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AmtMM sSr die kSmglichcn und städtische» Behörden zu Freitag nid Braut. »«rantwsrtlich« Leitung Vee «evaktion: G««»« »nrthnrvt. - KL Jahrgang. ükrsckemt irden Wochentag Abend« '/,6 Uhr für den II . D 267. L7.S°°L"S^ ! Donnerstag, oen 16. November. Inserat« werden bi» Bormittag» 11 Uhr angenommen. Preis für di« Spaltzetle IS Pfg. Außerhalb de» LandgerichtSbezirk» IS Pfg. 1»ss. Unter de« Viehbeständen deS Viehhändlers Gtt« in Meinhartma««»Vorf ist die Raul- und Klauenseuche ausgebrochen. Freiberg, den 1ö. November 1899. Königliche AmtShauptmannschaft. Vr Steinert. Gemeinschaftliche Sitzung" des Stadtraths und »er Stadtverordneten zu Freiberg Freitag, den 17. November 18SS Nachmittags 6 Uhr im Stavtverordnetensaale. Lage-orvnung: Wahl eines Abgeordneten in die Bezirksversammlung an Stelle der mfolge Wegzugs ausgeschiedenen Herrn Bürgermeisters vr. Schroeder. Der Bürgermeister. Der Stavtverorvnetenvorsteher. Stadtverordnetenfitznng der» 17. November 189S, Abends 6 Uhr im Anschluß an die gemeinschaftliche Sitzung. 1. RathSbeschluß, Nachverwilligung von 200 Di. zu Pos. 293 des HauShaltplanS betr. 2. desgl., miethzinsfreie Ueberlaffung des Kaufhaussaales an das akademische Orchester betr. 3. desgl., Gewährung eines einmaligen Beitrages von 100 M. zu den Vorarbeiten für Erlangung der Eisenbahnverbindung Sayda—Niederseiffenbach betr. 4. desgl., Ankauf der Bürgerfeldparzelle Nr. 1968 um 15 M. betr. Hierüber geheime Sitzung. Freiberg, den 15. November 1899. Ansliege« eines Bebauungsplans nebst Ortsgcsetzentwnrf betreffend. Neber die künftige Bebauung de» zwischen der BranVerstratze, der Olbernhauer» stratze und dem Eifenbahndamm gelegenen Areals ist von der Baupolizeidehörde ei« Bebauungsplan nebst Ortsgesetz aufgestellt worden. Plan und Ortsgesetz liegen in der Zeit vom 2. bis mit 2S. November 1899 im Baupolizeiamt, Stadthaus 8 Trepven Zimmer No. 9, zu Jedermanns Einsicht au». Die Betheiligten werden aufgefordert, etwaige Einwendungen, die sie gegen den Bebauung»» plan, das OrtSgesetz oder einzelne Bestimmungen deS letzteren geltend machen wollen, bei Ver meidung deS Ausschlusses bis zur Beendigung der Auslegung schriftlich oder mündllch anzu» bringen. Freiberg, am SO. Oktober 18SS. Der «tadtrath. Wbr. Kohversteigerung auf dem Einsiedler Staatsforstrevlere. Lippmanuscher Gasthof »zum grünen Gericht" in Neuhausen. Donnerstag, den 23. November vsS. IS., von Vormittags 10 Uhr an: 20 h. u. 6254 w. Klötzer; von Nachmittags 2 Uhr an: 3 rm h. ll. 57.5 rm w. Brennscheite, 80 rw w. Brennknüppel. 10 rm h. u. 18 rm w. Zacken, 9,5 rm h. u. 830 rm W. Aeste u. 61 rm w. Abraumreisig. Aufbereitet in den Abth. 1, 4, 6, 12, 13, 14, 29, 30, 32, 34 biS 38, 67 u. 77 bi» 81. Kgl. Forstrevierverwaltung Deutsch-Einsiedel u. Kgl. Forstrentamt Frauenstein, am 14. November 1899. »InoL. Lrnnn«. Aas dem Reichstage. ab. Berlin, 14. November 1899. Man muß heute die breiten Stufen zur Presse-Tribüne früh yinanklimmen, denn vor Beginn der ersten Sitzung nach den großen Ferien kann man manche, wenn auch kleine, so doch recht interessante Episoden beobachten. Durch die lange Ruhezeit haben sich die kampferhitzten Gemüther abgekühlt, scharfe Angriffe sind vergeben und vergessen, und auf allen Seiten ist man ver- hältnißmäßig versöhnlich gestimmt. Als ich die Tribüne betrete, liegt der Saal unten noch m gähnender Leere. Nur eine Reihe von Dienern eilt geschäftig umher, um die Plätze der Abgeordneten mit der Tagesordnung zu belegen, und auf der Präsidialestrade trifft