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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991129
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-29
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.11.1899
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277.Ur-Werger Attzesg-r und Tageblatt. Gelte 4. — 2d. November. L8SS 'Ansichtspostkarten zurückgeführt werden mutz, zeigt die Zahl der abgesehen Werthzeichen. Der Verkauf der am meisten ge brauchten Marke zu 10 Pfennig ist nur um 54 Million» ge wachsen, der Verkauf von Fünfpfennigmarken dagegen um 117 Millionen. Diese enormen Ziffern des Jahres 1898 werden von denen des laufenden Jahres ohne Zweifel bedeutend über holt werden. Denn noch immer nimmt das Schreiben von Ansichtspostkarten zu. Nicht nur zur eigentlichen Reisezeit, im Sommer, wurden Ansichtspostkarten zu. Millionen versandt, sondern auch zur jetzigen Jahreszeit kann man, wie die „Staats- bürgerzeitung" schreibt, namentlich in Bierlokalen beobachten, wie bei jeder Gelegenheit die Ansichtspostkarte benutzt wird. Fast jedes große Restaurant in Berlin hat seiner eigenen, stän digen Kartenvcrkäufer, der an manchen Stellen nicht selten für .20—30 Karten täglich absetzen soll. Diese Ziffern lassen daraus schließen, daß die kaum ein paar Jahn alte Ansichts- kartenmdustrie große Summen umsetzen muß und daß sie viele Personen ernährt. Für ein deutsches Adreßbuch von Ansichts kartenfirmen, d. h. von Herstellern und Händlern, daß jetzt vor bereitet wird, liegen bereits 1300 Anmeldungen vor. — lieber das „Wiener Cafe" wurde das MikitSrVerbot verhangen. Die Ursache zu dieser Maßregel bildeten Reibereien, die zwischen Ausländern und Militärpersoneu m diesem Restau rant stattfauden. — Großen Beifall fanden gestern Abend im Gasthof z« Ariedeburg die Vorführungen der lebenden Riesenphoto graphien deS Herrn Klemm. Herr Klemm hatte weder Mühe noch Kosten gescheut, um die Vorführung interessant zu gestalten. Die Veranstaltung war gut besucht. — Königliches Lanvgericht Freiberg. Don der ersten Strafkammer wurden verurtheilt: 1. Der Buchhalter Philipp D niel Wilhelm Blum, geboren den 5. April 1860 zu Wies baden, wohnhaft in Dippoldiswalde, wegen Unterschlagung zu 1 Johr 9 Monaten Gesängniß und 5 Jahren Ehrverlust; 2. der Arbeiter Oskar Arthur Behr gen. Baldauf, geboren den 6. November 1882 zu Dippoldiswalde, wegen Rückfallsdiebstahls zu 4 Monaten Gesängniß; 3. das Dienstmädchen Anna Franziska Göhler aus Dresden wegen Diebstahls und Betrugs zu 5 Monaten 2 Wochen Gesängniß, worauf 2 Wochen der erlittenen Unter suchungshaft anzurechnen sind. *„* Brand, 27. November. In dem Bericht über die am Freitag stattgefundene Sitzung deS landwirthschastlichen Vereins war erwähnt, daß das Proviantamt Freiberg die Lieferung von Roggen ausgeschrieben habe. Es sei berichtigend mitgetheilh daß eS sich dabei nicht um die Lieferung von 4000 kx, wie zu lesen stand, sondern von 4000 Zentner Roggen handelt. 8 Erbisdorf, -7. November. Die Leiche des Bergarbeiters O. der in Folge von Schwermuth am Sonntag im Erzengler- Teich den Tod suchte, ist aufgesnnden worden. *** Eonradsdorf, 28. November. Gestern Abend */,6 Uhr brannten die zum Steinschen Gute gehörige Scheune und das Nebengebäude vollständig nieder. Die übrigen Gebäude sind bereits am 5. Oktober dieses Jahres abgebrannt. Sämmtliche Erntevorräthe sielen den Flammen zum Opfer. Außer der Orts spritze waren die Wehren von Falkenberg, Tuttendorf, Halsbrücke, Loßnitz, Krummenhennersdorf, Freiberg und Halsbach erschienen. