die Unter suchung sei noch nicht abgeschlossen. Inzwischen wird die Ver- dächtigungskampagne gegen die Strafkammer mit immer neuen „Enthüllungen" fortgesetzt. Das Blatt „Soleil" veröffentlicht einen sensationellen Artikel seines Petersburger Korrespondenten. Darin heißt es: In der letzten Zeit hat der Versuch zu einer deutsch-französischen Allianz weitere Fortschritte gemacht. Gegen die diplomatische und vielleicht auch militärische Unterstützung Frankreichs von Seiten Deutsch lands gegen England wird Frankreich die jetzigen Grenzen deS deutschen Reiches anerkennen und sich öffentlich bindend erklären, niemals die verlorenen Provinzen zurückzufordern. Der deutsche Kaiser wird seinerseits im Falle, wo beide Mächte gegen England siegen würden, die Räumung Aegyptens von England verlangen. Aegypten würde alsdann unter ein gemeinsames Protektorat Europas gesetzt und Frankreich würde den Vorsitz des Kontrolle ausschusfeS erhalten. Schließlich würde der deutsche Kaiser zum Beweis des vollständigen Einvernehmens im Jahre 1900 nach Paris zum Besuche der Ausstellung und zwar mit dem Zaren kommen. Der deutsche Kaiser würde jedoch vorher einen längeren Aufenthalt auf Cap Martin nehmen, um seinen Aufenthalt in Paris einzuleiten. Dies ist, so sagt der K orrespondent, das vor- geschlagen^Bündniß, welches ich Anlaß habe, als angenommen Mr-lverg-r «nz-sg-r ««d Tageblatt. Seit- S. — 27. Aa««ar. In den fchwevlschenBlättern wird d«r zeitweilige Rück tritt König OScarS II. von den Regierung-geschäften an erster Stelle den so anstrengenden Repräsentationspflichten während der soeben begonnenen Stockholmer Reichsrathssession zugeschrieben. Der 70jährige Monarch fühlte sich ihnen nicht gewachsen, und da seine später beabsichtigte südeuropäische Er holungsreise doch verfassungsgemäß eine förmliche Stellver tretung durch den Thronfolger nothwendig gemacht hätte, hat man diese Regentschaft schon jetzt beginnen lassen. Ernsthaftere Besorgnisse für die Gesundheit deS Königs werden bi» jetzt nicht aehegt; im Gegentheil erwartet man, daß er im Frühsommer die Regierung seiner beiden Reiche wieder zu übernehmen im Stande sein wird. Der interimistische Regent Kronprinz Gustav ist am 16. Juni 1858 geboren und bekanntlich mit der badischen Enkelin Kaiser Wilhelm I. vermählt; er gilt sür sehr begabt und geistig rührig; bei den Nonoegern ist er persönlich noch weniger beliebt, als sein Vater, da ihm während der akuten Zuspitzung der Unionskrise 1895 kriegerische Absichten gegen Norwegen nach gesagt wurden. Ihre Ungunst hatte ihm die norwegische Groß- thingSmehrheit schon 1893 bewiesen, indem sie gleichzeitig mit einer bescheideneren Kürzung an der Civilliste seines Vaters ihm die größere Hälfte seiner Apanage strich; später hat man dann beide Abstriche wieder wesentlich gemildert. Politisch dürfte die Regentschaft des Kronprinzen schon wegen der ihr zugedachten kurzen Zeit kaum von Bedeutung werden, doch werden sich bei diesem Anlaß in der Presse des norwegische« Radikalismus die Angriffe auf die Dynastie wohl noch steigern. Rußland. Der Zar will, so scheint e», sein Friedenswerk auch bei sich daheim durchführen und auS seinen gewaltigen Heeren statt eines Werkzeugs der Drohung eine Anstalt zur geistigen Hebung seines Volke» schaffen. Der Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen soll künftig einen Theil der militärischen Ausbildung in der russischen Armee bilden und für die Analphabeten unter den Soldaten als Dienstpflicht, als ein Gegenstand der Jnstruktionsstunde eingesührt werden. In den Kasernen und Barackenlagern werden Schulstuben eingerichtet werden. Von der Bedeutung dieser großartigen Idee deS Zaren kann man sich nur eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß die Friedenspräsenzstärke deS russischen Heeres ca. eine Million beträgt und etwa der vierte Theil dieser Zahl jäkrlich neu eintritt resp. ausscheidet. Bon diesen können im Durchschnitt wenig über 5 Prozent lesen und schreiben. Der Militärdienst dauert in Rußland sechs Jahre, so daß Zeit genug übrig bleibt, neben der nuluänschen Ausbildung noch die der Elementarkennt- nisse zu pflegen. Führt der Zar seinen Plan wirklich aus, so wird er der größte Wohlthäter werden, den Rußland je gehabt hat. OertlichesHschslsch-S. Freiberg, den 