Geheimrath Knaak, der Bureaudirektor des Reichstages, dem man wegen seiner berühmten „Korrektur" der Worte des Präsidenten im amtlichen Stenogramm die bestimmtesten Rücktrittsgedanken „aus Gesundheitsrücksichten" nachgesagt hatte, mit seiner gemessenen Würde die letzten Anordnungen für den großen Moment. Auf dem Präsidententisch hat er m einer großen Vase einen riesen haften Chrysanthemenstrauß von Halbmannshöhe ausstellen lassen und daneben ein prachtvolles Bouquet von gelben Rosen gelegt. Die lieblichen Kinder Floras sollen andeuten, daß heute die 100. Sitzung der Session stattfindet, wiederum einer Session, die in Wirklichkeit aus zwei Tagungen besteht und wie sie in letzter Zeit infolge der Komplizirtheit der Gesetzgebungsmaterien immer häufiger werden. Endlich öffnet sich die „Nein-Thüre" auf der linken Seite und langsam und schwerfällig schiebt sich eine Gestalt mit riesigem Nacken und gewaltigem Schädel durch die schmale Oeffnung: Eugen Richter schreitet schnurstracks auf seinen Platz zu, läßt sich nieder und vergräbt seinen Kopf in einen großen Aktenstoß. Ihm folgt behend August Bebel in lebhaftem Gespräch mit dem Groß industriellen und Millionär Rösicke, dem unermüdlichen bürger lichen Vorkämpfer für die Arbeiterrechte. Auf der anderen Seite betritt zuerst Frhr. v. Stumm, der Antipode des Herrn Rösicke, den Saal; er scheint sich von seinem Sturze wieder ganz erholt zu haben und sieht sehr kampsesmuthig aus, ebenso wie sein ewig junger Schildknappe v. Kardorff. Ganz rechts versammelt vr. Hahn, der Direktor des Bundes der Landwirthe, einen Kreis von agrarischen Abgeordneten um sich und spricht so lebhaft auf sie ein, als wenn er in einer Volksversammlung redet. Herr Bassermann, der eS durch seine Worte von der Heuchelei eines Theiles der Großindustrie und durch seine schroff ablehnende Haltung gegenüber dem Zuchthausgesetz mit dem größeren Theil seiner Parteifreunde verdorben hat, reibt sich etwas verlegen die Hände, als er seinen Platz auf der vordersten Bank, den Platz des an erkannten Parteiführers, den einst Herr v. Bennigsen cinnahm, von Herrn Möller, seinem Widerpart, besetzt findet, der ihn allerdings schleunigst mit entschuldigenden Worten seinem zur Zeit noch rechtmäßigen Inhaber räumt. Wird Herr Bassermann ihn noch lange behalten? Immerhin streckt ihm jeder seiner Parteifreunde die Hand zum Gruße entgegen. Nicht.ganz so gut ergeht es Herrn Schippel von den Sozialdemokraten, der auch mit einem Theile seiner Parteifreunde rn Differenzen gerathen und von Bebel auf dem Parteitage in Hannover geradezu ab geschlachtet worden ist, und der nun von manchen seiner Genossen total geschnitten wird. Allgemein begrüßt wird dort dagegen der leidenschaftliche Stadthagen, der deutsche Rekordmann in Be- lcidigungsprozessen, der von der Vertagung des Reichstags den größten Bortheil gehabt hat, da er bei einem Reichstagsschluß jetzt unfehlbar wieder hinter schwedischen Gardinen sitzen würde. Am stillsten geht es in der Mitte, im Zentrum, zu; hier fällt eS aus, daß Dr. Lieber nicht zu sehen ist. Inzwischen hat sich der Saal recht stattlich gefüllt. Die Ab- Mümete» «len hin und her und tauschen Händedrücke und Be grüßungSworte auS, die Parteigrenzen verwischen sich immer mehr; schließlich setzt sich sogar der agrarische und hochkonscrvative Geheimrath Gamp neben den Sozialistenhäuptling Singer zu einer langen, vertraulichen Unterredung. Endlich erscheint Graf Ballestrem auf dem Präsidentensitz. Seine kleine Figur ver schwindet fast völlig hinter den riesenhaften Ehr ysanthemen. Er