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. X Lichtenberg, 27. November. Von einem schweren Unfall wurde das 15jährige Dienstmädchen Fleischer des Herrn ,Gutsbesitzers Emil Richter hier, betroffen. Sie stürzte am Sonnabend Nachmittag beim Maschinendreschen durch das sogenannte Balkenloch auf die Tenne herab. Das Mädchen, welches sich auf die Schutzvorrichtung des Loches gelehnt und dabei daS Gleichgewicht verloren hatte, brach beide Arme und daS Nasenbein; außeroem hat sie sich mehrere Zähne einge schlagen und im Gesicht verschiedene Verletzungen erlitten. Auffällig mehren sich in der Gegend von Döbeln jetzt die Feimenbrände. Seit einigen Tagen ist bereits der sechste zu Verzeichnen. Am Sonnabend Vormittag brannte in Görbersdorf bei Oederan das Hausgrundstück des Materialwaarenhändlers Beyer nie^- und am Sonntag Abend wurde die mit Erntevorräthe« gefüllte Scheune des GcmeiudevorstandeS Morgenstern in Hetzdorf ein Raub der Flammen. Gestern vollendeten sich, wie schon drahtlich gemeldet, fünfzig Jahre, seit das städtische Krankenhaus zu Dresden aus völlig ungenügend gewordenen Räumen u. Verhältnissen übersiedelte in das ehemals gräflich Marcolinische Palais an der Friedrich straße, das schon am I.Augnst 1845 angekaust worden mar, und zwar auS den reichen Mitteln vom Nachlasse des im Jahre 1821 verstorbenen Geheimen Rathes Heinrich August v. Hühnerbein, welcher das Krankenhaus zu seinem Erben eingesetzt hatte, so daß der Anstalt über 250 000 Thaler zuflvssen. Hier in dem neu erworbenen Grundstücke war es nun möglich, das Krankenhaus so einzurichten, daß es seiner menschenfreundlichen Aufgabe ge nügen und ein Wohlthäter sür Tausende von Leidenden werden konnte. Bei dem Wachsthum der Stadt Dresden wird freilich die Anstalt trotz der vorhandenen Anzahl von nahe an 1000 Betten bald nicht mehr im stände sein, dem Bcdarse zu genügen, und aus diesem Grunde ist in günstigster Lage zwischen Dresden und Blasewitz, in dem bekannten Birkenwäldchen, der Bau eines zweiten städtischen Krankenhauses in Angriff genommen worden, welches im Herbste 1901 der Benutzung geöffnet werden soll. — An das erwähnte Marcolinische Palais knüpfen sich interessante geschichtliche Erinnerungen. So wohnte in demselben im Jahre 1813 Napoleon und hier war es, wo Metternich nach vergeblicher Verhandlung mit ihm zum Marschall Berthier die prophetischen Worte sprach: „Llonsisur 1s msrecbal, votrs empereur o'vst l'bowaitz xerän". (Herr Marschall, Ihr Kaiser lst ein verlorener Mann.) Eine ruchlose That ist an einem Theile der noch vorhandenen Pferde der Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden verübt worden. 60 Vonden im alten Neustädter Depot der Straßenbahn stehender. 86 Pferden hat man die Schwänze verst ü mmelt, nament lich hat man unten die Haare des Schweifes in voller Länge abgejchmtten, so daß die That nicht gleich bemerkt werden konnte. In 18 Gemeinden der beiden Wahlkreise Leipzig-Stadl und Leipzig-Landsitzen 94 Sozialdemokraten in deu Ge rne inderäthen, darunter 23 als Ansässige. Wegen des Betrages von 45 Pf. wurde vom Schwurgericht zu Ztvicku.» ein Geschäftsmann zu 3 Wochen Gesängniß und Tragung der Kosten verurtheilt. Die Anklage lautete auf schwere Urkundenfälschung (welche die Geschworenen verneinten) und versuchten Betrugs. Der Verurtheilte hatte auf eine Bahn- rürkfahrkarte Werdau—Leipzig in Crimmitschau das zweite Mal (zuerst in Gößnitz) die Fahrt unterbrochen und dann spä ter vermittels einer Bahnsteigkarte den Zug zur Weiterfahrt be nutzen wollen. Die Strafthat wurde aber alsbald