26. Januar. — In den Poradesälen deS Königlichen Residenzschlosies fand gestern Mittwoch Abend der zweite diesjährige große Hofball statt, zu dem ca. 1000 Einladungen erlassen worden waren. Man berichtet uns aus Dresden: Kurz nach 9 Uhr erschienen der König und die Königin und Prinz Georg, Prinz und Prinzessin Johann Georg, sowie der Herzog Paul Friedrich von Mecklen burg-Schwerin, umgeben vom großen Dienst, im sogenannten Rothen Salon, um zunächst eine Anzahl Vorstellungen entgegen zunehmen. Dann betraten die hohen Herrschaften den großen Ballsaal, um kurze Zeit Cercle zu halten, worauf der Ball mit einer Polonaise begann, an der auch die Königlichen und Prinz- lichen Herrschaften theilnahmen. In der Gesellschaft bemerkte man die Herren StaatSmuuster und die Mitglieder des diploma tischen Corps mit ihren Damen, die Generalität, sowie die Kommandeure und zahlreiche Offiziere der hiesigen und aus wärtigen Garnisonen, die Anstoklatie, sowie zahlreiche Vertreter von Kunst, Wissenschaft, Industrie und Handel. Der Tanz, bei dem Herr Lieutenant von Schönberg-Rvthschönberg vom Königl. Zächs. Gardereiter-Regimeut als Bortänzer sungirte, wurde gegen 11 Uhr durch das Souper unterbrochen, welches im Eckparabe- saal, im Bankett- und Speisesaale stattfand. Im Eckparadesaal erreg!« ein prachtvoller Aufbau von Palmen und Frühlings blumen allseitige Bewunderung. Aus dem dunklen Grün der Palmengruppen hoben sich kostbare goldene nnd silberne Kunst- gegenstände aus dem Grünen Gewölbe und der Hossilberkammer in wirkungsvollster Weise ab. Um 12 Uhr war das Souper be endet und der Tanz wurde in lebhaftester Weise fortgesetzt. Gegen 1 Uhr begannen sich die Säle langsam zu leeren. Die Ballmusil führte die Kapelle des Königl. Sächs. Schützenregiments aus. — Gestern Vormittag fanden zwei Abtheilungssi Hungen der Dresdner Handels- und Gewerbekammer statt. Hieran schloß sich eine Gejammtsitzung der beiden Kammern. Die Wahl des Präsidiums (über die wir bereits drahtlich berichteten) bildete >n beiden Kammern den ersten Punkt der Tagesordnung. Der zeitherige Vizepräsident der Handelskammer Kommerzienrath Lüder wurde zum ersten, Kommerzienrath Collenbusch zum zweiten Vorsitzenden der Handelskammer, Stadtrath Schröer zum ersten, Stadtrath Wokurka zum zweiten Vorsitzenden der Ge werbekammer gewählt. Nach der Wahl und Konstituirung der Kommissionen beschloß die Handelskimmer, daß ein Antrag dahingehend, den Frachtverkehr zwischen Deutschland und England zu verbilligen, aus dem üblichen Wege Erledigung finden soll. Es folgte eine vertrauliche Sitzung der Handelskammer. — In der öffentlichen Sitzung der Gewerbekammer berichtete derVorsitzende über ein Gutachten, das von der Königl. Kreishauptmannschaft einverlangt worden sei betreffs der gewerblichen Verwandtschaft der Tischler, Glaser, Drechsler, Stellmacher und Böttcher. Die Leipziger Handelskammer habe nur eine berufliche Verwandtschaft bei den Tischlern, Glasern und Drechslern finden können; er sei aber der Meinung, daß diese berufliche Verwandtschaft auch auf die Stellmacher und Böttcher auszudeynen sei, denn alle 5 Be rufe benutzten sehr ähnliche Werkzeuge, bearbeiteten fast alle das gleiche Material, nämlich Holz, und hätten auch sonst noch viele Berührungspunkte mit einander. Er ersuche daher die Kammer in dem emgesorderten Gutachten sich für die berufliche Verwandt schaft der genannten Handwerke auszusprechen. Dem Antrag wird einstimmig Folge geleistet. — Nach Beendigung der vertraulichen Sitzung der Gewerbekammcr fand eine Gesammtsitzung der beiden Kammern statt. Kammer-Mitglied Kommerzienrath Collenbusch führte den Vorsitz. Nach der Wahl und Konstituirung der ge mischten Kommissionen kam die Negistrande zur Verlesung, aus welcher folgender Punkt von besonderem Interesse ist: Eine Dresdner Firma führte Beschwerde darüber, daß am Sonntag vor Weihnachten (18. Dezember) der Postdienst nicht wie an Wochentagen gehandhabt worden sei. Der Verkehrsaus- schuß beschloß, bei der Oberpostdirektion dahin vorstellig zu werden, daß an den Sonntagen, welche in die Woche vor den 24. Dezember fallen, künftighin der Brief- und Packetdienst wie an Wochentagen durchgesührt werde. — Kammer-Mitglied Opitz
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