schwingt aber seine Glocke mit solcher Heftigkeit und solcher Aus dauer, daß sie endlich das Stimmengewirr überschallt. Noch ein kurzes, heftiges Durcheinanderlaufen wie in einem Ameisenhaufen, dann sitzen die Volksvertreter wieder auf ihren Plätzen, fein säuberlich nach Parteien geordnet und geschieden. Nach herzlichen Begrüßungsworten des Präsidenten wird in die Tagesordnung eingetreten. Die hundertste Sitzung! Durch eine bedeutsame Tages ordnung zeichnete sie sich nicht gerade auS. Dennoch verlies sie recht ungewöhnlich. Zur Berathung standen eine große Anzahl von Berichten der Petitionskommission. Gewöhnlich werden diese Berichte ganz am Schluß einer Session mit sündhafter Eile in großem Ramsch ohne jede Erörterung nach den Anträgen der Kommission erledigt. Heute, da die Abgeordneten mit frischen Kräften zur Stelle waren, kam es wesentlich anders. Bei der Petition der Pfarrer v. Bodelschwingh-Bielefeld und Ille. Weber- M.-Gladbach auf Erlaß eines ReichswohnungsgesetzeS hatte die Kommission Uebergang zur Tagesordnung beschlossen, weil die Angelegenheit zur Kompetenz der Einzelstaaten gehöre. Hiergegen erhob Abg. Schrader (fr. Vgg.) lebhaften Widerspruch und be antragte eine Resolution, die den Reichskanzler aufsordert, eine Kommission zur Untersuchung der Wohnungsfrage einzusetzen. Ihm schlossen sich in ziemlich entschiedener Weise nicht nur die gesammte Linke einschl. der Nationalliberalen an, wobei natürlich von sozialdemokratischer Seite die üblichen Seitenhiebe auf daS preußische Abgeordnetenhaus nicht fehlten, sondern auch die Abgg. Hitze (Ctr.) und Stöcker (wild-kons.). Die Abstimmung ergab denn auch die Annahme deS Antrages Schrader, gegen den nur die beiden konservativen Parteien stimmten, die wohl Bedenken trugen, die Materie den Emzelstaaten zu entziehen. Der erste Tag hat also auch bereits die erste sozialpolitische Debatte gebracht. Gegen eine Anzahl von Petitionen, die ein Gesetz zur Bekämpfung der Trunksucht fordern und die der Regierung zur Berücksichtigung empfohlen werden sollen, erhob sich scharfer Widerspruch von der linken Seite, die die Polizeivollmachten nicht ausdehnen möchte. Freisinnige und Sozialdemokraten blieben aber in der Minderheit, nachdem vr. Stephan (Ctr.) erklärt hatte, daß ein Trunksuchtsgesetz wichtiger sei, als Flotten- und Militär vorlagen. — Morgen Post- und Fernsprechgesetze. Politische Umschau. Freiberg, den 15. November. Der Seniorenkonvent des deutschen Reichstages trat vor Beginn der Plenarsitzung zusammen. Es wurde beschlossen zu nächst die Postgesetze zu berathen, aus welche die Vorlage über die Schuldverschreibungen folgen soll. Alsdann wird in die zweite Lesung des Gesetzes zum Schutze der Arbeitswilligen eingctretcn werden und hieran schließt sich die Berathung der Gewerbe ordnungsnovelle. Falls der Etat dem Reichstage rechtzeitig, zu geht, soll noch vor Weihnachten die Generaldebatte deS Etats er ledigt werden. Der Mittwoch ist als Schwerinstag reservirt. Die Londoner Meldung, wonach die lange Verzögerung des Samoa-Abkommens dadurch bewirkt worden sei, baß Deutschland das Recht, einen Zolltarif einzuführen, beanspruchte, während England offene Thür in Samoa verlangt habe, ist nach den „Berl. N. N." gänzlich unbegründet. Ueber die Frage deSZoll- tariss auf Samoa sind niemals Meinungsverschiedenheiten ent standen. Es hat den Anschein, als ob wir auch in Deutschland mir der Gefahr deS Einbruchs der Pest ernsthaft zu rechnen haben. Die Meldung, daß in Triest ein Pestfall vorgekommea ist und der rege Verkehr mit dem