entdeckt und der Reisende zunächst bahnpolizeilich bestraft, worauf die Ange legenheit der Staatsanwaltschaft übergeben wurde. Der Reisen de; welcher in seinem Heimathsorte ansässig ist und dort das Kriedensrichteramt bekleidet, befand sich 19 Tage in Untersu chungshaft und diese wurde erst nach Hinterlegung einer Kau tion von 30 000 oi?. aufgehoben. — Die sogenannte „milde Praxis" scheint man in dresem Falle nicht angewendet zu haben. Die Hinterlassenen des im Juli in Annaber- verstorbenen Kaufmanns Karl Crüwell haben dem Stadtrath ein Kapital von 6000 Mk. überwiesen, daS zur Erwerbung eines eigenen Heims für die dortige Diakonissenstation und den Jungfrauenverein dienen soll. Ein Kapital in gleicher Höhe ist dem Kirchenvorstand überwiesen worden. Die Zinsen desselben sollen zur weiteren Ausbildung befähigter mittelloser Konfirmanden Verwendung finden. In Buchholz haben sich mehrere Bürger zusammengAyan, um den Bau einer elektrischen Centrale zu fördern. Die elektrische Centrale ist zunächst zur Krastlieferung für industrielle Zwecke geplant. In einer Jnteressenten-Versammlung ist von den An wesenden ein Gesammt-Kraftbedars vou 130 Pserdekräfteu ge zeichnet worven. Der Besitzer deS Warmbades zu Wolkenstein hat sich in einer Petition an den Landtag um käufliche Uebernahme des Bades in Staatsbesitz gewendet. DaS Bad war vor Uebernahme deS Bades Elster einmal für den Ankauf iu Aussicht genommen. Die 4. Deputation der Ersten Kammer empfiehlt diesmal, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Der Stadtgemeinderath zu Hohenstein-Ernstthal beschloß, einen Schlachthof mit Gleisanlage zu erbauen. Der Schlachthof einschließlich Grundstück wird den Betrag von 200 000 Mk. nicht wesentlich übersteigen. Bezüglich der Neubesetzung der Bürgermeisterstelle in Alten berg hat der dortige Stadtgemeinderath nach Rücksprache mit dem Amtshauptmann nunmehr beschloßen, die Stelle wieder zur Besetzung durch einen berufsmäßigen Verwaltungsbeamten aus zuschreiben. In Kautzsch bei Kreischa nächtigte der arbeitslose Arbeiter Schumann unter einem beladenen Strohwagen. Durch großen Sturm wurde der Wagen umgeworfen, wobei dem Schumann das Rückgrat gebrochen wurde, so daß er starb. In Eostebauve und den benachbarten Orten sollen Samm lungen zur Errichtung einer Bismarcksäule im Westen von Dresden eröffnet werden. Die Bismarcksäule soll auf die sogen. Warmbergkuppe zu stehen kommen und wird weithin sichtbar sein. In monumentaler wuchtiger Form soll sie sich 8 m breit und 16 m hoch erheben. Der Kostenaufwand beträgt nahezu 8000 Mk. Der DiakonuS Hans Straumer in Kohren ist kürzlich ent mündigt worden. Die durch einige Zeitungen gegangene Notiz, daß die Entmündigung von dem Vater d«S Entmündigten an gefochten worden, entspricht nicht den Thatsachen. Die Ent mündigung Straumers und seine Ueberführung in eine Heil anstalt ist vielmehr unter ausdrücklicher Zustimmung seines Vaters, des Professors Straumer in Chemnitz, erfolgt, dagegen hat DiakonuS Straumer selbst von dem ihm zustehenden Rechtsmittel Gebrauch gemacht und gegen den Beschluß des königlichen Amts gerichts Frohburg, seine Entmündigung betreffend, bei dem königlichen Landgericht Leipzig Berufung eingelegt. DiakonuS Straumers Benehmen und Gebühren hatten wiederholt an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln lasten und zur Tr'rnnung seiner Frau von ihm geführt. Auf Veranlassung der Superintendentur der Amtshauptmannschast Borna und der Staatsanwaltschaft wurde Straumer von den Bezirksärzten vr. Schmidt und vr. Kind und einem anderen Arzt aus seinen Geisteszustand untersucht und eS kamen die Aerzte zu dem Schluß, daß bei St. sich die Geisteskrankheit langsam entwickelt und er an VerfolgungS- und Querulantenwahnideen leide, sie sprachen sich für seine Unter bringung iu eine Heilanstalt auS. Auf Grund dieser Gutachten entmündigte ihn das Amtsgericht Frohburg wegen Verfolgungs- und QuerulantrnwahnsinnS. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** RittershauK-Konzert. Herr Alfred Rittershaus ist unS kein Unbekannter mehr; hatten wir doch schon wiederholt Gelegenheit, seine herrlichen Stimmmittel zu bewundern, und ein Sänger von seiner Bedeutung kann sicher sein, immer wieder eine dankbare Zuhörerschaft zu finden. Herr Rittershaus ist vorzugsweise dramatischer Sänger, und so gelangen ihm am besten die Arien aus Bajazzo (Hüll dich in Tand mir rc.) und ans Carmen (Hier an dem Herzen treu geborgen rc.), sowie die große Erzählung deS aus Rom zurückkehrenden Tannhäuser. Hier fand er für die Töne höchster Leidenschaft und tiefsten Schmerzes stets den richtigen Ausdruck, die Erzählung aus „Tann häuser" war eine Glanzleistung von fascinirender Wirkung. Wenig angebracht ist jedoch ein solches Pathos bei der Arie aus der Schöpfung „Mit Würd' und Hoheit angethan"; die Hayvn'sche Komposition verliert dadurch den ganzen Reiz ihrer frischen Natürlichkeit. Auch bei den Liedern trug der Sänger manchmal zu stark aus, so besonders im Erlkönig; dabei büßte die Brust stimme in den hohen Lagen oft an Wohlklang ein, während die virtuose Behandlung der Kopfstimme stets anzuerkennen war. Die übrigen Lieder waren meist zu rührselig und wirkten nur durch den meisterhaften Vortrag. — Diskret und mit feinem Ver- ständniß führte Herr Adolf Eriksen die Begleitung am Flügel aus. In den Stücken, die er allein vortrug, zeigte der Pianist eine vorzügliche, nie versagende Technik, vor Allem in dem graziösen Menuett von Dreyschock und dem Spinnerlied von Wagner-Liszt. Bei Chopin ist eS allerdings mit der Technik allein nicht gethan, und hier gerade ließ die Auffassung viel zu wünschen übrig; dem wundervollen vss-äur-Mittelsatz des Fantasie-Impromptu fehlte der ganze Duft und die ganze Poesie der Chopin'schen Muse. Das Rondo aus Beethovens ^s-äur- Sonate klang infolge allzu ausgiebigen Gebrauchs deS Pedals verschwommen. " Aus dem Bureau des Stadttheaters. Am Mittwoch gelangt das am Sonntag mit lebhaftestem Beifall aufgenommene Schauspiel „Philippine Welser" von Oscar Redwitz bei kleinen Preisen letztmalig zur Aufführung. ** Benefiz Ferry. Am Freitag dieser Woche findet das Benefiz für den Oberregisseur und Bureauches unseres Stadt theaters Herrn Carl Ferry statt. Seit Jahren haben es sich die Theaterfreunde angeicgen sein lassen, diesen Theaterabend zu einem für den verdienten Künstler und vielbeschäftigten Beamten in jeder Beziehung erfreulichen zu gestalten. Bei der langjährigen Thätigkeit des Herrn Ferry an unserem Stadttheater bedarf es einer Anregung des Interesses für dessen Benefiz-Abend wohl nicht, wir weisen indessen auch an dieser Stelle gern aus den selben empfehlend hin. Zur Aufführung gelangt dieses Mal das dreiaktige humorvolle Lustspiel „Das Heirathsnest" von G. Davis, in welchem Herr Ferry die Rolle des Oberst von Grodicki spielen wird. Das Lustspiel wurde hier vor sieben Jahren gegeben; cs hatte sich damals eines durchschlagenden Erfolges zu erfreuen. Verschiedenes. * Juristendeutsch. Die „Grenzboten" berichten: In einer Strafkammersitzuna wurde kürzlich folgender Eröffnungsbe schluß verlesen: „Auf Antrag der königlichen Staatsanwalt schaft wird 1) gegen den Schustergesellen Ä., 2) gegen den Käuk- mannslehrling B., geboren am 1. Juli 1883, welche hinreichend verdächtig erscheinen, am 2. Januar 1899, mithin zu 2 zu einer Zeit, wo er das zwölfte, nicht aber das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatte, gemeinschaftlich, und zwar zu 1, nachdem er im Jnlande wegen Betrugs einmal, nämlich zufolge Urtheils des königl. Schöffengerichts zu L am 10. März 1890, und we gen darauf begangenen Betruges zum zweiten Mal, nämlich zufolge Urtheils der Strafkammer oes konigl. Landgerichts zu N am 3. Oktober 1893 bestraft worden, den Entschluß m der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvortheil zu ver schaffen, das Vermögen eines anderen dadurch zu beschädigen, daß sie durch Vorspiegelung falscher bez. Unterdrückung wahrer Thatsachen einen Jrrthum erregten, durch Handlungen belhä- tigt zu haben, welche einen Anfang der Ausführung des Ver gehens des Betruges enthielten, indem beide Angeklagte durü die unwahre Angabe, sie seien vom Schustermstr. K. beauftragt, für diesen Backwaaren auf Kredit zu kaufen, der Angeklagte ru 1 auch durch Verschweigung der Thatsache, daß er vom Schuster meister K. am 1. Januar 1899 entlassen war, in dem Bäcker L. einen Jrrthum zu erregen und diesen zu bewegen suchten, ihnen Backwaaren ohne Bezahlung zu verabfolgen — das Hauptv-r- fahren vor der Strafkammer H des königl. Landgerichts zu Ö. eröffnet." * Wir lesen im „Prometheus": Der wohl zuerst von E. Sonstadt (1872) direkt uachgewiesene GolVgehalt des MeerwafierS wurde später von Ehr. A. Münster (1891) zu 5 mA in der Tonne (bei einem gleichzeitigen Silbergehalte vou 20 wA) von A. Liversidge in Sydney aber (1895) zu ungefähr 0,5—1,0 grain --- 30—60 mx (neben etwa der doppelten Menge von Silber) bestimmt, wonach Professor Vogt in Christiania die Gesammtmasse deS im Ozean gelösten GoldeS auf 37,500 Mill. Tonnen (zu je 1000 kx) berechnete. Bei einer 1897 veröffent lichten, nach einer neuen, anscheinend zuverlässigeren Methode ausgeführten Untersuchung erhielt jedoch John Don in Otago (Neu-Seeland) auS je 100 Lx eingedampften SeewasserS nur 0,42 bis 0,46 mA Gold, also nur etwa den zehnten Theil des von Liversidge berechneten QuantumS und beinahe ebenso viel, als Münster gefunden hatte. Bleibt danach die Masse deS ge- sammten im Ozeanwasser gelösten Goldes immerhin kolossal (sie war von anderer Seite zu nur 100 Millionen Tonnen berechnet worden), so ist deren Vertheilung doch eben so ungeheuer fein (0,000,000,046 Prozent!), daß einerseits die bedeutenden Differenzen ihrer bisher ausgeführten Mengenbestimmungen nicht wunderbar erscheinen, und man andererseits wohl begreifen kann, daß es Don nicht gelang, einen Absatz ozeanischen GoldeS in jüngst ent standenen Ablagerungen an der Meeresküste nachzuweisen, selbst wenn solche aus organischen Stoffen und Sulfiden bestanden, die als Reagentien für Goldlösungen gelten dürfen. Da die Löslichkeit des Silbers für viermal größer angenommen werden darf als die des Goldes, könnte man auS den von Münster angegebenen Zahlen schließen, daß von diesen beiden Edelmetallen in der dem Wasser zugänglichen Erdkruste ungefähr gleich große Mengen vorhanden sind. * Die 36jährige verwittwete Gräfin Vilma Dunin-Borkowska in Wien wurde am Sonntag Nacht im Schlafzimmer gänz lich Verkohlt aufgefunven» Es scheint, daß sie bei Kerzen licht im Bette liegend ein Buch oder eine Zeitung las und während des Lesens einschlief; durch einen unglücklichen Zufall dürsten die Vorhänge des Himmelbettes