Orient, wo bekanntlich an ver schiedenen Stellen Erkrankungen eingetreten sind, ist geeignet, eine gewisse Beunruhigung hervorzurufen. Indessen haben sich die hygienischen Verhältnisse in Deutschland in den letzten Jahrzehnte« erheblich gebessert und man darf, selbst wenn in einer unserer Hafenstädte Erkrankungen stattfinden sollten, annehmen, daß eS gelingen wird, durch geeignete Maßnahmen einer Verbreitung dieser schrecklichsten aller Krankheiten vorzubeugen. DaS ReichS- gesundheitsamt hat mit der Gefahr bereits gerechnet und Vor bereitungen zu ihrer Abwehr getroffen. Bei dem preußischen Kultusministerium steht jetzt die Er- theilung der ärztlichen Approbation an eine Dame Fräulein H. bevor. Dieselbe hat ihre medizinischen Studie« in Zürich absolvirt und die Approbation in der Schweiz schon vor einigen Jahren erlangt. Die Angelegenheit hat dieser Tage auch die ärztliche Prüfungskommission beschäftigt. Diese Dame soll eine Untersuchungsarztstelle bei der Berliner Sittenpolizei erhalten. In der gestrigen Sitzung deS österreichischen Abgeord netenhauses ward die Berathung über die Ausschreitungen in Mähren fortgesetzt. Sozialdemokrat Verkauf erklärt, seine Partei ändere ihren Dringlichkeitsantrag dahin ab, daß die Vorgänge in Graßlitz gleichfalls dem zu wählenden Ausschuß zur Unter suchung überwiesen werden sollen. Zwischen den Vorgängen in Graßlitz und in Mähren bestehe ein großer Unterschied. In Graßlitz sei nicht geplündert worden, auch sei es zu keinen anti semitischen Ausschreitungen gekommen; eS sei gegen die von der damaligen Regierung begangene Verletzung des Rechtes und der Verfassung demonstrirt worden. DaS italienische Parlament ist am Dienstag feierlich vom König mit einer Thronrede eröffnet worden. Die Thronrede betont, daß alle Parteien die Vaterlandsliebe eine, trotz vorüber gehender Störungen, welche die Thätigkeit der Deputirtenkammer wohl hemmen konnten, aber keine nachtheiligen Folgen haben, wenn jene Unterbrechung jetzt durch emsige Arbeit ausgeglichen werde. Die Thronrede hebt hervor, es werde lein neues ArbeitS» Programm vorgelegt werden, da die letzte Tagung der neuen eine große Anzahl von Vorlagen übrig gelassen habe, welche der Er ledigung harre«. Weiter betont die Thronrede die „ausgezeich neten Beziehungen zu allen Mächten; von keiner Seite und durch nichts wird Italien bedroht". England. Die Bemühungen englischer Behörden und Pri vatleute, dem Programm für den Besuch des deutsche» Kaiserpaäres eine immer größere Ausdehnung zu geben, finden auf der anderen Seite nur geringe Gegenliebe. Der Lordmayor von London erhielt einen Brief des Botschafters Hatzfeld, in dem es heißt, daß der Kaiser und die Kaiserin, ob wohl sie die Courtoisie seiner Einladung voll würdigten, doch sehr bedauern wegen der kurzen Dauer ihres Besuches bei der Königin Victoria seine Einladung zum Lunch im Mansion- House nicht annehmen zu können. Dem Daily Telegraph zu- folge soll Lord Lonsdale ein Telegramm vom Kaiser erhalte« haben des Inhalts, in Folge der bevorstehenden Verhandlungen über die Flottenvorlage sei er genöthigt, den Besuch in Low ther Castle aufzugeben. Wie jetzt bekannt wird, wandte der Lordmahor sich bereits im August an die deutsche Botschaft, ob der Kaiser eine Einladung zur City annehmen würde. Da mals erhielt er zur Antwort, der streng private Charakter de» Besuchs und die getroffenen Arrangement» schlöffen die» au». Die Gerüchte der letzten Tage, daß Kaffer Wilhelm seine Ab sicht geändert habe, bewogen den jetria.« LordnuUM, die Eit^ s ladung zu wiederhol«.