Feuer gefangen haben, worauf die Gräfin aus dem Bett sprang, aber, ehe sich retten konnte, erstickte. Ein kleines Hündchen, das bei der Gräfin im Bette schlief, ist erstickt. Das Buch oder die Zeitung, worin die Gräfin gelesen hatte, wurde nicht vorgefunden und scheint mit verbrannt zu sein. Die Gräfin war seit zehn Jahren Wittlve, ihr Gatte starb im Jrrenhause. * -»Wie man achtzig wir-" —unter diesem Titel erzählt Rosegger in seiner launigen Weise im neuesten Heft des „Heim garten" folgendes Erlebniß: Von jeher war ich der Uebn- zeugung, daß wir klugen Städter von den schlichten Landleuten Manches lernen könnten. Wenn ich daher manchmal mit einem Stadtherrn über Land ziehe, so geht's nicht ganz ohne Tendenz ab. Ich will ihm — so unauffällig als möglich, das wohl — Lebensseiten und Charaktereigenschaften zeigen, die anstrebens- werth wären. Besonders die Arbeitsamkeit, Bedürfnißlofigkeit und Nüchternheit des Waldbauernvolkes trachte ich als gutes Vorbild in's rechte Licht zu rücken. So konnte man im vorigen Sommer, als ich mit meinem Freund, dem stets eß- und trink lustigen Professor G., Bergwanderungen machte, eines Tages nicht vorübergehen an einem alten Holzknecht, der im Wald mit frischem Schwung die Scheiter klob. Haar und Bart waren weiß wie Eis; aus seinem gerötheten Gesicht und lebhaftem Auge aber blickte so viel Gesundheit und schlichte Bravheit, daß er nach meiner Meinung wohl geeignet sein mochte, mit kleiner, unmaßgeblicher Anwendung auf meinen Professor als Beispiel, wie man auch ohne allzuhäufige lukullische Genüsse stark bleibep und alt werden könne. „Alleweil fleißig, fleißig!" sprach icb den Mann an. „Passirt!" antwortete er und senkte seine Art zu Fuß. „Ist wohl ein etwas hartes Lärchenholz," redete ich weiter. Worauf er entgegnete: „Hart ist's schon, aber Lärchen- Holz ist's keins. Aus Lärchen macht man sein Lebtag keine Brennscheiter." Mein Begleiter klopfte mir auf die Achsel: „Siehste, sichste! Man braucht just kein Professor zu sein, und kann von der Waldwirthschaft doch nichts verstehen." Warte nur, Du alter Heide, dachte ich, man soll Dich schon noch ab führen. Und fragte hierauf den Holzknecht: „Sagt mir einmal, Freund, wie alt seid Ihr denn?'^ Der antwortete: „Wie alt? Ich thät's wohl nicht wissen, wenn mir's nicht erst vor etlichen Tagen unser Herr Pfarrer gesagt hätte. Ein Achtziger that ich halt schon sein. Na, einem Pfarrer muß man schon glau ben." „Ein Achtziger! Und so rüstig noch! Ei, da möchte man von Euch schon was lernen. Wir von der feineren Gatt ung, wir! Uns thät's nicht schaden, wenn uns einmal wer sa gen wollte, wie man leben soll, um so alt zu werden. So stock- kerngesund mit achtzig Jahren noch. Was thut Ihr denn?" Er hat sich auf seinen Axtstiel gestützt und schreit lustig her: „Ich, daß ich so alt und gesund bin? Was ich thua? Saufen thuar ih!' Man kann sich's denken, wie jämmer lich ich dagestanden bin mit meinem Naturmenschen vor dem Professor, dem höhnisch lachenden. Doch es war natürlich so schlimm nff >t gemeint. Nur zu dick aufaetragen hatte er, diese: ungeschickte Waldmensch. Es stellte sich ja bald heraus, was er unter „Saufen" verstand. Wenn in der Gegend der Typhus drohte, oder die Cholera, oder die schwarzen Blattern grassirten, da -fing der Mann her und „soff". Nämlich er trank Wachol derbranntwein, welcher im Volke als bestes Schutzmittel gegen Ansteckungen beliebt ist. Ob er sich auch vor anderen Ansteckun gen manchmal mit Wacholderbeeren schützt, etwa, wenn mes
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